Danny Ich hörte unbewusst die Geräusche aus dem Bad kommen, nahm sie zur Kenntnis, interessierte mich aber nicht dafür, was genau sie da jetzt noch machte. Juckte mich schlichtweg nicht und so zappte ich - noch immer mit den Gedanken zur Hälfte wo ganz anders - durch die TV-Sender, um möglicherweise mit etwas Glück eine brauchbare Serie oder einen guten Film zu finden. War zwar hochunwahrscheinlich, aber im Endeffekt war es mir auch relativ egal, was gerade im TV lief, weil wie gesagt - Geistesabwesenheit. Als Camaro dann nach meiner Aufmerksamkeit und geistigen Anwesenheit verlangte, seufzte ich leicht bei ihrer Frage, weil ich mich wohl oder übel noch einmal aus dem Bett rollen musste, um ihr ein Shirt zu geben. Eigentlich teilte ich ja grundsätzlich eher ungern, aber im jetzigen Moment war mir alles relativ latte und so schob ich eine der Schwebetüren des Schranks, der eine ganze Wand einnahm, aber nicht gerade zu knapp gefüllt war, auf. Ich wühlte kurz in einem ohnehin schon chaotischen Fach voller Klamotten und zog schließlich ein schlichtes, schwarzes Shirt heraus, das ihr wohl fast bis zu den Knien reichen würde, so winzig wie sie war. Ich reichte es ihr bloß mit einem knappen Blick in ihr gesicht, ehe ich mich zurück ins Bett verkroch. "Falls du noch irgendwann heute was zu trinken brauchst, musst du nicht zur Küche.. hab auf meiner Bettseite 'nen Minikühlschrank, sag einfach Bescheid." redete ich leicht undeutlich vor mich hin, ehe ich mich tiefer ins Kissen sinken ließ und die Decke bis über die Brust nach oben zog.
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Camaro Danny rührte sich Gott sei Dank zügig, um mir eins seiner Shirts aus dem Schrank zu angeln. Mit einem schwachen Lächeln - ernst gemeint, also eine ziemlich rare Mimik von mir - nahm ich das Stück Stoff, das ich fast als Kleid betiteln konnte, entgegen, tauschte es mit dem, welches ich gerade trug und knipste erst dann meinen BH auf. Zwar hatte er schon alles von mir gesehen, aber das mehr oder weniger unfreiwillig, musste also nicht sein jetzt. Ich räumte meine Klamotten, noch halbwegs ordentlich auf eine seiner vielen Ablagen, bevor ich mich müde ins Bett fallen ließ. Sofort sank ich ein Stück ein, hätte unter anderen Umständen wohl sofort einschlafen können, aber das war gerade nahezu unmöglich. Ich konzentrierte mich, wie Danny wohl auch, auf den großen Fernseher an der Wand, versuchte, nicht allzu sehr über die Geschehnisse nachzudenken. Das war zwar leichter gesagt, als getan, aber ich schaffte es immerhin nicht zu heulen. Das war doch auch schon mal ein Fortschritt. Weil mich plötzlich eine unangenehme Kälte empfing, rollte ich mich schlotternd in die dicke Decke ein, lag jetzt auf der Seite. Somit hatte ich die optimale Sicht auf den jungen Mann, besah mir dessen Gesichtszüge einen Moment lang. Man musste ja sagen, dass Danny nicht hässlich war und so, wie er momentan drauf war, gefiel er mir auch sehr viel besser, als dieses egoistische, scheißige Arschloch, das er sonst immer war. Vom Aussehen her, war er allerdings nicht wirklich mein Geschmack. Ging zwar schon klar, aber nicht meine erste Wahl. Wobei... was dachte ich da eigentlich drüber nach? Das war eine einzige Nacht, die so sein würde, wie sie gerade war, über mehr brauchte ich nicht nachdenken. Zwar waren die Gedanken schöner als die, die das kleine Kind betrafen, aber ne. Reichte dann jetzt auch hin. Abwesend lehnte ich meinen Kopf leicht gegen seine Schulter, schloss die Augen. Vielleicht war ein bisschen Schlaf ja drinnen.
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Danny Ich hatte bei mir hier im Bett nur eine Decke, mussten wir uns also wohl oder übel teilen. Noch ein weiteres Mal würde ich nämlich ganz bestimmt nicht aufstehen, dafür war ich zu fertig und schlichtweg zu deprimiert. Wollte nur noch hier im Bett liegen und irgendwann vor Müdigkeit in den Schlaf fallen, ganz in der stillen Hoffnung, dass ich möglichst wenig Alpträume hatte und halbwegs lange durchschlafen konnte. Ich meine, gut, ich war allgemein ein unruhiger Schläfer und es war auch nicht gerade eine Seltenheit, dass ich mal schlecht träumte, aber heute konnte ich nun wirklich noch besser darauf verzichten, als sonst. Als Camaro sich leicht an mich lehnte, war ich doch kurze Zeit ziemlich irritiert, aus den Gedanken gerissen. Ich war ihre unmittelbare Nähe alles andere als gewohnt und es verwirrte mich noch einen Augenblick lang, bevor ich anfing, es mehr oder weniger zu ignorieren. Sie war ja nicht giftig, ich mochte sie nur eigentlich so gar nicht - wie eben auch alle anderen Frauen. Aber heute war eben allgemeiner Ausnahmezustand und ich hatte gar nicht die Kraft, mich jetzt über irgendwas aufzuregen. So akzeptierte ich es schichtweg, reagierte weder positiv, noch negativ darauf. Erst nach einer ganzen Weile, in der ich nicht hatte einschlafen können, obwohl mir die Augen permanent zufielen und ich mich nicht mehr aufs Fernsehprogramm konzentrieren konnte, war ich derjenige, der noch ein wenig mehr Körperkontakt suchte. Ich kuschelte mich einfach leicht an Camaro, geistig schon im Halbschlaf und definitiv nicht mehr ganz anwesend, aber... ja keine Ahnung, heute war eben einfach ein richtig mieser Scheißtag gewesen. Ich tat mir schwer damit, den Verlust meines geliebten Autos zu verkraften und so lenkte ich mich eben anders ab.
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Camaro An Schlaf war gar nicht zu denken. Zwar war ich wirklich müde, hatte mich auch ein paar Mal hin und her gedreht, aber entspannen konnte ich mich kein Stück. So bemerkte ich natürlich auch Dannys Annäherungsversuche, die ich mit einem schwachen Lächeln abtat. Ehrlich gesagt gab mir das gerade den meisten Halt in dieser Situation und weil ich Angst hatte, er könnte lediglich im Schlaf meine Nähe gesucht haben, blieb ich ganz still, schwieg und hoffte darauf, dass er nicht aufwachen würde. Das Danny die ganze Zeit wach lag, wusste ich nicht, immerhin sah ich sein Gesicht gerade nur schlecht im Licht des Fernsehers. Leise seufzend fuhr ich mir durch die Haare, musste mich allerdings ein wenig drehen, weil es sich auf dem Rücken langsam nicht mehr gut liegen ließ. So versuchte ich mich so unauffällig wie möglich auf die Seite zu drehen, achtete darauf, Danny nicht weh zutun, auch wenn das in anderen Situationen meine Absicht gewesen wäre. Fertig mit den Nerven, mit der Welt, mit meinem Leben murmelte ich mein Gesicht in den weichen Haaren meines Nachbarn ein, zog die Decke bis unters Kinn. Nein, an Schlaf war kein Stück zu denken. _
Boom. KreaTIEF as fuck xD
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Danny Es dauerte dann erstaunlicherweise doch gar nicht mehr so lange, bis ich einschlief und endlich Schlaf fand. Den konnte ich auch wirklich sehr gut gebrauchen, denn am folgenden Tag würde ja die Flucht ins Nirgendwo anstehen. Wir würden unsere Sachen packen und uns woanders eiin Leben aufbauen müssen. Keine Ahnung, ob man das als gute Idee bezeichnen konnte, wo wir doch alles Andere als ein gutes Team waren. Aber etwas Anderes blieb uns wohl nicht übrig, wenn wir uns nicht beide allein irgendwo durchschlagen wollte. Ich wachte die Nacht über noch einige Male auf, schlief aber immerhin recht schnell wieder ein. Als richtig erholsam würde ich die Nacht jetzt, wo ich langsam wieder aufwachte, allerdings nicht bezeichnen. Es dauerte noch einen Moment lang, bis ich realisierte, dass ich scheinbar noch immer an die junge Frau geschmiegt lag, woraufhin ich mich dann doch ziemlich rasch von ihr löste. Ich wollte mir jetzt gerade, als ich die Füße auf dem Boden absetzte und mir mit den Händen übers Gesicht rieb, aber auch gar nicht weiter drüber nachdenken. "Wach auf, Camaro." sagte ich recht deutlich in ihre Richtung über meine Schulter hinweg, bevor ich aufstand und für ein paar Minuten im Badezimmer verschwand. Sie hatte sich nicht weiter geregt, als ich mich aufgesetzt hatte, sollte jetzt dann aber bitte mal anfangen, ihren Arsch aus dem Bett zu heben. Zeit hatten wir nämlich eigentlich so gar nicht, es hieß schnell von hier wegzukommen. Als ich wieder ins Zimmer kam, ging ich zum Schrank und zog mich erstmal an. "Schon 'ne Idee wo's hingehn soll?" grummelte ich morgenmufflig, als ich mich fertig angezogen hatte. Dann zog ich meinen schwarzen Seesack aus der hintersten Ecke meines Kleiderschranks und packte erstmal ordentlich Zeug rein. War ja zum Glück sehr geräumig das Teil, zumindest an Klamotten würde es mir erst einmal nicht mangeln. Nur an Lebensfreude, Motivation und guter Laune, schon allein deshalb, weil ich mit dem Biest unterwegs sein würde, sie erstmal eine Weile ertragen musste. Karma?
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Camaro Auch wenn ich es für schier unmöglich gehalten hatte, die Nacht auch nur ein Auge zuzubekommen, war ich nach geraumer Zeit schließlich doch in den Schlaf gefallen. Auch wenn dieser nicht wirklich erholsam war, reichte er aus, um am Morgen, wo Danny mich mehr oder weniger freundlich aus dem Bett schmiss, nicht komplett tot auszusehen. Zwar fühlte ich mich so, aber das lag vermutlich daran, dass ich mir in der Zeit der Ruhe wirklich bewusst geworden war, was ich mir und meinem unfreiwilligen Gefährten denn so schönes eingebrockt hatte. Hierbleiben konnten wir nämlich auf keinen Fall, das stand fest. Und auch Danny schien das so zu sehen, denn schon kurz nachdem ich ihn aus müden Augen angeblinzelt hatte, fragte er, ob ich nicht schon eine Idee hätte, wohin es denn gehen sollte. Das war eine ziemlich gute Frage, musste ich an der Stelle einräumen, weil einen Plan hatte ich wirklich so gar nicht. Das ließ ich den jungen Mann auch ziemlich schnell zuteil kommen, indem ich ein müdes "Keine Ahnung" grummelte. Während ich mich langsam aufsetzte, ließ ich die Augen immer schön auf Danny gerichtet, wischte mir die Haare aus dem Gesicht. "Weit weg, würde ich vorschlagen", fügte ich nach einiger Zeit hinzu, zuckte mit den schmalen Schultern. Die geografische Lage von ganz Amerika war eben nicht in meinem Kopf gespeichert, woher also sollte ich jetzt ganz spontan eine neue Stadt herzaubern? Na ja, war ja auch egal, ich wollte mir darüber keine Gedanken machen, auch wenn es wohl oder übel sein musste. Nur halt eben nicht jetzt. Denn wie Danny wollte ich mich erst einmal ein wenig zivilisieren, schob deshalb erst einmal die Decke von meinem Unterkörper, erhob mich aus dem großen Bett. Schon wenig später schlich ich mich an dem hochgewachsenen Mann vorbei ins Badezimmer, war erst einmal etwas geflasht von der Einrichtung - kannte ich so eben nicht -, aber widmete mich dann doch relativ schnell der Morgenhygiene. Im Hinterkopf machte ich mir tatsählich schon ein paar Gedanken, wie es weitergehen würde, denn auch wenn ich es alles andere als gut hieß, musste ich wohl mit meinem 'Feind' hier kooperieren. Also wollte ich wenigstens versuchen, irgendwie etwas Sinnvolles zu dieser Scheiße beizutragen. "Wir sollten uns darüber Gedanken machen und miteinander reden - friedlich", schlug ich deshalb erwachsen wie ich war vor, als ich das Badezimmer wieder verlassen hatte. Und natürlich war ich auch sehr gebildet und brav und vernünftig, haha.
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Danny Hm, wusste sie also auch nicht. War genauso unbrauchbar und unproduktiv wie sonst eben auch immer, was sollte man auch Anderes von ihr erwarten. War ja vollkommen utopisch, wusste ich doch eigentlich. So seufzte ich schon jetzt leicht genervt bei ihren letzten Worten. War mir schon klar, dass jetzt keine Zeit für einen Ausraster zwischendurch war. Zum Glück musste ich aber nur friedlich und nicht freundlich mit ihr umgehen. Zu letzterem wäre ich jetzt grade bei meiner miesen Laune ohnehin nicht wirklich in der Laune. "Ach wirklich... wär ich fast von selbst drauf gekommen, dass wir nicht zwei Häuser weiter wieder einziehen." meinte ich nur sarkastisch, als ich den Reißverschluss der Tasche zu zog. Ich platzierte die voll gepackte Tasche neben der Zimmertür, he ich mich wieder der jungen Frau zuwandt. Es musste ja - Umgangaston hin oder her - jetzt am besten zügig eine Lösung her, damit wir aufbrechen konnten. Mit welchem Auto auch immer, mussten wir uns auch noch nen Plan für machen. Pläne über Pläne, hmpf. "Ich würde die Westküste vorschlagen. Ist gefühlt am anderen Ende der Welt, sollte weit genug weg sein." gab ich dann auch mal ein paar produktive Worte von mir, verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. Wir wären dort ziemlich genau auf der anderen Seite der Vereinigten Staaten und da würde man wohl vorerst nicht aktiv nach uns suchen. Hier schon, war zumindest anzunehmen. "Vielleicht auch 'n bisschen weiter hoch, damit mir die Sonne im Sommer nicht zu sehr auf die Eier geht." fügte ich noch hinzu, weil ich ungern im Sommer bis zum gefühlten Sonnenbrand-Tod brutzeln wollte, wenn ich mich mal nur ein paar Minuten in der Sonne aufhielt. Im Winter wars da oben ja auch nicht so besonders kalt, klimatechnisch gesehen also alles nicht schlecht.
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Camaro Alleine für seine ersten Worte, die sich wieder an mich richteten, hätte ich ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt, aber ich riss mich momentan wirklich am Riemen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Zumindest solange nicht, bis wir einigermaßen einen Plan hatten, wie es jetzt weiter gehen sollte. Wäre nicht gerade förderlich für die Situation, sich nun in die Wolle zu kriegen. So ignorierte ich seine blöde Bemerkung zumindest verbal, schenkte ihm lediglich einen genervten Blick. Seine darauffolgenden Worte hingeben schienen schon mal etwas mehr Sinn und Verstand zu enthalten, damit konnte man wenigstens etwas anfangen - ausnahmsweise mal. Ich nickte also leicht in seine Richtung, während ich meine Klamotten vom Boden fischte und mich erst einmal umzog, das übergroße T-Shirt meines Anhängsels aufs Bett schmiss, um mich dann BH und Top anzueignen. "Hört sich nicht schlecht an", ließ ich währenddessen von mir hören, überlegte zeitgleich jedoch, was das jetzt für meinen Bruder heißen würde und genrell für mein altes Leben. Nicht, dass ich hier irgendwas, neben tristan, zu verlieren hatte, aber eben dieser eine Grund ließ mich doch etwas mit mir hadern, mich ein wenig sentimental werden... Er war eben doch mein ein und alles gewesen, auch wenn ich ihn immer für das größte Arschloch gehalten hatte. Natürlich ein nicht so großes Arschloch wie Danny - denn das ging gar nicht - aber na ja, Geschwisterliebe war eben doch vorhanden, er war eben Familie. "Ich... was...", setzte ich an, musste dann erst mal einen klaren Gedanken fassen. "Was ist mit Tristan?", fragte ich nachdenklich, zog meine Hose just in dem Moment hoch, knöpfte den Knopf zu. Heim musste ich ja so oder so noch einmal, um ein paar Klamotten zusammen zu packen, aber ich konnte ja nicht mit meinem Bruder drüber reden, was passiert war. Also konnte ich schon, aber... würde ich nicht.
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Danny Ich hatte ja fast gehofft, dass dieser ganze sentimentale Teil der Geschichte einfach wegfallen würde, schlichtweg ausfiel, weil sie nicht daran dachte. Das tat sie nun aber leider doch und das hieß wohl, dass ich ihr gleich gnadenlos ins Gesicht sagen würde, dass sie ihren Bruder fürs Erste nicht mehr sehen können würde. Das war nunmal, was passierte, wenn man ein Kind überfuhr - mit meinem Auto... R.I.P. - und dafür nicht einstehen wollte. Man musste sich irgendwo ans andere Ende der Welt verziehen und erstmal untertauchen und das im besten Falle ohne den Rest seiner Familie, allein. Tristan hatte für mich auch schon eine ganz andere Rolle eingenommen. Sobald wir auch Camaros Sachen gepackt hatten und losfuhren, würde ich ihm mittels Telefon die wundervolle Nachricht überbringen, dass er mein Goldmine weiter betreiben durfte. Klar, ich hätte gerne zumindest einen kleinen Teil des Gewinnes, weil ich niemandem Etwas so wertvolles einfach aus dem Nichts überließ, aber Camaros Bruder würde schon sehr bald genauso wie ich in Geld schwimmen. Ich würde, bevor wir ganz aus der Stadt verschwinden würden, noch so viel Geld wie irgendwie möglich abheben, aber eine neue Verdienstmöglichkeit musste dennoch her. Normales Arbeiten kam für mich natürlich so gar nicht in Frage. "Du kannst dich nachher noch am Telefon von ihm verabschieden. Ich muss ihm sowieso auf seine Anrufe antworten und ihm mitteilen, dass er die Werkstatt für mich weiter leiten wird." entgegnete ich auf die Sache mit ihrem Bruder hin nur, ehe ich auch schon fortfuhr. "Ich würde entweder Portland oder Salem vorschlagen... wobei mir persönlich ersteres besser gefällt. Nahe Anbindung zum Meer und es ist nich so'n Kaff wie Salem." redete ich mit einem Schulterzucken weiter. "Knackst du 'n Auto oder ich?" Sollte wahrscheilich für keinen von uns ein Problem sein.
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Camaro Hörte sich ja toll an, genau sowas wollte ich ja hören ... nicht. Aber ich hätte es mir ja denken können und an und für sich war das Ganze auch schlichtweg meine Schuld. Also musste ich wohl oder übel damit leben. War scheiße, leider aber nicht zu ändern. So seufzte ich also nur leise, nickte und stimmte ihm damit wortlos zu. Fürs Erste zumindest. Als er vorschlug, welche Städte aktuell zur Auswahl standen, brauchte ich gar nicht lange überlegen. Salem war mir bekannt aus alten Geschichten über Hexen und der Inquisition ... war halt Vergangenheitstechnisch schon echt schnieke, für einen Urlaub angenehm, aber leider doch etwas zu dorflastig wenn man dort wohnen wollte, meiner Meinung nach. Also schien die Entscheidung auf Portland zu fallen. "Ersteres hört sich tatsächlich besser an", stimmte ich Danny somit zu, schlüpfte schon einmal in meine Sneakers. Auf seine zweite Frage zuckte ich, wie er selbst, mit den Schultern. War mir halt echt egal, sollte iene Kleinigkeit für mich darstellen, ein Auto ohne Schlüssel zum Fahren zu bewegen. Gar kein Problem, hatte ich schon öfter gemacht. "Du suchst aus und ich knacke?", schlug ich vor, einfach um vielleicht ein bisschen Frieden in die aktuelle Zwangsbeziehung zu kriegen. War auch nicht in meinem Interesse, jedoch war es unklug, sich jetzt anzufeinden, wenn man erst einmal eine ziemlich lange Zeit aufeinander hockte. Und jeden Tag schlechte Laune schieben war jetzt auch nicht meine Berufung, auch wenn ich darin ziemlich gut zu sein schien. Ab und an war ein wenig Ruhe doch ganz nett, bevor man mal wieder alten Menschen die Geldbeutel aus der Tasche klaute oder an einem schönen Rennen teilnahm. Letzteres war zwar fürs Erste gestrichen, aber das mit dem Geld machen würde gerade in der momentanen Situation ziemlich oft vertreten sein... Na ja, zumindest was mich anging. Bevor Danny jedoch antworten konnte, fiel mir auch schon sein Handy in die Finger, das ich mit einem Blick auf die edle Kommode ausgemacht hatte. Ich griff nach seinem Samsung, um wenig später unaufgefordert nach der Nummer meines Bruders zu suchen. Da mein Handy wohl mal wieder irgendwo verscharrt lag, wollte ich jetzt nicht danach suchen, lieber mit dem Rest meiner Familie so schnell es ging in Kontakt treten. Es dauerte also nicht lange, bis ich die Nummer von Tristan gewählt hatte und wenig später die vertraute Stimme ein genervtes "Bist du eigentlich bescheuert?" in mein Ohr brüllte. Nette Begrüßung, die scheinbar an seinen Chef gerichtet war, denn er konnte ja nicht wissen, dass momentan ich diejenige war, die ungefragt ans Handy des Firmenbesitzers gegangen war.
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Danny Hm. Bisher schien Tristan ja schonmal nicht über den Umstand begeistert zu sein, dass ich heute nicht auf der Arbeit aufgetaucht war. Ich meine, gut, ich hätte ihm zumindest eine Nachricht als Info schicken können, aber daran hatte ich gestern weiß Gott nicht gedacht. Er war doch sicher auch so ganz gut zurecht gekommen, mein bester Freund wusste doch eigentlich, was er zu tun hatte. Tristan war schon oft für mich als Chef eingesprungen, wenn ich geschäftsmäßig unterwegs und deshalb nicht in der Werkstatt war, er würde also sicher damit klar kommen. Zwar würde er definitiv noch einen zusätzlichen Handwerker für die handwerkliche Arbeit oder eine Sekretärin für den Papierkram einstellen müssen, aber er besaß eine recht gute Menschenkenntnis und würde sicherlich wissen, wem er da vertrauen konnte. Nach Camaro bekam also ich erstmal seine Empörung und sein Entsetzen über die aktuelle Lage zu spüren und so durfte ich doch erst noch kurz mit ihm diskutieren, nachdem er sich unfreiwillig damit hatte abfinden müssen, dass er weder mich, noch seine kleine Schwester in naher Zukunft wieder sehen würde. Ich legte auf und seufzte dann erst einmal recht tief, nach wie vor ein wenig angepisst von allem und jedem. Tristan hatte zwar zugestimmt, sich um die Werkstatt zu kümmern und so konnte ich zumindest diesen Teil meines Lebens guten Gewissens zurücklassen, aber einige Kleinigkeiten musste ich noch mit ihm besprechen, wenn wir unseren Zielort erreicht hatten. Ich wendete mich wieder der jungen Frau zu, die auch schon ihre Sachen gepackt hatte und so ging es jetzt nur noch um ein Auto. Auf ihren voran gegangenen Vorschlag hin erwiderte ich jetzt ein simples"Geht klar.", ehe ich mir im Flur die schwarzen Vans anzog und dann auch schon meinen Schlüsselbund, kurz nachdem ich mir die Lederjacke übergezogen hatte. Ich wies Camaro mit einem Kopfnicken dazu an, nach draußen zu gehen, als ich meinen Seesack in die Hand nahm und dann mit der jungen Frau nach draußen ging, anschließend das Haus abschloss, das ich wohl nie wieder beziehen würde. Ich ging dann hinter der jungen Frau durch ein paar Gassen hinter den Häusern, bis wir an einer wenig befahrenen Straße mit ein paar Autos ankamen. Ich hielt mich bedeckt am Ausgang der schmalen Gasse, als ich meinen Blick über die Wagen schweifen ließ. "Nimm den Audi." meinte ich dann noch zu der jungen Frau. War ein neuerer Kombi, in dem es uns zumindest vorerst an nichts mangeln würde.
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Camaro Ich hatte mich doch vergleichbar lange mit meinem Bruder unterhalten, bis ich ihn an Danny weitergereicht hatte - und das auch noch ausgesprochen widerwillig, aber mir war klar gewesen, dass auch er noch ein Wort mit Tristan eden musste, einfach schon alleine wegen der Werkstatt, die ja von irgendjemanden weiter geführt werden musste. Während Danny mit meinem Bruder sprach, schlüpfte ich in meine Jacke, damit wir nach dem Telefonat dann auch direkt aufbrechen konnte. Ich folgte meinem Begleiter auf leisen Sohlen in eine der abgelegenen Gassen, auch wenn das Schleichen fast nicht nötig gewesen wäre. Noch hatte ich nicht mitbekommen, dass irgendwo über das tote Kind berichtet wurde... Na ja, vielleicht schon, aber ich hatte es dann einfach nicht mitbekommen, weil ich heute weder den Fernseher eingeschalten hatte, noch die Zeitung las. Blieb auch gar keine Zeit für, denn wir sollten zusehen, so schnell wie möglich aufzubrechen, so lange man dies noch halbwegs unauffällig tun konnte, ohne sich in der Öffentlichkeit verstecken zu müssen. Als sich der gute Mann dann ein Auto ausgesucht hatte, nickte ich ihm nur knapp zu, ehe ich mich auch schon ans Werk machte. Dazu hatte ich ihm noch einmal das Handy entwenden müssen, denn mit Haarklammern und Drähten kam man bei den neuen Autos nicht wirklich weit, da halfen echt nur noch technische Hilfsmittel. Nachdem ich also eine Art Programm heruntergeladen hatte, die es einen ermöglichte, Zentralverriegelungen zu knacken, öffnete ich wenig später die Tür des sportlichen Autos, wandte mich dann wieder an meinen Begleiter. "Tut mit Leid, aber ich weiß nicht, inwiefern man uns mit dem Benutzen des Programms jetzt finden kann", meinte ich bloß, hielt sein Handy kurz in die Höhe, ehe ich ausholte und das teure Samsung in Richtung einer Wand schleuderte. Wollte eben nicht, dass man uns schneller fand, als es uns lieb war. Demnach musste das lästige Ding jetzt halt mal weg, aber er hatte ja genug Geld für ein Neues, haha... Nach der Sache von gestern wollte ich mich allerdings erst mal ungern hinters Steuer setzen, ging deshalb auf die Beifahrerseite, um dort einzusteigen. Im Hinterstübchen hatte ich schon ein paar Sachen zusammen geräumt, die ich brauchen würde.
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Danny Dauerte nicht allzu lang, bis die Sache mit dem Autoknacken dann auch über die Bühne gegangen war und es los gehen konnte. Ein ungefähres Ziel hatten wir ja schon, also fuhr ich los kurz nachdem mein Handy gegen eine Wand geflogen und ich eingestiegen war. Ich könnte das kleine Miststück ja jetzt schon wieder klatschen, tat es innerlich auch, tat es im Geiste, während ich stur auf die Straße sah, der Gesichtsausdruck ein wenig verdunkelt. Klar würde es kein Problem sein, an ein neues Handy zu kommen und ich würde mir sowieso aus Überwachungsdaten-technischen Gründen ein neues zulegen müssen. Aber es kotzte mich dann wohl doch ziemlich an, dass alle meine Nummern vorübergehend futsch waren. Tristan würde mir zwar alle, die in mein Notizbuch auf meinem Schreibtisch in der Werkstat geschrieben waren, wieder zukommen lassen können, aber vorübergehend kein Handy zu haben war eben doch Rotz. Dann konnte ich mich zum Beispiel schon mal nicht damit ablenken, wenn mir eine gewisse Person auf den Piss ging. Grml. "Eigentlich hats dir Spaß gemacht." meinte ich eben nur noch trocken zu Camaro, den Blick aber weiterhin nicht von der Straße abwendend. Wir hatten bereits eine Pause und viele Stunden Fahrt hinter uns, als jetzt die zweite längere Pause machten. Kaum war der Audi auf dem Rastplatz geparkt, war ich ausgestiegen, um mir und der jungen Frau etwas zu essen zu kaufen. So lehnte ich außen am Wagen und nippte an meiner Colaflasche, die drei Burger und die Pommes in der Tüte auf dem Autodach abgestellt. Wo Camaro gerade war, wusste ich nicht. Sie meinte zwar, sie würde mal die Toilette aufsuchen müssen, als ich noch an der Kasse stand, aber wo sie jetzt inzwischen war, das wusste ich nicht wirklich. Naja, würde schon gleich wieder aufkreuzen. Wenn nicht fuhr ich auch gerne ohne sie weiter, haha.
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Camaro Ich lächelte schmal, als Danny sich kurz zum Vorfall mit dem Handy äußerte, zuckte dann aber nur noch kurz die Schultern, anstatt irgendetwas anderes, verbales darauf zu erwidern. Klar, nach wie vor machte mir alles Spaß, was ihm schädigte, belastete, ärgerte. Aber weil ich keine weiteren Streiterein wollte, versuchte ich momentan, ihn lediglich unterschwellig zu necken. Klappte ja auch ganz gut, wie man sah. Danny ließ es sich trotzdem nicht nehmen, relativ schnell loszufahren, das Weite zu suchen, die Stadt zu verlassen... Als das Ortsschield von Miami nach einer Weile langsam hinter uns verschwomm, sackte ich leise seufzend in mich zusammen, verkrümelte mich mehr oder weniger im Sitz und fing an, über alles weitere nachzudenken, wie es jetzt weiter gehen sollte zum Beispiel. Scheinbar war ich so lange in besagten Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie lange wir schon unterwegs waren, als wir das erste Mal einen Halt an einer Raststätte machten. Als ich aus dem Wagen ausstieg, merkte ich allerdings, dass es schon einige Stunden her sein musste, seitdem wir losgefahren waren. Meine Knochen knackten und allgemein taten die Glieder ein wenig weh. Das war auch der Grund, warum ich mich erst einmal gediegen streckte, bevor ich eine Toilette aufsuchte. Raststätten - WCs waren ja wirklich zum Kotzen, aber die Blase drückte unangenehm und was raus musste, das musste nun mal raus. Gerade, als ich eine der schäbigen Kabinen verließ, fiel mir eine Tasche auf, die neben dem Waschbecken abgestellt worden war und was mich daraus anlächelte... das konnte ich ja fast nicht ausschlagen, das war ja wohl eines der schönsten Geschenke die Gott oder wer auch immer mir in diesem Moment machen konnte. Ich war wohl so oder so schon eine ganze Weile verschwunden gewesen, musste mich beeilen mit dem, was ich jetzt vor hatte, aber im Regelfall sollte das auch keine Jahre in Anspruch nehmen. Mein Blick schweifte einmal durch die halbwegs leeren Gänge der Toiletten, während meine Hand sich den Weg in die Tasche bahnte. Die goldene Frauenuhr und eine Perlmuttkette, die lose in der Handtasche lagen, rutschten relativ schnell in meine Jackentasche, die ich hastig zuschlug, als plötzlich eine ältere Frau eine der Toiletten verließ. Fast schon ein wenig panisch, gehetzt, zog ich die Tür nach draußen auf, stapfte auf Danny zu. "Sorry, Frauenprobleme", versuchte ich meine lange Abwesenheit zu entschuldigen, lächelte ein wenig schüchtern. Frauenprobleme von wegen... Geld war nie ein Problem.
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Danny Als nächstes stellte ich dann die Glasflasche auf dem Dach des Kombis ab, um mir einen meiner zwei Burger aus der Tüte zu nehmen. Gesagt, getan. Ich biss kurz darauf in das saftig belegte Burgerbrötchen und weil mein Magen schon eine ganze Weile knurrte, ich aber nicht mehr Stopps machen wollte, als wirklich nötig war, stellte dieser simple, ungesunde Burger für mich gerade die pure Erlösung dar. Demnach kümmerte ich mich im ersten Moment auch nicht weiter darum, wo die junge Frau abgeblieben war, sondern genoss den Geschmack unzähliger Kalorien. Die nächsten Trainingseinheiten würden wohl noch einige Tage warten müssen und bis dahin gab es wohl überwiegend Fast Food. Schließlich kam Camaro aber doch wieder zu mir. Auf ihre Aussage - oder mehr oder weniger Entschuldigung für den Ausbleib ihrer Anwesenheit - hin zog ich die rechte Augenbraue nach oben. Sie verhielt sich nicht zickiger als sonst oder dergleichen, konnte mir also nicht unbedingt vorstellen, dass sie ihre Periode hatte... oder sowas eben. Ich sah auf meine Rolex am rechten Handgelenk und ja, sie war doch schon ein paar Minuten länger weg gewesen. Merkwürdig, wenn man mich fragte, aber ich stellte ihr nach einem kurzen, etwas ungläubigen "Aha." keine weiteren Fragen, sondern beschäftigte mich weiter mit meinem Essen und dem Softdrink. Die Blondine wirkte ein wenig unruhig, so als wäre sie gerade vor irgendetwas davon gelaufen und womöglich nur knapp entkommen, aber ich machte mir wie gesagt erstmal keine weiteren Gedanken darüber, weil es mich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich interessierte. Wichtig war für mich nur, dass wir zügig aßen und dann noch ein paar Stunden weiter fuhren, ehe wir uns auf irgendeiner anderen Raststätte zum Schlafen einnisteten. Würde wohl reichlich unbequem werden, denn einchecken konnten wir nirgends. Ich schien alt zu werden, war sowas nicht mehr gewohnt.
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Camaro Keine weiteren Fragen. Fand ich gut, wunderbar, besser ging es gar nicht. Denn etwas, was ich jetzt noch weniger gebrauchen konnte, als Streitereien war, mich rechtfertigen zu müssen. Schlicht und ergreifend aus dem Grund, weil es nichts gab, wofür ich mich entschuldigen oder rechtfertigen wollen würde. Ganz einfache Geschichte. Aber wie gesagt, war das ja auch nicht weiter schlimm, denn Danny stellte keine Fragen. So versuchte ich mein aufgebrachtes Herz wieder etwas zu beruhigen, schnappte mir die Tüte voller Essen, um mir ebenfalls einen Burger heraus zu nehmen. Weil ich doch relativ viel Hunger hatte, fand das Fast Food nach einem Schluck noch kalorienhaltigerer Cola den Weg in meinen Magen. Ein leises, kaum auffälliges Aufstoßen signalisierte, dass es gut geschmeckt hatte. Ich wischte mir die Hände flüchtig an meinem Mantel ab, warf dabei unauffällig einen Blick auf meine Habseligkeiten, die ich eingesteckt hatte, nur um dann um das Auto herum zu gehen, die Beifahrerseite aufzuziehen. "Was meinst du, wie lange werden wir noch brauchen?", fragte ich leise, während ich mich mit den Händen am Autodach abstützte. Ich konnte mir vorstellen, dass wir noch eine ganze Weile unterwegs sein würden, wusste allerdings nicht, wie lange genau. Würden wir noch einmal einen Stop einlegen? Vielleicht sogar in einer größeren Stadt? So mit Juwelier und so. Wenn man verstand, worauf ich hinaus wollte. Denn ewig konnte ich den losen Schmuck auch nicht mit mir rumtragen... Bares war mir da doch lieber.
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Danny Konnte ich selber nicht besonders genau einschätzen. Ich hatte keine Ahnung davon, wie viele Verkehrsbehinderungen in Form von Unfällen oder Baustellen uns noch erwarteten, die ersten Etappen der Fahrt waren davon ja sehr vollgepackt gewesen. Inzwischen hatte es sich schon ein wenig gelichtet, was das anging, aber man sollte sich ja bloß keine Hoffnungen machen, dass es womöglich so bleiben odern och besser werden würde. Lieber alles realistisch und nicht zu positiv sehen, jep. Ein leichtes Schulterzucken symbolisierte Camaro, dass ich auch nicht wirklich eine Ahnung davon hatte, ehe ich die jetzt leere Fast-Food-Tüte in den Mülleimer zehn Meter weiter warf. Als ich dann wieder zurück am Auto war, wägte ich noch einmal ab, wie viel Zeit es wohl noch beanspruchen würde. "Naja... ich würde sagen noch irgendwas zwischen 8 und 12 Stunden, je nach Verkehrslage.. keine Ahnung, aber den Großteil haben wir auf jeden Fall schon geschafft." schätzte ich mal ganz grob, was im Bereich des Möglichen war. Dann musste die Colaflasche auch wieder herhalten und ich trank sie in einem einzigen Zug aus. Was im Nachhinein gesehen dumm war, weil mir jetzt die Kohlensäure unangenehm im Magen drückte und einfach nicht raus wollte, aber was solls. Die Flasche stellte ich einfach an den Rand des Gehwegs, wollte nicht noch einmal zum Mülleimer gehen. "Können wir weiter?" fragte ich sie, kurz bevor ich ein leises Klirren auf dem Boden hörte, gefolgt von einem hektischen Blick Camaros'.
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Camaro Acht bis zwölf Stunden... Hörte sich vielleicht viel an, war es aber gar nicht mehr. Na ja.. ich war verdammt müde, wovon auch immer. Aber ich war auch in der festen Annahme, dass wir noch einmal einen Zwischenstop zum Schlafen machen würden. Begeisterte mich zwar nicht so, konnte ich wohl aber dann nicht ändern und für ein bisschen Schlafen würde ich im Moment echt ziemlich viel tun, wo ich doch letzte Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Also doch schon, aber halt... na ja, weniger erholsam eben. Konnte man nicht schlafen nennen, war eher so ein Ausruhen. Wie dem auch sei. Jedenfalls wollte ich mich gerade wieder ins Auto platzieren, als ich plötzlich etwas klirren hörte. Sofort huschte mein Blick auf den Boden, identifizierte die weiße Perlmuttkette, die eigentlich in meiner Jackentasche hätte sein sollen. Erschrocken fischte ich nach meinem Diebesgut, stopfte es zurück in die Pelztasche und schaute dann zu meinem Begleiter rüber, in der Hoffnung, er hatte davon nichts mitbekommen. Aber wie so oft schien das Leben etwas gegen mich zu haben - das Karma rächte sich für so ziemlich alles, was ich jemals getan hatte. Demnach... ja, Danny hatte natürlich mitbekommen, was los war, aber ob er wusste, was da jetzt herunter gefallen war und ob das nun mir oder jemand anderem gehörte, stand noch in den Sternen. Jedenfalls versuchte ich erstmal, vom Thema abzulenken, indem ich einfach auf seine Frage antwortete. "Ja... ich bin soweit fertig. Getränkehalter sind ja integriert", stellte ich mit einem Blick in den Innenraum des Fahrzeugs fest, stellte dort auch besagte Cola an Ort und Stelle, um später noch einen Schluck nehmen zu können. Jetzt bloß hoffen, dass er nicht weiter nachfragte, mich einfach in Ruhe ließ.
We follow like Alice and just keep diving down the hole. We're falling and we're losing control.
Danny Zu ihrem hektischen Blick passend machte Camaro auch ganz schnell eine Handbewegung nach unten auf den Boden. Offenbar um das, was sie da hatte fallen lassen, aufzuheben. Und es bloß niemanden sehen lassen, so wirkte das Ganze hier gerade zumindest auf mich und deshalb wurde ich doch recht schnell ziemlich skeptisch. Auch hatte ich dachte dumme Gefühl, dass sie davon geschickt ablenken wollte, als sie sich um ihre Getränk kümmerte, indem sie es ordnungsgerecht im Auto platzierte. Kam mir alles recht spanisch vor und eigentlich hatte ich auch wirklich eine Art siebten Sinn für sowas. Dass er mich auch dieses Mal nicht täuschen würde, würde ich aber wohl erst gleich erfahren. Deshalb ging ich um den Wagen herum zu der Blondine, sah sie mit bohrendem Blick an. "Was hast du da grade aufgehoben?" fragte ich schlicht und redete gar nicht erst um den heißen Brei herum. War hier in meinen Augen nicht nötig, ich wollte ja einfach nur wissen, was hier Sache war. Die junge Frau wirkte noch immer ein wenig nervös, beinahe schon ertappt, als ich jetzt vor ihr stand, eine ehrliche Antwort von ihr erwartete. "Herzeigen." schob ich gleich noch eine Aufforderung hinterher, ohne sie etwas sagen zu lassen. Inzwischen war mein Hirn schon dabei den Sachverhalt genauer zu erörtern und mir bahnte sich da schon so ein blöder Verdacht an, der wohl kurze Zeit später auch bestätigt werden würde.
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Camaro Natürlich fragte er nach, war ja logisch. Wie ich bereits erwähnt hatte, scheinte das Leben aktuell ziemlich pissig auf mich zu sein, was ich ihm gar nicht mal so übel nehmen konnte. Ich hatte ziemlich viele Menschen verletzt, bestohlen und hintergangen. Vielleicht war so langsam die Zeit gekommen, in der ich alles in doppelt und dreifacher Ausfertigung zurück bekommen sollte. Angefangen hatte es ja damit, dass mein Auto einkassiert wurde und endete vorerst an dem Punkt, an dem ich mich gerade befand. Ich unterdrückte ein leises Seufzen, versuchte, mir meine Nervosität so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Jetzt bloß nicht einknicken, lass dich von dem Wichser nicht einlullen - steh deinen Mann!, sagte ich mir und schob die Hand mit dem wertvollen Schmuckstück tiefer in meine Tasche, bevor ich lächelnd zu Danny rauf sah, der mittlerweile sogar um das Auto herum gekommen war, um den Fall genauer zu inspizieren. "Nichts", antwortete ich scheinheilig, zog dann die leere Hand aus der Tasche, um sie ihm zu zeigen. "Zumindest nichts wichtiges", korrigierte ich mich dann, denn das etwas herunter gefallen war, konnte ich nicht leugnen. So fand meine Hand wenig später doch noch einmal den Weg in die Pelztasche um ein graviertes Zippo zwischen der Kette und der Uhr hervor zu kramen - das ausnahmsweise sogar wirklich mir gehörte. Das gute Stück hatte mir Tristan vor einiger Zeit geschenkt, mein Name zierte die Verschlusskappe des Feuerzeugs. Ich musste mir ja selbst kurz auf die Schulter klopfen für diesen grandiosen Einfall in binnen weniger Sekunden. Ich machte ja wirklich Fortschritte im Arschloch sein. Was ich allerdings nichts wusste war, dass Danny mindestens genau so viele Erfahrungen mit Menschen wie mir gemacht hatte und sich deshalb wohl nicht von diesem simplen Trick ablenken lassen würde. Na ja, aber fürs Erste ging ich halt einfach mal davon aus, lächelte, als wäre nichts. "Können wir dann? Ich bin echt müde, ich will schlafen", versuchte ich ihn weiter dazu zu bewegen, sich endlich wieder hinters Steuer zu begeben, weiter zu fahren, damit ich bald die Äuglein schließen konnte. Ich war wirklich ziemlich fertig. ... und arschig und egoistisch und scheiße und ja ... einfach Camaro.
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