Darya Natürlich kannte sie diese Engel ncht, das brauchte Ash nicht zu betonen. Dazu hätte sie ja im Himmel sein müssen. Sie erwiderte nichts mehr, hatte ebenso wenig das Bedürfnis, auf ein weiteres Gespräch wie er. Es waren einfach zu viele Informationen, die dieser Tag gebracht hatte, zu viele alles verändernden Details und Kehrtwenden, die es erstmal zu verarbeiten gab. Darya blieb einen Moment noch stumm auf der Bettkante sitzen und betrachtete den jungen Mann, der ihr mittlerweile den Rücken zugekehrt hatte. Er tat ihr unendlich leid und sie möchte so gerne alles wieder gut machen. Nicht nur ihren Fehler sondern auch das, was die Engel ihm sein ganzes Leben lang angetan hatten. Das war alles einfach so falsch, so verkehrt und verboten. Und alles nur wegen ihr. Ja, wahrscheinlich setzten die Engel tatsächlich ziemlich viel auf ihre Rückkehr, wenn sie bereit waren, solche Wege einzuschlagen.. Als sie sich ein paar Minuten später schliesslich doch noch erhob und kurz im Bad verschwand, war sie schon wieder total in Gedanken versunken. Auch, als sie schliesslich mit offenen Haaren und im Schlafshirt zurück ins Bett schlüpfte, hatte sich das nicht geändert. Eigentlich war sie totmüde und wollte nur noch schlafen. Aber wieder machte ihr Gehirn ihr einen Strich durch die Rechnung und sie lag noch lange Zeit einfach still da und starrte die gegenüberliegende Wand an. Ob es irgendwas zu bedeuten hatte, dass die Engel so viel Wert auf ihre Rückkehr legten? Hatte sie irgendeine Aufgabe? Wollte sie eine weitere Aufgabe, nachdem sie mit allen bisherigen so grossspurig versagt hatte? Was war mit Ash? Was wollte er und wie konnte sie irgendwie irgendwas irgendwann wieder gut machen? Er hatte das Glück doch mehr verdient als irgendwer sonst, der an dieser Geschichte beteiligt war, er hatte nie irgendwas falsch gemacht, seit sie ihn getroffen hatte. Nichtmal dann, als sie ihm das grösste Unrecht getan hatte, war er ausgerastet ihr gegenüber, nicht mal dann hatte er das unkontrollierte Temperament und die Wut nach aussen getragen, die den Dämonen immer nachgesagt wurde. Lange noch kreisten ihr diese Gedanken durch den Kopf, bis der erlösende Schlaf sie schliesslich einholte und immerhin ein paar Stunden für Ruhe sorgte. Natürlich nicht ohne Alpträume, die sie immer wieder unbewusst dazu animierten, sich im Bett hin und her zu wälzen. War allerdings wirklich kein Wunder, da die Träume sie ein Leben lang schon immer plagten. Immer, nachdem etwas Schlimmes passiert war. Und damit hatte der letzte Tag ja ziemlich grausam geglänzt.
Ashton war ziemlich schnell in einen tiefen, dunklen Schlaf abgetriftet der ihm weder Träume, noch sonst etwas anderes schenkte. Ein erholsamer und ruhiger Schlaf, trotz allem was geschehen war. Vermutlich war er selbst zum träumen zu müde gewesen, wofür er aber ganz dankbar war. Dabei hatte der Dunkelhaarige ohnehin eher selten bis gar nie irgendwelche Träume an die er sich erinnern konnte, ob das seltsam war? Nicht wirklich, auch wenn einige Engel sich immer wieder über das unterhalten hatten, was sie in der letzten Nacht geträumt hatten. Über Gott, irgendwelche Merchenprinzen, ihre Bestimmungen, was auch immer... er hatte zugehört, manchmal eine eigene kleine Geschichte erfunden die er sich selbst in dem Moment zusammen gesponnen hatte ohne dass sie wahr war, aber zumeist hatte er sich einfach aus diesen Gesprächen herausgehalten. Als Darya sich in den frühen Morgenstunden abermals durchs Bett wälzte und ihm dabei ihren Ellenbogen in die Seite rammte, wachte Ashton auf - dieses Mal nicht nur in einen leichten Dämmerschlaf, sondern vollkommen, sodass er noch einige Minuten stumm an die Decke des kleinen, tristen Zimmers starrte, bevor sein Blick zu der jungen Frau neben sich glitt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sogar seine Schuhe noch trug. Als sich dann sein Magen mit einem leisen Grummeln und unangenehmen Ziehen meldete erhob er sich, streckte die Arme über den Kopf und unterdrückte ein aufkommendes Gähnen, bevor er aufstand und wenig später das Zimmer verließ, dem verlockenden Duft eines tollen Frühstücksbuffets folgend. Ganz so toll wie es roch war es zwar nicht, aber ein paar frische Brötchen, sowie ein wenig Wurst und Käse, Marmelade und Aufstrich waren aufgetischt, wobei Ashton sich zwei Teller schnappte, beide mit einem Brötchen und Wurst sowie Käse belud und anschließend wieder rauf ins Zimmer schlurfte. Dort stellte er beide Teller auf dem Schreibtisch ab, Darya schlief noch immer, ging nochmal aus dem Zimmer zu dem Kaffeeautomaten am Ende des Flurs, ließ zwei Kaffee raus und stellte diese wenig später ebenfalls zu den Tellern auf den kleinen Schreibtisch. Anschließend beschloss er erstmal eine Runde Duschen zu gehen, sich aus den Alten, stinkenden Klamotten zu befreien die er nun seit zwei Tagen durchgängig trug. Im Bad schloss er ab, befreite sich eben aus jenen Klamotten und stand nur wenig später unter der Dusche, die einfach kein wirklich warmes Wasser herabregnen lassen wollte. Aus diesem Grund war Ashton auch innerhalb von fünf Minuten wieder aus der Dusche raus, trocknete sich notdürftig ab und wickelte sich eines der Handtücher um die Hüften, bevor er mit feuchten, zerzausten Haaren wieder ins Zimmer stapfte, weil dort sein Rucksack mit den Ersatzklamotten stand.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Bis in die frühen Morgenstunden wurde sie von den Alpträumen geplagt. Fast pausenlos, aber sie konnte nicht aufwachen. Es fühlte sich an, als wäre sie darin gefangen, bis ihr Gehirn sich dazu erbarmte, sie wieder zu befreien. Und das dauerte ziemlich lange. Als sie schliesslich endlich mit einem angestrengten Keuchen die Augen aufreissen konnte, sass sie mit einem plötzlichen Ruck aufrecht im Bett und blickte Ashton direkt aus grossen Augen an. Er.. trug ein Handtuch. Wann hatte er geduscht? Das Zimmer roch nach Brötchen und Kaffee. Ihr Blick fiel auf den Tisch. Hatte er Frühstück geholt? Darya rieb sich kurz über das müde Gesicht, schaute wieder zu Ash. „Guten Morgen... Bist du schon lange auf?“, fragte sie leise, weil sie wohl schon wieder überdurchschnittlich lange geschlafen hatte. Eine Moment noch hing ihr Blick an ihm fest, dann wandte sie sich ab, da sie ihn immerhin nicht anstarren wollte. Sie schwang die schlanken, nackten Beine aus dem Bett, strich sich ein paar verklebte Strähnen aus dem Gesicht und blinzelte einen Augenblick ihre Füsse mit den perfekt in schwarz lackierten Nägel an. Ob sie das ändern sollte? Das ganze Schwarz in ihrem Leben zu fröhlichen Farben, wie sie es immer irgendwo gewollt hatte? Nein, eigentlich fühlte sie sich noch nicht bereit für einen solchen Schritt. Noch war sie lange kein Engel, nichtmal ansatzweise. Das Wissen über ihre wahre Herkunft reichte längst nicht aus, um sie zu dem Wesen zu machen, das zu sein sie ursprünglich geboren war. Langsam erhob sich die junge Frau aus dem Bett, verschwand ganz kurz im Bad, verschob die Dusche aber direkt auf nach dem Frühstück. Sie hatte Kaffee gerochen und Kaffee wurde kalt. Also bändigte sie ihre Haare in einem halbwegs ordentlichen Dutt und ging zurück ins Zimmer, wo sie noch in eine Shorts schlüpfte, da es ihr auf Dauer doch unangenehm wäre nur im Höschen und Schlafshirt. Auch wenn sie so oft mit Ash am Strand gewesen war, dass er, selbst ohne besondere Aufmerksamkeit, längst wissen dürfte, wie ihre Beine eben aussahen. Als sie sich nun aber in die Hose bequemt hatte, setzte sie sich auf einen der beiden Stühle und betrachtete noch etwas schläfrig das Essen. „Danke.. fürs Frühstück“, wandte sie sich erneut an den Dunkelhaarigen, wobei tatsächlich vollkommen unbewusst ein kleines Lächeln ihr trauriges Gesicht erhellte.
Gerade als er aus dem Badezimmer kam, wachte Darya auf, die ihn aus verschlafenen, müden Augen heraus anblickte. Auf ihre Frage hin ob er schon lange wach war verkniff er sich den Kommentar, dass er überhaupt nur wegen ihr wach war, weil das Bett zu eng war und sie nicht eine Sekunde ruhig geschlafen hatte. Er hatte keine Lust sich direkt wieder ins 'Getümmel' zu stürzen und weiß Gott was herauf zu beschwören. Also zuckte er nur ein wenig mit den Schultern, bevor er den Kopf schüttelte und ein "Vielleicht zwanzig Minuten oder eine halbe Stunde" zur Antwort gab, bevor er sich seinen Rucksack schnappte, aus dem er eine frische Boxershorts kramte und dann nochmal ins Badezimmer verschwand um sich von dem Handtuch zu befreien und in die Boxershorts zu schlüpfen, sodass er das Handtuch wenig später über die Heizung hängen konnte und zurück ins Zimmer ging, wo ihm nun für das Frühstück gedankt wurde. "Probier es lieber erst, bevor du dich bedankst.." versuchte er die mehr als angespannte Situation zwischen ihnen ein wenig zu entschärfen. Gelang ihm vermutlich eher schlecht als recht, aber konnte wenigstens behaupten es versucht zu haben. Das Buffet hatte allerdings echt relativ gut ausgesehen - also brauchte sie vermutlich nichts zu befürchten. Wenn es wirklich so übel ausgesehen hätte, hätte er sich nämlich erst gar nichts mit genommen. Er schlüpfte nun noch in sein Shirt, bevor er sich gegenüber von ihr an den Tisch sinken ließ um sich einen der Teller heran zu ziehen und auch einen der Becher mit dem nun nur noch leicht dampfenden Kaffee zu schnappen. Er nahm einen Schluck - und verbrannte sich tatsächlich noch immer den Mund an dem Gebräu, sodass er den Becher mit leisem Grummeln wieder zurück auf den Tisch stellte und stattdessen das Brötchen auf schnitt und mit der Wurst und dem Käse belegte den er mitgebracht hatte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie bedankte sich nicht, weil das Essen gut war, sondern weil er es gebracht hatte… Aber egal, das dürfte ihm eh schon klar sein. Die junge Frau widmete sich nun voll und ganz dem Frühstück, allerdings nicht für lange. Denn wieder war die Stille, die eingekehrt war, einfach alles andere als angenehm. Und so hob sie, kaum hatte sie die erste Hälfte ihres Brötchens gegessen, ihren Kopf wieder, musterte ihn direkt und mit einem offenen Fragezeichen im Blick. „Gibt es irgendwas in dieser - oder einer anderen - Welt, das ich tun könnte, damit du mir vergibst, Ash? Ich weiss, dass ich nicht in der Position bin, Forderungen zu stellen. Dass es tausend Gründe gibt, warum du mich hassen solltest. Aber du hast dem hier zugestimmt, also werde ich, falls du deine Meinung nicht änderst, wahrscheinlich noch eine Weile deinen Weg teilen. Es tut mir leid, alles, glaub mir. Aber wenn ich nur eine Sache rückgängig machen könnte, einen Einzigen meiner vielen Fehler, wären es die paar Minuten im Keller…“, ihre anfangs noch feste Stimme, wurde immer leiser, bis sie am Ende fast wieder ins Flüstern überging. Trotzdem hatte sie ihren Blick nicht abgewandt, sich gezwungen, ihn anzublicken - ganz egal, wie viel ihre Augen auch jetzt wieder über ihre Gefühle, die sie niemals recht verstecken konnte, verrieten. „Ich will nicht, dass wir am Ende auf verfeindeten Seiten stehen… Der Gedanke allein ist schrecklich, ganz egal, ob wir dazu geboren und dazu erzogen wurden."
Gab es etwas, das sie tun konnte, damit ernicht mehr wütend auf sie war? Ehrlich gesagt hatte er sich bis zu diesem Moment, bis zu ihrer Frage noch gar keine Gedanken darüber gemacht ob es da etwas gab oder nicht. Aber mal ehrlich? Säße er hier, hätte ihr Frühstück mit nach oben gebracht und wäre mit ihr vor Abel geflüchtet, wenn es nicht den Hauch einer Chance geben würde? Vermutlich nicht, was sie sich denken konnte. Zumindest wenn sie ein wenig gesunden Menschenverstand besaß, immerhin hätte er sie auch einfach wortwörtlich zum Teufel jagen können, diese Chance hatte er immerhin gehabt. Noch vor nicht einmal einem Tag in seiner eigenen Wohnung, er hätte nur warten müssen, bis Abel zurückgekehrt wäre, ihr Flehen zu gehen ignorieren müssen. Aber er hatte es nicht getan und jetzt saßen sie hier, schwiegen sich an bis Darya das Wort ergriff und das Schweigen brach. Ashton brauchte einen ganzen Moment lang um sich überhaupt zu einem Schulterzucken zu überreden. "Du kannst es aber nicht rückgängig machen..." erwiderte er fürs erste, bevor er wieder von seinem Brötchen abbiss und den Blick auf dieses senkte. Wobei ihm relativ schnell bewusst wurde, dass er diese Antwort nicht als einzige zwischen ihnen im Raum schweben lassen konnte, das machte die gesamte Situation noch unerträglicher als sie ohnehin schon war. "Hör zu - gib mir einfach Zeit ohne mich andauernd daran zu erinnern, dann wird das schon wieder werden. Okay?" Zwar waren das auch nicht gerade die aufmunterndsten Worte, aber immerhin ließen sie ein wenig Hoffnung aufschimmern, dass noch nicht alles verloren war. War es auch nicht, er versuchte sich zumindest immer wieder einzureden, dass sie im Grunde ja gar nicht anders konnte, weil Abel sie ihr Leben lang darauf ausgebildet hatte. Auch wenn sie Beide im Keller dort unten alleine gewesen waren und das ganz alleine ihre Entscheidung gewesen war.. das konnte er schlicht und ergreifend nicht ausblenden, so gerne er das auch tun würde. "Und wir stehen nicht auf verschiedenen Seiten - sonst wären wir jetzt Beide nicht hier, okay?" War doch so, zumindest in seinen Augen und Ashton hatte auch nicht vor sich auf irgendeine Seite zu stellen, weder auf die der Engel, noch auf die der Dämonen. Keine Seite hatte auch nur noch den Hauch eines Reizes an ihn. Wobei er von der Hölle schon immer alles schlechte gehört hatte, von den Engeln hingeben niemals. Und was war geschehen? Sie hatten es der Hölle gleich getan und sich auf eine Ebene mit dieser gestellt, waren kein Deut besser wenn man den Dunkelhaarigen fragte der ebenso wie Darya sein gesamtes Leben lang belogen worden war. Nur, dass seine angebliche Familie immer fest behauptet hatte ehrlich und besser zu sein als die Hölle - ganz im Gegensatz zu dieser, von dieser war allseits bekannt, dass diese log und betrog um zu erhalten was sie eben haben wollten. Sie bestanden nicht darauf, dass man glaubte sie seien die "Guten" obwohl sie es nicht waren. "Ich will auf gar keiner Seite stehen, die Engel sind nicht besser als die Dämonen, wenn du mich fragst."
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Das wusste sie ja. Wenn sie es rückgängig machen könnte, hätte sie es getan, aber da sie nicht mit dieser Fähigkeit gesegnet war, eben nicht. Und diese Antwort war wirklich wenig zufriedenstellend oder erfreulich, weshalb auch Darya entmutig und schweigend wieder den Blick senkte, das Essen betrachtete. Sie war wirklich froh, dass er dann noch was sagte und es nicht bei diesem einen Satz beliess, der die Spannung nochmal ums Zehnfache gesteigert hatte. Sie nickte bedacht, versuchte, sich mit dem weiteren Verlauf dieses ungemütlichen Gespräches einfach zufrieden zu geben. Auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie sich nicht doch eher eine einfache Antwort, eine Sache, die sie eben tun konnte, gewünscht hätte. Dann hätte sie etwas gehabt, woran sie arbeiten konnte. Jetzt blieb ihr nur das Warten. Aber je nach dem, was für eine Aufgabe er sich ausgedacht hätte, wäre sie dann wohl doch auch wieder froh gewesen, einfach warten zu können. So oder so hatte sie sich damit abzufinden und würde sich bemühen, ihn eben nicht mehr daran zu erinnern. Vielleicht würde sie es dann ja selber irgendwann etwas leichter verdrängen können… Sich irgendwann selber verzeihen. Die Schwarzhaarige hob den Blick etwas zaghaft wieder, als Ashton ein drittes Mal zu einer Erwiderung ansetzte. Ein etwas schräges, aber durchaus ernst gemeintes Lächeln zog über ihr Gesicht, während sie innerlich doch etwas beruhigt aufatmete. Ja, jetzt standen sie nicht auf verschiedenen Seiten, das war ihr schon klar. Aber so wie er redete, hatte er auch nicht vor, sich direkt Abel und dem Teufel anzuschliessen. Das hatte er zwar gestern schon mehr oder weniger bestätigt, aber es tat doch sehr gut, es nochmal zu hören zu bekommen. „Das ist gut…“, meinte sie leise und nickte nochmal vorsichtig. Was sie mit seiner letzten Äusserung anfangen sollte, wusste die Engelstochter noch nicht so wirklich. „Wenn man bedacht, dass sie dich entführt und mit dem Glauben grossgezogen haben, dass du einer von ihnen wärst… Dann sind sie tatsächlich nichts besseres…“, meinte sie dann aber. Sie konnte nicht leugnen, dass in ihrer Stimme eine gewisse Trauer und Melancholie mitschwang, weil sie sich halt doch irgendwo mehr erhofft hatte von den doch so gerechten und friedfertigen Himmelsgeschöpfen. Wo in dieser Geschichte ging denn die ganze Güte, Vergebung und Nachsicht der Engel verloren?? Wenn sie ein Kind derart verdrehten, dazu zwangen, sich vollkommen von seinem eigentlichen Wesen abzuwenden und etwas anderes zu sein, als es tief in seinem Herzen immer bleiben würde? "Sind sie auch so grausam? Wenn man gegen die Regeln verstösst oder was Falsches tut? Oder schauen sie dich einfach nur unglaublich enttäuscht an, bis du langsam daran kaputtgehst, wie es in der Hölle immer erzählt wird?", fragte Darya leise weiter, auch wenn sie nicht wusste, ob sie die Antwort wirklich kennen wollte.
Ja, sie hatte es auf den Punkt gebracht, sie waren nicht besser genau aus einem Grund: Dass sie genau das getan hatten, was auch die Hölle getan hatten und sich dabei dennoch auf eine höhere, bessere Ebene stellten als diese. Das war lächerlich, er würde sich glatt dafür schämen, wenn er wirklich ein Engel wäre. Da er aber keiner war, alles ein wenig Sinn ergab war das irgendwie nur halb so schlimm.. Er hatte über die letzten zwei Tage einfach nur eine unglaubliche Wut auf den Himmel entwickelt, etwas das er zuvor noch niemals so intensiv verspürt hatte. Nicht einmal, als Darya versucht hatte ihn zu töten. Als sie das Wort dann erneut an ihn richtete und ihn fragte was im Himmel geschah, wenn man seine Aufgabe nicht korrekt erledigte, sank Ashton tiefer in seinen Stuhl hinein. Er hatte nicht bewusst erlebt, dass ein Engel seine Aufgabe nicht erfüllt hatte, waren es doch sehr gefolgsame und wenig rebellische Wesen. Und wenn er selbst einmal einen Fehler gemacht hatte, hatte man schnell darüber hinweg gesehen, vermutlich weil man nur im Blick hatte für was er da war und der Rest der Ausbildung mehr Formalität war, damit er keine Fragen stellte wieso er anders behandelt wurde als die anderen. "Ehrlich gesagt habe ich nie erlebt, dass ein Engel gegen eine Regel verstoßen hat, sie sind..." Ashton atmete tief ein und wieder aus, weil er das richtige Wort suchte, ein anderes für gefolgsam, aber ihm fiel nicht wirklich etwas ein "..sie sind sehr fügsam. Sie erfüllen ihre Pflicht." teilte er ihr schließlich mit und beendete den zuvor begonnenen Satz somit. Ob sie damit nun zufrieden war oder nicht war dabei relativ egal, es entsprach der Wahrheit und keine Ahnung ob sie das hatte so hören wollen oder nicht. Vielleicht wägte sie ja aktuell ab ob sie in den Himmel zurückkehren sollte oder nicht, auch wenn sie keinerlei Erinnerungen mehr daran hatte. Genau darum stellte sie ihm sicherlich auch diese Frage und wer wusste schon, wie viele dieser Art noch folgen würden. Ashton widmete sich wieder seinem Brötchen, das mittlerweile fast aufgegessen war und trank zuletzt auch noch seinen Kaffee aus.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Irgendwie hatte sie eine andere Antwort erwartet. Entsprechend gross wurden ihre Augen für einen Moment, als sich das Erstaunen auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Sie machen keine Fehler? Das klingt unglaublich…diszipliniert“, meinte die junge Frau, suchte nach dem richtigen Wort, ohne es zu finden und starrte dabei ihr Brötchen an, welches sie bisher noch kaum berührt hatte. „Oder die Regeln sind so leicht zu befolgen, dass ein Misstritt gar nicht in Frage kommt…“, fügte sie nachdenklich an, da das durchaus auch eine Option war. Was wusste sie schon. Sie konnte sich nicht an den Himmel erinnern, kein Bisschen. Sie wusste ja nicht mal, wie alt oder eher jung sie gewesen war, als sie das letzte Mal dort aufgewacht war. So oder so aber offenbar zu klein, um Erinnerungen daran zu haben. Oder aber all die Jahre in der Hölle hatten das verdrängt, was ihr einstmals geblieben war. Nun vorerst wieder schweigend, widmete auch die Schwarzhaarige sich dem Essen vor sich. Sie wollte keinen rechten Hunger haben, aber doch war ihr klar, dass sie essen sollte. Sie konnte sich im Moment echt kein Energiedefizit leisten, wo sie keine Ahnung hatte, wann sie das nächste Mal Fliehen durfte. Nach dem Essen verschwand auch sie kurz im Bad, um sich wenig begeistert unter die kalte Dusche zu stellen und sich dann frisch einzukleiden. Rasch putzte sie noch ihre Zähne, brachte eine ungefähre Ordnung in ihre wirren, feuchten Haare und trat dann nach kaum einer Viertelstunde zurück zu Ash ins Zimmer. Jetzt galt es wohl, sowas wie einen Plan für den heutigen Tag zu fertigen. Oder allgemein für die Zukunft. Und sie hatte absolut keine Ahnung, was sie tun sollten. Wo sie im ersten Moment wohl tatsächlich mit einem Ja auf die Frage, ob sie in den Himmel wollte, geantwortet hätte, war sie sich je länger je mehr nur umso unsicherer. Da war zum einen das mit der Angst davor, dass sie im Himmel nicht mehr willkommen wäre, das hatte sie Ash gestern schon gesagt. Aber viel mehr fragte sie sich auch, ob sie selber wirklich zu den Engeln gehören wollte, die selber so fehlerhaft waren und sich doch als perfekt und makellos zeigten. Und sie wollte die Verpflichtungen nicht, die im Himmel warteten. Was auch immer das wäre, sie wollte es nicht. Keine neuen Leute - Engel - die ihr sagten, was sie zu tun hatte, die ‘nur das Beste’ für sie wollten, immer ‘nur das Beste’. Was auch immer das war. Das wussten sie sicher nicht besser als Darya selber. „Es wäre schön, wenn wir uns sowohl im Himmel als auch in der Hölle einfach abmelden könnten, eine offizielle Auszeit nehmen und erst dann wieder zurückkehren, wenn uns danach ist. Dann könnten sie aufhören, uns zu suchen und einfach akzeptieren, dass wir unter die Menschen gegangen sind“, sinnierte die junge Frau vor sich hin. Sie hatte sich auf den Bettrand gesetzt und soweit zurückgelehnt, dass ihre Ellbogen sie auf der Matratzte abstützten, während ihre stahlblauen Augen die schmutzige Decke des Hotelzimmers durchbohrten. Das war es doch schlicht, was sie beide in ihrer Ungewissheit und dem ganzen Durcheinander brauchten: Eine Auszeit, um sich all dem klar zu werden, was geschah und geschehen war, was an der Zeit zu geschehen war und was niemals geschehen durfte.
Oder es bekam einfach nur niemand mit, der Himmel war ja offensichtlich perfekt darin seine negativen Seiten zu verschleiern und Ashton hatten sie nur nie wirklich bestraft, weil sie wussten wer er wirklich war und das ohnehin Hopfen und Malz verloren war? Oder aber weil er sowieso nur die eine Aufgabe hatte: Darya zu finden, heim zu bringen und dann verstoßen werden würde? Mittlerweile und je länger er über den Himmel nachdachte, desto mehr Abweisung empfand er diesem gegenüber. Ebenso wie den Kreaturen die daher stammten: Den Engeln. Den scheinheiligen, verlogenen, kein deut Besseren Engeln. Er zuckte nur mit den breiten Schultern auf ihre Worte bezüglich der Bestrafung. "Ich habe zumindest nie was mit bekommen - aber immerhin hab ich bis vor wenigen Tagen auch noch geglaubt einer von ihnen zu sein obwohl es nicht so ist; ganz ohne Fehler sind sie wohl doch nicht..." schnaufte der Dunkelhaarige, der seinen leeren Kaffeebecher nun vor sich auf dem Tisch abstellte. Das Brötchen war immerhin schon aufgegessen, Gott sei Dank, denn sein Appetit war mittlerweile auch schon gänzlich vergangen, je mehr und je länger er über dieses leidige Thema nachdachte, nachdenken musste. Auf ihre nächsten Worte seufzte er innerlich leise, ja das wäre schön. Und wenn es möglich wäre, besäßen bald wohl beide Seiten keine Rekruten mehr die sie herumscheuchen und für ihre Zwecke missbrauen konnten. Oder entführen. Was auch immer. "Dann hätten beide Seiten mit Sicherheit keine Leute mehr, die hinter ihnen stehen würden.." Ein Gedanke, den ihn in gewissem Maße irgendwie mit Genugtuung erfüllen würde, wenn er so darüber nachdachte. Aber da das ohnehin niemals der Fall sein würde, verscheuchte er ihn wieder so schnell wie er aufgetaucht war. Nach einigen Sekunden die er auf seine Hände gestarrt hatte, welche sich auf dem Tisch befanden und sie sich schließlich auf dem Bett absetzte, hob er den Blick wieder an um sie anzusehen: "Wir sollten uns einen Plan zurecht legen, was wir als nächstes tun..." Er hatte nur keinerlei Einfälle, was das sein könnte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Ja das war durchaus ein Argument.. Und dass die Engel nicht ohne Fehler waren, dafür war der junge Mann vor ihr in der Tat der lebende Beweis. Eigentlich würde es sie ja wirklich brennend interessieren, was für eine beschissene Überlegung hinter dieser Racheaktion - oder was auch immer es eben war - gesteckt hatte. Eine Menge Unsinn wahrscheinlich, aber Darya wurde das Gefühl nicht los, dass das nicht das Einzige gewesen war. Es musste einen Grund gegeben haben, warum ausgerechnet sie in die Hölle gebracht wurde und warum der Himmel sich zu einem Gegenschlag diesen Ausmasses entschieden hatte. Was Ashtons Aufgabe wirklich war, denn es konnte unmöglich sein, dass er nur dazu da war, sie zu finden. Dazu hätten die Engel auch einfach einen von ihnen ausbilden können. Oder einfach alle zusammen gut genug suchen, so schwer war es für sie ja auch nicht gewesen, Ashton am richtigen Ort zu platzieren, damit sie sich gegenseitig direkt in die Arme liefen. „Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich gäbe es noch immer genügend treue Seelen, die ihr überzeugtes Leben im Himmel beziehungsweise der Hölle geniessen möchten und somit für das Gleichgewicht sorgen. Ich habe keinen einzigen Dämonen getroffen, der irgendwo sonst lieber wäre, als in der Hölle und der irgendwas lieber täte, als seine Aufgabe auf der Erde zu erfüllen…“, redete sie nachdenklich in Richtung Decke, wobei doch eine Spur Verachtung in ihrer Stimme mitschwang. Auch alles, was sie mittlerweile über den Himmel erfahren hatte, änderte kein Bisschen was an der Tatsache, wie viel Hass, Angst, Abscheu und Abneigung sie gegenüber der Hölle empfand. Jetzt, wo sie sich all die Gefühle endlich eingestehen konnte, weil sie nun wusste, dass sie sie all die Jahre über nicht umsonst gespürt hatte. Einen Moment herrschte Stille, nachdem er den Plan angesprochen hatte, den sie noch nicht hatten. Ja, war der Schwarzhaarigen auch klar, dass sie unbedingt einen Plan brauchten und etwas tun mussten, um auf Abels potentielle Rückkehr vorbereitet zu sein. Und sie hatte ebenso keine Ahnung, was das sein könnte, wie Ash. Doch nach wenigen Minuten richtete sie sich langsam auf, blickte nachdenklich zu dem jungen Mann am Tisch, legte den Kopf schief und die Stirn in Falten. „Mein Lieblingsplan wäre ja, uns einfach zurückzuziehen und komplett zu verstecken. Alles zu vergessen und ein schönes Leben zu führen. Aber wir wissen beide, dass das nicht funktioniert. Also bleibt uns nur die Offensive, wenn wir nicht einfach abwarten wollen, bis wir gefunden werden während wir noch immer planlos dastehen. Ich schlage vor, dass wir umgehend damit beginnen, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Dass wir versuchen, herauszufinden, wer wir sind und warum es uns getroffen hat. Und warum es ihnen so wichtig ist, dass wir zurückkommen. Und wenn uns das Geld ausgeht, werden wir irgendeine Arbeit finden müssen, bis dahin sollten wir aber so viele Informationen wir möglich sammeln“, legte sie ihre Gedanken offen, wartete seine Reaktion darauf ab. Neugier war eine Tugend, die Engel wie Dämone gleichermassen quälte. Eine der wenigen Dinge, die sie verbanden. Und so zweifelte sie nicht daran, dass auch der Schwarzhaarige längst daran dachte, dass eventuell mehr hinter all dem stecken mochte, als sie bisher angenommen hatten...
~ ich springe dann mal so 1-2 Tage, hoffe das ist in Ordnung ~
Die letzten beiden Tage waren... ruhig verlaufen, wenn man das so nennen wollte. Zumindest war ihnen weder Abel, noch jemand anders aus Hölle oder Himmel begegnet, was Ashton langsam aber sicher wieder ruhiger schlafen ließ. Zumindest ansatzweise, die dunklen Ringe unter seinen Augen verrieten nämlich ganz anderes, obwohl man meinen könnte, sie gehörten zu ihm wie das rabenschwarze Haar und die dunklen Augen, ebenso wie der Schatten des Drei-Tage-Barts, der sich über seine markanten Züge zog. Über die letzten Tage hatten Darya und er sich viel unterhalten, manchmal über belangloses Zeug, einfach um sich abzulenken, manchmal aber vermutlich auch einfach, damit sie sich ein wenig wie normale Leute fühlten. Wie die Beiden Jungs, die neben ihnen ein Zimmer gemietet hatten und offensichtlich auf der Durchreise waren, weil sie Kanada bereisten. Im Laufe des heutigen Tages hatten sie sich dazu entschieden die kleine aber alte Bibliothek zu besuchen, die sich nicht weit von dem Motel befand, das sie bewohnten. Einfach in der Hoffnung irgendetwas zu finden, das ihnen weiter helfen konnte, auch wenn Ashtons Hoffnung diesbezüglich schwindend gering war. Über die letzten Tage hatte er das pessimistische Verhalten eines Dämons mehr angenommen, als ihm lieb war. Zumindest redete er sich das ein. Aber Optimismus war gerade wohl wirklich mehr als fehl am Platz, in ihrer Situation zumindest. Nun ja, spielte auch keine Rolle. Ashton drückte wenig später die schwere Holztür zu der alten Bibliothek auf, sodass Darya an ihm vorbei als erste das Gebäude betreten konnte, das schon von außen wahnsinnig geschichtlich, alt wirkte. Aber irgendwie.. passend, passend für eine Bibliothek mit alten Büchern und irgendwie vielversprechend - auch wenn diese Hoffnung sofort im Keim erstickt wurde. "Meinst du wirklich, wir finden ausgerechnet hier etwas?" Wieso nicht in jeder anderen Bibliothek auf dieser Welt? Wieso in dieser unscheinbaren, kleinen, wenig organisierten Bibliothek, wie er wenig später feststellte als er ein Buch mit dem Anfangsbuchstaben des Titels 'L' in der Reihe fand, in der eigentlich die Bücher mit dem Anfangsbuchstaben 'E' stehen sollten. E wie Engel und so ein Kram. Dabei wäre das doch fast zu offensichtlich, oder nicht? "Und nach was suchen wir denn überhaupt?" klang es erneut über seine Lippen, nur wenige Sekunden nach seinem letzten Satz, sodass der Frust der in den letzten Tagen in ihm heran gewachsen war deutlich wurde. Ashton hatte schon jetzt keine Lust mehr, es war fast schon beängstigend wie sehr seine Lauen doch in den letzten Tagen gekippt war, er gab sich nicht den Hauch von Mühe, auch nur zu verbergen wie sehr ihn diese gesamte Situation störte, auch wenn er sich teilweise wiederum auch damit arrangiert hatte und vor allem Darya gegenüber schon viel neutraler geworden war als noch zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Während sie am ersten Tag noch geglaubt hatte, dass Abel jeden Moment um die nächste Ecke hüpfen würde, beruhigte sie sich diesbezüglich immer mehr. Allgemein wurde sie nach zwei Tagen allmählich wieder etwas entspannter, ruhiger und ausgeglichener. Ashton schien sich zu bemühen, ihr nicht allzu feindselig entgegen zu treten und sie konnte gar nicht sagen, wie unglaublich dankbar sie ihm dafür war. Auch die Bilder in ihrem Kopf legten sich etwas, sie schaffte es zwischenzeitlich sogar, den toten Engelsarzt zu verdrängen, Nates Gesicht, das Blut, alles. Und Darya gewöhnte sich immer mehr an den Gedanken, kein Dämon zu sein, nie wirklich dazu gehört zu haben. Was auch der blonde Haaransatz, der schon wieder sehr deutlich zu erkennen war, ihr vor Augen führte. Umso wichtiger wurde ihr aber genau das, was sie nun seit zwei Tagen versuchten: Herauszufinden, was an der ganzen Sache dran war, warum es ausgerechnet sie getroffen hatte und was so wichtig an ihnen war. Die Bibliothek war ihre Idee gewesen. Sie hatte schon mehrfach das Gefühl gehabt, irgendwas zu spüren, wenn sie das Gebäude von aussen passiert hatten. Irgendeine Energie, etwas verlockendes, anderes, das sie nicht kannte aber doch wollte. Also warum nicht einfach mal schauen, ob ihr Geheimnis sich nicht vielleicht genau dort erklären liess? Vielleicht gab es ja Bücher, von Engeln geschrieben, die die Menschen lasen, ohne je zu verstehen, dass sie keine frei erfundene Geschichte zwischen den Finger blätterten. So abwegig war das doch gar nicht.. Sie trat ein in das eher düstere Innere der Bibliothek, wo ihr sofort der Duft von tausend Bücher, unendlichen Abenteuer und Jahrhunderte voller Erfahrung entgegenschlug. Die Atmosphäre war von der ersten Sekunde an fesselnd, irgendwie fremd und doch so vertraut für die junge Frau, deren Gesichtszüge sich fast automatisch lockerten, erstaunt nach aussen trugen, wie verzaubert sie von dieser Welt war. Ashtons kritische Frage zog sie einen Moment später wieder in die Realität zurück, sie wandte sich wieder ihm zu, wobei ein unpassendes aber doch amüsiertes Schmunzeln ihre Augen funkeln liess. „Mein' ich irgendwie schon, ja“, antwortete sie mit überraschender Sicherheit in der Stimme, von der sie selber nicht wusste, woher sie sie gerade gegriffen hatte. Sie wusste auch nicht, was sie suchte. Oder warum sie genau hier die Antwort auf ihre Fragen vermutete. Aber Fakt war, dass sie sich Einiges versprach von diesem einsamen Ort, der allein von Geschichten und einer strohblonden Bibliothekarin mittleren Alters bewohnt war, die immer mal wieder in bedachtem Tempo um die Regale schritt, Bücher betrachtete und ordnete, den Staub von den farbigen Rücken wischte und liebevoll jeden ihrer Schätze zurück an seinen Platz schob. „Die Frage ist nur… wo wir mit dem Suchen beginnen…“, murmelte Darya, strich andächtig über sieben Bänder einer Reihe, die direkt vor ihr thronten. „Engel… Himmel… Hölle…“, sinnierte sie vor sich hin, schob sich einige Strähnen aus dem Gesicht und trat auf die andere Seite der Regale. Für den Bruchteil einer Sekunde traf ihr Blick den der blonden Frau, die sie mit einem undefinierbaren Ausdruck anstarrte, dann aber rasch durch eine Seitentür verschwand, wahrscheinlich im Büro oder was wusste sie schon. Darya blickte ihr verwirrt nach, wandte sich dann aber wieder den Bücher zu. Alle perfekt in Reih und Glied vor sich hin glänzend, auf interessierte Leser wartend, damit sie all die Geheimnisse entfalten konnten, die sie in sich trugen. Alle, bis auf Eines, ganz unten, wo keiner es je suchen würde. Es war leicht herausgezogen, was unmöglich ein Zufall sein konnte, aber Darya war zu neugierig, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie beugte sich nach dem Werk, hob es hoch und drehte es zwischen ihren hellen Finger. Vergilbte Seiten, ein dicker, blutroter Einband, geziert mit einem einzigen Wort in grazilen, goldenen Buchstaben. ‘Darya’. „Was zum…“
Meinte sie also... Das half Ashton auch nicht, seine Motivation wieder zu finden, die sich offenbar unter dem größten, schwersten Stein versteckt hatte, den man auf dieser Gottverdammten - haha, welch Ironie - Welt nur finden konnte. Aber hey, war doch egal, wenigstens einer von ihnen Beiden hatte die Kraft und Motivation sich umzusehen. Aus diesem Grund und eben auch weil er einfach keine Lust hatte, zog er sich das Buch 'Moby Dick' aus dem Regal, weil er sich an den Titel nur zu gut erinnern konnte. Das war ihm in Kindertagen oftmals vorgelesen worden, er hatte es vergöttert, dieses Buch. Er hatte es wirklich sehr geliebt. Daher ließ er sich auf den nächstbesten Stuhl fallen, schlug es auf und strich mit den Fingern sachte über die glatten Seiten des Buches, welche mit alten, leicht vergilbten Bildern und leicht vergrauten Buchstaben bedruckt waren. Als er Daryas Stimme vernahm hob er kurz den Blick, senkte ihn aber auch wieder, um schon wenig darauf völlig in das Buch und die so bekannte und vertraute Geschichte vertieft zu sein. So dauerte es auch einen Moment, bis der scheinbare Erfolg der jungen Frau ihn wieder aus der Geschichte riss, die ihn sogar ein wenig Lächeln hatte lassen, obwohl sie ihn eigentlich an die Zeit erinnerte, die er die letzten Tage zu verfluchen gelernt hatte: Die Kindheit unter den Engeln, im Himmel, die offenbar auf einer einzigen, großen Lüge aufgebaut gewesen war. Allein dieser Gedanke ließ das selige Lächeln wieder verblassen, wobei er das Buch nun zu schlug, neben sich auf den Tisch legte, aufstand und in den Gang ging, in dem Darya sich befand. Seltsamerweise hatte er sofort gewusst welcher Gang es war, er hatte auch keinerlei Probleme damit gehabt zu wissen, dass sie fündig geworden war. Wieso auch immer, es fiel ihm eigentlich gar nicht auf, er nahm es für selbstverständlich. Langsam trat er an die Blondine heran, die ein altes - wirklich sehr altes - Buch in den zierlichen Händen hielt, auf welchem in goldenen, grazilen Buchstaben ihr Name stand. Ashton runzelte die Stirn, als er sich prompt zu ihr auf den Boden nieder ließ, mit dem Rücken gegen die Regale lehnte und den Blick vom Buch zu Daryas hübschem Gesicht gleiten ließ: "Was hat das zu bedeuten?"
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Sie hatte bisher nicht gewagt, den roten Einband aufzuschlagen, zu lesen, was sich hinter dem Buchdeckel versteckte. Dazu war die Sicherheit, dass das nicht einfach irgendein Roman war, der zufällig ihren Namen trug, viel zu gross. Warum auch immer sie sich dessen so sicher war. Aber ihre Finger schienen zu brennen unter der Last der Seiten und die ohnehin schon seltsame Atmosphäre in der Bibliothek begann noch auffälliger zu knistern, während sie die Buchstaben betrachtete und nur immer und immer wieder den Titel studierte. Bis Ash zu ihr herantrat und die Frage aussprach, die sie sich unweigerlich ebenfalls stellte. Ihre Blicke trafen sich kurz, wobei er wohl allein aus ihrem Gesichtsausdruck deutlich erkannte, dass sie mindestens genauso verwirrt war und keine Ahnung hatte, was das für ein Buch war. „Ich weiss es nicht“, antwortete sie überflüssigerweise trotzdem leise, brauchte noch einen Moment, bis sie sich dazu überwinden konnte, das Buch doch zu öffnen. Ihre Finger zitterten, obwohl sie versuchte, das zu stoppen, während sie die erste Seite zum Vorschein brachte. Es wurde kein Buchstabe an ein Vorwort, eine Widmung, einen Autor oder eine Buchnummer verschwendet. "Wenn das Gleichgewicht wankt, die Dunkelheit das Licht zu verbergen mag, wenn sie glauben, mit ihrer Grausamkeit die Erde für sich gewinnen zu können, uns zu vertreiben, wenn der Menschheit langsam die Luft ausgeht und alles versinkt in einem Ozean des Leides, dann wankt nicht und seid voller Hoffnung, denn am Ende siegt immer die Liebe.“, das war alles, was die erste Seite in fein säuberlichen Buchstaben einer alten, längst vergessenen Schrift, die Darya seltsamerweise keinerlei Mühe schaffte, hergab. Die junge Frau hatte es leise vorgelesen, voller Bewunderung, gefesselt allein schon von diesen paar Zeilen des fremden Buches. Sie blätterte weiter, die Finger noch immer vor Aufregung zitternd. “Und so hat er beschlossen, das sanfteste aller Wesen zu schaffen, das den Krieg ein letztes Mal gewinnen würde. Gesegnet mit seinem eigenen Blut und der Kraft, der kein Gegner je standhalten würde. Nicht einmal Lucifer wird der Macht der Liebe trotzen können, wenn ihre Zeit gekommen ist und sie über ihn hereinbricht wie die unendlichen Wellen der Sintflut. Ein blondes Kind des Himmels, strahlend wie die Sonne, hell wie ein Stern und mit einem Herzen aus purer Liebe, das allein vom Anblick der Sünde bluten wird…“, das Zittern wurde stärker und ihre Stimme immer leiser, stockender, bis sie schliesslich brach und Darya einfach nur weiter auf die vergilbte Seite starrte. Sollte das sie sein? Wieso hatte dann keiner aufgepasst, als sie klein war? Wieso hatte sie dann so viele Sünden begangen? Nach einigen Minuten des Schweigens, während denen sie mühsam ihr Herz beruhigt und die Tränen zurück in ihre Kanäle verwiesen hatte, hob sie zaghaft den Blick, um Ashton anzuschauen. „Lass uns gehen, ich möchte nicht mehr hier sein“, murmelte sie, klappte das Buch zu, schob es hastig zurück ins Regal, sprang auf die Füsse und huschte beinahe fluchtartig zwischen den Gängen zurück zur Tür. Doch als sie das schwere Holz aufdrücken wollte, gab dieses nicht nach. Egal wie sehr sie sich dagegen lehnte und wie oft sie an der Klinke rüttelte. Es war verschlossen. Und das führte unweigerlich zu einer aufsteigenden Panik bei der Schwarzhaarigen, deren verschreckter Blick nun in der Bibliothek hin und her sprang. Wer hatte hier abgeschlossen und warum?!
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Was? Im Kopf des Dunkelhaarigen taten sich mit jedem Wort das die eigentliche Blondine aussprach mehr und mehr Fragezeichen auf. Auch wenn ihm diese kryptischen Worte vielleicht bekannt sein müssten, so musste er feststellen, dass das Verständnis dafür auch nicht im Alter kam, nein eher im Gegenteil. Sie klangen noch immer so fremd wie bereits in Kindheitstagen, als er im Himmel im Unterricht gesessen war und ähnliche Dinge zu Ohren getragen bekommen hatte und schon damals nicht wirklich verstanden hatte wieso, weshalb und warum. Als Darya dann urplötzlich das Buch zuschlug, zurück in das Regal stellte und eilig aufstand um zu verschwinden, zuckte Ashton unweigerlich zusammen. Vielleicht weil er es einfach nicht erwartet hatte, diese Reaktion. Blinzelnd saß er da auf dem Boden und sah dem Blondschopf mit den aktuell eher dunklen Haaren hinterher, solange bis er sie nicht mehr sehen konnte, weil sie aus dem Gang in dem er saß und ihrer Stimme gelauscht hatte verschwunden war. Gerade noch wie in Trance griff er nach dem Buch, welches er wieder aus seinem Platz im Regal hervor zog und ohne zu zögern in seiner Tasche verschwinden ließ. Er verstand es zwar gerade nicht, aber offenbar schien es eine Rolle zu spielen und wenn es ihnen auch nur den Hauch von Antworten liefern konnte, dann war es Wichtig. Vielleicht konnte es ihnen sagen, wie sie ihr Leben weiter leben konnten, ganz normal und ohne Himmel und Hölle. So wie sie es wollten, was sich in den letzten Tagen mehr als oft aus ihren Gesprächen herauskristallisiert hatte. "Darya?" noch bevor er sich aufrichtete, klang ihr Name über seine Lippen, wobei er sich nun abwandte um ihr zu folgen. Noch bevor er allerdings den Gang in dem das Buch gestanden hatte verlassen konnte, fiel sein Blick auf eine schlanke, hochgewachsene Gestalt mit blondem Haar. Ashton musste sein Gesicht nicht sehen um sofort zu wissen, um wen es sich handelte: Gabriel. Eher unbewusst hielt Ashton den Atem an, verstummte in seiner Bewegung und drückte die Tasche mit dem Buch fest an sich, als wolle es ihm jemand sofort und in diesem Moment entreißen. "Mein geliebtes Kind..." klang seine Stimme, melodisch und angenehm im Klang an Ashtons Ohr, dessen Kiefer sich sofort heftig aufeinander pressten, sodass die Knochen sich markanter als normalerweise abzeichneten. "...wir hatten geglaubt dich nie wieder zu sehen" Er klang fast ein wenig erstaunt, wenn man Ashton fragte, der noch immer verborgen im Schatten des hohen Regals stand.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Vielleicht sollte sie diese verdammte Tür einfach eintreten. Oder Ash konnte das übernehmen, bevor es zu spät war. Immerhin war er stärker. Allerdings würde diese einfache Gewalthandlung nicht erklären, warum das Teil überhaupt abgeschlossen war. Wobei, grundsätzlich war ihr das ja egal, solange sie wieder raus kamen, möglichst weit weg von diesem Ort, der von Sekunde zu Sekunde unheimlicher, folgenschwerer, schicksalsgeschwängerter auf ihren schmalen Schultern lastete, ihren Geist mit dunklen, wirren Vorahnungen bereicherte. Sie hörte, dass Ashton ihren Namen nannte, reagierte aber nicht darauf, da er sowieso gleich persönlich das Problem kennen lernen würde, wenn er erstmal bei ihr angekommen war, sie und ihre zitternden Finger ablösen konnte. Doch dazu sollte es nicht kommen. Denn anstelle von ihrem langsam doch ziemlich vertrauten Dämonenfreund, trat eine ganz andere Gestalt auf die Bildfläche. Seine Worte liessen die junge Frau erschrocken Luft einziehen und heftig zusammenzucken, ehe sie unvermittelt zu ihm herum wirbelte, plötzlich in der hastigen Bewegung erstarrte. Mein geliebtes Kind? Allein diese Worte versetzten ihrem rasenden Herzen einen Stich und sie presste ihren zitternden Körper enger an die schwere Tür in ihrem Rücken. Und genau wie bei Ashton und Abel damals, brauchte auch ihr niemand zu erzählen, wer da vor ihr stand. Sie wusste nicht, ob es eine frühe Kindheitserinnerung, irgendeine spontane Eingebung oder die Geschichten der Hölle und des Himmels waren, aber sie war sich sicher, dass der Erzengel Gabriel persönlich seinen Weg in diese Bibliothek gefunden hatte. Zu ihr. In seiner ganzen leuchtenden Pracht, mit der er den kompletten Raum bis in die hintersten Ecken erfüllte. Voller Wärme, Ruhe und mit dem Strahlen des Himmels in der Seele. Sie wollte zu ihm hin rennen, ihm in die Arme fallen, glauben, dass er da war, um alles wieder gut zu machen. Aber ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet, Engel zu hassen, einen kritischen Blick auf alles und jeden zu werfen, niemandem zu vertrauen. Und alles, was Ashton ihr erzählt hatte und was sie in den letzten Tagen herausgefunden hatten, führte selbstredend nur zu noch grösserem Misstrauen, vielleicht auch Angst, die sie der blonden Gestalt entgegenbrachte. Hatte die Blondine von vorhin ihn gerufen? Wie hatte sie gewusst, dass sie das verlorene Kind war? Hatte sie Ashton erkannt und dann eins und eins zusammengezählt? War das überhaupt relevant? Jetzt war er hier und führte unweigerlich das herbei, was sie hatten vermeiden wollten: Ein Treffen mit starkem Katastrophenpotenzial. Darya stand noch immer an die Tür gepresst, die Klinke hinter ihrem Rücken weiterhin umklammert, den Engel anstarrend, als wäre er ihr Schicksal persönlich. „Ich.. Ich möchte nicht in den Himmel“, wimmerte sie leise, ziemlich zusammenhangslos, weil es der einzige Gedanke war, den ihr Gehirn gerade spinnen konnte, immer und immer wieder. „K-könnt ihr euch nicht einen... neuen Engel, mit den gleichen.. was auch immer schaffen?“, wieder mal eine ihrer utopischen Wunschvorstellungen, die sie eigentlich gar nicht aussprechen sollte, weil sie meistens einfach nur dumm waren. So weit war sie im Buch nicht gekommen, aber es musste einen Grund geben, dass sie nicht einfach ersetzt worden war. Der Blick der Blondinen glitt zum ersten Mal am Engel vorbei, sie schaute sich suchend, versucht unauffällig, in der Bibliothek um. Wo zur Hölle war Ash?? Einen Moment blitzte die schreckliche Befürchtung, dass Gabriel ihn beim Hereinkommen bereits getötet hatte, in ihren wirren Gedanken auf und sofort schlug ihr pochendes Herz noch schneller, sie zog unbewusst scharf Luft ein und ihre verschreckten Augen lagen wieder auf Gabriel. Aber kein Blut klebte an seinen reinen Händen und auch sonst war diese Vermutung abwegig. Oder? Warum sollte er ihn töten? Der junge Dämon hatte in seinem Leben wohl weniger Sünden begangen als sie, er verdiente den Tod also sicher nicht. Das war bestimmt allen klar.
This is your life, it's do or die, the sun may never rise again, so be the light the vision. This is your life, it's slipping by, you try to run but fall again, you get back up that's living.
Er stand einfach nur da. Er stand da und tat einfach gar nichts, spürte das Holz der Regale hinter ihm im Rücken und das Buch in seiner Tasche, das so schwer war, dass der Gurt der Tasche ihm schon nach wenigen Augenblicken unangenehm in die Schulter schnitt. Ashton lauschte den Worten, er konnte jedes einzelne ausgezeichnet verstehen, jedes Wort dieser melodischen Stimme, die ihn früher sofort eingelullt hatte. Eigentlich hatte er sich immer schon gut mit Gabriel verstanden, aber gerade überkam ihn ein ungutes Gefühl, das ihn dazu brachte an Ort und Stelle zu verweilen, auch wenn er tief in sich drin wusste, dass Gabriel längst wusste, das auch Ashton in der Bibliothek anwesend war. Als dann Daryas Stimme erklang - die nebenbei bemerkt einen leicht panischen Unterton zu haben schien, wenn gleich das kaum auffiel, sich hautpsächlich durch das Gestottere herauskristallisierte - erwarte Ashton wieder aus seiner Trance. Allerdings bewegte er sich noch immer nicht von der Stelle. Im Gegenteil, er presste sich noch dichter an das Regal mit den vielen, schweren und alten Büchern hinter sich. "Ashton, gesell dich doch zu uns, vielleicht beruhigt sich deine Freundin dann ein wenig..." klang Gabriels vertraute Stimme an sein Ohr, woraufhin Ashton leise seufzend die unbewusst angehaltene Luft wieder ausstieß und sich zögerlich und mit Widerwillen von der Regalwand abstieß um sich wenig später auch ins Blickfeld der Beiden zu begeben. Oder viel mehr das von Darya, da Gabriel mit dem Rücken zu ihm und eben der jungen Frau zugewandt da stand. "Darya, Liebes" sprach Gabriel wenig beeindruckt weiter, als Ashton auftauchte, den er mit einem kurzen, gewohnt distanzierten, Blick streifte. Dabei fiel Ashton innerhalb eines Sekundenbruchteils auf, dass er Darya einen sehr viel sanftmütigeren, beinahe liebevollen Blick schenkte, in dem Sorge und Mitgefühl mitschwang. Innerlich knirschte Ashton mit den Zähnen, während er äußerlich mehr wie Bestellt und nicht abgeholt auf halbem Weg zu der jungen Frau stehen geblieben war und sich nun so drehte, dass er sowohl Darya als auch Gabriel im Blick hatte, während der Engel weiter sprach: "Entgegen allem was dir diese schreckliche Dämonen eingebläut haben, ist der Himmel in keinerlei Hinsicht ein schrecklicher Ort. Du wirst sehen, es wird dir dort sehr viel besser ergehen als in der Hölle oder auf Erden" teilte er ihr mit. Dabei klang ernicht nur so, als würde er sich dessen sicher sein, nein, er klang so, als wüsste er es. Als kenne er das Ende der Geschichte.
"You can fool all of the people some of the time, and some of the people all of the time, but you can't fool all of the people all of the time."
Darya Einen Moment herrschte komplette Stille und die führte eindeutig nicht zu einer Beruhigung ihrer schwachen Nerven. Sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus einer Situation, die so offensichtlich nicht zu ihrer Zufriedeheit gelöst werden konnte. Gabriel würde wohl kaum zulassen, dass er alleine wieder gehen konnte und sie noch ein Weilchen hier warteten, bis sie wussten, was zur Hölle sie eigentlich tun wollten. Als er Ash hervorbat, zuckte ihr Blick sofort hinter den Engel, wo sie den jungen Dämon erblickte, der seinerseits ebenfalls alles andere als glücklich wirkte. Kein Wunder. Wäre sie an seiner Stelle wohl auch kaum. Aber der Punkt ging trotzdem an Gabriel - sie beruhigte sich tatsächlich etwas, als sie das vertraute Gesicht des Schwarzhaarigen erblickte. Einfach, weil Gabriel ihn nicht getötet hatte, gerade auch nicht dem Anschein machte, das tun zu wollten. Aber gut, vielleicht spielte er ja auch nur was vor, das konnten Engel ja offenbar ebenso perfekt. Obwohl sie immer geglaubt hatte, alle Himmelswesen konnten so unglaublich schlecht lügen wie sie. War wohl nicht so. Doch darüber konnte sie ein anderes Mal sinnieren, denn schon wieder erklang die ruhige, gleichmässige Stimme des grossen Engels, der damit wieder nach ihrer vollen Aufmerksamkeit verlangte. Seine Augen strahlten sanft und liebevoll unter dem ewigen Versprechen, dass er jeden Bruchteil ihres Vertrauens bedingungslos wert war. Dass alles gut werden würde, wenn sie nur loslassen und ihm folgen konnte. Und sie stand da, an die Tür gelehnt, die sie bis vor ein paar Sekunden noch umklammert hatte, blickte stumm und unsicher zwischen den beiden Gestalten hin und her und kam zu keiner Entscheidung. Sie war schlecht darin, Entscheidungen zu treffen - das Letzte, was sie entschieden hatte, war, heute diese Bibliothek zu besuchen. Und man sah ja gerade sehr deutlich, wohin das geführt hatte. Hilfesuchend, ziemlich überfordert blieben ihre Augen also an Ash hängen. Doch bei dem, was Gabriel von sich gab, lag ihr Blick bald wieder dezent kritisch auf dem Engel. „Ach ja? In keinerlei Hinsicht ein schrecklicher Ort? Kannst du das unterschreiben?“, sie hatte sich direkt wieder Ash zugewandt, an den die Frage auch gerichtet war - ohne, dass sie wirklich eine Antwort erwartete. „Wenn das alles in keinerlei Hinsicht schrecklich sein soll, wieso habt ihr euch dann doch auf eine Ebene mit der Hölle gesetzt, die gleiche Sünde begangen, die ihr so schrecklich fandet?“, wahrscheinlich war das nicht unbedingt der Ort und die Zeit für solche Fragen, die wohl eine endlos lange Erklärung bedurften und doch nie beseitigt wären. Aber doch war es ziemlich relevant, bevor sie auch nur auf die Idee kam, in den Himmel zu gehen. Wieder hatte die eigentliche Blondine sich vom Engel weg und zu ihrem einzigen Freund - oder zumindest dem Nächsten, was sie in diese Richtung hatte - gedreht, den sie ratlos betrachtete. „Was meinst du dazu?“, fragte sie leise, versuchte, die Entscheidung ihm zu zu schieben. Weil sie sicher nicht ohne ihn mit Gabriel mit gehen würde. Aber wieso sollte er in den Himmel wollen? Genauso gut könnte er sie fragen, ob sie in die Hölle möchte und die Antwort darauf brauchte keiner auszusprechen. Das war absurd...
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