Skeet War ich da nicht schon längst? In meinen Augen eigentlich schon. Denn wenn ich mal ehrlich zu mir selber war, dann konnte ich mein Leben nicht mehr so schön genießen wie zu 'Nicht-WG-Zeiten', sprich ohne die ganzen Gestörten hier. Schon allein wegen dem Schwulenpaar, mit dem ich mich jetzt immer wieder rumschlagen durfte, weil ihnen meine Bitte ziemlich egal zu sein schien. Sie kümmerten sich nie wirklich um meine Anwesenheit, sondern machten mit ihrem blöden Pärchenzeug weiter, strapazierten meine Nerven ungemein... war wahrscheinlich ein Mitgrund dafür, dass ich den Drogenkonsum wieder ein wenig weiter hochgeschraubt hatte, würde sich aber wohl auch irgendwann wieder geben. Dachte ich mir jetzt zumindest mal so, würde sich ja zeigen. "Wenn du auf dem Beifahrersitz mitkommst, ja." grinste ich noch ziemlich schadenfroh vor mich hin, fixierte Hannahs Blick noch für einige Sekunden mit meinem, ehe ich dann doch mal so lieb war und von ihr abließ. Aufhörte, ihr wehzutun. Ich ließ sie komplett los und wartete dann auch gar nicht lange damit, mich komplett von der jungen Frau zu distanzieren und die Zimmertür anzusteuern, den Raum fast freiwillig zu verlassen. Doch, ja, das bisschen Gewaltauslebung versüßte mir gerade schon den Abend.. jetzt noch ein Bier und dann war gut für heute, haha.
Hannah Ehrlich, ich hätte nicht beschreiben können, was passiert wäre, wenn er jetzt nicht endgültig von mir abgelassen hätte. Vermutlich hätte ich dann wirklich nach ihm getreten oder so. Hatte mich ja mit dem Wehren wirklich zurück gehalten, weil das ja nicht so amüsant war, einem Kerl zwischen die Beine zu treten und das tat ich echt nur im aus ersten Notfall und dazu zählte das jetzt hier nicht wirklich. Zwar war es schon eine reichlich unangenehme Situation und wie gesagt, wäre mein Geduldsfaden auch gleich gerissen, aber zu seine eignen Besten, zog sich Skeet dann auch zurück. Es brauchte auch keine weitere Aufforderung mehr, damit er das Zimmer verließ. Die Aussage, die er mir gerade noch an den Kopf geworfen hatte, interessierte mich in dem Moment gar nicht, ich schleppte mich eher mühsam zum Bett rüber, um mich dort heulend auf die Matratze fallen zu lassen. Jetzt war ja niemand mehr da, der unbegründete oder begründete Tränen sehen konnte, war scheißegal, wegen was ich heulte. Gerade war es wohl einfach wegen der Schmerzen und vor allem wegen de Schock. Nach wenigen Minuten, in denen mir die Tränen schweigend über die Wange gelaufen waren, blickte ich meine Handgelenke an. Diese zeigten bereits eine leicht bläuliche Färbung und auch mein Hals dürfte nicht anders aussehen. Elendiger Hurensohn.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Ich hatte gefühlte Jahrhunderte auf diesen einen Moment gewartet. Zum letzten Mal hatte ich die Zelle verlassen und würde auch nie wieder rein gehen, nie wieder. Egal, was ich noch für krumme Dinger drehen würde - nie wieder in den Knast, war wirklich die Hölle. Zu oft hatte ich mich in der Ewigkeit, die ich in der Zelle hatte verbringen müssen, halb zu Tode gelangweilt und mich dann mit Dingen wie Liegestützen, Situps und Klimmzügen bei Laune gehalten. Wollte ja meine Muskeln sowieso nicht verlieren, war also sogar mehr oder weniger praktisch gewesen, aber auf Dauer eben auch sehr eintönig und langweilig.. im Großen und Ganzen konnte man also gut sagen, dass es sich nicht lohnte, wegen irgendwas in den Knast zu gehen, wegen wirklich gar nichts. Mich würden da keine zehn Bugattis wieder rein kriegen, war einfach Horror. Jetzt jedenfalls stand ich vor der Tür meines wohl neuen Heims - war ja noch nie hier gewesen, war ja auf der Flucht hierher geschnappt worden, ärgerlicherweise. Hatte vor ein paar Tagen dann also bei Desmond durchgeklingelt, mir die neue Adresse geben lassen. Den Autos zu urteilen nach war ich hier auch goldrichtig, also klingelte ich einfach mal. Sowas wie 'nen Schlüssel hatte ich ja auch nicht, woher auch. Hannah hatte ich auch nicht Bescheid gegeben, dass ich jetzt schon nach Hause kam.. eigentlich waren noch zwei Monate mehr geplant, aber gute Führung zahlte sich dann doch irgendwo aus. Für meine beste Freundin würde es also wohl eine ziemliche Überraschung, wenn nicht sogar ein richtiger Schock sein, wenn ich jetzt hier stand... haha.
Hannah Ich drehte mich gerade unter meiner Decke um, als ich die Türklingel hörte. Das konnte doch jetzt wirklich nicht wahr sein. Ich hatte mich vor wenigen Minuten in mein Bett gekuschelt, weil es echt verdammt kalt gewesen war. Neigte sich so langsam dem Winter zu alles und dementsprechend waren dann auch die Temperaturen. Die letzten zwei Monate waren bereits regnerisch gewesen und es hatte einen starken Temperatursturz gegeben. Na ja und damit musste sich mein Körper dann erst mal anfreunden. So hatte ich mich also aufwärmen wollen, setzte mich dann aber wohl zwangsläufig wieder auf, um mit der Decke um den Körper in den Flur zu schlurfen. Waren mal wieder so ziemlich alle unterwegs, keiner da, der anderweitig aufmachen könnte. Blieb also an mir kleben, Besucher zu empfangen, auch wenn ich mir schwer vorstellen konnte, dass hier irgendein Fremder klingelte, aber Bewohner des Hauses war auch irgendwie nicht gerade logisch. Wir hatten immerhin alle einen Schlüssel. Aber gut, okay, ich würde nicht wissen, wer da vor der Tür stand, wenn ich sie nicht öffnete. Aus diesem Grund legte ich dann wenige Sekunden später meine Hand auf die Klinke, um den Gast zu begrüßen. Allerdings bekam ich kein Ton raus, als ich sah, wer denn da vor mir stand. Leibhaftig und in Farbe, haha. Es brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich meinem besten Freund förmlich um den Hals fiel, die Decke dabei zu Boden wandern ließ. Ich konnte in dem Moment gar nicht beschreiben, wie ich mich fühlte, war einfach froh, dass er wieder da war. "Du bist wieder da...", flüsterte ich mit weinerlicher Stimme, musste mich, wie auch schon vor einer Ewigkeit, auf Zehenspitzen stellen, um so ansatzweise an ihn heran zu kommen. Endlich hatte ich ihn wieder.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Wie ich schon erwartet hatte, sprang Hannah mir nach dem ersten Schreckmoment förmlich an den Hals, ließ die Decke einfach mal auf den Boden wandern. War aber auch nicht so wichtig, konnte man schließlich waschen, falls die danach dreckig sein sollte, wovon ich eigentlich aber nicht ausging. Sah nicht so versifft hier aus, wie ich eigentlich erwartet hatte, haha. Ich musste unwillkürlich zu lächeln anfangen, ließ meine Tasche rechts neben mir auf den Boden sinken und legte meiner besten Freundin - wer wusste schon, ob das immernoch so war, ich war lange weg gewesen, vielleicht hatte sie auch schon einen Ersatz gefunden - die Arme um den noch immer sehr schlanken, zierlichen Körper. Was das Äußere anging hatte sie sich nur wenig bis gar nicht verändert, was ich aber auch ganz gut so fand. Ich drückte sie ein wenig an mich, brauchte das auch einfach gerade. Es tat unheimlich gut, sie endlich wieder zu sehen, sie wieder zu umarmen. "Ich hab dich auch vermisst.." murmelte ich leise zurück, schloss kurz einen Moment die Augen und genoss einfach den Moment. Ich löste mich auch erst gut eine halbe Minute später wieder langsam ein bisschen von ihr, sah dann zu ihr runter. "Habt ihr hier überhaupt 'n Zimmer für mich, oder muss es vorerst die Couch sein?" fragte ich schief grinsend, hatte ja keine Ahnung, wie das jetzt hier alles organisiert war. Und ob ich in die Planung mit einbezogen war, obwohl ich im Knast gesessen hatte.
Hannah Wir standen wirklich eine Zeit lang einfach nur da, hielten uns in den Armen, bis Nate sich langsam aber sicher wieder von mir löste. Ich hatte bereits wieder ein paar Tränen vergossen, die ich jetzt flüchtig mit dem Handrücken weg wischte, ihn mit einem leichten Lächeln ansah. "Ich.. äh..", ich lachte kurz, weil ich gerade viel zu sehr durch den Wind war, um einen klaren Gedanken zu fassen. "Ich bin mir jetzt gerade nicht wirklich sicher, aber ich denke, das kriegen wir alles schon hin, komm erst mal rein", murmelte ich, zupfte ihm leicht am Arm in die Wohnung, nur um hinter ihm die Tür wieder zu schließen. Die Decke hatte ich so mehr oder weniger mit dem Fuß angehoben, legte sie mir wieder um den Körper. War doch jetzt noch 'nen Stück weit frischer geworden, aufgrund der offenen Tür. Langsam ließ ich mich auf die Couch im Wohnzimmer fallen, klopfte neben mich auf den freien Platz um meinem besten Freund zu bedeuten, dass er sich setzen sollte. "Und jetzt erzähl mir erst mal, wie es dir geht und wie es im Knast war... sicher nicht gerade schön, oder?", fragte ich unsicher, sah ihn dementsprechend an.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Hannah schien ja durch meine unerwartete Anwesenheit wirklich total durcheinander zu sein. War schon irgendwo echt süß, wobei ich auch merkte, dass ich innerlich ein wenig aufgewühlt und unruhig war. Hatte zum Beispiel ja auch keine Ahnung, ob ich überhaupt hier bleiben konnte, obwohl ich es mir irgendwo schon wünschte.. einfach, weil ich gerne wieder die kleine Blondine hier mit im Haus hätte, damit ich ein Auge auf sie werfen konnte. Schlimm genug, dass ich nicht wusste, was sie das letzte halbe Jahr so getrieben hatte, ob sich irgendwas geändert hatte. Aber das würde ich mit der Zeit wohl merken und sie auf jeden Fall auch mal danach fragen, wenn sich nicht zufällig eine Situation ergab, in der wir sowieso darüber redeten. Mal sehen, einfach auf mich zukommen lassen. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, zog meine Jacke einfach mal im Flur aus und hängte sie zu den zahlreichen anderen an einen Haken, ließ auch meine Tasche erstmal im Flur an der Wand stehen. Wollte die jetzt nicht unnötig überall mit hin schleppen, zog die Schuhe sowieso ja auch noch dort aus. Danach folgte ich Hannah durch die Wohnung bis ins Wohnzimmer, sah mich flüchtig um, bevor ich mich neben sie aufs Sitzpolster fallen ließ. "Nicht schön is echt noch ziemlich untertrieben.. hab mich schon nach den ersten paar Tagen immer in der Zelle zu Tode gelangweilt, wenn ich nicht grade irgendwas zu tun bekommen hab.. naja. Nochmal kriegt mich da auf jeden Fall niemand rein, um keinen Preis." sagte ich ein wenig müde - wurde heute morgen trotz Entlassung natürlich um 6 rausgeschmissen, elende Hurensöhne da drin! - und strich mir einmal nach hinten durch die dunklen Haare, sah dann zu Hannah rüber. "Und wie gehts dir? Alles okay soweit?"
Hannah Dauerte dann auch nicht lange, bis ich von Nate zu hören bekam, dass es ihm im Knast wohl gar nicht gut ergangen war. Er schien aber weniger in irgendwelche probleme verstrickt zu sein, als einfach nur Langeweile gehabt zu haben. Ich nickte leicht als Zeichen dafür, das ich verstanden hatte und lehnte mich dann an seine Schulter. Er hatte mir einfach so unendlich dolle gefehlt. Auf seine Frage hin, nickte ich nur leicht. "Alles gut soweit...", murmelte ich lächelnd, sah zu ihm hoch. "Es hat sich hier ganz schön viel verändert, seitdem du weggesperrt worden bist", stellte ich leise seufzend fest, dachte natürlich an Jake. Wäre wohl echt keine leichte Geburt, Nate das zu beichten und ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass er das auch gar nicht hören wollte, aber früher oder später würde er es sowieso heraus finden. Also bevor er irgendwelche unliebsamen Entdeckungen machte, wollte ich ihm schon davon erzählt haben. Für den Moment jedoch, genoss ich einfach nur seine Nähe, war froh, ihn wieder bei mir zu wissen.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Schien also recht viel passiert zu sein innerhalb des halben Jahrs, das ich weg gewesen war. Aber gut, ehrlich gesagt brauchte ich das jetzt auch nicht alles auf einmal wissen.. viel mehr wollte ich einfach genießen, Hannah jetzt eben wieder bei mir in der Nähe haben zu können. Hatte ich wirklich vermisst, einfach nur so mit ihr da zu sitzen und mich zu entspannen, eben einfach mal für ein paar Minuten zu chillen. Manchmal brauchte man einfach einen Moment lang Ruhe, um wieder runterzukommen und dem einen oder anderen Stress zu entkommt. Deswegen war es für den Augenblick auch gar nicht so sehr interessant, was denn nun alles passiert war, wovon ich auch wissen sollte. Immerhin ging ich auch nicht von so gravierenden Dingen aus, wie dass sie beispielsweise mit Jake zusammen war. Sie hatte aber wohl auch guten Grund, mir das erstmal nicht zu sagen, denn meine Reaktion war wohl schon vorstellbar, Hannah kannte mich schließlich ziemlich gut. Ich legte meinen Arm eher locker um sie, als sie sich an meine Schulter lehnte, sonst würde das noch auf Dauer unangenehm werden und so wars schlicht und ergreifend viel bequemer. Mein Blick war auf sie gerichtet, hatte auch immernoch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. War einfach schön, wieder aus der Drecksbude raus zu sein. "Kannst du mir ja nach und nach erzählen.. haben jetzt ja erstmal wieder genug Zeit." stellte ich fest, strich ihr eher unbewusst ein wenig über den Unterarm, der sowieso in der Nähe meines Armes war, den ich um sie gelegt hatte.
Hannah Das stimmte wohl. Ich ging nämlich nicht unbedingt davon aus, dass Nate innerhalb kürzester Zeit wieder einwanderte. Also ich hoffte das jetzt einfach mal, haha. Na ja. Eine ganze Weile hatte ich einfach nur schweigend an seine Schulter, so halb an seine Brust gelehnt, überlegte, wie ich die ganze Sache am besten ansprechen sollte. War, meiner Meinung nach zumindest, besser, wenn er so früh wie möglich bescheid wusste. Sollte er sich eben jetzt dann fünf Minuten drüber aufregen und sich dann damit abfinden. Dürfte definitiv eine bessere Reaktion sein, als wenn er davon Wind bekam, wenn Jacob am besten noch da war, damit er dann auf ihn losgehen konnte. Ne ne, also ich würde nicht zulassen, dass er wegen so einer lapidaren Angelegenheit wieder in den Knast wanderte. War wie gesagt froh, ihn wieder zu haben. Nach gut einer viertelstunde sah ich vorsichtig zu ihm hoch. "Ich... muss dir aber zu Anfang denke ich etwas sehr, sehr wichtiges sagen. Also ich finde, dass du das definitiv wissen solltest... es geht um Jake", murmelte ich nachdenklich, spielte ein wenig am Saum seines Shirts. Machte mich echt nervös, der Scheiß, aber normal nahm ich ja auch keinen Blatt vor den Mund, also lange drum rum drucksen wollte ich jetzt auch nicht. "Als du halt weg warst, sind wir uns ziemlich nahe gekommen und na ja. Wir sind jetzt halt fest... zusammen", klärte ich meinen besten Freund also auf, machte mich schon mal auf das Donnerwetter gefasst. Ich hatte ja ungern die Stimmung zerstören wollen, aber hinterher hieß es dann wieder, dass ich das ja hätte früher sagen müssen, bla bla bla. Und das wollte ich dieses Mal echt vermeiden.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Hätte ich gewusst, was da jetzt aus ihrem Mund kommen würde, wäre ich hier wahrscheinlich gar nicht erst aufgetaucht. Einfach, weil ich mir das Ganze hier dann hätte ersparen wollen, beste Freunde hin oder her - das war einfach eine Sache, auf die ich jetzt absolut nicht klar kam und es wäre echt besser gewesen, wenn Desmond mir gar nicht erst gesagt hat, wo sie denn jetzt alle hin verschwunden waren, wo sie jetzt wohnten. Hätte nicht nur mir, sondern auch Hannah Einiges erspart. Meine Mundwinkel sackten rapide nach unten, als sie dann - wenn auch zögernd - aussprach, was Sache war. Ich brauchte echt ein paar Sekunden, um zu realisieren, was sie da gesagt hatte und was Sache war. Sie war ernsthaft mit Jake zusammen? Wie zur Hölle hatte das jetzt passieren können? Ich meine, klar, sie kannten sich insgesamt wohl besser nach dem halben Jahr und sie hatte wohl irgendeine Schulter gebraucht, als ich von jetzt auf gleich weg gewesen war... aber diesen Penner vom Jugendamt, der uns erst noch auseinander gebracht hatte? Ernsthaft?! Konnte echt im ersten Moment nicht recht glauben, was ich da von ihr zu hören bekam. "Das ist jetzt nicht dein Ernst. Du verarscht mich..!" gab ich schon fast knurrend von mir, nahm meinen Arm von ihr und rutschte ein Stück weit von ihr weg, um sie noch besser von der Seite mit einem wirklich.. naja, ziemlich angepissten Gesichtsausdruck anzusehen, wobei das echt noch weit untertrieben war. Die Wut stand mir wohl förmlich ins Gesicht geschrieben, konnte das einfach nicht glauben hier.
Hannah Okay, gut, ich hatte ja damit gerechnet, dass Nate alles andere als begeistert sein würde, aber ich hatte mir doch schon irgendwie ein kleines bisschen Verständnis erhofft. Einfach, weil ich der Meinung war, dass er sonst immer so besorgt um mich war und ja... keine Ahnung, hatte einfach gedacht, er würde wollen, dass es mir gut ging. Und das war mit Jake ja auch der Fall gewesen. Klar, dass es nicht unbedingt der Sozialfutzie sein musste, verstand ich ja, aber seine Reaktion verletzte mich jetzt doch ein wenig. Dementsprechend traurig sah ich ihn auch an, als er plötzlich ein Stück von mir weg rutschte, seinen Arm wieder an sich nahm. "Jetzt sei doch nicht so...", bat ich ihn leise seufzend. "Ich hatte mir das auch alles anders vorgestellt. Aber Jake war einfach für mich da, als du weg warst und ja... keine Ahnung, es kam dann einfach so, ich kann doch da auch nichts gegen tun", beendete ich schließlich meine Aufklärung ihm gegenüber. Eigentlich brauchte ich mich ja echt nicht rechtfertigen, aber bei Nate war das immer so 'ne ganz andere Sache.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Ich sollte nicht so sein? Sie wusste ganz genau, was ich von dem Typen hielt und jetzt erwartete sie auch noch von mir, dass ich das toll fand oder zumindest einfach so ohne bissige Kommentare hinnahm? Pustekuchen, das konnte sie knicken. Sah ich gar nicht ein, mich jetzt irgendwie auch nur ansatzweise mit meiner Meinung zurückzuhalten. Ehrlich nicht, war schließlich nicht mein Verschulden, wenn sie sich den falschesten Typen überhaupt aussuchte. Musste Hannah also dann jetzt damit leben, dass ich am ragen war. Hätte sie sich aber auch wirklich schon im Voraus denken können, war ja ziemlich wahrscheinlich gewesen, dass ich so reagierte. "Ach, heißt er hat meinen Platz und noch mehr eingenommen? Ganz toll, echt." grummelte ich weiter vor mich hin, hatte schon einen ziemlich bissigen Tonfall und die feste Entschlossenheit, ihr jetzt alles reinzudrücken, was ging. Einfach damit sie merkte, wir unglaublich scheiße ich das Ganze fand. Durfte sie ruhig spüren! "Das ist das Letzte." murmelte ich leise knurrend, wendete den Blick dann einfach ab, hatte schon gar keine Lust mehr, sie überhaupt auch nur anzusehen. Es tat einfach weh. Auch, wenn sie nicht wusste, wieso eigentlich...
Hannah Ich hätte wissen müssen, dass Nate dann gut und gerne wieder übertreiben würde, so wie er es eben jetzt tat. Ich verdrehte leise grummelnd die Augen, konnte nur den Kopf schütteln. Da versuchte man, einfach offen und ehrlich mit seinem, nach wie vor besten Freund, zu sein und dann kam sowas. "Ich hab doch nicht ansatzweise gesagt, dass er deinen Platz eingenommen hat", kam es dann ebenfalls recht bissig von mir zurück, einfach, weil ich diese Übertreibung hier jetzt absolut nicht verstand. "Das einzige, was hier das Letzte ist, ist deine Meinung von mir. Was denkst du dir eigentlich? Das ich dich nach ein paar Wochen einfach aus meinem Kopf streiche und mir einen Ersatz suche, oder was? Sonst warst du auch nie so pissig, wenn du mal ein paar Tage verschwunden warst und ich bei einem Freund war. Ja, vielleicht ist es nicht gerade optimal, dass es eben Jake ist, aber mein Gott." Ich verschränkte seufzend die Arme vor der Brust, sah Nate mit tief ins Gesicht gezogenen Augenbrauen an, erwartete jetzt von ihm mal eine Erklärung.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Nate Doch, in meinen Augen hatte er genau das getan. Schlicht und ergreifend deshalb, weil ich der Meinung war, dass der Platz als Hannahs fester Partner einzig und allein mir zustand. Weil ich der Einzige war, der sie so gut kannte und ich ausnahmslos alles recht machen konnte - gut, würde nichts an meinem schwierigen, leicht reizbaren Charakter ändern, aber ich denke mal, wenn wir fest zusammen wären, hätte ich auch sehr viele Gründe weniger, mich aufzuregen. Das alles konnte ich Hannah ja aber so jetzt nicht sagen.. also könnte ich schon, wollte ich aber nicht. Dann würde sie sicherlich fragen, wie lange ich die Gefühle für sie schon mit mir herum schleppte, ohne einen Ton zu sagen. Und das war auch eine Frage, die ich nicht gestellt bekommen wollte, die ich folglich nicht beantworten wollte. Ich konnte ihr jetzt also schlecht eine Erklärung geben, beziehungsweise wollte das nicht unbedingt. Sie sollte schlichtweg auch gar nicht wissen, was ich fühlte.. oder doch? War ein ziemliches Durcheinander in meinem Schädel. Eben so eine Mischung aus Wut auf Jake, Wut auf Hannah, Wut auf mich selber und Verwirrung wegen nicht gestandener Gefühle, die eigentlich ganz gerne mal raus wollte. Dann wiederum wollte ich das aber nicht wörtlich erklären müssen und das... grml! "Naja, ich wage mal zu bezweifeln, dass wir so miteinander umgehen werden wie vor deiner... Beziehung." knurrte ich bloß noch, bevor ich vom Sofa aufstand.. "Und nicht gerade optimal ist die Untertreibung des Jahrhunderts." fügte ich noch hinzu, als ich mich auf den Weg machte, die Küche zu suchen. Fand ich auch recht schnell, war die ja gegenüber vom Wohnzimmer. Die hatten hier Bier, ganz sicher. Ohne Bier konnten die hier sicher nicht leben.
Hannah Ach so? Konnte er dann mal nen Punkt setzen oder was? Also ich hatte definitiv nicht vor, ihn anders zu behandeln, als vorher, das Gekuschel, das Feiern gehen, es hätte sich nichts geändert, aber wenn er der Meinung war, dann bitte, konnte er das so haben. Als er dann allerdings aufstand und ohne ein weiteres Wort in die Küche verschwand, schnaufte ich wütend, folgte ihm schließlich aufgebracht. "Jetzt Lauf doch nicht auch noch weg, du Gott verdammter Idiot! Du hast nicht ansatzweise das Recht, dich jetzt hier so aufzuführen, wie ein kleines Kind. Es ist schließlich mein Leben und ich finde es ganz schön dreist, dass du deswegen jetzt rumkackst. Zwar hatte ich nicht vorgehabt, dich anders zu behandeln, aber wenn du das wünscht, bitte. Dann penn' doch heute am besten auf der Couch!", schrie ich ihn förmlich an, baute mich so mehr oder weniger im Türrahmen auf. Wie es eben mit meiner Statur und meinem Aussehen funktionierte. Aber gut, er würde schon merken, dass ich schlicht einfach sauer war, enttäuscht darüber, dass wir uns am Tag seiner Entlassung streiten mussten...
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael So ein Blödsinn, als ob Jake sich einfach so damit abfinden würde, dass Hannah und ich weiter so eng, fast schon innig miteinander umgingen. Er hatte doch eh schon immer angezweifelt, dass wir beide ausschließlich befreundet waren, da würde ihm das hier dann ganz bestimmt nicht besonders gut schmecken. Hätte ich gewusst, dass Hannah ihn auch schon betrogen hatte, hätte ichs wohl für noch wahrscheinlicher gehalten, dass er Einwände dagegen haben würde, wenn Hannah und ich weiter so miteinander umgingen wie zuvor. Während sie also am Reden war, nahm ich schon die ersten zwei Schlucke Bier aus der Flasche - den Alkohol hatte ich im Knast definitiv auch vermisst. Als sie dann aber meinte, ich könne auf dem Sofa pennen, setzte ich die Bierflasche mit einem ziemlichen Knall wieder auf der Theke ab und ging nurstraks auf sie zu. Hätte mans nicht besser gewusst, hätte man denken können, ich würde mit den Fäusten auf sie losgehen wollen, weil meine breiten Schultern sichtbar angespannt waren, aber es sollte genau das Gegenteil passieren. Wenn ich mich schon nicht traute, ihr zu sagen, was ich fühlte, dann musste ichs ihr eben zeigen. Als zog ich sie mit der rechten Hand einfach an der Hüfte an mich, legte die rechte Hand an ihre Wange und küsste sie. Nicht unbedingt sanft, viel mehr bestimmt und intensiv, leidenschaftlich. Jetzt, wo ich merkte, wie sich das anfühlte, war ich mir sicher, dass ich das viel früher hätte tun sollen..
Hannah Ich hätte ja jetzt mit allem gerechnet, aber am wenigstens mit dem jetzt hier. Traurigerweise hatte ich echt den Gedankengang verfolgt, dass ich mich gleich von den Fliesen hätte wegrobben durfte, weil es doch verdammt bedrohlich aussah, wie er da so auf mich zukam. Aber ich hätte wissen müssen, dass mein bester Freund mir kein Haar krümmen konnte... tat ich in dem Moment aber definitiv nicht, schloss die Augen, als er nur noch wenige Meter vor mir stand, um den Einschlag nicht zu sehen. Als ich dann aber weiche Lippen auf meinen spürte, riss ich meine Augen nahezu wieder auf, tat erst einmal wenige Sekunden nichts, bis ich mich schließlich in seinen Rhythmus einfand, was das Küssen anging. Die Gedanken an Jake waren gerade komplett weg gewischt, eher ging mir durch den Kopf, wieso Nate jetzt so spontan damit um die Ecke kam, mich so damit überrannte, wieso er generell auf die Idee kam, mich zu küssen. Eigentlich hätte ich, wie bei Skeet auch, Abstand halten müssen, ihm sagen müssen, dass das nicht ging... aber das wollte ich gar nicht. Stattdessen seufzte ich leise in den Kuss hinein, schloss die Augen wieder. Dieses Mal aber aus purem Genuss. Meine linke Hand fand relativ schnell den Weg an seine Wange, sollte mir helfen, mich langsam wieder von ihm zu lösen. Was ich dann auch wenig später tat. Nachdenklich und sichtlich verwirrt sah ich ihn an "Was soll das, Nate?", fragte ich leise, kaum hörbar gegen seine Lippen, konnte oder wollte es einfach nicht verstehen.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Natanael Ich hatte wirklich fast schon damit gerechnet, dass sie mich einfach zurück stieß, eben wegen ihrem blöden Freund, der mir so ziemlich alles kaputt machte. Alles von meinen bisherigen, insgeheimen Träumen. Aber zu meiner Überraschung erwiderte sie den Kuss nach kurzem Zögern, was mich doch auch irgendwo erleichterte. Einfach, weil es mir bewies, dass ich ihr nicht so egal war, wie ich befürchtet hatte. Allerdings löste sie sich schneller wieder von mir, als mir lieb war. Ich seufzte bei Hannahs Frage kaum hörbar, lehnte meine Stirn leicht an ihre. "Ich erklär dir alles später, versprochen.. aber nicht jetzt, bitte.." flüsterte ich, die Augen noch immer geschlossen. Ich betete still darum, dass mich meine beste Freundin jetzt nicht dazu zwang, ihr die Wahrheit zu sagen.. später oder morgen früh reichte doch auch noch, jetzt wollte ich bitte den Moment einfach nur genießen düfen.
Hannah War klar, dass er mir jetzt natürlich nicht antworten wollte. Ich seufzte ebenfalls leise, strich sanft über die weichen Bartstoppeln an seinem Kinn, drückte ihm kurz darauf noch einen Kuss auf. Es war ein sanfter, gefühlvoller Kuss. "Du bist ein verdammter Idiot", flüsterte ich wenig später, stieß ihm verzweifelt mit der Hand gegen die Brust. Allerdings löste ich mich nicht von ihm, blieb noch eine ganze Weile einfach so stehen, dachte schweigend nach. Das konnte doch schon wieder alles nicht wahr sein. Ich hatte Jake doch versprochen, dass ich ihn nicht wieder betrügen würde, aber... ich hatte Nate einfach so lange nicht gesehen und ihn dementsprechend vermisst und dann... dann kam er her und streitete sich mit mir, überrannte mich mit einem Kuss und... das war doch alles scheiße, ehrlich, ohne Witz. Ich wollte nicht schon wieder Stress anfangen. Aber ich musste mir leider auch eingstehen, dass ich es nicht bereute, den Kuss erwidert zu haben. Ich bereute es wirklich nicht.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.