ich hoffe, deinem Fuß gehts wieder besser? (; mhm.. ich hatte da vielleicht an seine Mutter gedacht? Denn damit wäre auch der letzte Kontakt zum Rudel beiseite und Riccarda hat die ja auch gerne - außerdem ist sie ein Engelchen und da trauert sie so oder so ^^" aber wie du willst... die Lady wäre mir nur als Erste eingefallen o.o ___________
Riccarda Ann So intensiv hatte ich definitiv schon lange nicht mehr über meine Zukunft nachgedacht, denn Isaac war nun ein Teil dieser, was ich gerne verdrängt hatte und dadurch war die nächstbeste Lösung immer gewesen, erst gar keinen Gedanken an die gemeinsame Zeit in den nächsten Jahren zu denken. Das hatte sich hiermit aber auch irgendwie erledigt, denn diese ganze Sache mit seinem Vater und vor allem dem Wegfallen seines Rudels änderte sich schlagartig. Menschen waren Gemeinschaftswesen, Wölfe waren Rudeltiere. Er konnte nicht immer wie ein einsamer Werwolf durch die Wälder streifen und mir weißmachen wollen, dass es ihm eh gut ginge. So weit war ich mittlerweile schon, um seinen Zustand anhand seines Gesichtsausdruckes zu erkennen, schließlich trug er gewisse Emotionen sehr offen zur Schau. Auch in diesem Augenblick, wo er neben mir saß und leicht zu mir schaute, erkannte ich die wacklige Beherrschung in den dunklen Augen und konnte wahrscheinlich nur bruchteilhaft erahnen, wie es in ihm zugehen musste. Verrat war etwas, das man in manchen Kulturen mit dem Tod bezahlen musste. Werwölfe waren da sicherlich nicht ganz so primitiv wie manche Stämme im Urwald, aber ich schrieb ihnen dennoch ein ziemlich radikales Verhalten in solchen Angelegenheiten zu. Und nun musste ich mich mit dem Gedanken abfinden, dass genau dieses Rudel mit diesen Verhaltensweisen auf der Suche nach uns war und uns über kurz oder lang noch finden würde. Ruhig schlafen konnte ich sicherlich nicht, falls ich überhaupt Schlaf fand. „Entweder stellen wir uns also dem Problem, oder wir warten bis das Problem zu uns kommt“ fasste ich kurz zusammen und strich mir die hellen Strähnen aus dem Gesicht, sodass sie mir nach hinten über die Schulter fielen und nicht mehr die Sicht raubten. Ich war wirklich ratlos, was die bessere Entscheidung war und hoffte in diesem Fall einfach auf einen weiteren Geistesblitz oder einer Eingebung von oben. Verstecken war aber echt keine Lösung auf Dauer, weshalb da schnell eine passende Alternative her musste, auf die wahrscheinlich nicht nur ich vergeblich wartete. Gerade eben wünschte ich mir wirklich zu wissen, was in Isaac vorging. Genauso gerne wüsste ich auch darüber Bescheid, was im Moment bei mir daheim ablief… ob die Werwölfe dort schon ein riesiges Chaos anstellten oder ob sie noch gar nicht erschienen waren. „Auch wenn du das vielleicht nicht gerne hörst, kann ich mir vorstellen, dass uns mein Vater helfen könnte. Immerhin bist du in die Familie geheiratet worden und selbst wenn sich unsere Rassen nicht leiden können, bist du damit ebenfalls ein Mitglied geworden und die werden nicht so schnell ausgeliefert“ versuchte ich leise, wusste aber genauso gut, dass ich Isaac zu nichts zwingen konnte, weshalb meine Haltung weiterhin dabei blieb, den Vorschlug zu unterbreiten und nicht dessen Umsetzung zu erwarten.
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ein bisschen, ja, kann wieder halbwegs auftreten... soll laut arzt bald wieder weg sein. '-' __
Isaac Es fiel mir auch die folgenden paar Tage noch immer schwer, meine Wut im Zaum zu halten und ihr nicht einfach den freien Lauf zu lassen, den sie eigentlich benötigte, damit mein Körper nicht mehr diese tickende Zeitbombe war. Ich war froh, dass Riccarda inzwischen wusste, dass sie mich in solchen Situationen besser einfach nicht provozieren sollte. Es war eher sowas wie Zuspruch und Unterstützung, was ich dann brauchte, damit ich meine Emotionen nicht an Unschuldigen ausließ. Wobei ja auch das meistens einfach nichts half, wenn ich blind vor Wut war. Es könnte mir wahrscheinlich der Teufel persönlich Zuspruch geben und es würde mich weder interessieren noch anderweitig irgendwie beeinflussen. Weder das Jagen, noch das schweißtreibende, bis nahezu zur völligen körperlichen Erschöpfung hochgeschraubte Training konnte mir irgendwas von meinen negativen Gefühlen nehmen. Sie saßen einfach so tief wie bisher noch nie und wollten sich partout nicht vertreiben lassen, egal was ich machte. Ich meine okay, viel Training konnte mir dennoch nicht schaden, wo ich doch grade jetzt für so ziemlich alles gerüstet sein musste. Man wusste ja nie, auf welche Gedanken und Ideen meine kranke Familie kam... nagut okay, sie waren nicht allesamt unheilbar krank im Kopf, ich würde eher sagen angesteckt von der Dummheits-Seuche meines Vaters. Bei dem allerdings war das unheilbar, mit ziemlicher Sicherheit. But whatever - ich hatte mir Gedanken über Riccardas mehr oder weniger Vorschlag gemacht in den letzten paar Tagen. Vielleicht würde ihr Vater uns - beziehungsweise eben mir - ja wirklich helfen können und dann hätte ich vielleicht auch eine Möglichkeit zumindest mal für ein paar Stunden aus diesem Tief rauszukommen. Wenn ich nicht ununterbrochen auf der Hut sein musste, weil womöglich jemand aus meinem ehemaligen Rudel Jagd auf uns machte. Ich würde vielleicht zumindest mal ein kleines bisschen entspannen, zur Ruhe kommen können. Denn das war die letzten Stunden über weiß Gott nicht möglich gewesen, auch geschlafen hatte ich die letzten Tage alles in allem nicht besonders viel, weil ich Riccarda nicht zu sehr zur Last fallen und ihr auch noch sowas wie Nachtwache aufs Auge drücken wollte. Sie hatte auch so genug mit meinen Launen zu tun, da brauchte sie das nicht auch noch mehr übernehmen, als eben nötig war. Aber ganz ohne jemanden, der offene Augen für die Umgebung hatte, wollte ich dann doch nicht in den Schlaf abdriften. Jedenfalls war es alles in allem einfach die letzten Tage scheiße gewesen, konnte man gar nicht anders ausdrücken und weil ich das selbst jetzt dann auch satt hatte, war ich mit meiner Ehefrau tatsächlich auf dem Weg zu ihren Verwandten, zu ihrem Elternhaus. Sonst würde ich ja ohnehin nirgends Rückhalt finden, es war sozusagen meine einzige und letzte Option. Fast schon zu müde, um überhaupt noch so richtig wütend zu sein, ging ich mit den Händen in den Hosentaschen neben Riccarda her, wurde erst wieder etwas wacher, als wir dem Anwesen der Engelsfamilie näher kamen und ich Geräusche und Gerüche vernahm, die so eigentlich nicht sein durften. Ich wurde hellhörig und etwas wacher, kniff die Augen leicht zusammen. Offenbar hatte meine Familie wieder ihren Spaß daran, mir auch das letzte Fünkchen Hoffnung auszutreiben. Denn so viel war sicher - es mochten nicht alle anwesend sein, aber genug, um mir die Laune wieder mächtig in den Keller zu treiben. Offenbar war da drin nämlich ordentlich was am eskalieren... ich war mir zu diesem Zeitpunkt nur wirklich nicht sicher, ob ich Lust hatte, mich da jetzt einzumischen. Ehrlich nicht.
Lost and alone in this world with no hope... tryin' not to let go, but there's nothing to hold. #Downfall #FromAshesToNew
hast du toll hinbekommen, das mit deinem Füßchen ._. ___________
Riccarda Ann Es durfte mich niemand, wirklich niemand, nach meinen letzten Tagen fragen, die ich in der kleinen Blockhütte gemeinsam mit einem tobenden Werwolf verbringen durfte. Es war schlichtweg anstrengend und nervenaufreibend gewesen, sodass ich mich mehrmals in einer Stunde an einen anderen Ort gewunschen hatte, aber dennoch standhaft geblieben war, da Isaac nun eben ein Teil von meinem Leben war und diesen Teil konnte ich nicht einfach so mitten im Wald stehen lassen, nur weil ich mich damit heillos überfordert fühlte. Es überraschte mich sogar, dass wir es beide überlebt hatten, er hatte keine einzige Brandblase am Körper zu vermerken und auch mir ging es körperlich hervorragend. Seelisch, oder halt psychisch, schienen wir aber mit jeder verstrichenen Minute mehr zusammen zu sacken und aussichtsloser zu werden. Die Wut brodelte direkt unter der Oberfläche, gegen die selbst meine positive Einstellung nicht kam, sodass ich nach einer Weile einfach umgeschwenkt war und mit dem jungen Mann einfach mitgewettert hatte. Vielleicht waren es keine sonderlich produktiven Methoden gewesen, um den Konflikt ein wenig zu verharmlosen, aber mir selber tat es ebenfalls gut, wenn ich die ganze aufgestaute Wut einmal auslassen konnte und gemeinsam mit meinem Ehemann gegen eine Sache giften konnte. Hatte uns vielleicht sogar ein Stück zusammenrutschen lassen… ha… genau, weil ich auch in solchen Situation einen Kopf für sowas hatte! Dennoch war mir aufgefallen, dass wir mehr oder weniger Rücksicht aufeinander genommen hatten. Er ließ mich schlafen und belastete mich kaum, wofür ich ihm nun im Nachhinein durchaus dankbar war, und im Gegenzug ließ ich ihn mit seiner überschüssigen Energie alleine, wollte ihm gar keine Vorschläge machen und er durfte mit seinem Kopf jederzeit durch die Wand. Es war für mich eine Art stilles Abkommen geworden, sodass niemand verletzt wurde. Und siehe da: es hatte tatsächlich funktioniert. Trotz der halbwegs funktionierenden Harmonie zwischen uns, fiel uns über kurz oder lang die Decke auf den Kopf. Unruhig streifte Isaac durch den Wald und ich tigerte immer öfter durch die kleine Hütte oder umkreiste in Gedanken versunken denn doch relativ großen See, was eigentlich viel Zeit in Anspruch nehmen sollte, aber schlussendlich auch keine Ablenkung mehr darstellte. Es kotzte mich nach einer Weile an, sodass es mir einer Erlösung nahe schien, als der junge Werwolf den Vorschlag, zu meinem Vater zu schauen, annahm und wir uns tatsächlich auf den Weg machten. Gesprächig waren wir nach wie vor nicht… hielten uns mit einer Unterhaltung stark zurück, was ich ziemlich willkommen hieß, denn eigentlich wollte ich mich gerade nur in die schützenden Arme meiner Familie begeben, wo ich dann ausschlafen und in aller Ruhe die vergangenen Tage verarbeiten konnte, sodass ich mit frischen Gedanken eher auf eine potentielle Lösung kam. Meine Vorfreude stieg mit jedem überwundenen Kilometer, der uns noch von meinem Zuhause trennte, aber als wir dann bei der hinteren Seite des Grund angekommen waren, durch das Tor spaziert bekamen und nur noch den Garten überqueren mussten, stockte Isaac. Ich konnte noch nichts vernehmen, aber die Haltung seines hochgewachsenen Körpers verhieß nichts Gutes. „Was?“ fragte ich leise, hielt den Blick aber auf dem Gebäude. Eine schlechte Vorahnung beschlich mich.
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Isaac Gut, dann wusste ich jetzt besser, wie ich Riccardas Gehör einschätzen konnte. Für mich war der ganze Tumult im inneren des Gebäudes schon deutlich zu hören - eher gar nich zu überhören - und sie bekam davon noch gar nichts mit. Aber gut, ich hatte ja schon vorher gewusst, dass ihre Sinne an meine in weiten Teilen nicht ganz heran kamen, was natürlich an sich nicht weiter schlimm war, nur in diesem Moment hätte ich es angenehmer gefunden, wenn sie nicht hätte nachfragen müssen, sondern es einfach selbst hätte wahrnehmen können. Sie würde sich jetzt nämlich wahrscheinlich ebenso wenig über die Weiterführung des Kleinkriegs zwischen unseren beiden Familien freuen, wie ich das tat und am liebsten hätte ich einfach gesagt, dass wir da jetzt nicht rein konnten und hätte anschließend auf dem Absatz Kehrt gemacht, wäre in den Wald zurück gestiefelt und hätte dort weiter Trübsal geblasen... mehr oder weniger eben, wirklich langweilig geworden war mir die letzten Tage über zwar nicht, aber ich hatte auch keine einzige ruhige Minute gehabt, was wie schon gesagt einfach auch Mist war. So wollte ich mich ganz bestimmt nicht in diesen Streit hineinwerfen und alle Aufmerksamkeit auf mich lenken. Zwar war ich durch besagtes Ereignis, welches ich von drinnen vernahm, schon wieder wesentlich aufgeweckter als vorher, aber topfit war etwas ganz anderes. Ich seufzte ziemlich schwer, sah zu Riccarda. "Ich kann dir noch nicht genau sagen wer und wie viele, aber ein Teil meiner Familie ist hier. Und so wie sich das anhört, laufen die Verhandlungen nicht gerade friedlich ab.." sagte ich mit relativ tiefer, kühler Stimme. Jetzt war so ein bisschen die Phase, wo meine blanke Wut der völlig monotonen Gefühlslosigkeit wich - also nach außen hin eben, innendrin kochte es nach wie vor. "Vielleicht ist es besser, wenn du hier draußen wartest... die werdens sicher nicht lustig gefunden haben, dass du mich rausgelassen hast und ich will nicht, dass dir was passiert." fügte ich schließlich noch hinzu, sah sie noch einen Augenblick lang an und ging dann zielstrebiger in Richtung Eingang. Schließlich zofften die sich sehr wahrscheinlich auch - oder nur - wegen mir da drinnen und hey, dann wollte ich doch wenigstens auch auf die Party kommen und Hallo sagen. Nicht. Naja, musste ich jetzt durch.. früher oder später würde ich meinen Dreckshaufen von Familie ja sowieso wiedersehen, also warum nichts gleich. So ging ich nach drinnen, folgte einfach dem für mich nicht zu überhörenden Lärm.
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Riccarda Ann Es ging mir doch ein bisschen gegen den Strich, dass Isaac anscheinend schon wusste, was da drinnen vorging und ich weiterhin nur Vermutungen anstellen konnte, die alle nicht sonderlich erfreulich waren, sondern mehr zu einem flauen Gefühl im Magen und einem pulsierenden Stechen im Bereich der Schläfen führte. Ich musste mich wirklich so schnell wie möglich wieder hinlegen und das auf direktem Weg. Seufzend schaute ich weiterhin auf das Haus, das mir eigentlich so friedlich erschien, aber anhand von Isaacs Verhalten konnte ich mir schon denken, dass der Schein trog und da drinnen die Hölle los war. Müde wischte ich mir mit meinen Händen über das Gesicht, schloss für diesen Moment die Augen und versuchte meine Konzentration so weit wieder zu mobilisieren, dass ich mich auf die Auseinandersetzung da drinnen konzentrieren konnte und nicht irgendwie ins Kreuzfeuer kam – wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit, aber der Versuch würde dennoch nicht ungenutzt bleiben, da ich weiterhin sehr an meinem Leben hing und kaum so viele Sympathiepunkte bei der Wolfsfamilie sammeln konnte, um nun ein zugedrücktes Auge erwarten zu können. Nein, dieser Illusion konnte ich mich echt nicht hingeben. Betrübt schaute ich zu dem jungen Mann neben mir auf und ließ die Schultern hängen. Ich wollte doch einfach nur mehr meine Ruhe von dem ganzen Aufstand haben und nun musste ich mich erst recht wieder damit auseinander setzen. Eigentlich war ich schon halb im Gehen, als die unerwartete Wendung kam: Isaac wollte nicht, dass mir etwas passierte, weshalb ich hier draußen warten sollte. Im Großen und Ganzen ein wirklich freundlicher Gedanke, das musste ich ganz ehrlich zugeben, aber er konnte doch nicht wirklich von mir verlangen, dass ich wie ein verloren gegangenes Kind vor dem eigenen Haus stehen blieb und so tat, als würde ich auf einmal nicht mehr wissen, dass in den Innenräumen die Hölle los war. Etwas anderes war schwer zu vermuten, denn zum Kaffeetrinken und Klatsch austauschen war die Werwölfe sicher nicht vorbei gekommen. Um meinen Ehemann nicht weiter zu reizen, gab ich dennoch nickend nach „Ich such mir einen anderen Weg hinein“ versicherte ich ihm, weshalb ich stehen blieb und darauf wartete, dass er endlich in dem Haus verschwunden war, sodass ich ebenfalls die Möglichkeit hatte, ins Innere zu gelangen. Also wenn Isaac wirklich dachte, dass ich ihm nicht folgen würde, dann kannte er mich wirklich sehr schlecht. Natürlich musste ich dort auch hin, so ungern ich es auch tat. Es war schließlich auch meine Familie, die an dem Dilemma beteiligt war. Mehr oder weniger.
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Isaac Jaja, dass es Riccarda nicht passte, dass ich sie nicht dabei haben wollte, das war mir eigentlich auch von vornherein klar gewesen. Dass sie sich allgemein allem, was ihr nicht so gut in den Kram passte sehr gerne widersetzte, war mir nun auch nicht wirklich was Neues. Sie war eben ich - machte wonach ihr der Sinn stand und gab in der Regel nicht allzu viel darauf, was denn nun jemand anders davon hielt. Sie handelte so, wie sie wollte oder es für richtig hielt. Daran konnte man sie dann in den meisten Fällen wahrscheinlich auch wirklich nur ziemlich begrenzt hindern, am besten versuchte man es erst gar nicht. War eines der wenigen Dinge, die wir gemeinsam hatte. Ob man das jetzt gut oder eher schlecht heißen sollte, nun, das blieb wohl jedem selbst überlassen. Ich persönlich fand bei mir ja schon, dass es eine positive Eigenschaft war, weil sie gewissermaßen von starkem Willen zeugte... oder von Sturheit, das würde es auch treffen, joar. Aber wie auch immer, darüber sollte ich jetzt lieber nicht weiter philosophieren, es gab gerade eben wirklich wichtigere Dinge. Auf dem Weg - ich hatte meine Schritte inzwischen merklich beschleunigt - zum Tumult, der sich offenbar hauptsächlich im großen Speisesaal ereignete, versuchte ich schon herauszuhören, wer denn alles beteiligt war. Es war nicht leicht, aber zweifelsohne ausmachen konnte ich meinen Bruder und meinen Vater, auch Pascal (scheiße, hieß der jetzt so? x'D) war mit von der Partie und mein Onkel ebenso. Noch zwei andere trieben ihr Unwesen, allerdings konnte ich die noch nicht so genau identifizieren, erst als ich dann unmittelbar kurz davor war, konnte ich wirklich restlos jeden im Raum nebenan herausfiltern. Zu meinem Erschrecken waren aber nicht nur Engel und Wölfe anwesend. Meine Mutter war auch hier. Schutzlos zwischen all den übernatürlichen Kreaturen und ihr Herzschlag und Atem gingen sehr flach, was ich mir im ersten Moment nicht wirklich erklären konnte. Erst als es mir dämmerte weiteten sich meine Augen schlagartig und ich platzte in das Wirrwarr aus Wölfen und Engeln hinein, konzentrierte mich im ersten Augenblick aber nur darauf, irgendwo meine Mutter ausfindig zu machen. Als mein Blick sie erfasste, wie sie sich den Bauch haltend aber offenbar bewusstlos auf dem harten Boden lag, machte ich mich sofort in ihre Richtung auf, völlig in Angst um meine Mutter und Adrenalin versetzt war die Müdigkeit wie weggeblasen. Wahrscheinlich hatte ich schon wesentlich schlimmere Massaker gesehen, aber es kam mir so vor, als wäre sie über und über mit Blut bedeckt - eigentlich war es nur eine einzige, aber sehr gravierend aussehende Wunde am Bauch... und eine ziemlich heftige Platzwunde am Hinterkopf, die mir ein paar Schritte später auffiel. Als ich vielleicht noch maximal 5 Meter von ihr entfernt war, biss mir jemand ins linke Bein und brachte mich zu Fall. Unsanft knallte ich auf den gefliesten Boden, wischte dabei mit meinem Tshirt sicherlich etwas vom Blut auf und drehte mich dann aber reflexartig auf den Rücken, um meinem Angreifer ins Wolfsgesicht schauen zu können. So hielt ich den Bruchteil einer Sekunde später die Schnauze meines älteren Bruders fest, damit er mir nicht irgendwelche lebenswichtigen Körperteile zerfetzte, was ziemlich wahrscheinlich passieren würde, wenn ich ihn los ließ. Erstaunlicherweise kam mir aber ein Engel zur Hilfe, schleuderte den über mir die Zähne fletschenden Wolf gegen die naheliegende Wand, was mir die Möglichkeit gab, mich dann selbst zu verwandeln. Sie wollten Krieg? Konnten sie haben!
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Riccarda Ann Fünf… vier… drei… zwei… eins. Nachdem ich in Gedanken bis Null gezählt hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass ich wohl lange genug gewartet hatte und ebenfalls einen Weg in das ruhig daliegende Gebäude suchen konnte. Von außen nahm man eher den Anschein, als würde hinter den beleuchteten Fenstern lediglich eine große Familie beisammen sitzen, die halt sehr viel unterwegs war, weil die Schatten rasend schnell auftauchen beziehungsweise wieder verschwanden und wir uns alle glücklich schätzen konnten, dass man von der Straße aus keinen Blick in den Raum hinein werfen konnte, also auch nichts von der gröber wirkenden Auseinandersetzung mitbekam. Meine Schritte wurden schneller, als ich in die Geräuschkulisse des Streits eintauchte, der dann auch für mein weniger feines Gehör klar und deutlich zu hören war – besonders beunruhigend war das heftige Knurren und Jaulen der Wölfe, sowie das ständige Zerbersten von irgendwelchen Gegenständen, die sich in dem geräumigen Saal vor ein paar Stunden sicherlich noch heil befunden hatten. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich dann sogar schon in einen Laufschritt gefallen war, denn das bemerkte ich erst, als ich abrupt stoppte und auf einmal gar nicht mehr so sicher war, dass ich das wirklich sehen wollte. Meine Phantasie spielte mir grausame Streiche und ich konnte den Boden schon voller Blut sehen, aber wirklich daran glauben wollte ich genauso wenig, also musste ich mich wohl von der Realität überraschen lassen. Nach einem tiefen Atemzug schritt ich um die Ecke und wurde dort beinahe vom Schlag getroffen, als ich das wilde Durcheinander von blonden Haaren und dunklen Fellbergen entdeckte, die in einer dichten Masse aneinander klebten. Immer wieder taumelten Verwandte von mir durch die Gegend, hielten sich dabei einen Arm oder die Seite, zögerten aber dennoch nicht, wieder zurück in die körperliche Auseinandersetzung zu tauchen. „Scheiße“ glitt es mir dann doch leise über die Lippen, als ich mit großen Augen versuchte, mir einen Überblick zu verschaffen. Das gab’s doch nicht! Was passierte hier! Die Sorgen schlugen über mir zusammen, wie eine alles ertränkende Welle und ich musste mich stark am Riemen reißen, um nicht schreiend dem ganzen ein Ende zu bereiten, wobei ich Zweifel hegte, dass auch nur eine einzige Person hier drinnen auf mich hören würde. Nachdem ich meine Eltern gefunden hatte, auch meine Brüder waren mir kurz ins Blickfeld gestoßen worden, suchte ich angestrengt nach Isaac, der gerade durch meinen Cousin von dem Biss eines Wolfes bewahrt wurde. So schnell konnte ich gar nicht schauen, da stand auf einmal schon der beeindruckende Körper eines großen, wütenden Werwolfes in der Meute, der aber gegen seine eigene Rasse zu kämpfen schien. Oder zumindest machte er die Anstalten dazu. Ja, verdammt, ich gab zu, dass ich mir um ihn gerade die meisten Sorgen machte, denn sein rationales Denken schien sich wohl eher auf ein Minimum zu beschränken, wenn er erst einmal Blut gelenkt hatte und wie sollte er seine Aggressionen besser bewältigen können, als durch so einen Auflauf, wo er die Sau rauslassen konnte? Dich an die Wand gedrückt, schob ich mich weiter, versuchte die Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen, sondern weiterhin eine Art Lagebericht in meinem Kopf zusammen zustellen versuchte.
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Isaac Innerhalb von wenigen Sekunden war ich wieder voll auf 180 und weit darüber hinaus. Meine Energiereserven waren zwar wirklich schonmal besser gewesen, aber das Adrenalin in meinen Adern schien - zumindest für den Augenblick - vollkommen auszureichen, um mich schon bald auf meinen Bruder zu stürzen. Ihn hatte ich genauso wie den Rest der erbärmlichen Haufens viel zu lange toleriert. Jetzt, wo er sich auch in Form von körperlicher Gewalt gegen mich stellte, war dann auch in Hinsicht auf ihn die Toleranzgrenze viel zu weit überschritten und dass ich ihm das deutlich genug machte, bekam ich kurz darauf durch ein gequältes Heulen bestätigt. Ich hatte mich in seiner rechten Hüfte verbissen und riss da wohl auch nicht wenig Fell und Fleisch weg. Es war fast so, als würde er sich darüber wundern, dass ich ihn tatsächlich angriff und nicht nur versuchte, ihn irgendwie von mir fernzuhalten. Man sollte eigentlich meinen, dass er besser wissen müsste, das ich nicht der Typ für die defensive, sichere Variante des Kämpfens war. Zum Glück würde es nie dazu kommen, dass dieser unfähige Bastard irgendwann mal auf dem Thron meines Vaters saß. Dafür würde ich höchstpersönlich sorgen. Er versuchte fast schon etwas verzweifelt, mich irgendwo zu erwischen, biss mir schließlich in die Brust, was ich damit quittierte, ihm das Gesicht zu zerkratzen, woraufhin er sich reflexartig zurückzog und in die nächste Ecke verkroch, scheinbar in der Hoffnung ich würde ihn verschonen. Ich hielt dann mit blutverschmiertem Maul Aussicht nach Pascal, der mir inzwischen scheinbar auch den Rücken zugewandt hatte - zumindest redete ich mir das ein. Jedenfalls konnte ich gerade so noch einen Blick auf ihn erhaschen, als er sich auf drei Beinen aus dem Saal schleppte, das rechte Vorderbein komplett hinüber, mehrfach gebrochen so wie das aussah und auch sonst war mein ehemaliger Freund von etlichen Wunden geziert. Um eine Konfrontation mit mir kam er heute also erfolgreich herum, wenn er sich schon so feige verzog, stattdessen stürzte sich mein Cousin dann auf mich, womit meine kurze 'Pause' dann auch schlagartig beendet war. Er war mir von der Größe her fast ebenbürtig, aber in sich etwas schmaler gebaut. Flinker als ich, keine Frage, aber definitiv auch schwächer. Es gelang ihm, sich für einige Sekunden in meinem Rücken zu verbeißen was mich dann doch auch kurz aufjauchzen ließ. Allerdings war das dicht gefolgt von einem Knurren und so bekam ich kurz darauf eines seiner Vorderbeine zu packen, scheuchte nicht davor zurück, auch ihm weh zu tun. Während ich also noch in diese Auseinandersetzung verwickelt war, zogen die Wölfe nach und nach den Rückzug an. Sie waren deutlich in der Unterzahl, hatten sich zwar scheinbar eine ganze Weile nicht schlecht geschlagen, aber als dann schließlich sogar mein Cousin fluchtartig von mir abließ und der Kampf sich wohl dem Ende neigte, sah ich noch im Augenwinkel, wie mein Vater mit meiner Mutter in den Armen das Weite suchte... natürlich die Deckung der restlichen geschundenen Wölfe ausnutzend, beanspruchend. So war der Raum kurz darauf nur noch von Engeln und einem einzigen Wolf - meiner Wenigkeit - gefüllt. Kurz hatte ich wirklich wieder darüber nachgedacht, meiner Familie nachzujagen und sie weiter fertig zu machen, aber selbst in meinem Rage-Mod war mir klar, dass ich das ziemlich wahrscheinlich nicht überleben würde. So blieb ich schwer atmend mit wild funkelndem Blick noch einen Augenblick einfach in den Blutspritzern stehen, schaute in Richtung der Tür, durch die sie alle abgehauen waren. Erst einige Sekunden später drehte ich mich langsam zu den Engeln um, die teilweise auch recht angeschlagen waren, musterte sie allesamt und versuchte fast krampfhaft, mich irgendwie zu beruhigen. Zwar würde ich nun wirklich keinen von ihnen angreifen, aber in meinem jetzigen Zustand hatte ich auch keinerlei Verbindung zu meiner Mutter - sicher, sie war ein gewöhnlicher Mensch, ich aber immernoch ein Wolf. Soll heißen, dass ich für gewöhnlich spüren konnte, wenn etwas mit einem Familienmitglied nicht stimmte oder sich gar eines dem Ende zuneigte. Ersteres spürte ich wie gesagt kaum noch, seit ich mich von dem Rudel abgewandt hatte, weil das so eine ganz sensible Kleinigkeit war, aber meine Elternteile und Geschwister hatte ich eben doch direkt im Blut. So fing ich an etwas tiefer durchzuatmen, wobei auch das nicht wirklich viel helfen wollte. Riccarda war für den Augenblick gänzlich aus meinem Kopf gefegt.
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Riccarda Ann Die Mauer in meinem Rücken verlieh mir gerade die Stärke, die ich brauchte, um mich aufrecht zu halten und nicht bei jedem weiteren Aufheulen im Raum zusammenzuzucken oder ein wenig kleiner zu werden, denn es verlieh mir immer wieder einen Stich, wenn ich glaubte, dass jemand wirklich verletzt wurde und das wegen einem Konflikt, der eigentlich nie in dieser Form ausgeartet wäre, wenn ich damals nicht mit dem Alpha in der Bibliothek zu streiten begonnen hätte. Zwar wollte ich mir nicht die Schuld geben, aber zu einem gewissen Teil musste ich mir doch eingestehen, dass ich wohl nicht die Unschuld von nebenan war. Ich musste mich wirklich anstrengen, um einen klaren Kopf zu bewahren und mich von diesen störenden Gedanken nicht komplett in Beschlag nehmen zu lassen, denn gerade eben war mir sehr danach, einfach jemanden aus meiner Familie zu suchen, mich an dessen Schulter auszuheulen und mich zu entschuldigen, selbst wenn diese Entschuldigung nur Isaac verstehen könnte. Ich hasste mich gerade selber dafür, dass ich emotional so labil war, aber das ganze Schauspiel direkt vor meiner Nase, schien meinen überstrapazierten Nerven den Rest zu geben. Ich konnte nicht mehr. Mit gebanntem Blick folgte ich dem Szenario, das sich alle paar Minuten zu verändern schien, aber dann auf einmal rasend schnell zugunsten meiner eigenen Rasse auffiel, was sicherlich an Isaac lag, denn der knöpfte sich jeden Muskelberg auf vier Pfoten selber vor, der ihm auch nur ansatzweise in die Reichweite seines Mauls kam. Im Moment war ich froh, dass er anscheinend zwischen blonden Haaren und Fell unterscheiden konnte, denn in diesem Modus wollte ich für nichts garantieren oder mich gar auf sein Urteilsvermögen verlassen. Mit jedem gut gezielten Biss wurden die Werwölfe in der Masse weniger, humpelten aus dem Saal hinaus und wurden demnach immer weniger auf dem Schlachtfeld, falls man es denn als solches bezeichnen konnte. Für mich kam dieser Begriff ziemlich nahe an dieses Spektakel heran. Erst, nachdem auch der letzte Gestaltwandler aus dem Raum verschwunden war, traute ich mich von meiner sicheren Wand weg, die mich bis zu diesem Zeitpunkt brav aufrecht gehalten hatte. Unsicher, ob ich mich nun wirklich mit dem schwer atmenden Isaac auseinander setzen sollte oder doch vorher noch bei meinen Eltern fragen sollte, ob ihnen etwas fehlte oder besser gesagt, was ihnen denn weh tat, blieb ich einfach zwischen den beiden Seiten stehen und war dann echt über die Maßen erleichtert, dass sich eine Tante aus der kleinen Gruppe schälte, die sich um die Wunden kümmern konnte. Sie hatte damals auch die Narben an meinem Becken fast komplett verschwinden lassen können – dank ihrer Heilfähigkeit verstand sich, denn eine Kräuterhexe war sie wirklich nicht. Lebensbedrohliche Verletzungen konnte sie nicht ungeschehen machen oder wenn, dann nur mit sehr viel Kraftaufwand und Anstrengung, aber Bisswunden und tiefe Kratzer lagen definitiv im Bereich des Möglichen. Die Frau mit den abgekämpften Ausdruck in den Augen wandte sich zuerst an meinen Vater, der als das Oberhaupt einfach das Vorrecht hatte, aber sofort meine Mutter in den Vordergrund schob, die ein halb zerrissenes Oberteil trug und darunter ein breiter Schnitt klaffte, der mir den Magen umzudrehen drohte, weshalb ich mich abwandte und doch vorher Isaac zögerlich ansteuerte, der nach wie vor wie eine ziemlich lebendig wirkende Statue mitten in den zerbrochenen Stühlen und Tischen stand.
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Isaac Er war Schuld, so wie immer. Er und und niemand anderes bekam in meinem Kopf in diesem Augenblick unzählige Hasstiraden ab, wurde aufs übelste beschimpft, der Hölle zugeschworen und einfach nur verbal hingerichtet - ich sehnte den Moment einfach nur herbei, in dem ich diesem ganzen Elend hier ein Ende setzen konnte. Offenbar sah sich sonst niemand dazu berufen dieser dummen Familienfehde endlich einen Cut zu setzen, oder es fühlte sich einfach nur absolut niemand dazu in der Lage. Okay, die Engel würden meinem Vater wohl schon allein deswegen den Gar ausmachen, weil sie dafür zu gutmütig waren. Wahrscheinlich konnte man sogar ein psychisch gestörter, kranker Serienkiller sein - streng genommen würde das eigentlich sogar auch auf meinen Vater zutreffen, fand ich jedenfalls - und sie würden immernoch versuchen einen auf irgendeine Art und Weise zu bekehren, wo es doch viel einfacher war, demjenigen einfach nur das Licht auszuknipsen. Aber jetzt, wo es zu dieser nicht gerade unheftigen Auseinandersetzung zwischen Engeln und Wölfen gekommen war, glaubte ich nicht, dass es sich wieder einfach durch irgendwelche Geschäfte und Vereinbarungen hinbiegen ließ. Schließlich kannte ich die Bestie, die sich meinen Vater schimpfte. Er hörte erst dann mit dem Terror auf, wenn er das hatte, was er wollte. Die Anzahl der Opfer war egal, auch in den eigenen Reihen, Hauptsache er war am Ende derjenige, der triumphierte. Wenn das hieß, dass Krieg geführt werden musste, dann juckte ihn das auch nicht.. Als meine Ehefrau auf mich zukam, riss sie mich aus meinen Gedanken und für einen Augenblick lang sah ich sie ziemlich angestrengt an. Es waren dann Momente wie diese, in denen ich gerne schneller wieder zur Ruhe kommen würde, aber das würde noch ein, zwei Minuten in Anspruch nehmen. Sicher, in vielen Situationen fand ich es mehr als nur ein bisschen nützlich, dass ich allein mit meiner Gestalt Angst und Schrecken verbreiten konnte, aber jetzt gerade... nein, da würde ich mich lieber problemlos zurückverwandeln können, aber auch das Adrenalin war ein Mitgrund dafür, warum das nicht so einfach ging. Mein Puls war noch immer stark beschleunigt, weshalb ich ihn durch ruhigeres Atmen etwas zu verlangsamen versuchte, was dann letztendlich auch irgendwann klappte und mit Biegen und Brechen stand ich dann doch etwa eine halbe Minute später wieder auf zwei statt auf vier Beinen im Raum. Ich besah mir die Bissverletzung an meinem Unterarm, die nicht zu schlimm ausfiel, in ein paar Tagen wohl schon ganz gut wieder verheilt sein würde, aber mit meinem Rücken und meinem Oberschenkel sah es dann wahrscheinlich anders aus, würde beides etwas länger brauchen, wenn ich Pech hatte. Je nachdem wie tief sie eben waren, aber besonders die am Rücken - hach ja, mal wieder der Rücken... - bereitete mir jetzt wo das Adrenalin langsam den Rückzug antrat doch zunehmend Schmerzen. "Ich wusste, dass du nicht auf mich hören würdest... wenigstens hast du dich rausgehalten." murmelte ich in Riccardas Richtung, als ich den Blick von meinem Unterarm abwandt, wieder zu ihr sah. Zwar hatte ich das alles nicht mitbekommen, aber sie sah aus, als wäre sie unverletzt, nicht so als wäre sie eben inmitten des Kampfes gewesen. Noch während ich mit ihr redete, fing ich schon an, die Fühler nach meiner Mutter auszustrecken, was nur mehr oder minder funktionierte.
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Riccarda Ann Mit einschätzendem Blick musterte ich den zitternden Werwolf vor mir, wie er da so starr stand und aus den dunklen Augen kaum eine Regung zu filtern war. Er machte mir mit diesem Aussehen manchmal wirklich noch Angst, aber dieses Gefühl konnte ich bei jeder neuen Gelegenheit, die sich ergab, besser unterdrücken, sodass ich mittlerweile sogar den Mum besaß, um mich in die Gefahrenzone zu schieben, also in den Bereich, in dem er mich bereits ohne Mühe zerfleischen könnte, weil ich nicht mehr die Reaktion und Zeit zum Fliehen hätte. Ja, wenn man das nicht Vertrauen nannte, dann wusste ich es auch nicht! Haha. Seufzend strich ich mir eine Haarsträhne hinter die Augen und wiegte die Chance ab, dass er nun auf meine Hilfe eingehen würde oder sich dann nur noch mehr auf seine derzeitige Wut versteifen würde, die unmissverständlich in ihm tobte. Warum sonst sollte er zittern? Wobei, wenn ich mir das genauer durch den Kopf gehen ließ, könnte es auch an der Erschöpfung liegen, die langsam mal ihren Tribut forderte. Abwartend blieb ich vor ihm stehen, würde es akzeptieren, wenn er einfach an mir vorbei spazierte und sich noch im Wald abreagieren wollte, aber das trat nicht ein. Isaac verwandelte sich wieder in einen Menschen zurück, sodass ich erst richtig erkennen konnte, wie er eigentlich zugerichtet war. Die Haare standen ihm zu Berge, was eher eine Nebensache war, aber das Blut, das von seinem Arm hinunterlief, kam mir dann doch etwas grober vor, genauso wie er im Großen und Ganzen ziemlich zerschunden aussah. Ich würde ihn ja am liebsten zu meiner Tante zerren, aber von einem Engel würde er sich wohl kaum helfen lassen, wenn man ihn dafür anfassen musste. Ich ließ ihm da lieber erst einmal wieder zur Ruhe kommen, weshalb ich auch sonst noch nichts sagte, sondern nur kurz einen Blick über meine Schulter warf, wo ich dem wachsamen Blick meines ältesten Bruders begegnete, der misstrauisch zu Isaac schaute und erst im Nachhinein – ein paar Momente verzögert – mitbekam, dass ich ihn ebenso einer Musterung unterzog. Erst dann schenkte er mir ein schwaches Lächeln und winkte ab, so als würde er damit zeigen wollen, dass es nur halb so wild war. WIE konnte er das nur behaupten, wenn hier alles zerlegt war und die halbe Familie verarztet werden musste. Mit einem alles andere als begeisterten Blick widmete ich mich wieder mehr Isaac, der noch immer keinen Mucks von sich gegeben hatte und auch keine Anzeichen machte, sich von der Stelle zu bewegen. Das war neu.
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Isaac Mir war nicht nach Reden zu Mute. Zwar blieb mein Blick auf Riccarda gerichtet und auch der Schmerz ließ sich nicht einfach komplett ignorieren, aber meine Aufmerksamkeit galt im Geiste vollkommen meinem Rudel, beziehungsweise einem ganz bestimmten Teil davon. Sie war doch die einzige Person, die mich immer unterstützt und so geliebt hatte. So, wie ich war, nicht so, wie ich hätte sein sollen. Immer war sie diejenige gewesen, die mich daran erinnert hatte, dass wir doch eine Familie waren und uns nicht gegeneinander stellen sollten. Ob sie das meinem Vater auch so gesagt hatte? Wenn ja, dann hatte sie damit offenbar nichts bewirken können, einen Scheißdreck hatte er sich gebessert. Es war ja eher immer schlimmer gewesen und ich fragte mich, wie sie das immer aushielt, wenn sich Ehemann und Sohn mehr oder minder die Köpfe einschlugen.. sie musste immer schrecklich darunter leiden, das hatte man ihr jedes Mal aufs Neue angesehen. Sie war ohnehin die Jahre über immer gebrechlicher im Geiste geworden, sensibler, weniger belastbar. Einfach weil es der Alltag war, der sie Tag für Tag runtergezogen hatte, der sie fertig machte. Für mich war es nahezu unbegreiflich, wie sie es trotzdem meistens geschafft hatte, die starke Frau des Leaders zu geben und diese Maske immer dann zu wahren, wenn es nötig war. Wie meine Mutter immer wieder sachlich und ruhig blieb, obwohl sie innerlich litt und nach und nach zerbrach. Für ein Temperamentsbündel wie mich war das unmöglich. Wenn ich etwas nicht wollte oder fühlte, dann wurde das auch so nach außen getragen. Ich trug fast ausnahmslos meine Emotionen nach außen, auch wenn das in manchen Situationen schwer war. So auch jetzt, als ein brennender Schmerz meine Brust von innen heraus durchfuhr. Es fühlte sich so an, als würde jemand versuchen, mir das Herz aus dem Brustkorb zu reißen, während ein Teil von mir dabei war, auf die andere Seite der Regenbogenbrücke zu gehen. Ich hatte mir bis zuletzt Hoffnungen gemacht, dass die Verletzungen nicht so schwer waren, wie sie ausgesehen hatten.. dass meine Mutter doch sicher wieder die starke Frau war, die auch das packen und die schier unüberwindbare Hürde nehmen würde. Aber dem war nicht so, weshalb ich die Augen krampfhaft zusammen kniff, mich etwas von Riccarda wegdrehte. Auch, wenn ich so sicherlich nicht vertuschen konnte, wie sich zwei, drei Tränen den Weg an meinen Wangen hinunter bahnten. Es war jetzt endgültig zu viel, langsam aber sicher konnte ich einfach nicht mehr. Die letzten Jahre war ich sowohl physisch als auch psychisch auf sogut wie alles vorbereitet worden, aber nicht darauf. Den einzigen Menschen zu verlieren, den ich wirklich geliebt hatte, gab mir jetzt endgültig den Rest. Die Wut - die mit Sicherheit aber schon bald zurückkommen würde - wich fast gänzlich tiefer Trauer und nach einigen Sekunden gab ich es dann auf, zu versuchen, die Tränen irgendwie zurückzuhalten. Sie fingen schier unaufhaltsam an zu laufen, wobei ich aber nach wie vor keinen Ton von mir gab - kein Schluchzen, keine Worte, wirklich gar nichts. Das einzige, wonach mir zu Mute war, war ein lautes Heulen. Um mich jetzt nochmal zu verwandeln, fehlte mir aber die Kraft.
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Riccarda Ann Mir kam der junge Mann, mein Ehemann, geistig ganz schön abwesend vor, so als würden ihn seine körperlichen Schmerzen gerade rein gar nicht interessieren, sondern nur verwundern, dass die auch wirklich da waren, denn seinen Arm hatte er nur kurz gemustert, aber jetzt starrte er mich mit einem beunruhigenden Blick an, der dennoch so leer war, dass ich mir nicht genau sicher sein konnte, ob er durch mich hindurch in die Ferne schaute oder doch auf irgendeine Reaktion von mir wartete. Es war eine 50:50 Chance und nur eine Entscheidung war die Richtige. Demnach sollte ich mich gut entscheiden, was mir in dem Zustand sehr schwer fiel, weshalb ich auch weiterhin nur stumm vor ihm stand und mit meinem eigenen Gewissen haderte. Sollte ich ihn wirklich so zerstört wirkend mitten im Raum stehen lassen und mich lieber meiner Familie widmen, um die mich mir mindestens genauso viel Sorge machte oder sollte ich doch mehr auf Isaac eingehen, der in den letzten paar Minuten auch die übrig gebliebene Bindung zu dem Rudel gekappt hatte. Hin und hergerissen blieb ich weiterhin wie angewurzelt stehen, mit dem Blick auf den jungen Werwolf gerichtet, der mir auf einmal ziemlich blass um die Nase vorkam. Er kippte mir hier doch eh nicht auf einmal um, oder?! Aber es kam ja doch ganz anders. Leicht drehte er sein Gesicht von den Beteiligten weg, schien mit sich selbst etwas ausmachen zu müssen und dabei wenig Rücksicht auf die anderen nehmen zu müssen, wobei er das in dem Fall so oder so nicht machen musste, immerhin war er gerade im Zentrum der Aufmerksamkeit gelandet. Ich konnte die Blicke zum Teil selber im Rücken spüren, aber ignorierte diese gekonnt und trat dann doch einen minimalen Schritt weiter auf den jungen Mann zu, wodurch ich erst das gefährliche Schimmern auf seinen Wangen erkennen konnte. Mir fehlte die Sprache. Ich konnte mit eigenen Augen mitansehen, wie sich eine Träne aus dem Augenwinkel drückte und zügig den Weg über seine Wangenknochen nach unten rollte, wo sie sich dann irgendwo verlor. Verdattert und ziemlich überfordert, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem totalen Gefühlsausbruch, versuchte ich die Ursache für diese Emotionen zu erahnen. Wegen seinem Vater würde es wohl nicht sein, denn diesen hasste er viel zu sehr, um auch nur eine Träne an ihn zu vergeuden. Vielleicht die Intoleranz seines Rudels, gegen das er sich auflehnen musste. Die Gewissheit, dass er nun komplett unten durch war, weil er zu der falschen Seite geholfen hatte? Ich war mir sicher, dass es sich um etwas in diese Richtung handeln musste, aber die Ungewissheit machte mich dennoch fertig. „Willst du rausgehen?“ fragte ich erstickt nach, wusste selber nicht, wie ich jetzt mit ihm umgehen sollte.
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Isaac Das war einer der wenigen Momente, in denen ich mich dann doch wirklich ganz gerne einfach so in Luft aufgelöst hatte, weil mir alles zu viel wurde. Wo ich mich einfach gerne in eine verlassene Höhle verkrochen und am besten tagelang vor mich hin vegetiert wäre, von alles und jedem abgeschottet und anwechselnd von völliger Emotionslosigkeit, Trauer und Wut innerlich aufgefressen. Ich versuchte alles um mich herum einfach zu ignorieren, weil ich mich nicht auch noch darüber aufregen wollte, dass gerade sämtliche Engel mit ansehen konnten, dass ich am Boden war. Versuchte mir einzureden, dass mir das egal war... vielleicht war es das für den Augenblick wirklich und es würde mich erst dann stören, dass sie meine Verwundbarkeit gesehen hatten, wenn ich mich wieder gefangen hatte. Dann, wenn ich versuchen musste, mich irgendwie in diese Familie einzufügen und nicht nur irgendwo parallel zu ihr zu leben, so wie es es immer getan hatte, wenn ich hier gehaust hatte. Andere Umstände forderten eben auch einfach andere Maßnahmen und ich war bereits mich ein Stück weit zu fügen, vorausgesetzt sie akzeptierten mich auch so, wie ich numal war. Einach werden würde das Ganze bestimmt nicht, aber neben der Trauer, die meine Gedanken überflutete, lief auch schon die Arbeit an einem Racheplan. Wut und Aggression würden wohl niemals schlafen, bis ich ihnen die Luft zum Atmen gab, die sie brauchten. Und die einzige Luft, die sie ihre Lungen entfalten lassen würde, war die, in der der Geruch des Blutes meines Vaters lag. Auch der Geruch seiner Angst, seiner Hilflosigkeit. Sie brauchten die selbe Luft zu atmen wie er, wenn er in den letzten Atemzügen seines erbärmlichen Lebens machte. Riccarda riss mich zurück in die Realität, als sie mir eine Frage stellte. Ich verstand sie nicht, musste erst einen Augenblick lang nachdenken, bis ich die Worte dann so weit sortiert hatte, dass es einen Sinn ergab. Antworten tat ich auch nicht sofort, ließ meinen Blick einen Moment lang über die anderen Engel wandern. Das machte es dann aber auch nicht wirklich besser, weshalb ich mir mit dem Arm übers Gesicht wischte, die Nässe auf meinen Wangen beseitigen wollte. Funktionierte zumindest so teilweise. Ich nickte ganz leicht, gab ihr auch jetzt noch keine wörtliche Antwort, sondern setzte mich einfach in Bewegung, wobei das alles in allem recht kraftlos und unmotiviert aussehen musste, um es mal milde auszudrücken. Als ich durch die Flügeltür gelaufen war, schniefte ich einmal kurz und schob dann die Hände in die Hosentaschen, den durch die noch anhaltenden Tränen etwas verschleierten Blick starr zu Boden gerichtet. Es gab exakt zwei Möglichkeiten - entweder ich würde diese Nacht wieder gar nicht schlafen, oder relativ schnell vor Erschöpfung in den Schlaf abdriften.
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Riccarda Ann Ich hatte Geduld. Eine Engelsgeduld, wenn man genau sein wollte. Abwartend und ohne ihn mit Blicken oder Gesten drängen zu wollen, schaute ich ihn sacht an und ließ ihm erst einmal die Zeit, seine Gefühle wieder zu sortieren, denn noch mehr Schwäche wollte sich der eigentlich so stolze Mann sicherlich nicht geben. Musste schon stark an seinem Ego kratzen, wenn er hier vor versammelter Mannschaft, dem gegnerischen Team, in das er einfach hineingestoßen worden war, zu weinen begann. Wahrscheinlich durften wir in den nächsten Tagen dann alle seine scheiß Laune ertragen, damit er sein Image als bösen Kerl wieder aufbauen konnte. Ich wollte jedoch nichts verschreien, weshalb ich diese Gedanken schnell wieder beiseite schon und mich mehr auf die Gegenwart konzentrierte, in der ich eher was anstellen konnte, als potentielle Vermutungen über die Zukunft anzustellen. Endlich zeigte Isaac ein weiteres Lebenszeichen von sich, als er träge nickte, aber dennoch kein Wort sprach, was ich auch nicht von ihm verlangte. Es reichte mir schon, wenn er überhaupt eine Antwort gab und mir dadurch das Gefühl vermittelte, dass er mich nicht komplett von sich wegstieß. Dass er gerade keine altklugen Aufmunterungen brauchte, wenn ich nicht mal den Grund seiner Tränen kannte, war mir ohne viel Nachdenken klar. Wie gerne würde ich meinen Verwandten sagen, dass sie sich doch endlich aufmachen sollten, irgendetwas hatten sie doch sicherlich zu tun und zwar nicht, so dumm aus der Wäsche zu schauen, als hätten sie das gerade nicht wirklich gesehen. Ja, ich konnte es auch kaum glauben, aber deshalb konnte ich dennoch die Fassung wahren und ihn nicht wie eine Kuh auf der Auktion anstarren. Isaac schien sich ebenfalls nicht länger den perplexen Augenpaaren aussetzen zu wollen, weshalb er mit gesenktem Kopf und schleifenden Schritten – mir tat der Vergleich leid, aber gerade wirkte er nur wie ein geschlagener Hund, der aus dem Zimmer schlich – zur Tür marschierte und Abstand zwischen sich und Engel bringen wollte. War nun also die Frage, ob ich ihm nach sollte oder die Privatsphäre lassen sollte, die er wahrscheinlich ebenso brauchte. Unsicher drehte ich mich komplett zu meiner Familie um, die noch kurz in die Richtung schauten, in die der junge Mann verschwunden war, sich dann aber wieder mehr ihren eigenen Verletzungen widmeten. Mein Vater trat dann langsam auf mich zu, wodurch ich mich auch von der Stelle bewegte und in seine Arme fallen ließ. Ich war in dem Moment so dankbar, dass er mich einfach nur fest an sich drückte und mir beruhigend über den Kopf strich. Er fragte nicht, was denn überhaupt passiert war, wo ich mich versteckt hatte oder was denn gerade eben abgegangen ist, sondern stand einfach nur da und hielt mich.
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Isaac Auch der Gang nach draußen führte noch nicht wirklich dazu, dass ich mich beruhigte. Es ging einfach so unglaublich viel in mir vor und ich konnte nichts, aber auch wirklich gar nichts davon aufhalten. Zu sagen, dass ich mich niedergeschlagen fühlte, war schon mehr als nur ein wenig untertrieben. Es vermischten sich nach und nach all meine Gefühle und das führte nicht gerade dazu, dass ich einen klareren Kopf bekam oder mit dem für mich sehr untypischen Geheule aufhören konnte. Leider führte auch die frische Luft - falls man das so nennen konnte, selbst hier waren Blut- und Wolfsgeruch nicht weit - nicht wirklich schnell dazu, dass ich auch nur ansatzweise zur Ruhe kam. Um mich irgendwo unabhängig von alles und jedem im Wald zu verkriechen war ich aber schlichtweg zu müde, ließ mich einfach auf die nächstbeste Bank fallen und mir den Wind um die Ohren wehen. Wenigstens war es hier draußen ruhig.. nicht mal Vögel waren am zwitschern, es herrschte wirklich Totenstille. Stille, die ich ausnutzte, um wieder halbwegs zu mir selbst zu finden. Ich hatte stundenlang einfach draußen herumgesessen, die Verletzungen völlig außer Acht lassend, bis die Tränen irgendwann aufgebraucht waren. Es war fragwürdig, ob es in psychischer Hinsicht gesund war, dass ich alles mit mir selbst ausmachte, aber ich wollte auch gar niemanden hier in meiner Nähe haben, der mir womöglich nur dumme Fragen stellte oder mir anderweitig auf die Nerven ging. Als ich aber von mir selber behaupten konnte, mich mehr oder minder beruhigt zu haben und es schon ziemlich düster draußen war, trat ich wieder den Rückweg ins Schloss an.. eine Uhr an der Wand verriet mir, dass es gegen 21 Uhr war. Später, als ich dachte, aber im Grunde genommen war mir das ziemlich egal. Ich wollte nur noch duschen und dann Riccarda kurz aufsuchen, damit sie sich zumindest flüchtig um die Verletzung am Rücken kümmerte, weil ich da selber nunmal nicht hinkam. Aber erstmal die Dusche, weil ich mir das Blut vom Körper waschen wollte. So stand ich kurz darauf unter der Dusche 'meines' Zimmers, die mir doch auch wirklich nochmal dazu verhalf, für einen kurzen Augenblick den Kopf auszumachen.
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Riccarda Ann Die Verantwortung, die ich Isaac gegenüber empfand, lockte mich nur zu schnell wieder aus der kraftgebenden Umarmung meines Vaters. Ich konnte ihn doch nicht einfach so allein seinem Schicksal überlassen und sagen, dass er selber schauen sollte, wo er blieb. Anscheinend bemerkte meine Mutter ziemlich schnell, was in mir vorging, denn noch bevor ich die Möglichkeit bekam, ebenfalls aus dem Raum zu verschwinden, fing sie mich an und zog mich ebenfalls noch einmal an ihre Brust. Ich liebte meine Mam wirklich über alles und würde sicherlich verzweifeln, wenn ich sie nicht hätte, aber gerade eben hatte mir die Umarmung meines Vaters mehr geholfen, dieser stumme Beistand und das Versprechen, dass er sich bemühen würde, das alles wieder geregelt zu bekommen. An ihm würde es ja sicherlich nicht scheitern, aber auf die Mitarbeit der Werwölfe würde ich mich in dem Punkt nicht ganz verlassen. Ich konnte einfach nicht, nachdem ich wirklich mal hinter den Vorhängen im Dunklen und Abgelegenen mitbekommen hatte, was bei dem Rudel eigentlich alles los war und zum größten Teil schief lief. Hier bei uns im Palast herrschte auch nicht immer eine einige Demokratie, aber zu solch einer Diktatur neigte mein Vater trotzdem nicht, selbst wenn er manchmal mit der Faust auf den Tisch hauen musste oder mit aller Macht seine Autorität bewies, in dem er mit dem Kopf durch die Wand ratterte. Aus der Geste meiner Mutter sprach lediglich Sorge. Das erkannte ich auch daran, als sie mich ein wenig von sich wegdrückte und forschend musterte. „Mir geht’s gut“ erklärte ich widerwillig und ließ mich dann aber dennoch einmal um die eigene Achse drehen, damit sie sich von meinen Worten selbst auch noch überzeugen konnte. Ich wollte in mein Bett, meine Ruhe haben… und mich davon überzeugen, dass sich Isaac nicht aus dem nächsten Fenster stürzte, wenn er nun sogar schon dabei war, Tränen zu vergießen. Mein Wunsch wurde aber einfach ignoriert, denn nun, wo der erste Schock verdaut war, brannten alle förmlich darauf, meine Geschichte zu hören, wie das alles überhaupt passiert war, zustande kam. Natürlich hatte der Alpha auch genug zu erzählen gehabt, aber das wollten sie alle zusammen natürlich kaum glauben. Verstand ich nur zu gut, aber in manchen Punkten hatte er schon recht, wie sich später erwies. Ich war frech geworden, weil ich mich nicht herumstoßen lassen wollte und ich hatte auch Isaac aus dem Kerker geholfen, sodass wir dann gemeinsam abgetaucht waren und uns feige versteckt hatten. Selbe betitelte ich es nicht als feige Aktion, sondern lediglich als Flucht vor dem Unausweichlichen. Die Stunden zogen sich nur so dahin, in der mich meine Familie in Beschlag nahm, aber kurz vor neun ließen sie mich dann endlich ziehen, sodass ich in mein Zimmer fliehen konnte, wo ich kurz unter die Dusche sprang, mich dann aber doch in einen gemütlichen Pulli warf, der mir über den Hintern ging und deshalb eine Hose überflüssig machte – Besuch erwartete ich nicht mehr – und mich ins Bett legte. Mit geöffneten Augen lag ich auf der Decke und starrte auf die Decke.
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Isaac Das Prasseln des Wassers sorgte für einen angenehmen Geräuschpegel, denn völlige Stille war mir dann jetzt langsam doch etwas zu viel. Lange genug hatte ich darin herumgesessen, um mich zu sortieren, jetzt hatte ich wohl lange Zeit erst einmal genug davon. So schloss ich einfach die Augen, ließ das Wasser an meinem Körper runter fließen. Die Wunden brannten unter dem Wasser wie Feuer, aber der körperliche Schmerz war eigentlich ganz angenehm, weil er mich von dem psychischen ablenkte. Meine Muskeln mussten allesamt ziemlich verspannt sein, lockerten sich ein klein wenig durch das gleichmäßig fließende Wasser, auch wenn ein gewisse Grundanspannung jetzt wohl kaum zu vermeiden war, auch durch eine Ganzkörpermassage nicht. Auch die innere Uhruhe würde mit Sicherheit noch eine ganze Weile lang andauern, bis sie langsam verflog. So öffnete ich erst nach drei oder vier Minuten wieder die Augen, um mich dem eigentlichen duschen zu widmen, wieder sauber zu werden. Das Blut ließ sich zum Glück relativ leicht beseitigen. So trocknete ich mir etwa zehn Minuten später den Körper ab, an den unverletzten Stellen zumindest. Die Wunden würde von selbst ein Stück weit trocknen müssen, wobei die am Rücken wieder angefangen hatte zu bluten. So nahm ich ein etwas kleineres Handtuch, hielt es unter die Wunde am Rücken, damit ich das Blut nicht überall in den Räumen verteilte, als ich ins eigentliche Zimmer ging, um in den Schrank zu sehen. Ein paar Sachen hatte ich hier gelassen, das wusste ich. Eben so ein paar Sachen, von denen ich gedacht hatte, sie Zuhause sowieso nicht zu brauchen. Tat ich auch nicht, Klamotten hatte ich schließlich zu Genüge dort gehabt. Nicht an mein Elternhaus denken wollend zog ich mir zumindest Boxershorts an und zog noch eine graue Stoffshort aus dem Schrank - zog ich oft zum Joggen an oder wenn ich zu bequem für 'richtige' Shorts war. Einhändig war das alles nicht ganz so einfach wie mit beiden Händen, aber ich bekam es irgendwie hin und schob das Hosenbein des rechten Beins bis oberhalb der Wunde am Oberschenkel. Ein Oberteil sparte ich mir allein wegen meinem Arm und dem Rücken jetzt dann aber, machte mich ohne große Umschweife auf den Weg zu Riccardas Zimmer, wenn auch nicht besonders schnell, weil einfach der Elan und die Energie dafür fehlte. Schließlich kam ich aber doch dort an, klopfte kurz und gab ein nicht besonders lautes "Riccarda..?" von mir. Man wollte ja zumindest die Manieren wahren..
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Riccarda Ann Jeder meiner Gedanken geisterte um ein einziges Thema herum. Das Thema behandelte eigentlich den kompletten Konflikt zwischen den beiden gegensätzlichen Familien. Man hatte sicherlich keine Schwierigkeiten dieses Dilemma noch in ein paar Unterkategorien zu teilen, aber im Moment wollte ich mich nicht damit aufhalten, wie man den ganzen Spaß denn noch unterordnen konnte, damit vielleicht ein bisschen System in das Chaos in meinen Kopf kam. Eigentlich wollte ich doch genau das verhindern. Ich wollte keine Übersicht bekommen, nicht sehen, wie zerstört alles eigentlich war und welche Konsequenzen das dann mit sich zog. Ich wollte meine Ruhe vor der grausamen Gewissheit haben, dass so ziemlich Alles mit diesem Tag zerbrochen war, was sich die beiden Familien bisher mühsam an Sympathie erarbeitet haben. Von Freundschaft oder einem Bündnis konnte man eh zu keiner Zeit sprechen, aber wenigstens gab es eine Art Waffenstillstand, der höchstens dann aufgehoben wurde, wenn Isaac und ich aneinander donnerten, denn wir hielten uns in den seltensten Fällen an die Vorschriften… hatten dann ja auch die Folgen unseres Verhaltens zu tragen, aber das war wieder eine andere Sache, die da irgendwie mit hinein spielte. Ich wurde von einem leisen Klopfen aus dem Strudel der Sorgen und Probleme gezogen, was mich überrascht aufsehen ließ. Noch bewegte ich mich keinen Schritt in die Richtung, sondern wartete einfach nur ab, wer sich denn die Mühe machte, mir jetzt noch einen Besuch abzustatten. Ich hoffte nur stark, dass es kein neugieriger Onkel oder Cousin war, der die Story vorhin verpasst hatte und nun wollte, dass ich es extra noch einmal wiederholte. Konnte mich gern haben. Aber es stellte sich heraus, dass Isaac vor der Tür stand, was mich dann doch aufspringen ließ. Die Sorgen um ihn konnte ich nun nicht mehr abstreiten, so viel stand fest. Kurz sah ich bestürzt an mir herunter, suchte mit einem gehetzten Blick nach einer Hose oder sonst was, aber war natürlich nichts in Reichweite… kurz musste ich doch durchatmen, wollte mir schon etwas zum Anziehen holen, aber dann ließ ich das doch bleiben, weil ich den jungen Mann auch nicht einfach so vor der Tür stehen lassen wollte, die ich kurz darauf aufzog und in ein ziemlich erschöpftes Gesicht schauen konnte. Ich durfte einfach nicht daran denken, dass ich gerade mal mit Unterwäsche und Pulli bekleidet vor ihm stand… und das in meinem Zimmer… wo er mir schon mal zu aufdringlich geworden war und die Grenze jenseits von Gut und Böse überschritten war. Stumm zog ich die Tür komplett auf, machte einen Schritt zur Seite, um ihn den Eintritt in mein Zimmer zu erlauben.
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Isaac Ich merkte, dass sie noch ein wenig zögerte auf mich zu reagieren, fragte mich allerdings nicht weiter, warum sie das tat. Für mich war in dem Moment eigentlich nur entscheidend, ob sie die Tür aufmachte, oder mich außen vor ließ. Ich wäre zu müde dazu, jetzt ungebeten in ihr Zimmer zu kommen und mich deswegen womöglich auch noch mit ihr in die Haare zu kriegen. Sonst war mir sowas ja ehrlich vollkommen egal, aber am heutigen Abend wollte ich mir sämtliche unschöne Auseinandersetzungen ersparen, mir nur noch die Wunden flicken lassen und dann ins Bett. Ungeachtet dessen, ob ich denn nun schlafen konnte oder nicht, aber ich war es inzwischen leid, mich auch nur auf den Beinen halten zu müssen. Der heutige Kampf hatte mich mehr Energie gekostet, als in meinem Zustand gut war und zu allem Übel war dann auch noch meine Mutter.. Ich stoppte diesen Gedanken bewusst, als Riccarda dann die Tür öffnete und dann war auch der Grund für das Zögern mehr oder weniger offensichtlich. Dass es ihr wahrscheinlich noch gewissermaßen unangenehm war, wenn sie so relativ spärlich bekleidet vor mir stand, war vollkommen nachvollziehbar, wobei sie sich wegen sowas heute nun wirklich absolut gar keine Gedanken mehr machen musste. So ziemlich das letzte, wonach mir jetzt der Sinn stand, war Sex - kaum zu glauben, dass sowas mal von mir kam, war aber so. Jedenfalls vermied ich es sie - sagen wir mal aus Gewohnheit - zu mustern, trat einfach nur an ihr vorbei ins Zimmer und wartete gar nicht lange, bis ich zur Sache kam. "Kannst du mir mit der Verletzung am Rücken helfen? ... Arm und Bein kann ich allein machen, nur da komm ich nicht so gut hin.." fragte ich die junge Frau recht erschöpft und eher leise, sah sie mit vollkommen ruhigem Blick an. Wobei ruhig das falsche Wort war, müde kam dem dann doch wesentlich näher. Ich ging eigentlich nicht wirklich davon aus, dass sie mir die Hilfe verweigern würde. Wenn doch, wäre mir die Enttäuschung wahrscheinlich wie ins Gesicht geschrieben. Zwar waren wir das wahrscheinlich verkorksteste, verschobenste und unpassendste Paar überhaupt, aber normalerweise konnte ich mich eigentlich auf meine Ehefrau verlassen, wenn ich ihre Hilfe mal brauchte und mir das auch eingestand... was ja nun bisher nicht wirklich oft vorgekommen war.
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