Ash Okay, ich würde also besser alleine reingehen und das bestätigte ich Cameron auch mit einem knappen Nicken, bevor ich auch schon ausstieg und den Eingang ansteuerte, nach drinnen ging. Ich wusste nicht, wann Cam das letzte Mal so viel wie eine große Pizza gegessen hatte, zumindest vor meinen Augen musste das eine Ewigkeit her sein. Er hatte allgemein nie wirklich viel bei mir gegessen. Wenn ers getan hatte, dann nicht in meiner Anwesenheit. Dass er immer dünner geworden war, sprach ja aber sowieso dagegen, würde also nicht so gewesen sein.. seufz. Jedenfalls bestellt ich drinnen die Pizzas - seine große Salami- und meine Thunfischpizza - und durfte wohl auch so etwas zehn bis fünfzehn Minuten auf mein Essen warten, bezahlte dann und ging mit den Kartons wieder nach draußen. Wieder draußen beim Auto angekommen, beugte ich mich kurz zu Cameron rüber und stellte ihm die Pizzas auf den Schoß, bevor ich mich wieder hinters Steuer fallen ließ. Vielleicht noch drei, vier Minuten, dann würden wir bei mir Zuhause angekommen sein. Ich hoffte nur, dass er später nicht sauer war, wenn er merkte, dass ich seine Sachen alle in einen Karton verfrachtet und bei Seite gestellt hatte... aber er würde das schon verstehen, oder? Ich versuchte mal, optimistisch davon auszugehen.
Words are not enough to say how much you mean to me.
Cameron In den guten zwanzig Minuten, die Ash weg gewesen war, hatte ich meinen Kopf wieder gegen die Scheibe gelehnt, ein wenig Musik angemacht und die Augen geschlossen, nachgedacht. Ich hatte über die Zeit, in der ich allein gewesen war, ziemlich viel verloren, wie mir auffiel. Mein Auto war schrott - mein gutes Auto! -, die aus der WG hatten mich vermutlich auch schon vergessen, ich hatte kein Geld mehr und kaum noch Kleidung; mal ganz abgesehen davon, dass es mir körperlich einfach total beschissen ging. War alles gar nicht mal so lustig, aber gut, ändern würde ich es jetzt wohl erst einmal auch nicht können, nicht in meiner Verfassung. Später, wenn ich wieder etwas zugelegt und dementsprechend mehr Energie hatte, konnte ich mir Gedanken machen, wie es dann weiter ging, mit meinem Auto, mit den Leuten und all den ganzen Kram. Dadurch, dass ich es mir hier im Wagen so halbwegs gemütlich gemacht hatte, bevor ich anfing, mir Gedanken zu machen, war ich kurze Zeit später kurz weggenickt. Nicht lange, denn das Öffnen der Fahrertür riss mich gleich wieder auf dem Nickerchen, ließ mich wieder richtig aufrichten. Der herrliche Geruch von Pizza stieg mir in die Nase, als Ash die Kartons auf meinem Schoß abstellte und ich wollte am liebsten jetzt sofort anfangen, zu spachteln. Jedoch beherrschte ich mich noch den Weg bis zu ihm nach Hause, war ja auch nicht mehr lange. Vielleicht fünf, wenn's hoch kam zehn Minuten, bis wir angekommen waren, wenig später dann auch schon die Treppen zu seiner Wohnung hoch stiegen. War für mich ein echter Kraftakt, weil er ja nun mal nicht im ersten Stock wohnte, aber ich kam noch lebend oben an, wartete dann darauf, dass er aufschloss und betrat dann den eigentlich so vertrauten Flur, der mir plötzlich vollkommen fremd erschien. Na ja...
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Den Rest der Fahrt verbrachten wir einfach schweigend, womit ich aber keinerlei Probleme hatte, einfach auch weil wir im Laufe des Tages, Abends ganz sicherlich noch recht viel miteinander reden würde. Schon allein deshalb, weil ich alles über die Zeit zwischen unserem Beziehungsaus und seinem Knastaufenthalt wissen wollte. Hatte ja noch keine Ahnung, dass er da wieder zum reinsten Drogenjunkie geworden und was weiß ich nicht alles verbockt hatte. Würde mich was das anging also einfach überraschen lassen. So schob ich mir im Flur noch die Schuhe von den Füßen, nachdem ich mit Cam rein gegangen war und dann schnappte ich mir auch schon meinen Pizzakarton, den kleineren. "So, jetzt aber essen." meinte ich noch - mehr oder weniger zu Cam, oder aber auch einfach nur zu mir selbst - und war dann auch schon auf dem Weg ins Wohnzimmer, wo ich mir noch die Fernbedienung vom Couchtisch schnappte und mich dann einfach aufs Sitzpolster des Sofas fallen ließ, den Fernseher anmachte. Als ein halbwegs brauchbarer Sender gefunden war, legte ich die Fernbedienung bei Seite und widmete mich dann meiner Pizza, biss erstmal ein ziemlich großes Stück ab. Ja, ich hatte auch Hunger hier und Cameron, der sich inzwischen hatte neben mich fallen lassen, ja sowieso. Also keine Zeit zu verliern, haha.
Words are not enough to say how much you mean to me.
Cameron Essen hielt ich in dem Moment echt für wichtiger, als mir Gedanken darüber zu machen, was sich hier so alles geändert hatte. Ich ging also neben Ash her, ließ mich ebenfalls auf die Couch fallen. Der Pizzakarton wurde schon vor dem Hinsetzen geöffnet und das erste Stück war bereits angebissen, als ich wie ein Brett auf das eigentlich weiche Sofa fiel. Die stöckrigen Beine zog ich in einen Schneidersitz, auf den der Karton abgestellt werden konnte. Es dauerte nicht lange, bis von der Pizza kein einziges Stück mehr übrig war. So stellte ich das leere Pappgestell alsbald auf dem kleinen Couchtisch ab, um mich dann vollgefressen tiefer ins Polster gleiten zu lassen. Jetzt, wo ich gefühlt dreißig Kilo gefuttert hatte, könnte ich wohl gemütlich im Stehen einschlafen. "Also ich kann mich nicht dran erinnern, wann ich das letzte Mal so satt war", murmelte ich mit geschlossenen Augen, drehte meinen Kopf seufzend auf der Lehne Richtung Ash. Erst dann öffnete ich die Lider wieder, sah ihn direkt an. Konnte mich auch nich dran erinnern, dass ich jemals so einen Hunger verspürt hatte.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Ja, das konnte ich mir gut vorstellen. Er hatte ja auch verdammt viel auf einmal reingedrückt und langsam gegessen hatte er ja auch nicht wirklich. Satt konnte eigentlich gar kein Ausdruck mehr für seinen Zustand sein, haha. Aber es freute mich auch echt, dass er so viel gegessen hatte - wie gesund das jetzt wiederum war, okay, etwas fragwürdig -, weil ich einfach wollte, dass er wieder ordentlich was auf die Rippen bekam. Jetzt gerade im Moment war ich da eigentlich auch zuversichtlich, weil er so gut gegessen hatte, aber konnte ja nicht wissen, wie dasin Zukunft mit uns beiden noch so weitergehen würde, da wartete ja noch einiges auf mich. "Und ich hab dich glaube ich noch nie so viel essen sehen." stellte ich doch recht zufrieden - auch ein klein wenig belustigt wegen seiner Gier - fest, als ich meine Pizza dann ebenfalls verputzt hatte und den Karton bei Seite stellte. Wenn ich eben auch insgesamt lange nicht so viel wie Cameron gefuttert hatte, aber ich war ja auch gut beieinander, er so gar nicht. Das galt es meiner Meinung nach auch schnellstmöglichst zu ändern, so war er nunmal leider wirklich kein schöner Anblick mehr.. "Ich schätze mal 'ne Dusche und frische Klamotten könnten wahrscheinlich auch nich schaden." sagte ich mit einem leichten Grinsen, legte den Kopf leicht schief. "Wobei's mich echt freut, dass du das Shirt immernoch hast.." hängte ich eher nur noch lächelnd an und drehte mich etwas mehr in seine Richtung, strich ihm leicht über die Wange. Auch, wenn er manchmal richtig lästig und anstrengend war - ich hatte ihn zweifelsohne vermisst.
For the first I can say that I'm proud to be nobody.
Cameron Auch wenn es eigentlich eine ziemlich traurige Sache war, hatte er wohl recht gehabt. War einfach selten bis gar nicht vorgekommen, dass ich mich mal überfressen hatte, weil der Hunger und die Lust auf Essen gar nicht so groß war. Na ja. War ja nun nicht weiter wichtig. Fakt war, dass ich in Zukunft schon ein wenig mehr auf meine Figur achten wollte. Einfach weil ich eingesehen hatte, dass so wenig Masse einfach nur Nachteile mit sich brachte. Nur im Knast konnte man schlecht damit anfangen, sein Leben zu ändern, hatte einfach nicht genug Freiheiten dafür, aber jetzt war ich draußen... und Ash schien mir wohl auch noch eine Chance geben zu wollen, was mich unglaublich freute. Lediglich der Gedanke an ihn hatte mich im Knast vor weiteren Dummheiten bewahrt, wollte ich mich doch früher oder später ohnehin mal wieder bei ihm melden. Frage war nur gewesen, wann das dann hätte sein sollen. Na ja. Ich wollte da jetzt echt nicht weiter drüber nachdenken, dankte Gott, dass er mir einen Ausweg bot. Für den Moment sah ich Ash verwirrt an, ließ meinen Blick dann verlegen auf das schmuddelige Shirt gleiten, an dem ich nun nachdenklich herum nestelte. "Oh... ja.", war das einzige, was mir dazu einfiel. Außerdem zierte ein schwaches Lächeln meine Lippen - wegen der warmen Hand an meiner Wange. "Das Shirt war das einzige, was ich von dir noch hatte", murmelte ich undeutlich, zuckte mit den schmalen Schultern. Na ja, und eben Erinnerungen...
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Ja, stimmte wohl... was anderes war ihm von mir nicht geblieben, hatte die Sache aber doch auch ziemlich abrupt ihr Ende gefunden gehabt. War also nicht verwunderlich, aber gerade das Shirt hatte doch einige Bedeutung. Und es erinnerte mich daran, wie sehr ich mich gefreut hatte, ihn am Bahnhof wieder zu sehen, ihn Zuhause wieder willkommen zu heißen, ihn wieder in meine Arme zu schließen. Ich verband zwar nicht nur Positives - eher mindestens genauso viel Negatives wie Gutes - mit Cameron, aber ich liebte ihn dennoch. Vielleicht auf etwas verkorkste Art und Weise, aber wir waren ja auch beide nicht so ganz knusper. Manchmal jedenfalls. Ich ließ ihm noch ein aufrichtiges Lächeln zukommen, bevor ich mich zu dem jungen Mann rüber - beziehungsweise runter - beugte und ihm einen leichten, zarten Kuss aufdrückte. "Eigentlich wollte ich gar nicht kommen, um dich abzuholen.." gestand ich leicht murmelnd, als ich meine Lippen wieder von seinen gelöst hatte und ihn ruhig ansah. "..aber ich bin froh, dass ichs doch getan hab." vollendete ich den Satz lächelnd, hielt weiter den Blickkontakt zu ihm.
For the first I can say that I'm proud to be nobody.
Cameron Ich hatte Ash die Zeit über ziemlich verloren angesehen, nachdem ich meinen Blick vom Shirt gelöst hatte, sah doch ziemlich traurig aus, als er meinte, dass er mich anfangs nicht abholen wollte. Auch wenn er es doch getan hatte, verletzte mich das jetzt doch ein wenig. Gut, ich war aber auch ziemlich sensibel geworden im Knast, wenn ich dort doch auch eine halbwegs harte Schale entwickelt hatte. Für da drinnen vielleicht, aber neben Ash würde ich am liebsten dahin schmelzen in heißen Tränen - ha ha. "Ich bin auch froh, dass du es doch getan hast", wisperte ich gegen seine Lippen, blinzelte die schwammige Sicht beiseite. "Ich habe mich auch geändert, wirklich." Na ja, zumindest was die Sache mit dem Essen betrifft. Das mit den Drogen... nun gut, hatte ich eigentlich auch abhaken wollen, aber das Kokain hatte sich wohl doch festgesetzt.
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Ash Ich hoffte es echt. Dass er daraus gelernt hatte und es von nun an einfach besser wusste und besser machen würde. Einfach sich selbst zur Liebe... und auch mir, weil ich mich ja doch dazu entschlossen hatte, Cameron weiterhin zur Seite zu stehen. Auch, wenn das wohl wie vorher auch schon nicht leicht sein würde, aber wenn wir uns beide zusammen rissen, würden wir das schon wieder hinkriegen. Ich versuchte einfach, möglichst optimistisch zu sein, daran zu glauben, dass er seine Lektion eben jetzt gelernt hatte und er keine zweite brauchen würde. "Wir kriegen das schon zusammen hin.." gab ich noch recht leise zurück, bevor ich ihm noch einen weiteren Kuss gab. Es würde wohl einiges an Zärtlichkeiten nachgeholt werden müssen, aber wenn ich dann demnächst endlich mal Urlaub von dem Drecksladen hatte, würden wir da auch genug Zeit für haben. Ich löste mich jetzt langsam von Cam, um vom Sofa aufzustehen und die Kartons in die Hand zu nehmen. "Ich mach mal den Abwasch.. kannst ja solang duschen gehen." sagte ich schief grinsend, bevor ich mich in die Küche aufmachte. Sollte mir vielleicht doch auch mal 'ne Spülmaschine zulegen... hätte so seine Vorteile. Jetzt aber gab mir das die Möglichkeit, ein wenig die Geschehnisse zu verarbeiten, zumindest ein paar Minuten lang.
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Cameron Es tat unglaublich gut, aus Ash' Mund zu hören, dass er mir wohl von Neuem helfen würde, dass wir das zusammen schaffen würden. Es gab mir verdammt nochmal einfach noch ein kleines Stückchen mehr Hoffnung, in dieser Sache einen positiven Schritt nach vorne zu kommen. Lächelnd sah ich meinen Liebsten an, musste mir jetzt doch eine Träne aus dem Gesicht wischen. Berührte mich einfach alles hier. War dann vermutlich auch keine schlechte Idee, wenn Ash jetzt abwusch und ich erst einmal eine ausgiebige Dusche genoss. So nickte ich auf den Vorschlag hin nur entzückt, sprang dann - wie das voll gefressen eben funktionierte - vom Sofa auf, ging zu meinem Rucksack um dort nach sauberen Sachen zu suchen, was aber vergebens war. Es war einfach alles ziemlich schmutzig und stank, brauchte definitiv einen Waschgang. Verlegen über die Tatsache, dass einfach so gar nichts mehr sauber war, seufzte ich, linste durch den Türrahmen zu dem jungen Mann in der Küche. "Du hast nicht zufällig ein paar Anziehsachen für mich da? Meine müssten nämlich alle mal echt in die Wäsche", murmelte ich, musste mich erst wieder an den Umstand gewöhnen, dass ich hier wohl wieder wohnen würde, war für den Moment einfach noch ziemlich unsicher. Auf leisen Sohlen schlich ich zu Ash herüber, während ich auf eine Antwort wartete, wirkte ziemlich verloren.
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Ash Achja, genau... er hatte ja gar keine frischen Sachen mehr und die, die er von sich noch hier hatte, sollten wahrscheinlich erst nochmal gewaschen werden, bevor er sie wieder anzog... lagen da jetzt schon 'ne ganze Weile in dem Karton und naja, weiß nicht. Vielleicht wollte ich mich auch einfach noch ein wenig davor drücken, ihm zu sagen, dass ich seine Sachen in die letzte Ecke verbannt hatte. Eigentlich hätte ich sie auch einfach zurück in seine WG bringen können, aber irgendwie war ich da erstens nicht drauf gekommen, hatte da nicht dran gedacht und zweitens hätte ich dazu wohl eh keine Lust gehabt. Aber egal, war jetzt eh vorbei, Chance verpasst. "Bedien' dich einfach an meinen Sachen.." antwortete ich Cameron schwach lächelnd, sah ihn noch einen Augenblick lang an, stellte dann das Wasser ab. Noch den Lappen geschnappt und ich fing an zu spülen, auch wenns jetzt keine Lieblingsbeschäftigung von mir war. War halt eine Sache, die auch einfach sein musste.
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Cameron Wunderbar, Ash schien also nichts dagegen zu haben, wenn ich mir von ihm ein paar Klamotten borgte. Ich lächelte dankbar, ehe ich mich ins Schlafzimmer verzog, aus seinem Schrank eine frische Boxershorts, wie auch ein Shirt und eine Jogginghose für mich angelte. Dabei achtete ich nicht wirklich auf eine halbwegs passende Größe, denn wenn selbst meine Kleider schon schlabberten, dann würde ich jetzt in Ash' Sachen aussehen wie in einem Kartoffelsack, aber es half nun mal alles nichts. Immerhin wollte ich eher weniger nackt rum laufen, also lieber viel zu groß, als gar nichts. Wenig später huschte ich also mit frischen Klamotten ins Badezimmer, um mich dort zügig unter dir Dusche zu scheren. Dort verbrachte ich eine ganze Ecke Zeit, bevor ich das Wasser wieder ausstellte und aus der Duschkabine stieg. Ich legte mir eines der großen Handtücher um den Körper, sah mich für einen Moment im Spiegel an und erschrak mich beinahe vor mir selbst. Ich sah wirklich fürchterlich aus und ich hoffte ja, dass sich das relativ schnell wieder besserte. Für den Augenblick konnte ich daran nichts ändern und so schlüpfte ich in die - wie erwartet - viel zu großen Anziehsachen, schmiss das Handtuch in den Wäschekorb und verließ dann das Bad. Lächelnd stieß ich wieder zu Ash, atmete tief durch. "Das hat mal so richtig gut getan", stellte ich grinsend fest, strubbelte durch meine nassen Haare. Doch, wirklich, ich fühlte nich gleich.. viel besser.
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Ash In der Zeit, in der Cameron unter der Dusche stand, spülte ich beinahe wie mechanisch das Geschirr vor mich hin, starrte dabei wohl öfter mal ziemlich leer in die Luft oder auf besagtes Porzellan. Bei mir war die ganze Geschichte mit dem Gefängnis und unserer Wiedervereinigung, die ja so ursprünglich eher nicht geplant war. Genau genommen war die eigentlich gar nicht geplant gewesen, auch wenn ein Teil von mir doch darauf gehofft hatte, dass sich die Beziehung zu Cameron - auch, wenn sie oft schwierig war - noch nicht ganz erledigt hatte. Er war einfach einzigartig und ich mochte ihn so, wie er war - eher schmal, klein, in meinen Augen so ein kleines bisschen zerbrechlich, sowohl in psychischer, als auch in physischer Hinsicht. Zwar war das oft anstrengend, aber ich kannte es ja schon von mir, dass ich grundsätzlich so ein bisschen die Herausforderung suchte. War nichts Neues. Als besagter Typ dann wieder zu mir in die Küche kam, löste ich mich weitgehend von diesen Gedanken und entgegnete ihm auf seine Worte hin ein sanftes Lächeln, auch, wenn das ein bisschen schwermütig aussehen mochte. Mich beschäftigte nunmal Einiges und ich war eben die Sorte Mensch, der man das auch fast immer ansah. "So, wie du vorher ausgesehen hast, wärst du heute Abend auch nich in Bett gekommen.." sagte ich dann noch, grinste dann doch leicht, kurz bevor ich den Stöpsel aus dem Abfluss zog und mir dann anschließend die Hände abtrocknete. Alles fertig gespült, also stand für heute auch nichts mehr an. Zumindest nichts, was mich nicht auch noch um einen Tag verschieben konnte.
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Cameron Ich hatte mich gemütlich in den Türrahmen gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und Ash ein schiefes Grinsen geschenkt, als er sagte, dass ich heute Abend schmutzig und stinkend nichts in seinem Bett verloren hatte und ehrlich gesagt war ich auch nicht davon ausgegangen, mich ihm überhaupt wieder so weit nähern zu dürfen, aber gut, der Kuss und das, was er vorhin vor dem Knast gesagt hatte, sprach ja eigentlich Bände. Trotzdem war die Angst vor seiner Ablehnung nach wie vor so ein kleines bisschen vorhanden. Na ja. Diese besagte Angst hinderte mich trotzdem nicht daran, mich kurze Zeit aus dem Rahmen abzustoßen und einen Schritt auf den jungen Mann zu zumachen, dem die Sorgen und Überlegungen förmlich ins Gesicht geschrieben standen. Mit einem etwas bedrückten Gesichtsausdruck schlang ich meine Arme - oder zumindest das, was von ihnen übrig geblieben waren - um seinen Hals, schloss die Augen. "Und wenn ich heute Nacht auf der Couch hätte schlafen müssen... Ich bin dir so dankbar", hauchte ich ihm ans Ohr, klammerte mich nahezu an den kräftigen und in meinen Augen immernoch attraktiven Körper, wollte Ash gar nicht mehr los lassen. "Ich hatte so Angst, dich gar nicht mehr wieder zu sehen, du hast mir so gefehlt", fügte ich mit brüchiger Stimme hinzu. Und wie er mir gefehlt hatte. Das Gefühl ließ sich gar nicht beschreiben. Und ich brauchte es ja auch nicht weiter aussprechen, mir Gedanken drüber machen... schließlich hatte ich das, was ich nach langer Zeit wirklich lieben gelernt hatte, endlich wieder. Und ich hatte mir in dem Moment, in dem er mir gesagt hatte, wie Leid ihm alles tat, vorgenommen, mich zu ändern. Ihm zuliebe.
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Ash Was Cameron da jetzt zu mir sagte, war dann doch - zumindest für die paar Sekunden - eine rech gute Ablenkung von meinen eher unliebsamen Gedanken gewesen. Einfach, weil es mir zeigte, dass ich trotz der Probleme, die damit auf mich zukommen würden, die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er schien mich nämlich nicht weniger vermisst zu haben als ich ihn und ich musste augenblicklich lächeln, als er seine Arme um meinen Hals legte, mich kurz darauf schon in eine enge Umarmung zog. Ich schloss einen Moment lang die Augen, sog einfach seinen Duft ein - jetzt nach der Dusche roch er ja auch wieder gut, haha - und erwiderte erst einige stillschweigende Sekunden später etwas. "Du hast mir auch gefehlt, Cam.." murmelte ich leise zurück und legte meine Arme noch enger um seinen zierlichen, ausgemergelten Körper, drückte ihn kurz an mich. Nicht lange allerdings, hatte dann doch irgendwie Angst 'was' kaputt zu machen. "War schon echt verdammt ruhig hier in der Wohnung ohne dich.." fügte ich noch ein wenig deutlicher redend als vorher hinzu, als ich mich so weit von ihm löste, dass ich ihn zumindest ansehen und eine Hand an seine Wange legen konnte. Ich sah kurz an ihm runter, musste doch ein wenig grinsen. Sah einfach lustig aus mit den viel zu großen Klamotten. Die waren ihm ja selbst im normalgewichtigen Zustand zu groß. "Aber wir wollen auf jeden Fall dafür sorgen, dass du wieder was auf die Rippen kriegst... so passt du noch weniger in meine Klamotten als eh schon." grinste ich zu dem jungen Mann runter und küsste ihn kurz darauf kurz, aber zärtlich.
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Cameron Schön, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Ehrlich, es tat gut, sowas aus seinem Mund zu hören, den ich wenig später ja auch in einem liebevollen Kuss wiederfand. Über die Aussage, dass wir gemeinsam an meinem Gewicht arbeiten würden, musste ich ja kurz lachen. Aber es stimmte ja, was er da sagte, schließlich sah ich in den Klamotten doch wirklich sehr verloren aus und ja, irgendwo fand ich es selbst auch nicht mehr schön, aber wenn man erst einmal in diesen Teufelskreis gekommen war, wurde es schwer, da wieder heraus zu kommen. Jedoch blickte ich mit Ash an meiner Seite in eine wirklich gute Zukunft, wollte einfach endlich mal wieder wirklich glücklich sein, auch wenn sich das wohl verdammt egoistisch anhörte, aber... nun ja. Zwar war ich, was Ash' Ansichten diesbezüglich anging, noch etwas unsicher, aber ich hoffte einfach mal, dass er das genau so sah. "Da bin ich dabei", gab ich ihm grinsend zu verstehen, sah kurz darauf ebenfalls an mir herunter. Ja, also da passte noch ordentlich Fett und Muskelmasse hin, hätte ich absolut nichts gegen, auch wenn das einige Zeit in Anspruch nehmen würde. "Könntest du mir dann noch einen Gefallen tun?", fragte ich leise, wandte meinen Blick wieder von ihm ab. "Könntest du... könntest du vielleicht Dazzy anrufen? Ich würde ihn so gerne mal wieder sehen, aber ich glaube, mein Handy ist so ziemlich... schrott", fügte ich ohne eine Antwort anzuwarten hinzu. Und auch wenn Desmond mich nie besucht hatte, sich nie gemeldet hatte, als ich weg gewesen war... verband mich noch immer irgendwas zu ihm...
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Ash War ja schonmal gut, dass wir uns da vollkommen einig zu sein schienen. War ja bei uns beiden bisher gar nicht mal so oft der Fall gewesen und für eine Wiedervereinigung war es wohl eher belastend, wenn man sich kurz darauf direkt wieder in Streit verfing. Also wars gut, dass wir zusammen auf einen normalgewichtigen Cameron hinarbeiten würde und wenn er dann mal nicht mehr das ausgehungerte Elend war, würden die Dinge sicher von sich aus schon ein wenig besser werden. Würde dann allgemein aufwärts gehen, weil ich dann an ihm nichts mehr zu meckern hätte... aussehenstechnisch gesehen, meine ich. Klar, ein paar Muskeln wär'n noch ganz schön, waren für ihn aber keine Pflicht. Auf seine Bitte hin nickte ich ohne wirklich zu zögern. War mir sicher, dass sich Desmond auch dafür interessierte, wie es Cam jetzt ging und allgemein wäre auch dort ein wenig Aussprache wohl ganz gut. "Kannst du auch eigentlich selber machen.." sagte ich, löste mich dann mehr oder weniger langsam ganz von ihm und griff dann mit der rechten Hand in meine Hosentasche, um ihm kurz darauf auch schon mein Handy in die Hand zu drücken. Er kannte ja den Entsperrcode, ich hatte ihn nicht geändert und auch früher nicht vor ihm verheimlicht.
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Cameron Ich hatte nun auch nicht damit gerechnet, dass Ash mir meinen Gefallen abschlagen wollte, allerdings war ich doch ein wenig überfordert, als er mir sein Handy in die Hand drückte und meinte, dass ich das ja auch gut und gerne selber machen konnte. Ich wäre mir nämlich nicht so sicher, ob ich das wirklich irgendwie hin bekam. Weil ich mich aber zu Anfang nicht gleich wieder streiten oder mich beschweren wollte, nickte ich dankbar, lächelte ihn an und entsperrte dann wenig später das Handy, überflog seine Kontakte nach Desmond. Als ich die Nummer gefunden hatte, zögerte ich kurz, bevor ich auf Wählen drückte und mir dann das Telefon ans Ohr presste. Es tutete eine ganze Weile und ich wollte gerade auflegen, als sich doch noch etwas tat. Beim Klang der Stimme meines bisher besten Freundes, schossen mir die Tränen in die Augen und ich brachte nicht viel mehr als ein "Hi, hier ist Cam..." zustande. Immerhin rief ich ja von Ash' Handy aus an und Dazzy konnte ja nun mal nicht ahnen, dass ich mich dessen bemächtigen würde, um ihn zu kontaktieren. Nun ja...
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Ash Ich ließ Cameron mal mit meinem Handy allein und schlurfte ins Wohnzimmer, um es mir dort auf dem Sofa bequem zu machen. Ich hatte bisher heute jetzt nichts mehr weiter geplant, wusste noch nicht, wie ich mir dir Zeit vertreiben sollte... aber auf jeden Fall stand auch zwischen mir und Cameron mal noch ein ausführlicheres Gespräch an und ich wollte dem auch eigentlich nicht so aus dem Weg gehen, wie ich es bisher tat. Es war einfach noch ein ziemlich... unbeschreibliches Gefühl, dass sich sowohl auf ein paar negative als auch positive Dinge aufteilen ließ.
Desmond Ich hing gerade über der Motorhaube meines Wagens, als es in meiner Hosentasche zu klingeln anfing. Ich hasste es, wenn man mich dabei in irgendeiner Weise störte. Dennoch erledigte ich nur noch meinen letzten Handgriff, bevor ich das Telefon aus der Tasche zog und erstmal schaute, wer denn jetzt wieder was von mir wollte. Ash? Fand ich schon merkwürdig. Ich meine, ja, wir hatten so ein bisschen Kontakt gehalten in der Zeit, in der Cameron drogenabhängig gewesen war und auch in der Zeit seines Verschwindens hatten wir uns ein, zwei mal gesehen aber mir leuchtete im ersten Moment nicht ganz ein, warum er mich jetzt anrief. Als ich dann aber die weniger tiefe Stimme meines besten Freundes hörte. Ich schwieg erst eine 'Schocksekunde' lang und räusperte mich dann kurz, ehe ich etwas erwiderte. "Was gibts?" versuchte ich irgendwie unvoreingenommen zu sein aber weder meine Wortwahl, noch mein Tonfall kamen mir dabei zu Gute. Ich wusste einfach nicht so recht, wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten sollte... sicher, trotz seiner Fehler - die ja zweifelsohne welche waren, das sah er wohl selber jetzt nach dem Knastaufenthalt auch ein - hatte ich ihn genauso lieb wie vorher, aber er machte es einem halt nicht einfach. Inzwischen war mir dann aber auch klar, warum "Ash" mich anrief. Der gute Cam hatte wohl wirklich einen treudoofen Deppen - in netter Hinsicht gemeint - gefunden, der ihn so leicht nicht fallen ließ und auchvom Knast abholte, wenns denn sein musste.
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Cameron Da ich die Stimme meines besten Freundes doch eine ganze Weile nicht mehr gehört hatte, musste ich mich erst einmal kurz sammeln, bis ich irgendwie wieder etwas sagen konnte. Während ich fast eine halbe Minute lang schwieg, ließ ich mich auf einen freien Stuhl in der Küche fallen, überlegte, was ich jetzt genau sagen würde. Aber so ganz sortieren lassen, wollten sich die Gedanken dann irgendwie auch nicht. Also quasselte ich im Endeffekt doch einfach nur drauf los. "Lange nichts mehr voneinander gehört", stellte ich im ersten Moment ziemlich überflüssig fest. Das wusste er wohl genau so gut, wie ich, aber mir fiel einfach keine bessere Einleitung ein. "Kannst... also bist du... ich will dich gerne mal wiedersehen", stammelte ich vor mich hin, hatte meinen Blick auf den Boden gerichtet, auch wenn er es nicht sehen konnte. Ich brauchte gerade einfach einen Punkt, den ich fixieren konnte, sonst würde mir das Wasser doch noch über die Wangen laufen. Und das wollte ich jetzt eigentlich nicht... das Wippen erschien mir in dem Fall als die bessere Lösung.
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