Ash Schon allein seine Einstellung an sich machte ihm so vieles kaputt. Er hatte doch selber gesagt, dass er bis vor Kurzem noch ein richtiger Strahlemann gewesen war, Freude an seinem Leben gehabt hatte. Und nur - ja gut,was hieß nur, aber es gab doch wirklich schwerwiegendere Dinge -, weil Skeet ihn jetzt einmal platt gemacht hatte, schmiss er sämtliche gute Lebenseinstellung einfach so weg? Fand ich nicht okay, ehrlich nicht. Das war eine Sache, über die ich mich wirklich fast schon streiten hätte können. Ich wollte hier ja jetzt nicht der Miesepeter sein, aber ich fand es einfach nicht in Ordnung, wie Cam die Dinge gerade sah, wo er doch mal eine viel bessere Einstellung und vor allem Spaß am Leben gehabt hatte. "Ich kenn das Gefühl, das du hast. Glaub mir, ich hatte das selber alles. Hör auf, so zu denken. Versuch mal die positiven Dinge zu sehen und nicht nur die Negativen." redete ich so vor mich hin, sah ihn mit meinen eher hellbraunen Augen an. Auf manche mochte der Farbton meiner Augen eher gruselig wirken, weil er ein wenig außergewöhnlich und noch mit grau vermischt war, aber ich mochte ihn. Machte mich einzigartig, genauso wie jedes einzeln Tattoo... alles positive Dinge, ja! Und sowas gab es auch bei Cameron, wollte er nur nicht sehn.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ash stellte sich das alles viel zu einfach vor... Ich konnte es ihm nicht verübeln, er kannte meine Geschichte nicht, aber ich fand es trotzdem gewagt, dass er das einfach so behauptete. Ehrlich, ich hatte einfach schon so gut wie jeden Funken Hoffnung in dieses Leben aufgegeben. Den Strahlemann hatte ich nur gespielt, als mein Leben wenigstens so halbwegs lief, aber nach dem Umzug in die neue Wohnung war das dann auch dahin. Ich schnaubte also - wieder etwas trotzig. Ja, ich war Ash wirklich dankbar, dass er mich gerade so mehr oder minder auffing, aber ne... da konnte ich ihm einfach nicht zustimmen. "Das einzig Positive momentan ist mein Auto. Nicht mal meine Freunde stehen mir momentan in irgendeiner Hinsicht bei... ich weiß nicht mal genau, ob ich überhaupt noch etwas habe, was mein ist.. wofür es sich überhaupt noch lohnt, da zu bleiben", flüsterte ich betrübt, wischte mir beiläufig über die Augen, weil sich schon wieder viel Wasser in der Gegend bildete. Gott, war ich wieder sensibel. Wäre ich eine Frau, hätte ich glatt darauf getippt, meine Tage zu haben - haha.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Das... argh. Was musste er jetzt wieder so zerbrechlich aussehen, hm? Konnte er nicht einfach mal damit aufhören, so ein extremes Sensibelchen zu sein? Ich war nunmal einfach ein ehrlicher Mensch und sagte auch, was ich dachte. Sollte sich also unsere Bekanntschaft noch - inwiefern auch immer, sei mal dahin gesagt - weiterhin fortführen, würde er wahrscheinlich schon des öfteren mal am Heulen sein. Ließ sich dann nicht vermeiden, weil ich mit meinem Selbstbewusstsein und meiner Ehrlichkeit ihm da mit großer Wahrscheinlichkeit öfter mal in den Arsch treten würden, wenn er solche 'Anfälle' hatte, wie jetzt. Dass ihn das allerdings tatsächlich wieder mehr oder weniger zum Weinen brachte, hielt mich dann doch dazu an, nicht mehr ganz so direkt und schroff mit ihm zu reden. Der Bengel hier schien wohl die sanftere, einfühlsamere Tour zu brauchen, damit man irgendwie zu ihm durchdringen konnte. Falls man das konnte. Ich zögerte wirklich ein wenig, weil Cameron einfach so unheimlich empfindlich war, rutschte dann aber doch ein kleines Stück näher zu ihm hin und legte einen Arm um ihn. Ich strich ihm aber nur kurz beruhigend auf Taillenhöhe über die Seite, bevor ich zum reden ansetzte. "Wie gesagt, ich kann dich schon verstehen.. aber ich werd' nich dabei zugucken, wie du dich zu Grunde richtest. Ich weiß schon, wir kennen uns nich lange.. aber du kannst mir vertrauen, wenn ich sage, dass ich weiß, wie solche Tiefpunkte im Leben sind." murmelte ich so vor mich hin, wählte einen recht vorsichtigen Tonfall und streckte dann das Handgelenk des Armes, welchen ich um ihn gelegt habe, ein Stück weit nach vorne, damit er es sehen konnte. Ich hatte die Unterseite des Gelenks nach oben gedreht, damit die Narbe sichtbar wurde, die quer über den Unterarm nahe der Hand verlief. Ich hatte mich nie geritzt, bis auf dieses eine Mal bei einem meiner drei gescheiterten Selbstmordversuche. Das andere Handgelenk sah nicht anders aus, als das, das ich ihm quasi vor die Nase hielt. Das waren zwei der wenigen Stellen an meinem Körper, die nicht tätowiert waren, weil auch diese beiden Narben Erinnerungen für mich waren. Unter anderem daran, dass Selbstmordversuche nicht lustig waren.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ja, ich war einfach momentan etwas nah am Wasser gebaut... Scheinbar schienen die ganzen Situationen, in denen ich zu Strahlemanns Zeiten nicht geheult hatte, nun alles aufholen zu wollen. War doch echt zum kotzen alles. Aber gut, was sollte man da jetzt groß gegen machen? Nichts, würde ich sagen... Ash schienen meine abrupten Stimmungsschwankungen nicht entgangen zu sein, denn plötzlich war er gar nicht mehr so schroff, schlug einen eher sanfteren Tonfall an, was mich doch ein wenig verwirrte. Sah wohl so aus, als konnte er es nicht haben, wenn jemand seinetwegen betrübt oder traurig war. Würde ich mir merken - haha - eventuell konnte ich mir das in Zukunft irgendwie mal zunutze machen oder sowas, aber das stand definitiv noch in den Sternen. Für den Moment zuckte ich erst mal kurz zusammen, weil ich, aufgrund der Gedankenverlorenheit, gar nicht mitbekommen hatte, dass er einen Arm um mich gelegt hatte. War mir doch ein wenig suspekt, aber ich wollte jetzt auch nicht den Spielverderber markieren. Also ließ ich ihn einfach machen. Und nebenbei hörte ich ihm sogar weiter zu, auch wenn mich die Berührung ein wenig ablenkte. Als er schließlich sein Handgelenk vorstreckte, war es für mich dann doch echt zu spät. Da liefen die Tränchen über die ausgemergelte Wange, während ich meine Hand nach seiner ausstreckte, über die Narbe fuhr. Nein, so hatte ich es echt nicht machen wollen, da konnte viel zu viel schief gehen... wie zum Beispiel, das man überlebte. Ach man... und es zeichnete Menschen dann immer so krass. Scheiße ehy.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Ja, gut gemacht, Ash. Bring ihn noch mehr zum Heulen, am besten so sehr, dass er irgendwann an den eigenen Tränen am ersticken war. Genau das war dein Plan - nicht. Irgendwie schien ichs nur noch schlimmer zu machen, überlegte sogar auch kurz, ihn einfach mal ein wenig alleine zu lassen, damit er seine Gedanken sortieren und sich ausheulen konnte. Offenbar war ich nämlich eher weniger gut darin, ihn zu besänftigen.. aber es war auch möglich, dass er das Geweine jetzt einfach mal brauchte, es sich gar nicht aufhalten ließ. Immer hieß es, Männer waren das stärkere Geschlecht, sollten nicht heulen. War einfach veraltet, dieses blöde Getue. Uns Kerle machte die scheiß Gesellschaft nämlich nicht weniger kaputt als die Frauen, war also berechtigt, wenn man als Typ mal so verzweifelt war, dass einem nunmal irgendwann die Tränen kamen. Ich machte Cameron also ganz bestimmt keine Vorwürfe deswegen... ich stand dazu, auch schon das eine oder andere Mal geheult zu haben, war eben so. Danach ging es einem meistens aber sogar besser, ein paar Tränen zu drücken konnte also zeitweise wirklich helfen. Jedenfalls nahm ich die 'freie' Hand - im Grunde waren ja beide frei, aber ja -, um ein zwei Tränen von seinen Wangen zu wischen, was aber nicht sonderlich viel brachte, weil er einfach weiter weinte. Weiter ansehen wollte ich mir das aber irgendwie auch nicht, weil mich das selber unheimlich deprimierte, da ihc mir mehr oder minder die Schuld daran gab, dass er jetzt am Heulen war. So zog ich ihn vorsichtig in eine Umarmung. Keine ich-muss-dich-erdrücken-weil-ich-dich-so-liebe-Umarmung, eben einfach eine normal freundschaftliche. Es tat - mir zumindest - einfach gut, wenn man sich mal an jemanden lehnen und dabei die salzigen Tränen einfach laufen lassen konnte.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Hach ja, war ja wunderbar. Selbsthilfestunde, hm? Konnte zwar nicht leugnen, dass es gerade außerordentlich gut tat, mal die Tränen so richtig laufen zu lassen, andererseits kannte ich Ash einfach nicht lange genug, um mich richtig fallen zu lassen. Als er mich in eine tröstende Umarmung zog, lehnte ich meinen Kopf trotzdem gegen seine kräftige Schulter, schluchzte leise vor mich hin, während die Tränen immer weiter liefen. Konnte ichjetzt auch nichts mehr gegen machen, es zog mir gerade gedanklich den Boden unter den Füßen weg, sodass ich das mit dem Fallenlassen für einen Moment mal vergaß. Mit dem Mal rasten sämtliche schlechte Gedanken, die ich hatte, durch meinen Kopf, ließen mich gerade gefühlt zerbrechen. Alles schlechte, was in den letzten Jahren passiert ist, rasselte gerade auf mich ein und ich musste mich echt beherrschen, nicht zu schrien anzufangen. War hier alles gerade mehr oder minder ziemlich blöde. Ich lehnte gefühlt eine Ewigkeit gegen Ash' Schulter, bis ich so langsam dann mal zur Ruhe kam... und das auch nur, weil ich langsam aber sicher ziemlich müde wurde. Das Weinen zerrte immer so an den Nerven und bereitete enorme Kopfschmerzen. Sorgte dann wohl auch recht schnell dafür, das ich, so wie wir momentan saßen, ziemlich am Einschlafen war, einfach wieder ein bisschen Ruhe brauchte. Gott, was war ich momentan dankbar, das Ash mich hier so aufnahm, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Die Gedanken, die mich gerade so halb erdrückt hatten, verschwanden langsam wieder uns ließen mich zumindest in einen halbwegs friedlichen Halbschlaf gleiten.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Gesagt, getan - Cameron schien es wie gesagt wirklich zu brauchen, dass er einfach mal nur in den Arm genommen wurde. Dass ihm irgendwer auch nur ansatzweise zeigte, was es hieß, wenn man füreinander da war. Denn allmählich kam es mir so vor, als würde er dieses Gefühl einfach gar nicht kennen. Oder er wusste einfach nicht mehr, wie es sich anfühlte, weil er schon länger ziemlich allein lebte, offenbar im Schatten einer größeren Gruppe. Wäre interessant zu wissen, wie viele Leute da eigentlich wohnten.. schienen ja schon einige zu sein und ein einziger Skeet reichte schon, um den jungen Mann hier völlig fertig zu machen. Wenn sonst niemand innerhalb seines näheren Umfelds für ihn da war, dann wunderte es mich kein Stück, dass er hier so einknickte und einfach nur fertig war mit den Nerven. Wäre ich an seiner Stelle wahrscheinlich auch. Ich hatte bisher kein Limit gesetzt, wenn es um seine Unterkunft bei mir ging und er drängte mich mit seinem Verhalten immer mehr dazu meine gutmütige Ader weiter auszuweiten und ihn längere Zeit hier wohnen zu lassen. Einfach nur so lange, bis er wieder auf die Beine gekommen war, mir keine Selbstmordgedanken mehr offenbarte und wieder seine fröhliche, weltoffene Natur zeigte. Einfach, bis er wieder mehr er selbst war und wieder irgendwas im Leben gefunden hatte, was ihm Halt gab. Und da würde es was geben, dafür würde ich schon irgendwie sorgen. Aber er war schließlich eingeschlafen. Ich zwar müde, aber noch nicht weggedämmert. Do löste ich mich ganz vorsichtig und bedacht von ihm, um ihn nicht wieder zu wecken, weil er den Schlaf jetzt einfach brauchte. Ich legte ihn ein klein wenig auf dem Sofa zurecht, ehe ich noch eine relativ dünne Decke holte - eigentlich würde er bei seinen Klamotten gar keine brauchen, aber ich war halt nunmal eben fürsorglich. Auch ein Kissen wurde noch geholt, auf dem ich seinen kopf ganz bedacht platzierte und erst dann machte ich den Fernseher aus, um nach einem letzten Blick auf Cameron das Wohnzimmer zu verlassen und mich in mein Schlafzimmer zu verziehen. Dauerte nicht lange, bis ich mich bis auf die Boxershorts meinen Klamotten entledigt hatte und mich regelrecht unter meine Bettdecke verkroch, etwas einkuschelte... war jetzt doch ein recht langer Abend gewesen und ich hatte keinen Bock, selber noch irgendwas zu machen, war müde und schlief dementsprechend relativ schnell ein.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ja, es war ganz schön ermüdend gewesen, die ganze Zeit über so zu heulen und der Schlaf, in den ich gefallen war, tat mir definitiv gut. Zumindest so die ersten ein, zwei Stunden, bis ich so langsam in die Tiefschlafpfhase hinein rutschte und zu träumen anfing. Was mir da alles so begegnete, war echt richtig unschön und so begann ich, im Schlaf sogar zu weinen. Das Bild von meinen Eltern, wie sie mich beide ansahen, als sie verbrannten, zeichnete sich vor meinem inneren Auge ab und ich streckte die Arme nach ihnen aus. Ein zartes Lächeln meiner Mutter signalisierte mir, dass ich bitte nicht versuchen sollte, sie irgendwie zu retten, weil es sowieso schon zu spät war. Leider war ich ja nie so der Typ gewesen, der auf Anweisungen reagierte und trat deshalb einen Schritt auf die beiden zu. Was mir allerdings nicht klar war, war die Tatsache, dass ich mich auch in der realen Welt angefangen hatte zu bewegen und ein wenig ziellos durch die Wohnung irrte, während ich im Traum meinen Eltern nach lief. Diese waren natürlich nicht, wie im Traum, eine lange Straße lang marschiert, bevor sie zu Asche zerfallen waren, sondern still im Keller eingeschlossen gewesen, aber im Traum war ja bekanntlich alles besser... Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis ich Türen öffnete und durch diese hindurch ging, irgendwann neben dem Bett von Ash stand. Genau an dem Punkt, wo meine Eltern auf der langen Straße des Friedens zu Asche zerfielen und vom Winde verweht worden. Nach wie vor weinend, ließ ich mich so halb auf das Bett fallen - berührte den schwarzen Ruß, der zurück geblieben war und bereute, meine Eltern aufgrund von vielen Missverständnissen im Keller eingesperrt zu haben.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Eigentlich schlief ich genauso gut, wie sonst auch immer. Ich war ja auch nicht derjenige, der sich heute bei einem mehr oder weniger Fremden die Seele aus dem Leib geachluchzt und geheult hatte. War ja 'nur' der Tröster gewesen, der dasitzen und sich das Ganze hatte gefühlt ewig anhören müssen.. war auf Dauer aber auch echt nervenaufreibend gewesen, obwohl ich es ja wirklich gerne getan hatte. Ließ einenaber dennoch nicht kalt, nahm einen auch emotional ein klein wenig mit. But whatever - mein ruhiger, so wie eigentlich immer sehr ausgeglichener Schlaf sollte heute mal unschön gestört werden. Ich grummelte leise vor mich hin, als irgenwas neben mir auf dem Bett Regung zeigte, war aber anfangs noch zu faul, mich danach umzusehen. Erst, als ich kurz berührt wurde, hielt idi es für nötig, mich zu dem Eindringling umzudrehen und konnte aber in der Dunkelheit nicht wirklich was erkennen, knipste deshalb kurz die kleine Lampe auf dem Nachttisch neben dem Bett an. Das Gesicht, dass ich dann gegen die Helligkeit anblinzelnd erkannte, war mir inzwischen nur allzu bekannt. "Cam..? Was is los?" fragte ich müde, etwas undeutlich. Keine Reaktion. Weder auf das Licht, noch auf mich.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ich hatte, logischerweise, nicht sonderlich viel von dem mitbekommen, was gerade in der realen Welt, außerhalb meiner Träume, so abging, hatte einfach nur die ganze Zeit über geweint und mich an dem festgeklammert, was sich gerade so in meiner Reichweite befand. Das war unter anderen ein Kissen und der rechte Arm von Ash. Auf das Licht oder auf seine Anrede hin, reagierte ich schlichtweg nicht, weil ich schlichtweg auch davon nichts mit bekam. Ich kroch nur immer weiter aufs Bett, hatte gerade versucht, irgendwie nach den Geistern meiner Eltern zu greifen, als ich mich lang streckte. Sichtlich aufgelöst starrte ich zwar durch die Gegend, aber wirklich aufnehmen, was so passierte, konnte ich natürlich nicht. Wie auch? Schlafwandler reagierten ja erst wieder richtig, wenn sie wach sind und das war ich gerade definitiv nicht. Zwar neigte sich der aktuelle Traum gerade dem Ende zu, aber der nächste rollte dann auch schon ein. Und in diesem ging es schließlich um meinen ersten Freund an der Middleschool. Eine schöne, anderseits auch schreckliche Erinnerung. Die ganzen Demütigungen und Beleidigungen, die ganzen fiesen Streiche kamen wieder, spielten sich erneut ab und versetzten meinem sowieso schon kaputten Herz noch mal einen Stich.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Und dann wurde auch schon mein Arm festgehalten. Für meinen Geschmack ein wenig zu verkrampft, wirklich sanft war das nicht. Ich meine, klar, ich war nicht aus Zucker, nur weil ich schwul war, aber war ein wenig unangenehm, wie er sich da förmlich an meinem Arm festkrallte, weil ihn scheinbar irgendwelche Träume aufs Übelste quälten. Er hatte die Augen zwar offen, aber er war nicht wach, schien tatsächlich zu schlafwandeln.. eigentlich hätte er mich davor mal warnen können, weil das ja nun nicht irrelevantes war. Wäre ich jetzt ein Skeet, hätte ich nämlich wahrscheinlich fix das Messer aus der Schublade gezogen und dann einfach auf den Eindringling eingestochen - sein wir also mal lieber froh darüber, dass ich kein Skeet war. Jedenfalls schien Cameron sich jetzt dann auch immer breiter im Bett machen zu wollen, beließ es wohl nicht bei meinem Arm. Ich fragte mich einen Moment lang, ob ich ihn nicht vielleicht doch einfach aufwecken sollte. Einfach, weil es so ultra strange war und ich auch nicht wollte, dass er sich irgendwo weh tat, wenn er weiter so halb anwesend durch die Wohnung lief... war nicht so, als gab es da keine gefährlichen Ecken und Kanten. Es konnten ja sogar Türklinken böse enden. Aber ich ließ von dieser Idee ab, als er mir eben immer näher kam und sich letzten Endes ein wenig an mich kuschelte. Ich blinzelte einen MOment lang noch ein wenig perplex, weils einfach eine merkwürdige Situation war, dachte auch noch ein zweites Mal darüber nach, ihn aufzuwecken, aber nein, ich ließ es weiterhin bleiben. Einfach in der stillen Hoffnung, dass er langsam wieder zur Ruhe kam, wenn er eine andere Person in seiner Nähe spürte, er das unterbewusst wahrnahm.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ich hatte eine kleine Niesche zwischen den Schließfächern und der Wand gefunden - die im realen Leben wohl Ash darstellte - in der ich ein wenig zur Ruhe kommen konnte. Die Schüler und Schülerinnen verblassten ab dieser Ecke und kamen nicht näher an mich heran. Erschöpft schloss ich die Augen, froh darüber, dass ich so halbwegs in Sicherheit war - zumindest sah es gerade danach aus. Meine Atmung und generell mein Herzschlag beruhigte sich wieder allmählich, ging wohl also langsam wirklich wieder in die Tiefschlafphase über und das dann ohne böse Träume. Unterbewusst seufzte ich leise, als ich mich ein kleines bisschen mehr zusammen rollte, mich mehr oder weniger in Ashs Richtung drehte und mich an seine Seite schmiegte. War wohl auch eine ganz neue Erfahrung für mich gewesen, dieses Schlafwandeln. Und Außenstehenden machte es sicher Angst... oder zumindest ein wenig nervös. Gut, konnte ich jetzt auch nicht viel dran ändern, außer irgendwann einfach wieder tiefer zu schlafen, so wie ich es jetzt gerade tat... Den Griff um Ash' Arm hatte ich derweilen auch wieder gelockert, meine Hand lag jetzt lediglich noch auf der nackten Haut, verweilte da auch, als ich in einen erholsameren Schlaf fiel.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Ja, gut... ich lag wohl einen Moment lang relativ verkrampft da, weil die Situation einfach kacke war. Fand Cameron nämlich vielleicht nicht so lustig, wenn er morgen einfach so neben mir aufwachte, ohne zu wissen, weshalb das so war. Am Ende bildete er sich noch ein, dass ich ihn irgendwie außer Gefecht gesetzt und gevögelt hatte oder sowas, ich würde es seinem momentan schlechten psychischen Stand ja wirklich zutrauen, dass er auf solche Ideen kam. Und das wollte ich weiß Gott nicht, so würde es mir nicht grade leichter fallen, irgendwie Vertrauen zu ihm aufzubauen. Denn ohne das war es mir wahrscheinlich schier unmöglich, ihn irgendwie aus dem Loch raus zu holen, in das er da mit den Selbstmordgedanken rein gefallen war.. Ich seufzte schließlich leise und beschloss, ihn da jetzt aber einfach so liegen zu lassen, weil er sich ziemlich beruhigt und entspannt zu haben schien. Ich reckte mich trotzdem noch einmal kurz Richtung Nachttisch, um die Lampe auszuschalten und legte mich anschließend noch ein wenig zurecht, weil ich doch noch ein wenig unbequem gelegen hatte. Ich warf noch einen letzten Blick in Cams Richtung, bevor ich die Augen schloss. Konnte aber nicht gleich wieder einschlafen, weil mich das Ganze hier doch ziemlich aufgewühlt hatte.. außerdem regte sich der junge Mann immer wieder ein bisschen, was schlagartig wieder meine volle Aufmerksamkeit auf ihn fokussierte. Erst, als ich anfing, ihm ganz leicht über den Rücken zu streichen - wenn auch eher unbewusst, Gewohnheit -, ließ er auch die restlichen paar 'Zuckungen' größtenteils bleiben. Dauerte dennoch noch eine ganze Ecke, bis ich wieder einschlief. Hatte ich mir echt 'n ziemliches Problem..kind angeschafft.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Die Sonnenstrahlen schienen sanft durch das Schlafzimmerfenster und kitzelten meine Nase, weshalb ich mich so mehr oder minder noch ein Stück zur Seite drehte. Na ja, zumindest hatte ich das versucht, stieß aber eher auf weiches Fleisch, was mich davon abhielt, vor dem Sonnenlicht zu flüchten. Verwirrt hob ich leicht den Kopf an, weil ich mir eigentlich ziemlich sicher war, auf dem Sofa eingeschlafen zu sein. Zwar nicht alleine, weil ich eben doch in Ash' Armen eingeschlafen war, aber ich hatte eigentlich gedacht, dass er sich dann irgendwie mir entwunden hatte und in sein Bett gegangen war... Na ja, aber am kuriosesten war es wohl erst mal, dass ich nicht mehr auf dem Sofa lag. Ich setzte mich auf, wischte mir mit den Händen über das müde Gesicht und ließ mein Blick ab und an mal über diesen Adonis gleichen Körper wandern, der da so halb bedeckt neben mir lag. Bei dem Anblick gingen erstens meine Gedanken in eine ziemlich weit entfernte Richtung und zum zweiten verunsicherte er mich doch, weil ich ja nach wie vor auch nicht wusste, was hier passiert war. Als ich meinen Blick meinen eignen Körper hinunter wandern ließ, stellte ich traurigerweise fest, dass ich noch immer voll gekleidet war. Also war wohl... weniger passiert, als ich mir das gerade vorgestellt hatte. Und selbst wenn, hätte ich mich wohl nicht mehr dran erinnert, wenn ich nicht mal wusste, wie ich hier in das Bett gekommen war... Ach kacke. Grummelnd ließ ich mich wieder nach hinten fallen, legte einen Arm über mein Gesicht.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Immerhin hatte ich den Rest der Nacht noch wirklich gut durchschlafen können. War nicht mehr aufgewacht und Cameron offenbar auch nicht. Wenn doch, dann hatte ichs nicht mitbekommen und er hatte sich trotz Verwirrung anschließend wieder zu mir ins Bett geschlichen, aber wie gesagt, glaubte ich eher weniger dran. Jedenfalls wurde ich auch so langsam aus dem Schlaf geholt, als sich neben mir im Bett - konnte ja eigentlich nur eine Person sein - etwas regte, scheinbar wach geworden war. Ich ließ die Augen erst noch geschlossen, als sich mein Bewusstsein so nach und nach einschaltete, streckte mich dann ein kleines bisschen, ehe ich dann gähnend die Augen aufschlug. Cameron saß im Bett, lag nicht mehr, sah - wie ichs bereits erwartet hatte - reichlich verwirrt aus. Wäre ich an seiner Stelle mit Sicherheit auch. Mal gut, dass sich zumindest einer von uns beiden daran erinnern konnte, wie er zu mir ins Bett gekommen war, haha. "Morgen.." war das einzige, was ich erst einmal nur verschlafen zu ihm rüber murmelte, als er dann wieder im Kissen lag, ich ihn kurz musterte. Wirklich erholsam war die Nacht für ihn wohl eher nur gegen Ende gewesen. Aber gut, einfach mal hoffen, dass er die kommenden Nächte dann besser schlief. Ewig mitmachen wollte ich die Schlafwandlerei nämlich eigentlich nicht, wenns nicht sein musste.. war nicht schön, wenn ich immer wieder in meiner Tiefschlafphase aufgeweckt werden würde. Im Gegensatz zu Cameron brauchte ich den Schlaf nämlich für die Arbeit, die heute Nachmittag auch mit der Spätschicht wieder nach mir rufen würde. Hmpf.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Als sich Ash neben mir streckte, hob ich meinen Arm ein wenig an, sodass ich zu ihm rüber blinzeln konnte. "Guten Morgen", antwortete ich müde, versuchte mich an einem leichten Lächeln. Funktionierte aber nicht ganz so gut, weil ich eben doch ziemlich gerädert war. Ne, also heute würde ich wohl echt nicht alt werden, kaum etwas anderes tun, als essen, aufs Klo gehen und weiter schlafen... glaubte ich zumindest erst einmal. Für den Moment versuchte ich aber erst mal, meine Gedanken wieder ein wenig zu sortieren, drehte mich wenig später auf die Seite, stützte meinen Kopf auf dem Arm ab und musterte Ash nachdenklich. "Was ist gestern passiert?", fragte ich ahnungslos. Würde mich doch schon sehr interessieren, wieso und warum ich mich auf einmal im Bett eines solchen hübschen Mannes wieder fand... und das dann auch noch angezogen. Konnte ja irgendwo etwas nicht stimmen und hätte ich gewusst, dass der beschissene Traum den ich hatte, damit zusammenhing... boah, wäre ich wohl jetzt schon zu einem Psychodoc gegangen. Aber nun hieß es erst mal, abzuwarten.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Ja, auf die Frage hatte ich quasi nur gewartet, zögerte auch gar nicht lange sie ihm zu beantworten. Brauchte den armen Kerl ja nicht unnötig lange auf die Folter spannen damit, wäre auch nicht nett. "Naja.. du bist irgendwie geschlafwandelt Weinend. Bist zu mir ins Zimmer gekommen und dann so Stück für Stück aufs Bett gekrochen, mir 'n bisschen auf die Pelle gerückt.. wollte dich aber nicht aufwecken, weil du dich dann doch wieder ziemlich beruhigt hattest und ich nicht wollte, dass du dann nicht wieder einschlafen kannst." erzählte ich so vor mich hin, zuckte anschließend ein klein wenig die Schultern, so wie's im Liegen halt möglich war. Dann warf ich einen kurzen Blick auf die Uhrzeit, sprich nahm kurz mein Smartphone in die Hand, legte es dann aber wieder zurück auf den Nachttisch und wandte mich Cameron zu, sah zu dem jungen Mann rüber. Hatte erst kurz überlegt, ihm gar nicht zu sagen, dass er sich eben so ein wenig an mich gekuschelt hatte.. einfach weil ich nicht wollte, dass er sich unwohl damit fühlte. Wortwörtlich übermittelte ich es ihm so ja dann aber auch nicht, das mit dem auf die Pelle rücken war eine recht schwammige Aussage, in die man recht viel hätte rein interpretieren können.. naja.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Ich hörte Ash gespannt zu, als er mir sagte, was gestern Nacht passiert war und ich wünsche mir, mal wieder, ein Loch, in das ich einfach nur verschwinden wollte. "Ich bin geschlafwandelt?", fragte ich rhetorisch, weil ich die Antwort darauf ja bereits kannte, seufzte. "Oh man... sowas ist mir auch noch passiert", stellte ich leise fest, kratzte mich verlegen im Nacken. "Tut mir Leid, ich... also ich wollte dich eigentlich nicht belästigen...", entschuldigte ich mich mal wieder, wollte mich eigentlich wieder aufsetzen, aber Körper sagte nein. Also blieb ich einfach liegen, hatte den Blick mittlerweile aber wieder von meinem Gastgeber abgewandt. So langsam hatte ich das Gefühl, das Leben wollte mir irgendwas mitteilen. Hätte ich gewusst, was in Zukunft wohl so alles abgehen wird, dass es am Nachmittag, wo Ash zur Arbeit musste, schon los gehen würde, hätte ich mir wohl gleich die Kugel gegeben,dem Ganzen ein Ende gesetzt, damit ich mich nicht erst durch den Drogensumpf quälen musste... aber gut, hab ich gesagt?
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.
Ash Aha, offenbar war er vorher noch nicht geschlafwandelt. Oder er hatte es getan und keiner hatte es bemerkt, war auch möglich, aber eigentlich nicht weiter relevant. Vielleicht sollte ich dennoch mal einen Blick in seine Akte werfen.. hatte ich bisher nicht getan. Ich meine, klar, ich könnte ihn ja auch einfach danach fragen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er darüber gerne mit mir reden wollen würde. Wirklich nicht. Und wenn ich mir die Informationen, die ich haben wollte, auch beschaffen konnte, ohne ihn irgendwie damit zu belasten, dann war das einfach der schonendere Weg. In meinen Augen eben der bessere, auch wenn sich das irgendwann sicherlich als Fehler herausstellen würde, wenn mir etwas von diesem Wissen in einem Gespräch heraus rutschte... but whatever, wollte ich jetzt dann so gar nicht weiter drüber nachdenken. Denn er war ja jetzt auch schon wieder ganz peinlich berührt, obwohl ich nicht mal auch nur angedeutet hatte, dass es mich gestört hatte, als er meine Nähe gesucht hat. Ich konnte auf seine Worte hin nur ganz leicht den Kopf schütteln, fing kurz darauf etwas zu grinsen an und richtete mich auf. "Es hat mich eigentlich nicht gestört, höchstens vielleicht ein bisschen verwirrt. Ist doch halb so wild, Cam.. Belästigung wärs nur gewesen, wenn deine Hand in meine Boxershorts gewandert wär." grinste ich und stand dann auf, um zum Schrank rüber zu gehen, mir frische Klamotten raus zu sammeln. Es war schon halb 12 und sooo viel Zeit hatte ich bis zur Arbeit nicht mehr, also sollte ich dann doch gleich mal lieber duschen gehn.
Abwesenheit wirkt auf die Liebe wie Wind auf Feuer - was klein ist wird ausgelöscht, was groß ist noch weiter angefacht.
Cameron Wie immer nahm Ash das Ganze mit ziemlich viel Humor, was mich zumindest so ein kleines bisschen entspannen ließ. Im Grunde genommen hatte er ja recht gehabt. Zwar konnte ich mich nicht dran erinnern, was ich überhaupt getan hatte, aber wenn er meinte, dass da nichts Belästigungs technisch war, dann vertraute ich da einfach mal drauf, ließ es so stehen und versuchte nicht, mich da noch irgendwie mit irgendwelchen Gedanken verrückt zu machen. Klappte dann auch relativ gut, denn Ash erhob sich wenig später aus dem Bett und suchte in seinem Schrank nach frischen Klamotten. Ach ja, ich vergaß, dass der gute Mann ja fest im Leben stand und wie ein normaler Bürger zur Arbeit ging, auch so seine Zeiten hatte, wo er nicht daheim war. Gut, musste ich mich wohl mit abfinden, mir etwas einfallen lassen, wie ich die Zeit rum bekam... Nun aber, besah ich mir erst einmal noch das Tattoo, das mir gerade von Ash' Rücken entgegen lächelte, was mich auch schwach grinsen ließ. War ja schon eigentlich irgendwie unheimlich, geil fand ich es trotzdem noch. "Wann musst du arbeiten?", fragte ich ihn leise, als ich mich von dem schnieken Anblick gelöst hatte. Frühschicht konnte er schon mal nicht haben, denn sechs Uhr früh war es nicht mehr. Ich schätzte also mal auf die Mittags oder Spät schicht, wenn er dann innerhalb der nächsten paar Stunden abhauen würde.
bruises and bitemarks say takes one to bring the pain.