Riccarda Ann Gerade als ich es ausgesprochen hatte, merkte ich, was für einen Mist ich da von mir gegeben hatte und machte ein betretenes Gesicht. Mir war Isaacs Ausdruck nicht entgangen und seine Mundwinkel zuckten ebenfalls nach unten, was ganz für sich sprach und keine nähere Deutung brauchte. Im Moment konnte ich nur gar nicht auf meine eigenen Worte oder zumindest deren Inhalte achten, da ich viel zu stark mit dem Geschehen draußen vor dem Haus zu tun hatte – ich bemühte mich wirklich, dass ich das Gewitter ausblendete, aber dennoch gelang es mir kein Stück, denn jedes noch so ferne Krachen riss mich erneut aus meiner Konzentration und ermöglichte es den Worten ungehindert über meine vollen Lippen zu hüpfen. Entschuldigen konnte ich mich dennoch nicht, denn der Werwolf würde es nicht hinnehmen und so verzweifelt war ich wohl doch noch nicht… zumindest redete ich mir das tapfer ein und würde mich von dieser Meinung auch nicht mehr abbringen lassen. Zumindest nicht allzu schnell. Meine Probleme und Ängste waren einfach lächerlich, wenn ich sie mit deren von meinem Ehemann verglich. Es rüttelte mich ein wenig wach, aber helfen tat es kaum etwas, denn sobald ich daran dachte, dass ich mich der Gewitterangst stellen wollte, kletterte ein eisig kalter Schauer über meinen Rücken und packte mein Herz mit festen Griff, sodass es furchtbar in der Brust unter den Rippen zu stechen begann. Seufzend sah ich auf meine Hände hinab und wusste nicht, was ich mit ihnen machen sollte, damit das Zittern auch nicht so offensichtlich wurde. Diese Schwäche musste ich mir eingestehen, aber unter die Nase wollte ich sie dennoch niemandem. Gegen sein Hauptargument fand ich dann schon keinen Konter mehr, was mich ein bisschen trotzig werden ließ, aber diesen Trotz schluckte ich hinunter und würde mich für jegliche Verbesserungsvorschläge öffnen… nur zum Alkohol griff ich nicht noch einmal! Ich musste mich wirklich zusammenreißen, anders konnte ich meine Panik wohl nie überwinden, aber vom Platz bewegte ich mich trotzdem nicht. Vielleicht würde Isaac Spaß daran haben, wenn ich ihn bat, mich einfach irgendwie nach draußen zu befördern, aber ich musste das alleine zusammen bringen und durfte es mir nicht so einfach machen. Es gab keinen Weg drum herum und das ärgerte mich nun schon ein kleines bisschen.
Isaac Na wenigstens sagte sie nichts mehr bezüglich meines Lieber-Im-Regen-Stehen-Als-Bei-Der-Familie-Sein-Satzes. Ich glaube, wenn sie da noch weiter drauf rumgeritten wäre, dann hätte mich das - trotz meines momentane anhaltenden guten Willens - aus der Haut fahren lassen und das wollte wohl eigentlich keiner von uns beiden. Ich war ja nun auch nicht hier, um so wie sonst rumzustänkern, sondern wollte eigentlich eher das Verhältnis zwischen uns beiden wieder ein wenig besänftigen. Schließlich war ich derjenige gewesen, der der Meinung gewesen war, es von Grund auf erschüttern zu müssen. Und auch, wenn ich nunmal einfach alles andere als ein süßer Schmuse-Knuddel-Wolf war, so war ich mir doch recht sicher, dass es besser war, wenn Riccarda und ich gut miteinander auskamen. Immerhin waren wir unwiderruflich aneinander gebunden und das für eine halbe Ewigkeit - unsterblich war zwar keiner von uns beiden, aber in der Regel lebten Wölfe wie auch Engel merklich länger als ein gewöhnlicher Mensch. Seitens der jungen Frau kam jetzt aber rein gar nichts mehr. Weder eine ausschlaggebende Bewegung, noch irgendwelche Worte. Das war nun nicht unbedingt hilfreich, aber ich wusste ja schon, dass sie sich gerne mal ein wenig bitten ließ und in der Regel nichts aus freien Zügen tat, was sie nicht wollte. Ins Gewitter rauszuspazieren gehörte sicherlich nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Aber sie gab auch kein Nein von sich, also war ich überzeugt davon, dass sie zumindest darüber nachdachte, vielleicht mal etwas gegen ihre Angst zu tun. So stand ich schließlich auf, dehnte mir kurz den Nacken und ging dann ein Stück ums Bett rum zu Riccarda, streckte die Hand leicht in ihre Richtung aus, hielt sie ihr hin. "Na komm... wir wissen doch beide, dass ich dich sonst ewig damit necken werde, dass du Schiss vor ein bisschen Blitz und Donner hast." sagte ich und grinste etwas schief. Und ich meine, hey!, ich war sogar ein halber Gentleman hier, hielt ihr meine Hand hin, um ihr vom Bett hochzuhelfen... was sie auch gut alleine könnte, machte sie ja aber nicht. Also musste ich sie wohl offensichtlicher dazu auffordern.
Der Himmel in grau, dunkle Wolken ziehn auf. Ich atme den Regen, ertrage das Leben. #KontraK #AusDemSchattenInsLicht
Riccarda Ann In meinem Kopf passierte gerade das meiste, aber wie immer, bemühte ich mich, davon so wenig wie möglich nach außen hin zu zeigen, damit ich mir die Schmach danach nicht geben musste, von allen angestarrt und verurteilt zu werden. Jeder trug so eine gewisse Toleranzgrenze in sich und bei Gewittern sank meine in den Keller hinunter und da zuckte ich nur noch schneller aus, aber nicht, weil ich so gerne aggressiv durch die Gegend schrie, sondern weil meine Nerven einzeln mit einem schrillen Knirschen zerrissen. Ein sauberer Schnitt. Das grollende Donnern hallte nach wie vor in meinen Gedanken nach, sodass mir nicht einmal auffiel, dass es so still zwischen uns geworden war und meine Antwort auf nur eine einzige Aussage aus blieb. War mir voll entfallen, dass ich dazu ja auch noch was zu sagen hatte, aber gerade funktionierte alles nicht so, wie es das vielleicht tun sollte. Überhaupt war die Situation komisch oder besser gesagt: ungewöhnlich. Das wurde zusätzlich von Isaacs Verhalten unterstrichen, als er aufstand und ich stark davon ausging, dass er nun wieder genug von mir hatte für die nächsten paar Tage und mich hier meinem jämmerlichen Schicksal allein überließ. Ich würde es ihm echt nicht verdenken können, obwohl er mir noch immer etwas schuldete, nur das würde ich mich für einen späteren Moment aufheben, wenn ich seine Hilfe wirklich mehr als alles andere brauchte oder sich sein Ego viel zu stark aufspielte und mal wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht werden musste. Verwundert schaute ich ihn an, als er vor dem Bett stehen blieb und mir seine Hand hinhielt. Ich verstand nicht so recht, weshalb ich noch einmal zögernd zu dem Fenster hinaus schaute, aber in dem Moment blieb der dunkle Himmel auch finster, sodass ich neuen Mut schöpfte und nach seiner Hand griff. In den letzten Tagen hatte ich echt nicht gedacht, dass ich das jemals wieder machen würde, aber anscheinend passierten doch noch Wunder. „Das ist nicht nur ein bisschen Blitz und Donner“ versuchte ich mich halbherzig zu wehren, aber schlussendlich lag es eh auf der Hand, dass ich meine Panik höchstens mit ein paar laschen Versuchen verteidigen könnte und für diese Ansätze fehlte es mir eindeutig an Motivation. Demnach stand ich zu einem Teil auf, ließ mich zum anderen aufziehen und wollte mich im nächsten Augenblick am liebsten wieder auf dem Bett verkriechen, aber schluckte den Drang runter und versuchte nicht allzu krampfhaft verspannt zu sein. Gelang mir nur nicht so gut, wenn ich daran dachte, was mir noch bevorstand.
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Isaac Sie schien zu zögern, aber ich hatte eigentlich gar nichts anderes von ihr erwartet. Es war denke ich allgemein nicht so ganz einfach, Nähe und Hilfe von mir anzunehmen. Zum einen, weil sie mich wohl schlicht und ergreifend zum jetzigen Zeitpunkt irgendwo noch ziemlich hassen musste - das vermutete ich jedenfalls, mein Vergehen war ja doch recht schwerwiegend gewesen.. - und zum anderen natürlich, weil sie partout nicht da raus wollte. Ich konnte das einfach nicht nachvollziehen, weil ich mich im Regen sehr wohlfühlte. Okay, ja, Blitz war wegen der Helligkeit manchmal etwas unangenehm bei den Wolfsaugen und auch der Donner konnte der Lautstärke wegen sehr unangenehm für mich werden, aber das nahm ich gerne in Kauf, wenn ich dafür vor meiner Sippschaft Ruhe hatte und mir keiner auf die Nerven ging. Aber ich fühlte mich ja ohnehin draußen alleine immer sehr wohl, eben ganz der Wolf... aber mit einem leichten Landregen war es draußen fast schöner als bei strahlendem Sonnenschein. Meiner Meinung nach, Riccarda würde das wohl auch wieder anders sehen, war nunmal ein Engel. "Ja, ich weiß.." sagte ich auf ihre Worte hin bloß, ließ ihre Hand aber recht bald wieder los, nachdem sie aufgestanden war. Händchenhalten musste nun wirklich nicht unbedingt sein, da war ich erstens nicht der Typ für und zweitens war ihr sicherlich auch nicht danach. Würde mich wundern. "..umso wichtiger isses', dass du jetzt mal aus deinem Schneckenhaus rauskommst. Ich verkriech' mich ja auch nicht vor meinem Vater.." Der letzte Satz kam eher nur gemurmelt über meine Lippen und auch erst dann, als ich mich schon in Bewegung gesetzt hatte, auf die Zimmertür zusteuerte. Ich meine ja, ich wollte mir das eigentlich nicht anmerken lassen, aber ab und an machte mir mein Alter doch noch ein wenig Angst. Inzwischen wusste ich aber damit umzugehen, es zu ignorieren. Denn auch, wenn ich entschlossen war, meinen Vater früher oder später nieder zu machen - ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie stark er noch war. War gut möglich, dass ich damit in mein eigenes Verderben rannte, immerhin bezog er als Alpha Kraft des ganzen Rudels. "Also kommst du oder was?" fügte ich noch an und warf ihr über meine Schulter hinweg noch einen kurzen Blick zu, bevor ich das Zimmer durch die Tür verließ - wir wollten ja nicht immer die armen Fenster missbrauchen!
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Riccarda Ann Innerlich wehrte sich mein gesamter Körper gegen die kurze Berührung, denn dieses niveaulosen Verrat hatte ich Isaac nach wie vor nicht ganz verziehen und würde das so schnell auch nicht machen, denn dazu war das bis zu dem Augenblick im geringen Maße aufgebaute Vertrauen grundlegend vernichtet worden und es wunderte mich ernsthaft, dass mich meine Angst vor dem Gewitter sogar dazu trieb, dass ich freiwillig seine Hand ergriff und ihm nicht doch einen herabwürdigenden Blick zuwarf, weil er wirklich dachte, dass ich seine Hilfe brauchte. Nur kannte ich mich gut genug, um zu wissen, dass ich in diesem Fall doch Unterstützung von außerhalb brauchte und wenn es nun mal ein Werwolf war, den ich von Prinzip aus schon nicht leiden konnte und der mir zusätzlich sämtliche Freiheiten und Vorteile gestohlen hatte, dann musste ich das so hinnehmen. Aus meiner Familie kümmerte sich ja sonst auch niemand so richtig um diese Phobie, denn sie meinten nur, dass ich viel zu schreckhaft war und das schon noch irgendwann vorbei gehen würde. Das schien in letzter Zeit überhaupt die Philosophie schlechthin geworden zu sein: lassen wir den Dingen ihren Lauf, denn früher oder später lösen sich die Ärgernisse von alleine aus. Wahrscheinlich spekulierte mein Dad eh darauf, dass der Vater von Isaac demnächst an einem Herzinfarkt oder Bluthochdruck verreckte, weil er sich immer so viel aufregen musste und schneller als es gesund war, aus der Haut fuhr. Ich konnte es nur allen Beteiligten wünschen, aber laut aussprechen tat ich meine derzeitigen Gedanken nicht. Es war nicht angebracht und außerdem brauchte ich nicht zu reden, wo ich doch nach wie vor den Schritt nicht alleine auf die Reihe bringen würde. Mir fiel erst auf, als Isaac erneut das Wort an mich richtete, dass ich noch immer teilnahmslos vor meinem Bett stand und mich keinen Millimeter zu der Tür hin bewegt hatte. Lange ließ ich mir diese kleinen Stichelein nicht mehr gefallen, denn alles wollte ich mir auch nicht bieten lassen, selbst wenn mir bewusst war, dass ich wenig Chance in dem Fall gegen einen Werwolf hatte. Ich unterdrückte ein Aufseufzen, spannte meine Muskeln an und richtete mich dadurch ein wenig auf – ich blieb weiterhin gut eineinhalb Köpfe kleiner als Isaac, aber mir ging es dabei rein ums Prinzip und wenn ich mich selber nicht so mickrig fühlte, dann konnte das nur förderlich für mein Selbstbewusstsein gegenüber dem Gewitter sein. Wirklichen Anlass dazu, gab er mir aber erst, als er das mit seinem Vater erwähnte und ich schon wieder einsehen musste, dass er mit deutlich schwerwiegenderen Problemen zu kämpfen hatte, gegen die meine Gewitterangst lächerlich wirkte. Ja gut, langsam checkte ich es auch! „Ich bin ja schon beinahe draußen“ antwortete ich spitz auf seine Frage und war in Wirklichkeit nur halb so überzeugt von meinem Vorhaben, wie ich mich gerade gab. Betont gelassen schlenderte ich an ihm vorbei und warf nicht einen Blick nach draußen, als wir an den hohen Fenstern vorbeikamen. Mein Ziel war es vorerst einmal ins Erdgeschoss zu kommen, wo ich dann den hinteren Eingang anvisierte.
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Isaac Hach ja.. ich musst schon sagen, dass ich diese kleinen Neckereien die letzte Schweigezeit über fast schon richtig vermisst hatte. Es war so still in dieser Zeit gewesen, einfach weil ich außer Riccarda hier im Schloss wirklich gar niemanden hatte, mit dem ich halbwegs freiwillig redete. Alles Engel, alle nicht zu gebrauchen. Ich hatte einmal versucht, mich mit einem ihrer jüngeren Verwandten zu unterhalten, aber das war schon im Ansatz gescheitert. Einfach deshalb, weil ich für Engel im Allgemeinen - wie ja bekannt war - nichts übrig hatte und mich außerdem niemand hier leiden konnte. Zwar war ich definitiv der streitsüchtigste hier im Hause und das Engelspack war ja meist eher auf Frieden aus, aber so manch einer verkniff sich seine Bemerkungen mir gegenüber dennoch nicht und da... nein, sah ich einfach ziemlich rot, ganz im Allgemeinen. Ich würde also keine Versuche mehr starten, mit irgendeinem anderen Engel hier Kontakt zu knüpfen, das konnte von vornherein nur nach hinten losgehn. Riccarda hingegen folgte mir jetzt ja doch aus dem Zimmer, aber ich konnte ihre Angst spüren, beinahe schon riechen, während sie mir durch die Gänge folgte. Ich verkniff mir das Grinsen darüber, musste jetzt nicht unbedingt sein, sie damit zu provozieren. Jeder hatte nunmal so seine Ängste - manche waren mehr lächerlich, manche weniger. Unten an der hinteren Eingangstür angekommen sah ich sie wieder über meine Schulter hinweg an. "Bereit?" Ich wartete keine Antwort ab, sondern drehte mich wieder gänzlich zu der Flügeltür und zog sie schließlich auf, woraufhin mir direkt kühle Luft entgegen wehte und ein lautes Donnergrollen erklang. Mir stieg der Geruch nasser Erde in die Nase. Ich sog die Luft tief in meine Lungen und schloss dabei kurz die Augen, ehe ich sie wieder öffnete und ein paar Schritte nach draußen in den Regen hinein machte. Meine Klamotten waren in Null Komma Nix durchnässt, der Wind peitschte mir den Regen an den Körper, aber es störte mich nicht. Viel mehr genoss ich es, drehte mich dann wieder zu der Tür um, sah Riccarda aufmerksam und gespannt an. Ich zweifelte definitiv noch daran, dass sie einen Schritt hier raus ins Gewitter setzen würde.
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Riccarda Ann Warum mussten wir auch den kürzesten Weg nach unten nehmen? Warum konnte mein Zimmer nicht am anderen Ende des Schlosses sein? Warum musste sich Isaac schon so gut auskennen, dass er sich nicht ein einziges Mal verlief, sollte es sich um den Weg hinaus handeln? Warum war ich darauf eingegangen und verkroch mich nicht wieder in meinem Bett? Diese Fragen und hundert weitere schwirrten mir in rasend schneller Geschwindigkeit durch den Kopf und wiederholten sich demnach beliebig oft in meinen Gedanken, bis mir schon beinahe schwindlig von dem Tempo wurde und meine Unsicherheit wurde davon zusätzlich genährt, was alles andere als produktiv für mein schön geredetes Selbstvertrauen bezüglich des Gewitters war. Während dem Gehen war mir mehr als ein einziges Mal die Idee gekommen, dass ich in einen andern Flur einbog und den Weg zurück in mein Zimmer so schnell wie nur irgendwie möglich aufsuchte, aber so schnell konnte ich nicht einmal schauen, machte ich mir selber einen Strich durch die Rechnung, weil ich echt nicht so ein Angsthase sein musste… es würde schon gut gehen und ich brauchte jetzt nicht vom Schlimmsten auszugehen. Die letzten paar Meter lenkte ich meine komplette Konzentration auf diese Annahme, dass es schon nur halb so schlimm werden würde, sodass ich mir schlussendlich beinahe glaubte. Aber eben nur beinahe… denn als Isaac die Flügeltür mit einem Ruck öffnete, überlegte ich es mir ganz schnell anders und wich einen Schritt zurück. Es kam ganz automatisch und ließ sich nicht verhindern. Mit entsetztem Blick schaute ich dabei zu, wie der junge Mann ohne mit den Wimpern zu zucken in den peitschenden Regen trat und keine Miene verzog, weil der Regen unbarmherzig auf ihn herab prasselte und das Gewitter weiterhin am Himmel hing und so schnell keinen Platz machen würde. Meine Beine fühlten sich wie mit Blei gefüllt an, mein Herz raste und mein Atem stockte, als ich die hellen Blitze über den Nachthimmel zucken sehen konnte und der Donner so nahe erklang, als würden die Luftmassen direkt über mir aneinander krachen. Ich wollte hier weg! Mit geweiteten Augen starrte ich ins Freie und schaute dabei zu Isaac hinüber, aber sehen tat ich nichts, viel zu stark war ich von der lauten Geräuschkulisse abgelenkt und fühlte mich unfähig auch nur einen einzelnen Schritt zu machen. Schön und gut… ich hatte das Gewitter nun also aus nächster Nähe gesehen und konnte von mir aus gerne wieder ins Innere verschwinden, wo mir das Wetter nichts anhaben würde und alles okay war. Der Schreckmoment dauerte wirklich nur wenige Sekunden, aber die dehnten sich für mich persönlich zu mehreren Stunden hinaus, bis ich aus dieser Lähmung erwachte und mich nur sehr zögerlich auf den Ausgang zuschob… darauf bedacht, jederzeit die Flucht ergreifen zu können. Schlussendlich hatte ich es doch wirklich bis zu der Tür geschafft und der Wind, der ins Innere des Hauses wehte, zerrte an meinen Haaren und die Kälte des Regens erfasste mich ebenfalls erdrückend schnell, sodass ich es direkt bereute, hier in kurzer Stoffhose und einfachem Shirt zu stehen. Das Zittern war nun nur noch zu einem Großteil von dem Gewitter bedingt, denn kalt wurde es auch. Vielleicht konnte ich das ja als Ausrede nutzen, mich hier nicht länger meiner Panik stellen zu müssen, die mich noch immer anschrie, dass ich möglichst schnell das Weite suchen sollte. Nur meine eigene Sturheit hielt mich hier und brachte mich dazu, einen Schritt nach draußen zu wagen, sodass der Regen nun auch ungehindert auf mich fallen konnte und meine Haare und Gewand binnen Sekunden an mir klebten. Ich schaute unbehaglich zurück zu der Tür, dem Trockenen und Geborgenen… all das befand sich nur einen knappen Meter von mir entfernt, war so einfach zu erreichen und dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich mich keinen Millimeter mehr rühren konnte.
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Isaac Ich fixierte die junge Frau mit meinen Augen, nahm jede ihrer noch so kleinen Bewegungen wahr, beobachtete sie genau - eben ganz das Raubtier, das in mir schlummerte. Wobei man es eigentlich nicht schlummern nennen konnte, so oft wie ich dem Biest in mir freien Lauf ließ. Aber darum ging es hier ja jetzt nicht, für den Augenblick war ich die Ruhe selbst und genoss einfach nur den Lärm des Gewitters um mich herum. Es entspannte mich unheimlich, während es für Riccarda der blanke Horror war. Wieder etwas, woran man merkte, wie verschieden wir beide waren. Eines der wenigen Dinge, die wir gemeinsam hatten, war unsere Sturheit. Allerdings war es wohl gerade diese Eigenschaft, die uns so oft aneinander rauschen ließ. War also vielleicht nicht unbedingt was Positives, dass wir in der Hinsicht was gemeinsam hatten. Aber gut, konnte man nicht ändern - wollte ich auch nicht. Nachgeben und mich einfach fügen lag mir ja bekanntlich eher weniger bis gar nicht. Aber eigentlich war das auch ein Charakterzug, auf den ich stolz war - denn ich war derjenige, der aussprach, was sich auch ein Teil der restlichen Familie dachte. Mit dem Unterschied eben, dass alle anderen zu feige waren den Mund aufzumachen. Ich war von Geburt an auf Kämpfer getrimmt worden, jetzt hatte mein Vater den Salat, haha. Der Engel traute sich dann aber tatsächlich zu mir nach draußen in den Regen, wenn auch nicht ganz so weit weg vom Haus stehend wie meine Wenigkeit. Ich grinste zufrieden, nicht überladen. "Na also, es geht doch." sagte ich, kurz nachdem ein greller Blitz den Himmel erhellt hatte. Das nächste Donnergrollen ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. "Gehn auch noch ein paar Schritte mehr?" neckte ich die junge Frau, bevor ich noch ein paar Schritte rückwärts machte. Dann verschränkte ich auffordernd die Arme vor der Brust, legte den Kopf ein wenig schief. Ein paar Meter weiter vom Haus weg würde sie doch bestimmt auch noch schaffen, oder? Ja bestimmt, da war noch Spielraum.
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Riccarda Ann Ich fühlte mich beobachtet. Nicht gestalkt, denn ich wusste ja, wer seinen Blick auf mir hielt und dass ich in diesem Augenbick wenig dagegen tun konnte, denn wenn ich an Isaacs Stelle wäre, würde ich wohl auch schauen und mich an der Panik ein wenig laben, allein weil es nicht so oft vorkam, dass ich mir Schwächen eingestand und diese auch offen zur Schau trug. Hier blieb mir schlechthin nichts anders übrig, weshalb ich mich meinem Schicksal beugte und den Regen weiterhin unnachgiebig auf mich einprasseln ließ. Ein greller Lichtstreifen durchzuckte im Zickzack-Muster den Nachthimmel und ließ ein paar der herabfallenden Tropfen aufleuchten, als sich das entstandene Licht reflektierte. Eigentlich schaute das wirklich interessant aus, aber wegen dem darauf folgenden Donnerschlag konnte ich mich keine weitere Sekunde auf dieses Phänomen konzentrieren. Panisch zuckte ich zusammen und mein innerer Überlebenstrieb zwang meine Beine mich ein paar Zentimeter nach hinten zurück in die Richtung der sicherheitsverheißenden Tür zu schieben. Mit gebanntem Blick schaute ich auf den Himmel und ignorierte das kalte Wasser, das mir übers Gesicht lief. Würde es dem werten Herren vielleicht etwas ausmachen, wenn er mich nicht so anstarren würde? Ich fühlte mich nicht nur schlecht, sondern noch dazu wie eine verängstigte Kuh auf dem Jahrmarkt, die dem meistbietenden Zuschauer ausgehändigt wird. Zwar wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich die Aufmerksamkeit auf mir nicht gerne spürte, aber in solchen Angstmomenten reichte es mir doch, wenn nur hin und wieder jemand zu mir sah, ob ich denn eh noch nicht auf meinem Plätzchen tot umgefallen war… hier missfiel mir die gesamte Aufmerksamkeit und seine Worte passten mir ebenfalls nichts so recht in den Kram. Mein Stolz verbat es mir strikt, mich einfach umzudrehen und wieder unter dem sicheren Dach des mehrstöckigen Hauses zu verschwinden. Wenn ich jetzt einen Rückzieher machte, dann würde ich das noch die nächsten paar Monate hören, weil Isaac mich in irgendeiner Weise damit aufziehen würde. Obwohl ich mir sicher war, dass ich ebenfalls einen Weg finden würde, dem aus dem Weg zu gehen, wollte ich dem Necken diesbezüglich nicht einmal eine Chance geben. Ich biss die Zähne sozusagen zusammen – ganz nach dem Motto Augen zu und durch – und schob mich dann doch wieder ein paar zaghafte Schritte in die zum Haus entgegengesetzte Richtung. Diese Bewegung löste den Knoten in meinem Hals keineswegs oder schächte das mulmige Gefühl in meinem Magen ab. Davon träumte ich anscheinend nur. „Halt doch einfach die Klappe…“ brummte ich leise vor mir her, als Isaac mich weiterhin anstachelte, mich von der Hintertür zu entfernen und tat doch eh schon mein Möglichstes, um nicht Hals über Kopf wieder in meinem Zuhause zu verschwinden.
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Isaac Eigentlich wollte ich sie ja gar nicht so massiv provozieren... aber erstens schien ihr das zu helfen, ihre Angst ein wenig mehr in den Hintergrund zu schieben - und zu bekämpfen - und zweitens machte es halt doch irgendwo Spaß, sie damit aufzuziehen, dass sie vor dem "Bisschen Naturgewalt" hier Angst hatte. Ich meine ja, wie gesagt waren Gewitter an sich eigentlich schon wirklich nicht ganz ungefährlich, aber wir Wölfe und Engel waren doch so ziemlich gegen alles gewappnet, körperlich jedenfalls. Verbal mochten wir genauso angreifbar sein wie der gewöhnliche Mensch, aber in irgendeiner Hinsicht mussten wir uns ja gleichen - vom Äußerlichen mal abgesehn. Wobei man das auch nicht hundertprozentig vergleichen konnte - Engel waren immer schön, immer blond, Werwölfe eigentlich immer groß und von Natur aus kräftig im Sinne von durchtrainiert. Männer wie Frauen. Der gewöhnliche Sterbliche sah nie so perfekt aus wie ein Engel und hatte eigentlich in keinem Fall genauso einen guten Stoffwechsel, wie Muskelaufbau, dass er mit einem Wolf mithalten konnte. "Wüsste nicht wieso ich das tun sollte - funktioniert doch einwandfrei, du gehst immer weiter raus." erwiderte ich auf ihre bissigen Worte hin nur, zuckte leicht mit den Schultern und ließ die Arme wieder sinken. Mein Grinsen milderte ich ein wenig, schmälerte es. War doch wirklich sehr provokant, aber es ließ sich nur schwer gänzlich vermeiden. Eher gar nicht, wir kannten mich hier ja alle gut genug um zu wissen, dass ich die Provokation in Person war. "Also nein, ich werd nicht die Klappe halten. Versuch' doch einfach mal dich 'nen Ticken zu entspannen.. konzentrier dich nicht aufs Gewitter, sondern auf was anderes."
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Riccarda Ann Das tobende und grollende Gewitter direkt über meinen Kopf machte mich nervös und ließ meine Alarmglocken laut schrillen. Alles in mir wehrte sich dagegen, dass ich einfach nur hier stand und mich von dem Regen aufweichen ließ. Ich konnte es mir selber ja kaum erklären, warum ich das gerade machte und verspürte nicht den leisesten Funken von der Zuversicht, den ich vorhin noch in meinem Zimmer irgendwo im kleinen Finger mitbekommen hatte – Panik und Furch durchfluteten mich weiterhin, wie eine verheerende Flut, die kein Ende nehmen wollte. Vielleicht sollte ich mich einfach einmal von dem Unwetter mitreißen lassen und schauen was passierte? Aber dazu müsste ich mich entspannen können und daran war gerade nicht im Traum zu denken. Ich war in meiner eigenen Angst gefangen und bekam dennoch alles aufmerksam mit, denn meine Konzentration hing förmlich an dem vom Blitze durchzuckten Himmel. Nur selten switchte meine Aufmerksamkeit zu Isaac, der noch immer einen Tick zu selbstgefällig mit den verschränkten Armen dastand und weiterhin auf mich einredete. Mir kam es selbst sinnvoller vor, wenn ich mein Gehör nicht dem Donner, sondern seinen Worten schenkte und vielleicht half es wirklich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber im Moment war da nur die Sicherheit des Hauses, in die ich zurückkehren wollte, die wogenden Bäume und der Garten des Anwesens oder Isaac, dem das Gewitter anscheinend nichts anzuhaben schien. Warum musste auch ausgerechnet ich mit so einem Scheiß verflucht werden? „Und auf was soll ich mich deiner Meinung nach konzentrieren, du Genie?“ fragte ich trocken nach und versuchte mich einmal locker umzusehen, als würde ich etwas ganz Offensichtliches übersehen haben, aber da war weit und breit nichts. Ich konnte mich höchstens auf den gutaussehenden Werwolf vor mir konzentrieren, aber so unbedingt wollte ich auch nicht. Es war schließlich kein Geheimnis, dass er gut aussah und es gab genug Weiber, die ihm das bestimmt schon hunderte Mal gesagt hatten, weshalb ich keine Lust darauf hatte, sein Ego noch damit zu pushen, dass ich mich auf ihn konzentrierte, weil ich dem Gewitter sonst noch mehr ausgeliefert war. Als ich so in Gedanken war und mich da etwas über Isaac aufregte, lockerten sich meine Muskeln… leider hielt dieser Zustand nicht lange an, denn augenblicklich schlug irgendwo in der Nähe ein Blitz ein und das war noch lauter, als das daraufhin folgende Donnern. Erschrocken zuckte ich zusammen und war unbewusst ein Stückchen zu Isaac gestolpert, obwohl ich das in einer normalen Situation bestimmt nicht gemacht hätte.
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Isaac Gott, woher sollte ich das denn wissen? Ich konnte nicht in ihren Kopf schauen, wusste nicht, an was sie gerne dachte, woran sie Gefallen fand, was sie womöglich entspannen könnte. Aber es gab doch sicherlich irgendwas, an das sie gerne dachte. Lieber, als an andere Dinge. Sie mochte doch ihre Pferde so gern, war mehr als nur ein bisschen sauer auf mich gewesen, weil ich eins der Viecher gerissen hatte, als wir damals im Wald aufeinander getroffen waren... vielleicht war das ein Ansatz. Ein schöner, sonniger Ausritt über Wiesen und Felder, eine sommerlich angenehme Brise Wind im Haar... was weiß denn ich, eben einfach irgendwas, wobei sie sich entspannen konnte, da würde es schon irgendwas geben. Ich war zwar kein Hellseher und konnte nicht in ihren Kopf schauen, aber sie würde sicherlich irgendwas in ihrem Schädel finden, woran sie sehr gerne dachte. An mich dachte ich da aber eigentlich als allerletztes, wirklich. Aber sie schien sich - das entging mir nämlich nicht, wir wussten hier ja alle, wie scharfsinnig ich war! - dennoch für einen Augenblick auf meine Wenigkeit zu konzentrieren, was doch gewissermaßen eine Genugtuung für mich war. Sie tippelte sogar ein paar Schritte weiter in meine Richtung, wenn auch vielleicht eher ein bisschen aus... sagen wir Instinkt. Schließlich stand ich hier als die Ruhe in Person, strahlte keinerlei Panik oder Angst aus. Ich war inmitten des Gewitters ein ruhiger, sicherer Anhaltspunkt. Ich schloss die letzten paar Meter zu der jungen Frau auf, trat letztendlich hinter sie. "Wenns sein muss auch auf mich, Hauptsache du lenkst dich von deiner Panik ab." raunte ich ihr über die Schulter hinweg zu, hatte dabei ein fettes Grinsen im Gesicht. Das war kein Flirten, das hatte ich gar nicht im Sinn, aber wenn sie sauer auf mich war, weil ich sie nervte, dann konzentrierte sie sich wenigstens nicht mehr auf das Gewitter!
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Riccarda Ann Es war für mich unmöglich nachzuvollziehen, warum ausgerechnet Isaac so gelassen inmitten des Gewitters stehen konnte und nicht einmal mit den Wimpern zuckte, wenn direkt über ihm ein dröhnender Laut zu vernehmen war. Er hatte mir doch vorhin noch gesagt, dass es für ihn alles andere als angenehm war, wenn er den lauten Donner durchgehend in den Ohren hatte und unter freiem Himmel stellte ich mir die Lautstärke noch ein bisschen intensiver vor. Also warum schaffte er es, total gelassen herumzustehen und mich hier weiterhin zum Bleiben zu motivieren? Überhaupt genoss ich seine Anwesenheit nur mit sehr viel Misstrauen, denn wer wusste schon, aus welchen Beweggründen er tatsächlich hier im Regen stand. Ich tippte ja mal stark auf Langeweile oder Schadenfreude, dass es mir so elend mit dem Unwetter ging, aber wenn ich wirklich die Hilfe von ihm wollte, dann sollte ich selber am besten nicht so negativ diesbezüglich eingestellt sein und mich eher darauf einlassen, was er zur Bekämpfung der Panik vorschlug. An etwas anderes denken. Leichter gesagt als getan, denn ich baute mir immer wieder ein Gedankenkonstrukt auf, das aber anscheinend ein sehr instabiles Fundament hatte, denn das entfernteste Krachen am Himmel zerstörte alles in Sekundenschnelle direkt an seiner Basis. Krampfhaft suchte ich nach weiteren Möglichkeiten, wie ich mich ablenken konnte und bekam dann erneut die Unterstützung von Isaac angeboten, als er auf mich zukam und hinter meinem Rücken dann aus meinem Gesichtsfeld verschwand. Argwöhnisch ließ ich den jungen Mann gewähren, aber wohl war mir bei der Sache nicht so ganz, weshalb ich förmlich spüren konnte, wie sich die Muskeln in meinem Nacken verspannten und ich nur schwer die nötige Gelassenheit aufbringen konnte. Es ängstigte mich nicht direkt, dass er hinter mir stand, aber es trug auch nicht zu meiner Entspannung bei, weil ich mich so irgendwie umständlich herumdrehen müsste, damit ich ihn wieder im Blick hatte. Was hatte er denn vor? Sein Raunen jagte mir auf jeden Fall einen Schauer über den Rücken, den ich mit gemischten Gefühlen kommentierte: einerseits machte es mich ganz kirre, weil er so nahe an mir dran war und ich das die letzten Wochen doch immer so gut vermieden hatte und seine Anwesenheit so dicht an mir gar nicht ertragen wollte – konnte – und andererseits löste es auch etwas sehr Befremdliches in mir aus… ich wollte irgendwie, dass er genau dort stehen blieb, denn dann fühlte ich mich wirklich besser, eben ein klein wenig beschützter vor dem Gewitter, wo ich nun wusste, dass ich jemanden hatte, der mir den Rücken freihielt. „Grins nicht so…“ Isaac hatte sich wahrscheinlich nicht einmal bemüht, das Grinsen aus seiner Stimme zu nehmen, denn man konnte es ganz deutlich heraushören, dass er gerade seinen größten Spaß dabei hatte, mich hier so zu necken. So ungern ich es zugab, aber in diesen paar Sekunden hatte ich mich wirklich auf ihn konzentriert und das Gewitter war ein Stück nach hinten in die dunklen Ecken meiner Aufmerksamkeit gekrochen.
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Isaac Ihre folgenden Worte ließen mich fast nur noch breiter grinsen als vorher schon, einfach weil ich mich herrlich darüber amüsieren konnte. Ich versuchte ja wirklich schon, mich halbwegs zu beherrschen, was das necken und provozieren anging, aber es fiel wirklich nicht ganz leicht. War ja aber auch gar kein Geheimnis, dass ich gerne ein wenig auf der jungen Frau rumhackte... eben genauso, wie sie auf mir. Das beruhte ziemlich auf Gegenseitigkeit und was das anging glaubte ich auch nicht, dass sich das jemals ändern sollte. Auch nicht, wenn wir uns irgendwann mehr wie ein 'normales Ehepaar' verhalten sollten, auch dann würde ein spielerisches Necken und Ärgern bestehen bleiben, da war ich mir wirklich ziemlich sicher. Wir hatten beide zweifelsohne immer wieder Spaß daran, auch wenn früher oder später immer einer von uns beiden an die Decke ging - das dürfte aber niemanden wundern. Ich beobachtete ihre Reaktionen sonst aber auch ganz genau, während ich so hinter ihr stand. Riccarda machte keinerlei Anstalten sich von mir wegzubewegen, sondern blieb einfach stehen. Ich war mir nur nicht ganz sicher, ob ihr das jetzt unangenehm war, oder ob ihr das eher gelegen kam, weil sie sich dadurch sicherer fühlte - denn auch, wenn sie sich weniger aufs Gewitter, sondern mehr auf mich zu konzentrieren schien, so blieb sie weiterhin angespannt. Sollte ich sie ein bisschen weiter ärgern? Jaaaa, ich hatte Lust dazu! So kam ich ihr tatsächlich noch ein Stück näher, so dass ich ihren Rücken an meinem Oberkörper spüren konnte, legte ihr dazu noch meine Hände an die Taille. Nicht aufdringlich oder bestimmend, ich legte sie dort einfach nur ab - genauso wie meinen Kopf, welcher mit dem Kinn Platz auf ihrer rechten Schulter fand. "Weißt du... wenn wir jetzt ein normales Paar wären, wär das unheimlich romantisch. Nur wir zu zweit draußen im Regen, würden uns küssen.." Sie sollte sich über alles Mögliche Gedanken machen, nur nicht über das Gewitter. Also warum nicht über sowas vollkommen Absurdes?
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Riccarda Ann Selbst wenn ich es wollen würde, ich könnte mich keinen Millimeter wegbewegen. Hier stand ich doch ganz gut, wie ich auf einmal beschlossen hatte. Nur kurz zuckte mein Blick hinüber zu der nach wie vor offen stehenden Flügeltür und der behaglichen Sicherheit, die das warme Licht der Lampen versprachen. Nein, ich durfte mich nicht ständig verleiten lassen, sonst gab ich schlussendlich doch noch nach und dann würde ich mir diese Niederlage selber nicht verzeihen können und mein ach so rücksichtsvoller Ehemann würde es mir bestimmt den Rest unseres gemeinsamen Lebens vorhalten, sodass ich es auf keinen Fall vergessen konnte. Gut, ich redete mir gerade die schlimmste Lage aus, die mich bei einem Rückzug treffen könnte, aber genau das hielt mich hier draußen unter dem gehassten Wetter. Und wieder hatte es einen Vorteil, dass Isaac mit war, denn sonst würde ich einfach wieder hinein gehen und keine Stichelein erwarten müssen. Genau, ich musste mir das einfach nur schön reden und irgendwann glaubte ich es mir selber, wenn ich es mir nur oft und lang genug vorgesprochen hatte. Schlussendlich versuchte ich es genau drei Sekunden, vielleicht sogar weniger, weil ich mir absolut dämlich vorkam, wie ich da die paar Sätzchen in meinen Gedanken rasend schnell wiederholte und das unwohle Gefühl weiterhin hartnäckig in mir sitzen blieb. Half also doch nichts. Ich zuckte zusammen, als ich eine kalte Berührung direkt am Rücken spürte, die nicht nur flüchtig oderunabsichtlich geschehen war, sondern komplett bewusst gewählt worden war, sodass meine Konzentration automatisch auf den durchtrainierten Körper hinter mir wanderte. Einen erschreckend langen Augenblick musste ich mit aller Macht das Verlangen runter kämpfen, mich schutzsuchend gegen ihn zu lehnen und einfach nur zu warten, bis mein Herz einen ruhigeren Rhythmus gefunden hatte und nicht bei jedem Donnerschlag schneller gegen die Rippen hämmerte. Nie im Leben würde ich das offen zugeben, was mir gerade in dem Moment durch den Kopf gegeistert war und zum Glück würde mich auch niemand danach fragen. Als nächstes spürte ich seine Hände an meiner Taille, was äußerst gewagt von ihm war und ich mit der Versuchung spielte, ihn von mir wegzustoßen, aber ich dachte weiter und mir fiel auf, dass ich dann komplett allein dastehen würde und das musste ich um jeden Preis vermeiden, weshalb Isaacs Hände weiterhin dort auf dem nassen Stoff liegen blieben und ich mich nun aber noch weniger rührte. Gerade mal, dass ich es schaffte zu atmen. „Als hätten wir jemals die Chance bekommen ansatzweise normal zu sein“ argumentierte ich trocken und hatte, ohne es direkt beeinflussen zu können oder gar zu wollen, ein Kopfkino von uns beiden im Kino. Eben genau die Szene, die Isaac gerade direkt neben meinem Ohr ausgesprochen hatte. Die Bilder zogen ohne jede Eile an meinem geistigen Auge vorbei und er hatte echt Recht, dass es wirklich romantisch sein könnte, wenn wir nicht so grundlegend verschieden und unfreiwillig in die Beziehung gestoßen worden wären. Es wunderte mich wirklich, dass ausgerechnet Isaac so etwas sagte und die Worte tatsächlich von ihm kamen – vielleicht sollte ich mich mal umschauen und nach irgendwelchen Karten suchen, die jemand rauf hielt. Es war wirklich sowas von unrealistisch, dass zwischen uns beiden jemals eine ansatzweise romantische Atmosphäre entstehen konnte…
I hate people who steal my ideas before I think of them ~
Isaac Ha, da hatte ich doch, was ich wollte und das sogar, ohne ihr das alle zu erleichtern, indem ich ein wenig in ihren Gedanken herumpfuschte - das konnte ich ja durchaus und bisher wusste sie das gar nicht. Sie wusste nicht, dass ich sie in ihren Gedanken beeinflussen und sie zu Dingen verleiten konnte, wenn ich das wollte. Ob sie glaubte, dass ich außer meiner übernatürlichen Stärke keinerlei Fähigkeiten hatte? Sowas hatte nicht jeder Wolf, es wäre also nicht undenkbar. Allerdings stammte ich von einem Alpha ab, da war es naheliegend, dass ich einen Bonus mit auf den Weg bekam - andererseits war meine Mutter wiederum menschlich, das würde eher dazu beitragen, dass ich nichts Außergewöhnliches mit auf den Weg bekam. Hatte ich aber und es war vielleicht sogar besser, wenn Riccarda das nicht wusste, weil ich es mir dann - wenn ich es weiter nur bedacht und begrenzt einsetzte - zu Nutzen machen konnte, ohne dass sie irgendeinen Verdacht schöpfte. Hatte schon wirklich so seine Vorteile! Es verblüffte mich, dass sie keinerlei Anstalten machte, wieder Abstand zwischen uns beide zu bringen. Nicht, als hätte ich was dagegen, sie war ja schon ein wirklich hübsches - wenn auch blondes - Ding, aber ich hatte zumindest mit einem Hauch von Gegenwehr gerechnet. Kam aber nicht, nicht mal ansatzweise. Stellte mich irgendwo ja schon zufrieden und bestätigte mich auch in meinem Aussehen und meiner Vermutung, dass ich für das verängstigte kleine Reh in diesem Moment eine Art Schutz bot. "Wäre ja viel zu einfach gewesen." entgegnete ich auf ihre Worte hin ein wenig sarkastisch, blieb ihr aber genauso nahe wie vorher, distanzierte mich nicht von ihr. "Aber hey, ich kann wirklich die Nettigkeit in Person und ein Romantiker sein... so absurd wie sich das anhört." Tat es wirklich, schier undenkbar! "...aber ich muss eben das Gefühl haben, dass diejenige das auch wert ist und das kommt, wie du dir sicher denken kannst, sehr selten vor." redete ich weiterhin eher leise, mit rauer Stimme auf sie ein, lenkte sie von dem Donnergrollen ab. Aber das war gar nicht mal gelogen! Ich meine, ja, es war eher bekannt, dass ich fröhlich die Betten wechselte und mir für eine Frau in der Regel nicht mehr Zeit als eine einzige Nacht nahm, weil sie es schlichtweg nicht wert waren, dass ich ihnen meine Aufmerksamkeit weiterhin widmete. Menschenfrauen waren in 90% aller Fälle einfach sehr einfältig, leicht durchschaubar, langweilig und deshalb nicht für mehr als eine flüchtige Bettgeschichte zu gebrauchen. Riccarda machte mir das Ganze nicht so einfach, aber das war vielleicht auch der Grund, weshalb sie mein Interesse wach halten konnte... und wohl auch die Tatsache, dass ich keiner anderen Frau mehr an die Wäsche gehen durfte, hauptsächlich aus politischen Gründen. Denn ich dachte eigentlich schon, dass es Riccarda am Arsch vorbeigehen würde, wen ich eine andere vögelte. War für mich nur schwer denkbar, dass sie sowas wie Eifersucht zeigen würde. But back to topic. "Ich würde sogar zu behaupten wagen, dass ein gewöhnlicher Kerl niemals so leidenschaftlich sein könnte, wie ich - Frau muss es nur schaffen, das aus mir rauszukriegen." Bei diesen Worten nahm ich mir noch mehr Freiheit heraus und schlang meine Arme um ihren schlanken Körper. Ich wollte die Grenze ein wenig austesten, die Situation vielleicht auch ein wenig ausnutzen, etwas strapazieren. Ich wusste ja, dass sie beeinflussbar war, wenn es gewitterte - offenbar sogar auch ein Stück weit ohne den Alkohol, haha.
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Riccarda Ann Einfach. Wann war es denn bitte jemals einfach gewesen? In der Kindheit musste man mit den ganzen Erfolgen der Verwandten mithalten und ebenfalls etwas beweisen. Danach folgte die schlimmste Phase für alle Elternteile und auch die erwachsenen Verwandten im Schloss litten unter jedem Sprössling, der in die Pubertät kam. Da freuten sie sich, dass ein weiblicher Engel demnächst dran war und dann entdeckte die doch tatsächliche ihre Gabe, die noch dazu so untypisch für ihre Rasse war. Viele hatten vermutet, dass ich einfach ohne Fähigkeit blieb und ganz böse Zungen meinten, dass ich überhaupt ein Seitensprung war, aber mal ehrlich… dann wären meine Augen nicht so klar, meine Haare nicht so strahlend blond und meine Haut nicht so makellos hell. Ich würde kein wohliges Gefühl bei leicht zu beeinflussenden Menschen hinterlassen und männliche Wesen nicht so leicht um meinen Finger wickeln können – ich musste einfach ein Engel sein und nachdem ich dann mitten in der Pubertät stand und einen Angestellten unabsichtlich gegen eine Wand gewischt hatte, nachdem er mir schlechte Nachrichten überbringen musste, wussten es nun alle, dass ich doch die Tochter meines Vaters war und nicht vom Briefträger oder sonst wem. Nur war es dann wieder ein Dorn im Auge gewesen, dass ich solch eine physische Kraft hatte: die einen meinten, dass das nicht normal für einen Engel wäre und andere meinten, dass ich bestimmt die Chance hätte, es den Werwölfen zu zeigen und mich dann ganz in dem Hass verlieren würde. Tja, beides war nicht gekommen, wobei ich meine Wut doch hin und wieder an einem gewissen Werwolf ausgelassen hatte. Und dann, kaum aus der Pubertät draußen und ausgereift, wurde man verheiratet. Also EINFACH durfte es wirklich niemand nennen. „Ich glaub dir kein Wort“ entgegnete ich ihm und dieses Mal war ich an der Reihe leicht zu grinsen. Nie im Leben konnte ich mir vorstellen, dass der Isaac, der gerade seine Hände an meiner Taille und das Kinn bei meiner Schulter hatte, ein kitschiger Romantiker sein konnte. Da fiel ich vorher tot um. „Hoffentlich verlangst du nicht, dass ich dir das wirklich abkaufe“ fügte ich nachdenklich hinzu und verabschiedete dann endlich das Kopfkino, das bedenklich lange durch meinen Kopf gewabbert war und mir nun aber wieder Platz für neue Gedanken ließ. Warum erzählte er mir das überhaupt? Wenn er mich wirklich nur ablenken wollte, dann gelang ihm das gerade hervorragend, denn diese paar Aussagen über ihn selbst katapultierten mich förmlich ins Nachdenken hinein und einmal dort angekommen, kam ich nicht mehr ganz so schnell heraus. Isaac bekam die Frauen immer schon leicht herum, dass sie mit ihm ein Abenteuer für eine Nacht bestritten und dann wie ein abgetragenes Paar Schuhe wegschmiss. Er wäre dumm, wenn er sich da wirklich die Mühe machte und irgendwelche Mädels anbaggerte, die ihn nicht einfach und unkompliziert zu einer Nacht im Bett kommen ließen. Dennoch konnte ich mit der Aussage nichts anfangen, dass Isaac Garcia auch anders sein konnte – anders als sonst. Sollte das etwa eine Herausforderung sein oder warum schlang er gleichzeitig seine Arme um meinen Körper? Entspannt war ich nach wie vor nicht, das machten meine schmerzenden Bauchmuskeln nun bemerkbar, aber genau in dieser Situation konnte ich einfach nicht ruhig und gelassen werden, dazu schlummerten die ekligen Erinnerungen viel zu leicht und konnten jederzeit wieder wachgerissen werden, sodass sie mich genau dann heimsuchten, wenn ich versuchte, ein wenig Schlaf abzubekommen. „Du lehnst dich damit aber sehr weit aus dem Fenster“ antwortete ich nur kurz und knapp, er wusste schon, dass es gerade sowohl auf seine Aussage bezüglich der Leidenschaft als auch auf seine unmittelbare Nähe bezogen war.
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Isaac Jaja, wusste ich schon, war sehr unwahrscheinlich. Ein aggressiver, in Gewalt ausgewachsener, von Hass durchtränkter Werwolf, der auch eine romantische Seite hatte. Doch doch, die war ungelogen wirklich vorhanden, kam aber in der Regel nicht zum Vorschein. Ich konnte mich da nur an eine einzige Ausnahme erinnern, aber gut, das konnte auch einfach liegen, dass ich die besagte Frau im Urlaub kennen gelernt hatte und einfach nur eine schöne Zeit mit ihr hatte haben wollen, deshalb meinen Charme hatte spielen lassen, damit der Urlaub zumindest für sie absolut unvergesslich bleiben würde - aber immer mit der Sicherheit im Rücken, dass ich sie nach diesem zweiwöchigen Urlaub nie im Leben wieder sehen würde, dass die Geschichte mit meiner Abreise ein Ende hatte und sie mir nicht nachstellen konnte. War auch so eingetreten, auch wenn ihr der Abschied - im Gegensatz zu mir - wirklich schwer gefielen war. Hach ja, nur eine weitere ehemalige Jungfrau, der ich ihre Unschuld genommen und sie danach im Regen hatte stehen lassen. Hatte halt doch jedes Mal aufs Neue Spaß gemacht, auch, wenn sich dann meist über die ein oder anderen Schmerzen beschwert worden war. Damit mussten die Frauen bei mir nunmal leben, ganz ohne kam man aus der Sache in der Regel nicht raus, nicht mal bei einer eher ruhigen Nummer - letzteres kam aber sowieso nur selten vor. Ich schweifte aber hier schon wieder viel zu sehr ab. "Ja, das hab ich mir schon gedacht... muss mehr als etwas grotesk klingen. Ist aber nicht gelogen." redete ich fest von meinen vorherigen Worten überzeugt weiter, hielt an der ganzen Geschichte fest. Denn es schien blendend zu funktionieren, sie damit vom Gewitter, welches noch immer nicht abgeklungen war, abzulenken. Es krachte da oben ordentlich weiter, es tauchten immer wieder grelle Blitze am dunklen Himmel auf, aber das schien sie im Augenblick wirklich so gar nicht zu interessieren - völlig ohne Gedankenmanipulation! Naja, ich war eben doch was Frauen anging alles andere als unerfahren. Meistens wusste ich, wo ich ansetzen musste, um sie aus dem Konzept zu bringen. Auch mit ihren noch folgenden Worten hatte sie vollkommen recht, aber das war ja der Plan. Ich wollte mich so weit aus dem Fenster lehnen, bis ich kurz vorm Fallen war oder eben wirklich raus fiel. Ich wollte austesten, was ich aus ihrer momentanen Verwirrung alles rausholen konnte. Zwar würde ichs wohl kaum so weit schaffen, sie wieder ein wenig über die Matratze zu jagen - auch nicht ohne sadistische Hintergedanken -, aber in diesem Moment war sie so verletzlich wie sonst in kaum einem Moment und das wollte ich mir ein Stück weit zu Nutzen machen, um ihr allgemein meine Nähe wieder schmackhaft zu machen. Denn ich wusste, dass sie das bei unserem ersten Zusammentreffen in den Flitterwochen eindeutig genossen hatte, ganz ohne Zweifel. Hatte sie laut genug deutlich gemacht, haha. "Ja, ich weiß... aber grade das machts doch so interessant. Und eigentlich hätte ich gedacht, dass du mir schon viel früher eine klatscht oder wieder das Gesicht verbrennst." raunte ich ihr - weiterhin breit grinsend versteht sich! - ans Ohr, hob mein Kinn dann aber von ihrer Schulter an, um sie ganz sachte, nur hauchzart am Hals zu küssen. Na mal sehen, wann ihr dann die Hand ausrutschte, ob sie sich überhaupt ansatzweise entspannen konnte, solange ich sie anfasste. Denn dass sie verspannt war, in sich eher unruhig, schien gerade nur schwer zu vertreiben zu sein.
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Riccarda Ann Ich war schon kurz davor, ihn zu fragen, wie er auf die Gedanken kam, dass ich ihm das wirklich glaubte. Er hatte mir bei unserer ersten Begegnung das Kleid zerrissen, nachdem er mit einem billigen Anmachspruch oder einem verheißungsvollen Zwinkern eine meiner engeren Freundinnen anmachen wollte und ließ sich durchgehend von mir provozieren, wenn man das daraufhin folgende Familiendinner in aller Öffentlichkeit bemerkte, das ebenfalls schief ging. Dann hatte ich ihn auch einmal mitten auf einer rauschenden Party mit grellen Lichtern und betrunkenen Weibern aus der Haut fahren lassen und immer nur seine aufbrausende Seite zum Vorschein kommen zu lassen. Anscheinend hatte ich da so meine Wirkung auf ihn, aber das sein nun dahin gestellt. Dann kamen auch so noch seine aggressiven Ausrutscher seitens seiner Familie oder anderen Dingen zur Ansprache… ich konnte ihm einfach nicht glauben, dass er ein sanfter Charmeur sein konnte, der einer Frau wirklich auch mehr abringen konnte, als sie einmal nageln zu wollen und dann schleunigst zu verschwinden. One Night Stands waren doch seine Sache, ich hatte bei dem Thema immer sofort an ihn denken müssen und nun wollte er mir tatsächlich sagen, dass er auch romantisch sein konnte. Nein. Ich packte das einfach überhaupt nicht, da konnte der junge Mann es mir noch mehrere Male ganz verständlich zu übermitteln versuchen. Es passte einfach nicht zu dem Bild, das ich bereits von Isaac hatte. Er wusste ja selber, dass es sich unglaubwürdig anhorchte und so verlangte er hoffentlich nicht von mir, dass ich ihn auf einmal alles abkaufte, was er mir während einer Gewitternacht erzählte. Das Gespräch beschäftigte mich aber so derartig stark, dass ich von dem Tumult über meinem Kopf kaum etwas mitbekam und das laute Grollen der Donnerschläge kategorisch ausschaltete. Die kleinen Kracher konnten mühelos ignoriert werden. Der Donner war trotz seiner ohrenbetäubenden Lautstärke leichter zu vergessen als die hellen Blitzschläge, die sich zum Teil sogar noch am Nachthimmel in alle erdenklichen Richtungen entluden, sodass schlussendlich aus einem großen Blitz fünf dünne Zacken durch die Luft auf die Erde zu rasten und dann irgendwo einschlugen. Mich würde es nicht wundern, wenn es brennen würde, wäre da nicht der Regen, der dieses Risiko gewissenhaft eliminierte. Manchmal fiel es mir schwer, Isaac zu verstehen, aber seine Stimme war so nahe an meinem Ohr, dass ich schon wirklich taub sein müsste, um ihn nicht zu verstehen… oder ich ließ mich doch ein bisschen zu stark von dem Wetter ablenken, was ich aber tunlichst vermeiden wollte. Ja schon gut, mich interessierte das Gespräch einfach extrem. Und es wurde auch noch spannender, denn ich wollte einfach glauben können, dass er gerade ehrlich zu mir war und nicht nur das Blaue vom Himmel log, damit ich einsah, dass er mir in der Lage echt geholfen hatte, darauf dann immer herumreiten konnte. Es fiel mir aber so unendlich schwer. Es wunderte nicht nur den jungen Werwolf. Unter normalen Umständen hätte ich ihn gar nicht erst so nahe an mich heran gelassen, sondern wäre weiterhin auf einen gewissen Sicherheitsabstand gegangen, auf den ich dann auch durchgehend bestanden hätte. Nun aber war er bereits in meiner Wohlfühlzone drinnen und ich sah ihn mehr als starken Rückhalt im Kampf gegen das Gewitter an, weshalb ich ihn kaum aus meiner Nähe weg haben wollte. Dann würde ich bewegungsunfähig mitten im Regen unter einem tobenden Unwetter stehen, was das Schrecklichste war, das ich mir im Moment vorstellen konnte. Allein der Gedanken daran, brachte mich zum Zittern. Isaac schaffte es dann sogar, mich noch ein Stück weit aus der Fassung zu bringen, indem er die sensible Haut am Hals mit seinen Lippen berührte. Zeitgleich verkrampften sich meine Finger für einen Moment zu Fäusten und lockerten sich dann aber wieder, nachdem ich meinen ganzen Willen dafür zusammen gekratzt hatte. Gerade in dem Moment nahm ich jede Zuneigung an, die ich bekommen konnte – selbst wenn sie von einem Kerl ist, der das Wort wahrscheinlich nicht mal in seinem Wortschatz führte. „Wenn du so weiter machst, kann ich dir so eine hübsche Brandnarbe versichern“ warnte ich ihn, aber meine Stimme wurde von einem nahen Donnergrollen erstickt.
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Isaac Sie schien sich wirklich fieberhaft den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es denn wirklich möglich war, dass ich sowas wie eine charmante, richtig hingebungsvolle Seite in mir trug. Aber ich wagte mal zu bezweifeln, dass sie zu dem Schluss kommen würde, dass das tatsächlich möglich war. Viel mehr würde sie der Überzeugung sein, dass ich grundsätzlich nur auf das Eine aus war und mir in keinem Fall jemals mehr Zeit für eine Frau nehmen würde, als unbedingt nötig war, um sie in meinem Bett liegen zu haben. Ich gab auch gerne zu, dass das in den meisten Fällen so war, es war echt nicht die Regel, dass ich mir freiwillig mal mehr Ruhe und Zeit für eine Bettgeschichte nahm. Da musste die Frau schon wirklich etwas ganz Besonderes an sich haben, das den Aufwand zu 101% wert war, sie musste mehr als alles haben, was ich wollte. Sie musste den gewissen Reiz haben, der mich dazu verleitete, ausnahmsweise mal nicht ausschließlich egoistisch zu sein. Riccarda hatte durchaus diesen einen gewissen Reiz... allerdings stritten wir uns recht häufig und sie hatte mich auch nicht grade selten beleidigt, weshalb ich es nicht unbedingt einsah, mich ihr gegenüber als den Gentleman zu geben. Zwar wäre sie das vom Körper her definitiv wert - und ich würde auch auf diese Karte setzen, wenn ich sie anders gar nicht mehr ins Bett kriegen würde -, aber dadurch, dass wir so oft aneinander rauschen, war ich mir nicht so sicher, ob sie die Mühe wert war. Sicher, ich war so oder so an die junge Frau gekettet, aber das hieß ja nun nicht, dass ich den perfekten Ehemann, Charmeur und Romantiker geben musste. "Wenn du das machst, stehst du aber ganz alleine hier draußen im Regen, Süße. Ich glaube nicht, dass dir sehr wohl dabei wäre.. und du kannst mir auch nicht sagen, dass du dich so gar nicht wohlfühlst in meiner Nähe.. sonst würdest du sie nicht so lange dulden. Mag sein, dass das zum Teil auch am Wetter liegt, aber auch wenn wir bisher kein Wort darüber verloren haben, wissen wir beide, dass wir auch schon auf sehr... sagen wir mal angenehme Art und Weise aneinander geraten sind. Und selbst wenn du dich selber daran nicht gern erinnerst - dein Körper tuts." sprach ich mit verführerischer Stimme weiter auf den Engel ein, machte keine Anstalten, mich von ihr zu lösen und auch nur irgendwie ein wenig mehr Distanz zwischen unsere Körper zu bringen - denn nah waren wir uns zweifelsohne, dadurch dass die Klamotten wegen des Regens noch näher am Körper lagen als sonst, fühlte sich das auch nochmal ganz anders an. Und jaaaa, ich lehnte mich immer weiter aus dem Fenster, vor allem mit dem, was ich sagte. Aber das sollte noch nicht genug sein, ich spielte gerne auf Risiko, einfach weil es unheimlich viel Spaß machte - hier spielte ich wortwörtlich mit dem Feuer, als ich meine Arme leicht von ihr löste, nur um sie vorne unter ihr Oberteil zu schieben. Na mal sehen, wann sie mir die Pfoten verkokeln würde, weit konnte die Grenze eigentlich nicht mehr sein, schätzte ich zumindest mal so ein.
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