Sasha Ich tippte unruhig auf dem Lenkrad meines Sportwagens herum, während ich nicht grade langsam in Richtung von Aimees Wohnung fuhr. Ich hielt es jetzt einfach nicht mehr aus... dieser Ungewissheit, was denn jetzt eigentlich mit uns war. Ich hätte noch nicht mal mit Sicherheit sagen, dass sie mich nicht inzwischen an die Bullen verpfiffen hatte, so aufgebracht wie sie vor drei Tagen aus meinem Loft verschwunden war... ich hatte in der Nacht dann auch wirklich kein Auge zu gemacht, hatte mich am folgenden Tag mit Energydrinks und Kaffee dazu zwingen müssen, die Augen offen zu halten, während ich meinem Nebenjob in dem Café nachging. Ich wäre einmal fast weg gepennt, als ich mich hinter den Tresen aufgehalten hatte, aber war dann grade noch mal gut gegangen, ohne dass der Chef es gemerkt hatte. Wobei es mir wahrscheinlich auch egal gewesen wäre, hätte der Inhaber des Cafés mich gefeuert. Geld hatte ich ja massig, ich brauchte den Job auch nicht zwingend, war mehr nur Zeitvertreib unter der Woche... und ich wollte eben so schnell reich werden, wie es ging, da kam mir das also ganz gelegen. But whatever, back to topic - ich hielt den Audi jetzt vor Aimees Wohnung und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, atmete dann mehrmals ganz tief durch. Hoffentlich war sie wenigstens Zuhause... sonst wäre ich auch noch umsonst hierher gefahren. Und würde ich dann einfach hier auf sie warten, hieße es noch ich sei nicht nur ein Mörder, sondern auch noch ein Stalker oder sowas. Nein, solche Anschuldigungen konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Deshalb stand ich jetzt mehr als nur ein kleines bisschen nervös vor ihrer Haustür und klingelte schließlich zögerlich, recht unsicher. Hoffentlich würde sie mir wenigstens die Möglichkeit geben, mit ihr zu reden und mir nicht prompt die Nase vor der Tür zuknalln. Würde mir sonst jetzt echt den Rest geben.
Aimee Meine Gedanken waren jetzt auch wieder bei der Musik, lenkten mich von dem ganzen Drama ab und liessen mich gerade einfach entspannen. War vielleicht auch besser so, denn ich wusste ja nicht was mir gleich bevor stand. Denn wenn ich das gewusst hätte, wäre ich abgehauen, hätte mich bei Ian verkrochen und wäre erst zurückgekommen wenn ich wusste das er nicht mehr da war. Ich wusste einfach nicht was sagen. Aber leider klappte das nicht ganz und am Schluss hörte ich die Klingel. Augenblicklich wurde ich ein wenig blasser und hörte abrupt auf mit spielen, bevor ich doch langsam zur Tür ging. Ich könnte ihn auch einfach draussen vor der Tür stehen lassen und darauf warten das er wieder ging. Oder ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Oder... irgendwas eben, damit ich nicht mit ihm reden musste. Das war einfach gerade nicht unbedingt die Situation die ich gewollt hatte. Einfach nicht. Mir der Geige und dem Bogen in der einen Hand, öffnete ich ihm dann doch die Tür und blieb stehen. Er sollte nicht einfach so reinkommen. Erstmal Abstand halten, nichts überstürzen. Mir war klar was er hier wollte und ich hatte keine Antwort. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, trat dann aber doch zur Seite und liess ihn rein. "Was willst du?" fragte ich ihn vielleicht ein wenig kühl, aber aus meiner Sicht hatte er das gerade verdient. Er sollte spüren wie sehr er mich damit verletzt hatte, das er mich angelogen hatte. Das machte mich einfach fertig und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Es schockierte mich einfach das er mich so anlügen konnte und ich zu blöd war um das zu bemerken. Vor allem wusste er doch wie sehr ich Wert auf Ehrlichkeit legte. Ohne ein weiteres Wort ging ich dann ins Musikzimmer um die Geige zu versorgen. Das könnte noch länger dauern.
Sasha Na immerhin hatte sie die Tür weiter aufgehalten, schlug sie nicht umgehend wieder zu, als sie mich sehen konnte. Und ja, was genau wollteich hier? Eigentlich wollte ich wirklich nichts anderes, als ein paar Worte mit Aimee zu reden und ich hoffte insgeheim ja noch immer darauf, dass sie mir das alles irgendwie verzeihen konnte... immerhin hatte ich sie mit weiß Gott was betäubt, das war keine Sache, die man von jetzt auf gleich einfach so vergessen und übern Haufen werfen konnte. Nein, ganz bestimmt nicht. Ich würde ihr auch die nötige Zeit geben, wenn sie die brauchen sollte, aber ich wollte sie nicht wieder verlieren.. nicht noch ein zweites Mal, das würde ich schlichtweg nicht verkraften, ohne noch mehr abzustumpfen, als ich es ohnehin schon war. "Aimee, ich... will mit dir reden. Nur ein paar Mintuen... bitte." sagte ich, wobei ich aber gen Ende immer leiser wurde und letztendlich nur noch so ein wenig vor mich hin murmelte. Ich musste mich richtig zwingen, sie direkt anzusehen, es fiel gerade wohl wirklich ziemlich schwer, nach dem, was ich alles angerichtete hatte und das war ja wie allseits bekannt war nicht grade wenig. In meinen Augen lag so ein leichter trüber Schimmer, mir war die Reue für meine Lügen durchaus anzusehen... aber das Morden bereuen? Nein, tat ich nicht, was das anging hatte ich wohl kein wirkliches Gewissen mehr und so stand nur eines bei mir im Mittelpunkt - Aimee, ich durfte sie nicht wieder gehen lassen. Nochmal kidnappen würde ich sie natürlich nicht, falls sie mich einfach nicht mehr sehen und der Sache ein Ende setzen wollte, aber... ich würde es echt nur kaum bis gar nicht verkraften, so viel stand schonmal fest.
Aimee Mir war eigentlich von vornherein klar gewesen das er reden wollte. Die Tatsache gerade aber war, dass ich erstens nicht wusste ob ich überhaupt reden wollte und ich zweitens immernoch keine Lösung gefunden hatte für mein Problem. Unser Problem. Es war unser Problem, eindeutig. Schliesslich war alles seine Schuld, weil er sein Geld nicht auf ehrliche Weise verdienen konnte. Inzwischen kam in mir auch die Frage auf weshalb er überhaupt mordete, wann hatte das angefangen? Und war es meine Schuld, lag es an der Trennung damals? Ich wusste es einfach nicht und eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Zumindest meine Gefühle wollten es nicht wissen, ein Teil meines Gehirns war sehr wohl neugierig darauf wie er darauf gekommen war. Denn in mir war schon der Gedanke das es eben genau an mir lag, an der Trennung und das ich Schuld war. Vielleicht war es aber auch nur Zufall, was ich durchaus hoffte. Ja. Sonst würde ich mich noch schlechter fühlen als eh schon und da ich die letzten Tage sowieso schon wieder fast nichts gegessen hatte, konnte ich das nicht gebrauchen. Vermutlich konnte man mir das auch ein wenig ansehen, aber er brauchte sie da nicht einmischen. "Und wenn ich nicht reden will? Ich kann dir überhaupt keine Antworten geben die du hören willst, weil ich immernoch nicht weiss was tun. Es fühlt sich einfach beschissen an das du mich wochenlang angelogen hast, auch wenn es vielleicht nur zu meinem Schutz war. Und ehrlich gesagt bin ich immernoch stinksauer auf dich und könnte dir was anwerfen." sagte ich dann und verschränkte die Arme vor der brust, als ich die Geige dann versorgt hatte. Es war mir auch egal wie er jetzt hier vor mir stand, auch wenn der kleine Teil der im Moment nicht sauer auf ihn war recht Mitleid mit ihm hatte. So war er sonst gar nicht.
Sasha Ich war inzwischen auch in Aimees Wohnung getreten, wenn eben auch nur vorsichtig und eher verhalten, weil ich ganz genau wusste, dass sie mich jetzt wirklich nur ungern hier hatte. "Du musste mir keine Antworten geben... aber du kannst mir wenigstens zuhören." sagte ich und und seufzte leise. Gut, sollte sie einfach schweigen und mir keine Antworten geben, damit wäre ich auch zufrieden. Aber ich wollte wenigstens ein paar Minuten in ihrer Anwesenheit verbringen, ich hatte es die letzten Tage ohne sie wirklich nur schwer ausgehalten und alles in mir wollte sie daran hindern, mich noch ein zweites Mal zu verlassen. Dieses Mal hätte sie zwar wirklich allen Grund dazu, aber... es hatte doch wirklich gerade eben erst wieder angefangen und wir wollten einen Neustart hinlegen, da konnte es doch nicht gleich wieder zu Ende sein, oder? Und die Gefühle beruhten ja auch auf Gegenseitigkeit, das wusste ich. Sie liebte mich genauso, wie ich sie... auch, wenn ihre Gefühle für mich wohl durch die aktuellen Umstände ein Stück weit eingedämmt worden waren. Jedenfalls sah ich sie jetzt doch wirklich beinahe flehend an, mich nicht gleich wieder aus der Wohnung zu schieben, weil ich sie jetzt einfach - und wenn es nur für ein paar Minuten war - in meiner Nähe haben wollte. Ich hatte mich gestern Abend schon sinnlos voll laufen lassen, nur damit ich ein paar Stunden den Kopf frei bekam. Und es ging mir heute ebenso beschissen wie gestern und auch vorgestern. Also sollte sie mir bitte wenigstens zuhören und wenns nur mit einem Ohr war - ich brauchte sie.
Aimee Er wusste wirklich wie er mich manchmal um meine Vorsätze bringen konnte. Schon alleine wie er mich so flehend ansah, reichte eigentlich damit er hier bleiben konnte. Leider war ich einfach hoffnungslos verliebt in diesen jungen Mann und daran änderte sich auch nichts mehr. Zumindest sah das in naher Zukunft so aus, egal wie viel Scheisse der Herr vor mir noch baute. Und das nagte an mir, denn ich wusste vermutlich würde ich ihm alles vergeben nur damit er bei mir blieb. Das konnte dann doch nicht gut gehen oder? Aber andererseits wusste ich das er das nicht ausnutzen würde, wenigstens der alte Sasha. "Lass einfach deine Hände von mir und halte Abstand, sonst rutscht mir die Hand aus." sagte ich dann immernoch recht kühl, auch wenn sich gerade ein sarkastischer Unterton in meine Stimme gemischt hatte. Zwar nicht absichtlich, aber dagegen konnte man auch nichts sagen. Er sollte sich einfach von mir fern halten und reden, ich war ja nicht taub so dass er kurz vor mir stehen würde. Nein, meine Ohren waren noch vollkommen gesund und so würde ich es vermutlich auch hören wenn er flüsterte und ich im Wohnzimmer war. Ich ging dann ins Wohnzimmer, wo noch alle meine Unterlagen auf dem Wohnzimmertisch verstreut lagen. Sagen wir, mein Schlafzimmer und dieser Tisch waren recht unordentlich im Vergleich zum Rest. Beim Tischchen konnte es aber auch daran liegen das ich bis spät in die nacht gearbeitet hatte und mich bis jetzt noch nicht hatte motivieren können aufzuräumen. Gerade wollte ich einfach nicht an Sasha denken, was recht schwer war da er in meinem Flur stand. Ich wollte nicht mit all dem konfrontiert werden, nicht jetzt.
Sasha Also gut, okay... ich denke das mit dem nicht anfassen würde ich schon noch irgendwie hinkriegen. Sollte mir nicht allzu schwer fallen, gewischt kriegen wollte ich jetzt wirklich nicht unbedingt eine. Wäre zwar kein Weltuntergang und wenn sich eines meiner Opfer mal zur Wehr setzte, steckte ich wohl auch weitaus Schlimmeres ein, aber ich musste Aimee ja nun wirklich nicht noch mehr provozieren. Sie war so schon schlecht genug auf mich zu sprechen und ich musste es nun wirklich nicht noch weiter ausreizen... ich wollte schließlich einfach nur, dass sie wieder bei mir war, mich nicht mehr so abweisend behandelte. Das war zwar angesichts der Tatsache, dass ich nunmal ein mehr oder weniger richtig skrupelloser Mörder war, wirklich viel verlangt, aber es war kein Ding der Unmöglichkeit und so hoffte ich einfach darauf, dass sie mir in nicht allzu ferner Zukunft wieder vertrauen konnte. Ich war der jungen Frau inzwischen ins Wohnzimmer gefolgt, wo ich mich dann doch noch einmal kurz umsah. War inzwischen auch alles eingeräumt hier, nicht so wie knapp nach dem Einzug, aber eigentlich war das auch alles gerade recht irrelevant. Ich ließ mich eher langsam und fast ein wenig unsicher auf das Sitzpolster eines Sesseln sinken. Ich war beinahe die ganze Nacht wach gewesen, hatte allgemein ohnehin die letzten Tage ziemlich schlecht geschlafen und deswegen war ich einfach müde, wollte nicht stehen. "Ich will dich nicht verlieren, Aimee... nicht noch mal." murmelte ich dann in ihre Richtung, schwieg dann aber nochmal kurz, weil ich noch einen Moment brauchte, um mich zu sammeln und mir die einen oder anderen Worte im Kopf zurecht zu legen.
Aimee Ich liess mich auf die Couch sinken und beobachtete ihn, wie er das Zimmer ebenfalls betrat und dann auch auf den Sessel sank. Mich störte es keineswegs wenn er da war, das war genug Abstand und er konnte nur mit seinen Wörtern noch mehr Schaden anrichten konnte. Zwischen uns war einfach wieder eine kleine Schlucht und gerade hatte ich auch nicht vor irgendwas zu tun um die verschwinden zu lassen. Er hatte mich einfach verletzt, mich angelogen und dazu noch mit irgendwas vollgepumpt von dem er nicht wusste was es war. Ich könnte tot sein wegen ihm. Schon alleine dieser Gedanke reichte um mich noch ein Stück weit schlechter in seiner Gegenwart zu fühlen und ich zog meinen schwarzen Blazer, den ich über einen weissen Bluse trug, enger um meinen schlanken Körper. Obwohl schlank ein wenig das falsche Wort war, ich müsste eher wieder dünn sagen. Schon alleine das nahm ich Sasha übel, das ich wieder nichts essen konnte. Ich bekam einfach nichts runter. "Ich weiss, kannst du vielleicht..." ich machte eine etwas ungeduldige Handbewegung und warf ihm einen Blick zu, bevor ich den aber wieder auf die Blätter vor mir richtete und anfing sie zu sortieren. Darauf waren alles Zeichnungen, von Ringen, Anhängern, Ketten und noch mehr Schmuckstücken. Eben einfach mein zweiter Job, den durfte ich auch nicht vernachlässigen. Was ich ja schön gemacht hatte in letzter Zeit, aber es war verständlich das ich die ganze Zeit hatte bei Sasha sein wollen. Schliesslich hatte ich ihn erst gerade wieder und wieder aufs neue verliebt, das war bei frisch verliebten doch so oder? Genau.
Sasha Sie wollte mich also offensichtlich so schnell wie möglich wieder los haben, mich aus der Wohnung scheuchen, sobald ich alles gesagt hatte, was ich sagen wollte.. zumindest kam das jetzt grade so rüber, aber ich hatte sie ja auch ganz offensichtlich beim Proben gestört. Meines Wissens nach hatte sie die Musikproben die letzten Tage wegen mir schon manchmal ausfallen lassen, nur damit wir mehr Zeit für uns hatten... also wahrscheinlich wäre es wirklich viel besser, wenn sie sich einfach endgültig von mir trennen und sich auf ihre Arbeit und Karriere konzentrieren würde. Sie hatte was das anging schließlich Zukunft, ich nicht... für Serienkiller gab es nunmal keine Beförderung. Ich stand Aimee einfach bei absolut allem im Weg, ich blockierte ihr ganzes Leben ein Stück weit und es wäre wirklich schlauer, wenn sie mich endgültig von sich schieben würde... aber das wollte ich nicht, ich brauchte sie. Und sie hatte ja auch immer noch Gefühle für mich, es konnte und durfte so jetzt nicht zu Ende gehen. Ich seufzte noch einmal leise, ehe ich dann fortfuhr. "Ich weiß, dass das bisher wohl die heftigste Lüge war, die ich dir aufgetischt habe..." Ich hatte früher schon manchmal gelogen, aber weiß Gott nicht in solchem Ausmaß. "...ich kann auch gar nicht verlangen, dass du mir von jetzt auf gleich verzeihst, mir ist klar, dass das nicht geht... und sich für Morde zu rechtfertigen, wäre wohl auch nicht unbedingt sinnvoll, aber... ich kann mir ja nicht mal helfen lassen, die buchten mich sonst garantiert direkt ein... das is einfach ein beschissener Teufelskreis mit dem leicht verdienten Geld.." Der letzte Satz war nur mehr ein Murmeln und ich war ohnehin immer leiser und leiser geworden, außerdem hatte ich den Blick auf den Boden gesenkt. Ich kam wie gesagt einfach nicht mehr von weg und wenn ich mich was das anging irgendwem anvertrauen würde, lief ich eben doch Gefahr, an die Bullen verpfiffen zu werden... und eingesperrt sein war das letzte, was ich wollte, ehrlich.
Aimee Das ganze hätte er sich einfach vorher überlegen sollen und fertig. Schliesslich fing man nicht einfach so mit morden an oder? Da brauchte es einen Grund, und den wusste ich einfach nicht. Und gerade hatte ich auch Angst das unsere Trennung der Grund dafür gewesen war. Glauben wollte ich und konnte ich das ganze auch überhaupt nicht. Auch seine Erklärungsversuche machten es gerade auch nur schlimmer. So etwas konnte man einfach nicht erklären oder sich dafür rechtfertigen. Es war einfach nur falsch und wenn ich nicht in ihn verliebt wäre, würde ich schon bei der Polizei auf der Matte stehen und alles erzählen. Das ging einfach nicht und egal was er sagen würde, es würde dabei bleiben. Meine Hände sortierten weiterhin die Blätter, sonst würden sie nämlich noch mehr anfangen zu zittern, als sie es eh schon taten. Die Blätter waren dann aber auch schnell sortiert und in der Tasche verstaut, weshalb ich nicht mehr wusste wohin mit ihnen. So verschränkte ich dann einfach meine Arme vor der Brust, damit ich nicht noch anfing mit den Fingern zu knacksen. Dieses Geräusch hasste ich ja selbst, und trotzdem tat ich es immer wenn ich nervös oder unruhig war. Was ich gerade eindeutig war. Wann sass man schliesslich mit einem Auftragskiller zusammen in einem Raum ohne das er versuchte einen umzubringen? Ich würde mal sagen nicht all zu oft. Das Wort machte mir einfach Angst und das mein Freund einer war, machte es nur noch schlimmer. "Weisst du, als ich dann vier Tage in der Stadt war und dich getroffen hatte... Ich war mir einfach so sicher das es diesmal klappt, das... das sich nichts mehr zwischen uns drängt und wir einfach ohne Sorgen zusammen sein können. Mit normalen Jobs... Ich hab mir ausgemalt wie unsere gemeinsame Wohnung aussehen wird in den letzten Wochen, wie es weitergeht wenn ich ein Angebot bekomme das ich einfach nicht abschlagen kann..." sagte ich leise und fuhr mir kurz durch die Haare. Das dieses Angebot inzwischen da war, erwähnte ich jetzt einfach nicht, das würde alles nur noch verschlimmern. "Wieso hast du überhaupt damit angefangen?" fragte ich leise. Auch wenn ich es nicht wissen wollte, musste ich es doch wissen, damit ich mein Gewissen ein wenig beruhigen konnte. Es wäre schon nicht wegen der Trennung.
Sasha Ja, ich hatte das auch gehofft... dass wenigstens dieses mal beim zweiten Versuch alles glatt laufen würde. Ich wollte doch einfach nur mit Aimee glücklich zusammen sein, mehr verlangte ich gar nicht. Aber ganz offensichtlich war ja schon allein das zu viel verlangt, mir hätte wohl klar sein müssen, dass sie das keinesfalls einfach so hinnehmen würde. Welcher vernünftige Mensch würde das schon? Vor allem, wer würde für Geld morden? Definitiv nur jemand, der einen gehörigen Sprung in der Schüssel hatte. Ich war wohl wirklich nicht mehr ganz normal.. brachte Leute um, die ich nicht einmal kannte. Ich spielte ein bisschen Gott. Mir würde ein Psychiater wohl doch wirklich ganz gut tun... das Risiko wollte ich aber nicht eingehen. Eingesperrt zu sein würde ich schlichtweg nicht vertragen, es würde mich kaputt machen. Ich war jemand, der die Freiheit liebte und genoss, jemand der auch gerne mal ein oder zwei Stunden für sich hatte, nur um einfach auf einer abgelegenen Wiese die frische Luft zu genießen und meinen Gedanken intensiv nachzugehen. Kam zwar nicht sonderlich oft vor, aber manchmal brauchte ich sowas wirklich, damit ich nicht vollkommen am Rad drehte. Würde ich das nicht ab und an machen, wäre ich inzwischen wohl wirklich schon wahnsinnig geworden, mit der Last der Morde auf meinen Schultern und vor allem ohne Aimee.. Ich seufzte leise, als sie dann auch noch nach einem Grund fragte. Mir blieb ja doch nichts anderes übrig, als mit der Sprache rauszurücken. "Naja, ich... hatte 'ne Ausbildung angefangen, bin aber rausgeflogen... und naja, dann hab ich keine neue Stelle gefunden. Meine Eltern haben Druck gemacht und ich war einfach total verzweifelt." sagte ich leise murmelnd, ließ meinen Blick beinahe nervös durch den Raum wandern. "...dann bin ich betrunken durch 'ne Gasse gelaufen und da war 'n Typ, der meinte, er könnte mir zeigen, wie ich schnell viel Geld verdienen könnte... und dann hab ich eben zugestimmt." Ich wurde gen Ende immer leiser, weil mir das einfach total unangenehm war, eine absolut beschissene Situation. Inzwischen war der Blick unruhig auf den Boden gerichtet, ich hätte Aimee jetzt wirklich nicht anschaun können, ohne mich total schlecht zu fühlen.
Aimee Langsam zweifelte ich den Verstand von meinem Freund wirklich an. Nur weil er keine Ausbildung mehr hatte, die Eltern Druck machten und er sich hatte volllaufen lassen, tat man so etwas doch nicht. Für mich machte das einfach keinen Sinn und auch das er sich wegen so was betrank, wollte ich nicht einsehen. Dann konnte es genauso gut sein das er sich in den letzten Tagen genauso abgefüllt hat. Vorstellen wollte ich mir das nicht. Aber was sollte ich denn jetzt darauf antworten, ich wollte ihn nicht verlieren aber verzeihen konnte ich ihm das auch nicht. Gerade wusste ich nicht mal ob ich ihm das nach einer Weile verzeihen konnte. Schliesslich war ich mir sicher das wir irgendwann Kinder haben würden, wenn ich bei ihm blieb und dann ging das einfach wirklich nicht mehr. Obwohl ich nicht mal wusste ob er Kinder wollte. Wollte er überhaupt welche? Für mich war das ein muss, ich wollte wissen wie es war Mutter zu sein, ein kleines Baby in den Armen zu halten und zu sehen wie es gross wurde. Schon alleine bei dieser Vorstellung wurde mir warm ums Herz. Was würde ich tun wenn er keine wollte? Wieso kam ich überhaupt jetzt auf diese Gedanken, verdammt? Das tat jetzt wirklich nichts zu Sache, es ging hier darum unsere Beziehung zu retten. Aber zuerst mal würde ich ihm irgendwas an den Kopf schiessen, einfach damit meine Wut sich mal verkrümelte. So landete in den nächsten Sekunden auch das Telefon gefolgt von einem Kissen an seinem Kopf, was mir aber auch gleich wieder leid tat. Leise murmelte ich ein 'Sorry' und sah ihn für einen Moment lang entschuldigend an. Hatte es sehr weh getan? Vielleicht das Telefon, aber das Kissen bestimmt nicht. Also würde es schon gehen. "Ich weiss einfach nicht was ich tun soll Sasha... Ich würd es nicht verkraften mich nochmals von dir zu trennen, aber gerade kann ich auch nicht richtig mit dir zusammen sein..." versuchte ich dann irgendwie, vergeblich, ihm beizubringen wie ich mich fühlte. Ein leiser Seufzer kam über meine Lippen, während ich den Blick wieder auf ihn richtete.
Sasha Ehe ich mich versah, kam mir dann auch schon eine Fernbedienung entgegen geflogen und ich hatte auch gar nicht mehr ausweichen können Dazu kam diese Reaktion viel zu unerwartet... ich hatte nun wirklich keine Gedanken daran verschwendet, ob sie nicht vielleicht eine Fernbedieung oder irgendwas andere, was genauso weh tat. Denn JA verdammt, das hatte weh getan. Das Kissen anschließend milderte das auch nicht, wobei es den kurz ziemlich dröhnenden Kopf auch nicht besser machte, ne. Ich hielt mir kurz den Kopf und verzog das Gesicht, murmelte dann leicht grummelnd ein etwas lang gezogenes "Aaau.", wie gesagt eben nur nicht sehr laut. Na wenn das mal keine Beule gab... aber gut, sie hatte wohl wirklich allen Grund dazu, sauer auf mich zu sein, ich hatte ja mehr als nur Scheiße gebaut und mit mir konnte man dementsprechend wohl auch ein wenig... unsanfter, unvorsichtiger umgehen. Verkraftete ich schon, auch wenn gerade Kopfschmerzen einsetzten. "Ich schätze, das hab ich verdient.." sagte ich, jetzt wieder ein wenig deutlicher, wobei mein Blick dann von der auf den Boden gefallenen Fernbedienung wieder zu Aimee wanderte. Ich sah sie einen Augenblick lang noch weiter an, dann beugte ich mich leicht nach vorne um die Fernbedienung vom Boden aufzuheben und sie auf dem Tisch vor mir abzulegen. Das Kissen hob ich ebenfalls auf, wobei ich mir das vorerst hinter den Rücken schob, um mir den Sessel ein wenig bequemer zu machen, obwohl es sich auch so sehr gut darauf sitzen ließ. "Naja... es liegt sowieso alles bei dir Aimee, zu irgendwas zwingen kann und will ich dich nicht..." fügte ich dem ganzen dann noch auf ihre letzten Worte bezogen hinzu. Sie allein musste wissen, was sie wollte und was eben nicht. Es lag einzig und allein bei ihr, wie es weiter gehen würde... ich konnte darauf keinen Einfluss nehmen, schließlich war ich derjenige, dem verziehen werden musste.
When the night is cold and you feel like no one knows, what it's like to be the only one buried in this hole. You make it to the sunrise! ♥ -- Our Last Night - Sunrise --
Aimee Ja, das hatte er verdient, auch wenn es mir wie vorhin erwähnt leid tat. Ich hatte einfach nicht den Charakter der tagelang auf jemanden sauer sein konnte, streiten war bei mir sowieso ein schreckliches Thema. Das was Sasha und ich gerade taten konnte man ja nicht mal streiten nennen, denn gestritten hatten wir nicht. Ich war einfach abgehauen nachdem ich es rausgefunden hatte und ihm gesagt hatte das ich ein paar Tage Zeit bräuchte. Und diese Tage waren für ihn vorbei, sonst wäre er nicht hier. "Wenn du Eis brauchst hat's ihm Gefrierfach." sagte ich bemüht damit es nicht auch noch entschuldigend klang, was ich auch ganz gut hinbekam. Stattdessen klang es einfach trocken und mein Blick passte da auch besser zu. Er hatte mir weh getan und jetzt tat ich ihm eben auch weh. Einfach nur körperlich, denn die Angst das ich ihn wieder verlor wenn ich ihn anders verletzte, war immernoch da. Aber er hatte auch gesagt das es allein bei mir lag, was jetzt mit uns passierte. Meinte er das wirklich so wie er es sagte? Hoffentlich bezog er das gerade nur auf diese Sache, sonst würden wir noch streiten. Ich wollte nicht alles alleine entscheiden, ging einfach gar nicht. Nein, es handelte sich bestimmt nur um diesen Moment, ob ich ihm das ganze jetzt verzieh. Inzwischen konnte ich es nicht mehr aushalten hier einfach nur rumzusitzen und stand auf, ging zu einem der Fenster im Wohnzimmer, von wo ich Sasha immernoch aus den Augenwinkeln sah. Ich wollte seine Nähe wieder, wollte wieder in seinen Armen gehalten werden, wollte einfach wieder seine Lippen auf meinen fühlen. Ich brauchte diese Nähe zu ihm und mir wurde langsam immer mehr bewusst wie egal mir diese ganze Sache wurde, solange er mich einfach raushielt. Aber das würde sowieso tun, denn ich bezweifelte das er mich da mit reinziehen würde. Ja, das bezweifelte ich. Aber erstmal sollte ich vielleicht auch mal ehrlich zu ihm sein und von dem Angebot erzählen. Von dem Angebot in Europa. Ich hatte ihm noch nicht mal davon erzählt, auch wenn noch alles in Ordnung gewesen war als ich es bekommen hatte. "Sasha.. Das Angebot das ich vorhin gerade erwähnt habe, das, dass ich nicht abschlagen kann ist vor einer Woche gekommen." teilte ich ihm leise aber deutlich mit und richtete meinen Blick auf ihn um seine Reaktion zu sehen.
Sasha Nein... nein, das ging auch ohne Eis. Ich war anderes gewohnt, ab und ab musste ich wie gesagt auch mal einen Schlag einstecken, wenn sich jemand wehrte. Das war an entsprechenden empfindlichen Stellen mindestens genauso schmerzhaft wie die Fernbedienung, die da eben bei mir am Kopf einen Zwischenstopp eingelegt hatte, ehe sie auf den Boden runter gefallen war. Also nein, ich brauchte jetzt kein Eis. Wäre zwar vielleicht gut gewesen, damit die Beule nicht so groß wurde, aber ich war schlichtweg auch grade ein Stück weit zu faul, um auf zu stehn. Laune war ohnehin nicht gerade gut und körperliche Anstrengung hatte ich letzte Nacht auch genug gehabt... so 'nen leblosen 100 Kilo Körper durch die Gegend zu ziehen war jetzt auch nicht unbedingt leicht. Zwar hatte ich ja durchaus die einen oder anderen Muskeln, aber hundert Kilo waren jetzt ja auch nicht unbedingt wenig. But whatever, zurück zum hier und jetzt - Aimee schien mir hier gerade verklickern zu wollen, dass besagtes Angebot nicht kommen würde, sondern bereits gekommen war. Sie würde aber nicht wirklich gehen, oder? Wenn doch... ich würde ihr folgen, definitiv, und wenn es unauffällig war und sie trotzdem nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Ein zweites Mal würde ich sie nicht alleine irgendwo hingehen lassen. "Und... das heißt jetzt im Endeffekt... dass du gehen wirst." sagte ich eher gemurmelt. Schließlich handelte es sich ja um ein Angebot, dass sie nach eigenen Worten nicht abschlagen konnte. Und wenn das nicht ging, dann würde sie wieder hier weg gehen. Vielleicht eigentlich ohne mich, weil sie mich nicht dabei haben wollte, aber ich würde ihr folgen.. ob sie wollte oder nicht, nochmal ließ ich sie bestimmt nicht so kampflos einfach gehen. Das konnte ich nicht mal mit mir selbst vereinbaren.
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Aimee Während ich auf seine Antwort wartete, waren mir immer mehr Tränen in die Augen gestiegen, da mir gerade einfach alles zuviel wurde. Ich konnte nicht mehr, von allen Seiten hatte ich das Gefühl das irgendwas kam und jeder was von mir wollte und das konnte ich einfach nicht, ich war 19 und mit 19 musste man doch normalerweise nicht solche Entscheidungen treffen. Überhaupt niemand musste solche Entscheidungen treffen, denn ich bezweifelte das irgendwer einen Auftragskiller als Freund hatte. Als seine Antwort dann aber kam, fuhr ich mir unruhig durch die Haare und schüttelte ein wenig den Kopf, das hiess überhaupt nicht das ich gehen würde. Denn ich würde das ganze hier auf keinen Fall so zurücklassen, das würde sich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren lassen. "Nein, das heisst noch gar nichts." erklärte ich leise mit brüchiger Stimme und ohne das ich es verhindern konnte, brachen die Tränen aus mir heraus und ich schluchzte leise auf, liess mich auf den Boden sinken. Es war einfach zu viel, der Streit mit meinen Eltern, die Entscheidung ob ich blieb oder nicht und die ganze Sache mit Sasha und seinem Job. Der war mir ja jetzt sowieso egal, ich wollte Sasha, auch wenn er so einen behinderten Job hatte. Hoffentlich würde er da heil rauskommen. Ich wollte gerade einfach nur noch von ihm festgehalten werden, auch wenn ich vorhin gerade noch gesagt hatte das er mir nicht zu Nahe kommen durfte. Aber was interessierte mich schon das Gelaber von vorhin, gerade wollte ich ihn, seine starken um mich und ein paar tröstende Worte die mich wieder aufbauten. Das fehlte in letzter Zeit einfach und ich hatte das Gefühl irgendwas verpasst zu haben. Ich hatte einfach verpasst wie man sich die Zeit gut einteilen konnte und das merkte man jetzt langsam auch, denn in meinem Kopf war nur noch ein Wirrwarr von Sachen die ich erledigen musste und nicht erledigt hatte. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und zog die Knie an, meine Tränen brannten mir auf der Haut. Natürlich nicht wörtlich, aber es fühlte sich einfach so an.
Sascha Ich konnte ganz deutlich sehen, wie ihre Augen langsam aber sicher glasig wurden, ihr die Tränen hoch kamen. Ich wollte nicht, dass sie jetzt auch noch wegen mir weinte, obwohl sie das mit großer Sicherheit ohnehin die letzten Tage irgendwann schon mal getan hatte... man konnte es wohl kaum auf die leichte schulter nehmen, wenn der eigene Freund regelmäßig Leute umlegte und Aimee war ja ohnehin auch so nah am Wasser gebaut. Ich wollte gar nicht wissen, wie sehr sie das alles hier fertig machte... sonst würde das schlechte Gewissen sich nur noch mehr in mir breit machen, als es das ohnehin schon die ganze Zeit tat, weil ich sie belogen hatte und insgeheim doch auch wusste, wie unglaublich schlecht es ihr mit alle dem ging. Als sie dann wieder zu reden anfing, wirkte sie mehr als nur zerbrechlich. Dieser Blick im Zusammenhang mit der dünnen, brüchigen Stimme und der Körperhaltung sagte einfach alles aus. Ich hatte es geschafft, Aimee zur völligen Verzweiflung zu treiben und das auch noch mehr oder weniger bewusst. Schließlich war mir von vornherein klar gewesen, dass das nicht gut gehn würde, zumindest nicht ewig, mit dieser Lügerei und meinem ständigen nächtlichen Verschwinden... trotzdem hatte ich den Mund nicht auf gemacht und die paar Tage gewartet, bis sie es selbst heraus gefunden hatte und ich glaube, dass das alles nur noch viel schlimmer gemacht hatte. Klar, wenn ich es ihr ins Gesicht gesagt hätte, hätte das nichts an der Tatsache geändert, dass ich ein Mörder war... aber es wäre kein so heftiger Vertrauensbruch gewesen, nicht auf die Art, wie es jetzt der Fall war. Aber als ob das alles nicht schlimm genug wäre - jetzt weinte sie wirklich. Aimee hatte die Tränen nicht mehr zurück halten können und sie flossen ungehindert an ihren sonst so sanften Wangen hinunter. Zudem ging sie auch noch zu Boden, weil es wohl absolut nichts gab, was sie jetzt noch auf dem Sofa hielt. Normalerweise würde ich sie wenn sie weinte ohne auch nur einmal kurz zu zögern einfach in meine Arme schließen, um sie zu trösten... aber jetzt zögerte ich eben doch merklich, biss mir unschlüssig auf die Unterlippe. Sie hatte schließlich vorhin extra noch erwähnt, ich solle ihr bloß nicht zu nahe kommen. Aber alles in mir sträubte sich gegen diese Bitte, ich wollte doch einfach nur, dass sie aufhörte zu weinen. Deshalb stand ich ein wenig stockend, unschlüssig von dem Sessel auf, hatte einen wehleidigen Ausdruck im Gesicht. Machte mich auch einfach fertig, das alles hier. Ich ging die zwei, drei Schritte zu Aimee rüber, ließ mich dann vorsichtig neben ihr auf den Boden sinken und zögerte noch ein weiteres Mal, ehe ich den linken Arm um sie legte und sie dann doch einfach wortlos an meine Brust zog, wenn auch recht vorsichtig, weil ich nicht wieder mit einer Fernbedienung beworfen werden wollte... der Schädel dröhnte nämlich nach wie vor von dem doch recht heftigen Schlag, aber das war grade völlig nebensächlich.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Ich hatte keine Ahnung was gerade in Sasha vorging, aber vermutlich war es nichts all zu fröhliches. Wie es ihm dabei ging wollte ich auch nicht recht wissen, denn glücklich war er mit der momentanen Situation ja auch nicht. Sah man schon alleine daran das er heute hier aufgetaucht war um nochmals mit mir zu reden. Als ich dann plötzlich seine Gestalt neben mir spürte, zuckte ich kurz zusammen, liess es dann aber doch einfach zu das er mich in Arm nahm und an seine Brust zog. Mit den ganzen Tränen die flossen könnte ich eh keinen richtigen Satz hinbekommen, vielleicht ein Gestotter. Aber mehr dann auch wieder nicht. Wenn ich mal richtig heulte, was ich gerade tat, dann war ich einfach fertig mit meinen Nerven und musste meistens alles wieder rauslassen. Wenn meine Tränen dann aber wieder aufhörten, ging es mir meistens wieder besser, ich wusste was tun und ich wusste wie ich es tun sollte. Also war das gerade eher positiv, dass ich mich jetzt bei Sasha ausheulen konnte und später würde ich ihm eine richtige Antwort geben können. Also später, im Sinne von einer halben, bis zu einer ganzen Stunde, eben wenn meine Tränen versiegt waren, mein Gesicht gewaschen war und er immernoch hier war, was ich von ihm auch erwartete. Er haute nicht einfach so ab, das war einfach nicht er. Gerade wurde es aber noch ein wenig schlimmer, ich schluchzte unkontrolliert, meine Schultern zitterten und die Tränen flossen und flossen. Und ich wusste nicht was ich machen sollte damit es wieder aufhörte, da ich die Kontrolle über meine Gefühle verloren hatte. Dabei wusste ich ganz genau das ich die nie wirklich unter Kontrolle hatte, ausser es ging um etwas ernstes, was nicht um mich ging. Dann konnte ich nachdenken, diskutieren, blieb ruhig. Wie sehr ich mir doch wünschte das das auch sonst so war, dann wären wir jetzt nicht an dieser Stelle angelangt, bei der ich mir bei ihm in den Armen ausheulte. Seine Arme taten aber gut, sie zeigten mir das er hier war, hier in meiner Nähe und nicht wollte das es mir schlecht ging. Zwar konnte er das nicht ganz ändern, für das hätte er nämlich von Anfang an ehrlich sein müssen, aber das er jetzt hier war half mir, auch wenn ich die Tränen nicht kontrollieren konnte. Das würde sich aber gleich ändern, in fünf Minuten, würde ich mich bestimmt beruhigt haben. Oder zumindest schon zu einem grossen Stück mehr als jetzt, denn jetzt ging es ja wirklich überhaupt nicht mehr.
Sascha Ehrlich gesagt war ich erleichtert darüber, dass sie mich nicht wieder weg schob... das war nämlich durchaus anzunehmen gewesen, schließlich hatte sie ja extra noch gesagt, dass ich auf Abstand bleiben sollte. Aber wenn sie wirklich dermaßen niedergeschlagen und verzweifelt aussah konnte ich das einfach nicht. Vor allem, wenn auch noch ich der Grund für das alles war. Ich ganz allein und niemand sonst. Wirklich, ich hätte mal erst nachdenken und dann handeln sollen... das galt sowohl für das Morden, als auch für die Lügen Aimee gegenüber. Bei beidem hatte ich erst gehandelt und dann nachgedacht und in beiden Fällen war es definitiv falsch gewesen, was ich getan hatte. War nun zwar auch nicht so, als wäre ich dumm oder naiv, aber... ich handelte nunmal einfach oft vorschnell und unbedacht, was man mir definitiv als eine schlechte Eigenschaft ankreiden musste. Inzwischen hatte ich beide Arme um Aimees zarten Körper gelegt, während mein Shirt wohl doch teilweise ein wenig durchnässt wurde... aber das interessierte mich gerade nicht einmal, was völlig unwichtig. Viel mehr im Mittelpunkt stand, dass es Aimee schlichtweg beschissen ging und ich sie nunmal trösten wollte. Wollte, dass sie aufhörte zu zittern, zu schluchzen, zu weinen. Auch, wenn ich hier von mir aus Stunden mit ihr sitzen würde... ich würde wohl nicht gehen, bevor sie sich nicht ein wenig beruhigt hatte, zur Ruhe gekommen war, sie wieder richtig durchatmete und keine Tränen mehr über ihre Wangen flossen. So zerbrechlich, wie sie im Moment war, wollte ich sie keineswegs hier einfach so zurück lassen, das kam gar nicht in Frage, absolut nicht. Deshalb strich ich ihr auch ganz leicht mit der rechten Hand über den zierlichen Rücken, murmelte doch auch die eine oder andere beruhigende Sache... das war dann eben das komplette Gegenteil von meiner, im wahrsten Sinne des Wortes, mörderischen Seite. Ich konnte ebenso fürsorglich sein, machte ich mir doch auch jetzt gerade wirklich Sorgen um Aimees Wohlergehen... ich kannte sie gut, besser als viele andere ihrer Freunde, Bekannten sie jemals kennen würde. Und ich sah, wenn sie auch nur ein Gramm zu oder ab nahm - jetzt mal extrem ausgedrückt, aber sie hatte wirklich schon wieder abgenommen. Dabei hatte ich eher gehofft, dass sie endlich wieder ihr altes Gewicht zurück kriegen würde, dass sie noch ein, zwei Kilo zunahm. So, wie das alles momentan zwischen uns lief, war sie aber wohl wieder recht weit davon entfernt. Umso froher war ich darüber, dass sie nach einigen Minuten doch langsam ein wenig ruhiger wurde. Die Augen hatte ich die ganze Zeit über geschlossen gehabt, wobei ich sie jetzt aber langsam wieder öffnete, nachdem ich ihr noch einen hauchzarten Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. Und ja, sie sah jetzt definitiv ziemlich verheult aus, aber das war nun wirklich eher nebensächlich. In meinen Augen war sie ohnehin immer hübsch.
Should I run away and change my name? Or should I stay and fight through the night, and never close my eyes? ... I'll never close my Eyes! ♥ -- Our Last Night - Same Old War --
Aimee Nach ein paar Minuten wurden die Tränen dann auch weniger, waren fast weg und ich richtete mich ein wenig auf, hatte meine Hand dabei auf seinem Bauch abgelegt um mich ein wenig abzustützen. Das sein Shirt durchnässt war, war für mich gerade total nebensächlich, ausserdem hatte es in meinem Schrank noch ein oder zwei Shirts von ihm, also könnte er es nachher kurz wechseln wenn es sein musste. Aber vermutlich fand er das gerade auch nicht so tragisch, im war es wahrscheinlich wichtiger was ich machte, wie es mir ging und wie es mit uns jetzt weiter ging. Ich setzte mich dann ganz auf und strich mir über die Wangen, fuhr mir durch die Haare damit die auch erstmal nicht mehr in mein Gesicht hingen. Störte nämlich mit der Zeit, kam eben von meinem Stufenschnitt. Erinnerte mich daran das ich mal wieder zum Friseur sollte, die Spitzen schneiden. Bald würde ich einen richtigen Entspannungstag machen, Shoppingtour, Friseur, schön am Abend was essen gehen. Ja, das würde ich eindeutig in den nächsten Tagen machen, den ersten Teil vermutlich alleine damit ich wirklich meine Ruhe hatte und am Abend würde ich mit Sasha entspannen. Zumindest wenn er wollte. Oder ich könnte zu meinen Eltern fahren, mich wieder mit ihnen vertragen oder es wenigstens versuchen. Irgendwie so eben. Jetzt atmete ich aber erstmal nochmals tief durch und versuchte mich zu sammeln, meine Stimme wieder zu finden und ihm zu sagen was ich mir eigentlich überlegt hatte wegen dem Angebot. Aber erstmal, setzte ich mich wieder in den Schneidersitz und legte die Hände in den Schoss, knibbelte ein wenig an den Nagelhäutchen rum. "Ich hab eigentlich gedacht, mir eben überlegt, dass ich mir das Angebot anschauen gehe, bevor ich mich wirklich entscheide... Also nach London fliege, da vielleicht ein paar Tage bleibe und dann wieder zurückkomme. Denn hier ist es zu schön um eine überstürzte Entscheidung zu treffen, schon alleine weil ich dich nicht wieder verlieren will." sagte ich leise und strich mir nochmals über die Wangen, bestimmt war mein Make-up ein wenig verlaufen, wie vorhin erwähnt sollte ich mir das Gesicht waschen. Hoffentlich würde er jetzt einfach nichts zu meinem Aussehen sagen, wäre unangebracht und würde mich eindeutig kränken. Da wünschte ich mir einfach das er das nötige Feingefühl besass um genau das nicht zu tun. Er sollte mir jetzt einfach nur sagen was er von meiner Überlegung hielt, ob es gut war für ihn, oder ob er nicht zufrieden damit war. Aber müsste er als Auftragskiller theoretisch nicht auch mal die Stadt wechseln?