# ich wusste irgendwie nicht, was ich groß schreiben soll ._.
Riccarda Ann Ich sollte definitiv mal wieder ein bisschen mehr Sport machen, denn ich kam doch ernsthaft leicht keuchend bei meinem Zimmer an, dass zwar wirklich am anderen Ende des Gebäudes lag, aber dennoch konnte ich mich gerade nicht damit abfinden, dass ich wegen den paar Gängen und Treppen tatsächlich außer Atem war. Meine Güte, sowas brauchte ich mir erst gar nicht anzufangen, wobei meine Atmung auch deshalb erhöht war, weil nach wie vor die Panik in mir war, dass er auf einmal auftauchen konnte und mich erneut überwältigte. Die Bilder des Abends hatten die gemeine Eigenschaft, dass sie sich auch spontan in andere Szenarien verstricken konnten und ich hin und wieder keine ruhige Minute hatte, weil ich sofort daran denken musste, was er alles anstellen konnte, wenn ich einmal nicht aufpasste. Sowas nannte man wohl geschädigtes Vertrauen und deshalb wunderte es mich noch so viel mehr, dass ich erneut auf ihn zugegangen war. Hätte ich echt nicht machen müssen und trotzdem war ich soweit über meinen eigenen Schatten gesprungen, dass ich ihm das Porzellan gebracht hatte, dass er mit Freuden und viel Krach zu zerschlagen begann. Wahrscheinlich machte er absichtlich so viel Lärm, aber im Moment würde ihn jeder hier in Ruhe lassen und ich konnte mit beinahe reinem Gewissen sagen, dass ich mit ihm darüber geredet hatte. Zwar würde ich nichts unterschreiben, wo drauf stand, dass Isaac es auch zur Kenntnis genommen hatte, aber hey… dafür war ich auch nicht mehr zuständig gewesen. Es nervte doch, dass ich auf einmal eine Ansprechperson war, wenn es um den Werwolf unter der Scharr aus Engeln ging. Ungewohnt, komisch, einfach seltsam. In meinem Zimmer lehnte ich mich gegen die Tür und sperrte sie ab, damit mich keine bösen Überraschungen heimsuchen konnten und ging dann ins Bad, wo ich mich erneut einsperrte und mir ein Bad einließ. Vorher hatte ich mir noch mein Handy und frisches Gewand geholt. Mit der vollen Lautstärke ließ ich mich in der Badewanne auf musikalische Weise entspannen und das warme Wasser lockerte meine Verspannungen noch dazu ein wenig, was ich ebenfalls sehr willkommen hieß. Einfach an nichts Böses denken, dann würde das Bad bis zum Ende beruhigend wirken. Irgendwann wurde es mir aber zu langweilig, die Playlist war zu einem Großteil auch durchgehört und ich duschte mich noch einmal runter, sodass ich mich gut eine halbe Stunde später mit geflochtenem Haar und einem großen T-Shirt sowie Kuschelsocken wieder in mein Schlafzimmer begab.
# musstest ja auch nich viel kritzeln, war ja ne 'Auslaufsituation' xD ... hört sich an wie menstruationsproblem oder so XDDDD
Isaac Inzwischen waren ein paar Tage vorüber gegangen und die Unruhe, die Wut und die Aggression hatten sich im Großen und Ganzen wohl auch gelegt. Sicher, ich dachte noch immer alle paar Stunden darüber nach, wie ich meinem Vater am besten den Kopf abreißen konnte, aber Fakt war, dass ich das ohnehin jeden Tag machte, das war also schon etwas länger Gang und Gäbe und deshalb war - mehr oder weniger - in meinem Kopf alles beim Alten, alles wie vor dem unschönen Familienzusammentreffen, das so auch gar nicht geplant gewesen war, auf das ich mich nicht hatte seelisch vorbereiten können. Wobei ich mir wiederum nicht sicher war, ob eine Vorbereitung auf meinen Vater überhaupt möglich war. Zwar wusste ich inzwischen mehr als gut genug, wie er tickte, aber egal wie sehr ich mir Ruhe und Geduld einredete, es eskalierte ja doch beinahe jedes Mal und deshalb war es fast schon unnötig, mir vorzunehmen, mal nicht auszurasten. Beide Parteien schienen es ja immer beinahe schon darauf anzulegen. But whatever - mittlerweile war ich wieder halbwegs ruhig und kam gerade vom Jagen zurück, hatte die Zeit überbrücken wollen, in der die Engel ausgeflogen waren, in Aufbruchsstimmung gewesen waren. Hatte schon wieder vergessen wieso, aber es war für mich im Grunde genommen auch gar nicht wichtig, wieso sie jetzt weg waren, ich war einfach nur froh - bis auf Riccarda - keinem Engel über den Weg laufen zu müssen und so passte mir das recht gut in den Kram, mehr oder minder das Schloss für mich alleine zu haben. War übrigens auch ein sehr guter Zeitpunkt um jetzt wieder 'Nach Hause' zu kommen, denn es hatte ganz schön zugezogen und war schon ordentlich windig, das nächste Gewitter war also nicht weit. Genauso wie gewöhnliche Haushunde spürten wir Wölfe auch, wenn ein Unwetter im Anmarsch war und das hier würde kein mildes sein. Ich persönlich hatte da keine Probleme mit, war auch schon im Sturm draußen unterwegs gewesen. Solange man sich nicht vom Blitz treffen ließ, hatte man als Wolf da nur sehr wenig zu befürchten. Als ich durch die Hintertür - ja, ich konnte auch Türen benutzen wenn ich das wollte - ins Haus ging, kam mir aber in den Sinn, das eine mir bekannte Person Gewitter eher weniger toll war und wo unser Beisammensein das letzte Mal während eines Sturms geendet war. Allerdings konnte ich von einem solchen Ausgang wohl noch monatelang nur träumen, hatte ich mir aber selbst zuzuschreiben und deshalb dachte ich da gar nicht weiter drüber nach. Stattdessen ging ich recht locker, beinahe schon entspannt in einem für mich angenehmen, eher langsamen Tempo die Treppenstufen nach oben.
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Riccarda Ann Die Tage waren verflogen und ich hatte wirklich geschaut, dass ich ein wenig mehr Sport machte und mich deshalb die paar bescheuerten Stiegen nicht mehr außer Atmen brachten, egal wie viel Angst ich davor hatte, dass mir womöglich ein rasender Werwolf hinterher jagte. Noch immer nicht Grund genug, dass ich hier auf einmal einen auf faul machte, denn durch die körperliche Anstrengung konnte ich mich über die Tage hin ablenken, kam wieder regelmäßig in den Unterricht, weil ich da auch kognitiv gefördert wurde und mit Ablenkungen und guten Beschäftigungen rechnen durfte. War eben einfach perfekt, dass ich meine Zeit so gut einteilen konnte und mir nur mehr wenige Sorgen über den einen Vorfall machte, der das Verhältnis zwischen Isaac und mir beinahe im Keim erstickt hatte oder zumindest stark beeinträchtigte. Immer öfter kam ich aber darauf, dass er ganz alleine daran schuld war und erst recht nicht glauben bräuchte, dass er jemals wieder ran durfte, da konnte ich selber durchbeißen und eben enthaltsam wie eine Nonne leben, nur damit er ein wenig leiden musste. Rachgedanken waren in meiner Welt erlaubt, solange sie nicht an die falschen Menschen gingen und weiterverbreitet wurden, das wiederum konnte doch ziemlich gefährlich werden. Zumindest bei den falschen Leuten. Heute war der Tag, an dem so ziemlich alle Engel mit bisschen Rang und Namen zu einem Meeting gerufen wurde, das anscheinend ziemlich wichtig war, denn schlussendlich war das Schloss wie ausgestorben und das machte eine äußerst einschüchternde Atmosphäre, weil selbst mehr als die Hälfte der Angestellten ihren freien Tag bekommen hatten und sich ein bisschen Freizeit gönnten. Toll und was sollte ich heute machen, wo es doch laut Wetterwarnung ein Unwetter geben sollte? Im Minutentakt kontrollierte ich von meinem Zimmer aus den sich verdunkelnden Himmel und flehte jede einzelne noch so kleine Wolke an, dass sie weiterziehen würde und mir meine Ruhe lassen könnte. Der Tag war so gut gewesen und nun braute sich ein Gewitter an, bei dem ich völlig auf mich alleine gestellt in einem auf einmal viel zu großem Palast kauerte. Ich saß am Fensterbrett und schaute weiterhin hinaus, beobachtete dann schockiert, wie die ersten dicken Tropfen gegen die Fensterscheibe klatschten und es trotz der frühen Uhrzeit schon so richtig dunkel wurde. Stop, bitte konnte denn niemand Erbarmen mit mir haben?! Das unwohle, flaue Gefühl im Magen ließ nicht mehr lange auf sich warten und schon fühlte ich den Klos im Hals größer und größer werden, als müsste ich daran ersticken. Reine Kopfsache sagten meine Eltern da immer – damals war es noch okay, dass ich mich vor den lauten Geräusche zu Tode erschreckt hatte, aber nun sollte ich langsam darüber hinweg sein, wenn man meine engere Familie nach ihrer Meinung fragte – aber selbst wenn es nur eine eingebildete Angst war, ich bekam sie dennoch beim besten Willen und mit noch so vielen Bemühungen nicht weg. Es war zum Verzweifeln.
Isaac Als ich oben im Zimmer angekommen war hörte ich bereits das Prasseln des Regens auf dem Dach und an den Fensterscheiben, wobei das auf mich persönlich eher eine beruhigende Wirkung hatte, solange kein lauter Donner vorhanden war, denn der konnte ab gewissen Lautstärken für mein sehr empfindliches Gehör verdammt unangenehm werden, im schlimmsten Fall auch Kopfschmerzen verursachen, wobei das bei mir wirklich nur gaaaanz selten vorkam. So oft wie ich mich in Clubs der lauten Musik auf Tanzflächen ausgesetzt hatte war ich eine gewisse Lautstärke fast schon gewohnt, aber nunja. Wie gesagt konnte mir Donner dennoch mal unangenehm werden, woran ich allerdings keine Gedanken mehr verschwendete, als ich im Badezimmer unter der Dusche stand. Verschwitzt schlafen gehen war nicht so geil, da war ich ganz der verwöhnte Sohn und Adel und gerade wie letzterer verhielt ich mich sogut wie nie. Klar, ich nutzte mein 'blaues Blut' - das viel mehr wölfisch war, aber es ging ja nur um das Symbolische - gerne mal aus, um in VIP Clubs und Lounges zu kommen, aber das wars dann auch schon wieder. Ich war einfach keiner dieser schnieken Schicki-Micki-Kerle. Äußerlich vielleicht, wenn ich mal wieder von meinen Eltern in Anzug irgendwohin geschleppt worden war, aber innerlich? Nie, no way. Ich trocknete mich nach der doch beinahe viertelstündigen Dusche kurz ab und zog mich dann wieder an, wobei ich mir die Haare jetzt nicht machte. Die wären innerhalb von zehn Minuten auch wieder getrocknet und ich musste hier ja ohnehin niemanden beeindrucken oder dergleichen. Zudem stand mir 'Bad Hair' eigentlich auch ganz gut, wenn ich sie einfach mal gar nicht stylte. Als ich also wieder zurück in mein Zimmer trat war der Regen schon wesentlich stärker geworden und der erste Donner war zu hören, die ersten Blitze zu sehen. Doch mal nach Riccarda sehen? Sie hatte wirklich extrem Panik geschoben, als wir damals in den Flitterwochen gewesen waren und sie hatte jetzt ja sonst niemanden hier, der ihr ein wenig Beistand leisten konnte.. andererseits war es fragwürdig ob sie den von mir überhaupt haben wollte, naja. Ich hatte jetzt aber sonst nichts zu tun, also trat ich doch einmal den Weg zu ihrem Zimmer an, von dem ich noch bestens wusste wo es lag. Ich ließ mich dazu herab - jaha, kaum zu glauben, aber wahr! - kurz anzuklopfen. "Riccarda..? Kann ich rein kommen?" fragte ich doch beinahe ein wenig vorsichtig. Ich in Verbindung mit ihrem Zimmer brachte für sie schließlich keinerlei positive Gedanken und so hoffte ich einfach mal darauf, dass sie mich hinein bat. Und wenn nicht... na dann halt nicht, sollte sie alleine vor sich hin zittern, aber ich hatte ja jetzt nichts böses im Sinn, eher ganz im Gegenteil.
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Riccarda Ann Die Tropfen waren in immer kleineren Abständen, also viel schneller als vorher, gegen das Fenster geprasselt und wurden wohl auch vom Volumen her schwerer, denn nun konnte es man nicht mehr einfach so ignorieren. Wahrscheinlich war es auch keine geniale Idee, dass ich mich direkt auf die Fensterbank gesetzt hatte und nach draußen schaute, was mir recht schnell bewusst wurde, als der erste grelle Blitz den durch die Wolken verdunkelten Himmel schnitt und kurz darauf das laute Grollen des Donners zu hören war. Heftig zusammenzuckend suchte ich das Weite und verschwand in mein Bett, wo ich die Bettdecke um mich schlang und mit bangem Blick zu dem Fenster schaute, durch das immer wieder das Licht der irgendwo einschlagenden Blitze schien. Ich hatte mich eindeutig schon einmal wohler gefühlt und das Gewissen, dass ich alleine daheim war, war mit Abstand das aller Schlimmste für mich. Als würde es mich vor dem Unwetter bewahren, schlang ich die Daunendecke um meinen leicht zitternden Körper und starrte weiterhin mit geweiteten Augen auf das Fenster. Eigentlich nicht die beste Idee, aber was sollte ich denn tun? Ablenken konnte ich mich schwer, wenn meine Aufmerksamkeit doch eh bei den lauten Donnerschlägen draußen festhing und keine Tätigkeit der Welt – okay, eine Einzige half, aber die wollte ich nicht eingehen, auf gar keinen Fall! – könnte mich also auf andere Gedanken bringen. Schwierig und noch dazu echt beschissen, wenn man überhaupt nichts mit sich anzufangen wusste, dabei aber am ganzen Körper schepperte, da sich die Angst anscheinend überall in mir breit gemacht hatte. Auf einmal konnte ich ein weitaus ruhigeres Geräusch vernehmen, aber dennoch zuckte ich erschrocken zusammen und hörte auf, denn es kam nicht von draußen, sondern eher von der anderen Richtung. Unsicher wanderte mein Blick durch das Zimmer und blieb anschließend bei der Tür hängen, als ich sogar eine mehr als nur nicht erwartete Stimme erkannte und langsam stutzig wurde. Was um alles in der Welt wollte Isaac hier? Machte er sich einen Spaß daraus, dass ich hier die Panik schlechthin schob und wollte sich daran den Abend versüßen oder was genau war sein Plan? Kurz überlegte ich, ob ich ihm überhaupt aufmachen sollte oder es dann nur bereuen würde, aber wenn er wirklich allzu schlechte Absichten hätte, dann würde er wohl nicht einfach anklopfen, sondern wie damals einfach hereingestürmt kommen. Ich entschied mich, dass ich den Weg zur Tür antrat, aber dann auf einmal Krachte es besonders laut und ich überlegte es mir sofort wieder anders: nope, ich stand ganz bestimmt nicht auf und wandte dem Gewitter den Rücken zu. Ganz sicher nicht! „J..“ mir blieb die Stimme weg und so versuchte ich es noch einmal, dieses Mal mit festerem Klang, aber das Zittern blieb dennoch nicht aus „Ja?“ er sollte es gehört haben. Eine Art Neugierde machte sich in mir breit, denn seine Absicht interessierte mich nun schon stark.
# sooo das wurde jetz nich viel, aber von meinem gehirn is noch nich viel wieder zurück gekommen..
Isaac Sie schien zuerst doch noch so ein wenig zu zögern, was ich aber natürlich nicht übel nehmen konnte. Hätte sie gesagt ich solle Leine ziehn, hätte ich das ohne weiteren Kommentar gemacht, aber offenbar entschied sie sich dann ja doch dazu, mir Einlass in ihr Zimmer zu gewähren. Vielleicht würde ja doch ein halbwegs normales Gespräch bei rum kommen. Ich brauchte für die eine oder andere Sache ab und an eben mal jemanden zum Reden und Pascal traute ich nicht mehr über den Weg, vorerst zumindest nicht. Vielleicht hatte er meinem Vater das auch gar nicht so gesagt und der Alte hatte sich das nur so hingebogen um einen Grund zu haben für ordentlich Beef zu sorgen, oder weil er mich in meinem neuen Umfeld beschatten wollte oder was weiß ich, dem traute ich sowieso alles zu. Aber war jetzt auch unwichtig, wollte ich nicht drüber nachdenken. Nachdem ich ihre Erlaubnis hatte drückte ich also den Türgriff runter und schob die Tür relativ langsam auf, bevor ich ins Zimmer ging und die Tür auch sogleich wieder hinter mir zu machte. Erst dann sah ich so richtig zu Riccarda hin, lief dann auch mit Bedacht lockerer Körperhaltung zu ihr, wobei ich dabei auch nicht grade 'hinne machte'. Wie gesagt machte mir Gewitter nichts aus und ich war von der Jagd dann doch auch relativ entspannt, hatte meine sadistischen Gedanken an einem Tier ausgelebt und der Magen war jetzt auch voll, also mehr oder weniger alles im grünen Bereich. "Ich dachte einfach ich schau mal wie's dir so geht.. wegen dem Gewitter, meine ich." sagte ich dann schließlich und zuckte ein kleines bisschen mit den Schultern, hielt den Blickkontakt zu der jungen Frau dabei mit nicht allzu intensivem Blick aufrecht. Ich ließ mich dann auf die Bettkante sinken, rückte Riccarda nicht auf die Pelle oder dergleichen. Aber sie konnte mich immernoch jederzeit wieder ihres Zimmers verweisen, wenn sie lieber allein vor sich hin zittern wollte.
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Riccarda Ann Noch ein letztes Stoßgebet in den Himmel, dass ich nicht die falsche Entscheidung getroffen hatte, aber ich wollte jetzt ganz einfach nicht alleine lassen und wenn ich mich dafür halt damit abfinden musste, dass Isaac in meinem Schlafzimmer war. Damit würde sich meine Angst eher abfinden können als vor dem Gewitter: wenn man sich das noch einmal ganz in Ruhe durch den Kopf gehen ließ, war es doch eigentlich schlimm, was für eine Panik ich vor dem Gewitter haben musste, dass ich meinen Schänder sogar erneut in meinem Zimmer in meine unmittelbare Nähe ließ. Misstrauisch musterte ich ihn, als Isaac das Zimmer betrat und die Tür sachte wieder schloss, als würde er weitere Geräusche vermeiden wollen. Tha, das ich nicht lachte, denn seit wann würde er denn auf andere sehen und der Donner übertraf so oder so jeden noch so leisen Laut. Zumindest war ich davon überzeugt, dass ich sterben müsste, wenn ich noch eine halbe Stunde länger dieser Phobie alleine ausgesetzt war. Demnach konnte ich meinen Ehemann auch irgendwie als letzte Rettung sehen, denn in meiner geschobenen Panik hatte ich voll vergessen, dass er doch auch noch da war. Ausgeglichen, locker und alles andere als wütend schien er aufgelegt zu sein, was schon einmal ein äußerst gutes Zeichen in meinen Augen war und so gewährte ich ihm auch näher zu kommen und hielt meine Augen dabei weiterhin auf ihm, als er sich vorsichtig auf die Bettkante sinken ließ. Meine Beine winkelte ich an und schlang die Arme drum herum, sodass die Decke nur mehr über meinen Schultern lag und mir sozusagen den Rücken stärkte. Es verblüffte mich ehrlich, dass Isaac vorbeischaute, um sich nach meinem Befinden zu erkunden. Obwohl er auch genauso gut kommen hätte können, um sich einen Spaß aus meiner misslichen Lage zu machen, was ich ihm ebenso zutraute. Seufzend sah ich ihn an und hob leicht die Schultern „Beschissen, kurz ausgedrückt“ wie um meine Stimmung noch einmal zu unterstreichen, fuhr ich bei dem nächsten, besonders lauten Grollen zusammen und schrumpfte noch ein wenig mehr, als ich mit ängstlichen Augen zu dem aufflackernden Himmel schaute. Erst nach einer Weile konnte ich mich wieder lösen und schaute Isaac an „Danke, dass du vorbeigeschaut hast…“ fügte ich noch hinzu und versuchte ein wenig Entspannung in meine verkrampften Muskeln zu bekommen.
Isaac Ich verstand gar nicht, wieso sie sich vor dem Gewitter so unfassbar fürchtete. Hier drinnen konnte ihr doch rein gar nichts passieren. Wenn ein Blitz einschlagen würde, dann nicht hier ins Schloss, sondern höchstens in einen der hohen Bäume draußen, es gab also keinen Grund zur Beunruhigung. Außerdem war ich mir nicht mal sicher, ob ein Engel sterben würde, wenn er von einem Blitz getroffen wurde, bei Werwölfen wusste ichs ebenso wenig. Es gab ja sogar ein paar wenige Menschen, die das überlebt hatten, wäre also gar nicht mal so abwegig, dass wir Übernatürlichen irgendwie darüber hinweg kommen würden, waren wir doch ohnehin in allem stärker und besser als ein gewöhnlicher Mensch. Und hier drinnen spürte sie auch weder den Regen, noch den stärker werdenden eisigen Wind. "Wovor genau hast du Angst, Riccarda?" hakte ich vorsichtig nach, hatte zuvor auf ihre Worte hin leicht genickt. Man merkte ihr deutlich an, wie sehr sie sich verspannte, wie sehr sie Angst hatte. Vielleicht konnte ich das besser nachvollziehen, wenn sie mir sagte, was genau sie an Gewittern so verabscheute. Aber so war mir ehrlich nicht ganz klar, was sie damit für ein Problem hatte. Vielleicht konnte ich ihr irgendwie 'helfen', wenn ich wusste, wo genau denn ihr Problem lag. So ließ ich vorerst einfach erstmal nur meinen Blick auf ihr ruhen, weiterhin recht entspannt.
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Riccarda Ann Gute Frage. Wenn ich es selber wüsste, dann könnte ich ja etwas dagegen tun, aber mir war es einfach schleierhaft, wie ich das alles erklären sollte. Dieses schreckliche Empfindung, wenn ich den ersten grellen Blitz am dunklen Himmel erkennen konnte und das unwohle Ziehen in der Magengegend, das mich jedes Mal beschlich, wenn ich das Grollen des Donners vernehmen konnte und wenn es nur irgendwo weit weg war. Seufzend strich ich mir eine Strähne hinters Ohr, die aus dem unordentlich gemachten Zopf gerutscht war. „Ich weiß selber nicht genau, es war einfach bei dem ersten Gewitter, das ich jemals miterlebt hab, schon so, dass ich unmöglich allein sein konnte und voll die Panik geschoben hab. Ich fühl mich dann immer alleine und jedes laute Geräusch wird zur schlimmsten Bedrohung schlechthin.“ Ich hob noch einmal leicht die Schultern und sah ihn beinahe entschuldigend an, denn es war keine so sonderlich tolle Antwort auf seine vielleicht als [i]fürsorglich[/] einzustufende Frage. „Meine Mutter wollte mich sogar schon einmal hypnotisieren lassen, damit sie irgendwie die Erklärung für meine Panikattacken bei Gewitter herausfinden, aber es ist völliger Schwachsinn, wenn man wirklich glaubt, dass sowas helfen kann“ fügte ich schmunzelnd hinzu und zeigte sogar ein schmales Lächeln. Genauso kläglich ließ ich meine Mundwinkel dann auch wieder sinken, denn es bedrückte mich doch schon so lange Zeit, dass ich mich nicht einmal gegen so eine läppische Angst wehren konnte. „Ich vermute ja irgendwie, dass es einfach die lauten, plötzlichen Geräusche sind, die mich in einen zitternden Haufen verwandeln, aber das ist halt alles nur relativ und alles andere als sicher“ Auf einmal bemerkte ich, dass ich versuchte dieses störende Grollen durch Reden zu kompensieren… musste wohl so sein, denn anders konnte ich mir mein plötzlich aufkommendes Verlangen zu sprechen nicht erklären. Eigentlich konnte sicherlich jeder verstehen, dass ich keinen Bock hatte mit Isaac zu reden, aber im Moment nahm ich einfach jede erdenkliche Ablenkung freudig entgegen.
Isaac Konnte sie mir also gar nicht sagen, woran es lag. Wusste sie selbst nicht, wovor genau sie sich gerade in diesem Moment eigentlich fürchtete. Ob mich das jetzt wunderte? Nicht maßgeblich. Viele Menschen hatten vor irgendwas Angst, ohne die genaue Ursache davon zu kennen oder analysieren zu können. Ich für meinen Teil hatte jetzt nicht vor allzu vielen Dingen Angst, eigentlich vor sogut wie gar nichts. Aber es passte auch nicht zu einem Werwolf, ein Schisser zu sein. Meine harte Fassade war zum Teil also einfach real. Inzwischen war ich wohl ein wenig verbittert, konnte man sagen. War allerdings auch fragwürdig, ob man mir das bei den aktuellen Umständen wirklich übel nehmen konnte. Riccarda kam dann doch ein wenig ins Reden, was mich aber nicht weiter stören sollte. War gut, wenn sie sich dadurch immerhin ein kleines bisschen ablenken konnte und so nicht mehr ganz so panisch war - auch, wenn sich das Zittern nicht gänzlich legen würde, bevor das Unwetter vorbei war, nahm ich zumindest mal an. Aber... Hypnose? Ernsthaft? Ihre Mutter schien offenbar an so einen Schwachsinn zu glauben. Dass die junge Frau sich aber selbst als zitternden Haufen bezeichnete, hätte mich beinahe ein wenig zum Grinsen gebracht. Ich verbot mir das selbst, weil ich nicht wollte, dass sie dachte ich würde mich über sie und ihre Angst lustig machen. Das unterdrückte Grinsen kam also eher in einem leichten Lächeln zum Vorschein. "Ich glaube zwar nicht, dass man dich irgendwie dazu bewegen kann, aber.. bei Angst helfen Schocktherapien meistens am besten." stellte ich fest, wagte aber eben mal stark zu bezweifeln, dass Riccarda bei Gewitter nach draußen gehen würde. Wahrscheinlich würden sie keine zehn Pferde da raus kriegen.
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Riccarda Ann Ich mochte es nicht, wenn ich über meine Schwächen und Ängste reden musste, deshalb brauchte ich auch niemandem zu erklären, dass das mit dem Hypnotisieren und Reden und Beraten und was auch immer versucht wurde wenig Wirkung gezeigt hatte. Ich weigerte mich schlicht und ergreifend mit fremden Menschen über meine Probleme zu reden, denn viel zu einfach war ich dann auf einmal die Schlagzeile am Titelblatt irgendeiner Klatschzeitschrift, die sich dann das Maul über meine Angst vor dem Gewitter zerreißen würde. Eine Situation, die mir äußerst unangenehm wäre und sich demnach vermeiden lassen sollte. Keine große Sache, aber schon langsam wussten immer mehr davon, was mich alles andere als erfreut stimmte. Isaac schien keine sonderlich große Show aus meiner Panik vor den hellen Blitzen und dem lauten Donner zu machen, aber ein einfaches Lächeln konnte er sich dennoch nicht ersparen. Misstrauisch zog ich die fein gezupften Augenbrauen kurz zusammen und musterte ihn nachdenklich „Schocktherapie?“ Das konnte doch echt nicht sein Ernst sein, denn nie im Leben könnte ich mich dazu hinreißen lassen, dass ich da auch nur einen Fuß aus meinem Bett hinaus setzte oder im Palast alleine herumwanderte. Was war, wenn auf einmal alles über mir zusammenbrechen würde und ich dann lebendig begraben war? Engel waren Wesen der Lüfte, somit konnten sie mit der Erde nicht viel anfangen und fühlten sich schnell beklemmt und eingeengt, wenn sie unterirdisch unterwegs waren. Deshalb wurde die Asche eines verstorbenen Engels auch immer mit dem Wind davongetragen und niemals unter die Erde gebracht – das wäre eine Entehrung des verstorbenen Engels. Um aber beim aktuellen Thema zu bleiben: nachdenklich schaute ich hinaus und schüttelte dann recht überzeugt den Kopf „Wie sollte es mir etwas helfen, wenn ich mich da rausstelle und jedes Mal zu quietschen anfange, wenn etwas über mir zu krachen anfängt oder so ein Stromstoß die Nacht zum Tag macht?“ Es interessierte mich trotz des Widerwillens, der sich deutlich in meinen Augen wiederspiegelte, wie genau sich Isaac das vorgestellt hatte, dass ich dadurch keine Angst mehr davor haben würde. Vielleicht konnte ich mich ja irgendwann mal davon überzeugen, dass es an sich nichts war, wovor man sich fürchten musste. Es war ja nur ein Gewitter… genau… nein, das kaufte ich mir jetzt schon nicht ab. „Es wäre so einfach, wenn ich wüsste, was für einen Grund es dafür gibt, denn könnte man ja was dagegen machen…“ gab ich entmutigt von mir und fügte in Gedanken noch hinzu, dass es mir sogar recht wäre, wenn ich ein kleines Trauma in meiner Kindheit erlebt hatte, das ich aber erfolgreich verdrängt hatte und es mit einem Gewitter in Zusammenhang stand, sodass es meine Panik erklären könnte.
Isaac Ja, hatte sie schon richtig gehört, Schocktherapie. Sich einfach ganz bewusst der Angst gegenüberstellen, sich ihr schutzlos und ohne Halt auszuliefern. Würde für sie zwar mit ziemlicher Sicherheit ein blanker Horror sein, aber es würde - zumindest theoretisch - von Mal zu Mal besser werden, wenn sie merken würde, dass das Gewitter nicht vor hatte sie auf zu fressen oder anderweitig zu killen. Es war zumindest eben sehr unwahrscheinlich, dass sie dabei draufgehen würde, da müsste sie sich schon wirklich extrem dämlich anstellen. Ich für meinen Teil war wie gesagt nämlich schon oft im Sturm draußen gewesen und bisher war ich immer unversehrt nach Hause zurück gekehrt - wenn ich doch ein paar Kratzer oder anderes mit Heim brachte, dann war da nicht das Gewitter dran Schuld. Aber sie schien von dem allen eher weniger überzeugt zu sein. "Na is doch ganz simpel... du würdest merken, dass das Gewitter dich nicht angreift. Solltest du zumindest." sagte ich weiterhin in dem relativ ruhigen Tonfall, zuckte kurz die Schultern. Wie gesagt, so war zumindest eben die Theorie. Sie würde sich an den Krach gewöhnen und folglich nach einer gewissen Zeit nur noch wenig bis gar keine Angst davor haben. "Bei Spinnenphobien funktioniert das auch, wieso also nicht mit deiner Angst vor den Unwettern?" Hatte ich mal im Fernsehn gesehen. Da hatten sie jemanden mit einer nicht giftigen, aber riesigen Spinne in einen kleinen Raum gesteckt. Nach zwei oder drei Stunden war die Angst weg, die Madame hatte die Spinne dann sogar anfassen können, ohne einen Herzinfarkt zu erleiden. Und fragt mich nicht, wieso ich mir das angesehen hab - ich war am durchschalten gewesen, denke ich.
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Riccarda Ann Ich zweifelte ja wirklich an dieser Art der Therapie, denn es kam mir doch ein wenig gar weit hergeholt vor und klang alles andere als logisch. Wobei… nein, ich wehrte mich da im Moment zu sehr dagegen, als dass ich es zulassen würde, dass es auf einmal doch irgendwie Sinn ergeben könnte und ich eine Möglichkeit hatte, darüber hinweg kommen zu können. Es war einfach nur der Weg, der mich in Angst und Schrecken versetzte. Da müsste ich mich ganz allein meiner größten Angst stellen, niemand wäre mit in dem Boot und könnte mit mir mitleiden. Ich wäre vollkommen einsam. Niemand da, außer dem Gewitter und ich. Allein der Gedanken daran bereitete mir Übelkeit und ein Gefühl des Schwindels. „Es muss ja nicht einmal mich angreifen, denn so ein Blitz schlägt eher in einen hohen Baum ein, aber was ist, wenn der Baum direkt auf mich drauf fällt und sowas würde ich schon aushalten, aber irgendwann wäre die Grenze auch erreicht. Oder nehmen wir einmal an, dass ich alleine daheim bin und so ein Unwetter tobt, ein Blitz einschlägt und es zu brennen anfängt, ich nicht raus, weil mir irgendwas den Weg versperrt?“ Es klang in seinen Ohren sicherlich lächerlich, denn Auswege gäbe es speziell für übernatürliche Wesen wie Engel und Werwölfe immer, aber im Moment fiel mir kein einziger ein „Vielleicht gäbe es dann eh eine Möglichkeit, aber in der Situation würde ich wahrscheinlich einfach nur umfallen und das war's dann“ klärte ich dann ebenfalls noch trocken, es war sogar ein Funke von schwarzem Humor herauszuhören. Es ärgerte mich doch selber, dass ich so ein Angsthase war, sobald das Unwetter in der Nähe war und ich es schon herannahen hören konnte. Wer hatte so einen Scheiß überhaupt erfunden? Der Herr da oben? Mhm, würde ihm ähnlich sehen, aber einen seiner Schützlinge damit zu terrorisieren war doch eher untypisch. Seufzend atmete ich die Luft aus und pustete mir die lästige Strähne von vorhin erneut aus dem Gesicht. „Kein Plan, ob das funktionieren kann, wenn ich mich dagegen so sträube…“ offenbarte ich meine wahren Zweifel an der Strategie Ängste loszuwerden und so ein wenig ratlos – ja, sogar hilflos – zu Isaac, der im Moment mein einziger Gesprächspartner war, somit auch meine einzige Hilfe.
Isaac Jaja, das hatte ich mir schon gedacht. Jetzt suchte die junge Dame hier nämlich fieberhaft nach zahlreichen Ausreden, warum sowas bei ihr ja auf gar keinen Fall funktionieren würde und warum es zudem noch viel zu gefährlich war. Ich zog bloß leicht die Augenbrauen bei ihrem ganzen Gerede nach oben, was wohl schon mehr oder minder Bände sprechen würde, was ich von ihrem Gefasel hielt. Sie hatte nicht Recht und das wusste sie denke ich auch, sie verkroch sich eben nur weiter mit der Angst unter ihrer Decke. Ich kam ja doch nicht umher, ein ganz kleines bisschen zu grinsen. Ich für meinen Teil war mir nämlich ziemlich sicher, dass das ganze bei ihr Wirkung zeigen würde, dass sie sich eben nach dieser Art Schocktherapie nicht mehr ansatzweise so krass fürchten würde. Aber da würde ich wohl vorerst noch ein bisschen gegen eine Wand anreden müssen, bis ich sie dazu bewegen konnte. Ein Dauerzustand war das so aber nicht, grade im Herbst waren hier Gewitter nicht besonders selten und sie würde sich in Zukunft einiges an Qualen ersparen, wenn sie sich da einfach mal nur ein wenig durchbeißen würde. Es war gewiss nicht unmöglich, sie von dieser Angst zu befreien, sie musste nur wollen. Und momentan schien sie das eher weniger zu tun. "Suchen wir grade nach Ausreden, hm?" fragte ich, grinste noch immer ein kleines bisschen. Das mochte vielleicht jetzt ein bisschen provokant sein, aber ich fand es einfach bis zu einem gewissen Grad amüsant, wie sie sich hier vor ihrer Angst verkroch. "Du musst einfach nur ein, zwei Mal über deinen Schatten springen, Riccarda. Unmöglich isses jedenfalls nicht, deine Angst vor dem bisschen Blitz und Donner loszuwerden." beteuerte ich nochmals meine vorherigen Aussagen und Gedanken, zwang mich dann aber, das Grinsen langsam wieder einzustellen. Ich wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass ich sie nicht ernst nahm.
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Riccarda Ann Er brauchte echt nichts zu sagen, sein Blick sagte mehr als tausend Worte. Schrecklich, dass er mich anscheinend schon so gut kannte, um zu wissen, dass ich hier log, bis sich die Balken bogen, damit ich da nicht hinaus musste und meiner Angst Widerstand leisten sollte. Das ging halt einfach nicht. Schluss, Punkt, Aus. Warum? Na einfach so, weil wegen deshalb! Ich seufzte auf, als sich seine Mundwinkel keine fünf Sekunden später zu einem amüsierten Grinsen verzogen und ich einfach aus Reflex heraus reagierte. Schnell griff ich hinter mich, bekam einen kleinen Polster zwischen die Finger und schleuderte sie ihm direkt ins Gesicht. Er konnte diesen nicht einmal abfangen, weil alles so schnell von der Bühne ging, das kaum Zeit für Ausweichmanöver drinnen war. Tja, wenigstens eine kleine Genugtuung des Tages, dass ich mich nach wie vor irgendwie wehren konnte. Zu meiner eigenen Überraschung grinste ich dabei ebenfalls ein kleines bisschen „Du brauchst mir nicht zu sagen, dass ich nach Ausreden suche“ gab ich ihm trotzig zu verstehen und schmollte ein kleines bisschen, was sich aber gleich wieder legte, denn mir war eh klar, dass es schwammige Aussagen waren, die ins Nichts führten und vollkommen unbegründet waren. War mir vor seinem Kommentar auch schon bewusst gewesen, danke. „Echt traurig, dass ich es nicht einmal mir selbst schönreden kann“ Jetzt nur nicht ins Selbstmitleid kippen, denn dann würde ich wohl wirklich noch wegen der eigenen Scham zu heulen anfangen. Ich ließ mich ernsthaft gehen, aber allein wenn ich an eine sehr unwahrscheinliche Konfrontation mit dem Gewitter dachte, schrillten alle erdenklichen Alarmglocken in mir los. So konnte ich nicht arbeiten, ehrlich nicht... okay, war wieder nur eine Ausrede, aber trotzdem. „Ja du hast leicht reden, du zuckst ja nicht bei jedem zweiten Donner zusammen und hast einen unnatürlich hohen Herzschlag“ motzte ich herum und wollte mich weiterhin gegen jegliche Einsicht wehren. Das konnte doch nicht sein, dass er mir hier einen Tipp geben konnte, der mir vielleicht wirklich helfen konnte. Das war ja nicht das Problem an sich, sondern mehr die Hilfestellung, die er mir hier gegeben hatte: alleine in das Unwetter hinaus. Hatte ich Vollidiotin auf der Stirn stehen oder was?
Isaac Und zack, da hatte ich eine Sitzen - allerdings nur mit einem Kissen, wirklich weh tun konnte Riccarda mir damit natürlich nicht, aber das war wahrscheinlich - hoffte ich zumindest - auch gar nicht ihre Absicht gewesen. Ihr passte wohl einfach mein Grinsen nicht, aber das war vorhersehbar gewesen. Das Kissen hingegen eher weniger, weshalb ich es auch nicht mit den Händen, sondern eben mit dem Gesicht abfing. Aber gut, das genehmigte ich der jungen Frau einfach mal anstandslos, immerhin bot ihr das wohl ein kleines bisschen Ablenkung und sie musste letztendlich ja sogar selber ein wenig grinsen. Das bestätigte mir, dass es nicht so falsch gewesen sein konnte, Riccarda in ihrem Zimmer aufzusuchen. Zwar würde 'Jeden Tag eine gute Tat' mit großer Sicherheit nicht mein neues Lebensmotto werden, aber bei der jungen Frau hier hatte ich wohl noch so einiges gut zu machen. Nunja, wirklich wieder gut machen konnte ich meine Tat eigentlich nicht, aber ich konnte wenigstens versuchen, es in Zukunft allgemein besser zu machen. Ich hatte ja wesentlich öfter als nur einmal für Ärger gesorgt und vielleicht sollte ich in Zukunft einfach öfter nachdenken, bevor ich handelte. Jetzt erstmal legte ich - doch wieder ein klein wenig grinsend - das Kissen bei Seite und sah dann wieder zu Riccarda. "Und wenn ich mitkomme? Traust du dich dann?" fragte ich und legte den Kopf ein wenig schief, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Hatte ja keiner gesagt, dass sie sich der Angst ganz alleine stellen musste, davon war nie die Rede gewesen. Sie würde immerhin genauso panisch und verängstigt draußen herum stehen, wenn sie noch jemanden dabei hatte. Denke ich zumindest, das Prinzip der Schocktherapie blieb jedenfalls genau das gleiche. Um ein klein wenig abzulenken warf ich das Kissen wieder zu ihr zurück, jedoch nicht auf Gesichtshöhe, eher in die Bauchgegend, wo es aber wohl genauso wenig weh tun würde. Sollte es ja auch gar nicht, sie sollte nur einfach nicht ganz so viel über ihre Angst und das Gewitter nachdenken. Denn je mehr sie sich in diese unangenehmen Gedanken vertiefen würde, desto mehr Schiss würde sie auch kriegen, ganz klar.
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Riccarda Ann Triumphierend mustere ich ihn kurz dabei, wie er den Polster wieder auf die Seite legte, oder zumindest nicht andeutete, dass ich in den nächsten Sekunden ebenfalls Daunen fressen musste. Meine Aktion war auch mehr so gesehen, dass ich damit schweigend zugab, dass es nur faule Ausreden waren und nicht um irgendeine Kissenschlacht anzetteln zu wollen, denn dafür stand mir der Sinn gerade überhaupt nicht, was aber bestimmt keine Überraschung sein sollte. Vorerst brauchte ich aber wieder etwas zum Spielen, weshalb ein Zipfel der Decke, die nach wie vor über meine Schultern lag, herhalten musste. Nachdenklich switchte mein Blick immer wieder hinaus, zischte dann aber ganz schnell wieder zu Isaac oder dem Raum zurück, sodass ich mich nicht allzu lange mit dem Geschehen draußen konfrontieren musste. Es reichte mir schon, wenn ich den Donner so präsent in meinen Ohren hatte, da musste ich mir die Effekte des Blitzes nicht auch noch geben. Konnte gut verzichten, danke. Ich klappte kurz einmal den Mund auf, schloss diesen aber gleich wieder, nachdem ich drauf gekommen war, dass ich das doch selber nicht wusste. „Keine Ahnung“ murmelte ich vorsichtig und schaute ihn forschend an, denn mir war noch immer nicht ganz klar, inwiefern ich ihm Vertrauen schenken durfte und ab wann es vielleicht schlecht für mich selbst werden könnte, wenn ich ihm zu viel glaubte und abkaufte. „Als wärst du so scharf beim Gewitter draußen herumzustehen“ damit wollte ich ihm nicht unterstellen, dass er Angst davor hatte oder sich sonst irgendwie davor fürchten würde, sondern spielte lediglich die Hoffnung aus, dass er keinen Bock hatte sich da draußen in den Regen zu stellen und zu warten, dass ich schreiend das Weite suchte. Stellte ich mir für ihn zwar sehr amüsant vor, aber auslachen konnte ich mich alleine genauso gut. Als er mir den Polster wieder zuschoss und er an meinem Bauch zum Liegen kam, schloss ich meine Arme drum herum und krallte mich in den weichen Stoff hinein, damit ich mich irgendwo festhalten konnte. Still betete ich, dass er die Frage wirklich nur gestellt hatte, um zu hören, dass ich mich dann vielleicht womöglich trauen könnte – war wahrscheinlich eh nicht der Fall, aber dennoch mochte ich den Gedanken nicht, dass er es machen würde und es dann erst recht an mir scheiterte.
Isaac Wieder bekam ich zu Anfang eine schwammige, eher wage Aussage. Mit einem 'Keine Ahnung" konnte ich nun wieder nicht so viel anfangen, aber es war immerhin kein Nein. Hieß also, dass sie mir doch immerhin wieder so ansatzweise ein bisschen Vertrauen entgegen brachte. Sonst hätte ich ein Nein gekriegt, oder? Doch, ich denke irgendwie schon. Aber ich erwartete auch gar nicht, dass sie mir freudig antwortete, dass es dann kein Problem für sie wäre, nach draußen zu gehen, wenn ich mitkam. Das war erstens absurd und zweitens würde mir das wahrscheinlich ein Stück weit 'Angst' machen - wann ging Riccarda schon mal irgendwo freiwillig mit mir hin? Grade in der momentanen Situation war das einfach ziemlich unwahrscheinlich und so erwartete ich das wie gesagt auch gar nicht, wäre sonst schlichtweg merkwürdig und würde wiederum mich skeptisch machen. Aber war ja nicht der Fall, also genug von diesem wirren Zeug. "Das war schonmal kein Nein." sagte ich so leicht grinsend vor mich hin, hielt sie weiterhin im Blick. Auf ihre noch folgenden Worte zuckte ich wieder leicht mit den Schultern. Naja, wer war da schon scharf drauf? Kaum jemand, würde ich sagen und ich wars im Grunde genauso wenig, aber es störte mich nicht im Regen - oder gar im Gewitter - draußen zu sein, wie eben schon mehrmals erwähnt. "Scharf drauf wäre da sogut wie niemand, denke ich. Aber es wär nicht mal das erste Mal, dass ich im Regen stehe.. wortwörtlich genommen. Ich hab Gewitter öfters mal meiner Familie vorgezogen." erzählte ich, sagte ihr einfach was ich dachte. Für sie war der ganze Zoff bei mir Zuhause ja ohnehin nichts Neues, sie wusste darüber inzwischen wohl mehr als so ziemlich jeder andere hier im Haus und war auch übers eine oder andere Detail informiert. Ich machte darauf ab jetzt auch absolut kein Geheimnis mehr, konnten von mir aus alle hier wissen, wie es im Wolfshaus drunter und drüber ging.
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Riccarda Ann Er hatte recht. Das bedeutete wirklich nicht, dass ich vollkommen abgeneigt war und im Grunde sollte ich mich davor hüten, aber irgendwie wollte ich mir selbst beweisen, dass ich mich meiner Angst stellen konnte. War nur mehr die Frage, von welcher Angst wir hier sprachen: einerseits war da natürlich die Panik vor dem Gewitter, das ich alleine nur ungern ausharren und dessen erhofftes Ende abwarten wollte, aber andererseits war da auch die Panik, dass ich Isaac erneut begann zu vertrauen und er erst recht wieder alles zerstörte, denn das Zerstörungsgen lag irgendwie in seiner Familie, wenn ich mir deren Verhalten so durch den Kopf gehen ließ. Noch bevor ich einen weiteren Gedanken daran zum Schluss bringen konnte, verbat ich es mir und wechselte wieder zu meinem Gewitterproblem – Themenwechsel waren zwar eine schöne Sachen, halfen halt in den wenigsten Fällen. Es war aber dennoch kein eindeutiges Ja. Vielleicht konnte beides heißen, diese Antwort konnte beides heißen. Isaac ging ohne Umschweifen auf meine erneute Ausrede ein und bestätigte diese außerdem, sodass ich mich ziemlich sicher fühlte, in Gedanken erleichtert zurücklehnte, nur um dann wieder ein wenig aufgewühlt zu werden, nachdem er ebenfalls so eine vieldeutige Aussage machte, unter der ich alles Mögliche verstehen konnte. Schon klar, dass er das Trockene, dem Regen vorzog, aber dass er dann noch hinzufügte, wie er hin und wieder vor seiner Familie in den strömenden Regen geflohen war, machte diese Erwartungen der Ablehnung erfolglos. Dieser Fluchtweg war demnach gescheitert, versperrt, nicht weiter nutzbar. Toll, musste ich mir eben was anderes suchen und das möglichst schnell, denn ich wollte in kein Schweigen verfallen… sonst drängte sich das Gewitter erneut vor und Isaac könnte womöglich der Einfall kommen, dass ich meine Ruhe zum Nachdenken bräuchte. Brauchte ich nicht, um das mal klar zu stellen. „Du bist da einfach so zum Spaß raus gegangen, weil du nicht unter demselben Dach wie dein Vater sein wolltest?“ Sowas konnte ich mir nicht einmal mit ganz viel Mühe und unter größter Anstrengung vorstellen. Es klang in meinen Ohren so unglaubwürdig, aber aus seinem Mund wiederum so unendlich wahr, dass ich es nicht länger in Frage stellte, sondern kurz nickte. „Gibt wohl Schlimmeres als ein lautes Unwetter…“
Isaac Haha, sehr komisch. Ehrlich gesagt hätte ich bei ihrer Antwort direkt mal wieder ein wenig genervt reagieren können, weil ich so eine Wortwahl momentan für absolut unangebracht hielt. Zum Spaß?! Sie wusste ganz genau - oder zumindest gut genug! -, was das bei mir Zuhause für Zustände waren, da brauchte sie mir nicht auf diese Art und Weise ankommen. Ihr sollte auch eigentlich bewusst sein, dass ich das alles andere als lustig fand. Aber entweder war der jungen Frau das völlig schnuppe, oder aber sie war sich ihrer unvorteilhaften Wortwahl nicht einmal bewusst. Mir war recht egal, was von beidem nun zutraf, aber meine Mundwinkel sanken unwillkürlich ein kleines bisschen nach unten. Nicht so, dass ich jetzt ein Gesicht für 3 Tage Regenwetter - haha, wie passend - zog, aber zu sehen wars wohl dennoch. Ich würde wohl lieber unter einer Brücke schlafen, als mich jetzt noch jahrelang immer wieder meinem Vater und seinen Aggressions- und Dominanzproblemen auszusetzen. Irgendwann sollte da mal Schicht im Schacht sein, ich ließ mir das nicht ewig von dem alten Sack gefallen. Wurde Zeit, dass ihn jemand von seinem Thron zurück auf den Boden der Tatsachen brachte! Gerade, als ich mit etwas scharfem Tonfall etwas hatte erwidern wollen, fügte Riccarda allerdings noch ein paar Worte mehr hinzu und das ließ mich inne halten. Ja, da hatte sie verdammt Recht. Deshalb sollte sie sich auch gefälligst nicht so in die Hose machen, nur weil es draußen mal ein bisschen ungemütlich wurde. "Ja, eben... und für mich ist der Krach da draußen sogar wesentlich lauter als für dich." merkte ich an, einfach um ihr zu verdeutlichen, dass sie es da von der Lautstärke her sogar durchaus noch besser hatte, als ein Wolf. War einfach eine Tatsache. "Also hab dich nicht so, Riccarda.. ich bin mir ziemlich sicher, dass du deine Angst geregelt kriegen könntest."
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