Riccarda Ann Grinsend sah ich mich in dem Durcheinander um. Ja, zum Glück hatten wir ein paar - viele - Angestellte, die den ganzen Tag keine andere Aufgabe zugeteilt bekommen hatten, um hinter dem Clan nachzuräumen, immerhin fiel ziemlich viel Dreck an, wenn man eine Großfamilie im Schloss leben hatte. Auf die paar Polster kam es dann auch nicht mehr an, die man aufheben und zurück aufs Bett befördern musste. Also zumindest bezweifelte ich, dass es groß was ausmachte und ehrlich gesagt konnte es mir auch egal sein, es tangierte mich höchstens periphär, um es gehoben auszudrücken. Schmunzelnd richtete ich meinen Blick zurück auf Isaac, nachdem ich mir das Schlachtfeld aus verteilten Kissen und aufgewühlten Decken angeschaut hatte. Fand ich eigentlich gar nicht einmal so übel, schaute doch gleich viel gemütlicher aus. Dennoch musste ich mich nun wohl geschlagen geben, denn meine Oberarme kribbelten schon ein wenig, da ich sie durchgehend gehoben halte und die kurzen Ruhepausen zwischendurch waren kaum spürbar geworden. Also ich zumindest hatte sie nicht wirklich als Entspannungsphase angesehen. Umso glücklicher war ich nun darüber, dass ich mich unbekümmert im Schneidersitz hinsetzen konnte, die Arme einfach auf meinen Unteschenkeln liegen hatte und mir keine Sorge mehr machen musste, dass Isaac mir einen Polster um die Ohren klatschte. Zumindest hoffte ich das, denn es nahm auch ganz den Anschein, als er den Griff um eines der weichen Dinger lockerte. diese Gelegenheit nutzte ich direkt einmal, um ihn das Kissen aus der Hand zu reißen und mich dann darauf fallen zu lassen. Charmant wie ich war, würde ich sicherlich nicht aufstehen, um mir einen der anderen Polster zu holen... das konnte Isaac gerne machen. Unschuldig grinsend - das hatte ich drauf bei zwei älteren Brüdern und als einzige Tochter - schmiegte ich mich an das kuschelige Teil und lag dann ebenfalls einfach nur am Bauch da. "Sie werden es uns morgen danken", versicherte ich ihm grinsend.
Isaac Jaja, natürlich, da musste sie sich das Kissen direkt krallen, damit ich auch ja keins mehr hatte. Ich könnte ja gemein sein und es ihr wieder entreißen - wobei die Wahrscheinlichkeit, dass es dabei zerreißen würde, gar nicht so gering war -, aber das wollte ich der jungen Frau nach der ganzen Aufregung hier nicht auch noch antun, haha. Wir mussten es hier ja nicht gleich wieder übertreiben... ich für meinen Teil tat das ja sowieso zu oft, hatte heute Abend mit dem Kuss allein schon einen viel zu großen Schritt über die Grenze gemacht, war wohl genug für heute. So verdrehte ich nur leicht die Augen und schüttelte den Kopf, bevor ich mich über die Bettkante lehnte und nach einem der größeren Kissen angelte, auch kurz darauf eins in die Finger bekam und mich damit unterm Kopf wieder nach hinten auf die Matratze sinken ließ. War gleich viel bequemer so, zum Schlafen gehörte einfach ein Kissen. Eine Decke brauchte ich allein wegen meiner Körperwärme nicht, aber sie hatte manchmal eben was kuscheliges. Und ja, ab und an fand ich das auch mal ganz nett. Nur im Sommer schlief ich grundsätzlich ohne, weil mir sonst einfach viel zu warm werden würde. "Die sollen sich mal nich beschweren, werden doch mit Sicherheit bestens bezahlt.." meinte ich nur schulterzuckend und immernoch leicht grinsend, freute mich einfach über den durch und durch positiven Ausgang des Abends und fühlte mich auch mal wieder schön bestätigt, weil sie mich nicht zurückgewiesen hatte, sondern eben sogar mit bis aufs Zimmer genommen hatte. Zwar nicht, um eine Nummer zu schieben, aber schon allein die Tatsache, dass sie meine Nähe - auch spärlich bekleidet - nicht mehr zu fürchten schien, freute mich.
Riccarda Ann Über sein Augenverdrehen schaute ich selbst einfach einmal gefließentlich hinweg, denn ich wüsste so oder so nicht, was ich nun darauf erwidern konnte, sollte, wie auch immer. Mir fiel nichts Passendes ein und da war es dann meistens intelligenter, wenn ich einfach einmal den Mund hielt, bevor ich etwas Unüberlegtes von mir gab und die angenehme Stimmung damit sabotierte. Es wäre echt eine Sünde, sollte ich es tatsächlich hinbekommen, hier die friedliche Atmosphäre mit ein paar unangebrachten Worten zu versauen. Ob das überhaupt funktionieren würde, wo wir uns beide doch so gut verstanden hatten? Ausprobieren wollte ich es nur ungern, sodass ich diesen Gedanken schnell wieder von mir schob und stattdessen vollkommen zufrieden mit der Tatsache war, dass ich den Polster behalten konnte und sich Isaac einen neuen angelgte. Während er sich weglehnte, konnte ich einmal in aller Ruhe - wobei diese Ruhe auf wenige Sekunden beschränkt waren - über seinen durchtrainierten Oberkörper schauen, der sich durchaus als ansehnlich bezeichnen ließ. Soweit ich aber auch wusste, tat der junge Mann mehr als genug dafür, um so auszusehen. Andere Frauen würden wahrscheinlich nicht verstehen, wieso ich mich so zurückhalten konnte. Tja... da gab es ein paar Gründe. Und obwohl ich vor einiger Zeit noch dachte, dass es seine wölfische Abstammung war, war dies nun eigentlich der harmloseste Grund, weshalb ich weiterhin zurückhaltend blieb. Mal von dem Kuss abgesehen, den ich ihn durchgehen ließ, und dass er nun lediglich in Boxershorts neben mir im Bett lag. Beinahe hing mein Blick einen Moment zu lang an ihm, aber ich merkte gerade noch rechtzeitig, dass wieder mehr Bewegung in Isaac kam und er sich kurz darauf mit einem Polster unterm Kopf zurücksinken ließ. Soabld er wieder komplett ruhig lag, konnte auch ich mir zunehmend entspannen. So ungern ich es zugab, aber ein wenig Unbehagen und Vorsicht steckten nach wie vor in meinem Bauch fest und ließen mich nicht vollkomen ruhig sein, aber es war besser als ein panischer Anfall. Weitaus besser. Meine Gedanken drückten Zufriedenheit aus, waren aber auch komplett vom Thema abgewichen, sodass ich kurzfristig den Faden verloren hatte und erst wieder überlegen musste, um was es denn ursprünglich ging. Nachdenklich fischte ich in meinen Gedanken herum, bis ich dann endlich wieder auf die Spur kam und - ziemlich verspätet - meine Antwort dazu gab: "Eigentlich müssen sie gar nicht so gut bezahlt werden... es reicht ihnen meistens schon, behaupten zu können, für eine der beiden wichtigen Familien zu arbeiten." Wie naiv Menschen doch waren. Beinahe lächerlich. Demnach klang meine Stimme auch ein wenig belustigt, nicht verächtlich, aber dennoch amüsiert.
So, bin wieder so weit gesund, dass ich kritzeln kann '-' Wird aber wahrscheinlich nich so lang jetz.. ___
Isaac Ja, da hatte Riccarda wohl auch wieder Recht. Im Schloss meiner Familie ging es zwar weitaus herrischer und unschöner zu, als hier im Engelshaus, aber es hatte noch nie ein Angestellter gekündigt. Jeder der normal sterblichen Menschen wollte doch damit prahlen können, in einem der Königshäuser zu arbeiten... auch, wenn ich es eher als dienen und herumgescheucht werden bezeichnen würde, für die schien das keine Rolle zu spielen. Jeder, der Einzug in eines der beiden Schlösser halten durfte, war beim Rest der Stadt definitiv angesehen und etwas Besonderes. Manche erhofften sich sogar über die Bediensteten irgendwie in die königlichen Kreise mit einsteigen zu können. Ein, zwei der Mädchen hatte ich vielleicht mal in mein Bett gelassen, danach aber wie immer nicht wieder gesehen. Versuche also allesamt gescheitert, aber das war vorprogrammiert gewesen. Es war ja sowieso bekannt, das alles Nicht-Adelige in unserem Familienhaus nicht erwünscht war. Das ich mit Riccarda vermählt worden war, war für das Ganze die perfekte Bestätigung. "Ja, auch wieder wahr... da bilden die sich immer mächtig was drauf ein." stellte ich ein klein wenig abwertend klingend fest, aber dass ich vom Menschenvolk nichts hielt, dürfte für Riccarda ja sowieso kein Geheimnis mehr sein. Ich nahm' jetzt auch nicht an, dass sie mir das übel nahm. "Am Anfang fand ichs ja nicht grade geil, mich nicht mehr von den Frauen anbaggern lassen zu können... aber mittlerweile find ichs eigentlich ziemlich entspannend. Kann ich mich auf Wichtigeres konzentrieren." redete ich weiter so vor mich hin, leicht gemurmelt. Mein Blick hing vorerst an der Decke über mir, auch wenn die gar nicht mal so interessant war.
„Ist ja auch verdammt cool, einem Schönling den Kaffee zu servieren und nachzuräumen, also ich versteh, warum sich alle darum reißen“, erklärte ich spitzbübisch grinsend, versuchte meine nach oben gebogenen Mundwinkel aber weitestgehend zu verstecken, in dem ich mein Kinn so auf der Hand platzierte, dass meine Fingerspitzen meine Oberlippe berührten und doch verriet ein schelmisches funkeln in meinen Augen, dass ich natürlich Isaac damit meinte. Wen denn auch sonst? Da überging es sich auch einfach, wie herablassend er über jene Menschen sprach, die für ihn die Arbeit erledigten, den Haushalt schmissen und bisher dafür gesorgt hatten, dass Nahrungsmittel aus dem Kühlschrank in essbarer Form auf dem Tisch landeten. Dass er Dankbarkeit zeigen konnte, davon fing ich am besten gar nicht mehr an, sondern durfte mich weitestgehend darüber freuen, dass er nicht weitere Kommentare diesbezüglich äußerte, sondern sich ziemlich knapp hielt. Ob man dies auch als Fortschritt verbuchen konnte, blieb dahingestellt. „Ach, hat man dir anfangs ja auch gar nicht angemerkt“, merkte ich an, damals hatte es mich furchtbar aufgeregt, doch das Verhältnis zu Isaac war besser geworden und so nahm ich es ihm auch längst nicht mehr böse, schließlich war ich persönlich keinen Deut besser gewesen, hatte die ungewollte Heirat verwunschen und meinem Mann am liebsten sämtliche qualvolle Krankheiten auf den Leib gehetzt. Doch jetzt war es anders. Jetzt konnte ich gemütlich neben ihm liegen, die Beine abgewinkelt angehoben, sodass sich die nackten Fußknöchel in der Luft kreuzten. „Wichtigeres? Was meinst du?“ Mein Kopf legte sich automatisch ein wenig schief, während ein verwirrter Ausdruck durch meine braunen Augen huschte und nach einer Erklärung bat. Er musste sich weder darüber Gedanken machen, weiterhin in seinem Rudel terrorisiert zu werden, noch hatte er sich von seinem Vater etwas aufbrummen zu lassen, wobei er sicherlich meinen würde, dass er seine Rache nun in aller Ruhe im Schloss der Engel planen konnte, wo ihm niemand dazwischenfunkte, sofern er dieses Vorhaben nicht an die große Glocke hing. Ich wollte dennoch wissen, was in seinem Kopf vorging, weshalb ich versuchte, ihn mit meinem Blick festzuhalten, sodass Isaac gar nicht erst auf die Idee kam, mir auszuweichen. Zumindest sollte er meine Beobachtung spüren, um mir seine Aufmerksamkeit zu schenken und nicht länger an die Decke zu starren, wo sich definitiv keine wundersamen Zaubermuster befanden – das hatte ich in so manch einer schlaflosen Nacht oft genug überprüft.
Isaac Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass Riccarda - neugierig, wie sie es eben war - sofort nachhaken würde. Ich war mir aber nicht zu einhundert Prozent sicher, ob ich ihr diese Gedanken nun mitteilen sollte, oder doch besser nicht. Zwar vertraute ich dem Engel inzwischen ziemlich, was ich noch vor einiger Zeit kaum für möglich gehalten hatte, aber es blieb eben doch immer ein mahnender Hintergedanke in meinem Kopf präsent, der mir eher von der Mitteilung solcher Details abriet. Es würden wohl auch noch mehrere Monate, oder vielleicht auch Jahre ins Land streichen müssen, bis ich meiner ursprünglich ungewollten Ehefrau mein volles Vertrauen entgegen bringen konnte. Dass ich ihr gegenüber nicht mehr grundlos aggressiv war, ist aber wohl schonmal ein wichtiger Schritt gewesen. Sollte Nichts dazwischen kommen, würde sich die Beziehung zwischen uns wohl weiterhin bessern. Hoffte ich für meinen Teil wenigstens. "Naja... es ist wohl kein Geheimnis, dass mein Alter nicht unbedingt gute Dienste auf dem Thron leistet. Also selbst, wenn ich von der jahrelangen Tortur absehen würde, kann ich es nicht zulassen, dass er die gesamte Familie früher oder später in den Ruin treibt. Es geht mir auch nicht um den Thron, den kann von mir aus auch mein Bruder oder einer meiner Cousins übernehmen.." Sofern sie es dann richtig machten und nicht auf dumme Ideen kamen, ansonsten musste ich eben die nächste Konsequenz ziehen. Ob ich selbst an die Spitze wollte, da war ich mir gar nicht so sicher. Zwar bedeutete das eine ganze Menge Macht und das würde meinem Ego sehr gut gefallen, jedoch würde mir das dann auch so ziemlich alles meiner Freizeit rauben. Klar, es gab sowas wie Sekretäre, die einen mit dem blöden Papierkram unterstützten, aber die ganzen geschäftlichen Treffen und so'n Zeug... da müsste ich dann wahrscheinlich doch schneller erwachsen werden, als es mir recht war. "..aber ich schau mir das nicht weiter mit an. Kann ich nicht." erklärte ich und zuckte dann mit den breiten Schultern, ohne damit aufzuhören, den Blick der jungen Frau zu erwidern. In meinem Gesichtsausdruck lag nichts als Aufrichtigkeit und Entschlossenheit. Ein konkreter Plan musste zwar erst noch folgen, aber für mich stand fest, dass ich nicht drum rum kam, das Schicksal meines Clans mal wieder in die richtige Richtung zu wenden. Aber ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich meinen Vater nicht auf Teufel komm raus tot sehen wollte.
+ Now i'm sitting here in my own tears. Crying, waiting for a better time to come. +
Ich hatte bereits von klein auf mit der Politik zu tun gehabt, war auf sämtliche Empfänge mitgeschleppt worden und musste mich schon sehr früh korrekt verhalten, um den Anforderungen meines sozialen Ranges gerecht zu werden; selbst als unerfahrenes Mädchen mit viel zu viel Energie für diese ausgeglichene Ruhe, die es auszustrahlen galt. Doch es hatte nun mal auch dazu geführt, dass ich sehr viel Unterricht in Politik aufgezwungen bekommen hatte und oftmals war gerade die Familie von Isaac als Paradebeispiel hergenommen worden, wie man es nicht tat. Die Fehde zwischen den beiden Clans hing schon viel zu lange in den Geschichtsbüchern und Köpfen der jeweiligen Mitglieder fest, aber trotzdem bemühten sich zumindest die Engel, auch positive Handlungen ihrer Konkurrenten zu erwähnen, die jedoch stark dezimiert worden waren, nachdem ihr Schwiegervater den Thron in der kalten Burg angetreten war. Die Zustimmung brauchte der junge Mann neben mir wohl nicht, aber trotzdem geschah es ganz eigenständig, dass ich sanft nickte, nur kurz, aber dennoch bemerkbar. Dieser Erkenntnis gab es nun mal nichts entgegen zu setzen. Der machthungrige Alpha wirtschaftete vollkommen falsch, wenn man meine Verwandten fragte und es kam nicht selten vor, dass mein Vater dann gewisse Probleme ausbügeln musste, die nicht geschehen wären, wenn endlich jemandem den verwirrten Typen von der Spitze seines Rudels stoßen würde. Trotzdem verwunderte es mich ein wenig, dass Isaac nicht auf die Macht aus war… obwohl, irgendwie auch nicht, denn auf sämtlichen Events, bei denen ich auf den Schönling in der Vergangenheit getroffen war, hatte er sich immer desinteressiert gezeigt und mit Vorliebe unangebracht verhalten. Immerhin war Isaac dahinter, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dafür bräuchte ich ihm eigentlich nicht in die Augen sehen. Der junge Mann wollte das Problem zwischen uns ebenfalls aus der Welt schaffen und hatte bisher hervorragende Arbeit geleistet, also traute ich ihm zu, dass er auch für dieses Dilemma noch eine Lösung finden würde. „Du weißt, dass meine gesamte Verwandtschaft im Grunde nur darauf wartet, dass es bei euch zu einer Art Rebellion kommt und dein Vater gestürzt wird, oder?“, erkundigte ich mich vorsichtig, unsicher, wie weit ich mich bei diesen politischen Themen vorwagen durfte, da wir diese vorher meistens bewusst oder auch unbewusst außen vor gelassen hatten. Wahrscheinlich nicht so schlecht, aber ich sprach meine Gedanken nun mal gerne aus, denn eigentlich wollte sie viel mehr auf eine andere Kenntnis hinaus: „Du wärst also nicht allein, was auch immer du zu tun gedenkst.“ Ein schwaches Lächeln bog meine Mundwinkel nach oben und für eine kurze Sekunde baute ich ausreichend Mut auf, um Isaacs Unterarm kurz zu berühren, leicht Druck auszuüben, wobei mein Blick sich auf den Hautkontakt senkte und ich erst wieder aufsah, als ich auch meine Finger zurückgezogen hatte. Isaac war nicht allein… schließlich hatte er auch noch mich an der Backe und damit ein Scharr an Engeln, obwohl er auf die sicherlich ganz gut verzichten könnte.
Isaac Ich lauschte den Worten meiner Ehefrau aufmerksam, sah dann auch auf ihre Hand, die mich eher unerwartet berührte. Zwar waren wir nicht mehr auf dem Level, uns gegenseitig umzubringen, aber es war eben doch noch immer ein wenig komisch... was aber nicht hieß, dass ich Etwas dagegen einzuwenden hatte. Viel mehr bestätigten mich ihre Berührungen darin, dass ich mit meinem Vorhaben ausnahmsweise mal etwas im Sinn hatte, was richtig zu sein schien. Denn wenn ich ehrlich war, dann war ich eigentlich gar nicht der Typ für vernünftige Entscheidungen. Unfug und Randale waren dann eher so das Metier, in dem ich für gewöhnlich tätig war. Wut und Rache spielten zwar unweigerlich in mein Vorhaben mit hinein, aber es ging mir tatsächlich nicht mehr nur ausschließlich darum, die Genugtuung zu spüren. Es mochte dumm klingen, aber es schien wohl einfach Zeit für eine neue Ära zu sein. Riccarda und ich waren wohl das perfekte Beispiel dafür, dass es nicht unmöglich war, als Engel und Wolf miteinander auszukommen, ganz gleich wie sehr man einander hassen mochte. Die Beseitigung meines Zeugers schien ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung zu sein. Langsam nickte ich, als ich meinen Blick wieder auf ihre feinen Gesichtszüge richtete. "Ja, das kann ich mir denken. Er schadet ja unweigerlich auch dem Ruf deiner Familie, nicht nur meiner.." murmelte ich bestätigend, ein wenig nachdenklich vor mich hin. "Ich bin schon einige Möglichkeiten durchgegangen, wie ich ihn aus dem Weg schaffen könnte.. an ihn heran zu kommen ist nicht das Problem." stellte ich erst einmal fest, fuhr nach einer kurzen Pause auch fort. "Eher danach heil zu bleiben. Den Clanführer zu hintergehen oder gar umzubringen ist eines der schlimmsten Vergehen bei Wölfen... danach würde unweigerlich jemand auf mich losgehen und wohl nicht nur einer. Ich bin nicht schwach, aber mit dreien oder vieren auf einmal könnte das schlecht ausgehen, wenn mir niemand den Rücken freihält." vollendete ich meinen Gedanken auch wörtlich, hielt weiter den Blickkontakt zu der jungen Frau. So gern ich die Sache auch alleine hinter mich bringen wollte, um niemanden unnötig da mit rein zu ziehen - Hulk war ich eben doch nicht. Eigentlich war es traurig, dass es in meiner Familie tatsächlich noch Leute gab, die Wert auf meinen Vater legten. Die ewige wölfische Loyalität konnte eben doch auch ein großer Nachteil sein.
+ Now i'm sitting here in my own tears. Crying, waiting for a better time to come. +
Es hieß ja nicht, dass nur Isaac sich darum bemühten musste, die Beziehung zwischen uns nicht auf Kollisionskurs zu richten, es lag ebenso an mir, dass wir miteinander auskamen, weshalb ich mich dazu gewillt sah, auch hier und da auf den jungen Mann zuzugehen. Zumindest soweit, wie ich mich in meiner Haut wohl fühlte. Lange hielt ich es nicht aus, den Körperkontakt aufrecht zu erhalten, doch es war ein kleiner Anfang, der mich beinahe stolz lächeln hätte lassen, wäre ich mir dabei nicht unsagbar dämlich vorgekommen, sodass meine Mimik ident blieb. Mein Ehemann würde ohnehin wissen, wie er den zaghaften Druck an seinem Unterarm verstehen durfte – vorausgesetzt er wollte mir nicht absichtlich einen Strich durch die Rechnung machen und sich dumm stellen – und anhand seiner Miene glaubte ich zu wissen, dass die Botschaft angekommen war. Er nickte, das konnte ich kaum falsch verstehen und nun zupfte doch ein zaghaftes Lächeln an meinen Mundwinkeln, als sein klarer Blick mich so direkt traf. „Ja, man kann es so nennen“, stimmte ich ihm zu, den Kopf leicht hin und her wiegend, sodass auch die blonden Locken mitwippten, teils auch über meine Schultern nach vorne rutschten. Das Lächeln verrutschte für den Bruchteil einer Sekunde zu einer fassungslosen Maske, denn ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass wir nun Mordpläne ausarbeiten würden, wie wir seinen Vater am besten umlegen könnten, doch genau diesen Weg schienen wir uns momentan zu bewegen. Schweigsam wartete ich darauf, dass er fortfuhr, um mir mehr unter seinen Gedankengängen vorstellen zu können. An den Alpha ranzukommen war wohl wirklich nicht die Problematik, immerhin handelte es sich dabei um seinen Vater, aber wenn man den Kerl dann mal am Gewissen hatte… ich kannte mich in solchen Rudelhierarchien ja auch nicht aus. „Aber müssen sich die Wölfe in der Natur nicht eigentlich dem neuen Alpha dann unterwerfen? Ist das bei euch anders?“ Ich musste nachfragen, woher sollte ich es denn genauer wissen, wenn ich hier eine Informationsquelle direkt vor mir sitzen hatte. Aber grundsätzlich verstand ich die fundamentale Schwierigkeit an dem Vorhaben. „Also prinzipiell weißt du ja, wie gerne ich Wölfe grille, aber…“, ich sprach nicht weiter, denn es sprach einfach gegen mein Naturell, anderen Lebewesen tödlichen Schaden zuzufügen oder diese Tat zu unterstützen.
Isaac Es wäre wahrhaft ein Traum für mich, wenn es so einfach wäre. Früher muss das auch bei Werwölfen so gewesen sein. Klar, es gab hin und wieder auch mal kleinere Aufstände in Rudeln, wenn jemandem was nicht passte, aber in der Regel waren die schnell erledigt und wurden nicht mit Blut besudelt. Es kam wohl nicht allzu oft vor, dass der Alpha gestürzt wurde - beziehungsweise gestürzt werden musste. Die Frauen würden sich wahrscheinlich raushalten, sowohl die menschlichen, als auch die wölfischen, weil sie mir schlichtweg nicht viel entgegenzusetzen haben würden. Aber wie es speziell um meinen Bruder stand... und den einen oder anderen meiner Onkel und Cousins... ich konnte es nicht wirklich gut einschätzen. "Nun... früher war das so einfach, ja. Aber ich schätze Mal, dass ein paar meiner männlichen Verwandten das so nicht einfach hinnehmen würden." Wohl aus unterschiedlichen Gründen: Der eine Teil hielt mich für die Pest - wobei ich meinem Ruf als schwarzes Schaf ja auch wirklich alle Ehre gemacht hatte - und der andere Teil würde wohl fürchten, dass ich den frei gewordenen Thron für mich haben wollte. Und dann war da auch noch ein kleinerer Prozentsatz an Verwandten, der meinen Vater nach wie vor wie einen Gott verehrte, weiß der Teufel weshalb. "Eigentlich kann man es Ihnen nicht übel nehmen, dass sie mich für einen schlechten Nachfolger halten. Ich nehme auch mal stark an, dass sie nicht davon ausgehen, dass ich den Posten wohl eher abgeben werde. Wie du an mir als perfektes Beispiel ja erleben konntest, handeln Wölfe ganz gerne erst nach Gefühl und dann nach Kopf, was es weniger berechenbar macht..." meinte ich schulterzuckend und gähnte einmal leicht, richtete den Kopf wieder Richtung Decke und schloss die Augen für ein paar Sekunden. Ich musste bei Riccardas letzten Worten doch ein klein wenig grinsen, schwelgte gedanklich für einen Moment lang in Erinnerungen. "Ja, mein Gesicht erinnert sich nur ungern daran." meinte ich dann, als ich die Augen wieder öffnete. "Keine Sorge, ich wollte von dir nicht verlangen, mit mir in die Schlacht zu ziehen. Schätze mal das wäre auch nicht besonders ehrenhaft von einem Ehemann seine geliiiebte Frau zu involvieren." schloss ich witzelnd ab, grinste weiter ein wenig vor mich hin und lockerte meine Gedanken wieder ein Stück weit auf, fixierte sie nicht mehr so auf meinen Vater. Konnte eh nicht gut für die Psyche sein, haha.
+ Now i'm sitting here in my own tears. Crying, waiting for a better time to come. +
Logisch, dass es nicht jeder mit Freudenschreien und Glückwünschen hinnahm. „Und ich dachte schon, sie würden anschließend mit einem Präsentkorb dastehen und dir die Hand für die gelungene Tat schütteln“, bemerkte ich ironisch an und verzog die Mundwinkel zu einem flüchtigen Grinsen, denn die Vorstellung war durchaus amüsant, wenn auch surreal. Ich hatte ja am eigenen Leib mitbekommen, wie es in der finsteren Burg zuging, sowohl gegen einzelne Mitglieder, als auch gegen komplette Abspaltungen der Familie, was nicht gerade für den festesten Zusammenhalt stehen konnte, doch auf der anderen Seite waren diese Wölfe keineswegs zu unterschätzen gewesen, denn kaum trat man da als einziger Goldschopf auf, waren sie eine verbündete Masse, vor der man sich in Acht nehmen musste. Isaacs Mutter fand ich gütig, sie war ein wundervoller Mensch. Wehmut packte mich für einen kurzen Augenblick, ehe ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, doch das Lächeln war erstorben. „Fairerweise muss man sagen, dass du dich auch nie sonderlich erpicht gezeigt hast, etwas mit der Thronfolge am Hut haben zu wollen“, warf ich dank meines Sinnes für Gerechtigkeit an und stützte mein Kinn in der Handfläche ab, nachdem ich es mir schon am Bauch so gemütlich gemacht hatte, um nicht allzu verspannt in das Gespräch hineinzugeraten. Wobei es irgendwie makaber war, über sowas im Bett zu sprechen. Oder empfand das nur ich so? „Ich hab das hier und da vage miterlebt, um zu wissen, wovon zu sprichst“, räumte sie nachdenklich ein, doch ein verstohlenes Funkeln trat dann doch wieder in meine Augen. Wild, unberechenbar… das waren durchaus Adjektive, mit denen man Isaac beschreiben sollte, um seinen Charakter ansatzweise zu betiteln. Das schelmische Lächeln trat dann aber doch schneller in meine Züge zurück, als ich erwartet hatte, denn auch ich erinnerte mich an unsere Nahtoderfahrung mit dem jeweils anderen. Noch heute zierten die Narben meine helle Haut, während Isaacs Gesicht hübsch abgeheilt war. Verfluchte Werwolfgene. Dennoch erhielt Isaac ein verhaltenes Lachen, als er das eine spezielle Wort so betont in die Länge und damit auch ins Lächerliche zog. „An dir ist doch ein wahrer Gentleman verloren gegangen, was für eine Schande aber auch.“ So sarkastisch ich mich auch verhielt, so erleichtert war ich unterm Strich auch, denn es würde irgendwo meinem Dasein als friedfertiger Engel im Wege stehen, obwohl es schon ein Witz war, dass ausgerechnet solch ein reines Wesen mit der Kraft bestückt war, anderen Lebewesen physische Schmerzen zuzufügen. Ein klarer Widerspruch in sich, aber ändern ließen sich diese Scherze der Natur auch nicht.
Wäre eigentlich mal eine nette Abwechslung, wenn sie mir Geschenke machen würden. Konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt mal zu Weihnachten oder zum Geburtstag Geschenke bekommen hatte. Bis auf Kleinigkeiten von meiner Mutter. Mal ein Schächtelchen Pralinen oder dergleichen, aber mehr hatte ihr Ehemann ihr wohl nicht gestattet. Apropos Mutter... wie es ihr wohl erging? Seit dem Kampf, bei dem sie verletzt worden war, hatte ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, hatte keinen Schimmer davon, wie es um sie stand. Sie mochte zwar für einen Menschen einen wahnsinnig starken Willen haben, aber das war natürlich Nichts im Vergleich zu meinen wölfischen Selbstheilungskräften. Ich versuchte, meine Gedanken nicht zu stark darauf zu fixieren, um mir die Stimmung nicht selbst zu ruinieren, wo Riccarda und ich doch gerade sehr locker miteinander umgingen. Einfach war das aber nicht. "Naja, wir werden noch sehen worauf das hinaus läuft." meinte ich recht abschließend noch, weil ich mir da in ein paar Tagen noch ausführlich genug Gedanken drüber machen würde und jetzt erstmal genug davon hatte. Wäre nur hinderlich fürs bald anstehende Schlafen, wenn ich mich jetzt in Wut- und Hasstiraden gegen meinen Vater stürzte. "Verschrei's nicht, sonst werd' ich noch wirklich zum Gentleman." meinte ich vor Ironie triefend und schüttelte leicht den Kopf, bevor ich mich ein Stück tiefer sinken ließ und mich auf die Seite drehte. Irgendwie stellte mich das aber auch dicht zufrieden, weshalb ich mich noch ein Stück weiter drehte und dann halb auf dem Bauch lag, den Kopf aber noch in Riccardas Richtung gedreht und nur halb im Kissen vergraben, damit ich noch gut reden konnte.
+ Now i'm sitting here in my own tears. Crying, waiting for a better time to come. +
Es wäre wohl tatsächlich besser, das Thema nun ruhen zu lassen, denn ich konnte es immerhin auch als Fortschritt verbuchen, dass wir uns über solch heikle Gespräche hinweg dennoch halbwegs gut verstanden, ohne uns wegen eines falschen Wortes direkt an die Gurgel gegangen zu sein. Obwohl es mir ehrlich gesagt noch immer schwer viel, mich vollkommen zu entspannen, nachdem sich Isaac in meinem Bett keinen ganzen Meter entfernt befand. Irgendwie befremdlich und ich wusste nicht, ob ich es jemals als schönes Gefühl verbuchen könnte, meinen aufgezwungenen Ehemann neben mir schlafend zu wissen und mich dafür vielleicht auch noch glücklich zu schätzen. Es kam mir absolut unmöglich vor, aber ich wollte den guten Willen nicht aufgeben, sodass ich auch jetzt meiner Neugier einen Riegel vorschob und den Strich akzeptierte, den Isaac unweigerlich mit seiner Aussage gezogen hatte. Am Abend, wenn man eigentlich schon bettfertig auf der Matratze lag, sollte man sich nicht mehr in aussichtslose Diskussionen stürzen; weder gut für den Blutdruck, noch für das allgemeine Klima in dem Raum. Denn derzeit kam ich mit der Atmosphäre doch ganz gut zurecht, konnte ich bei seinem sarkastischen Zustimmen doch sogar ein amüsiertes Lachen verlauten lassen, ehe ich mich doch wiederaufrichtete, umdrehte und hinsetzte, sodass ich mir die Decke zumindest einmal über die Beine ziehen konnte, mich dann auch mit dem weichen Stoff zwischen den Fingern zurück in den aufgeplusterten Polster sinken ließ und dabei gleichzeitig die Decke mit- und über mich zog. Gleich besser. Zufrieden kuschelte ich mich ein bisschen ein, ehe ich wieder das Wort ergriff: „Nicht auszudenken, was das für Folgen hätte. Wir riskieren lieber nichts.“ Wahrscheinlich würde ich Isaac nicht einmal erkennen, wenn er sich auf einmal gesittet und höflich benahm. Ich spürte dann aber doch noch seinen Blick auf mir, weshalb ich den Kopf drehte und ihn eingesunken in das Kissen daliegen sah – es glich einem Bild für Götter, aber abgestritten hatte ich seine Attraktivität ohnehin noch nie. Ich hatte mir mein Eheleben eindeutig anders vorgestellt.
Ziemlich merkwürdige, würde ich sagen. Ich und ein Gentleman... ne, das konnte zumindest keine guten Folgen haben, haha. Ich lachte leicht ins Kissen, ohne mich sonst großartig zu bewegen, schloss dann aber die Augen. Wann hatte ich mal mit einer Frau im Bett gelegen, ohne darauf aus zu sein, sie flachzulegen? Noch nie wahrscheinlich. Aber bis gerade eben hatte ich tatsächlich noch nicht einmal daran gedacht - war aber auch besser, wenn ich den Gedanken gleich wieder bei Seite schob, bevor mein bestes Stück auf dumme Ideen kam. Ließ sich mit einer Erektion nicht so gut einschlafen, wollte ich meinen. "Mal gut, dass wir das wahrscheinlich auch niemals erleben werden." meinte ich noch leicht vor mich hin grinsend, ehe ich mich auch der Bettdecke bediente. Ohne dem werten Engel näher zu kommen, aber ich brauchte ohnehin nicht viel von der Decke. Ein kleines bisschen für den Komfort reichte vollkommen, die Wärme brauchte ich als wandelnde Heizung eher weniger. So konnte Riccarda gern 75% der Decke behalten, bis ich eingeschlafen war. Danach wäre es mir dann ohnehin egal, merken würde ichs nicht. "Schlaf gut, Riccarda.." murmelte ich zu der jungen Frau rüber, warf ihr auch noch einen kurzen Blick zu. Kurz darauf schloss ich die Augen allerdings auch wieder. Schlafen war jetzt angebracht, mein Kopf hatte so Einiges zu verarbeiten..
„Da bin ich ja beruhigt… ich dachte schon, dass ich mich groß umgewöhnen muss“, neckte ich den werten Herren dann doch noch ein bisschen weiter, denn irgendwie war die Vorstellung allein recht amüsant, solang der Bogen eben nicht überspannt wurde, denn ehrlich gesagt hatte sich Isaac schon sehr oft als Gentleman offenbart, nachdem es seiner Idee entsprungen war, diese Treffen zu arrangieren, um ihr Verhältnis von Grund auf ein bisschen aufzupolieren. Er hatte gemeint, er richte sich nach mir und sämtliche unangebrachten – in einer Ehe wohl eigentlich normalen – Annäherungsversuche würden ausbleiben, sofern ich nicht mein Einverständnis dazu zeigte. Die Abmachung war irgendwie unterbewusst getroffen worden, doch ich musste sagen, es hatte einen kleinen Stein ins Rollen gebracht, der ihr Leben durchaus erleichterte. Das musste ich dem rebellischen Wolf zugutehalten, auch wenn es mir ein wenig widerstrebte. Dabei steckte so viel mehr in ihm… ob Isaac das wusste? Ich merkte, wie die Decke ein bisschen zurechtgezupft wurde, ließ meinen Mann aber gewähren, obwohl ich nicht wusste, ob er es wegen der Kälte bevorzugte oder schlichtweg wegen des Bedürfnisses zugedeckt zu sein, das wohl irgendwie in jedem Menschen irgendwo schlummerte – egal ob Engel oder Werwolf. Ich hinterfragte es jedenfalls nicht weiter, sondern ließ mich auch weiter in den Polster rutschen, wobei ein leises Seufzen über meine Lippen trat, als ich mich doch noch einmal zur Seite wandte, um das Licht abzuschalten und dann die Decke noch einen tick weiter über mich zog. Dabei ging es mir nun um keinen Streit um den meisten Anspruch, ich bemühte mich sogar darum, nichts an dem Verhältnis zu ändern. „Gute Nacht, Isaac“, wünschte ich ihm ebenfalls, ehe ich mich aber auf die Seite drehte, da ich wirklich nicht zu jenen gehörte, die am Rücken einschlafen konnten. Dafür war ich aber ziemlich platzverbrauchend, in dem ich mich gerne wie ein Stern auszubreiten begann, weshalb es niemanden verwunderte, dass im Laufe der Nacht mal meine kalten Zehen zu dem hitzigen Mann hinüberschauten, oder ich eine Hand austreckte und diese dann doch auf seiner Brust landete oder über seinem Arm. Ich schlief jedenfalls gut.
______ Out: wenn du magst, kannst du das Feuerchen jetzt schon legen lassen, damit wir gleich bissi Action zum Weiterschreiben haben und Isaac riechts halt, weil wegen super duper Näschen oder so. ^^
Ich für meinen Teil störte mich nicht wirklich an den Entfaltungen meiner Ehefrau, von der man meinen konnte, dass sie doch eigentlich nicht viel Platz im Bett brauchen würde, so zierlich wie sie war. Weit gefehlt, aber es behinderte mich beim Schlafen kein Stück, weshalb das Ganze ohnehin ziemlich an mir vorbei ging. Ich selbst merkte nicht, wie ich dann irgendwann leicht grummelnd dagegen protestierte und sie einfach ein kleines Stück an mich ran zog, meinen Arm so um sie legte, dass ich sie mehr oder minder ein wenig festhielt. Wahrscheinlich waren es die Eisfüße, die meinem Unterbewusstsein dazu rieten, dem Engel ein wenig Wärme abzugeben. Nach ein paar Stunden wurde ich allerdings wach. Nur langsam und zu Anfang wusste ich auch nicht, wieso überhaupt. Aber als ich dann einmal etwas bewusster einatmete, wurde ich hellhörig. Meine Nase irrte sich nämlich nie und wenn mich nicht alles täuschte, dann roch es hier gewaltig nach Rauch. Ich öffnete die Augen und ignorierte völlig, wie nah mir Riccarda war, als ich mich von ihr löste und mich aufsetzte. Ein weiterer, etwas tieferer Atemzug bestätigte es mir dann doch ziemlich endgültig - irgendwo in unmittelbarer Nähe brannte es. Ich beugte mich hastig zu meiner Ehefrau rüber und legte meine Hand auf ihre Schulter, rüttelte nur ganz leicht an ihr, dafür war meine Stimme umso dringlicher: "Wach auf, Riccarda, hier brennt's irgendwo!" Nach diesen Worten war ich auch schon förmlich aufgesprungen, stellte fest, dass ich hier nur den Anzugkram vom Vorabend zum Anziehen hatte. Gut, dann eben halbnackt, hatte Riccardas Verwandtschaft jetzt Pech, wenn sie mich so zu Gesicht bekamen. Es gab jetzt schließlich Wichtigeres. Als ich die Zimmertür öffnete, kam mir auch schon eine Rauchschwade entgegen, was mich kurz husten ließ. Weit weg von unserem Zimmer sein konnte der Brand auf jeden Fall nicht.
Unterbewusst schien ich nicht darauf verzichten zu können, mich in alle Richtungen auszustrecken und damit meine Grenzen auszutesten, aber ich störte mich auch nicht daran, als mir durch Isaac Einhalt geboten wurde, indem er seinen Arm um ich legte. Ich schien anschließend ruhiger zu liegen, mich nicht mehr hin und her zu rollen oder sonstige Andeutungen darauf zu machen, dass mein Schlaf nicht so tief wäre, wie er es tatsächlich war, denn ich bekam von all dem überhaupt nichts mit, sondern schlummerte friedlich weiter. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem Isaac mich vorsichtig rüttelte, woraufhin ich aber nur mit der Schulter zuckte, als würde ich eine lästige Fliege verscheuchen wollen und ein undeutliches Brummen von mir gab, bevor ich mein Gesicht in dem Kopfpolster vergrub, meine Ruhe haben wollte, denn es musste einfach noch mitten in der Nacht sein, so müde wie ich mich fühlte. Nein, da bekam man mich gewiss noch nicht aus dem Bett. Zumindest sprach dieser noch im Halbschlaf versunkene Zustand ganz für meine ausbleibende Reaktion bezüglich der Eventualität, dass es brennen könnte. Aber nein… ich befand mich hier daheim, bei meiner Familie. Hier konnte mir nichts Böses passieren, weshalb ich widerstrebend die Decke weiter nach oben zog, mich endgültig auf den Bauch drehte und gar nicht erst den Versuch startete, aus den Federn zu kommen, während sich Isaac aber ziemlich schnell erhoben hatte und dann plötzlich aus meiner direkten Wahrnehmungsreichweite verschwunden war. Das Einzige, was ich hörte, waren seine Schritte und anschließendes Husten, bevor ein beißender Gestank nach Ruße auch an meine Nase trat. Hatte mein Bruder schon wieder den blöden Toast anbrennen lassen? Verärgert rappelte ich mich ein wenig auf, die blonden Locken zu einer wilden Mähne zerzaust und die Augen noch kaum offen, als ich mich verwirrt in dem Bett aufsetzte. Noch brauchte mein Verstand ein bisschen, um die Arbeit aufzunehmen. „Was ist denn los, verdammt?“, grummelte ich, ließ zu, dass meine Lider schon wieder zuklappten, als ich mir durch die Haare fuhr und bemühte, nicht einfach wieder nach hinten auf die Matratze zu fallen.
Ich schaute in den Flur und hielt nach einem Feuerlöscher Aussicht - natürlich war in unmittelbarer Nähe keiner und besonders weit sehen konnte ich selbst mit den Wolfsaugen nicht, weil der Rauch bereits schwer in der Luft hing. Wieso hatte ich das nicht früher bemerkt? Normalerweise sollte ich sowas schon wahrnehmen bevor der Flur gefühlt eingeäschert war. Immerhin war das Feuer aber noch nicht bei uns angekommen. Ich zog mich noch einmal zurück und schloss auch die Tür, damit ich mich für einen Augenblick ohne Rauch im Gesicht mit Riccarda unterhalten konnte. Mein todernster Blick dürfte ihr verklickern, dass sie jetzt langsam aber sicher mal die Lauscher aufsperren sollte. "Es brennt!" wiederholte ich zischend und dieses Mal auch deutlich lauter. "Ruf die Feuerwehr... so wie ich das sehe brennts nicht erst seit 5 Minuten. Und weck deine Sippschaft, mach hinne!" drängelte ich sie weiter, endlich mal in die Puschen zu kommen und was zu tun, statt dem Schlaf nachzutrauern. Zugegeben würde ich jetzt natürlich auch lieber weiter vor mich hin schlummern und den ein oder anderen netten Traum haben, aber damit war jetzt eben nicht. Gab zu diesem Zeitpunkt deutlich Wichtigeres. "Wo ist der nächste Feuerlöscher?" warf ich dann ein wenig später noch eine Frage hinterher, den Blick weiter zu meiner Frau gerichtet, während die Rauchschwaden Stück für Stück unter der Tür durch krochen. Ich hoffte einfach mal, dass sie davon eine Ahnung hatte, damit ich mich auf den Weg zur Brandursache machen und zumindest ein bisschen was dagegen tun konnte. Noch kannte ich das Ausmaß der Flammen nicht, aber ich könnte es immerhin ein wenig in Schach halten, bis die Feuerwehr dann eingetrudelt war.
Langsam lichtete sich der Schlaf, klärte sich mein Verstand und die Erkenntnis schlug fest zu. Direkt in die Magengrube, denn anders konnte ich mir die plötzlich aufsteigende Übelkeit nicht erklären. Vielleicht war es aber auch der Rauch, der mit dem Öffnen der Tür ins Zimmer getreten war und nun einen Weg hinaussuchte der Grund dafür, dass ich mir schlagartig die Decke über die Nase zog, ehe ich entschied, aus dem Bett fallen zu müssen, weil ich es zu hastig verlassen wollte. Hastig rappelte ich mich wieder auf und eilte zum Fenster, das ich aufriss, sobald Isaac die Tür wieder geschlossen hatte. Sollte ein Zug entstehen würde sich all der giftige Rauch augenblicklich in den Raum gezogen werden und das wäre alles andere als produktiv für unsere Lungen. Dennoch hatte ich nicht vor, sofort an einer Rauchgasvergiftung zu Grunde zu gehen, weshalb ich etwas zittrig von den überrumpelnden Empfindungen und Angstzuständen gegen die Fensterbank gelehnt blieb und mich an dem Sims seitlich festklammerte, während ich aus großen Augen zu meinem Mann starrte, der noch immer in heller Aufruhr und zorniger Miene im Raum stand. Ich brauchte seinen finsteren Ernst und die wirschen Worte, um nicht den Kopf zu verlieren und dennoch würde ich ihm am liebsten etwas Gemeines entgegen schleudern, jedoch viel mir leider in der Panik nichts Passendes ein, sodass ich wie ein kleines Mädchen höllisch beeindruckt war, dass er weiterhin so die Lage im Griff zu halten versuchte, während ich einfach nur dastand und mit der Überforderung zu kämpfen hatte. Mein Handy hatte es ebenfalls auf den Boden geschafft, als ich so heldenhaft von der Matratze gefallen war, zu dem ich hinstürzte, als Isaac mich anfuhr, die Feuerwehr zu rufen. Natürlich verwählte ich mich bei den drei einfachen Zahlen direkt, weil meine Hand so bebte, ehe ich dann endlich das Tuten vernahm. Wartesignal. Nicht deren Ernst, oder! „Da geht keiner ran“, wimmerte ich schon fast hysterisch, als endlich die Stimme eines Mannes erklang und sofort mit meinen Informationen überschüttet wurde, was nur zur Folge hatte, dass ich den wenig hilfreichen Rat bekam, zur Ruhe zu kommen. Immerhin versicherte er mir, sie wären sofort unterwegs – ein Brand im Palast der Engel. Dass das nicht schon vorher gemeldet worden war?! Wobei… ein Blick auf das Handydisplay zeigte an, dass es drei Uhr mitten in der Nacht war. Niemand trieb sich jetzt auf den Straßen herum, um ein brennendes Gebäude zu bemerken. Noch immer ein wenig verloren, aber immerhin nun mit Smartphone in der Hand saß ich da und nickte, als ich schon die Nummer meines Bruders wählen wollte – keine Ahnung, warum ausgerechnet mein ältester Bruder und nicht meine Eltern, aber irgendwie wandte ich mich bei Problemen immer an ihn als Erstes. Er wüsste schon, was zu tun sei. Nur leider sprang sofort die Mailbox an, was mich frustriert aufschnaufen ließ, als Isaac erneut eine Frage an mich stellte. Oh Gott. Auf solche alltäglichen Details in meinem Blickfeld legte ich doch gar keinen Wert mehr, weshalb ich kurz nachdenken musste. „Bei der Wendeltreppe links hinten im Gang, aber… du gehst da doch jetzt nicht hin, oder?“ Dumme Frage, aber ich wollte einfach nicht alleine sein, wusste nichts mit mir anzufangen, nachdem ich auch bei meinen Eltern niemanden erreicht hatte, als ich es versucht hatte. „Vielleicht sind sie eh schon wach und… keine Ahnung“, redete ich mir ein, während die Angst mein Herz mit festem Griff umschloss.
Nein, natürlich wollte ich da nicht hin. Ich wollte nur wissen, wo der Löscher war, falls Riccarda da hingehen und ihn benutzen gehen würde. Ja ne, ist klar. Was sollte ich denn sonst wollen? Da irgendwer hier den Kopf und die Nerven behalten musste - komischerweise war das ausnahmsweise meine Wenigkeit -, das Feuer sich auch möglichst nicht durchs ganze Schloss hinweg ausbreiten sollte, war ein Feuerlöscher eben nicht die schlechteste Idee. Ich ging noch einmal etwas hektisch zu meiner Frau, nahm ihren Kopf in meine Hände und sah sie durchdringend an. "Einatmen, ausatmen. Unkraut vergeht nicht, mir passiert schon nichts. Du musst dich nur entscheiden, ob du mit mir kommst, oder versuchst die Anderen zu alarmieren... hier lassen tu ich dich nicht." meinte ich und warf einen Blick über meine rechte Schulter in Richtung der Zimmertür. Das Feuer war um die Ecke und wenn sie hier bleiben würde, dann war sie über kurz oder lang hier im Raum eingeschlossen. Klar, sie könnte wohl aus dem Fenster springen, aber da ging es recht tief runter und empfehlenswert wars demnach nicht. Ich griff nach ihrer Hand und nahm sie hinter mir her mit zur Zimmertür, schnappte mir auf dem Weg noch zwei Shirts, die herumlagen. Zum vor den Mund halten, dann brachte uns der Rauch nicht so schnell um die Ecke. An der Tür angekommen ließ ich die Hand des Engels los, sah fragend aber auch auffordernd in ihre Augen, reichte ihr gleichzeitig einen der Stofffetzen. "Also?"