Isabella Ich nahm sein Nicken eher am Rande zur Notiz, weil mich die Müdigkeit bereits relativ gut im Griff hatte und ich nurnoch schlafen wollte. Sollte er halt ebenfalls hier drin übernachten, machte für mich im Endeffekt keinen Unterschied. Vermutlich wollte ich sogar, dass er mich nicht alleine ließ, damit ich nicht wieder in meiner Angst und meinem Selbstmitleid ertrank, jetzt wo ich mich gerade einigermaßen in den Griff bekommen hatte und einfach an gar nichts dachte. Ich drehte mich mit dem Gesicht zur Wand, sobald Shane ins Badezimmer verschwand und war bereits halbwegs eingeschlafen, als er zurückkehrte und sich zur mir ins Bett begab. Sein Arm, der sich um meinen Körper legte und mich näher an sich zog, hielt mich dann jedoch noch einen Moment lang wach. Ich fühlte, dass er nichts bis auf seine Boxershorts trug, obwohl ich mit dem Rücken in seine Richtung lag und alles in allem war er einfach nur unfassbar angenehm warm. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber insgeheim genoss ich die leichte Umarmung in meinem schläfrigen Zustand, weshalb ich meinen Rücken unbewusst auch noch ein wenig mehr gegen seine nackte Brust schmiegte, ehe ich auch schon eingeschlafen war. Die Nacht verlief für mich einigermaßen erholsam, weil ich wirklich vollkommen ausgelaugt war. Ich wachte zwischendurch kein einziges Mal auf, dafür aber relativ früh am Morgen. Was mir als erstes auffiel war, dass mein Bein schmerzte. Als zweites dann, dass ich mittlerweile nicht nur mein gesundes Bein halb mit denen von Shane verschlungen hatte, sondern dass ich zusätzlich sowohl meinen Rücken als auch mein Hinterteil ziemlich nahe an ihn drückte. Na perfekt. Ich rückte recht entgeistert ein wenig nach vorne, sodass ich seinen Körper zumindest nicht mehr berührte und blickte stumm sowie unbehaglich an die Wand. Mal sehen, was dieser Tag noch so bereit hielt...
Lincoln Alessia war seit dem Essen wirklich wie ausgewechselt. Sie war nicht mehr so distanziert, meckerte nicht mehr und sagte sogar Danke! Das war doch eine positive Entwicklung an diesem Tage. Hoffentlich nicht bloß eine Folge ihrer Müdigkeit... auch wenn es ganz schön wäre, wenn sie morgen früh zumindest ein wenig von ihrem Feuer zurück hätte. Ich sah gerade abwesend vor mich hin, als sie dann ziemlich zögerlich wieder zu sprechen begann und wohl auf eine ganz spezielle Pille anspielte. Als hätte sie Angst, dass ich sie ihr nicht geben würde. Sie hatte schon Recht damit, dass ich kein Kind wollte. Wobei so ein kleiner Lincoln Junior, der in meine Fußstapfen trat doch eigentlich nicht auf dieser Welt fehlen durfte, haha. Naja, vielleicht in ein paar Jahren mal, momentan stand das jedenfalls nicht zur Debatte. "Nein, du hast schon Recht, Alessia. Ich will noch kein Kind", bestätigte ich nickend, während ich parallel zu meinen Worten die gefragte Pille hervorzauberte und ihr in die Hand drückte. "Also, bis morgen. Schlaf gut", lächelte ich die junge Frau noch ziemlich freundlich an, ehe ich mich dann abwandte und das Zimmer verließ sowie abschloss. Die Nacht war unfassbar erholsam, ich schlief jedenfalls ausgesprochen gut und tief. Etwa um 9 Uhr stand ich dann auf, sprang unter die Dusche und machte mich rundum fertig, bevor ich mich zu Alessias Zimmer bewegte und leise aufschloss. Ich ging zum Fenster hinüber, zog die Vorhänge auf und wandte mich dann mit einem überaus fröhlichen 'Guten Morgen' in Richtung Bett. Also falls sie es noch nicht gewesen war, war sie jetzt wach. Ich lief kurzerhand zum Bett hinüber, ließ mich auf die leere Hälfte fallen und lehnte mich mit einem entspannten Seufzen zurück. "Wir verbringen heute einen Tag in unserem Wellnessbereich", informierte ich sie grinsend. Ja, wir hatten sowas. Natürlich nur in sehr bescheidener Ausführung, aber immerhin. Sauna, Whirlpool, Liegen für Massagen... einfach herrlich.
Shane Diese Frau handelte genauso vorhersehbar wie komplett unlogisch, aber er liebte es. Liebe es, wie sie sich an ihn schmiegte, obwohl sie genau wusste, dass er grundsätzlich nichts als böse war. Ihr nichts als Schaden bringen würde. Sie nur zerstörte. Kompliziert. Verworren. Wie sie halt eben so waren, die Weiber. Bloss, dass Isabella sich hier wohl keinen Plan für seine Zerstörung zurechtgelegt hatte, den sie nun befolgte. Und wenn doch, dann sollte sie sehr bald feststellen, dass er so nicht funktionierte. Er hatte sie fest in seine Arme gepackt, als sowohl die Brünette als auch Shane selber, schliesslich langsam wegdösten. Der nächste Morgen kam dann mit ungefähr genau der Reaktion, die er erwartet hatte und Shane wachte dazu auf, wie Isabella sich von ihm stiess um Distanz zwischen ihre Körper zu bringen. Jaja, chill mal Schatzi… „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen mein Schatz“, grüsste er mit einem Seufzen und eindeutig ironischer Euphorie. „Wie gehts uns denn heute so?“, fragte er weiter, hielt einen Moment still, um richtig wach zu werden. Dann streckte er sich erstmal richtig im Bett und riss seiner Frau dann erstmal die Decke weg, um gleich darauf einen prüfenden Blick auf ihre Beine zu werfen. Hmm. Man sah nicht besonders viel ausser einem Verband und naja, der war noch weiss. Das war doch schon mal ein gutes Zeichen, dann hatte sie wenigstens heut Nacht nicht mehr geblutet, was bedeutete, dass seine Näharbeit gestern wohl ganze Arbeit geleistet hatte. Konnte sie ihm gleich mal Danke sagen für. Der junge Mann setzte sich im Bett auf, schälte auch sich langsam und umständlich aus der Decke und rutschte dann auch schon zum Fussende des Bettes, um von dort aus nach ihrem Bein zu greifen und den Verband darum zu lösen. Erstmal frisch verbinden und dann mal schauen, was der Tag so bringen würde. Er hatte da weniger einen Plan, aber würde schon kommen. Lust hatte er auf Einiges.
Alessia Er wollte noch kein Kind?? Ehm, hoffentlich blieb das sein Leben lang so, Menschen wie er sollten doch einfach von Natur aus unfruchtbar sein! Wie sonst sollte dem Bösen auf dieser Welt jemals ein Ende gesetzt werden, wenn.. Ach egal, er gab ihr die Pille dann jedenfalls und Alessia war zu müde um weiter über seine Worte nachzudenken. Stattdessen schluckte sie auch diese Tablette ohne Umschweife und eindeutig erleichtert. Als Lincoln dann schliesslich das Zimmer verlassen - und abgeschlossen - hatte, zwang sich die junge Brünette nochmal auf die Beine, ging ins Badezimmer, um sich dort die Zähne zu putzen. Tatsächlich standen eine Zahnbürste und noch ein paar sehr nützliche andere Dinge hier bereit, wahrscheinlich aus ihrem Koffer. Der sollte ja eigentlich irgendwo hier sein, mit dem Auto mitgekommen, war er jedenfalls. Nach dem kurzen Besuch im Bad, humpelte Alessia auch schon zurück ins Bett, zog sich ihren kurzen Schlafanzug über und legte sich an den äussersten Rand der Matratze, um irgendwie Abstand zwischen das, was heute passiert war und ihrem geplanten Gesundheitsschlaf zu bringen. Das klappte allerdings mehr schlecht als recht und sie konnte wie erwartet nicht schlafen, juckte immer wieder auf, wenn sie fast weggedöst wäre und rieb sich die malträtierten Handgelenke, als sie feststellte, dass sie nicht festgebunden war. Irgendwann, nach nicht allzu langer Zeit, gab sie es dann auf, schnappte sich die grosse Decke, unter der sie sich bisher versteckt hatte und ein Kissen, womit sie sich dann in die hinterste Ecke des grossen Zimmers verkroch und dort wieder hinlegte. Und erst in den frühen Morgenstunden, als sie das Erste Mal seit dem Umzug auf den Boden wieder aufwachte und dank den wiedergekehrten Schmerzen im Bein auch nicht direkt wieder einschlafen konnte, liess sie Decke und Kissen liegen und ging zurück aufs Bett. Dort rollte sie sich wiederum am äussersten Rand - stets der Gefahr laufend, runter zu purzeln - des Bettes zu einer kleinen Kugel zusammen, von der lediglich das verletzte Bein abstand. Und so döste sie in einem halbwachen Zustand noch eine Weile vor sich hin, ehe das Drehen des Schlüssels im Schloss sie endgültig in die Realität zurückholte. Ihr misstrauischer Blick folgte Lincolns Bewegungen quer durch den Raum, bis er sich schliesslich aufs Bett fallen liess. Was dazu führte, dass sie mit einem erschrockenen Laut aufjuckte, um nicht gleich von der Kante zu rutschen. „Verpiss dich“, war alles, was sie mit rauer Stimme auf seine Verkündigung erwiderte. Sie warf ihm einen dunklen, aber doch irgendwie verschlafenen Blick zu, rieb sich einmal mit beiden Händen übers Gesicht und strich sich durch die zerzausten Haare. Wellnessbereich… Er wollte sowieso nur, dass sie dafür nackt sein würde. Also nein. Grundsätzlich sowieso zu allem nein, was eine gemeinsame Tätigkeit betraf, was einen Vorschlag seinerseits betraf, was diesen Ort hier betraf.
Isabella Ich erwiderte seinen Morgengruß ganz bewusst nicht, blieb einfach liegen und blickte abwesend vor mich hin, während Shane schon munter weiterredete und mich fragte, wie es mir ging. Ja, wie sollte es mir schon gehen? Mein Bein brauchte ich wohl nicht zu erklären und auch ansonsten war ich nicht unbedingt bei bester Laune. Wäre in meiner Situation wohl auch nicht anders zu erwarten. Ich wurde aus meinen Gedanken geholt, als Shane mir urplötzlich die Decke wegriss und begutachtend auf meine Beine blickte. Wie freundlich. Ich drehte mich auf den Rücken, sah ihn schweigend an und beobachtete dann, wie er sich ans Bettende begab, um meinen Verband zu erneuern. "Es tut ziemlich weh", antwortete ich jetzt erstmal relativ emotionslos, den Blick stumpf an die Decke gerichtet. Ich hatte einfach keine Motivation für diesen Tag, für das alles hier - war rundum lustlos. "Kann ich noch Schmerzmittel haben?", fragte ich abwesend hinterher, stützte mich nebenbei ein wenig auf die Unterarme, um zu Shane runter zu schauen. Mal gucken, ob er so nett war. Ich konnte ihn und seine Pläne momentan nicht wirklich einschätzen, aber dass er sich nicht wieder mit mir zum Kuscheln auf die Couch setzen würde, konnte ich wohl annehmen. Was auch gut war, denn gerade war ich eindeutig nicht in der Stimmung dazu. Ich wollte einfach alleine in diesem Bett liegen und über den Sinn für mein restliches, erbärmliches Leben grübeln. Das eigentlich gar keinen Sinn mehr hatte, also konnte ich es mir doch schon wieder sparen. Ich seufzte leise auf, ließ den Kopf wieder ins Kissen sinken und blinzelte nachdenklich vor mich hin.
Lincoln Alessia lag ehrlich gesagt ziemlich komisch da, wenn ich mir das jetzt mal genauer anschaute. Zusammengekugelt am äußersten Rand und ohne Decke und Kissen. Was genau hatte das für einen Sinn? Ich betrachtete sie mit gehobener Augenbraue, als sie nun aufsah und mich sogleich aufforderte mich zu verpissen. Das war ja mal fies... ich lud sie zu einem Wellnesstag ein und sie redete so mit mir? Ich schüttelte tadelnd den Kopf, während ich mich aufsetzte: "Na na, hat da jemand schlechte Laune?", fragte ich gespielt unwissend, ehe ich ihr leicht durch die Haare wuschelte. Ich griff kurzerhand nach ihrem Bein, betrachtete den Verband, der mittlerweile wohl wechselreif war. Die Wunde nässte immerhin auch ziemlich, das war ja normal. Ich wickelte besagten Verband ab, ließ ihr Bein aber fürs Erste so, weil es eigentlich ganz gut war, wenn ein wenig Luft an die Wunde kam. Außerdem musste da gleich eh noch eine Salbe drauf und frischen Verband hatte ich hier oben auch nicht. "Aber erstmal frühstücken wir. Und verarzten dein Bein. Und wenn du nicht in den Wellnessbereich willst, dann musst du was anderes vorschlagen", redete ich gut gelaunt einfach weiter, während ich sie fröhlich angrinste. Vielleicht fiel ihr ja was ein, worauf ich anspringen würde, einen Versuch war es immerhin wert, oder nicht? Es konnte aber auch sein, dass sie so mies gelaunt war, dass sie gar nicht erst darauf einging, aber da würde sich ja quasi bloß selbst mitschaden. Ich wartete also ab, sah die Brünette weiterhin an und runzelte schließlich ein weiteres Mal die Stirn über ihre Schlafposition: "Warum liegst du hier eigentlich so krüppelig auf der Kante? Das Bett ist doch groß genug."
Shane Die war ja echt motiviert aufgewacht, pustete ihn beinahe rückwärts von der Bettkante. Nicht. Wenn sie ihm wenigstens sagen könnte, was er denn bitte jetzt schon wieder falsch gemacht hatte, um ihren momentanen Hass zu ernten… Aber nein, das tat sie wohl lieber nicht und so konnte er auch nichts für, wenn überhaupt irgendwas hier sie störte. Er konnte es ja nicht ändern, wenn sie das Problem nicht beim Namen nannte. Tja. Shane nickte langsam vor sich hin, wie ein kleiner Arzt, der vollkommen vertieft über die nächsten Schritte seiner Behandlung nachdachte, während der Patient seine Empfindungen aufzählte. Auch wenn er sich ja wohl selber hätte denken können, dass sie wahrscheinlich ziemlich starke Schmerzen hatte. Nachdem er ihr gestern eine Kugel aus dem Knochen gezogen hatte und so, das Normale halt. „Okay. Und nein, Schmerzmittel gibts keines gratis, liebe Prinzessin. Jetzt nicht mehr. Und gerade hast du mir leider noch nicht genügend Gründe gegeben, dir eine Tablette zu gönnen“, erklärte er bedauernd und zuckte mit dem breiten Schultern. Er blickte noch einen Moment ihr Bein ziemlich nachdenklich an, nickte dann aber bestätigend und wandte sich davon ab. Er würde wohl gleich mal einen neuen Verband anbringen müssen, da sie Wunde sich sonst wirklich noch aus irgendeinem Grund entzünden würde. Und darauf hatte er weiterhin keinen Bock. Zuerst musste er aber jetzt das mit dem Schmerzmittel klären, weshalb er sich wieder dicht neben die junge Dame ins Bett legte, sie aufmerksam anschaute und prüfend musterte. „Was is es dir denn wert, das Schmerzmittel? Was bist du bereit, dafür zu geben?“, fragte er seine Lieblingsfrage, die sie ihm wohl noch eintausend Mal beantworten werden müsste.
Alessia Schlechte Laune war eine ziemliche Untertreibung. Seit sie wach war hatte sie sich an mehr und mehr von dem erinnert, was gestern passiert war und an je mehr sie sich erinnerte, umso mehr sank ihre beschissene Laune ins Bodenlose. Sie schlug sofort genervt seine Hand weg, als er glaubte, ihr aus lauter Dummheit durch die Haare wuscheln zu müssen. Konnte er sich echt knicken! Sie hörte eindeutig angepisst seinen weiteren Tagesplänen zu, schwieg aber erstmal dazu. Einen anderen Vorschlag, der ihn genauso begeistern würde, hatte sie auf die Schnelle keinen, vielleicht würde ihr ja bis es soweit war noch was einfallen… Auch wenn sie es bezweifelte. Denn einen Vorschlag, der sie nackt beinhaltete, würde sie keinen bringen. So zuckte sie erstmal unmutig mit den Schultern, schaute Lincoln dabei zu, wie er ihr Bein aus dem Verband schälte. Was übrigens weh tat. Aber das brauchte sie wohl nicht zu erwähnen, weshalb sie erstmal einfach nur die Zähne zusammenbiss, da er auch bald fertig damit war. Und dann vollkommen unverständig ihre Schlafposition in Frage stellte. Tjaaaa wiiiesoo lag sie wohl so auf dem Bett?? Was für eine Frage..! „Als ob ich auf diesem Bett schlafen möchte“, zischte sie ziemlich energisch ihre Antwort, auf die er sich den Rest dann bitte selber zusammenspinnen durfte. Sie schwang dann erstmal ihre Beine über die Kannte, wandte sich von Lincoln ab, um vorsichtig aufzustehen und sich ihre Hose vom Boden zu angeln. Erst dann fiel ihr ein, dass sie die vielleicht noch nicht anziehen sollte, da sie keinen Verband ums Bein hatte. Also blieb sie unschlüssig damit stehen, strich sich die Haare aus dem Gesicht und blinzelte verschlafen vor sich hin. Hoffentlich wurde dieser Tag nicht so schlimm wie der Letzte… Auch wenn sie heute eindeutig ausgeschlafener war, hatte sie auch eindeutig keine Nerven auf eine zweite solche Katastrophe...
Isabella Schmerzmittel gabs nicht gratis? Gab es hier überhaupt etwas, ohne dass ich den großen Shane vorher gnädig stimmen musste? Wahrscheinlich eher nicht. Ich kniff ziemlich angepisst die Augen ein wenig zusammen, während ich den jungen Mann dabei beobachtete, wie er mein Bein wieder ablegte, nur um sich anschließend äußerst dicht neben mich zu legen. Und dann kam schon wieder diese beschissene Frage, die er mir andauernd stellte. Was sprang für ihn dabei raus, wenn er mir eine Bitte erfüllte? So lief das halt bei uns, er bot mir eine Belohnung und ich sollte dann um sein Wohlwollen ringen. Ich verdrehte genervt die Augen, sah Shane dann allerdings direkt ins Gesicht. "Was soll ich dir schon geben, Shane? Alles was du willst, holst du dir letztendlich sowieso mit Gewalt", erwiderte ich mit einem trübsinnigen Unterton, ehe ich mich seufzend aufsetzte. Davor hatte ich auch Angst... Dass er im Laufe des Tages wieder gewalttätig und emotionslos wurde und mich schlecht behandelte. Damit kam ich einfach nicht klar. "Ich würde dich küssen. Kurz. Oder dich meinetwegen wieder massieren. Mehr nicht", gab ich nach ein paar Sekunden irgendwie niedergeschlagen von mir, weil selbst das eigentlich schon zu viel war. Küssen war ein Ausdruck von Zärtlichkeit und Nähe - ich hatte ihn immer gerne geküsst, vielleicht war ich sogar auf dem besten Weg gewesen, mich in ihn zu verlieben. Und jetzt musste ich einsehen, dass er nur mit mir gespielt hatte und auch niemals etwas anderes tun würde. Und deshalb wollte ich ihn ganz bestimmt nicht küssen, aber es war immernoch besser, als ihm andere Gefälligkeiten zu gönnen, die er verlangen könnte. So bekam ich immerhin das Schmerzmittel, welches ich wirklich nötig hatte. Falls er überhaupt darauf ansprang, vielleicht war es ihm auch gar nicht genug. Obwohl er mich mit Gewalt niemals dazu zwingen könnte, da ein Kuss nunmal Eigeninitiative erforderte.
Lincoln Mhm, jetzt schlug sie meine Hand auch noch so frech weg, das ging ja mal gar nicht heute. Ich schüttelte tadelnd den Kopf, betrachtete sie jetzt allerdings lediglich kritisch, während sie immernoch in ihrer krüppeligen Position dalag. Die Begründung dafür folgte dann auch in den nächsten Sekunden - wenn auch nicht ganz stichhaltig. Aber gut, mir erschloss sich in der Tat von selbst, warum sie meinte nicht auf diesem Bett schlafen zu wollen. "Alessia, stell dich nicht so an. Es ist nur ein Bett und was darauf passiert ist, wird noch einige Male öfter passieren. Finde dich damit ab", zuckte ich gleichgültig die Achseln. Sie musste sich einfach mit der neuen Wirklichkeit anfreunden, denn anders würde es nicht mehr werden. Sie hatte nurnoch mich. Gut, vielleicht manchmal in seltenen Fällen würde sie Zeit mit Isabella verbringen dürfen, damit die beiden nicht vollständig durchdrehten, aber alles in allem war ich von nun an ihre einzige Bezugsperson. Das würde sie schon noch früh genug realisieren. Ich hob kurz die Augenbrauen, als sie nun kurzerhand aufstand und sich ihre Hose schnappte, in die sie schlussendlich aber doch nicht hineinschlüpfte. Wäre auch irgendwie blöd, weil der Stoff voller Blut war und ihr Bein zudem nicht verbunden. "Ich habe deinen Koffer mit frischen Sachen unten. Du kannst dir da gleich was aussuchen", informierte ich sie beiläufig, nahm sie dann spontan am Handgelenk und zog sie hinter mir her aus dem Raum heraus. Sollte sie heute mal alleine die Treppen laufen, dann sah sie wenigstens wie gut sie es eigentlich hatte, wenn sie von mir getragen wurde. Ich ging schonmal nach unten und begab mich in die Küche, wo ich zwei Tassen aus dem Küchenschrank holte. "Willst du Kaffee oder Tee?", rief ich in einem unbeschwerten Plauderton in Richtung Flur, während ich darauf wartete, dass Alessia zu mir stieß. Je eher sie sich daran gewöhnte, dass das kein vorübergehender Zustand war, den sie nur überdauern musste, umso besser. Ich würde mir einfach mal anschauen, wie sie so darauf reagierte und dann galt es zu entscheiden, ob ich sie wirklich heute schon in den Wellnessbereich entführen wollte. Einerseits könnte sie dort 1A ein wenig lockerer werden, aber andererseits würde ich sie wohl nur noch mehr zerstören, wenn sie heute schon wieder nackt vor mir sein musste. Ach seufz. Naja, im Falle des Falles konnte sie ja immernoch einen Bikini anziehen, wenn ihr kein besserer Vorschlag einfiel. Wobei ich vermutlich auf so einiges anspringen würde, solange es eine Pärchenaktivität war. Also sollte sie es ruhig mal probieren. "Und hast du dir jetzt überlegt, was du anstelle des Wellnesstages machen willst?", fragte ich dementsprechend gleich noch hinterher, während ich spielerisch eine Tasse in meinen Händen umherdrehte.
Shane Uuuund wie absolut begeistert reagierte seine Prinzessin denn bitte auf seinen Vorschlag?? Der absolute Wahnsinn! Nicht. Sie sollte sich mal nicht so anstellen, echt nicht. „Ja, klar. Ich könnte mir das alles auch mit Gewalt holen Schätzchen. Also sei verdammt nochmal froh drum, dass ich es nicht tue. Dass ich dir stattdessen eine Belohnung dafür anbiete, mich zu küssen. Was an und für sich eigentlich ja schon eine Belohnung darstellt aber darüber müssen wir uns wohl nicht unterhalten…“, meinte er mit angenervter Stimme. Schliesslich schien sie das alles aber doch irgendwie einzusehen und bot ihm einen Kuss oder eine Massage an. Immerhin. Er hatte schon gedacht, es wäre komplett hoffnungslos mit diesem System zu arbeiten hier… „Ein richtiger Kuss für eine maximale Dosis Schmerzmittel“, bot er ihr schliesslich seinen Deal an. War fair, fand er. Auch wenn sie ihn nur kurz küssen wollte blahblah. Wenn sie das tun würde, würde sie halt eben nur schwaches Schmerzmittel kriegen, das dann im Endeffekt nicht mal die Hälfte brachte aber das war nicht sein Problem. Sie wusste bestimmt, was er mit einem richtigen Kuss meinte, sie hatten sich immerhin oft genug geküsst, als die Welt noch in Ordnung war für sie haha. Abwartend blickte Shane zu Isabella. Eigentlich war ihr bestimmt klar, was passierte, wenn sie auf die dumme Idee käme, ihn nicht zu küssen. Er würde sie nämlich einfach trotzdem küssen. Aber ohne Gegenleistung. Gestern hatte er netterweise ausgesetzt, aber heute brauchte er eindeutig wieder seine tägliche Portion an Nähe und Zuwendung haha. Sonst wurde er noch traurig und einsam ne.
Alessia Stell dich nicht so an, es ist nur ein Bett, blahblahblah whatever. „Verdammt Lincoln, ich kann doch wohl noch selber entscheiden, in welcher Scheiss Position ich penne!“, fauchte sie deutlich genervt, als er ihr mal wieder vor Augen führte, dass sie absolut gar nichts dagegen tun konnte, dass er gestern jederzeit wiederholte. Und genau das auch zu tun plante. Schon nur die Vorahnung hatten ihr eine unangenehme Schauer über den Rücken gejagt und sie blickte finster auf die Hose in ihren Händen. Bis Lincoln sie auf einmal aus dem Zimmer zog jedenfalls. Sie stolperte sofort, fiel fast auf die Fresse und hinkte mehr als unbeholfen hinter ihm her, das Gesicht ziemlich schmerzverzogen. Wenigstens lies er sie dann stehen, damit sie immerhin die Treppe in normalem Tempo angehen konnte. Die Brünette blickte ihm aus zusammengekniffenen Augen hinterher, die Hände zu Fäusten gepresst, selbst als er längst um die Ecke verschwunden war. Kaffee oder Tee? Gar nichts. Sie schwieg, nervte sich nur innerlich immer weiter, als sie sich nach kurzem Zögern dann doch noch an den Abstieg wagte, Stufe um Stufe. Seine nächste Frage liess sie schon wieder innerlich die Augen verdrehen. Ja, klar hatte sie sich jetzt was überlegt. Waren ja schon fast zwei Minuten vergangen, seit er sie das letzte Mal gefragt hatte! Das war dümmer als eine Mutter, die Kind morgens fragt, ob sein Zimmer aufgeräumt sei, Kind sagt nein, geht zur Schule, kommt nach Hause und Mutti fragt, ob das Zimmer denn jetzt endlich aufgeräumt sei. Sure as hell. „Ich will nach draussen“, erwiderte sie also nur, als sie schliesslich tatsächlich um die Ecke kam und die Küche betrat. Er hatte gefragt, was sie tun wollte, also gab sie auch genau diese Antwort. Und wo genau war ihr Koffer jetzt? Sie wollte sich anziehen, ihr war kalt. Und der Schlafanzug war zu freizügig für ihren Geschmack, da die kurze Hose kaum ihren Arsch bedeckte und die Spaghettiträger das Top auch nur locker auf ihren Schultern hielten.
Isabella Oh ja, wie gesagt - er war unfassbar bescheiden. Ihn zu küssen war also schon eine Belohnung an sich... na dann danke für die große Ehre, dass dieser Halbgott sich entschieden hatte, dass ich die glückliche Frau sein durfte, die er von nun an immer küsste. "Nein, darüber brauchen wir uns wirklich nicht unterhalten", erwiderte ich mindestens genauso genervt wie er. Wir verstanden uns ja schon wieder einwandfrei heute. Irgendwann würde ich ganz bestimmt durchdrehen mit ihm. Ich sah abwesend vor mich hin, als Shane dann irgendwann einen Vorschlag unterbreitete, der mich kurz nachdenken ließ. Ein richtiger Kuss war eigentlich nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, aber war ja klar gewesen, dass er sich mit einem kleinen Schmatzer nicht zufrieden geben würde. Ich blickte einen Moment lang auf mein Bein hinab, das wie verrückt pochte und entschied mich dann innerlich dazu, dass ich das Schmerzmittel brauchte. Dass jetzt kein Moment war, in dem ich fähig war meine Abneigung oder Unabhängigkeit zu beweisen. Denn ich war abhängig von Shane und ich brauchte sein Wohlwollen, damit der irre Schmerz in meinem Bein weniger wurde. "Na schön", murmelte ich leise vor mich hin, ehe ich mich auf den Knien zu dem jungen Mann umdrehte und mein Gesicht langsam zu seinem hinunterbeugte. Einen Moment lang sah ich ihm noch in die Augen, ehe ich seine weichen Lippen erstmal vorsichtig mit meinen berührte, nur um ihn im Anschluss leidenschaftlich zu küssen. Ich konnte mir in etwa vorstellen, was für ihn ein richtiger Kuss war, immerhin hatte es genügend davon zwischen uns gegeben, weshalb ich irgendwann auch langsam meine Zunge in seinen Mund gleiten ließ, um damit sachte gegen die seine zu stupsen. Meine Hände legten sich währenddessen an seine Wangen, die rechte wanderte irgendwann in seine dunklen Haare hinein und ich musste mich beinahe konzentrieren, um das Gefühl, das mich überkam nicht zu genießen. Ich musste mir einfach die Situation vor Augen halten, dann fiel es mir mit Sicherheit leichter den Kuss nicht schön zu finden.
Lincoln Also heute war echt nicht ihr Tag, so wie sich mich die ganze Zeit anzickte und anfauchte. Fand ich im übrigen gar nicht nett von ihr, ich redete doch auch in einem freundlichen Tonfall mit ihr! Und auf meine Tee oder Kaffee-Frage antwortete sie auch nicht. Tja, dann bekam sie halt gar nichts, war nicht so, dass ich es nötig hatte ihr ein warmes Getränk einzuflössen. Es hätte lediglich zu einem gemütlichen Morgen für sie beigesteuert. Ich selbst entschied mich für einen Kaffee und beschäftigte mich mit seiner Zubereitung, bis mein Mäuschen dann irgendwann zu mir stieß und mir stumpf zukommen ließ, dass sie raus wollte. Ah ja. Ich seufzte entnervt auf, antwortete erstmal gar nicht und träufelte stattdessen in aller Seelenruhe etwas Zucker in meine Tasse, den ich anschließend auch noch ausgiebig umrührte. Dann erst drehte ich mich zu der Brünette um, lehnte mich rücklings gegen die Theke und nahm einen tiefen Schluck von meinem Kaffee. "Mhm. Und du denkst wirklich, wenn du in diesem Tonfall und ohne Bitte und Danke ankommst, gehe ich mit dir nach draußen? Was hab ich denn davon? So läuft das hier ganz bestimmt nicht", informierte ich sie mit gehobenen Augenbrauen. Sie glaubte doch nicht im Ernst, dass sie auf diese Art und Weise etwas erreichte? So verschloss sie sich selbst viel eher zahlreiche Türen, die eigentlich offen gestanden hätten, wenn sie sich ein wenig zusammen gerissen hätte. Naja, vielleicht schaffte sie es ja noch die Kurve zu kratzen - wobei ich nicht davon ausging. Alessia war einfach zu stur und zu temperamentvoll, aber vielleicht sollte sie langsam mal einsehen, dass ich hier die Zügel in der Hand hielt. Ich trank einen weiteren Schluck von meinem Kaffee und betrachtete die junge Frau nebenbei entspannt, musterte ihre schlanken Beine und fand irgendwann zu ihrem Gesicht zurück. Sicherlich wollte sie jetzt ihre Klamotten haben, aber erstmal mussten wir das jetzt klären. Und wenn sie sich auch bezüglich des Koffers so im Tonfall vergriff, dann konnte ich ihr auch nicht weiterhelfen.
Shane Sie schien noch einen Moment mit sich selber zu kämpfen, allerdings dauerte es dann wirklich nicht mehr lange, bis sie dann eben doch einwilligte. Natürlich, denn einen anderen Weg zu ihrem Schmerzmittel gab es ja nicht und das brauchte sie doch sehr dringend. Sah man deutlich an dem Blick, den sie ihrem Bein zuwarf. Und naja wusste man auch dank den Dingen, die eben gestern so passiert waren, es gab keinen Weg, wie ihr das Bein nicht wehtun sollte jetzt. So schaute er Isabella abwartend an, als sie sich schliesslich umdrehte und ihn tatsächlich küsste. Zuerst sehr vorsichtig, zurückhaltend, aber dann tatsächlich so, wie er es von ihr verlangt hatte. Zufrieden ging Shane wie selbstverständlich auf den Kuss ein, erwiderte ihn fordernd, ehe er seine Prinzessin - natürlich ohne sich von ihr zu lösen - zurückdrängte und die Nummer umdrehte, indem er sich nun seinerseits über sie beugte. Sonst kam sie schon viel zu früh auf die Idee, dass das genug gewesen sein musste. Wollte er nicht riskieren, weshalb er den Kuss noch ein Bisschen intensivierte, während seine Hände von ihren Schultern über ihre Arme bis zu ihren Fingern strichen, sich dort mit den ihren verschränkten und er sie so leicht in die Matratze drückte. Ihm war bewusst, dass das wohl eine ziemlich schwierige Situation für sie war, da es sie wohl unweigerlich an all die freiwilligen Küsse erinnerte, die zwischen ihnen stattgefunden hatten. An die ganze Zeit, in der er ihr das Gefühl gegeben hatte, dass sie mehr wäre als bloss sein Spielzeug. Und daran, dass sie es damals genossen hatte, es gewollt hatte. Was - soweit er das einschätzen konnte - bestimmt kein tolles Gefühl war. Aber im war das egal, denn gerade - oder immer - bekam er, was er wollte und das war ein richtiger Kuss. Vielleicht sogar etwas mehr. Who knows.
Alessia Irgendwas an ihrer Antwort schien mal wieder falsch zu sein und sie hatte ja keiiiine Ahnung, was es denn sein könnte. Wieso nervte er sich denn jetzt darüber, dass sie ihm eine vollkommen ehrliche Antwort gegeben hatte, wenn er doch danach gefragt hatte?? „Was?“, fragte sie also nur gereizt, als er ihr gleich mal mitteilte, dass sie so überhaupt nichts bekam. „Du hast doch gefragt“, fügte sie an, jedoch schonmal deutlich weniger trotzig aber immer noch genervt. Sie setzte sich auf einen Stuhl, da sie sich einbildete, dass dann weniger Blut in ihr Bein lief und es weniger weh tun würde, winkelte das unverletzte Bein an und dachte kurz darüber nach, was genau sie Lincoln denn sagen sollte, dass sie tun wollte und wie sie es ihm mitteilen musste, damit er hier auch nicht schon so früh morgens eine Szene schob. „Liebster Lincoln, was hältst du davon, wenn wir heute wie ganz normale Menschen an einem so schönen Tag nach draussen gehen würden?“, fragte sie nach einer Weile der nachdenklichen Stille wie ausgewechselt und vollkommen übertrieben freundlich in seine Richtung, warf ihm ein absolut überspitztes Lächeln zu und blickte ihn hoffnungsvoll an. Als hätte sie ihm gerade die allerbeste Idee ever vorgestellt. Als wäre das alles, was er sich jemals hätte wünschen können und mehr. Und da sie so übertrieben freundlich war, dass jedem hier klar war, dass sie es gar nicht ernst meinen konnte, fiel es ihr auch nicht so schwer, so zu tun. Das war die beste Alternative, die sie zu ihrem zickigen Hass bieten konnte. Und wenn ihm das noch immer nicht passte, dann bitte. Wusste sie auch nicht, was sie denn tun sollte. Wäre ja nicht das erste Mal oder. „Und kann ich mich dann bitte auch mal anziehen, mir ist kalt“, fuhr sie mit dem gleichen falschen Stimmchen fort.
Isabella Seine Lippen fühlten sich vertraut und gleichzeitig seltsam fremd an. Der Kuss an sich war sicherlich wie immer, aber er war doch anders, weil erstens die Situation nicht mehr die Gleiche war und weil ich zusätzlich wusste, dass Shane ganz bestimmt keine Gefühle für mich hatte. Oder nur irgendwelche verkorksten, auf die ich gut verzichten konnte. Ich ließ zu, dass er mich auf den Rücken drängte, um sich anschließend über mich zu beugen, weil ich ihn nicht verärgern wollte, und ließ einfach die Augen geschlossen, während Shane den Kuss ein wenig intensivierte. Ich hatte es fast geschafft, ich musste nicht mehr lange gegen das Engegefühl in meiner Brust und die aufkommenden Gefühle ankämpfen. Ich erwiderte mehr automatisch die Verschränkung unserer Hände, als Shane meine Arme leicht in die Matratze drückte, und hielt kurz inne, weil es mich an eine ganz bestimmte Situation erinnerte. Genauso schnell fing ich mich aber wieder - wenn auch nur halbwegs. Ich erwiderte zwar nach wie vor die Bewegung seiner Lippen, blinzelte nebenbei aber angestrengt ein paar Tränen weg, die sich in meinen Augen sammelten. Verdammt, ich wollte nicht, dass er sah, wie verletzt ich war. Das freute ihn nur... oder sowas in der Art. Dennoch konnte und wollte ich in diesem Moment nicht weiter machen, vor allem, da ich mittlerweile auch der Ansicht war, dass das genug 'richtiger Kuss' gewesen war. Ich löste meine Lippen von Shanes und senkte ein wenig den Blick, damit er mir nicht in die glasigen Augen schauen konnte. "Das war ein richtiger Kuss. Reicht das?", fragte ich leise. Ich war so verdammt unglücklich. Ich wollte so nicht weiterleben und ich wollte nicht für immer mit diesem Mann zusammen sein, der mich behandelte, wie einen Gegenstand. Ich wollte, dass er wieder so wurde wie früher... aber das war ja eh nur gespielt gewesen, also gab es den Shane, den ich mochte gar nicht.
Lincoln Ja klar hatte ich gefragt. Was hatte das damit zu tun, dass sie so trotzig antwortete? Sie sollte gefälligst lernen, wie sie mit mir zu reden hatte. Ansonsten bekam sie halt nie, was sie wollte. Das wäre nämlich durchaus möglich, sie musste sich lediglich zusammenreißen. Ich nahm einen weiteren Schluck aus meiner Kaffeetasse, während ich Alessia schweigend dabei beobachtete, wie sie sich auf einen Stuhl setzte. Vermutlich, um ihr Bein zu entlasten - welches im Übrigen auch immernoch ziemlich weh tun musste. Aber naja, war nicht mein Problem, solange sie nichts dazu sagte. Schließlich begann die Brünette doch nochmal von vorne, setzte ein vollkommen übertriebenes Lächeln auf und hatte auch ihren Tonfall komplett geändert. War klar, dass sie das nicht ernst meinte, aber so gefiel sie mir doch schon mal um einiges besser. Ich grinste sie gut gelaunt an, ehe ich leicht den Kopf zur Seite legte: "Wir sind doch normal, Alessia", lächelte ich unschuldig in ihre Richtung. Ich stellte meine leere Tasse in den Geschirrspüler, ehe ich mich zu der Italiennerin umdrehte und langsam zu ihr an den Tisch hinüber ging. "Also... da du so lieb gefragt hast, werde ich dir deine Bitte erfüllen. Damit du mal siehst, wie gut ich eigentlich zu dir bin", kam es leicht süffisant von mir, ehe ich auf ihre nächste Frage hin leicht den Kopf schüttelte. "Nein, du kannst dich noch nicht anziehen. Wir müssen erstmal dein Bein verbinden", erwiderte ich, während ich nach ihrer Hand griff und sie sogar relativ vorsichtig hochzog. "Tut das eigentlich sehr weh? Willst du Schmerzmittel haben?", fragte ich sie mit ehrlichem Interesse. Ja, heute würde ich wohl nett zu ihr sein. Damit sie mich wieder ein bisschen weniger hasste. So war es einfach viel zu anstrengend mit ihr. Wobei ich mir nicht sicher war, ob sie mich überhaupt je wieder weniger hassen könnte haha. Immerhin hielt ich sie hier fest, beraubte sie damit ihrer Freiheit und tat Dinge mit ihr, die sie ganz bestimmt nicht wollte. Aber darüber musste sie halt hinweg sehen, denn es würde sich nun mal nichts mehr ändern.
Shane Sie machte wirklich erstaunlich gut mit, schien nicht nur zu wissen, was für sie auf dem Spiel stand, sondern viel eher auch wirklich dafür kämpfen zu wollen, gab sich echt Mühe. Ja, so gefiel ihm das doch ganz gut. Und ihr sicherlich auch, sah man ihrem Gesicht gut an. Wusste er, weil er die Augen zu hatte. Whatever. Als sie sich schliesslich von ihm löste, stellte er auch nicht ganz so erstaunt fest, dass sie offenbar mal wieder dabei war, die Tränen zurück zu drängen. Ach Mädchen… Wieso war sie nur so traurig, das konnte er sich echt nicht erklären. Er hatte ihr ja gar nichts getan..? Zumindest heute Morgen noch nicht und weiter zurück durfte sie nicht blicken. „Ja, für Schmerzmittel reicht das. Warte kurz hier“, wies er sie an, warf ihr einen etwas längeren Blick zu, ehe er sich vom Bett erhob, aus dem Zimmer nach unten bewegte und etwas später mit Verbandszeug und einem Schmerzmittel zurückkam. Wortlos reichte er ihr die Pille und ein Glas Wasser, ehe er begann, die Wunde an ihrem Bein zu desinfizieren und putzen. Während er dann wieder einen Verband um die Naht zu wickeln, hob er den Blick und betrachtete seine unglückliche Brünette nachdenklich. „Hast du schon darüber nachgedacht? Wie dein Leben hier sein sollte meine ich. Oder hast du vor, von jetzt an einfach komplett aufzugeben? Zu warten, bis du stirbst oder zu versuchen, da nachzuhelfen? Auch wenn das nicht möglich ist, nebenbei bemerkt. Ich weiss, dass das alles nicht einfach für dich ist. Aber Trübsal blasen hilft nichts, depressiv werden auch nicht. Ich will dir damit nur sagen, dass wenn du ein paar wenige Dinge beachtest, dein Leben hier nicht unbedingt schlecht sein muss. Bloss weil du es nicht selber so gewählt hast, es nie so wolltest“, redete er dann mit einem kurzen Seufzen ziemlich ernst auf die junge Frau ein. Wie immer versuchte er nicht, die Fakten schön zu reden. Aber er versuchte ihr ihr Selbstmitleid auszureden. Denn sonst fiel sie hier in ein Loch, aus dem sie so schnell nicht mehr rauskrabbeln konnte.
Alessia Unglaublich. Einfach unglaublich wie er jetzt wirklich darauf einging. So tat, als ob irgendwas von all dem, was sie gerade gesagt hatte, auf irgendeine Art und Weise ernstzunehmend gewirkt hatte. Sein Grinsen liess sie innerlich schon wieder explodieren und sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch, während ihr eigenes, falsches Lächeln längst von ihrem Gesicht gefallen war. Das war so anstrengend. Etwas zu spielen, das das genaue Gegenteil von dem darstellte, was man wirklich fühlte. Sie konnte sowas nicht gut, wusste sie. Es fiel ihr viel einfacher, einfach zu schreien, wenn sie sich aufregte, zu zicken, wenn sie sich danach fühlte, abzuhauen, wenn sie keine Nerven mehr hatte. Aber nichts von dem konnte sie hier und jetzt bringen, wenn sie nicht riskieren wollte, dass er sich seine Worte gleich wieder anders überlegte. Er wollte also wirklich mit ihr raus. Wie nett. Ja, er war wirklich so unglaublich gut zu ihr. Wahrscheinlich auch nur, weil er entweder das Gefühl hatte, dass das gestern zu viel für sie gewesen war - was durchaus der Wahrheit entsprach - oder weil sein Spiel genau so funktionierte. Sie hätte fast ihre Hand weggezogen, als er danach griff, liess es dann aber bleiben und liess sich von ihm mitziehen, um ihr Bein mal wieder zu heilen. Oder auch nicht, mal sehen. Seine Frage schien ernst gemeint zu sein, weshalb sie sich auch für eine normale Antwort entschied und mit „Ja tut es und ja, hätte ich gerne“, antwortete. Sie sprach absichtlich relativ leise, damit es nicht wieder zu bissig klang, da ihr Anflug von übertriebener Nettigkeit längst vorbei war. Und sie gerade kein zweites solches Schauspiel vorführen konnte. Sie versuchte einfach nur ruhig zu bleiben und ihn so gut es ging einfach als das zu sehen, was er genau in diesem Moment war. Der Einzige, der ihr was gegen die Schmerzen, einen Verband und ihre Kleidung geben konnte. Mehr nicht.
Isabella Na immerhin hielt er sein Wort - alles andere hätte mich jetzt vermutlich vor Verzweiflung explodieren lassen. Ich setzte mich auf, sobald Shane das Zimmer verließ und zog mein gesundes Bein an, um mein Kinn darauf abzulegen und trübsinnig vor mich hinzublicken. Es machte einfach alles keinen Sinn mehr - ich fühlte mich wie eine Gefangene. Und ich war es auch. Shane kehrte schließlich zu mir zurück und reichte mir die Tablette sowie etwas Wasser, was ich beides wortlos entgegen nahm. Sich zu bedanken wäre überflüssig, weil ich nunmal was für dieses Schmerzmittel getan hatte. Ich schluckte die Pille, stellte das Glas auf den Nachttisch und beobachtete schließlich Shane dabei, wie er mein Bein säuberte und neu verband. Auch er hatte einen relativ nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgesetzt und begann nun auch recht ernst auf mich einzureden. Depressiv werden half nichts? Mein Leben würde vielleicht gar nicht so schlecht werden? "Wie soll ich mir mein Leben denn bitte vorstellen, Shane?! Und wie soll ich deiner Meinung nach drauf sein?", brachte ich bitter und mit etwas gehobener Lautstärke hervor. "Ich hab niemanden mehr. Nur dich und für dich bin ich nicht mehr als eine Puppe", meine Stimme brach schon wieder vor Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, während ich mich mit aller Gewalt zusammenreißen wollte. Wie gesagt, ohne Liebe und Menschen, die mir nahe standen war ich schwach. Schwach und unsicher, was meine gesamte Persönlichkeit anging. "Ich kann so nicht leben. Ich will einfach nicht. Ich ertrage es nicht, Tag für Tag von dir erniedrigt zu werden und anschließend noch um dein Wohlwollen betteln zu müssen, für irgendwas, was ich brauche. Das ist doch nicht das, was du mit einem ganz passablen Leben meinen kannst!" Jetzt drang doch ein leises Schluchzen aus meiner Kehle empor, begleitet von überschaubaren Tränen, die ich schnell von meinen Wangen wischte. Naja, war wohl besser als wenn ich apathisch vor mich hinvegetierte.
Lincoln Sie war wirklich keine gute Schauspielerin, das war klar. Allerdings war mindestens genauso klar, dass sie auch gar nicht versucht hatte mit ihrer Show gerade irgendwie glaubhaft rüberzukommen. Das wäre ja ein lächerlicher Versuch gewesen. Nein nein, sie hatte mir einfach wieder mal ihre Trotzigkeit und ihre Respektlosigkeit präsentiert - aber gut, ich ging trotzdem darauf ein. Wie gesagt - heute war ein Tag, an dem Alessia sich wohl ein wenig von den gestrigen Erlebnissen erholen durfte. Den hätte ich ihr nicht gönnen müssen, aber Dankbarkeit war von der Brünette sowieso nicht zu erwarten. Ich nickte nur knapp auf ihre Antwort und ging direkt weiter in den OP-Raum, nachdem ich sie auf dem Sofa abgesetzt hatte. Zurückkehren tat ich schließlich mit Schmerzmittel, Desinfektionsmittel, Wundheilsalbe und einem frischen Verband. Nachdem ich Alessia die Tablette gereicht hatte, wendete ich mich der Versorgung ihres Beines zu und verband es schlussendlich sorgfältig, damit auch bloß kein Dreck an die Wunde kam. "Soo... dein Koffer steht in dem Abstellraum unter der Treppe. Zieh dich warm an, es ist schon recht frisch draußen", wies ich die junge Frau schließlich an, richtete mich auf und sah sie abwartend an. Wobei sie als Flugbegleiterin sicherlich nicht allzu viele Klamotten und bestimmt keine wetterfesten Jacken dabei gehabt hatte. Naja, mal schauen, womit sie gleich ankam - dann musste sie wohl oder übel eine Jacke von mir anziehen. Und darauf würde ich bestehen, denn ich wollte nicht, dass sie sich erkältete. Bereitete immerhin nur Unannehmlichkeiten. Genauso, wie der Spaziergang nach draußen ihrem Bein eigentlich nicht gut tat, aber sie wollte es ja so gerne und so nett wie ich war, ermöglichte ich ihr eben diesen Ausflug. Das hatte ich auch auf der Insel immer getan. Und da sollte mal einer behaupten, ich ginge nicht auf Alessias Bedürfnisse ein. Pff. Es war nicht so, dass ich persönlich besonders scharf darauf war, nach draußen zu gehen. Aber naja, dann würden wir uns anschließend vielleicht trotzdem im Whirlpool wieder aufwärmen. Wie gesagt - von mir aus sollte sie einen Bikini tragen.
Shane Ew. Wieso hatte er nochmal überhaupt was gesagt? Das war eine dumme Idee gewesen Shane, merk dir das. Sie begann nämlich sofort damit, ihm die Ohren zuzuheulen darüber, wie verschissen ihre Situation war und wie schlimm es ihr ging blahblah… Kurz gesagt alles, was ihn nicht interessierte. „Isabella. Hör auf“, forderte er sie nicht besonders freundlich auf. „Ich kann mich nur wiederholen darin, dass es absolut gar nichts bringt, wenn du dich hier selber bemitleidest. Ich werde nichts an deiner Situation ändern und sonst ist keiner da, der das könnte. Also. Entweder du findest dich damit ab, oder du bist eben unglücklich und depressiv. Offenbar muss ja einer von uns sich so fühlen, wenn du mit deiner jetzigen Lage nicht klar kommst. Und da ich mich ganz bestimmt nicht selber opfere, bist das eben du“, stellte er trocken, kalt klar. Sie durfte ruhig mal wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht werden. Woher auch immer sie auf den Gedanken kam, er wäre die Wohlfahrt und wollte nur da beste für sie oder was auch immer sie dachte - konnte sie sich gleich wieder aus dem Gedächtnis streichen. Denn das war er nicht und wollte er nicht sein. Auch wenn sie jetzt hier weinte und weiss Gott was für eine Show abzuziehen plante. Nachdem er also dieses kleine Tantrum geschoben hatte, ihr alles gesagt hatte, was es für den Moment zu melden gab, befestigte er den Verband um ihr Bein und erhob sich dann langsam. Wahrscheinlich hatte er sie jetzt ein Bisschen zu sehr zerstört… Mal schauen, wie er das wieder hinkriegen würde. Er war nunmal nicht sehr feinfühlig oder einfühlsam und sie kam darauf nicht klar. War doch kacke… Er hatte gehofft, dass sie nicht ganz so verletzlich wäre, nicht ganz so leicht kaputt zu kriegen. Aber vielleicht war diese Hoffnung eben umsonst gewesen, was wusste er… Blieb nur zu hoffen, dass sie ihm eben nicht zu bald wegstarb vor lauter Kummer oder so. Denn das wäre dann wirklich unschön…
Alessia Sie bekam dann wirklich nicht nur eine Schmerztablette, sondern auch einen neuen Verband und offenbar auch ihre Kleidung. Wow, unglaublich. Versuchte er sie darüber hinweg sehen zu lassen, was gestern passiert war? Sie zu bestechen? Sie dazu zu bringen, ihn wieder zu mögen? Denn das wäre sinnlos, würde er nicht hinkriegen. Aber wahrscheinlich gings ihm nicht wirklich darum, er dürfte selber wissen, dass es nicht funktionieren konnte so. Dass sie das, was gestern passiert war, nicht so einfach wieder vergessen oder vergeben konnte. Eigentlich nie wieder vergessen würde. Aber das brauchte sie ihm ja jetzt nicht zu sagen, wo er gerade so nett war… Kaum hatte er ihr gesagt, wo ihre Kleider waren und was sie anzuziehen hatte, humpelte sie auch schon mit zusammengepressten Lippen aus dem Raum genau dahin, wo sie wohl hinsollte. Sie fand jedenfalls ihren Koffer mit ganz offenbar frisch gewaschenen Kleider. Gut, immerhin hatte sie wieder ihre ganze spärliche Garderobe zur Verfügung… Besonders viel war das ja nicht, aber sie hatte in dem Sinn ‘Glück’ gehabt, dass sie gerade von einem Layover nach Hause geflogen war. Deshalb eben überhaupt auch Ersatzkleider dabeigehabt hatte. Und noch ein Bisschen was zusätzliches, weil sie zuvor noch shoppen gewesen war. Die Erinnerung schien unglaublich weit zurück zu liegen… Aber das war auch nicht weiter verwunderlich nach all dem, was seit da so passiert war… Jetzt zwängte sie sich jedenfalls wieder in eine Jeans - wobei zwängen ein Bisschen übertrieben war, da sie eindeutig abgenommen hatte, seit sie sie das letzte Mal ausserhalb eines Gefängnisses getragen hatte. Dann zog sie sich ein Shirt und ihren Pulli über und dazu noch ihre Herbstjacke. Mehr hatte sie nicht dabei um sich warm zu halten, also würden diese Kleider reichen müssen. So kalt konnte es auch gar nicht sein draussen, oder? Es war ja noch nicht Winter und so weit nordwärts waren sie nicht gekommen… Fertig angezogen ging sie dann also an die Wand gestützt zurück zu Lincoln, den sie mit schiefgelegtem Kopf anschaute. „Bist du bereit?“, fragte sie, als ob sie ihn nach draussen führen würde und nicht umgekehrt. Sie mochte das Gefühl. Auch wenn es nur Schein und Trug war.
Isabella Isabella. Hör auf. Die Worte brachten mich tatsächlich zum Schweigen und zwar augenblicklich. Sie zeigten mir einfach, wie scheiß egal Shane alles war, was ich fühlte oder zu sagen hatte. Dass für ihn nur sein Empfinden zählte, weil er es vermutlich einfach nicht anders kannte. Ich glaubte immernoch nicht, dass er böse geboren worden war. Aber irgendetwas hatte ihn so werden lassen und deshalb wollte er auch nicht mehr anders sein. So viel zu meinen Vermutungen, was seine verkorkste Persönlichkeit betraf. Ob ich richtig lag war fraglich, denn er wollte mir ja nichts über sich erzählen. Ich saß schweigend da und wischte mir weitere Tränen von den Wangen, während Shane weiterredete und mir letztendlich absolut kalt und emotionslos sagte, dass es ihn prinzipiell nicht juckte, wie unglücklich ich war. Ich presste meine Lippen aufeinander, ballte die Hände leicht zu Fäusten und sprang so ruckartig vom Bett auf, wie es mit dem kaputten Bein eben ging. "Dann zeig mir mal jemanden, der mit dieser Lage hier KLAR KÄME!", brüllte ich ihn vollkommen unerwartet und ziemlich laut an, ehe ich wütend ins Badezimmer humpelte und die Tür so laut hinter mir zuschlug, dass der Putz von der Decke hätte rieseln können. Da war soeben einfach eine Sicherung bei mir durchgebrannt. Weil er mir nicht zuhörte - oder es eben doch tat und nichts davon ernst nahm. Und weil er mich gefangen hielt und nicht mehr gehen lassen würde. Genau aus diesen Gründen konnte ich ihn nicht mehr sehen, und deshalb saß ich jetzt hier im Bad auf dem Klodeckel. Allerdings gab es keinen Schlüssel und Shane könnte jederzeit hinterherkommen und mich bestrafen oder weiter zulabern oder blablabla. Seine Macht demonstrieren eben. Und ja, ich wusste, dass die Zeiten für zickige Abgänge eigentlich nicht mehr so günstig waren...
Lincoln Ich sah Alessia kurz hinterher, als sie sich schließlich erhob und in die Richtung davon ging, die ich ihr gewiesen hatte. Sie würde sich heute schon wieder einkriegen, da war ich relativ sicher. Nach einem schönen Tag würde sie sich zumindest davor hüten, mir wieder irgendwie quer zu kommen, weil sie dann Angst haben würde, dass ich wieder so wurde wie gestern. Wenn sie ihr Temperament im Zaum halten konnte jedenfalls. Ich blieb noch einen Moment lang im Wohnzimmer sitzen, ehe ich mich dann erhob und schonmal in den Flur rüberging, um in meine Schuhe sowie in meine Jacke zu schlüpfen. So wartete ich, an die Wand gelehnt, auf Alessia und wippte leicht mit der Fußspitze auf und ab, während man nichts hörte außer ein wenig Lärm von oben. Gut, dass mein Mädchen und ich heute so harmonisch drauf waren - anscheinend im Gegensatz zu den anderen beiden. Als Alessia sich schließlich zu mir gesellte und mich tatsächlich fragte, ob ich bereit sei, musste ich kurz schmunzeln, nickte dann aber: "Ja, bereit." Ich musterte sie einen Moment lang kritisch und zog dann kurzerhand einen Schal vom Kleiderständer, der aussah als wäre er für Frauen. Gehörte bestimmt Isabella, und die würde es schon nicht stören, wenn Alessia ihn mal auslieh. Sie sollte sich nämlich nicht erkälten bei den kühlen Temperaturen. Ich wickelte der Brünette den Stoff um den Hals, ehe ich in Richtung Tür nickte und schonmal nach draußen trat. Es wehte ein recht frisches Lüftchen, das mir direkt die dunklen Haare zerzauste, aber ansonsten war es aushaltbar. Ich sah einen Moment lang zu Alessia hinüber, legte dann kurzerhand einen Arm um ihre Taille und setzte mich so langsam in Bewegung. Wenn sie ohne Stütze vor sich hin humpelte würden wir nämlich nicht sehr weit kommen. Ich schwieg so vor mich hin, ließ den Blick umherschweifen und blickte irgendwann wieder die junge Frau von der Seite her an: "Magst du die Kälte? Im Vergleich zu Italien?", stellte ich ihr eine recht unbefangene Frage, die mich einfach interessierte. Die meisten Menschen mochten ja eher das Warme - ich eingeschlossen.
Shane Einatmen. Ausatmen. Das Mädchen brauchte gerade echt viele Nerven. Mehr, als der junge Mann eigentlich überhaupt hatte. So sehr er es genoss, sich an ihrer Verzweiflung zu ergötzen und an ihrem Schmerz zu laben, so anstrengend war ihr Verhalten gerade trotzdem. Einfach, weil er wusste, dass er sie nicht nochmal so zurechtweisen konnte, wenn er nicht wollte, dass sie sich gleich zum Fenster raus stürzte. Was zwar nicht ging, da die Fenster - wie alles andere gefährliche auch - abgeschlossen waren, aber trotzdem. Irgendeinen Weg würde sie schon finden, sich hier gleich umzubringen, so wars ja nicht. Egal wie viele Gedanken sie daran verschwendet hatten, ja alles zu sichern - wenn eines der Mädchen in ihrer Verzweiflung wirklich Feierabend machen wollte, dann würde sie das auch schaffen. Aber gut, so schwach, dass sie jetzt schon wirklich wirklich sterben wollte, war Isabella ja wohl doch nicht gerade. Nachdem sie also im Badezimmer verschwunden war, hatte Shane erstmal ausgiebig die Augen verdreht, ehe er kurz das Bett gemacht und das Zimmer wieder soweit aufgeräumt hatte, dass alles an seinem Plätzchen wäre. Er war nunmal ein ordentlicher Mensch, eine seiner vielen Qualitäten haha. Als er damit fertig war, hatte er das Zimmer verlassen, die Tür offen gelassen und war nach unten in die Küche gegangen, wo er dann auch mit einer Tasse tiefschwarzem Kaffe stand und ein Bisschen Däumchen drehte. Er würde Isabella jetzt erstmal etwas runter kommen lassen, wer weiss, vielleicht schlich sie sich ja selber wieder aus dem Badezimmer. Und wenn nicht, dann würde er sie eben holen gehen, sobald er sich wieder gesammelt hatte. Und sie sich hoffentlich auch. Denn die kleine Prinzessin hatte echt absolut gar kein Recht drauf, jetzt schon so ne Krise zu schieben. Er hatte er beim besten Willen noch GAR NICHTS getan, seit sie hier waren. Und wie sie ihm das nicht hoch anrechnen und ein Bisschen dankbar sein konnte, wusste er ja echt nicht. Was passierte dann, wenn er sich tatsächlich mal was holte, das sie nicht wollte? Wenn er ihr wirklich mal was antat? Zwei, drei, hundert Ideen hätte er ja schon auf Lager. Und sie hatte dann wohl zwei, drei, hundert Ideen, wie zickig und zerstört sie darauf eingehen wollte…
Alessia Er schien nicht zu glauben, dass sie genügend Kleider trug und wickelte ihr gleich noch einen Schal um den Hals. Naja ganz ehrlich - lieber so als umgekehrt. Mehr anziehen durfte er ihr grundsätzlich immer was. Eines der wenigen Dingen, die er tun durfte, ohne eine entsprechende Reaktion ihrerseits zu ernten. Schliesslich gings dann auch tatsächlich auf direktem Weg nach draussen, was die Brünette doch wirklich freute. Sie mochte den Wind, der wehte, die Blätter herumwirbelte und ihre Haare unordentlich tanzen liess. Kaum war sie draussen, da zeichnete sich auch schon ein erleichtertes Lächeln auf ihrem Gesicht ab und sie konnte immerhin wieder erahnen, wie sich Friede angefühlt hatte und ein Bisschen weit vergessen, wo sie war und wieso. Die Brünette war schon immer sehr naturverbunden gewesen und von allen Mitteln gegen Krankheit und Depression, war frische Luft immer der wirksamste Stoff gewesen. So wohl auch jetzt, denn auch wenn ihr Bein natürlich noch weh tat, so war der Schmerz doch sehr weit zurückgerückt in ihren Gedanken, hatte der beruhigenden Leere Platz gemacht, die sie gerade gebraucht hatte. Erst Lincolns Arm holte sie aus dem kurzen Moment der gefühlten Befreiung zurück, denn der gehörte da irgendwie nicht hin. Allerdings musste selbst sie sich eingestehen, dass sie ohne seine Hilfe wohl wirklich nicht gut vorwärts käme. Oder sich eben Stöcke suchen müsste. Aber für den Moment war seine Hand in Ordnung, für einen Moment war sogar dieser Wald in Ordnung, den sie eigentlich nie hatte besuchen wollen. Alles war in Ordnung weil das, was eben nicht gut war, einfach zurückgerückt war und ihr für kurze Zeit Ruhe gewährte. So humpelte sie stumm neben Lincoln her, während sie den ganzen Wald mit ihren Blicken abzusuchen schien, nach den Farben, Figuren und Formen, die sie schon lange nicht mehr so betrachtet hatte. Die Autofahrt gestern zählte nicht, da war sie - zu Recht - um Einiges zu gestresst gewesen, um überhaupt etwas zu geniessen. „Ich weiss nicht…“, antwortete Alessia nach einiger Zeit auf Lincolns Frage. Der dürfte im Übrigen auch dezent verwirrt oder jedenfalls verwundert über ihre Auswechslung, kaum war sie draussen, sein. „Ich bevorzuge die Wärme, wie gesagt, Sand und Meer. Aber die Kälte kann auch sehr schön sein, hat ihren ganz eigenen Reiz…“, meinte sie und zuckte leicht mit den Schultern. „Hauptsache draussen“, fügte sie dann lächelnd an. „Und du? Bist du gerne draussen?", fragte sie zurück, ihrerseits irgendwie auch in Plauderlaune. Naja, jeder Mensch hat für irgendwas eine kleine oder grosse Schwäche. Und ihre lag eben in der Natur, im draussen sein, in der Freiheit. Oder zumindest dem trügerischen Gefühl davon, das sie sich so gerne einbildete.
Isabella Ich konnte es beinahe nicht fassen, dass Shane mir nicht hinterherkam, bis ich irgendwann seine Schritte auf der Treppe hörte. Er hatte mich tatsächlich in Ruhe gelassen? Keine Strafe, keine Predigt? Das war ja unglaublich. Ich blieb noch circa eine Minute auf dem Klodeckel sitzen, ehe ich mich dann aufraffte und ins Zimmer zurückging. Das Bett war gemacht, insgesamt wirkte alles sehr aufgeräumt. Ich holte mein ganzes Hygienezeugs aus meiner Reisetasche und begab mich damit wieder ins Badezimmer, um mir das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Schließlich warf ich einen kritischen Blick auf meine Make Up Artikel, nahm kurzerhand Concealer, Puder und Mascara heraus und begann, mich zu schminken. Warum auch immer. Vielleicht, weil es ewig her war und ich irgendetwas tun wollte, das sich nach Normalität anfühlte. Als ich schließlich in den Spiegel schaute, sah ich nicht nur weit wacher, sondern auch wieder weniger zerstört aus - fühlte sich gut an. Ich wechselte meine kurze Stoffshorts schließlich noch durch eine Leggins aus, weil Jeans mit dem Verband gerade echt unpraktisch waren und schlüpfte zusätzlich in einen weiten, weichen Pulli, ehe ich langsam aus dem Zimmer raushumpelte. Auf der oberen Etage war offensichtlich keiner mehr, weshalb ich mich auch langsam an den Abstieg der Treppe machte, was gefühlt eine halbe Ewigkeit dauerte, aber irgendwann kam ich unten an und folgte dem Kaffeegeruch in die Küche. Shane stand an die Theke gelehnt da und hielt eine Tasse in der Hand. Ich blieb im Türrahmen stehen, sah ihn lange einfach nur an und trat dann schließlich wirklich ein, um mich neben ihn an die Theke zu stellen. Einen Moment lang schwieg ich noch, bevor ich dann den Blick wieder hob und ihn auf sein Gesicht richtete: "Du bist gar nicht ausgerastet", platzte es ziemlich verwundert und mit großen Augen aus mir heraus. Der zickige Tonfall, sowie die Wut waren für den Moment verraucht, weil ich gerade Hoffnung hatte, dass er vielleicht doch ein bisschen auf meine Bedürfnisse achtete. Dass er mir Freiraum ließ, hätte ich aufjedenfall niemals gedacht. Vielleicht war er aber auch einfach so genervt gewesen, dass er sich erhofft hatte, ich würde mit der Zickerei aufhören, wenn er mich jetzt in Ruhe ließ... ja, das traf wahrscheinlich eher zu.
Lincoln Sie wirkte tatsächlich wie ausgewechselt, seit wir die vier Wände unseres hübschen Zuhauses verlassen hatten - sogar ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab! Das war aufjedenfall kein Vergleich zu der apathischen Alessia von gestern. Eher das komplette Gegenteil, aber das war gut. So wusste ich immerhin, wie ich sie immer wieder ein bisschen reparieren konnte, nachdem ich etwas in ihr zerstört hatte. Wobei ich es damit nicht übertreiben sollte, wenn ich noch länger etwas von ihr haben wollte. Und das wollte ich. Sie war perfekt für mich. Wir spazierten eine Zeit lang entspannt vor uns hin, sie ließ sich tatsächlich ohne Mätzchen von mir helfen, und auch ich genoss den frischen Wind und die freie Natur um uns herum. Brachte doch immer wieder neue Ruhe in einen. Alessias Stimme riss mich dann irgendwann aus meinen Gedanken, als sie auf meine Frage antwortete. Und zwar ziemlich ausführlich - sogar mit Gegenfrage. Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Vielleicht eine einsilbige Antwort wie 'ja' oder 'nein', aber nicht das. Ich lächelte kurz leicht in mich hinein, während ich ihr zuhörte und sah sie schließlich flüchtig von der Seite an: "Ich nehme an, nicht so gerne wie du, aber ja. Ich mag es, draußen zu sein", beantwortete ich ihre Frage mit einem amüsierten Schmunzeln. Alessia schien die Natur einfach zum Atmen, zum Leben zu brauchen. Und sie brauchte sie, um sich frei zu fühlen. Das war mir schon in der Halle aufgefallen, weil es eben offensichtlich war. So extrem war meine Naturverbundenheit nicht ausgeprägt, aber ich fühlte mich doch sehr wohl, wenn ich Zeit draußen verbrachte. "Da hinten kann man manchmal Rehe sehen. Im Morgenrauen oder in der Abenddämmerung am häufigsten", deutete ich mit einem Finger auf den Waldrand, dem wir uns näherten. "Und ich glaube, es gibt hier einen See, in dem man im Sommer bestimmt schwimmen kann", redete ich tatsächlich recht freudig auf Alessia ein. Vermutlich, um ihr diesen Ort schmackhaft zu machen, und damit sie irgendwas hatte, worauf sie sich freuen konnte. Denn ich wollte nicht, dass sie mir kaputt ging und ich wollte nicht, dass sie mir immerzu zeigte, wie sehr sie mich hasste. Dann machte einfach alles viel weniger Spaß. Aber im Moment war ich zufrieden mit der Situation - Alessia lächelte, sie redete mit mir und sie schien glücklich zu sein, solange ich hier draußen mit ihr war. Das hieß wohl, dass wir den Spaziergang noch ausgiebig ausdehnen würden.
Ich glaube, ich kann den Versuch, die beiden gleich lang zu schreiben, echt mal knicken... Schaffs niiie .-. ________
Shane Es dauerte lange, bis sich die Prinzessin tatsächlich dazu bequemte, sdie Treppe runter zu ihm zu kommen. Zu lange. Eigentlich hatte er gar nicht mehr wirklich damit gerechnet, denn wieso sollte sie ihm auch folgen? Weil sie Hunger hatte? Eher nicht. Weil sie ihn vermisst hatte? Vielleicht. Weil ihr klar war, dass oben bleiben ihre Lage nicht besser machen würde? Wahrscheinlich. Jedenfalls schaffte sie es ja tatsächlich irgendwann, stellte sich schliesslich auch neben ihn. Er schwieg und schaute ihr einfach dabei zu, wartete, bis sie sich selber zu Wort meldete. Mit einer Entschuldigung oder so. Oder auch nicht, wie sich gleich darauf herausstellte. War das jetzt ein Vorwurf?? Dass er sie nicht angeschrien oder geschlagen hatte oder weiss Gott was sie erwartet hatte? Schon okay Schatz, kein Problem. "Ohmeingooott stimmt, ich wusste ich hab was vergessen..!“, machte er darauf vollkommen ernst, klatschte sich die rechte Handfläche gegen die Stirn, ehe er sie auch schon mit einer gehobenen Augenbraue von der Seite her anblickte. „Nein, Isabella, das hab ich tatsächlich nicht getan. Aber du liegst ziemlich richtig in der Annahme, dass du eine Strafe sehr wohl verdient hättest“, gab er dann genauso locker aber mit einem bestimmten Unterton von sich, der ihr wohl deutlich zeigte, dass er das ernst meinte. Aber bitte, er hatte die Strafe weggelassen. Weil er so unglaublich nett war. Nicht, weil sie es verdient hatte, sondern vielleicht einfach, um ihr zu beweisen, dass A: nicht alles so war, wie es den Anschein machte und B: sie keine Ahnung hatte, wie er als Nächstes handeln würde. Er war im Gegensatz zu ihr keinesfalls leicht zu entziffern, handelte nicht nach einem bestimmten Muster und tat grundsätzlich nicht, was sie von ihm erwartete. Shane drehte sich zur Theke um, schnappte sich eine zweite Tasse und blickte die Brünette schräg an. „Kaffee? Tee?“, fragte er, als wäre das die normale Art, ihr Gespräch weiter zu führen.
Alessia Irgendwie schien Lincoln sich darüber zu freuen, dass sie sich entspannte. Oder darüber, dass sie redete. Und wahrscheinlich auch ein Bisschen weit glücklich wirkte. Denn das war sie, würde sie nicht mal abstreiten. Sie war glücklich darüber, dass sie draussen war, dass sie wieder einmal die Blätter und Äste unter ihren Schuhsolen knicken hörte. Nicht darüber, hier zu sein, mit ihm, an diesem Ort. Aber für diesen einen kleinen Moment, schien sie sich damit abgefunden zu haben und zu akzeptieren, dass das, was sie gerade hatte, das beste war, was sie aus ihrer Situation herausziehen konnte. Was sie überhaupt je wieder haben würde. Und für diesen einen kleinen Moment war das okay. Auch wenn sie nicht verstand, wieso er das alles tat. Wieso er sie gestern so sehr zerstört hatte, nur um heute mit ihr Spazieren zu gehen und sich darüber zu freuen, dass sie sich entspannte. Vielleicht merkte er, dass das Gefängnis sie kaputt machte - schneller, als er das beabsichtigte. Dass die Enge sie in den Wahnsinn trieb und die Angst und die Einsamkeit. Und das konnte ja irgendwie auch nicht in seinem Interesse sein, den was brachte es ihm denn für eine Art von Spass, wenn sie einfach komplett still wurde, innerlich mit dem Leben abschloss? Aber was stellte sie sich überhaupt eine solche Frage, die sie sowieso nicht beantworten konnte. Sie hörte auf, über diese Dinge zu sinnieren, als Lincoln ihr schliesslich auf die Gegenfrage antwortete und ihre Annahme bestätigte, dass es ihm eben auch gefiel hier. Ja, was anderes hatte sie nicht erwartet, denn ganz so selbstlos war dieser Ausflug sicher nicht. Sie blickte in die Richtung, in die er zeigte, als er ihr etwas zu dem Wald erzählte und tatsächlich huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „Süss“, meinte sie entzückt zu den Rehen, da sie diese Tiere auch wirklich mochte. Und irgendwie auch beneidete, da ganz bestimmt keiner sie einfangen und einsperren würde. Diesen Gedanken behielt sie allerdings für sich, als sie schliesslich den Waldrand erreicht hatten und kurz stehen blieben. Man sah sehr weit in die Ferne, der Horizont zog sich lange dahin. Und doch war alles, was man sah, eine ganze Menge Felder. Und ein Fluss weiter hinten, der sich vollkommen natürlich durch die Gegend schlängelte. Hinter dem Fluss folgten Hügel voller Wald, die schliesslich die Sicht auf das, was dahinter lag, verhinderten. Weit und breit war kein Einziges Haus zu sehen, was das schöne Gefühl, dass sie bis jetzt so erfüllt hatte, wieder etwas dämpfte. Sie waren alleine, vollkommen allein. Wie waren sie so schnell weg von der Zivilisation gekommen?? Sassen sie so lange im Auto?? „Lass uns… weiter gehen“, beschloss Alessia, als sie das Gefühl hatte, dass die Aussicht ihr bestenfalls noch einen inneren Nervenzusammenbruch einhandelte und sie die damit verbundenen Gedanken nicht mehr ertrug. Sie wandte sich ab, um etwas weiter dem Waldrand entlang zu gehen und vielleicht weiter hinten wieder in den Wald hinein. Wäre wohl besser, dort sah sie nicht mal, was ein paar hundert Meter später käme, also wer wusste schon, wo die nächsten Nachbaren waren..?
Kein Problem, stört mich nicht. xD Kurze Frage. Warst du damals mit irgendner Organisation in Australien? ^^ _______
Isabella Haha. Er war ja echt zum totlachen. Ich hob kurz eine Augenbraue, als er so sarkastisch und theatralisch auf meine Worte einging und musste schließlich einfach die Augen verdrehen, nachdem er hinzugefügt hatte, dass ich in der Tat eine Strafe verdient hätte. Das klang, als wäre ich ein kleines Mädchen, dem er den Hintern versohlen musste, um es zu erziehen. Und die Vorstellung war absurd. Ich war eine erwachsene Frau und es wäre wirklich wunderbar, wenn er mich auch mal so behandeln könnte - aber das war bedauerlicherweise nicht in Aussicht. Höchstens, wenn er wieder einen Nettigkeitsanfall bekam und in Kuschellaune war, aber das passierte wohl auch nicht allzu häufig. Naja, wie auch immer. Momentan war Shane ja auch ziemlich ruhig und sogar einigermaßen geduldig - damit, dass er mich eben nicht 'bestraft hatte', hatte er mich aufjedenfall einigermaßen versöhnlich gestimmt. Weil ich einfach wusste, dass ich mich mit ihm abgeben musste, und da wäre es wohl besser, wenn ich ihn nicht partout gegen mich aufbrachte. Ich seufzte also nur kurz auf, anstatt noch irgendwas zum Thema Strafe zu sagen und erwiderte schließlich seinen Blick, als er mir etwas warmes zu trinken anbot. "Kaffee, bitte. Aber die Tasse nur halb voll machen", antwortete ich, ehe ich zum Kühlschrank rüberhumpelte und mir Milch daraus hervorholte. Damit füllte ich dann den Rest der Tasse auf, nur um anschließend einen kleinen Schluck von meinem sehr milchigen Kaffee zu nehmen. Ich mochte ihn eben nur so - alles andere schmeckte mir zu bitter. Nachdenklich blickte ich vor mich hin, während ich mich beiläufig zum Sitzen auf die Theke zog und kurz mit dem gesunden Bein baumelte. Mein Blick wanderte zurück zu Shane und ich hob erneut die Tasse an meine Lippen, bevor ich wieder zu sprechen begann: "Können wir uns nicht zufällig betrinken heute?", fragte ich plötzlich, ziemlich locker, wobei ich den jungen Mann hoffnungsvoll aus meinen dunklen Augen ansah. Genug Stoff dazu gab es ja im Kühlschrank, wie ich soeben gesehen hatte. Und ich wollte das machen, weil ich irgendwas brauchte, um mich gut zu fühlen trotz dieser scheiß Situation, mit der ich mich abfinden musste.
Lincoln Ich mochte es, wenn sie lächelte. Das war mal eine ganz schöne Abwechslung im Gegensatz dazu, wenn sie weinte. Und dass ich beides haben konnte, wenn ich immer darauf achtete, sie nicht zu sehr zum weinen zu bringen, war das Beste an der ganzen Sache. Ich hatte ja gesagt, sie war perfekt für mich. Ihre Stimmungen waren offensichtlich ziemlich von ihrer Umgebung abhänging und vielleicht auch ein Stück weit davon, wie ich mich ihr gegenüber verhielt. Natürlich spielten da auch noch andere Faktoren rein, wie beispielsweise das ständige Bewusstsein, dass sie nichts als gefangen war, aber das würde auch bald vergehen. Ich nickte leicht auf Alessias Aufforderung weiterzugehen und schlenderte noch ein wenig mit ihr den Waldrand entlang, ehe wir dann in den dichten Wald einbogen. Hier war es etwas weniger windig, was schonmal ganz angenehm war, aber kühl blieb es dennoch und ich machte mir bereits Sorgen um Alessias Gesundheit. Sie sollte sich nicht erkälten oder so. Vorerst sagte ich aber noch nichts dazu, weil das für sie gerade vermutlich eher Nebensache war. Wir setzten den Weg fort und ich warf ihr immer mal wieder einen Blick von der Seite zu, um all ihre Reaktionen und Gefühlsregungen mitzubekommen. Nach etwa einer Viertelstunde, legte ich dann unwillkürlich den Arm ein wenig enger um sie, weil ich ihr mehr von meiner Körperwärme geben wollte und sah sie erneut kritisch an: "Ist dir nicht kalt? Ich glaube, wir sollten langsam zurück. Für deinen Fuß ist das Rumlaufen auch nicht unbedingt gut", murmelte ich nachdenklich in ihre Richtung, während ich schonmal stehen geblieben war. Ich wollte, dass sie das Gefühl hatte, sie dürfte ein wenig mitentscheiden und gleichzeitig hoffte ich, dass sie jetzt nicht wieder verzweifelte, weil sie zurück ins Haus musste. Aber wir konnten ja wohl nicht ewig hier draußen bleiben, das wurde mir im übrigen auch irgendwann zu langweilig. Jetzt wurde es eher Zeit für ein warmes Bad im Whirlpool - wie gesagt, sie musste nicht nackt sein und das würde ich ihr gleich auch nochmal erklären, bevor sie anfing Panik zu schieben. Andererseits hatte ich eh schon alles an ihr gesehen, also war es unnötig sich zu zieren. Da verstehe mal einer die Frauen.
Sorry, letzte Woche war mal wieder die Hölle los und ich dauerhaft einfach nur tot oder unterwegs… oder beides… x’D Aber zu deiner Frage: Ja, war ich, also ich war ja Hauptsächlich in Neuseeland (9 Monate) und in Australien dann nur noch reisen für 3 weitere Monate. Ich war da mit RENZ, also Rural Exchange New Zealand und der Schweizerischen Partnerorganisation. Gibts in Australien auch, heisst da dann aber IRE, soweit ich weiss. Aber ich denke, an dem Program kann man nur teilnehmen, wenn man ein gewisses Mass an praktischer Erfahrung bzw. eine Ausbildung entweder im Agrikultur- oder eben Gartenbau/Gärtnerbereich mitbringt... Wieso, willst nach Aussie? ^^ _____
Shane Sie sollte sich besser zurückhalten mit Augenverdrehen und solchem Mist, ihr dürfte doch bitte klar sein, dass das jetzt fehl am Platz war. Er wusste ja selber nicht, wie er immer noch so gute Laune halten konnte, obwohl sie vor wenigen Minuten so ne Show abgezogen hatte, die er normalerweise niemals geduldet hätte. Sollte sie besser nicht nochmal hinterfragen, sonst würde er es ihr noch gleich tun. Und dann würde er sich zweimal überlegen, was ihm denn wichtiger wäre: Eine funktionierende, kleine Isabella, die nicht allzu zerstört wurde direkt am Anfang oder das Ausleben seiner Launen und die Strafe für ihr blödes Rumzicken. Er schenkte ihr ohne weitere Bemerkungen den Kaffee ein und trank gleich darauf den letzten Schluck aus seiner eigenen Tasse. Und dann brachte die gute Frau doch tatsächlich endlich einen guten Vorschlag. Sie wollte sich also betrinken. Fand er gut, wirklich. Und so hob sich auch fast augenblicklich sein rechter Mundwinkel und ein schiefes Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf. Shane drehte sich zu Isabella um, trat langsam an sie heran und legte seine Hände auf ihre Oberschenkel, während er direkt vor ihr stehen blieb. Sie hatte es sich ja so praktisch gemütlich gemacht auf der Theke. „Das ist doch mal eine ganz gute Idee Schätzchen“, raunte er ihr überzeugt zu. Er würde ihr einfach noch ein Bisschen was ins Trinken mischen - davon hatten sie hier rum ja auch mehr als genug, wusste sie nur nicht, weil es nicht so offensichtlich rumlag wie der Alkohol - und dann konnte das mehr als interessant werden. Es gab schliesslich praktisch für jede Gefühlswendung eine bestimmte Droge, nicht auszudenken, wie die Kombination von hemmungssenkendem Alkohol und einem Bisschen MDMA wirken würde… Wobei Kombinationen immer heikel waren und sie ihn hinterher wohl so richtig dafür hassen würde, falls sie es denn überhaupt checken würde… Hmm.. Mal schauen, kam drauf an, wie sie mit etwas Alkohol wurde - vielleicht reichte das auch schon um seine Fantasien zu beschwingen, who knows. „Was hältst du von einem Film? Und jedes Mal, wenn sie einen bestimmten Namen oder einen Ort erwähnen, wird getrunken?“, das war doch ein sanfter Start, wobei er für einmal auch offen für ihre Vorschläge wäre, falls sie lieber auf eine andere Art und Weise beginnen würde. Oder sich lieber einfach möglichst schnell die Birne zulaufen liess. Mal schauen.
Alessia Im Gegensatz zu ihm, drehte sich Alessia praktisch nie zu dem jungen Mann zu ihrer Linken um, hatte ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Wald, ihre Umgebung, die Bäume, Blätter und Vögel gerichtet. Erst, als er sie auf einmal enger zu sich heran zog, wandte sich die Brünette überhaupt mal Lincoln zu. Auf ihrem Gesicht war die Entspannung förmlich abzulesen, die Ruhe, die die Natur ihr wieder geschenkt hatte. Und die Freude und die Kraft, weiter zu machen und nicht direkt schon aufzugeben. „Nein… Eigentlich ist mir nicht kalt…“, antwortete sie etwas zögerlich, da sie sich erstmal überlegen musste, ob ihr denn wirklich nicht kalt war oder ob sie das einfach vergessen hatte. Was sie hingegen nicht vergessen hatte beziehungsweise schlichtweg nicht vergessen konnte, war ihr Bein, das in der tat sehr starke Schmerzsignale aussandte, die sie jetzt, wo sie darauf achtete, auch kein Bisschen mehr verdrängen konnte. Jaja, Spazieren war wohl wirklich nicht die heilsamste Idee für ihren Körper gewesen - aber eindeutig für ihren Geist. Und so hatte sie die Schmerzen bis jetzt gerne in Kauf genommen. Jetzt nickte sie aber doch leicht auf seinen Vorschlag und stimmte zu. „Aber ja… lass uns langsam zurück gehen“, meinte sie, wobei allein schon ihr Gesicht verriet, dass sie das eigentlich keine gute Idee fand. Und dass sie eigentlich nicht zurück ins Gefängnis wollte. Aber was wollte sie auch sonst, um ernsthaft abzuhauen, war ihr Bein schlichtweg noch nichtmal nahezu genügend verheilt. Im Gegenteil, wenn sie das Gefühl richtig deutete, hatte es eher wieder angefangen zu bluten als zu heilen… Seufz… Sie musste sich wohl zwingend noch ein Bisschen gedulden, auch wenn das an ihrer Stelle sehr schwierig war, wenn jeder Tag so werden konnte wie der Letzte. Wer konnte ihr garantieren, das würde nicht so schnell wieder passieren? Niemand, genau. Und wahrscheinlich wollte auch keiner ihr das garantieren, weil es ihnen allen egal war, sie die Einzige war, die überhaupt darunter litt. Auf eine Art, die er wohl niemals verstehen würde. Alessias Herz war fast von selber wieder schwerer geworden, je näher sie dem Haus im Wald gekommen waren. Die Gedanken an diesen Ort schienen sie unweigerlich wieder runter zu ziehen, so sehr sie sich auch dagegen wehrte. Sie seufzte leise, mehr zu sich selbst. Vielleicht wurde es ja nicht mehr so schlimm... gerade war er ja nett..
Ahh okay. Ja gut, Erfahrungen in dem Bereich hab ich eher weniger, da muss ich mal schauen. xD Jap, vielleicht nächstes Jahr nach dem Abi fürn halbes Jahr oder so. Bin aber noch nicht sicher, obs wirklich Australien wird...
Isabella Mein neuster Vorschlag schien wohl auch bei Shane Anklang zu finden, denn auf seinem Gesicht bildete sich direkt ein Grinsen ab, als er sich zu mir umwandte. Er legte seine Hände auf meine Oberschenkel, was ich wohl oder übel erdulden musste, wenn ich keinen Stress verursachen wollte, und bestätigte mir gleich darauf auch nochmal verbal, dass ihm die Idee außerordentlich gut gefiel. Wer hätte das gedacht... Ich sah Shane schweigend an, nahm einen Schluck von meinem Kaffe und legte den Kopf ein wenig schief, als er nun seinerseits einen Vorschlag machte. "Ja, klingt ganz gut, aber ich würde sagen wir trinken bei jedem 'und', sonst dauert es ewig, bis wir was merken", erwiderte ich mit einem kurzen Grinsen. Davon, dass er viel vertrug ging ich jetzt einfach mal aus und auch ich konnte mehr ab, als man vielleicht dachte. Ich stellte meine Kaffeetasse auf der Theke ab, hielt mich kurzerhand an Shanes Arm fest und hüpfte dann vorsichtig von meinem Sitzplatz auf den Boden zurück, wobei ich versuchte nur auf dem gesunden Bein zu landen. "Also du suchst aus, was wir trinken und ich, was wir gucken?", fragte ich mit einem vorfreudigen Lächeln, ehe ich ihn kurz anblinzelte. Da würde er schon nichts gegen haben, war doch ne gerechte Aufteilung, oder? Auch wenn Gerechtigkeit in diesem Haus nicht gerade eine wichtige Rolle spielte, aber man konnte ja zumindest mal kurz so tun. Ich ging jedenfalls schonmal in Richtung Wohnzimmer, wo ich mich mit der Fernbedienung auf die Couch pflanzte und direkt mal den Fernseher anschaltete. Glücklicherweise besaßen wir anscheinend Netflix, was eine relativ gute Filmauswahl ermöglichte. Aber eigentlich wusste ich eh schon, was ich gucken wollte. Ich suchte 'Twilight' raus, weil ich bereits erfahren hatte, wie sehr Shane diesen Film liebte und wartete dann nur noch auf ihn, die Drinks und seinen entgeisterten Gesichtsausdruck. Im Endeffekt war es aber eh egal, was wir guckten, es ging ja ums Trinken und nicht um den Film.
Lincoln Sie verneinte zwar, dass ihr kalt war, stimmte aber dennoch zu, dass wir nun zurückgehen konnten. Vermutlich auch wegen ihres Beines, denn obwohl ich sie stützte, belastete sie es beim Auftreten selbstverständlich. Und förderlich war das für dessen Heilprozess ganz bestimmt nicht. Dann sollte ich mir die Wunde wohl später nochmal angucken, nicht dass sich da noch was entzündete. Wir machten uns auf den Rückweg zum Haus, wobei ich Alessias Freude mit jedem Schritt schwinden spürte. Als wir schließlich ankamen, seufzte sie sogar leise auf, woraufhin ich ihr einen etwas enttäuschten Blick zuwarf. "Sei nicht traurig, okay? Wir können von mir aus später nochmal raus, wenn dein Bein es zulässt", versprach ich ihr eindringlich. Ich wollte eben nicht, dass sie die ganze Zeit wie ein Miesepeter durch die Gegend lief, das war anstrengend und nicht spaßig. Lieber sollte ihre gute Laune anhalten, die entstanden war, nachdem wir nach draußen gegangen waren, weshalb ich mich jetzt auch direkt vor die junge Frau stellte und sachte beide Hände auf ihren Schultern platzierte: "Möchtest du irgendwas bestimmtes machen? Ich könnte dir irgendwas zum Frühstück machen", schlug ich ehrlich engagiert vor, wobei ich einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hob. Diese Nettigkeit gerade war nicht mal gespielt, es war einfach eine Seite von mir, die neben der Kaltblütigkeit oder auch neben dem Sarkasmus mal auftauchte. Und ich konnte zwar nicht sonderlich gut kochen, aber Eier mit Speck oder so würde ich bestimmt hinkriegen. Alessia musste immerhin ziemlichen Kohldampf haben, da sie seit diesen paar Gabeln gestern Abend nichts mehr zu sich genommen hatte. Vielleicht hatte ja der Spaziergang hier ihren Appetit angeregt. Wäre aufjedenfall wünschenswert, denn ich wollte ihr nichts reinzwingen, aber sie musste nunmal essen. Außerdem bot ein ausgiebiges Frühstück bestimmt nochmal Zeit für ein bisschen lockere Atmosphäre. Konnten wir auch gut gebrauchen.
Was hast du denn sonst noch so für Ideen, ausser Australien?^^ ____
Shane Er grinste breit bei ihrem Gegenvorschlag. Ja gut, sie konnten auch bei jedem ‘und’ trinken, mal schauen, wie lange sie das dann durchhalten würde. Denn dass er mehr vertrug als sie, nahm er einfach mal spontan an, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie trinkfest die kleine Brünette denn wirklich war. Sie sprang gleich darauf auch schon vorfreudig von der Theke um ihm gleich darauf einen dummen Vorschlag zu machen und in Richtung Wohnzimmer zu hüpfen. Und wie dumm der Vorschlag war. Er konnte sich sehr gut vorstellen, welche Art von Film ihn dann erwarten würde - ganz bestimmt einer, den er nicht schauen wollte nämlich. Er schüttelte grinsend den Kopf über die Verhaltensweise seines lieben Mädchens, begab sich dann aber auch schon zum Kühlschrank um diverse Spirituosen heraus zu fischen. Letztendlich entschied sich der Dunkelhaarige aber dafür, für den Anfang einfach eine eine Flasche Sekt zu bringen. Damit liess es sich ganz einfach ziemlich gut anstossen, einen Anfang machen eben. Und zudem wollte er sie dann doch erstmal fragen, was sie normalerweise denn so trank, bevor er ihr hier irgendwas auftischte. Wobei er ihr schon jetzt versprechen konnte, dass er keine Lust hatte auf irgendwas Komplizierteres als Cuba Libre, Vodka E und Caipirinha. Gab auch nicht viel mehr, das er auswendig mischen konnte, da er normalerweise eher so der Bier- und alle anderen ‘puren’ Spirituosen wie Whisky und Rum-Trinker war. So ging er dann erstmal praktisch nichtsahnend ins Wohnzimmer, stellte die schon geöffnete Flasche und die zwei Gläser auf dem Couchtisch ab und drehte sich zum Fernseher um. Nur um sich gleich darauf mit einem Willst-Du-Mich-Verarschen-Blick wieder Isabella zuzuwenden. „Nein.“, war seine schlichte und relativ klare Reaktion, ehe er ihr auch schon sehr schnell die Fernbedienung entzogen hatte. Ja, ihm war klar, dass sie mal über Twilight geredet hatten und das ganz bestimmt eine Anspielung darauf sein musste. Aber das konnte echt nicht ihr Ernst sein. So zappte er erstmal durch einige andere Filme, ehe er kurz seufzte und Isabella die Fernbedienung zurückgab. „Okay, du kannst fünf Filme aussuchen, ich sage, welchen wir letztendlich gucken. Twilight ist ausgeschlossen“, stellte er seinen Kompromiss vor. Auch nur, weil es ihm eigentlich grundsätzlich wirklich egal war, was sie schauten. Solange er sich nicht schon nur wegen den Schauspielkünsten der Hauptfiguren die Kante geben musste jedenfalls.
Alessia Sie sollte echt versuchen, sich ein Bisschen zusammen zu reissen hier. Immerhin hatte er sich gerade echt Mühe gegeben, auf sie einzugehen und mit ihr nach draussen zu gehen, das zu tun, was sie wollte, ihr die Freiheit zu geben, die sie brauchte. „Okay, ich versuchs, versprochen“, antwortete sie also mit einem relativ zuversichtlichen Lächeln, als er sie dazu aufforderte, doch nicht traurig zu sein. Irgendwie schaffte sie das doch schon… Zu verdrängen, was hier passiert war und was sie wieder vergessen wollte. Sein Vorschlag mit dem Frühstück klang ja nicht mal so schlecht, fand sie. Denn Essen wäre sicherlich eine gute Idee, egal wie gross ihr Hunger jetzt war oder eben nicht war. Sie sollte immerhin nicht vergessen, dass ihr Ziel eigentlich war, ihr Bein zu heilen, nicht es noch mehr zu zerstören. „Ja, lass uns erstmal Frühstücken“, bestätigte die Brünette, ehe sie sich einen Ruck gab und auch wirklich wieder das Haus betrat. Solange er es nicht direkt hinter ihr wieder abschloss, war da ja auch nicht wirklich was dabei. Drinnen schlüpfte sie aus ihren Schuhen, was etwas umständlicher war als es sein sollte, hängte den Schal zurück an seinen Hacken und zog sich die Jacke wieder aus. Denn auch wenn sie nicht wusste, ob irgendwo eine Heizung lief, so war es doch relativ warm hier drin. Jedenfalls im Vergleich zu draussen, wo der Wind mit der Zeit doch kühl geworden war. Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Aber jetzt war ihr tatsächlich kalt. Sie blickte kurz zurück um sicherzustellen, dass Lincoln mitkam, ehe sie auch schon in Richtung Küche ging - oder humpelte, denn auch ihr Bein schien wieder aufzutauen und tat doch mehr als ein Bisschen weh. Dort blickte sie sich erstmal um und hob leicht eine Augenbraue, lehnte sich an die Theke und blickte Lincoln fragend an. „Und, was gibts jetzt zum Frühstück?“, fragte sie neugierig und blickte sich dazu in der Küche um. War sie ja mal gespannt, auch wenn Frühstück meistens nicht die abwechslungsreichste Mahlzeit war.