Sasha Als sie sich dann langsam von mir entfernte, nur noch das eine oder andere mal kaum hörbar schluchzte, war ich mir sicher, dass sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Nicht, als würde ich mir jetzt irgendwas darauf einbilden, aber ohne meine Nähe, ohne meine Wärme wäre sie jetzt sicherlich noch am Heulen. War nunmal eben doch so, dass sie noch Gefühle für mich hatte und dann half meine Anwesenheit, die sachten Berührungen eben doch schon merklich. Ich war jetzt auch einfach froh darüber, dass die Tränen nicht mehr in Strömen an ihren Wangen hinunter flossen. Zwar waren diese sicherlich noch feucht von besagten Tränen, aber Aimee hatte ja logischerweise ein Badezimmer und konnte sich da auch wieder frisch machen. Sollte alles gar kein Problem sein... außerdem war es manchmal gut, sich richtig auszuheulen - nicht, als würde ich das machen, würde schließlich meinem harten Image schaden, aber das Weinen reinigte wirklich die Seele. Danach ging es einem meistens besser, war auch wissenschaftlich bewiesen worden das Ganze. Wobei mich diese ganzen Studien meist sowieso nicht kratzten, gingen mir am Allerwertesten vorbei, man konnte sich heutzutage doch ohnehin auf nichts mehr verlassen, ganz gleich ob 'geprüft' drauf stand oder nicht. Gerade seit ich ein Killer geworden war, hatte sich das Misstrauen bei mir im Allgemeinen wohl auch noch einmal ein ganzes Stück weit verschärft. But whatever, zurück zum hier und jetzt - Aimee hatte gerade wieder den Mund aufgemacht und was sie dann sagte... naja, einerseits erleichterte es mich, dass sie nicht schon fest beschlossen hatte, hier weg zu ziehen, andererseits... naja, falls sie sich dann wirklich dafür entschied, hier wegzuziehen und nach London zu gehen - da kam das Angebot ja offensichtlich her -, würde ich das alles hier hinter mir lassen müssen. Früher oder später musste ich das zwar sowieso, aber dann aus vollkommen anderen Gründen. Für mich stand aber auf jeden Fall fest, dass ich Aimee nicht wieder einfach gehen lassen würde, wenn sie sich tatsächlich dafür entschied, nach London zu ziehen. Ich nickte jetzt also erstmal, sah sie eher verhalten an. "Mich verlierst du nich mehr so schnell, Aimee..." sagte ich dann schließlich und lächelte doch so ein klein wenig, wenn auch nur schwach. Ihre Worte bedeuteten im Endeffekt nämlich, dass sie sich auch mehr oder minder dafür entschieden hatte, mich nicht abzuservieren, auch wenn das alles sicher immernoch unheimlich schwer für sie war. "Nochmal lass ich dich nich so einfach gehen.." fügte ich dann leiser noch hinzu und griff langsam nach ihrer Hand. Allerdings noch immer darauf vorbereitet, dass sie mich doch gänzlich wieder von sich schob. Zwar war jetzt so wieder ein wenig Distanz zwischen uns, aber eben nicht übermäßig viel..
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Ja, schwer war es für mich gerade wirklich noch. Das würde sich aber wieder beruhigen, ich würde mich halbwegs an seinen Job gewöhnen und dann würde es wieder besser werden. Sein Job war mir inzwischen schnuppe, solange er mich da nicht hineinzog und ich nicht all zu viel davon mitbekam. Auch wenn ich bei dem Gedanken, das er nachts Menschen tötete, Angst um ihn hatte, wollte ich nichts davon wissen und einfach rausgehalten werden, nichts von all dem wissen. Klar, es würde nicht so werden wie zu dem Zeitpunkt als ich noch von nichts wusste, aber so wie jetzt würde es ganz bestimmt auch nicht werden. Wir würden das schaffen, da war ich mir sicher. Und durch meinen Gedanken vorhin war ich mir auch sicher das er mit mir mitkommen würde, wenn ich mich wirklich dazu entscheiden würde nach Europa zu gehen, mich neun Stunden Flug zu meinen Eltern zu trennen. Nein, ich war mir fast jetzt schon sicher das ich das nicht konnte, dazu liebte ich diese Stadt zu sehr. Ausserdem hatte ich ja jetzt einen guten Job hier, den würde ich auch nicht einfach so hinschmeissen können, auch wenn das Angebot in London noch besser wäre. Nein, ich wollte hier bleiben, hier bei Sasha, wo ich nur fünf Stunden mit dem Wagen zu meinen Eltern fahren musste. Vielleicht würde ich auch gar nicht mehr nach England fliegen, sondern einfach ablehnen. Obwohl, ein Urlaub dort wäre schon eine schöne Sache. Als er meine Hand vorsichtig nahm, musste ich lächeln, ganz sanft aber das lächeln konnte man eindeutig sehen. Diese Gefühle für ihn würde ich anderen Leuten gegenüber nie beschreiben können, er war meine grosse Liebe. Und die grosse Liebe musste man selbst erlebt haben um zu wissen wie sie sich anfühlte. "Ich will auch gar nicht mehr gehen..." sagte ich leise. Nein, gehen wollte ich eigentlich wirklich nicht mehr. Ich würde nur gehen, wenn er mitkam, sonst würde ich hierbleiben und dahin gehen, wohin er gehen würde, wenn es hier in der Stadt nicht mehr gehen würde wegen seinem Job. Dann würde ich gehen und zwar mit ihm, egal wohin. Hauptsache ich war nicht zu weit von meinen Eltern weg, denn ich wollte das wirklich klären, mich entschuldigen, ihnen sagen das ich wieder mit Sasha zusammen war. "Vielleicht lehn ich auch einfach so ab und fahr stattdessen zu meinen Eltern." überlegte ich, von dem Streit hatte ich ihm in den letzten zwei Wochen nur kurz einmal erzählt. Sollte aber eigentlich reichen, damit er wusste was ich vorhatte. Aber ob ich alleine gehen würde, wusste ich nicht, denn eigentlich wollte ich ihn schon dabei haben, alleine konnte ich so was nicht.
Sasha Sie wollte nicht mehr gehen? Das war doch irgendwo wirklich sehr beruhigend, einfach gut zu wissen. Soll heißen, es würde ihr in nächster Zeit wohl erstmal nicht in den Sinn kommen, mich zu verlassen und endgültig mit mir Schluss zu machen. War nur noch mehr Bestätigung dafür, dass sie mich ebenso brauchte, wie ich sie brauchte und dass ich erstmal nicht darum bangen musste, sie noch ein weiteres Mal zu verlieren. Außerdem bereitete mir das - wenn auch nur eher schwache - Lächeln noch ein etwas wohligeres Gefühl, weil das auch einfach noch einmal zeigte, dass sie nichts gegen meine Nähe hatte - auch, wenn sie das vorhin noch gesagt hatte, galten jetzt wohl schon wieder vollkommen andere Grundsätze und Regeln. Die vorherigen Worte waren also vollkommen unbedeutend geworden, schließlich hatte ich Aimee gerade eben auch schon wieder in den Armen gehalten... meine kleine, zerbrechliche Aimee. Bevor ich noch irgendwas erwiderte, ergriff sie dann aber auch noch ein zweites Mal das Wort. Zu ihren Eltern? Also ich an ihrer Stelle würde dem London zwar definitiv vorziehen, aber... war ja ihre Sache, daran hindern würde ich sie ganz bestimmt nicht. Bloß wusste ich gut genug, dass ihre Eltern noch nie wirklich viel von mir gehalten hatten und da war es dann wohl eher nicht der Fall, dass sie Freudensprünge über das 'neue alte Glück' ihrer Tochter machen würde. Ne, hielt ich für unwahrscheinlich. Dennoch nickte ich ein klein wenig. Auch, wenn ich das plötzliche einfach Ablehnen nicht sonderlich gut hieß, das lag wohl nicht in meinem Ermessen. "Musst du wissen... aber egal wo du dann in der Zeit hingehst, ob jetzt nach London oder zu deinen Eltern... wenn du willst, folg' ich dir überall hin." Meine Mundwinkel hatten sich bei den letzten Worten doch auch wieder so ein klein wenig angehoben, so dass ich wieder ein leichtes, aufrichtiges Lächeln im Gesicht hatte. Ich würde mich einfach voll und ganz nach meiner Geliebten richten, damit sie mir auch ja nicht wieder entglitt und ich sie wieder für Jahre aus den Augen verlieren musste.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Gerade kam ich mir wirklich ein wenig wie in einer kitschigen Liebesromanze vor, das er mit mir überall hingehen würde, das er mich gerade getröstet hatte. Sprach doch eigentlich schon dafür, was mir aber auch nichts ausmachte. Ich mochte Kitsch, liebte Liebesfilme und war manchmal ein richtiges Mädchen. Das gehörte aber einfach so zu mir, wie die Musik zu mir gehörte. Ich hatte früher mit Barbie's gespielt, war schon als kleines Kind getauft worden, hatte nie Fussball spielen wollen, dafür liebte ich schon früh Kleider. Eben ein richtiges Mädchen war ich gewesen, das auf ihre Eltern gehört hatte und eigentlich gläubig erzogen wurde. Das letzte hatte dann aber doch nicht so geklappt, in der Kirche war mir immer langweilig geworden, mich interessierten die alten Geschichten nicht und ausserdem fand ich es schrecklich das ich nicht immer mit meinen Freunden rausdurfte sondern mit meiner Mutter, nur ein einzelnes Beispiel, in der Kirche helfen musste. Spätestens als ich Sasha kennengelernt hatte war es dann vorbei gewesen und ich hatte mich da rauswinden können. War auch besser so, wirklich. Mit der Kirche konnte ich einfach nichts anfangen und das war auch immer noch so, würde sich auch nicht mehr ändern. "Würdest du auch zu meinen Eltern mitkommen?" fragte ich ihn vorsichtig, ich wusste wie ihr Verhältnis war und war froh darüber das seine Eltern mich immernoch nett behandelten, auch wenn sie noch nicht recht wussten was sie von der neuen Beziehung, dem neuen Versuch halten sollten. Aber sein Vater hatte mich schon immer gemocht und mit meiner Mutter wurde es langsam auch wieder besser. Da mussten wir bei meinen aber lange warten, sie würden ihn wohl nie mögen. Trotzdem wollte ich das er sich ihnen wieder stellte, mit ihnen redete. Irgendwas war da nicht ganz richtig. Und doch wollte ich es.
Sasha Das war eine gute Frage... vor allem aber war sie vollkommen berechtigt, schließlich wusste Aimee ja genauso gut wie ich, dass Gespräche zwischen ihren Eltern und meiner Wenigkeit im Grunde genommen echt nie gut endeten. Ich verbot es mir zwar jedes Mal aufs Neue, irgendwie unverschämt zu werden und hielt stattdessen dann meist einfach die Klappe, aber es war jedes Mal eine heikle Angelegenheit. Vor allem, weil ich eben so ein unglaublich direkter Mensch war. Wenn mir etwas auf der Zunge lag, fiel es nunmal einfach schwer, es nicht zu sagen. Aber bisher hatte ich mich da fast immer zurück halten können, es würde schon schief gehen... wenn Aimee das wollte, kam ich auch mit zu ihren Eltern. Hatte ich ja gesagt, auf ihren Wunsch hin würde ich ihr wohl überall hin folgen. Mein Job verlangte schließlich auch keine frühzeitige Urlaubseinplanung oder dergleichen, ich war immerhin mein eigener Chef und mir sollte man wohl auch besser nicht in die Arbeit pfuschen. Da könnte ich mit Sicherheit sehr ungemütlich werden, wenn man mir meine Geschäfte versaute... aber darum ging es jetzt ja gerade gar nicht. Ich nickte und strich leicht mit dem Daumen über ihren Handrücken, sah sie weiterhin mit einem leichten Lächeln an. "Ja, würde ich.." bestätigte ich ihr dann auch noch wörtlich. Zwar würde ich mich bei ihren Eltern ganz bestimmt kein Stück wohl fühlen, aber ich würde damit zurecht kommen und ich hatte es früher ja auch überlebt. War zwar jedes Mal aufs Neue psychisch anstrengend, aber ich würde es zweifelsohne hinkriegen, mich auch dieses Mal ordentlich zu benehmen und mir aus den manchmal teilweise abwertenden Worten ihres Vaters nichts zu machen. Ihre Mutter hackte nicht ganz so arg auf mir rum, was aber vielleicht auch so war, weil ich einige Zentimeter größer war als sie und wenn ich mich richtig aufbaute, die Schultern straffte, konnte ich doch ein wenig beängstigend wirken, glaube ich.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Seine Antwort liess mein lächeln noch ein wenig stärker werden, dazu half auch seine Berührung. Zwar hatte ich jetzt schon tierische Angst vor dem Gespräch mit meinen Eltern, aber das würde bestimmt nicht so schwer werden, würde ich schaffen und ich würde Sasha auch wieder verteidigen, wie ich es nach der Trennung gemacht hatte. Von meinen Eltern liess ich mir einfach schon länger nichts mehr sagen, was auch gut so war, denn sonst wäre ich nicht mehr hier, wäre jetzt nicht bei Sasha und wäre bestimmt an irgendeiner langweiligen Ausbildung oder was noch schlimmer wäre am studieren. Zum Glück hatte ich meinen kopf diesmal durchgesetzt, hatte dann Ian kennengelernt, der mir geholfen hatte. Es war einfach perfekt gewesen ihn zu treffen, mit seinem Laden hier in der Stadt, er hatte mir die nötigen Kontakte geschaffen um in das Orchester zu kommen. Das Beste am ganzen war dann aber doch das ich Sasha wieder getroffen hatte, den Mut gehabt hatte zu seinen Eltern zu gehen. War einfach so und das bewies sich gerade auch. Vorsichtig rutschte ich wieder näher zu ihm, ich wollte einfach seine Nähe. Dazu war es für mein jetziges Vorhaben nötig das ich näher bei ihm war, mit soviel Abstand konnte ich ihn schlecht küssen. Diese winzige Sache war ja jetzt aber aus der Welt geschafft und ich lächelte ihn sanft an. "Dann machen wir in den nächsten Tagen wohl einen Ausflug zusammen." sagte ich leise. Meine Hand lag inzwischen wieder auf seiner Brust und ich musste mich noch ein kleines Stück aufrichten, bis ich meine Lippen auf seine legen konnte. Vielleicht war ich noch ein wenig unsicher, aber mir tat die Nähe zu ihm einfach nur gut. Jetzt aber erstmal reagieren wie er reagierte, auch wenn ich bezweifelte das er mich zurückwies.
Sasha Schien ihr wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, dass ich zugestimmt hatte. War schön, dass es sie gewissermaßen erleichterte, dass sie zumindest für den Augenblick nicht mehr ganz so mies gelaunt war, dass sie mir offensichtlich den ganzen Mist verziehen hatte... oder zumindest war sie auf gutem Weg dahin und das war ein guter Anfang. Sie hatte wenig später auch wieder das Wort ergriffen. Ja, ein Ausflug... einen eher unangenehmen, schätze ich, aber wir würden ja nicht nur mit ihren Eltern reden, sondern sicherlich auch mal irgendwas anderes unternehmen. Wieder zueinander finden... so richtig, meine ich. Da war einfach noch sehr viel zwischen uns beiden, was ungeklärt war und auch Zeit brauchte, damit es eben endgültig vom Tisch war. Aber wie auch immer - dass ich jetzt plötzlich wieder ihre Lippen auf meinen spürte, beendete die Gedanken schlagartig und ich schloss die Augen, um ihn zu erwidern. Ganz sanft, liebevoll. Die freie Hand legte ich an ihre von den Tränen noch etwas raue Wange, strich ganz leicht darüber. Erst nach ein paar Sekunden löste ich meine Lippen wieder von ihren und sah siw weider aus meinen braunen Augen heraus an. "Ja, machen wir..." kam dann noch meine verspätete Antwort, als ich ihr gleichzeitig eine verirrte Strähne hinters Ohr strich. ___ is bisschen kurz aber nja grad keine zeit ._.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Gut, er erwiderte meinen Kuss, hiess das ich ihm so nah sein konnte wie ich wollte und das er nicht daran dachte mir zu sagen wie viel Nähe für mich gut war und wie viel nicht. Das würde nämlich nicht gut gehen auf längere Zeit, weshalb ich nach dem Kuss immernoch das lächeln im Gesicht hatte, ihn verliebt ansah. Gerade war alles für mich gut, wenn sich jetzt nicht der Gedanke an die Arbeit in meine Gedanken schleichen würde. Tat er aber doch und ich wusste das ich gehen musste, das ich zur Arbeit musste. Ich war ja nicht mein eigener Chef wie Sasha. War er überhaupt sein eigener Chef? Wusste ich gar nicht, sollte ich ihn vielleicht mal fragen. Jetzt wollte ich aber nicht mehr auf das Thema zurück, würde mich nur noch mehr ablenken wenn ich dann bei Ian im Laden war. Deswegen löste ich mich auch wieder von ihm, strich noch kurz über seine Hand, bevor ich dann auch aufstand. "Ich muss zur Arbeit... Fährst du mich?" fragte ich ihn und strich mir über die Wangen. Bevor ich gehen würde musste ich aber mein Gesicht waschen und neues Make-up auftragen, sonst würde ich die Wohnung nicht verlassen. Nein, ganz bestimmt nicht, denn ich war mir bewusst wie verheult ich aussehen musste. Sasha hatte sich davon ja nichts anmerken lassen, aber ich wusste es trotzdem und ich hasste es. Es störte mich wenn meine Wangen nicht so weich waren wie sonst, meine Augen rot und vermutlich noch ein wenig geschwollen waren. Ging einfach gar nicht, weshalb ich auch ins Bad ging, auf dem Weg dorthin meine Haare zusammenband. Das musste ich ändern. Jetzt.
Sasha So schnell und unerwartet wie Aimees Nähe gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden gewesen und sie löste sich von mir. Aber jetzt war scheinbar keine Zeit für uns beide, die Arbeit rief. Ich hatte frei - beziehungsweise mir eben frei genommen, eigentlich hätte Arbeit in dem Café angestanden, aber was brachte das schon, wenn ich die Kunden nur anmotzte und einen miesen Gesichtsausdruck drauf hatte? - Richtig, wenig bis gar nichts, so wollte man nämlich bestimmt nicht bedient werden. Ich war viel zu sehr mit Aimee und mit mir selbst beschäftigt, als dass ich in der Verfassung gewesen jetzt irgendwem sein Essen oder sein Getränk zu servieren. Ne, das war nun wirklich nicht im Bereich des Möglichen gewesen, die ganze Zeit höflich zu bleiben und zu lächeln... außerdem schien es ja wirklich gut gewesen zu sein, dass ich jetzt einfach so unangekündigt bei Aimee aufgetaucht war, schließlich hatten wir uns versöhnt. Mehr oder weniger, alles war noch nicht vom Tisch, aber das würde noch kommen. Jetzt jedenfalls tat ich es ihr erst einmal gleich und stand ebenfalls vom Boden auf, sah dann kurz auf mein leicht nasses Shirt runter, wobei das leichte Lächeln nicht mehr so recht aus meinem Gesicht weichen wollte. Ich war einfach erleichtert, mir war eine Last von den Schultern genommen worden. "Klar, kann ich machen." stimmte ich dann - wieder einmal - zu und sah sie wieder an. Sollte sie sich noch kurz frisch machen und dann konnte es von mir aus auch direkt losgehen, ich hatte schließlich nichts mehr vor heute. Ich sollte die restliche freie zeit wohl ins Training investieren, Muskeln blieben immerhin nicht von selbst erhalten.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Als ich mich dann im Spiegel sah, bestätigte sich meine Vermutung nur und ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Ich hasste es wenn ich am Tag weinte, schlimm weinte, das konnte man so schlecht verdecken. Aber es liess sich jetzt nicht mehr ändern, weshalb ich mir als erstes die Reste von der Schminke abwusch, damit ich nochmals alles neu machen konnte. Würde nicht lange dauern, zehn, fünfzehn Minuten bis ich dann auch fertig sein würde, mein Zeug in der Tasche hatte. Während ich dann auch anfing mich zu schminken, kam mir die Frage in den Sinn wie wir das ganze organisieren sollten. Denn ich bezweifelte das Sasha mit meinen Eltern unter einem Dach schlafen wollte, zu mal sie den oberen Stock des Hauses vermieteten seit ich ausgezogen war. Das hiess dann wohl in einem Hotel übernachten und ehrlich gesagt freute ich mich schon darauf, mit Sasha alleine zu sein, vielleicht was essen zu gehen davor. Auch wenn es vermutlich nur gut gehen würde solange meine Eltern ihn nicht zu sehr beleidigten. Das würde ich aber auch gar nicht zulassen und ich wollte auch gar nicht das Sasha sich das gefallen liess. Klar, meine Eltern waren älter und ältere Menschen sollte man mit Respekt behandeln. aber wenn sie unverschämt wurden konnte er ihnen auch mal seine Meinung sagen. Ich glaubte sogar mir würde das gefallen wenn er den Mund aufmachen würde, meine Eltern hatten ein ziemlich falsches Bild vom ihm. Das war aber vor allem durch die Trennung passiert und weil es mir danach so schlecht ging, was er immernoch nicht wusste. Ich hatte aber auch nicht vor ihm zu erzählen wie es mir gegangen war, sonst würde er auch anfangen auf meine Ernährung zu achten. Konnte ich alleine, pf. Jetzt war ich aber auch erstmal fertig und sah auch wieder viel wacher, frischer und hübscher aus wie vor wenigen Minuten. Ich verliess das Bad und nahm meine Tasche die ich im Wohnzimmer hatte. War fertig.
Sasha Aimee war dann auch schon im Badezimmer verschwunden gewesen und ich war zwischendurch in den Flur verschwunden, hatte mir schonmal die Schuhe wieder angezogen - war ja schließlich vorhin so vornehm gewesen, sie auszuziehen und ihr nicht direkt die Wohnung damit dreckig zu machen. Schließlich treib ich mich von Zeit zu Zeit ja auch in den dunkleren, dreckigeren Gassen der Stadt herum. Also immer lieber auf Nummer sicher gehen und die Schuhe im Flur ausziehen, was ja kein allzu großer Aufwand und so wartete ich dann an die Wand im Flur gelehnt einfach darauf, dass meine Freundin - so konnte ich sie jetzt ja mit Sicherheit wieder nennen, nachdem alles halbwegs geklärt war - im Badezimmer fertig wurde. War sie dann auch wenige Minuten später und so holte sie wohl nur noch schnell ihre Tasche aus dem Wohnzimmer, wo wir zuvor noch zusammen auf dem Boden vor dem Sofa herum gesessen hatten. Als sie dann zu mir in den Flur gekommen war, schnappte ich mir bloß noch meine Lederjacke vom Kleiderhaken an der Wand und streifte sie mir über. War ein bisschen frisch draußen, war auch schon den ganzen Tag ziemlich windig gewesen... Aber gut, der Sommer rückte langsam näher, was mich auch ziemlich freute. Ich hatte einfach gewisse südländische Wurzeln und da mochte ich Sonne natürlich wesentlich lieber als Wind und Regen, allgemein kalte Temperaturen und schlechtes Wetter. Ich wartete noch, bis Aimee soweit war, ehe ich ihr noch einen kurzen Blick zuwarf und dann auch schon die Haustür öffnete - gentlemanlike ließ ich sie natürlich zuerst durchgehen, ehe ich selbst hinter ihr die Wohnung verließ. Abschließen war ja ohnehin nicht nötig - ohne Schlüssel kam man bei solchen Schlössern nicht rein, die verriegelten automatisch. War bei meinem Loft nicht anders... aber da war das auch definitiv angebracht, war schon der eine oder andere wertvolle Gegenstand dort zu finden.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Ich war dann doch noch nicht ganz fertig, es fehlten noch meine Schuhe, die ich irgendwo in der Wohnung hatte. Nur wusste ich nicht genau wo, weil ich nicht immer so vornehm war und sie ihm Flur auszog, nein, ich verteilte meine Schuhe in der ganzen Wohnung. Kam eben immer drauf an wie gelaunt ich war oder ob ich gleich wieder gehen musste. Wenn ich müde war standen sie am nächsten Morgen meistens vor meinem Bett, so wie es in den letzten Tagen gewesen waren. Aber ich wollte die schwarzen Stiefel gar nicht, zu dem Outfit gehörten doch schon hohe Schuhe für meinen Geschmack. Die fand ich dann auch im Flur und schlüpfte in die schwarzen schlichten High Heels. Sonst sollte ich eigentlich warm genug haben mit dem Blazer, ausserdem würde mich eine Jacke nur noch mehr stören, lieber verzichtete ich darauf. Bestimmt würde er mich auch wieder abholen und wenn nicht fuhr ich mit der Bahn, waren nur noch fünf Minuten zu Fuss bis zu meiner Wohnung, war also auch nicht weiter schlimm. Gerade ging ich aber erstmal zur Haustür nachdem er mir so nett die Tür aufgehalten hatte und steuerte seinen Wagen an, der aus der Masse herausstach. Jetzt war mir auch gänzlich klar wie er sich den Wagen leisten konnte und insgeheim fragte ich mich wie viel Geld er noch hatte. Eigentlich konnte ich mir gar nicht vorstellen das man dadurch so viel Geld verdienen konnte. Und dazu wollte ich es mir auch nicht vorstellen, die Vorstellung alleine liess mir wieder eine Gänsehaut über den Rücken wandern und ich verkrampfte mich ein wenig in der Körperhaltung. Das erklärte eigentlich alles, ziemlich sorgfältig war er mit seinem Geld nämlich nicht umgegangen. Und er war immer da gewesen wenn ich fertig mit Arbeiten war. oh Gott, wie hatte ich das nur nicht bemerken können? Richtig blind vor Liebe, würden das jetzt andere Leute nennen. Sasha hatte den Wagen inzwischen aufgemacht und ich stieg ein, schnallte mich an. Konnte von mir aus los gehen.
Sasha Ja, heute war es dann jetzt soweit... ich würde mit Aimee zu ihren Eltern, beziehungsweise zu einem Hotel, fahren. Nur standen eben ein paar Besuche bei ihren Eltern auf dem Plan. Einerseits sollte ich das wohl gut heißen, weil das Verhältnis definitiv ein bisschen Aufarbeitung und guten Einfluss brauchte, aber andererseits glaubte ich eigentlich nicht wirklich daran, dass es an der Beziehung zwischen ihren Eltern und mir noch irgendwas zu verbessern gab. Ich denke einfach, dass sie alles in allem ein komplett falsches und schlechtes Bild von mir hatten. Und das schon ohne, dass sie wussten, was ich 'beruflich' so machte... aber gut, nicht mal meine eigenen Eltern wussten etwas davon, also würden weder Aimee noch ich ihren Eltern davon auch nur ein Sterbenswörtchen erzählen. So etwas bedarf absoluter Geheimhaltung und zwar sehr konsequent. Würde sie darüber irgendwem gegenüber ein Wort verlieren.. ja, doch, dann würde ich sehr wahrscheinlich sauer werden und es stünde ein neuer Streit zwischen uns beiden an. Die letzten paar Tage waren aber eigentlich gut gewesen, deswegen war ich guter Dinge, dass es auch weiterhin halbwegs entspannt weiter lief. Jetzt jedenfalls war ich bei Aimees Wohnung angekommen, um sie abzuholen. Mein eigenes Gepäck war bereits im Kofferraum des Audis verstaut und so stieg ich jetzt aus, um zru Haustür zu gehen und zu klingeln. Dann würde ich noch ihre Sachen im Kofferraum verstauen und dann würde es erstmal zum Hotel gehen - 4 Sterne, ich hatte es mir verboten, dass 5 Sterne Hotel zu nehmen. Ich wollte ja schließlich eigentlich sparen und so viel Luxus war dann auch wieder nicht notwendig. Naja, jedenfalls würde dort das gebuchte Zimmer bezogen werden und dann anschließend hatten wir noch wenige Minuten zum entspannen, bevor es zu ihren Eltern und dem eigentlich vorprogrammierten Zoff gehen würde. Auf letzteres freute ich mich ja so wirklich absolut gar nicht, aber es führte kein Weg dran vorbei. Und sollte es zu sehr eskalieren, dann würden mir weitere Besuche vielleicht wenigstens erspart bleiben und ich hatte mehr Zeit für Aimee.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Die letzten Tage waren recht entspannt gewesen, auch wenn ich schon bemerkt hatte das wir uns weniger gesehen hatten als sonst. Ich hatte einfach ein wenig mehr üben und insgesamt mehr arbeiten müssen damit ich jetzt auch ein paar Tage frei hatte und sie geniessen konnte. Auch wenn geniessen wohl das falsche Wort war, ich war mir sicher das bei mir ein paar Tränen fliessen würden, spätestens wenn mir meine Eltern die Streits nicht verziehen. Klar, wir hatten schon länger keinen Kontakt mehr, aber es waren trotzdem meine Eltern und ich liebte sie immernoch, trotz den ganzen Sachen die sie über Sasha gesagt hatten. Darüber konnte ich sogar noch hinweg sehen, wenn sie sich dieses Mal beherrschen könnten, wir uns wieder vertrugen. Dann wäre in meiner Welt eigentlich alles wieder in Ordnung, es gäbe keine Probleme mehr und ich und Sasha konnten die nächste Zeit einfach geniessen. Ja, das klang gut. Das Angebot hatte ich auch vor drei Tagen abgesagt, nachdem ich endgültig entschieden hatte hier zu bleiben, bei dem Orchester, Ian und natürlich dem Wichtigsten, meinem Schatz. Als ich das klingeln hörte, war ich gerade dran meinen Koffer zuzumachen und ich nahm in mit in den Flur, öffnete die Tür. Ein lächeln zierte meine Lippen und ich küsste ihn kurz zur Begrüssung. Als ich mich ein paar Sekunden später von ihm löste, schlüpfte ich in meine Sneakers. Heute hatte ich wohl wirklich ein nicht so schickes Outfit an. Schlabberhose und ein bequemes Shirt. War für die lange Fahrt einfach viel besser, ich meine, wir mussten fünf Stunden fahren. Und das tat ich bestimmt nicht in einer engen Jeans, war einfach unbequem. Bestimmt würden wir auch eine Rast machen, war ja für Sasha auch anstrengend so eine lange Autofahrt. Und für das fuhren wir ja auch extra recht früh. Also was hier hier recht früh, es war schon neun Uhr. Okay, war doch recht früh, wir würden um 14 Uhr ankommen, eine kurze Pause machen... Und dann zu meinen Eltern gehen, wovor ich Schiss hatte. Würde ich aber nicht zugeben, weshalb ich jetzt auch meine Jacke noch nahm, wie meine Handtasche und nach draussen ging. Abschliessen würde ich gleich wenn Sasha draussen war.
Sasha Sollte auch nicht allzu lange dauern, bis ich Aimee schon zu Gesicht bekam und kurz darauf auch ihre weichen Lippen auf meinen spüren durfte. Ich sollte mich wohl wirklich glücklich schätzen, dass sie trotz allem an meiner Seite bleiben und zu mir stehen wollte. Das war schließlich alles andere als selbstverständlich und ich war ihr wirklich dankbar dafür... einfach für alles. Selbst die Trennung kreidete ich ihr inzwischen nicht mehr an, sondern sah einfach darüber hinweg. Schließlich hatte ich mir jetzt auch so einiges zu Schulden kommen lassen, war also ausgeglichen, Gleichstand sozusagen. Sie hatte damals eben richtig Mist gebaut, ich hatte jetzt Mist gebaut... wobei 'Mist' in beiden Fällen sehr mild ausdrückte, was vorgefallen war, aber ich wollte mich auch gar nicht zu lange mit diesen negativen Gedanken aufhalten. Schließlich stand mir eine doch recht lange Fahrt bevor und da musste ich bei der Sache sein, mich konzentrieren. Wobei ich natürlich nicht dauerhaft schweigen würde - würde auf Dauer glaube ich auch unangenehm werden, mit ziemlicher Sicherheit. Jetzt erstmal ging ich mit Aimee zum Auto zurück und lud ihre Sachen zu meinen in den Kofferraum, welchen ich dann auch wieder schloss, sobald alles sicher verstaut hatte. Noch ein kurzer Blick zu meiner Freundin und dann stieg ich auch schon in den Sportwagen ein. Insgeheim hoffte ich wirklich, dass die Straßen halbwegs frei waren, damit ich auch mal das Gaspedal durchdrücken konnte. Wenn Aimee dabei angst haben sollte... naja, dann würde ich das wahrscheinlich sein lassen, aber wäre schon ärgerlich, zumal wir dann auch länger brauchen würden, bis wir ankamen. Ich schnallte mich - schön brav und vorbildlich, haha - an und wartete nur noch darauf, dass Aimee eingestiegen war, ehe ich losfuhr. Navi brauchte ich nicht, ich kannte den Weg... hingen genug schlechte Erinnerungen dran, damit ich ihn so schnell nicht vergessen würde. Hmpf.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Die Tür wurde dann zur Sicherheit auch nochmals abgeschlossen, einfach das sie wirklich verriegelt war und ich stieg in den schicken Sportwagen ein, schlug die Wagentür hinter mir zu. Meine Chillerklamotten und dieser Wagen passten einfach mal so gar nicht zusammen, was mich kurz schmunzeln liess. War relativ nebensächlich, nicht wichtig und ich verscheuchte die Gedanken wieder. Angeschnallt war ich dann auch recht schnell und mein Freund fuhr los. Im Moment war ich sogar noch recht gut, sah nach vorne auf die Strasse. Zuerst mal mussten wir aus der Stadt raus, auf den Highway, was bestimmt ein wenig dauern würde. Es gab ja nicht umsonst so viele Ampeln, Zebrastreifen und Kreuzungen in er der Stadt. Wir kamen dann auch schon an die erste Ampel, die natürlich -wie könnte es auch anders sein- rot war und Sasha so zum Anhalten zwang. Mein Blick folgte der jungen Mutter die den Kinderwagen über die Strasse schob und dann weiterging. Das brachte meine Gedanken sofort zu dem Thema Kinder, ich fragte mich wieder mal wie Sasha zu ihnen stand. Ich verlor sie aus den Augen als Sasha weiterfuhr und zog die Beine ein wenig auf den Sitz, natürlich hatte ich meine Schuhe noch ausgezogen. Ich wollte ja seinen schönen Wagen nicht dreckig machen. Aber zurück zu meinen Gedanken. Was würde passieren wenn wir mal nicht aufpassten und ich aus versehen schwanger wurde? Mich würde das nicht stören, klar ich war ziemlich jung, aber wir waren beide selbstständig und bestimmt würde das auch finanziell gehen. Zumindest solange wie Sasha bei mir blieb, was ich ziemlich sicher sagen konnte. Er würde nicht abhauen, nein. Ich vertraute ihm blind und wenn unsere Beziehung seinen Job vertrug würde das mit einem Kind bestimmt auch tun. Bestimmt wäre es das süsseste, kleine Kind das es gab, wenn es ein Mädchen war mit meinen dunklen Locken und seinen dunklen Augen. Wunderschön. Das ich völlig in meine Gedanken versunken war bemerkte ich gar nicht.
Sasha Wie ich rote Ampeln und langsame Fußgänger beim Autofahren hasste... die konnten ihre Hintern doch wohl wenigstens mal schneller über die Straße bewegen, wenn die Autos schon extra für sie hielten. Ich kroch doch auch nicht über Zebrastreifen, sondern ging zügig drüber. Gut, bei der alten Oma, die da mit ihrem Stock über die Straße dackelte, konnte ichs ja noch verstehen, aber beim Rest? Nein, nicht wirklich. Waren alles halbwegs junge Leute und ich konnte nicht verstehen, wieso die sich so viel Zeit ließen, um die asphaltierte Straße zu überqueren. Aber gut, war dann kurz darauf auch schon so weit, dass die Ampel auf grün umsprang, alle lästigen Fußgänger von der Straße weg waren und ich mit dem Audi - und natürlich Aimee im Gepäck! - weiter fahren konnte. Ich warf dann mal einen kurzen Seitenblick zu ihr rüber und sie sah zugegeben ziemlich nachdenklich aus. Zudem schwieg sie auch schon die ganze Zeit über, weshalb es nahe lag, dass sie ziemlich in Gedanken versunken war... zwar musste ich den Blick wieder nach vorne richten, aber gedanklich war ich teilweise auch bei Aimee hängen geblieben und nicht mehr ausschließlich auf die Straße konzentriert. Ich war zwar ein Kerl, aber trotzdem halbwegs multitaskingfähig. "Worüber denkst du nach?" fragte ich meine Freundin in komplett ruhigem, ausgeglichenem Tonfall. Noch einmal warf ich einen kurzen Seitenblick zu ihr rüber, ehe ich die Augen wieder auf den Asphalt und den Verkehr um uns herum richtete.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Als ich dann plötzlich Sasha's Stimme vernahm, zuckte ich erstmal leicht zusammen, bevor ich meinen Blick zu ihm schweifen liess. Sollte ich jetzt wirklich mit der Wahrheit rausrücken? Er würde das doch bestimmt merkwürdig finden und am Schluss noch was falsches hineininterpretieren. Aber ich konnte ihn nicht anlügen, wollte ihn nicht anlügen so wie er es getan hatte. Stop, war vorbei und würde er auch nicht mehr tun. Ein wenig unruhig biss ich auf meiner Unterlippe herum und fuhr mir durch die Haare, bevor ich anfing mit dem Ring meiner Grossmutter zu spielen. "Ich hab darüber nachgedacht wie unsere Kinder aussehen würden." gab ich eine Antwort und beobachtete ihn genauestens. Ich hatte einfach keine Ahnung wie er auf dieses Thema zu sprechen war, was er von Kindern hielt, was er mir jetzt antworten würde. Und ehrlich gesagt machte ich mir gerade nur negative Gedanken, ihn mir als Vatertyp vorstellen konnte ich nicht. Nein, wirklich ging überhaupt nicht und genau deswegen konnte ich ihn jetzt so schlecht einschätzen, bildete mir Sachen ein die bestimmt gar nicht der Fall waren. Oder von denen ich hoffte das sie nicht der Fall waren. Ich wollte Kinder haben und wenn er nicht wollte... Nein, ich wollte mir gar nicht vorstellen was dann passieren würde, vor allem war ich ja immernoch recht jung. Eigentlich sollte ich gar nicht solche Gedanken haben, sondern mein Leben geniessen. Aber es schlich sich eben immer wieder der Gedanke ein das wenn bei seinem Job irgendwas passieren würde, er nicht mehr zu mir kommen würde, ich einen Teil von ihm behalten wollte. Und mit einem Kind von ihm wäre das gelöst, auch wenn ich natürlich trotzdem nicht wollte das ihm was passierte. Gerade war meine Aufmerksamkeit immernoch auf Sasha gerichtet, weil ich alles mitbekommen wollte was in seinem Gesicht vorging.
Sasha Also zuerst dachte ich ja schon irgendwie so ein bisschen, dass ich mich da gerade verhört hatte. Das war aber nicht der fall und ich blickte wohl ein bisschen verwundert drein... Kinder? Dachte sie wirklich jetzt schon über Kinder nach? Ehrlich gesagt hatte ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich jetzt ganz bestimmt noch keine haben wollte. Als Zweites kam mir in den Sinn, dass ich alles andere als ein Musterbeispiel für einen guten Vater war, sein würde. Ich meine, hallo, ich brachte Menschen um... nur für Geld im Endeffekt und nichts anderes. Ich wollte weiß Gott nicht, dass mein zukünftiges Kind in meine Fußstapfen trat. Nein, das war das letzte, was ich wollte. Ich konnte von mir ohnehin nicht behaupten, dass ich Kinder über alles liebte... fremde zumindest nicht. Wenn es sich da um ein eigenes handelte, war das sicherlich nochmal etwas völlig anderes. Ich war mir fast sicher, dass dann auch väterliche Fürsorge, Gefühle aufkamen und ich mich gut darum kümmern würde - aber nicht jetzt. "Is noch 'n bisschen früh, findst' nich?" stellte ich nur eher gemurmelt fest, als ich einen Gang höher schaltete und ein wenig mehr Gas gab, damit wir noch bei Gelb über die Ampel kamen. Sobald das geschafft war, ging ich aber auch schon wieder ein Stück weit vom Gaspedal runter. Unnötig durch die Stadt rasen musste schließlich nicht sein... konnte man viel besser auf dem Highway, auf dem wir bald ankommen würde. Zumindest hoffte ich, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, ich war schon immer so ein wenig süchtig nach Geschwindigkeit gewesen... der Adrenalinkick war einfach herrlich.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Da kam dann auch schon die Reaktion von ihm die ich erwartet hatte. Zumindest hatte ich sie teilweise erwartet, da ich ihn ja doch einigermassen gut kannte. Zumindest würde ich das behaupten wenn ich jemanden begegnete, sonst hätte er mir seinen Job besser verheimlicht. Ich war mir nämlich sicher das er das besser gekonnt hätte, er war ja nicht dumm - auch wenn meine Eltern das dachten, keine Ahnung weshalb. Nun zuckte ich aber erstmal ein wenig mit den Schultern, wandte den Blick von ihm ab, sah dafür auf meine Hände. Es war ja nur ein Gedankenspiel gewesen, nicht mehr und wenn er es so empfand konnte ich es nicht ändern. Auch wenn ich es nachvollziehen konnte, ich war ja noch recht jung, genauso wie er. Vielleicht hätte ich doch sagen sollen das ich über meine Eltern oder seinen Job nachdachte. Hätte das jetzt gerade irgendwie leichter gemacht und ich musste mir nicht so genau überlegen was ich sagte. Oder sollte ich lieber ganz schweigen? Ihn ein wenig verarschen? Ich wusste nicht weshalb, aber die letzte Möglichkeit fand ich gerade am besten. Aber wenn er mir das dann übel nahm war es auch nicht viel besser, dann würde die restliche Fahrt recht schweigsam und unangenehm werden. Trotzdem musste es gerade sein und musste ich es ihm noch heimzahlen das er mich einfach so überrumpelt hatte letzte Woche. Klar, das hatte eigentlich dazu geführt das wir uns vertragen hatten, aber trotzdem war das nicht fair von ihm gewesen. "Ist wohl ein wenig spät um es zu ändern." murmelte ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, biss mir wieder auf der Unterlippe rum. Bei solchen Sachen konnte ich eben doch recht gut lügen, wenn ich jemanden verarschen wollte. Hoffentlich baute er jetzt keinen Unfall, sonst wäre es wohl ein wenig scheisse gelaufen. Würde er schon nicht tun.