Fleisch mit Omelett? Ernsthaft. Beinahe zeitgleich mit seiner Bitte stahl sich das amüsierte Grinsen auf meine Züge, doch ich schwieg zu der ungewöhnlichen Kombination, würde mir ohnehin nur ein stichelnder Kommentar bezüglich eventueller Hormonschwankungen einfallen. Doch ich schluckte die bösen Worte hinab und begnügte mich allein mit dem belustigten Anheben der Mundwinkel, ehe ich noch zwei Eier holte und diese ebenfalls aufschlug, ein wenig verquirlte und anschließend zu der Pfanne dazu schüttete, wohin auch das restliche Gemüse verschwand, nachdem Isaac anscheinend keinen gesonderten Nutzen dafür fand. Sollte mir auch recht sein, denn so hatte ich mir eine weitere Paprikaspalte stehlen können, auf der ich zufrieden kaute, nachdem ich weiter mit dem Kochlöffel in dem langsam gestaltannehmenden Haufen in der Pfanne herumstocherte, dann doch noch einmal ein bisschen würzte, war immerhin an der Menge etwas dazu gekommen und anschließend schaltete ich den Herd ein bisschen herab, um einmal kurz über die Schulter zu schauen. Isaac deckte den Tisch… als wären sie ein ganz normales Paar, das einen spontanen Urlaub im Wald angetreten waren. Es könnte so arglos und einfach sein, aber der Schein trog. Ihre Beziehung war alles andere als leicht oder den konventionellen Normen gerecht. Sogar das ungeduldige, eigentlich unheimlich nervige Piepsen der Mikrowelle passte in das klassische Bild hinein, wahrscheinlich ebenso gut, wie mein kritischer Blick auf den Fleischklumpen, der doch unmöglich wohlschmeckend war, aber es war die Entscheidung des jungen Mannes, weshalb ich mich schulterzuckend dem Prasseln in der Pfanne zuwandte, ehe ich mich nach einem Untersetzer umzuschauen begann, den ich kurz darauf auf den Tisch zwischen die beiden angerichteten Teller stellte, den Herd abschaltete – noch ein Brand musste ja nicht provoziert werden – und anschließend kam die heiße Pfanne auf den vorgesehen Platz. Blöderweise hatte ich mein Brot vergessen, weshalb es noch mal hieß, hin und her zu marschieren, ehe ich auf den einen Sessel sank, Isaac dann aber doch grinsend die Zunge rausstreckte, als er so doof antwortete und mich dadurch direkt dazu brachte, die Augen belustigt rollen zu lassen. „Ach verdammt. Ich hab mich schon so darauf gefreut und extra darüber nachgedacht, wie ich mir wieder so einen süßen Bären herholen kann“, konterte ich süffisant schmunzelnd. „Aber ich werde mich zurückhalten“, versicherte ich dann noch ganz großmütig, schaffte es aber nicht, mit dem schelmischen Grinsen aufzuhören. Wenigstens war ich nicht alleine hier, da würde mir die Decke erst recht auf den Kopf fallen, aber so hatte ich immerhin ein wenig Gesellschaft. Mal schauen, wie lange das gut ging, hier… wo eigentlich alles seinen Anfang genommen hatte.
Ach, das war aber herzallerliebst von Riccarda, geradezu zuvorkommend und rücksichtsvoll - auch in ihrem eigenen Interesse, sie müsste sich schließlich selbst auch mit dem Mistvieh auseinandersetzen, weil ich nicht wirklich dazu in der Lage wäre. Sein wir also lieber alle froh, dass es ihr nicht im Sinn stand, wieder mal Blut vor der Hütte zu verteilen. Stattdessen kümmerte sie sich um meine Portion des Essens und ließ sich wenig später mir gegenüber an den kleinen Tisch fallen, der für uns beide allemal ausreichend war. In die eher kleine Hütte hier würde auch unmöglich eine königliche Tafel passen, wenn man gleichzeitig noch Platz für andere Möbel haben wollte. "Na dann haben wir ja nochmal Glück gehabt." antwortete ich leicht grinsend, schüttelte dann kaum merklich den Kopf. War schon ein wenig ironisch, dass wir jetzt hier saßen und gemeinsam essen würden, wo wir uns doch das letzte Mal, als wir hier gewesen waren, noch auf den Tod nicht hatten ausstehen können, uns am liebsten gegenseitig umgebracht hätten. Gut, Sex hatten wir hier auch gehabt, aber das hatte ich wohl überwiegend dem Alkohol und meiner Beschützerrolle zu verdanken gehabt, sowie auch Riccardas Angst. Gedanklich trauerte ich dem für einen Moment lang nach, wohl einfach deshalb, weil ich es mal wieder dringend nötig hätte. Aber nein, ich hatte es meiner Frau versprochen, sie nicht weiter anzurühren, bis sämtliche Dates abgeschlossen waren und ich zählte einmal gedanklich nach, wie viele es inzwischen eigentlich gewesen waren. "Guten Appetit, Mylady." wünschte ich Riccarda in gespielt hochgestochenem Tonfall guten Hunger, bevor ich anfing, zu essen. Meine Gedanken rissen dabei aber nicht ab und so kam ich nach den ersten paar Bissen zu der Annahme, dass inzwischen nur noch zwei Verabredungen fällig waren. Ich würde mir also in absehbarer Zeit wieder körperliche Nähe von der jungen Frau stehlen dürfen - in welcher Form sei jetzt mal offen stehen gelassen. Während sich mein Teller Stück für Stück weiter leerte, kam mir dann eine ganz nette Idee. "Wollen wir Morgen picknicken gehen? Wenn wir schon hier sind, könnten wir die freie Zeit dazu nutzen..." schlug ich vor und sah von meinem beinahe leeren Teller zu der schlanken jungen Frau auf, wartete auf ihre Antwort.
Auf eine Bärenbegegnung konnte ich getrost verzichten, noch dazu, wo ich mich dieses Mal dann nicht auf einen gesunden, testosterongesteuerten Wolf verlassen durfte. Momentan hatte ich eher einen verschlafenen Welpen mir gegenüber am Tisch sitzen, mit dem ich in einer wirklich gefährlichen Situation wohl kaum etwas anfangen würde. Noch dazu stand mir mein eigener Eid im Weg, einem Lebewesen niemals wirklich Böses zu wollen, wobei ich damit ohnehin ein bisschen nachlässig umging – so genau nahm das wohl auch niemand, oder? Jedenfalls versuchte ich Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, sofern es im Bereich des Möglichen lag, sodass auch in dieser Situation ein amüsiertes Schmunzeln auf meinen Lippen lag und ich langsam nickte. Welch Glück wir doch hatten, dass uns beiden nach keiner Kuschelrunde mit einem lebensgroßen Teddybären war. „Lass dir das Dinner schmecken“, witzelte ich ebenfalls ein wenig, kam das schnell hergerichtete Omelett sicherlich nicht an die Haubenküche im Schloss an, aber eigentlich reichte es doch vollkommen, weshalb ich nicht vorhatte, mich hier großartig aufzupudeln, noch dazu, wo ich eigentlich ziemlich zufrieden mit der zu belächelnden Leistung war. Aber als kleiner Engel musste man eben nur in den seltensten Fällen selbst am Herd stehen, sodass mir diese Kochfertigkeiten vollends verschlossen blieben, all die Jahre. Kurz blickte ich zu Isaac hinüber, ehe ich ein Paprikastück aufspießte und kurz darauf drauf herumbiss. Ich hatte wohl doch mehr Hunger gehabt, als gedacht. Von meinem Göttergatten wollte ich da wohl gar nicht erst anfangen, leerten sich die Teller doch zunehmend schweigend, bis der junge Mann die Stimme erhob und meine Aufmerksamkeit neugierig auf sich lenkte. Mittlerweile musste ich ja nicht mehr befürchten, nur Beleidigungen und herablassende Meldungen seinerseits an den Kopf geklatscht zu bekommen, wann immer er den Mund auftat. Ein Picknick schlug er stattdessen vor und überraschte mich damit doch einen kurzen Augenblick lang, ehe sich meine Mundwinkel zu einem zustimmenden Lächeln nach oben zogen. „Gute Idee, dann machen wir das. Wir können ja rüber zum See schauen“, fügte ich hinzu, erinnerte ich mich an den hübschen Anblick zurück und zusätzlich kam noch der Fakt hinzu, dass wir brav an unserer Beziehung zueinander arbeiten mussten. Hier in der Abgeschiedenheit der Berge und Natur kam es mir beinahe wie eine aufgelegte Sache vor, sich ein bisschen mehr um das Zwischenmenschliche zu kümmern. Vielleicht war es noch zu frisch, um tatsächlich schwimmen zu gehen, aber es war eine gute Freizeitbeschäftigung und nur in der Blockhütte zu sitzen kam mir auch gefährlich langweilig vor – da kriegten wir uns am Ende doch noch in die Haare.
Ich konnte sehen, dass meine Ehefrau mit solch einem Vorschlag jetzt gerade wohl kaum gerechnet hatte. Dabei sollte sie doch langsam eigentlich wissen, dass ich durchaus auch hin und wieder mal gute Ideen hatte. Schließlich hatte ich in der letzten Zeit öfter mal nette Abende für uns beide arrangiert und man wurde wohl mit der Zeit kreativer... oder sowas. Jedenfalls schien ihr der Gedanke daran aber zu gefallen, denn ihr leicht überraschter Gesichtsausdruck schwankte in Zustimmung um. Das wiederum freute mich irgendwo, hatten wir dann für zwei oder drei Stunden schon eine Beschäftigung für den morgigen Tag geplant. Hieß also es bleiben noch so ca. 12 oder 13 restliche Stunden übrig, die man auf den Beinen war und sich vertreiben musste. Waren nicht zu rosige Aussichten, aber immerhin das Mittagessen war damit schon besiegelt. "Müssen wir halt noch gucken, was wir uns zu Essen mit rüber nehmen... aber finden schon was Passendes." erwiderte ich noch, als sie mein Teller dann schließlich gänzlich leerte und ich mir den letzten Bissen des rohes Fleisches zwischen die Kiemen schob. Da fiel mir dann bei ein, dass ich morgen jagen gehen musste - also nur noch 10 oder 11 Stunden, haha. Naja, wie dem auch sei, es würde sich schon noch irgendetwas Anderes finden lassen, womit ich mir - beziehungsweise wir uns - die Zeit vertreiben konnte. Ich lehnte mich etwas zurück, ließ mich tiefer in den Stuhl sinken und legte die Hände auf meinem Bauch ab, galten hier doch keine Höflichkeitsregeln und somit war aufrecht sitzen nicht notwendig. "Ob man noch schwimmen kann, ohne sich den Arsch abzufrieren? ... also ich sowieso, wie wir wissen bin ich immer heiß, aber dich als Engel könnte es frieren." grinste ich so vor mich her, wies meine Wortwahl doch eine gewisse Zweideutigkeit auf, was aber auch so beabsichtigt gewesen war. Hach ja - selbst jetzt, wo es mir elend ging, war mein Ego nicht zurückzuhalten.
Es musste schlichtweg an der tief verwurzelten Rivalität zu der anderen herrschenden Familie liegen, dass ich noch immer meine Schwierigkeiten hatte, auf positive, gar freundliche Vorschläge eines der Mitglieder zu treffen – verbannt und ausgeschlossen oder auch nicht, da Blut meistens dicker als Wasser war. Dennoch vertraute ich Isaac bis zu einem überraschend hohen Maß, sodass ich auch keinen Hinterhalt vermutete oder dass er mich womöglich noch einmal vergiften oder ertränken wollte. Die Gelegenheit bot sich ihm bereits des Öfteren in unserer gemeinsamen Vergangenheit, sodass ich langsam durchaus gewillt war, von meinen Vorurteilen abzulassen. Dass ich dennoch überrascht blieb, das änderte sich jedoch nicht so schnell. Es hinderte aber auch nichts an meiner Zustimmung oder der vagen Begeisterung und Freude, die nun in meinen Augen aufblitzten, als sich mir die Aussicht in den Kopf pflanzte. Es tat sicherlich gut, ein bisschen in der idyllischen Umgebung zu sitzen und sich einfach nur die Sonne auf den Kopf scheinen zu lassen. Das machte bestimmt Spaß und noch dazu ließ es einen die dunkeln Gedanken vergessen. „Noch sind wir nicht verhungert und ganz katastrophal sind meine Kochkünste auch nicht. Irgendwas werden wir schon hinbekommen, sodass die Küche am Ende auch noch steht.“ Natürlich gliederte ich meinen werten Mann dazu gleich mit in die Arbeit ein, wobei sich dieser wohl auch mit der Jagd gütig tun würde, wie auch der Verzehr von rohem Fleisch erkennen ließ. Ein bisschen irritiert sah ich schon dabei zu, wie der Happen zwischen seinen Beißerchen verschwand. „Das kann nicht gut sein“, murmelte ich unbewusst, denn eigentlich waren es lediglich Gedanken, die ich da laut aussprach und die Stirn kurz in Falten legte, bevor sie sich wieder glättete. Natürlich. Eventuell war das Lachen ziemlich unangebracht, aber die Selbstverliebtheit Isaacs war nun mal amüsant, weshalb ich auch nicht davor zurückschreckte, sondern zusätzlich leicht den Kopf schüttelte. „Na um deinen Arsch sorge ich mich ja auch nicht. Ich will anschließend kein Eiszapfen sein“, erörterte ich den eigentlichen Fakt, nachdem ich den Teller ein bisschen von mir geschoben hatte und ebenfalls ein wenig in die Lehne nach unten sank. „Aber mal schauen, vielleicht reichts auch, um mir nur die Zehen abzufrieren.“ Ich würde es morgen herausfinden, denn hier in den Bergen war es ja meist trotz Sonnenscheins kühler als im Tal unten. Wirklich wundervoll, wenn man ein weiterhin für Temperaturschwankungen anfälliger Engel war. Dass es dem heißblütigen Hitzkopf nichts ausmachte, war mir fast klar gewesen. „Ob man dich als Heizung nutzen kann? Wenn ich kalte Füße habe?“, dachte ich dieses Mal absichtlich laut nach und grinste meinen Mann dabei spitzbübisch über den Tisch hinweg an.
Ich musste unwillkürlich noch beim Kauen grinsen, als Riccarda so vor sich hin murmelte. Nein, für den normalen Menschen oder auch einen Engel war der Verzehr von rohem Fleisch sicherlich nicht gesund, egal ob mit oder ohne Salmonellen. Ein durchschnittlicher Magen tat sich mit dem rohen Fleisch wohl recht schwer und noch dazu schmeckte es denen natürlich nicht. Gut, das hier war für mich gerade auch nicht gerade eine Delikatesse, das Blut fehlte da ganz einfach, aber in meinem Zustand durfte ich wohl nicht wählerisch sein. Vermutlich konnte ich sogar froh darüber sein, bei den vegetarisch lebenden Engeln überhaupt Etwas fleischiges in die Hütte bekommen zu haben. Ich ließ ihre Worte aber unkommentiert, lauschte stattdessen den noch folgenden. Jaja, ich wusste, dass es ihr wohl mehr um sich selbst. Für den Engel würde das Wasser wohl eher frisch sein, nahm ich an, da es hier oben in den Bergen selbst im Hochsommer manchmal noch recht kühl im Wasser war. Musste sie aber wohl durch, denn selbst, wenn ihr das Wasser zu kalt war, würde ich sie mindestens einmal aus Versehen vom Steg schubsen. Ein bisschen Unterhaltung brauchte ich hier schließlich auch und außerdem deutete sie ja auch schon an, dass man sich unter Umständen ganz vielleicht die kalten Füßchen an mir wärmen könnte. Das ließ mein schon ein wenig verblasstes Grinsen wieder um einiges breiter werden. "Kann man, ja... aber nur, wenn man ganz lieb fragt." antwortete ich süffisant grinsend und ließ meine Augenbrauen aussagekräftig nach oben zucken. Dass wir uns gegenseitig nur eher ungern um Irgendetwas baten war ja kein Geheimnis, einfach weil da immernoch einige genetisch und familiär bedingte Differenzen zwischen uns waren. Aber ganz nett fragen? Doch doch, das würde sie hinbekommen, wenn sie ihren Schweinehund überwunden hatte. Vielleicht würde ich sie auch zu meiner eigenen Belustigung ein wenig betteln lassen... das hing dann wohl aber von meiner Laune und der allgemeinen Stimmung ab, die Laune kippen sollte ich bei einem Date wohl lieber eher nicht. Dafür hatte ich zu viel in die vorherigen investiert, versauen wollte ich mir die Geschichte jetzt weiß Gott nicht.
Wir schlugen uns weder die Köpfe ein, noch schrien wir uns ekelhafte Beleidigungen entgegen, während der Tag so seinen Lauf nahm, obwohl die Langweile durchaus bedrohlich über uns schwebte, einer gemeinen Unwetterwolke ähnlich. Aber es funktionierte und irgendwann lagen wir auch schon im Bett und schlummerten vor uns her, ehe der neue Tag mit diverser Planung hereinbrach und es mich ziemlich bald aus dem Bett zog, da ich schlichtweg nicht müde war und gerne etwas Action erleben würde – wenn es auch nur ein Spaziergang zum See oder drum herum war, so würde dies bereits ausreichend Unterhaltung im Vergleich zu dem monotonen Verlauf des gestrigen Tages sein. Isaac schlief noch ein Weilchen, während ich mich mit meinem Buch vor die Hütte trollte, dann aber sehr bald einsehen musste, dass es doch relativ frisch war und so verzog ich mich doch wieder in die Hütte hinein; genug Bergluft am Morgen geschnuppert und gönnte mir eine warme Dusche. Dass ich dann sogar schon die Sicherheit besaß, mich nur in einem flauschigen Handtuch eingewickelt in das Schlafzimmer zu begeben, sprach einzig und allein für den Glauben, dass der werte Herr noch schlief und ich damit ungestört nach meiner Kleidung suchen konnte, die ich eher unordentlich in den Kasten geschlichtet hatte – was man nicht alles tat, wenn man nach einer Beschäftigung suchte. Fündig geworden verzog ich mich wieder in das angrenzende Bad, aus dem ich bald daraus als duftende Blumenwiese wieder herauskam und mich dann langsam, aber sicher daranmachte, Hunger zu entwickeln. Schlug auch ein wenig auf meine Stimmung, aber deshalb war der Polster dennoch nicht böse gemeint, den ich von der Couch nahm und Isaac an den Kopf warf, sondern lediglich der Weckruf, dass er seinen Prachtarsch mal aus dem Bett befördern sollte. Musste vorerst reichen, ebenso wie der Apfel, den ich mir zwischendurch aus dem Obstkorb genommen hatte und an dem ich nach wie vor knabberte, denn so ganz erfüllend war der kleine Snack echt nicht. Man kam eben über die Runden, aber toll war was anderes. Grinsend lehnte ich mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme locker vor der Brust. „Du erinnerst immer mehr an eine Disneyprinzessin, wenn du so weiter machst“, neckte ich Isaac amüsiert und wandte mich dann aber doch ab, um mit dem Packen anzufangen, was sich dann ja doch noch alles hinauszögerte, den Schuldigen trafen oft genug wissende Blicke, bis wir dann endlich am See angekommen waren und entschieden hatten, es uns auf dem Steg direkt gemütlich zu machen, sodass man mal probehalber die Zehenspitzen in das kalte Nass tauchen konnte. Verdammt frisch, aber dennoch ganz angenehm. Wäre die Sonne nur nicht gar so schüchtern. „Ich hab das Wasser echt wärmer in Erinnerung“, beschwerte ich mich lachend und wackelte nun mit den Füßen ein bisschen, sodass feine Wassertropfen durch die Luft katapultiert wurden.
Ich war erst ein wenig knatschig geworden, als mich meine Ehefrau aus dem Bett hatte aufjagen wollen. Immerhin hatte mein Körper den vielen Schlaf gut gebrauchen können und hier gab es nicht mal einen Wecker, von dem her sollte sie sich da mal nicht so haben. Als ich dann aber erstmal aufrecht saß und mich langsam für den anstehenden Ausflug fertig machte, wurde ich mir mehr über meinen körperlichen Zustand bewusst - noch nicht gut, aber definitiv schon besser als gestern. Der dröhnende Kopfschmerz war weg und ich fühlte mich so, als wäre ich wieder zu mehr als nur Herumliegen in der Lage. So machten wir uns also schließlich auf den Weg zum See, wobei ich natürlich - hust - ganz wie ein Gentleman den etwas schwereren Korb neben mir her trug, während Riccarda nur die Decke unter den Arm geklemmt hatte. Am Steg angekommen wurde alles erst einmal abgelegt. Meine Sinne waren wieder schärfer als noch am Vortag und so ließ ich einen Augenblick lang die Umgebung auf mich wirken - die Baumwipfel wiegten sich ein wenig im leichten Wind, während einige Meter weit entfernt ein paar Vögel vor sich hin diskutierten. Auch den erdigen Geruch und die Spuren diverser verschiedener Tierarten nahm ich wahr, was in mir den Wunsch aufkommen ließ, mir augenblicklich ein noch warmes, blutiges Stück Fleisch frisch erlegter Beute auf der Zunge zergehen zu lassen. Riccardas Worte jedoch ließen mich zu ihr hinunter sehen und diesen Essenswunsch auf später zu vertagen, wo ich doch jetzt erstmal... naja, normal Essen oder ein wenig schwimmen gehen sollte. So atmete ich noch einen Augenblick lang tiefer ein, ehe ich mich neben sie setzte und ebenfalls die Füße ins Wasser tauchte, wobei meine dabei weiter hinunter reichten als die Zehenspitzen der Blondine neben mir. War zwar frisch, aber für mich noch durchaus angenehm, zumal mir eh nie wirklich kalt wurde. Da musste es schon mindestens -20° haben und ein Schneesturm müsste sein Unwesen treiben, damit mir langsam ungemütlich wurde. "Wie ist die vorläufige Bilanz? Gehst du bei der Temperatur noch freiwillig rein oder musst du... 'darum gebeten' werden?" fragte ich die schlanke junge Frau neben mir, ehe sich auch schon ein leichtes Grinsen auf meine Lippen schlich und ich den Blick wieder nach vorne auf das ruhige Wasser richtete. Wunderte mich ja ohnehin fast, dass der sonst manchmal so äußerst penible Engel in einen naturbelassenen Teich ging. War ja doch deutlich dreckiger als ein Swimming Pool.. aber andererseits hieß es ja immer, dass die geflügelten Stinker mit der Natur ach so verbunden waren. Wer sollte da noch durchblicken? Ich würde wohl weder Riccarda, noch einen der anderen Engel in der Zukunft von Grund auf verstehen können.
Mir gefiel es hier. Abseits von allem und jeden, fern ab der Zivilisation und neugieriger Menschennasen, die sich in fremde Angelegenheiten einmischen wollten. Irgendwie war ich fast froh, dass mein Smartphone hier keinen Empfang hatte, wahrscheinlich durch die Höhenlage oder was auch immer, ich kannte mich da überhaupt nicht aus und erachtete dieses Wissen auch nicht als allzu wichtig für mich persönlich. Hauptsache ich bekam hier meine Ruhe. Gleichzeitig aber störte es mich auch irgendwie, dass ich keine Schimmer hatte, was in der restlichen Welt gerade passierte. Es könnte ein Krieg ausgebrochen sein und ich würde es nicht mitbekommen… hier an diesem friedlichen Plätzchen, verborgen zwischen Wäldern und Bergrücken. Ein gewisser Grundtonus verhinderte, dass ich komplett ausschalten konnte, vielleicht lag es aber auch nach wie vor an dem Schock, den ich nur langsam verarbeiten konnte. Beinahe hätte ich so viel verloren. Eltern, Geschwister, Verwandte. Sogar Isaac führte ich ebenfalls in dieser gedanklichen Auflistung an, als sich dieser neben mich setzte und ebenfalls die Füße ins Wasser tauchte. Wir alle hatten wirklich Glück gehabt, aber etwas an der Sache wollte mich noch immer nicht loslassen. Wenn ich nur wüsste, was es war, um dem aus dem Grund zu gehen, doch ich kam mir wie erblindet vor oder als hätte man mich in einen finsteren Raum mit glatten Wänden gesteckt und spaßhalber gemeint, ich solle den Ausgang finden. Da tat Gesellschaft gut. Ich sprach es natürlich nicht laut aus, aber ich war froh, den jungen Mann ebenfalls hier zu wissen, der meine Gedanken zerstreute und mich damit ein wenig auf Trab hielt, nachdem ich ihn geradezu empört ansah. „Falls das gerade eine Einladung gewesen sein soll, dann lass dir gesagt sein, dass du daran noch ein bisschen arbeiten solltest“, konterte ich amüsiert und wackelte weiter mit den Zehen in dem kalten Wasser, entschied mich dann aber, dennoch auf die eigentliche Frage einzugehen. „Also mir ist das Trockenbleiben gerade unglaublich sympathisch geworden, aber dich hindere ich sicherlich nicht daran, dich auszutoben“, erklärte ich ganz großmütig mit einem Wink auf die glitzernde Oberfläche des Sees. Da erkannte ich erst das freche Grinsen auf seinen Zügen, hatte ich vorher auf meine eigene blasse Haut gesehen. „Oh nein, denk erst gar nicht dran“, warnte ich den Kerl sicherheitshalber noch mal lachend und stieß ihn leicht gegen den Oberarm, als würde das die Distanz zwischen unseren Körpern erweitern und mich dadurch aus der unmittelbaren Gefahrenzone bringen.
Die Gute schien erst recht spät zu merken, worauf ich mit meinen Worten eigentlich hinaus gewollt hatte. Als es dann aber "Klick" machte, wimmelte sie mich dürftig ab und ich musste leise auflachen. "Das war ja ein süßer Versuch mich umzustimmen." neckte ich sie grinsend weiter und ließ ihr dann erst noch ein wenig Zeit, sich geistig auf das vorzubereiten, was sie wohl oder übel gleich zu erwarten hatte. Ich und alleine ins Wasser gehen, wenn eine attraktive junge Frau in meiner Nähe war? Ne, klang eher weniger nach dem Wolf, den ich nun einmal verkörperte. Gerade auf Frauen bezogen war ich ja recht skrupellos, wobei sich das ja wohl oder übel geändert hatte. Zumindest eben was mein Sexleben anging, das inzwischen nicht mehr vorhanden war. Schließlich hatte ich nur eine einzige Frau zur Auswahl und die war wohl eher weniger gewillt, sich von mir verführen zu lassen. Zumindest noch nicht und ich konnte es ihr nicht verübeln, hatte sie diesbezüglich mit mir doch schon eine wirklich schlechte Erfahrung sammeln müssen. Ich würde mich also gedulden, bis sie dazu bereit war - wann auch immer das sein würde. Etwas Anderes blieb mir ohnehin nicht übrig und inzwischen hatte ich mich auch gut damit abgefunden, fand es okay so, wie es war. Es hatte schon irgendwie was für sich, dass sie nicht wie eine läufige Hündin auf mich ansprang wie all die anderen Frauen, die vor ihr gewesen waren. Es... weckte irgendwie den Ehrgeiz, daran zu arbeiten. So lange, bis ich hatte, was ich wollte. Ich stand grinsend auf, stellte mich hinter Riccarda und hob sie hoch, hielt sie dann an der Taille fest. "Letzte Möglichkeit, deine Klamotten im trockenen Zustand zurück zu lassen.." raunte ich ihr breit grinsend ans Ohr. Sie fing prompt an, sich zu wehren, wobei ich sie aber recht unbeeindruckt weiter festhielt. Im Gegensatz zu mir war die mir angetraute Frau einfach schwach, wenn man sich auf ihre rein menschliche Seite bezog. Vor dem unangenehmen Brennen, dass sie das eine oder andere Mal gegen mich hatte einsetzen müssen, hatte ich durchaus Respekt.
Vielleicht raffte ich die Anspielung nicht in der Sekunde, aber besser spät als nie. Da ich nicht ernsthaft darauf aus war, Isaac von mir wegzustoßen, verhielt sich auch der Versuch eher halbherzig und natürlich bekam ich das auch direkt unter die Nase gerieben. Ein belustigtes Schnauben meinerseits. Als würde sie den werten Herren tatsächlich so umzustimmen versuchen. Dass da nicht sonderlich viel Erfolg rausspringen würde, wusste ich auch ohne seiner bestätigenden Hilfe. „Das war auch nur deine Chance, es dir noch einmal besser zu überlegen“, wehrte ich sogleich ab und spielte den Ball zurück zu Isaac, der da gar nicht auf dumme Gedanken zu kommen brauchte. Ein Engel konnte für gewöhnlich zwar schwimmen, wenn man es ihm beigebracht hatte, aber zum natürlichen Lebensraum zählte so ein See nun wirklich nicht, schon gar nicht, wenn die Wassertemperaturen im einstelligen Bereich lagen. Mein Blick folgte dem jungen Mann neugierig, als dieser seine Füße wieder aus dem Gewässer zog und sich aufrappelte, musste meinen Oberkörper aber auch ein wenig mitdrehen, sodass ich zumindest sehen konnte, wie er leider nicht in die Richtung der Decke spazierte, sondern sich direkt hinter mich stellte. Dabei hinterließ er große Abdrücke auf dem ansonsten noch trockenen Steg. Ein Detail, das mir gerade noch so auffiel, bevor ich schon den Halt unterm Hintern verlor und hochgehoben wurde. Der Protest ließ keine fünf Sekunden auf sich warten, schon begann ich mich nach bester Manier zu wehren und strampelte wie ein Fisch am Trockenen herum. „So willst du mich also dazu zwingen, meine Kleidung auszuziehen? Wie immer ganz der Charmeur“, stichelte ich dennoch lachend, denn so recht wollte ich es nach wie vor nicht glauben, dass Isaac mich einfach so samt Kleidung in den See werfen würde. „Untersteh dich“, warnte ich ihn noch, klang dabei leider nur halb so bedrohlich, wie ich es mir eigentlich wünschte. Wahrscheinlich wusste er mindestens so gut wie ich, dass ich wegen solch einer Lappalie meine Kräfte nicht einsetzen würde, sondern weiterhin versuchte, mit Tritten gegen seine Beine beziehungsweise dem Einsatz meiner Ellbogen klarzumachen, dass er mich gefälligst wieder absetzen sollte. „Du würdest das nur bereuen“, erklärte ich Isaac noch, dieses Mal mit einem versprechenden Unterton in der Stimme. Darauf durfte er sich verlassen, sollte ich auf Tauchstation gehen müssen.
Ach, würde ich das? Wir machten hier Picknick, sie würde mir nicht lange böse sein. So dachte ich mir das zumindest, schließlich durfte sie mich ja auch anschließend als Heizung nutzen. Außerdem ging doch ein leichter Wind, da würden wir die Klamotten eben auf den nächsten Ast gehängt und sie wären sicher in einer Stunde trocken... oder vielleicht würde es auch länger dauern, mit Wäsche trocknen kannte ich mich nun wirklich nicht aus. Das hatte alles Andere als zu meinen Aufgaben gehört, als ich noch Zuhause gewohnt hatte. Die Hausmädchen arbeiteten da schließlich nicht umsonst und wohl ganz gleich, wie es mit mir und meiner Familie weitergehen würde, stand fest, dass ich sehr wahrscheinlich niemals oder nur selten gezwungen sein würde, meine Wäsche selber zu machen. Müsste ich dann erstmal einen Grundkurs in Sachen Waschmaschine belegen, ohne würden die Sachen mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eingehen oder anderweitig kaputt gehen. Empfindliche Stoffe waren bei teurer Kleidung, wie ich sie hatte, immerhin nicht gerade selten. Aber back to topic - es schien, als würde Riccarda es mir tatsächlich nicht zutrauen, dass ich sie einfach ins Wasser schmiss. Dabei müsste man meinen, dass die junge Frau mich inzwischen recht gut einschätzen konnte. Wohl nur teilweise, denn in meinem Kopf sah es nach wie vor sehr attraktiv aus, sie ins Wasser zu befördern. "Okay, ich verstehe. Du hast es nicht anders gewollt." entgegnete ich und ließ mich von ihrer vorherigen Drohung nicht im Geringsten beeindrucken, weil ich mir eigentlich sehr sicher war, dass sie nicht mit ihren Feuerteufelhänden nach mir greifen würde, um sich zu rächen. Also hob ich sie erneut vom Boden hoch, dieses Mal allerdings so, dass ich sie gänzlich in den Armen trug. Ich hielt noch kurz inne, bevor ich Schwung nahm und die zwei Schritte bis zum Stegende ging, um dann mit der zierlichen jungen Frau in den Armen geradewegs in den See zu springen. Reflexartig schloss ich die Augen, als wir uns unter der Wasseroberfläche befanden, lockerte dort auch meinen Griff um sie, damit sie ungehindert auftauchen konnte. Sie war vor mir wieder oben, weil ich unten einen Moment lang inne hielt, bevor ich mich wieder auf den Weg nach oben machte und mir da mit noch geschlossenen Augen die Haare nach hinten aus dem Gesicht strich.
Nicht zu fassen! Oder vielleicht auch doch. Dumm zu denken, dass es irgendwo auch nur den Hauch einer Chance gab, da nun nicht im Wasser zu landen. Ich könnte mich ja selbst naiv und gedankenlos schimpfen, aber ich dachte wirklich für einen kurzen Augenblick, dass Isaac nur die Andeutung machte und ich dann nicht im hohen Bogen ins Wasser fliegen würde. Ganz so kam es ohnehin nicht. Naja. Einmal drang dann noch die amüsierte Stimme des Dunkelhaarigen an mein Ohr und schien da gerade den Spaß seines Lebens zu haben – natürlich nicht direkt, aber er klang doch ziemlich gut drauf für die Umstände eines miesgelaunten Werwolfes, der mit einem Engel abhängen musste. Daher lachte ich auch weiterhin und schüttelte stur den Kopf. „Vergiss es, du lässt mich jetzt sofort wieder runter, sonst setzt es aber was“, drohte ich ihm noch einmal und klopfte ihm dabei auffordernd gegen die Schulter, nachdem er mich erneut hochgehoben hatte. Etwas, das ich eigentlich nur ungern über mich ergehen ließ, aber gerade hatte ich keine reelle Chance gegen die Kraft Isaacs, sodass ich mich in der Hinsicht geschlagen geben musste, aber verbal sah ich mich nach wie vor nicht als geschlagen an. „NEIN!“, warnte ich noch einmal mit allem Nachdruck, den ich aufbringen konnte, doch da war es schon zu spät und ich spürte, wie der junge Mann vom Steg absprang und wir für ein paar Sekunden durch die Luft segelten, bevor uns der See verschluckte und ich davor noch irgendwie mein Gesicht an seiner Halsbeuge verstecken konnte, die Augen zusammenpresste und dann echt alle Mühe hatte, nicht ein typisches Mädchenkreischen von mir zu geben. Zum Glück, denn so hatte ich genug Sauerstoff in den Lungen, um beinahe auszuatmen, als sich hunderte oder noch mehr feine Nadeln in jede Pore meines Körpers bohrten. Die Kälte kroch mir in Windeseile durch die Haut und ließ mich frösteln, während sich der Druck ein wenig lockerte und ich an die Oberfläche strampeln konnte, wo ich noch nicht mal richtig aufgetaucht war und auch schon zu beschweren begann. „… man auch nicht mehr helfen. Isaac, du Blödmann. Das wirst du mir noch büßen“, ärgerte ich mich wie ein kleiner Rohrspatz und strich mir dabei die nun klatschnassen Strähnen aus dem Gesicht, während ich mich mit ein paar Beinschlägen über Wasser hielt und darauf wartete, dass der werte Herr meine Beschwerde auch mitbekam, denn er tauchte erst ein paar Momente nach mir auf und bekam daraufhin direkt eine Ladung des kalten Nass ins Gesicht, als er sich gerade die Haare nach hinten strich und damit die perfekte Angriffsfläche offenbarte. Eigentlich hätte ich ihn auch nach unten drücken können, aber die Chance, dass er mich mit sich zog, war dazu einfach zu groß. „Was sagst du zu deiner Verteidigung“, verlangte ich zu wissen, grinste dabei aber auch schon, denn okay… irgendwo war es doch ziemlich lustig gewesen.
Büßen? Nah, eher nicht. Ich zuckte instinktiv zusammen, als mir Wasser ins Gesicht gespritzt wurde, kniff dabei die Augen noch einmal etwas fester zu. Hätte ich mit rechnen können, aber ich war wohl zu tief in meinen selbstgefälligen Gedanken versunken gewesen, um zu realisieren, dass ins Gesicht gespritztes Wasser nach wie vor hochgradig unangenehm war. So grinste ich wieder vor mich hin, als ich mir zum zweiten Mal das Wasser aus dem Gesicht strich und öffnete dann endlich die Augen, um zu der vollkommen entsetzten Ehefrau zu sehen - oder halt, warte. Sie wirkte gar nicht so stinkig, wie ich es erwartet hatte. Denn sie schien ebenfalls grinsen zu müssen, was mir bestätigte, was ich bereits vorher gedacht hatte - keine glühenden Patschehändchen an meiner makellosen Haut. Nochmal wollte ich mir das Gesicht auch echt nicht verbrennen, wobei sie inzwischen denke ich so "nett" wäre, sich eine andere Stelle dafür auszusuchen. Man wollte ja wahrscheinlich eher weniger mit einem im Gesicht verkokelten Mann in der Gegend herumlaufen. Hatte ich also nochmal Glück gehabt. "Ich sage, dass du es gar nicht so schlimm finden kannst, wie du tust, Grinsebacke." neckte ich sie und schloss wieder zu ihr auf, legte einen Arm um ihre Taille, während ich mich mit den Füßen und dem zweiten Arm an der Wasseroberfläche hielt. Ich sah Riccarda in die Augen, hielt bewusst den Blickkontakt. Musste sie sich langsam ein wenig besser dran gewöhnen, immerhin waren wir mit dem heutigen Date am vorletzten angelangt. Die mir endlos erscheinende Kette aus gemeinsamen, von mir organisierten Ausflügen und dergleichen näherte sich mehr und mehr dem Ende. Nicht, dass ich sofort über sie herfallen würde, wenn der letzte Abend anstand... inzwischen wusste ich ja, dass man bei ihr mit meinem typischen Machogehabe nicht weit kam und deswegen würde ich es wohl wirklich eher wie ein Gentleman gestalten müssen, sie mir näher zu bringen. Würde hoffentlich merken, wenn sie so weit war. Wäre ich zu voreilig, würde ich das ganze Spiel wahrscheinlich wieder von vorne beginnen müssen und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. "Sei mal ein bisschen spontaner.. war doch jetzt halb so schlimm, oder irr' ich mich da?" fügte ich noch hinzu und zog dabei eine Augenbraue nach oben, wartete gespannt ihre Antwort ab.
Grinsebacke. Sein Ernst?! Zirka diese Frage lag unausgesprochen in meinem Blick, als ich die Augenbrauen anhob und sachte den Kopf schüttelte, kaum merklich, aber dennoch vorwurfsvoll genug, um das Bild abzurunden. Wäre da nicht weiterhin das verräterische Schmunzeln auf meinen Lippen, würde man mir die Show eventuell sogar abkaufen, aber unter diesen Umständen war es vergebene Mühe und so gab ich auch sehr bald meine anklagende Haltung wieder auf. „Pass nur auf, ich spür schon wieder, wie es mir in Händen juckt“, warnte ich ihn vielsagend und grinste dabei diabolisch, streckte dabei noch die Finger über die Wasseroberfläche und wackelte vorfreudig mit den Fingerspitzen, als würde ich Isaac tatsächlich noch mit meiner Fähigkeit ein bisschen rösten. Es machte mir eigentlich keinen Spaß, anderen Lebewesen weh zu tun, weshalb ich nur sehr selten davon Gebrauch machte, aber das arme Schwein da vor mir hatte schon so oft Bekanntschaft damit gemacht, dass ich ihn ruhig ein wenig damit ärgern konnte. Dass er mich dafür aber näher an sich heranzog und nicht die Flucht ergriff, wunderte mich dann doch zugegebenermaßen und schmiss mich auch dementsprechend aus der Bahn, sodass ich ihn einen Moment lang nur verdutzt ansehen konnte. Himmel. Woher hatte er denn diese Eingabe nun wieder genommen, denn irgendwie … naja, sein Blick fesselte mich dann ja doch ziemlich, weshalb ich gar nicht daran denken konnte, den Blickkontakt abzubrechen. Irgendwo ließ es auch mein Stolz nicht zu, wobei die Neugierde in mir gerade noch Oberhand behielt, nicht verpassen wollte, was sich weiterhin in seinem Kopf abspielte und unweigerlich begann ich danach zu suchen, ob es irgendeinen Hinweis in seinen dunklen Augen gab, die mir eine vage Richtung angaben. Auch ich wusste bestens darüber Bescheid, die wievielte Verabredung das nun war und ich hatte mich damals einverstanden gezeigt, den jungen Mann dann nicht mehr gänzlich von mir abzuweisen, sondern wieder in meine Nähe zu lassen, das Vertrauen erneut in ihn zu legen, sollte er es sich im Laufe der Dates zurückverdient haben. Isaac war tatsächlich auf einem guten Weg gewesen, bemühte sich ja auch darum, weshalb ich nicht wüsste, weshalb ich mich quer stellen sollte, wenn ich doch selbst begann, mich langsam… wohl zu fühlen. Für einen kleinen Spaß war ich mir dennoch nicht zu schade. „Du verlangst von einem verklemmten, prüden Flattermann Spontanität? Also wirklich“, nahm ich mich selbst auf die Schippe und verzog einen Mundwinkel zu einem halben Grinsen nach oben. Jetzt war ich es, die gespannt auf seine Erwiderung war.
Flattermann... eher Flatterfrau. Aber gut, ich wusste ja, worauf sie hinauswollte und das Wort war wohl auch eher verallgemeinert gewesen, weshalb ich darauf jetzt nicht einging. Wäre aber durchaus unterhaltsam gewesen, sie zu fragen, wann sie denn vorgehabt hatte, mir von ihrer Geschlechtsumwandlung zu erzählen. Aber nein, zu viel herausnehmen musste ich mir ja auch nicht, dafür war die Stimmung zu gut und das wollte ich mir jetzt nicht selbst kaputt machen. Wäre ich ja schön blöd, mir das hart erarbeitete, inzwischen recht gute Verhältnis zwischen uns beiden erneut in eine turbulente Fahrt zu schmeißen. Ne, ich würde mich weiter ein bisschen zurückhalten, auch wenn der Gedanke dabei nicht ganz uneigennützig war. Da konnten wir uns noch so gut verstehen - der Egoismus und mein viel zu großes Selbstbewusstsein würden weiterhin vorhanden sein. "Och, entschuldige bitte... wie unbedacht von mir." erwiderte ich gespielt hochtrabend, machte eine bescheuerte Handbewegung dazu und lachte kurz darauf leicht auf. Anschließend schüttelte ich den Kopf über das sarkastische Gerede, ehe ich wieder den Augenkontakt zu Riccarda suchte, die ich nach wie vor recht dicht bei mir hielt. Das wäre jetzt normalerweise einer der Momente, in dem ich mit einer Frau anfangen würde, rumzumachen. Zwar würde ich mich vorher wieder in einen Bereich begeben, in dem ich stehen konnte, damit das Ganze weniger umständlich war, aber im Grund war das so ein Moment. So wie der auf dem Nobelschiff, wo ich meine Zurückhaltung dann doch aufgehoben und sie geküsst hatte. Aber das würde mir jetzt nicht wieder passieren, dieses Mal dachte ich nämlich daran. "Na komm... bevor du mir erfrierst, du zierliches Ding." meinte ich lächelnd und zog sie neben mir her wieder in Richtung Steg, nachdem ich mich mit meinem Blick von ihren Augen abgewendet hatte. Hatte ich ungern getan, aber für den Moment war das besser so. Nicht, dass es wieder hieß, ich könne mich nicht zusammen reißen, nur, weil mir die Lippen mal kurz ausrutschten.
Die Entschuldigung nahm ich natürlich ernst. Ganz klar. Nicht. Ein tadelndes Grinsen eroberte meine Züge binnen Sekunden und doch sprang das Amüsement in den Vordergrund, ganz selbstständig und ohne mein direktes Zutun, fand ich schlichtweg Gefallen darin, wie locker der Umgang mittlerweile zwischen meinem aufgezwungenen Ehemann und mir war. Ich hatte mich damit abgefunden und versuchte das Beste daraus zu machen, war dabei vorher aber nie auf den Gedanken gekommen, dass ich womöglich Freude daran haben könnte, mich mit einem Werwolf in Menschengestalt zu verstehen. „Eventuell verzeihe ich dir das bei Gelegenheit noch, aber sei dir da nicht zu sicher“, stichelte ich ebenso geschwollen zurück und reckte das feine Näschen noch ein bisschen weiter nach oben, doch der imposante Ausdruck ging wohl allein wegen der klatschnassen Haare flöten, die sich nur hier und da leicht wellten, ihrer eigentlichen Natur nachgingen. Das unangenehme Frösteln, verursacht durch die Kälte, sorgte dafür, dass ich mich unweigerlich nahe an Isaac, der einer wandelnden Heizung gleichkam, hielt, der sich aber ja nichts darauf einzubilden brauchte. Vielleicht ja schon. Ein kleines bisschen zumindest. Es wäre nämlich eine glatte Lüge, würde ich behaupten, dass mich der intensive, direkte Blickkontakt nicht in einen Bann zog, festhielt und in den Augen meines Gegenübers versinken ließ. Wann auch immer der Moment gekommen war, in dem ich Isaac nicht länger als Bedrohung angesehen hatte, mittlerweile beherbergte ich die absolute Sicherheit darüber, dass der junge Mann die Chance verdient hatte, nicht länger von mir gestoßen zu werden. Er bemühte sich, auch wenn es nicht um meinetwillen war, so durfte ich ihm dieses Zugeständnis dennoch nicht schlechtreden, mir selbst nicht vermiesen und dadurch in alte Gepflogenheiten zurückfallen. Ob es einen Weg dorthin überhaupt noch gab? Zu diesem absoluten Hass oder kannten sie sich nun ausreichend, um nicht augenblicklich wie die Tiere mit Kampfgeschrei übereinander herzufallen? Was für Fragen nur durch meinen Kopf wirbelten, während ich den Dunkelhaarigen vor mir beobachtete, mich weiterhin festhalten ließ und gleichzeitig wusste, dass nur ich der Part war, der sich hier derartig viele unsinnige Gedanken machte, die ohnehin niemals beantwortet wurden. Fast schon meinte ich zu wissen, dass Isaac gleich wieder die Grenzen austesten würde, sich aus dem Fenster lehnen würde, um mich zu küssen. Erschreckend war dabei nicht, wie einladend der Moment sich dafür eignete, sondern viel mehr die Tatsache, dass ich es wohl nicht schlimm gefunden hätte. WAS passierte hier? Von der Irritation ließ ich mir jedoch nichts anmerken, sondern grinste schief. „Dann treibe ich als Eisblock hier herum, alles cool“, winkte ich lässig ab, aber ja… es war wirklich schon ziemlich kalt und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich hasste die Kälte. Kälte, die mich auch einhüllte, als ich beim Steg ankam und aus dem Wasser kletterte, die mit Wasser vollgesogene Kleidung klebte mir wie eine zweite Haut am Kleid, als ich die Arme wärmend – der Versuch zählte – um meinen Oberkörper schlang. Trotz der Sonne war es kalt. Das würde Isaac mir wirklich noch büßen! Ein kleiner Vorgeschmack darauf war, als er ebenfalls aus dem See klettern wollte, drückte ich ihn an einer Schulter einfach wieder zurück, schien ich auch in der besseren Position zu stehen, in dem ich einfach meine Hände austrecken und mich ein wenig vorlehnen musste, um seiner reinen Armkraft entgegenzuwirken. „Geh noch eine Runde schwimmen, wenn du vorher schon so scharf drauf warst“, lachte ich schlotternd.
Wieder musste ich kurz auflachen. Wohl überwiegend deshalb, weil ich mir für einen Augenblick lang vorstellte, wie Riccarda in einem Eisblock eingefroren an der Wasseroberfläche entlang trieb, wie man es ab und an in Animationsfilmen zu sehen bekam. Realitätsnah war sowas natürlich nicht, aber ein amüsanter Gedanke und noch vor ein paar Monaten wäre mir der wohl sogar noch viel sympathischer gewesen. Wer eingefroren war, der redete und nervte nämlich auch nicht - inzwischen hatte sich das Blatt aber wohl um 180° gewendet und es war mir tatsächlich lieber, dass ich die junge Frau nicht unter einer Eisschicht hervorholen musste. Dass die zierliche junge Dame mich völlig unerwartet wieder zurück in den angenehm kühlen See schubste, ließ mich für einen Augenblick lang zwischen zwei Optionen hin und her schweifen. Entweder ich würde mich einfach umdrehen und tatsächlich noch ein wenig schwimmen, oder aber ich würde raus klettern und ihr das irgendwie wieder zurückzahlen, weil ich nicht der Typ Kerl dafür war, sowas auf mir sitzen zu lassen. Allerdings war mir die erste Variante dann doch sympathischer und ich zuckte mit den breiten Schultern. "Nagut. Aber dann beschwer dich nicht, wenn du frierst." konterte ich nach wie vor leicht grinsend und zog mir dann im Wasser stehend die Klamotten aus. War nicht so schlau gewesen, ich hätte ja wenigstens meine eigenen ausziehen können... aber ich neigte ja bekanntlich sowieso dazu, erst zu handeln und dann anschließend zu denken. War aber halb so wild - mir war ja schließlich nicht kalt. Nur noch in Boxershorts ließ es sich auch gleich viel leichter im Wasser vorwärts kommen und so drehte ich die eine oder andere Runde in dem naturbelassenen See. Zwei oder dreimal tauchte ich auch unter und genoss die dort herrschende Stille, wo ich doch ein ziemlich empfindliches Gehör hatte. Es war demnach sehr entspannend, die Umwelt nur noch stark vom Wasser gedämmt wahrzunehmen und mal kurz abzuschalten. Als ich dann nach meinem letzten Tauchgang wieder an die Oberfläche kam und mir die nassen Haare aus dem Gesicht strich, hörte ich es aus Richtung Steg förmlich bibbern und schlottern. "Du musst nur was sagen, weißt du.." grinste ich amüsiert vor mich hin und drehte mich wieder in Richtung des Steges, verharrte aber einige Meter weit davon entfernt im Wasser.
Mit dem Lachen hatte ich irgendwie gerechnet und dann aber auch nicht. Amüsiert schmunzelte ich nun selbst über meine eigenen Worte, konnte ich mir schon vorstellen, dass es Isaac belustigte, allein die Vorstellung war es durchaus wert, sich gut unterhalten zu fühlen, aber gleichzeitig richtete ich mich auch dafür ein, dass eventuell ein stichelnder Kommentar über mir hereinzog, bei dem ich mich zur Wehr setzen musste. Die Konter hatten sich schon längst von einer beleidigenden Natur wegbewegt, aber schenken taten wir uns dennoch in den seltensten Fällen etwas, weshalb ich es nun doch ein Stück weit genoss, einfach nur grinsend den wohlklingenden Lachen des jungen Mannes zu lauschen, den ich dann aber kurz darauf ohnehin zurück in den See schickte. Genug gelacht, nun musste ich mich noch kurz dafür revanchieren, ungewollt im Wasser gelandet zu sein, obwohl der Unwille nun auch nicht so stark war, dass ich es dem werten Herrn der Schöpfung nachtragen würde. Damit hatte sich die Sache erledigt und demnach ging ich auch davon aus, dass sich Isaac ebenfalls aus der Kälte retten wollte, ehe mir wieder einfiel, dass er diese Empfindung wahrscheinlich gar nicht kannte und so kam es dann auch dazu, dass er noch eine Runde drehte, sich ein wenig von dem Steg entfernte, aber natürlich nicht die Gelegenheit verpasste, mich eines Besseren belehren zu wollen, woraufhin ich nur grinsend die Augen verdrehte und abwinkte. „Als ob“, schickte ich ihm noch nach und zog seine Kleidung dann aber mit einem Fuß etwas von der Kante des Steges weg, damit sich das Zeug nicht am Ende noch selbstständig machte und im See unterging. Wäre doch zu schade. Ein Zeichen meines guten Willens, aber das Karma schlug dennoch schlagartig zurück. An der frischen Luft war es einfach kühl und so bemühte ich mich geradezu krampfhaft, das Zittern meines Körpers zu unterdrücken, aber anders schien sich die normale Körpertemperatur nicht herstellen zu lassen, wobei ich kurzerhand entschied, dass es vielleicht nur ansatzweise intelligent war, die patschnasse Kleidung weiterhin wie eine zweite Haut am Leib zu tragen, sodass ich mich kurzerhand aus dem klebenden Top befreite, es sorgfältig auf den Holzstreben des Konstrukts ablegte und dann auch aus den Shorts zwängte. Nun einfach nur in Unterwäsche dazustehen war zwar auch nicht mein primärer Traum, aber immer noch besser, als weiterhin diese wärmeraubenden Klamotten zu tragen. Um aber nicht direkt als Ausstellungsobjekt in der Gegend herumzusitzen, machte ich es mir auf der mitgebrachten Decke gemütlich, was so viel bedeutete, wie sitzend die Beine an meinen Oberkörper gezogen zu haben und die Arme eng um mich zu schlingen, um so vielleicht etwas an dem Zustand zu bessern. Unglücklich hatte ich das Kinn auf einer Kniescheibe abgelegt und dabei beobachtete, wie Isaac immer wieder in dem See auftauchte und dann wieder verschwand, während ich drauf und dran war, einen Anfall zu bekommen, weil sich meine Zehen einfach so frostig anfühlten. Verräterisch klapperten meine Zähne immer wieder, aber helfen tat es kaum, auch nicht das alles andere als amüsierte Grinsen auf meinen Lippen erschien. „Das hättest du wohl gerne“, brummelte ich unwirsch, wohlwissend, dass er es dennoch dank seines feinen Gehörs mitbekommen würde. Genau… als würde ich ihm den Gefallen tun, darum zu bitten, dass er mich in seine Arme schloss. Das stand mir mein Stolz eindeutig im Weg und siegte auch über jegliche Vernunft.
Oh ja, und wie gerne ich das hätte. Es wäre eine absolute Genugtuung, zu wissen, dass der Engel wärmetechnisch auf mich angewiesen war. Was das Temperaturempfinden anging, glich ihres wohl ziemlich stark dem eines Menschen und war dem "inneren Thermostat" meines Körpers weit hinterher. Eines der Dinge, die ein Werwolf einem Engel einfach voraus hatte, aber die blonden Geschöpfe wussten das in der Regel mit etwas Anderem auszugleichen. Zum Beispiel mit glühenden Fingerchen, die uns Pelzträger nur allzu unangenehm werden konnten. Aber, wie wohl nicht anders zu erwarten gewesen war, hatte Riccarda viel zu viel Stolz, um mich um etwas zu Bitten. Zumindest, wenn es eine Sache war, die doch ein klein wenig Intimität erforderte und die gewohnte Wohlfühlgrenze überschritt. Bei ihren Worten musste ich dennoch nur umso breiter grinsen, während ich in aller Gemütlichkeit zurück zum Steg schwamm. Nur, um noch einmal zu signalisieren, wie angenehm der Aufenthalt in dem kalten Wasser war, weil ich eben nicht frieren musste. An den auf dem Wasser ragenden Holzbalken angekommen, legte ich nun schon zum zweiten Mal meine Hände auf dem Holz auf, um mich aus dem Wasser zu hieven - dieses Mal auch ohne, dass ich wieder nach hinten zurück geschubst wurde. Aber wohl auch nur, weil Riccarda mit Bibbern beschäftigt war und nicht das letzte Bisschen Wärme verlieren wollte, indem sie sich aus ihrer zusammen gekauerten Haltung löste. "Ja... wäre gut für mein Ego, das weißt du ja sicher." erwiderte ich, als ich mich zum Stehen aufgerichtet hatte. Ich streifte mir noch grob das Wasser vom Körper und blieb anschließend auch noch ein, zwei Minuten im Wind stehen, damit ich nicht pitschnass auf der Decke saß. Dann setzte ich mich aber mit einem zufriedenen Seufzen neben meine Ehefrau, deren Unbehagen ich förmlich hören konnte. Ein kurzer Seitenblick im Augenwinkel bestätigte mir das auch noch einmal. "Okay, sagen wir, du musst mich nicht darum bitten.. ich tu einfach so, als würd ichs nicht merken, kannst du das mit dir vereinbaren?" grinste ich weiter vor mich hin, musste doch noch ein klein wenig sticheln und griff nach dem Korb, in dem sich die Snacks befanden, die wir für unterwegs eingepackt hatten. Beziehungsweise Riccarda, ich war ja währenddessen noch die "Märchenprinzessin" gewesen... pff. Alleine dafür war ihre Friererei eigentlich sowieso gerechtfertigt, aber ich würde sie wohl trotzdem nicht wegschieben, wenn sie sich ankuscheln würde. Einfach, weil mir inzwischen was an ihr lag. Was genau, davon hatte ich keine Ahnung, weil es echt schwer zu definieren war. Vielleicht würde ich schlauer aus dem Ganzen werden, wenn das letzte Date auch rum war? Oder vielleicht auch nicht, wer wusste das schon.