Desmond Ja, da war wohl was dran. Wusste ich aber auch ohne, dass er mir das sagte, war mir nichts Neues. Gut fand ich es natürlich nicht, dass bei uns beiden wohl auch lange Funkstille geherrscht hatte und sich in der vorherigen Zeit des Kontaktes auch überwiegend Streit und Konflikte breit gemacht hatten gegen Ende, aber da ließ sich jetzt nichts mehr dran ändern. Es sorgte nur dafür, dass ich Cameron jetzt auch mit ein wenig mehr Skepsis gegenüber stand und allgemein - sollte der Kontakt wieder bestehen bleiben und wir uns häufiger sehen - ein wenig mehr nachfragen und aufpassen würde, schon allein wegen der Drogengeschichte. Und auch, dass er aufhörte zu klauen. Es reichte schon, dass wir uns mit der Streetracerei strafbar machten und das nicht in kleinem Ausmaß, da brauchte er nicht auch noch anfangen sich Dinge zu nehmen, die ihm nicht gehörten und ohne Bezahlungen auch nicht zustanden. Aber immerhin konnte ich hören, dass ihm das Ganze hier schwer fiel, also meinte er es wenigstens ehrlich. Alles andere wäre ihm auch nicht gerade zu Gute gekommen. "Spricht ja auch nichts dagegen.." gab ich ihm nach ein paar weiteren stillen Sekunden zur Antwort, hatte in der freien Hand noch immer einen alten Lappen, an dem ich mir meistens die Hände abwischte, spielte Gedankenverloren mit den Fingern daran rum. "Könn' wir auch gleich machen, wenn du willst.. müsste nur den Wagen vorher fertig machen." schlug ich dann mit meiner gewohnt ruhigen Stimme vor, obwohl mich das alles ja doch nicht so ganz kalt ließ. Seitdem ich mal wieder von der Frauenwelt in den Arsch getreten worden war, versuchte ich aber allgemein, nichts mehr so richtig an mich heran kommen zu lassen, auch wenn sich das nicht immer umsetzen ließ.
For the first I can say that I'm proud to be nobody.
Cameron Das hörte sich doch schon mal nicht schlecht an, also würde ich Desmond heute nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder sehen. Zugegeben hatte ich ihn nämlich auch ganz schön vermisst, genau so, wie die anderen aus der WG auch, aber es hatte ja niemand wirklich für nötig gehalten, den Kontakt zu mir in irgendeiner Weise aufrecht zu erhalten. Ich schätzte einfach mal, dass es an der Drogengeschichte lag und auch wenn es für mich nachvollziehbar war, wenn dies der Grund gewesen wäre, stimmte es mich trotz allem unglaublich traurig. Ich meine, wir waren doch lange Zeit ein Team gewesen, oder? Aber gut, okay.. ich war froh, wenigstens die wichtigste Person heute sehen zu können. "Hmm, okay, lass dir Zeit, ich lauf nicht weg", murmelte ich leicht lächelnd in den Hörer, verabschiedete mich dann von ihm und legte kurz darauf auch, noch immer den Tränen nahe. Aber wenn man so lange keine Schwäche zeigen durfte und diese Last mit dem Mal von einem abfiel, dann brach das gut und gerne mal über einen herein, dieses Gefühlschaos. Nun gut. Mit dem Handy in der Hand, stand ich vom Stuhl auf, ging zu Ash rüber, um ihm sein Mobiltelefon zu überreichen. "Dazzy kommt heute noch, wenn das okay ist... er muss nur noch sein Auto fertig machen", klärte ich ihn auf, lächelte schwach. Der Gutste würde sich sicherlich erschrecken, wenn er mich sah...
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Na das Gespräch schien ja nicht allzu schlecht verlaufen zu sein. Ich hatte dem Ganzen nebenbei so ein wenig gelauscht, auch wenn es da nicht so viel zu hörne gegeben hatte. War ja alles recht kurz und bündig, kein langes Gespräch. Aber es schien dennoch so, als würde Camerons langjähriger bester Freund einem Treffen zugestimmt haben. Berichtete er mir dann ja auch so. Ich nahm mein Handy wieder entgegen und ließ es in die rechte Hosentasche wandern, ehe ich sein Lächeln erwiderte, ihn ansah. "Klar, ist kein Problem.. ich muss sowieso noch einkaufen, dann lass ich euch beide nachher einfach ein bisschen allein. Denke mal, dass es da auch Einiges zu klären gibt.." redete ich vor mich hin, nickte leicht, mehr zu mir selbst als zu Cam. Ich würde da wahrscheinlich nur stören, wenn ich auch nur hier herum geisterte. Außerdem konnte ich mich nicht daran erinnern, die beiden in der letzten Zeit, die ich mit Cameron verbracht hatte, irgendwann mal zusammen angetroffen zu haben. Da stand also wohl doch eindeutig war zwischen und das konnten sie auch ohne mich klären. Zumal ich morgen ja wieder arbeiten musste, den Einkauf also doch wirklich lieber noch heute erledigte, auch wenn nur wenig Lust dafür vorhanden war..
Desmond Ja, gut... eigentlich war ich gar nicht unbedingt in der Stimmung, mich jetzt auf irgendwelche tiefer gehenden Gespräche einzulassen. Aber erstens wurde es wirklich Zeit und zweitens vermisste ich Cameron. Wie gesagt versuchte ich zwar, Vieles nicht mehr so an mich rankommen zu lassen wie noch vor ein paar Monaten, aber alles von mir wegschieben konnte und wollte ich dann doch nicht. So beschäftigte ich mich noch etwa eine Viertelstunde lang mit meinem Wagen, ehe ich ihn als "fertig" betiteln konnte - eigentlich war ein Wagen nie fertig, man konnte so unendlich viel daran herumschrauben.. - und mich nochmal auf den Weg ins Haus machte, um mich umzuziehen. Nur, weil Cameron und ich uns ewig kannten, musste ich ja nicht in ölverschmierten Klamotten antanzen. Ich machte noch einen Abstecher in die Küche, trank ein paar Schlücke und war dann auch schon auf dem Weg zurück in die Garage, um kurz darauf zu Desmonds Wohnung aufzubrechen.
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Cameron Ja, wäre wohl nicht ganz so verkehrt, wenn Ash dann in der Zwischenzeit einkaufen ging. Sollte ja nicht böse gemeint sein, oder so, aber es gab doch das ein oder andere, was es lediglich unter vier Augen zu klären galt und ich konnte mir gut vorstellen, dass ich mir auch den ein oder anderen Einlauf abholen durfte, aber gut, da musste ich wohl jetzt durch. Es dauerte dann auch nicht mehr lange - Ash und ich hatten noch ein wenig im Wohnzimmer gesessen - bis der junge Mann sich zum einkaufen aufmachte und schließlich Dazzy hier aufschlug. Mit einem leichten Lächeln hatte ich mich an die Tür begeben und den Summer betätigt, um ihm die Tür zu öffnen, streckte schon meinen Kopf aus der Tür, um ihn noch auf den Treppen zu grüßen. Und er hatte sich, im Gegensatz zu mir, so ziemlich kein bisschen verändert, war einfach, zumindest von der Statur her, der Gleiche gewesen, aber ich hatte ja auch keine Ahnung, was bei denen so abgegangen war, als ich draußen rumgestreunt war. Alles in allem hob sich meine Laune beim Anblick meines besten Freundes doch noch ein ganzes Stück und ich konnte dann auch nicht anders, als ihm, oben angekommen, um den Hals zu fallen. Er hatte mir so gefehlt.
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Desmond Während ich so die Stufen zur Wohnung nach oben ging, überschlugen sich die Gedanken förmlich. Ich ging Cameron mit gemischten Gefühlen entgegen, war in letzter zeit doch so viel Mist passiert... aber andererseits kannte ich ihn schon ewig und er war mein bester Freund, wie ein kleiner Bruder für mich. Der eben von Zeit zu Zeit doch mal meine Hilfe und auch den Tadel brauchte. Er war eben zeitweise auch eine Last und es hatte sich so Einiges angestaut, was sich aber damit vermischte, dass ich ihn doch auch ziemlich vermisste. War alles nicht so einfach und ich seufzte leise, bevor ich noch einmal tief durchatmete und schließlich sein Gesicht erblickte, als ich die letzten Stufen erklomm. Und mir gefielt nicht unbedingt, was ich da sah.. er war unheimlich dünn, um nicht zu sagen total dürr, ausgemergelt, abgemagert. Es breitete sich also schon ein bisschen Entsetzen auf meinen Gesichtszügen aus noch ehe er mir um den Hals fiel, ich die Umarmung auch anfangs zögernd erwidert, aber ja doch nicht anders konnte. "Ich freu mich auch, dich zu sehn.." murmelte ich, musste doch ein klein wenig lächeln, obwohl mir schon allein sein Äußeres absolutes Unbehagen und Besorgnis bereiteten.
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Cameron Ich stand bestimmt eine gute halbe Minute einfach da, hatte Desmond ausgiebig begrüßt, ehe ich ihn in die Wohnung bat. "Ash ist einkaufen. Er war der Meinung, dass wir sicherlich in Ruhe reden wollen und ja." Nachdenklich zuckte ich mit den Schultern, lächelte schwach. "Möchtest du was trinken?", fragte ich erst einmal, während ich bereits die Küche ansteuerte. Da konnte man auch in Ruhe einfach schnacken, wäre also gar nicht so falsch, sich da nieder zu lassen. Aus dem Schrank fischte ich jedenfalls ohne auf eine Antwort zu warten, zwei Gläser hervor, füllte sie mit ein bisschen Cola aus dem Kühlschrank auf und stellte sie dann auf dem Tisch ab. Mit Sicherheit hatten wir beide und sehr viel zu erzählen und auch zu klären. Zumindest wollte ich ziemlich viel von ihm wissen. Zum Beispiel, warum sich einfach niemand mehr wirklich gemeldet hatte...
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Desmond So, waren wir also alleine in Ashs Wohnung. War wahrscheinlich auch besser so, dann fühlte ich mich nicht belauscht oder dergleichen. Nicht, als würde ich Ash nicht mögen, er war schon echt ein korrekter Kerl, aber manchmal brauchte man einfach ein Gespräch unter vier Augen und jede andere Person würde dabei stören. Ich folgte Cameron und nickte auf seine Frage hin. Mir fiel erst kurz darauf ein, dass er das nicht hatte sehen können und deshalb bekräftigte ich nochmal mit einem "Ja", ehe ich mich kurz darauf an den Tisch sinken ließ, dann auch schon die Cola serviert bekam. Ich ließ Cam ein kurzes, aber dankbares Nicken zukommen und nahm dann erstmal einen Schluck, bevor ich wieder ansetzte, etwas zu sagen. "Du siehst... nich gut aus." bemerkte ich murmelnd, musterte ihn dabei nochmal kurz und wollte so indirekt mit meiner Aussage eine Frage formulieren. Die Frage nach der Ursache für diesen großen Fortschritt der Abmagerung. Er war zwar schon etwas dünner als sonst gewesen, als wir uns das letzte Mal gesehen hatten, aber das... das hier waren echt schon andere Dimensionen.
Weißt du noch? Ich hab gesagt, ich hasse dich zu lieben. Jetzt ist alles wie ich's wollte, doch es macht mich nich' zufrieden..
Cameron Ich ließ mich mit einem schmalen Lächeln auf den Stuhl gegenüber von Desmond fallen, stützte meinen Kopf in die Hände und ließ mein Trinken somit erst mal unberührt. Dauerte nämlich auch gar nicht lange, bis das klärende Gespräch zu beginnen schien. Und das leider mit einer ziemlich unschönen Feststellung, wie mir schien. Leise seufzend wandte ich meinen Blick, den ich eben noch so intensiv an Dazzy geheftet hatte, von ihm ab. "Na ja, täglicher Drogenkonsum fordert eben seinen Tribut", stellte ich leise fest, versuchte mich wieder an einem leichten Lächeln. Misslang aber kläglich. Ich fand es ja selber nicht gut, die Sache mit den Drogen und eben jene deutlich sichtbaren Konsequenzen, aber es war halt nicht wirklich einfach, da von jetzt auf gleich mit aufzuhören... Und es würde wohl auch noch ein ganzes Stück Zeit in Anspruch nehmen, bis ich das wieder im Griff hatte. Nun gut. "Aber ich und Ash wollen das irgendwie wieder in den Griff kriegen", versicherte ich anschließend, war, was das anging auch noch ziemlich optimistisch. War dann auch ein Mitgrund dafür, dass sich doch noch ein aufrichtiges, trotz allem seltsames Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.
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Desmond Ja, davon war wohl auszugehen. Noch dazu kam wohl einfach, dass er im Knast mit Sicherheit ziemlich viel Stress gehabt hatte. Wollte nicht wissen, was da alles abgegangen war, aber man hörte da ja eigentlich nie was Positives. Er würde schon wirklich keine leichte Zeit durchgemacht haben, aber für mich war das kein Grund, ihm nicht trotzdem die Leviten zu lesen, sollte er keine Besserung geloben und wirklich eintreten lassen. Ich wusste gut genug, wie leicht man wieder in den Drogenkonsum zurück rutschte. Zwar nicht aus eigener Erfahrung, aber ich hatte es schon oft genug mit ansehen müssen. War in den Gesellschaftskreisen, in denen ich für gewöhnlich verkehrte, eben einfach nicht unbedingt eine Seltenheit. "Na dann hoff' ich mal, dass das auch so hinhaut.." sagte ich relativ ruhig, neutral. Nicht so, als würde ich es Cameron nicht zutrauen, dass er es schaffen würde, von dem ganzen Scheiß wegzukommen. Ich schwieg dann wohl erstmal einige Sekunden lang, nippte auch noch einmal an der Cola, kam dann um eine Entschuldigung aber wohl doch nicht herum. "Es tut mir echt leid, dass ich dich die letzte zeit so allein gelassen habe, Cam.. ich hatte nur einfach den Kopf so voll. Es is so viel Mist passiert.." murmelte ich dann in seine Richtung, sah ihn ein wenig.. wehleidig an. Die Formulierung war nämlich nicht ganz richtig. Ich hatte den Kopf nämlich immernoch ziemlich voll, würde das aber nicht länger als Grund dafür hernehmen, mich nicht um meinen besten Freund zu sorgen.
Weißt du noch? Ich hab gesagt, ich hasse dich zu lieben. Jetzt ist alles wie ich's wollte, doch es macht mich nich' zufrieden..
Cameron Ich hoffte es auch. Wirklich sogar. Ich meine, damals hatte ich immer noch ein Stück an meiner Figur zu mäkeln gehabt, wollte unbedingt noch ein, zwei Kilo runter haben, aber das jetzige Resultat war dann auch blöd und ich verstand Ash so langsam, dass er mich damals nicht mehr wirklich anfassen wollte. Ich hätte wohl auch Angst gehabt, meinen so schmalen Freund zu zerbrechen. Aber wie gesagt, wir wollten das ja regeln. So nickte ich also auf Dazzys Aussage hin kurz schwach, seufzte dann leise, als von ihm eine, beziehungsweise eben die Entschuldigung kam, mit der er das nächste unangenehme Thema ansprach. Genau das war nämlich etwas gewesen, was mir in der Zeit, wo ich im Knast saß, echt zu schaffen gemacht hatte. Aber ich hatte nun auch nicht vor, Desmond deswegen ein schlechtes Gewissen einzureden, wollte die Sache einfach geklärt haben. "Schon okay... ich hätte mich ja auch mehr melden können", murmelte ich, sah ihn nachdenklich an. "Was ist denn so passiert, wo ich weg war?", hakte ich auf seine Andeutung hin nach, sah gespannt und gleichzeitig neugierig zu ihm rüber. Vermutlich nichts Gutes, wenn er den Kopf so voll gehabt hatte.
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Desmond Eigentlich wollte ich nur ungern drüber reden. Besonders was die Sache mit Ramona anging, wo mir doch alle quasi schon im Voraus prophezeit hatten, dass sie die falsche Wahl - oder eben einfach eine ganz miese falsche Schlange, ums anders auszudrücken - war und ich es einfach nicht hatte wahrhaben wollen. Einfach, weil ich endlich mal wieder jemanden gefunden hatten, an den ich mich hatte anlehnen können. Diesen Jemand hatten meine Sorgen und meine ohnehin schon angeknackste Psyche von früher aber herzlichst wenig interessiert. "Ach naja.. hab mir von Ramona persönlich anhören dürfen, dass sie mich nur verarscht hat, weil es sie offenbar amüsiert... und ja, ich weiß ja, dass ihr alle nicht viel von ihr gehalten habt, aber es fickt einen trotzdem." grummelte ich so vor mich hin, nahm noch einen Schluck aus dem Glas. "Und dann gabs zwischen Megan und Lamont immer wieder Spannungen, weil sie ja ungeplant schwanger ist und naja, dass Skeet 'anstrengend' ist, das weißt du ja.. eben lauter so Kleinigkeiten, die mich bei meiner momentanen Stimmung nicht unbedingt erleichtern." sagte ich schulterzuckend und mein Tonfall mochte etwas lustlos klingen, aber nicht ganz so pessimistisch, wie ich es eigentlich hatte sagen wollen. Naja, war vielleicht besser so.
dat überleitung in ein neues rs, ya know. _____________
Camaro Wütend stapfte ich aus der U-Bahn, die Station entlang und schließlich an die Oberfläche, wo mir die Sonnenstrahlen absolut nervig ins Gesicht schienen. Meine Laune war gerade absolut im Keller, mich nervte alles und jeder, der Tag war schlicht und ergreifend scheiße. Müde und irgendwo ein wenig verzweifelt steuerte ich die Arbeitsstelle meines Bruders an, brauchte jetzt einfach jemanden, an dem ich meinen Frust auslassen konnte, war ich ganz ehrlich. Es dauerte nicht sonderlich lange, bis ich zu Fuß an der Werkstatt angekommen war - mit dem Auto wäre ja alles viel schneller gegangen, aber na gut, war halt alles doch ziemlich blöd gelaufen, würde ich sagen. So absolut verschissen blöd. "Tristaaaan", war das Erste, was ich rief, als ich durch die große Stahltür trat, die neben dem Garagentor als Eingang diente. "Ich brauche eine Anwalt", fiel ich gleich mit der Tür ins Haus, als ich die große Halle durchquert hatte und nun neben meinem großen Bruder an den Opel Insignia lehnte. Er hing gerade ziemlich tief irgendwo in der Nähe vom Motor, riss erschrocken den Kopf nach oben und stieß sich dabei eine saftige Beule. Verwirrt, weil ich mich doch lautstark angekündigt hatte, sah ich ihn an, verdrehte wenig später die Augen, als er die Stöpsel seines ranzigen iPods aus seinen Ohren ploppen ließ. Da er eher der freundlichere Part von uns beiden war, begrüßte er mich erst einmal mit einer Umarmung, nachdem er sich stöhnend den geschundenen Kopf gerieben hatte und fragte dann nach meinem Anliegen. Was ja nun mal eben darin bestand, dass mein Bruder, der ohnehin schon wenig hatte... wieder für mich blechen sollte.
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Danny Eigentlich war für mich heute ein Tag wie fast jeder andere. Ich fristete große Teile des Tages im Büro meiner Werkstatt und erledigte den anfallenden Papierkram, ließ derweil meine Angestellten für mich die Aufträge erledigen. Nur die wichtigen, teuren Autos - von Kunden mit sehr, sehr viel Geld, versteht sich - erledigte ich grundsätzlich selber. Einfach nur, um sicher zu gehen, dass mir auch ja meine guten Connections nicht verdorben wurden, sonst hätte ich nämlich ein ganz gewaltiges Problem. Denn über zufriedene Kunden kamen auch immer wieder neue ran und ich war drauf und dran, mich auch in die höheren Bekanntenkreise fest zu etablieren. Ich tippte noch eine Rechnung fertig - denn auch, wenn es bei uns des öfteren mit nicht ganz legalen Einbauteilen zuging, musste der Papierkram einfach stimmen - und legte dann ein paar Blätter geordnet zur Seite. Noch währenddessen kam mir eine nicht ganz unbekannte Stimme zu Ohren, die ich aber im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Sicher war nur, dass diese Person hier für gewöhnlich nicht in der Werkstatt war und dementsprechend hier auch nichts zu suchen hatte. Wer hier nicht arbeitete, der durfte hier auch seine Nase nicht reinstecken, punkt. Also erhob ich mich von meinem Chefsessel und verließ mein Büro, schloss die Tür hinter mir ab und ging dann in Richtung Tristan. Es schien nämlich seine Schwester gewesen zu sein, die hier so rumgebrüllt hatte. Aber auch Familienmitglieder hatten hier nicht wirklich etwas zu suchen. Noch auf dem Weg zu den beiden Geschwistern krempelte ich mir die Ärmel des Holzfällerhemds ein wenig nach oben. "Gibts hier ein Problem?" hakte ich ohne Begrüßung an Camaro nach, fixierte sie argwöhnisch mit meinem Blick.
Camaro Ich sah Tristan merklich über meine Worte nachgrübeln und irgendwo konnte ich auch so ein bisschen seinen Frust spüren, den er aber normalerweise nie nach außen trug, immer in sich rein fraß. Aber bekanntlich hatten Geschwister da ja irgendwo einen sechsten Sinn für, wenn es um die Familie ging, so wie eben ich jetzt. Ich hatte mir vorerst verkniffen, ihm auch noch zu beichten, dass mein geliebtes Baby auch konfisziert worden war und ich den schicken schwarzen Camaro wohl nie mehr wieder sehen würde. Zwar war ich deswegen ein Stück weit saurer, als auf die dumme Sache mit den Anwälten, aber irgendwo war auch bei Tris die Belastungsgrenze und so wie er sich das, schon lange nicht mehr vorhandene, Öl von den Fingern wischte, war diese bei ihm schon fast erreicht. Schien dann auch eine willkommene Ablenkung zu sein, dass plötzlich sein Chef aus dem Büro gekrochen kam und sich in unser Gespräch einzumischen versuchte. Mein Bruder hatte mir schon mehrfach von ihm erzählt und auch gemeint, dass in der Werkstatt einfach niemand Fremdes etwas zu suchen hatte, aber Tris war damit einverstanden, dass ich in wichtigen Situationen herkommen durfte. Und das war nun mal eben so eine! So ging ich auch erst mal gar nicht weiter auf Danny ein und meldete mich erst zu Wort, als er seine ziemlich blöde Frage los gelassen hatte. "Nichts, was dich zu interessieren hat", antwortete ich in meinem gewohnt patzigen Ton, den ich auch bei Fremden ziemlich oft raushängen ließ. Alleine schon, dass ich auf Höflichkeitsfloskeln, wie eine respektvolle Anrede verzichtete, sprach schon so seine Bände. Aber mal ehrlich, diesen Typen hier neben mir, konnte ich noch nie so richtig leiden.
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Danny Ich mochte sie jetzt schon nicht. Es waren nur ein paar wenige Worte, die sie mir an den Kopf knallte, aber sie strahlten einfach so unheimlich viel nicht vorhandenen Respekt und Dreistigkeit aus, dass ich sie am liebsten gegen die nächste Wand geklatscht hätte. Mal gut, dass Tristan ein guter Freund war und sein Schwesterherz deswegen wohl - zumindest in seiner Anwesenheit, haha - nicht so schnell eine fing, wie das bei anderen Frauen der Fall war. Sie sollte mir bloß nicht nachts im Dunkeln begegnen, wirklich nicht. Dennoch würde ich ihr das - Tristan hin oder her - nicht durchgehen lassen, mich derartig respektlos zu behandeln. Das hier war mein verdammtes Territorium und alles und jeder, der sich nicht nach meinem Geschmack verhielt, der wurde bekehrt. Mal mehr, mal weniger gewaltsam und die kleine Zicke hier hatte wohl Glück. So packte ich sie nur ein wenig grob am Handgelenk, zog sie ein Stück zu mir herum - recht grob, versteht sich, Samthandschuhe kannte ich nicht, besaß ich gar nicht. Wurde überbewertet. "Das hier ist meine verdammte Werkstatt, also hast du gefälligst einen anderen Tonfall anzuschlagen, wenn du mit mir redest. Mag ja sein, dass dein Bruder ein wirklich guter Angestellter ist, aber Außenstehende haben hier rein gar nichts zu suchen, du genauso wenig wie jeder andere. Also pass auf was und wie du was sagst." knurrte ich zurück und warf ihr einen drohenden Blick zu, bevor ich meinen Griff wieder ein wenig lockerte.
Camaro Wie gesagt, ich wusste ja, dass Danny nicht gerade der liebe, nette Chef war, aber was er da veranstaltete, ließ selbst mich für einen Moment verwirrt inne halten. Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, nur genervt die Augen verdrehte und mein Handgelenk aus seinem Griff zu reißen versuchte. Aber zu seinem Glück hielt er mich ja auch nicht lange fest, sonst wäre ich wohl doch noch so richtig an die Decke gegangen. An diesem sowieso schon perfekten Tag - ha ha. "Pass mal auf, du Spinner, zum ersten fässt du mich nicht an, zum zweiten ist es mir scheißegal, wessen Werkstatt das hier ist, bin sowieso gleich wieder weg, wenn ich die Sache mit meinem Bruder geklärt habe", zischte ich zu dem stattlich gebauten Mann rauf, spürte dann eine kräftige Hand auf meine Rücken. Tris bat mich, ein wenig runter zu kommen und mit mir vor die Tür zu gehen. Ein gemurmeltes 'Entschuldige', ging noch an Danny, von meinem Bruder natürlich, ehe er mich ein Stück nach hinten zog, grummelte.
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Danny Ich dachte wohl, mich verhört zu haben, als mir diese Göre von junger Frau tatsächlich zu widersprechen wagte. Das würde sie noch bereuen. Genauso wie jede andere Frau, die sich in meiner Gegenwart auch nur irgendwie ansatzweise falsch verhielt. Meiner Meinung nach, versteht sich, was irgendwer anders dachte ging mir wie immer ganz gepflegt am Allerwertesten vorbei, juckte mich schlichtweg nich. Ich war kurz davor, ihr noch etwas Beleidigendes an den Kopf zu knallen, als Tristan sie dann mehr oder weniger bei Seite nahm. War wohl für beide besser so. "Sorg' dafür, dass sie hier ja nicht wieder auftaucht, Tristan.. du weißt ganz genau, wie ichs hasse." gab ich noch scharf von mir, bevor ich mich dann erst einmal abwandt und mich einem bereits teuer getunten Nissan GT zuwandte. Kümmerte mich dann jetzt erst einmal um das Baby, damit ich auf andere Gedanken kam. Konnte ich mich jetzt wieder den ganzen restlichen Tag lang drüber aufregen.
Tristan Also wenn man Danny und Camaro jemals in einem Raum alleine lassen würde, gäbe es dort wohl Mord und Totschlag. Gut, ich wusste ja nicht, dass man das bei Danny ziemlich wörtlich nehmen konnte, aber na ja. Die beiden schienen sich auf jeden Fall schon mal so gar nicht riechen zu können, but whatever. Das tat hier jetzt ja gerade nicht zur Sache, meiner Meinung nach, hatte meine Schwester nämlich hier echt übertrieben. War ja dann auch der Grund, warum ich die junge Frau kurz mit mir vor die Tür zog, um dort das Weitere Vorgehen zu besprechen. Ich konnte sie natürlich nicht ohne Anwalt dastehen lassen, nachdem sie mal wieder Scheiße gebaut hatte, aber ärgern und sauer machen tat mich das ganze schon. Sie wusste einfach, dass uns nicht viel Geld zur Verfügung stand, auch wenn ich mich über die Bezahlung bei Danny alles andere als Beschweren konnte. Nur das war halt einfach nicht drin, wenn sie der Meinung war, in nächster Zeit immer so unvorsichtig zu fahren. Ich meine, ich wusste ja, dass sie sich, ebenso wie ich, viel mit Autos beschäftigte, nur eben auf nicht so ganz legale Weise. Und ich hatte schon damals mit den Zähnen geknirscht, tat es heute einfach immer noch, weil genau sowas echt viel kaputt machen konnte. Was wäre, wenn sie auf der Fahrbahn einen unschuldigen Umgesägt hätte? Dann hätte man sie nicht so einfach vom Revier gelassen und... ach man. War halt scheiße, was sie machte, aber ich wusste, dass sich Camaro nur selten von etwas abhalten ließ, was ihr Spaß machte. Außerdem brachte es ab und an ein nettes Sümmchen in die Haushaltskasse ... die aber für die Scheiße jetzt geplündert werden musste. Eine gute halbe Stunde stand ich mit meiner Schwester vor der Tür, diskutierte und ließ mich von ihr anschreien, weil ich ihr meine Meinung geigte, passte mir einfach nicht, das Ganze. Schließlich aber verzog sie sich murrend, sodass ich dann auch endlich mal wieder reingehen konnte. Leise seufzend schlurfte ich auf meinen Chef zu, sah ihn niedergeschlagen an. "Ich mach klar heute länger..", gab ich ohne eine Aufforderung von mir, wusste, dass ich nicht einfach so lange weg bleiben konnte. "Tut mir Leid, wegen meiner Schwester.. Kommt auch nicht wieder vor." Hoffentlich.
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