Riccarda Ann Ich sah ihn weiterhin abwartend an, als eine Zeit lang nichts kam und er sich anscheinend erst noch mal die Worte richtig hinlegen musste, damit er keinen totalen Blödsinn hören ließ. Na wenigstens waren wir mittlerweile schon so weit, dass wir uns gegenseitig zustimmen konnten, wenn jemand etwas Richtiges sagte und den dann nicht doch irgendwie so oft reinredete, bis man sich selber nicht mehr auskannte und das eigentlich harmlose Gespräch in einem mehr als nur unnötigen und vor allem sinnlosen Streit endete. Hatten wir oft genug durchgekaut und langsam war dieses Spiel langweilig geworden, da wir nach wie vor auf keinen grünen Zweig kamen. Wir waren eben zwei komplett verschiedene Welten, die eigentlich nicht zusammengehörten und da musste man eben aufpassen, wie man seine Meinungen und Vorstellungen formulierte, um nicht auf die Pfote des anderen zu steigen oder die Familie sofort zu beleidigen. Fiel mir wahrscheinlich genauso schwer wie dem temperamentvollen Wolf, den ich übrigens nicht mal mehr in einer hitzigen Diskussion Hund nannte. Ja, ich hatte an mir gearbeitet, weil ich es leid war mich ständig deshalb ebenfalls beschimpfen lassen zu müssen. Da konnte man ja eigentlich erwarten, dass der Ältere auch der Klügere war, aber in dieser Hinsicht war da doch ein kleiner Fehler in der Gleichung drinnen. Naja, was auch immer. Er war von selber zu mir gekommen und wollte mir etwas sagen. Gespannt sah ich ihn weiterhin an und glaubte dann aber doch recht schnell zu wissen, was er denn sagen wollte. Dennoch blieb ich still im Schneidersitz sitzen und sah zu, wie er sich da so gegen die Fensterbank lehnte und noch immer ziemlich verloren dastand, aber es war sein Haus. Wenn er sich wo hinsetzen wollte, dann konnte er das gerne machen. Ich verbat es ihm schließlich auch nicht, völlig unerwartet durch mein Fenster zu kommen. Nette Aktion, die ich mir wahrscheinlich noch länger merken würde. Aber zurück zu dem, was er gesagt hatte. Leicht nickend ließ ich mir das erneut durch den Kopf gehen und räumte dann bedächtig ein, während ich ihm ebenfalls anschaute „Ja, die halten dich für einen Psychopaten, da liegst du ganz richtig, aber von mir werden sie nichts erfahren. Das kann ich dir versprechen“ meine Mundwinkel hoben sich sogar ein wenig, aber ich fühlte mich dann doch auch verpflichtet, dass ich ihm noch etwas mitteilte, dass er vielleicht gar nicht wissen sollte „Ich bräuchte es ihnen nicht einmal zu sagen, weil sie wissen, dass es in deiner Familie manchmal ziemlich scharf hergeht. Menschen, die sich aus Verrat gewisse Belohnungen und Vorteile erhoffen, können sehr gesprächig werden, selbst wenn man sie nicht nach ihren Meinungen fragt“ mein Vater verwendete diese Informationen nicht für seine Politik, aber wir wussten, dass der Vater mehr ein Tyrann war und weniger ein etwas zu dominanter Alpha. Bei der letzten Anmerkung war das minimale Lächeln wieder verschwunden und ich sah ihn ein wenig entschuldigend an. Ich hoffte einfach einmal, dass es das Richtige war, dass ich ihm das erzählt habe. Gutmütigkeit ließ grüßen.
Isaac Gut, gut... immerhin schien sie nicht wie wild drauf losplaudern zu wollen. Das erleichterte mich dann doch ein Stück weit. Riccarda war zwar ohnehin keine hinterhältige Person - sie hatte da wohl wirklich einfach die falschen Gene für -, aber ich wollte das einfach geklärt haben und wenn sie mir jetzt gesagt hätte, dass sie ihren Eltern auf Teufel komm raus davon erzählen wollte... ja, dann hätte ich ihr das wahrscheinlich irgendwie heimgezahlt. Sei es nun mit Gedankenmanipulation oder sonst irgendwie, sie hätte das Echo zu spüren gekriegt. Rachegelüste waren in meiner Familie ja nicht gerade eine Seltenheit, war wohl auch alles ziemlich erblich bedingt. Darüber hätte man jetzt eigentlich schon wieder stundenlang philosophieren können - ein richtiger, normaler Wolf, also ein simples Tier, tickte in dieser Hinsicht nun wirklich ganz anders. Da war nichts mit Rache. Diese Tiere waren immer viel mehr am freundschaftlichen und familiären Miteinander orientiert. Sicher, auch Kämpfe um Rangordnung blieben nicht aus, aber das war dann in der Regel mit einem mal erledigt und kam anschließend nicht wieder vor. Bei und 'Hybriden' aus Mensch und Wolf war das ganz anders... kam wohl der negative menschliche Einfluss mit rein, schätze ich. Menschen an sich waren sowieso irgendwie scheiße. Aber gut, ich setzte dem Gedankengang hier mal wieder ein Ende, sonst würde das noch wieder den ganzen restlichen Tag so weiter gehen. Außerdem sagte Riccarda noch etwas, was nicht ganz irrelevant war... interessant, interessant. "Ich denk mal, dass das auch spätestens nach dem gemeinsamen Essen - dass wir beide ja erfolgreich versaut haben - ziemlich offensichtlich war. Wärs nicht in der Öffentlichkeit gewesen, hätte mein Vater mich sicherlich nicht nur so drohend ermahnt, dass ich mich gefälligst zusammen reißen soll." stellte ich ein wenig nachdenklich fest. Jetzt grade wurde mir bewusst, dass das angespannte Vater-Sohn-Verhältnis nicht unbedingt ein Geheimnis war und schon öfters mal was davon zu sehen gewesen war. Zu körperlichen Maßnahmen griff das Familienoberhaupt aber nach wie vor nur Zuhause und ich hielt es für ein Wunder, dass meine Mutter es ab und an tatsächlich schaffte, ihn von Schlägen abzuhalten. Obwohl mein Vater inzwischen ein durch und durch verbitterter Kerl war, wusste ich, was Mum früher an ihm gefunden hatte.. es war ja nicht so, als hätte sie jemand gezwungen ihn zu heiraten. Es war viel mehr unsere eigene Familie gewesen, die dagegen gewesen war und davon abgeraten hatte. Die zierliche Frau hatte sich dennoch dafür entschieden, einfach weil sie ihn liebte... ob das immernoch so war, wusste ich nicht. Inzwischen war die Familie eigentlich nur mehr ein Scherbenhaufen, der immer wieder verzweifelt aufs neue zusammen geklebt und anschließend zerbrochen wurde. "Es geht mir auch mehr ums Detail... es muss nicht jeder alles wissen." kam ich dann mal aufs eigentliche Thema zurück. Dass der Familienzusammenhalt hier mal besser gewesen war, wusste ihre Familie, waren ja nicht dumm - zumindest der Großteil, hust -, aber es ging mir einfach speziell um diese Vater-Sohn-Geschichte. Hätte ich jetzt schon gewusst, dass in nicht sooo weit entfernter Zukunft freiwillig aus meinem eigenen Mund die ganze Geschichte den Engeln gegenüber preis gegeben wurde, hätte ich mich selber geohrfeigt, aber es würde sich ohnehin vieles ändern, woran ich jetzt nicht einmal im Traum dachte. Über Riccardas letzte Worte zerbrach ich mir jedenfalls erstmal nur innerlich den Kopf.
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Riccarda Ann Hach ja, das Essen war damals wirklich schief gelaufen. Dabei war es doch nur zustande gekommen, weil wir beide uns mal wieder völlig daneben verhalten hatten und das in der Öffentlichkeit, sodass man die Versöhnung ebenfalls unter hundert menschlichen Zuschauern bekannt machen musste und das war ja ziemlich nach hinten losgegangen. Naja, so schnell hatten unsere Eltern uns dann eh schon nicht mehr zusammen in ein Gebäude gebracht und kurz darauf lief dann eh schon eines ins andere und nun saß ich hier auf dem Bett und schaute weiterhin zu, wie er da so verloren beim Fenster stand. Er machte mich wirklich unrund, wenn er da so stand und ich wusste nach wie vor nicht wieso, aber ich konnte es einfach nicht leiden, wenn jemand in meiner Gegenwart nur komisch in der Gegend herumstand und sich dadurch irgendwie ziemlich verloren verhielt. Dabei war ich mir eh absolut sicher, dass sich Isaac nicht in seinem eigenen Haus verloren fühlte, aber im Moment kam er mir doch so vor, als würde er sich in seiner eigenen Haut zwar wohl fühlen, aber möglicherweise auch mal mit einem anderen Werwolf tauschen wollen, damit er nicht mit seinem Vater konfrontiert werden müsste. Egal, es waren ja eh nur leise Gedanken, die ich genauso rasch wieder verdrängt hatte und mich nicht weiter zu beschäftigen hatten. Dennoch… es ließ mir weiterhin keine Ruhe, dass er da so einfach stand und sowas machte sich bemerkbar, wenn ich begann mit meinen Haaren zu spielen oder vielleicht mit den Fingern knackste, aber das mochte ich ja selber nicht einmal, weshalb ich nicht ganz verstand, warum ich es dennoch machte. „Glaub mir, wenn ich dir sage, dass mich mein Vater nach dem Essen am liebsten umgebracht hätte und selbst meine Mutter kurz vorm Explodieren war“ selbst konnte ich bei der Erinnerung nur fröhlich grinsen, weil in dem Fall war ich am längeren Hebel gesessen, da meine Brüder voll auf meiner Seite waren und ich dann wieder die arme geschlagene Tochter gewesen wäre, die beleidigt im Zimmer saß und niemanden sehen wollte. Mal schauen, wie sie sich dann wieder eingeschleimt hätten, weil sie außerdem ein Familienmitglied verletzt hätten. Da es aber eh nie passiert war, dass sie irgendwie ungerecht zu mir waren, hatten sich diese Gedanken ebenfalls schnell verzogen „Ich würde keine Neuigkeiten verbreiten, wenn ich meinem Bruder stecken würde, dass dein Vater etwas gegen dich hat und du ihn auch nicht mehr leiden kannst. Das ist mittlerweile doch ziemlich offensichtlich, aber ich hab so oder so nicht vor auch nur irgendetwas zu sagen. Wenn sie glauben, dass sie da ihre Vorteile aus dem Mist ziehen können, dann haben sich meine werten Eltern geschnitten. Von mir erfahren sie nichts, aber dich werden sie bestimmt irgendetwas fragen, nur damit du es weißt“ ließ ich ihn wissen und lehnte mich dann zurück, damit ich ausgestreckt auf der Überdecke lag und meinen Gedanken erst einmal nachgehen konnte.
Isaac Das war eine durchaus ziemlich lustige Vorstellung... ein Engel, der einen seines Gleichen umbrachte. War das überhaupt möglich, ohne dass der Mörder dann an den Gewissensbissen letztendlich selber verreckte? Doch, war schon wirklich ein nicht uninteressanter Gedanke. Wobei mir das Verhalten eines Engels ja sowieso sehr oft suspekt war, einfach absolut nicht nachvollziehbar. Das war ja aber wiederum nichts Neues und ich war mir auch ziemlich sicher, dass es den Engeln gegenüber uns Werwölfen nicht unbedingt anders ging. In deren Augen waren wir wohl nicht weniger krank, als sie in meinen. Aber auch ein explodierender Engel war lustig... und Tod und Blut war ja immer gut, sinnlose Gewalt auch. Letzteres war zumindest äußerst gut, um Aggression und Wut rauszulassen, die sonst wieder innerhalb der Familie zum Vorschein kamen und nur alles schlimmer machten, als es ohnehin schon war. Da redete ich auch absolut nichts schön - in meiner Familie fühlte ich mich mittlerweile nur noch in Anwesenheit ganz bestimmter Leute wohl. Und nein, mein Vater gehörte nicht dazu... welch Wunder! Aber mal zurück zum eigentlichen Thema hier, um meine Engel tötenden Gedanken nicht noch weiter auszuweiten - ich würde jetzt nicht sagen, dass es mir wahnsinnig viel bedeutete, dass sie nicht vor hatte, ihren Eltern irgendwas davon zu erzählen, aber es war ein Anfang. Einfach ein Schritt in die richtige Richtung, sozusagen. Es würde uns beiden ja auf Dauer nichts bringen, wenn wir uns ständig gegenseitig eins reinwürgten und es war wohl nicht verkehrt, wenn sich nach einer Zeit zumindest sowas wie eine Vertrauensbasis bildete. Wir konnten ja nicht ununterbrochen gegeneinander wettern, uns in der Ehe wie Gegner auf einem Spielfeld verhalten. Würde nicht funktionieren, dass war selbst mir bewusst. War also schon ganz gut, dass sie nicht vor hatte, diese Informationen bewusst an ihre Eltern weiterzugeben. Und was die Fragerei anging - nur weil sie fragen würden, hieß das nicht, dass ich nicht lügen würde oder dass sie überhaupt eine Antwort bekamen. Lügen war eine Sache, die ich ganz gut konnte, man merkte es mir nur selten an. Als Wolf musste man aber auch gut lügen können... bei der winzigsten Unebenheit in der Stimmlage oder einem minimal beschleunigten Herzschlag fiel das lügen auf und es endete unweigerlich in Streit oder Kampf. Wir logen selber gerne, kamen aber nicht drauf klar, wenn wir diejenigen waren, die angelogen wurden... verwirrende Sache. "Sollen sie ruhig. Lügen und Schweigen kann ich gut." sagte ich und zuckte ein klein wenig mit den Schultern, ehe ich mich leicht vom Fensterbrett abstieß und mich langsam, sehr gemütlich Richtung Zimmertür bewegte. Für mich war nun alles Wichtige geklärt und auch, wenn ich Riccardas Anwesenheit inzwischen wesentlich besser vertrug als noch zu Anfang, wollte ich mich nun nicht unbedingt den Rest des Abends in ihrer Nähe aufhalten.
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wollen wir den lieben Isaac wieder zum Zug kommen lassen oder kann er sich noch ein Weilchen enthalten? ^^ irgendwie hab ich keine Lust schon wieder Monologe zu schreiben xD _______
Riccarda Ann Ich blieb völlig gelassen da und starrte weiterhin meine Löcher in die Decke, so als würde ich erwarten, dass sich da dann ein Schatz dahinter verbarg. Als würde man in diesem Schuppen auch nur irgendetwas für einen Engel Wertvolles zu finden sein. Ich machte mir nichts aus diesem dunklen Luxus, der anscheinend einfach nur so finster war, damit es nicht an einen Engel erinnerte. Die Gänge waren ebenfalls alles andere als vom Licht durchflutet und die ganzen Bilder an den Wänden hatten womöglich einen persönlichen Wert, weil es nette Erinnerungen waren, aber für mich waren es einfach nur ein paar Gemälde, die wahrscheinlich noch Risse in der Mauer verbergen sollten. Immerhin machten wir das daheim ja auch so, dass wir ein neues Portrait von irgendjemand aufhängten, wenn eine Stelle im Schloss dann nicht mehr so toll aussah und im Moment niemand die Arbeit haben wollte, dass er das ausbesserte. Obwohl wir reich waren, hieß das nicht, dass wir wegen jeder Kleinigkeit einen Menschen zur Hilfe brauchten, sondern konnten ein paar technische Angelegenheiten auch ganz gut alleine meistern, obwohl die Bevölkerung ganz wild darauf war, in so ein Herrscherhaus hineinzukommen. Deshalb kamen die Bälle auch immer so gut an, die immer mal je nach Lust und Laune organisiert wurden und ein voller Erfolg wurden… naja, sofern nicht ein gewisser Wolf auf eine gewisse Blondine aus der Engelsfamilie traf, denn sonst endete es in einem Streit, in dem ein Kleid draufging und der Kerl eine saftige Ohrfeige kassierte. Hatten wir eh schon alles durch und musste nicht wiederholt werden. Irgendwie stritten wir ja wirklich nicht mehr stark und das genoss ich als friedfertiges Lebewesen auch, denn auf Dauer wäre mir das bestimmt nicht gut gekommen, da ich eine gewisse Bindung mit ihm eingegangen war und das schon glaubwürdig spielen musste, dass ich gerne mit dem Wolf verheiratet war. Immerhin kamen wir immer öfter an die Öffentlichkeit und da durfte einfach kein Hass zwischen uns lodern. Immerhin schienen wir uns beide hin und wieder beherrschen zu können und gingen gewissen Situationen prinzipiell aus dem Weg, so als würde man den Zoff schon in der Luft knistern hören. Umgänglicher nein, verständnisvoll nicht unbedingt, resigniert auf jeden Fall. So würde ich die derzeitige Stimmung zwischen uns beschreiben und es klappte auch so ganz gut, denn er war nicht mehr absichtlich provokant zu mir, was ich ihm hoch anrechnete, sodass ich sogar über manche unnötigen Nebensätze hinwegschauen konnte. Auf diese Bemerkung musste ich dann aber wieder etwas sagen „Viel Glück bei deinem Lügen“ wünschte ich ihm mit Belustigung in der Stimme und freute mich jetzt schon, wenn er auf meine Verwandten traf, denn die hatten auch die ein oder andere Gabe, deren volles Ausmaß ich nur leider nicht direkt kannte.
so viel zu deiner aussage, du hast nichts gegen monologe :3 XD wenn du ein langanhaltendes thema zum unterhalten hast, können die von mir aus nur reden, ansonsten hätte isaac auch sicherlich nichts gegen die andere Monologe-Ausweichmöglichkeit :'DDD ____
Isaac Da hatte ich gerade die Tür erreicht und dann drangen mir doch noch einmal Worte ans Ohr, die ich nicht einfach so an mir vorbei gehen lassen und ignorieren konnte. Wenn ich Glück fürs Lügen brauchte, obwohl ichs gut beherrschte, dann hieß das für mich jetzt ja nun nichts Gutes. Denn Schweigen konnte man vielleicht ein paar Minuten, aber wenn man immer und immer wieder mit den selben Fragen bombardiert wurde, dann ging das ganz gehörig auf den Sack und man gab ja meistens doch irgendwann nach - wenn auch nicht mit der Wahrheit. Offensichtlich wäre es aber wohl unklug, es mit ein paar guten Lügen zu versuchen, zumindest schlussfolgerte ich das einfach mal aus Riccardas Worten, denn dieser amüsierte Tonfall war mir keinesfalls entgangen. So nahm ich jetzt doch langsam die Hand wieder von der Türklinke, drehte mich in Richtung Bett und somit auch in Richtung des meist so unschuldig wirkenden Engels - zu gut wusste ich, dass die junge vieles war, aber ganz bestimmt nicht unschuldig. Mich konnte sie mit dieser Art 'Engelsaura' also keineswegs täuschen und wohl auch sogut wie keinen der anderen Wölfe. Aber die Menschen ließen sich immer so spielend leicht von den scheinheiligen Engeln um den Finger wickeln, dass man es wirklich als erbärmlich bezeichnen konnte. Sie waren zwar nicht wie wir mit übernatürlichen Sinnen und Fähigkeiten ausgestattet, aber so blind - und dämlich - konnte man doch wirklich nicht sein. Einzelfälle vielleicht, schließlich gab es auch unter Wölfen und Engeln die 'dümmere Sorte', aber doch nicht alle... ach, apropos Fähigkeiten: Könnte vielleicht der Grund dafür sein, dass Lügen keine so gute Idee war. Schließlich hatte ich auch eine Fähigkeit, die mehr auf psychischer als auf physischer Ebene lag, konnte bei den Engeln ganz genauso sein. In dieser Hinsicht schenkten sich unsere beiden Spezies wohl wirklich nichts, was Fähigkeiten anging schienen wir alle auf dem gleichen Level angesiedelt zu sein. Manche hatten halt einfach keine, aber ich meine eben die, die eine Fähigkeit besaßen. Langsam machte ich dann doch ein paar Schritte aufs Bett zu, ließ mich schließlich auf der Bettkante nieder und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. "Daraus schließe ich jetzt mal, dass Lügen keine besonders gute Idee ist, weil mir da irgendwer einen Strich durch die Rechnung machen würde." äußerte ich einfach mal meine Vermutung und drehte den Kopf in Riccardas Richtung, sah zu ihr rüber. Es waren noch einige Zentimeter Abstand zwischen uns, bewusst ihre Nähe suchen tat ich ganz bestimmt nicht. Zumindest eben nicht, wenn nichts dabei für mich heraus sprang und das hielt ich doch grade für sehr unwahrscheinlich.
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naja eigentlich hab ich auch nichts dagegen, aber im Moment fallt mir nichts zum monologieren ein XD mal schauen, was mir einfällt o: wobei das sicher nichts großartiges ist... man kann ja gucken, wie sichs entwickelt thaha ________
Riccarda Ann Anscheinend hatte ich damit sein Interesse geweckt und dagegen hatte ich dann doch wieder nichts, denn mir war wirklich langweilig, wenn ich hier in der Hütte nichts zu tun hatte und eh nur dumm herum liegen konnte, weil man sonst keine Beschäftigung auftreiben konnte. Da war ebenso sinnvoll, wenn ich mich ein wenig mit ihm unterhielt und damit die Zeit totschlug, sodass der nächste quälend lange Tag kommen konnte und diese Tortur erneut von Vorne startete. Ich würde mich zwar mehr über andere Gesellschaft freuen, aber gerade eben nahm ich halt alles, was ich bekommen konnte… selbst wenn das ein missmutiger Werwolf war, der wahrscheinlich nur irgendwelche Informationen aus mir herausbekommen wollte. War mir nur recht, denn im Grunde konnte er eh nie wissen, inwiefern ich das nun ernst gemeint hatte oder ihm einfach nur auf die Nerven gehen wollte. Ein bisschen ärgern durfte er sich ja schon noch, wenn er in meiner Nähe war und ich genoss es dann auch, wenn ich bemerkte, dass er meine Reaktion anders eingeschätzt hatte und mein ganzes Verhalten anscheinend überhaupt nicht zu verstehen schien. So etwas gefiel mir wirklich, denn es bewies nur mal wieder, dass wir Engel nicht so scheinheilige Moralapostel waren – okay, auch wenn wir die nun mal verkörperten – sondern auch anders konnten. Es waren halt die meisten aus meiner Familie nicht bereit zu zeigen, zu welchen Dingen wir ebenfalls fähig waren, da unser Image blütenrein war und da niemand aus der Reihe tanzen würde. Meine symbolische Weste hatte das schon sehr viel Weichspüler und Fleckenentferner drauf, aber immerhin war sie noch immer hell genug, um als brav zu gelten. „Kluges Kerlchen“ meinte ich grinsend und hob den Kopf nicht einmal, als er wieder zurückkam. Ich spürte nur, dass er so nahe bei mir war, weil er noch immer nach Wolf stank und ich mich daran nie gewöhnen würde und die Matratze dort bei ihm einsank. Naja, er war eben kein Fliegengewicht und das wusste ich auch, denn sonst könnte der nicht so viele Muskeln und so Zeugs haben. Ging also nicht. „Ich kann dir nur sagen, dass ein paar einen Riecher für Lügen und falsche Geschichten oder wie auch immer du es nennen willst haben“ liegt zwar allgemein in unseren Genen, da wir selber miserable Lügner waren, merkten wir es einfach irgendwie, dass da etwas nicht ganz sauber war und wurden misstrauischer. Manche aus meiner Verwandtschaft waren aber so cool – mhm, wie man’s nimmt – und konnten sofort sagen, ob da ein Teil gelogen war und man gleich eine ganze Lügengeschichte aufgetischt bekam. Die Fähigkeit war bei ihnen stark ausgereift und kam auch ziemlich oft vor, weil es dafür halt nichts außerordentlich Besonderes war. Viele Männer hatten es, weil die wirklichen Gaben den Frauen vorbehalten waren. Selbst da gab es eigentlich Einschränkungen, da man als Engel eigentlich nur psychische Gewalt anwenden sollte, aber das ging bei mir ja doch ein wenig schief. Und meine Großmutter mütterlicherseits hatte es mit einer ähnlichen Fähigkeit zu tun gehabt, aber sonst kam das nie wirklich vor, dass man körperlich als Engel angreifen konnte.
hahahaha x'D naja, dann einfach mal sehn :'D __________
Isaac Hm-hm... verdammt, mit Lügen war also nicht. Schade, wirklich ärgerlich. Ich glaube nämlich, dass es mir eine Menge Spaß gemacht hätte, die Engel an der Nase herum zu führen und einfach spielend leicht von vorne bis hinten zu verarschen. An meinen Künsten des Lügens sollte es nun wirklich nicht scheitern, viel mehr an den Engeln, die mir mit ihren 'Riechern' - wie Riccarda es ja so schön formuliert hatte - einen fetten, nicht übersehbaren Strich durch die Rechnung machen würden. Gefiel mir jetzt nicht wirklich sonderlich gut, aber nun gut. Dann musste eine Zeit lang eben einfach das Schweigen herhalten und anschließend würde ich dann mehr oder weniger mit der Sprache rausrücken, nur eben ohne die wichtigen Details. Oder aber ich würde mich einfach nach draußen verziehen und Großteile der Tage, die ich eigentlich im Anwesen der Engel verbringen sollte, lieber draußen in freier Wildbahn totschlagen. Zu den Mahlzeiten würde ich eventuell noch - höflich wie ich war, haha - erscheinen, aber ich würde wohl wirklich große Teile der Zeit getrennte Wege mit den Engeln gehen. Mich wunderte es ja wirklich, dass man Riccarda nun nicht übermäßig anmerkte, wie unwohl sie sich hier eigentlich fühlen musste. Schließlich war sie hier erstens in mitten von Wölfen - und gegen uns bestand wohl nach wie vor sowas wie eine Abneigung von Grund auf - und außerdem auch noch mitten in einem fetten Familiendrama, Streit, oder wie auch immer man das nun bezeichnen wollte. Schlimmer hätte sie es mit mir als Ehemann auch nicht wirklich treffen können - nicht wegen meinem Aussehen, das war ja bekanntlich erste Sahne, aber man schmiss eben einfach nicht Engel und Wolf zusammen in eine Schublade - und dennoch wirkte sie vergleichsmäßig ruhig, hielt das alles wohl besser aus, als ich im Voraus vermutete hatte. Aber war umso besser, am Ende fing sie sonst noch an, mir hier die Ohren voll zu heulen oder was auch immer... naja, war mir so jedenfalls bedeutend lieber, als wenn das ganze deutlich mehr Spuren bei ihr hinterlassen würde. "Ah, wie nett." sagte ich recht ironisch, drehte den Kopf wieder nach vorne, weil ich sonst früher oder später eine leichte Genickstarre kriegen würde und das war einfach immer ziemlich unangenehm, vermied ich dann doch lieber, musste wirklich nicht sein. "Du magst mir nicht vielleicht zufällig verraten, wer genau gerne Lügendetektor spielt?" hakte ich weiter nach, wobei ich nicht wirklich eine Antwort darauf erwartete. Selbst wenn ich eine bekommen würde, müsste ich erstmal googlen, wer denn nun in ihrer Familie wie aussah. Ich konnte nur den wenigsten Gesichtern der Engelsfamilie auch ein Gesicht mit hundertprozentiger Sicherheit zuordnen, aber hey, wozu gabs das Internet? Gab ja über unsere beiden Familien auch einen Wikipediaeintrag mit ausführlicher Beschreibung des Stammbaums. Da war wohl wirklich jeder mit kleinem Bildchen aufgeführt, würde ich also fündig werden. Nur wie gesagt, eigentlich erwartete ich gar nicht mal wirklich, dass sie mir darauf jetzt eine Antwort gab. War mehr eine rhetorische, leicht sarkastische Frage gewesen.
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locker flockig auf uns zukommen lassen ^^ uuund es is nicht so viel worden sorry s: ________
Riccarda Ann Eigentlich wäre es doch eine recht nette Sache zum Anschauen gewesen, wenn ich die besagte Person mit dem ausgezeichneten Riecher mit den Raum nahm und dann in aller Ruhe zuschaute, wie sich der tolle Herr Werwolf zum Idioten machte. Wäre wirklich interessant gewesen, aber jetzt hatte ich es ihm halt schon gesagt, dass er es gar nicht erst versuchen brauchte und das nervte mich doch im Nachhinein ein wenig, weil es sogar ganz bestimmt lustig gewesen wäre. Manno, aber ließ sich nun nicht mehr ändern, denn Worte konnte man ja bekanntlich nicht zurücknehmen und sein Gedächtnis ging schwer zu löschen. Ich könnte ihm vielleicht ein paar Synapsen verbrennen, aber da würde ich mit meinem Glück dann mit einem Schimpansen in Lederjacke verheiratet sein, weil ich ihm die letzten Reste grauer Masse weggenommen hatte. Da wollte ich mal nicht so sein und danach einen Vollkoffer neben mir haben. In der Hinsicht hatte es doch seinen Vorteil, dass ich nicht mit seinem Bruder zusammengekettet wurde, denn mit dem hätte ich mich noch weniger unter Menschen zeigen wollen. Er hier sah ja wenigstens gut aus und hatte irgendetwas, mit dem man angeben konnte, aber der andere Garcia war einfach nur langweilig und eher etwas für eine alte Frau, die Sicherheit haben wollte und jemanden brauchte, der ihr die Steuererklärungen machte. Nein, sowas hatte ich nie gebraucht und in der Hinsicht hatte ich mit dem Typen doch recht viel Glück gehabt. Als er sich wegdrehte, musterte ich ihn noch einmal und fand dann aber keine aufregende Neuigkeit, wie einen blauen Fleck im Gesicht, der ihn dann wieder halb zur Weißglut bringen konnte oder irgendetwas, das seine Laune beeinträchtigen könnte. Je nachdem erlaubte ich mir nämlich meine Bemerkungen und schaute, dass ich Land gewann oder ruhig da bleiben konnte. „Falls du’s noch nicht mitgeschnitten hast, ich bin die Nettigkeit in Person“ erwiderte ich ebenso sarkastisch und wusste genau, dass er es verstehen würde. Pfff, als wäre ich wirklich freundlich zu ihm. Naja vielleicht hin und wieder, aber es wurde bestimmt nicht zur Gewohnheit und ich wusste selber auch, dass man mir schon einiges antun musste, um wirklich ohne Ironie auf seine Feststellungen zu antworten und ihn jemals ernst zu nehmen. War eben nicht so einfach für alle Beteiligten und das sollten sie bis zum Ende spüren, denn ein verliebtes Vorzeigepaar würden wir eh nie werden, so viel stand jetzt schon mal fest. Ein Engel entwickelte zwar leicht Gefühle, aber bestimmt nicht für einen Werwolf. Da passierte es mir eher, dass ich mich in einen Typen, den ich zufällig auf der Straße getroffen hatte, verknallte. Aber egal, war nicht Thema. „Soll ich’s dir vielleicht aufschreiben, damit du es dir nicht merken musst?“ fragte ich unschuldig nach und schenkte ihm ein sarkastisches Grinsen. Als würde ich ihm das wirklich verraten… genau.
is kein ding, mir gehen sicher irgendwann auch die philosophischen teile aus x'D _____
Isaac Haha, ja, Nettigkeit in Person... die meisten Engel gaben das vielleicht gekonnt vor, aber Riccarda ganz bestimmt nicht. Ich wusste inzwischen wie gesagt gut genug, was eigentlich hinter der nach außen hin eher zierlichen und unschuldigen Fassade steckte. Wie erwartet würde sie also nicht preis geben, wer denn nun mit besonders gutem Riecher für Lügen gespickt war und es störte mich nun aber auch nicht weiter. Ich würde das mit dem Lügen sein lassen und gut war, so einfach. Den Fragen einfach gekonnt aus dem Weg gehen und ich würde es schon irgendwie hinbekommen, nicht vollkommen die Fassung bei der Fragerei zu verlieren. Passierte mir ja bekanntlich noch schneller als dem Rest der wölfischen Sippschaft, dass mir eine - oder mehrere - Sicherung durchbrannte und dann Schluss mit lustig war, weil ich meinte, mich nicht nur verbal sondern auch körperlich wehren zu müssen. Ein weiteres Attentat auf die Engel sollte dann ja doch auch irgendwie vermieden werden, schon mein erstes war ja eher weniger gut angekommen... ich hatte es doch nur gut gemeint, haha. "Pardon, ich vergaß." gab ich in gestochenem Hochdeutsch von mir, wobei der Sarkasmus wohl mal wieder nicht allzu kurz kam. War bei unseren Gesprächen mittlerweile eigentlich sowieso schon an der Tagesordnung, ohne ging nicht wirklich. Kam mir jedenfalls so vor. Aber es war so vielleicht auch gar nicht so schlecht, wenn wir uns gegenseitig nicht so ganz ernst nahmen, sondern einfach eine Art... sagen wir mal Lachnummer draus machten. Führte glaube ich allgemein weniger schnell zu Streit, den wir inzwischen ja doch relativ gut zu vermeiden wussten. Meistens zumindest. "Naaa.. ich glaube ein paar Namen kann ich mir dann doch noch merken, aber danke fürs Angebot." gab ich ihr dann auf ihre Frage hin noch zur Antwort, bevor ich mir die Sneakers von den Füßen schob und ein Stück weiter Richtung Kopfseite des Bettes rutschte. Nicht, als würde ich schon alt werden oder so, aber auf Dauer wars für den Rücken ein wenig unangenehm, wenn ich in einer Haltung hier auf der Bettkante saß, bei der doch so ein leichter Buckel zu Stande kam. Also lehnte ich mich gegen das Kopfende und legte die Beine aufs Bett, verschränkte dann die Hände hinterm Kopf. Doch, ja, gleich viel bequemer. Nicht, als würde ich hier jetzt noch Stunden verbringen wollen, aber doch noch ein paar Minuten... Einsamkeit war einfach keine so schöne Sache und zu meines Gleichen wollte ich gerade einfach nicht. Da waren doch ohnehin alle auf Konfrontation gestimmt und ich für meinen Teil hatte davon heute schon mehr gehabt, als gut war.
___
siehst du q.q
I miss the misery, miss the bad things, the way you hate me. I miss the screaming and the way that you blame me. --- Halestorm - I miss the Misery ---
Riccarda Ann Es war wirklich schade, dass ich ihn nicht anlaufen gelassen hatte, denn es würde mich wahnsinnig interessieren, was er meinen Eltern und Verwandten so alles erzählt hätte, denn ich glaubte doch dank meiner Zeit hier ein wenig unterscheiden zu können, was vom Inhalt her stimmte und was man nicht so wirklich glauben sollte. Seine Lügengeschichten konnte ich im Grunde ja eh nicht erkennen, denn wenn er mir etwas sagen wollte, dann musste ich einfach einmal hoffen, dass es schon stimmen würde und er mich hier nicht auf den Arm nahm, denn nach einer Weile könnte er sich dann sonst wo hinpflanzen, denn für mich musste da eine gewisse Vertrauensbasis her, damit das mit uns beiden noch etwas werden konnte. Zwar würde niemand verlangen können, dass ich auf einmal durch die rosarote Brille sah und ihn anbetungswürdig finden würde, aber ein bisschen Zuneigung konnte ich mir im Laufe der Zeit vielleicht auch abringen, wenn er sich nicht absolut dämlich anstellte. Ein Seitenblick auf ihn schien mir eine Antwort geben zu können, aber irgendwie blieb die dann doch aus… welch Wunder. Ich sah zu, wie er sich die Schuhe von den Füßen strich und es sich dann auf dem Bett bequem machte, das es groß genug war, da hier alle Maße nach den Werwolfgrößen hergestellt wurden und dementsprechend halt auch produziert wurden. Das waren bestimmt alles Sonderanfertigungen, weil ich niemanden aus der Bevölkerung kannte, der sich dieses Material in solchen Mengen leisten konnte. Es hatte eben schon immer seine Vorteile gehabt, wenn man zu einem der Herrscherhäusern gezählt hatte und ich würde es auch nicht abstreiten, wenn man mir unterstellte, dass ich es voll ausnutzte. Nur weil ich auf einmal auf etwas verzichtete, hieß das noch lange nicht, einem ärmeren Menschen wäre geholfen. Das Geld würde dann eben am Konto bleiben und nicht investiert werden, wodurch man auch wieder Arbeitsplätze und so weiter machen konnte. So genau hatte ich mich mit der Volkswirtschaft nicht beschäftigt, weil das Thema mal mega langweilig war und meine Brüder da mehr Interesse gezeigt hatten. Daher hatte ich da nie sonderlich aufgepasst und merkte gerade, dass ich das wahrscheinlich früher oder später noch nachholen müsste, sonst würde ich irgendwann ganz doof aus der Wäsche schauen. Schon bitter, wenn man das Wirtschaftssystem nicht ganz am Kasten hatte und dann nach der eignen Meinung gefragt wurde, aber ich bezweifelte ehrlich, dass man mich hier so stark löchern würde. Da konnte sich mein werter Ehemann auf mehr Fragen gefasst machen, denn meine Familie behandelte ihn bestimmt ganz anders. Ich konnte mir meine Mutter da richtig gut vorstellen, wie sie sich versucht ihm ein gutes Leben bei uns dabei zu bieten und wie sie sich darum bemüht, dass er sich unter den ganzen Engeln vielleicht ein kleines bisschen wohl fühlen konnte. Meine Mam war da schon ein sehr gastfreundlicher und herzensguter Engel und würde am ehesten noch an ihm dranhängen und alles Mögliche wissen wollen, während die restliche Verwandtschaft eher distanziertes Verhalten zeigte und andere vorschickte, wenn jemand etwas Genaueres wissen wollte. Immerhin mochten sich unsere Familien trotz der Heirat nicht mehr, vielleicht sogar ein bisschen weniger und das ließen auch gewisse Engel bestimmt an dem Wolf aus. Würde bestimmt nett werden. Ha. „Ich werde darüber hinwegsehen“ gab ich grinsend zurück und fand es recht angenehm, dass wir unsere Gespräche immer voller Sarkasmus und Humor führten, auch wenn man uns dadurch nur mehr schwer ernstnehmen konnten, aber durch diese Angewohnheit vermied sich wenigstens der größte Teil an unnötigen Streitdiskussionen, die wir sonst noch führen könnten. War also nur ein Vorteil, wenn man niemanden den ganzen Tag durchs Schloss wettern hörte, weil man ein Kommentar falsch aufgefasst hatte oder was auch immer. Mit dieser Ironie in der Stimme konnte man alles so interpretieren, dass es nichts weiter zu bedeuten hatte und auch jetzt ließ ich keine Chance aus, um ihn einfach ein wenig zu ärgern, obwohl das doch übertrieben war. Es handelte sich mehr um kleine Seitenhiebe, die nicht vermieden werden konnten und daher immer mal zum Einsatz kamen, wenn die Möglichkeit bestand „Ich kann das nur unterstützen, wenn du hin und wieder dein Hirn einsetzen möchtest, finde ich gut“ ließ ich ihn nickend wissen und streckte mich dann gleich einmal so, dass ich mehr Platz beanspruchte und er mir den nicht streitig machen konnte. Immerhin war er größer und wenn er sich einmal ausbreitete, war es aus mit dem Platz hier. War aber doch ein gutes Zeichen, dass wir ohne Probleme ansatzweise nebeneinander liegen konnten, obwohl ich so eine Nacht nur schwer vertragen würde, aber ein paar Minütchen würde das auch funktionieren. Das sah ich dann mal nicht sooo eng.
Isaac Ja, dachte ich mir doch, dass sie mir diesen winzig kleinen, absolut nicht beabsichtigten Fehler ohne zu zögern verzeihen würde. Wenn jemand wüsste, wie Riccarda und ich uns für gewöhnlich unterhielten, dann würde man uns sicherlich den Vogel zeigen oder sowas in der Richtung. Man könnte - als normal sterblicher - sicherlich irgendwie anders, auf eine weniger sarkastische und ironische Art und Weise miteinander reden, aber zwischen Engel und Wolf war es nunmal allgemein ein wenig komplizierter. Bei der jungen Frau hier neben mir und meiner Wenigkeit ja ohnehin, wir hatten uns vor dieser grässlichen Zwangsehe ja beinahe immer gegenseitig die Köpfe abgerissen, waren uns mehr als nur einmal an die Kehle gegangen und mit meinem Mordversuch an Riccarda hatte ich dem Fass wohl einfach den Boden weggenommen. Das alles machte nur noch deutlicher, dass wir wirklich absolut nicht dafür geschaffen waren, ein gemeinsames Paar abzugeben. Inzwischen bekamen wir es zwar auch in der Öffentlichkeit halbwegs gut hin, das alles glaubwürdig zu gestalten und die Menschheit wirklich glauben zu lassen, es wäre eine Hochzeit aus Liebe gewesen, aber ich wusste selbst wohl am besten, was für eine fette Lüge das war. War aber ja auch nicht grade die erste und einzige, die den Menschen aufgetischt wurde. Gerade im Bezug auf meine Persönlichkeit wurde ja etliches vertuscht oder einfach ein wenig abgeändert, damit meine Familie nicht schlecht dastand. Nicht, als würde sich überhaupt irgendjemand trauen, sich gegen uns zu erheben, dafür führten wir schon viel zu lange neben den Engeln die Regie dieser Stadt, aber ein gutes Image war nunmal trotzdem einfach wichtig... für meine Famile, für mich eher weniger. Was ich mit der Frauenwelt getrieben hatte war ja ohnehin kein Geheimnis, dazu plauderten die Weiber zu gerne, nachdem ich sie wie eine heiße Kartoffel hatte fallen lassen. Aber die Zeiten waren jetzt auch vorbei, für den Rest meines Lebens. Ihre nächste Bemerkung ließ mich allerdings mit hochgezogener Augenbraue zu ihr rüber sehen. Jaja, da machte sie sich ja doch wieder über mich lustig... wobei Riccardas frühere Sprüche immer deutlich beleidigender waren, das hier war tolerierbar. Ich ließ meinen linken Arm einfach kurz sinken, um ihr leicht auf den Bauch zu 'klopfen'. Würde ihr nicht weh tun, vielleicht höchstens ein klein wenig unangenehm sein. Weh tun wollte ich ihr inzwischen nicht mehr... naja, zumindest nicht mehr so oft wie 'früher'. "Nur weil ich gut aussehe, heißt das nicht, dass ich nichts im Kopf habe. Es ist durchaus beides in einer Person möglich." meinte ich, nachdem ich den Arm wieder hinter den Kopf gelegt hatte. Mochte vielleicht wirklich sein, dass ich nicht so eine Intelligenzbestie war wie mein Bruder, aber dafür war er eben einfach nicht so gutaussehend wie ich. Nicht die Hässlichkeit in Person, aber eben einfach nicht so attraktiv für den Großteil der Frauen. Wenn, dann zumeist wohl nur wegen dem finanziellen Besitz der Familie.
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Riccarda Ann Als er so zu mir hinüber schaute, konnte ich seinen Blick irgendwie sofort spüren. Eigentlich sollte man meinen, dass man es nach einer Weile gewohnt war, wenn man häufiger die ungeteilte Aufmerksamkeit von irgendjemand bekommt – sei es auf der Straße, auf einer Party oder auch nur in dem Schloss des Ehemannes – und sich dann immer wie im Rampenlicht fühlen konnte, weil jeder noch so kleine Ausrutscher sofort in der Zeitung stand. Davon konnte der werte Werwolf bestimmt ein Liedchen trällern, aber darauf wollte ich gar nicht so hinaus. Viel eher störte es mich auch jetzt noch, wenn man mich irgendwie dumm von der Seite ansah und mit der hochgezogenen Braue machte Isaac nicht gerade den intelligentesten Eindruck, was ich ihm dann so süß wie ich war mit unschuldigen Grinsen auf den Lippen mitteilte „Wusste gar nicht, dass das bei Wölfen auch funktioniert, denn bis jetzt hast du es ja noch nicht so wirklich gezeigt“ um nicht so klein neben ihn zu wirken, hatte ich mich ein wenig aufgerichtet und ein weiterer Grund war dann noch, dass ich dadurch den Kopf nicht so verdreht halten musste und dann früher oder später noch Probleme im Nacken bekam, was sicherlich äußerst schmerzvoll war, denn meine Tante hatte da irgendwie seit Ewigkeiten ihre Schwierigkeiten und jammerte allen die Ohren voll, wenn die betroffene Person nicht vorher schnell das Weite suchte. Vielleicht setzte ich Isaac zu der betagteren Frau, die freute sich eh immer riesig, wenn sie jemandem ihre abgekauten Geschichten erzählen durfte. Da ich meinen Konter eigentlich gar nicht so schlecht fand, zeigte ich ihm ein siegessicheres Lächeln und legte mich wieder zurück, denn jetzt musste ich ihn nicht mehr wirklich anschauen, sondern konnte in aller Ruhe auf seine Reaktion darauf warten, obwohl ich mir eh schon den Triumph eingeholt hatte, indem ich für einen Moment sozusagen größer war als er. Ha, ich freute mich jedes Mal, wenn ich etwas fand, in dem ich ihm dann auf einmal für wenigstens einen kurzen Moment überlegen war, denn normalerweise machte er dann wieder irgendetwas und spielte alles auf seine Kraft aus, wo ich dann echt nicht mehr mithalten konnte. Aber was wollte er hier schon machen? Überhaupt war es gerade so friedvoll und harmonisch zwischen uns, dass man die Atmosphäre doch nicht so leichtsinnig zerstören konnte. Vielleicht kam es ein wenig seltsam rüber, wenn man sich die ganze Zeit den Sarkasmus um die Ohren warf, aber immer noch besser, als wenn wir uns blutig schlugen und um die Ecke bringen wollten. Das hatte sich im Laufe der Zeit irgendwie aufgehört, auch wenn wir den anderen manchmal sicherlich lieber tot sehen würden. War wahrscheinlich während den ach so angenehmen Flitterwochen passiert, wo wir uns auf der körperlichen Ebene ein wenig näher gekommen waren und dadurch anscheinend verleitet wurden weniger mit dem Partner zu streiten. Keine Ahnung… Hormone eben oder was auch immer.
Isaac Das... nein, einfach nein. Gerade war sie für meine Begriffe schon wieder ein Stück weit dreist, wobei ich mich nicht wirklich angegriffen fühlte oder dergleichen. Mein Maß an Streit und Konfrontationen war heute definitiv schon vollkommen erreicht und mehr brauchte ich nicht, weshalb ich mich von dem Engelsweib hier neben mir heute keinesfalls irgendwie provozieren lassen würde. Außerdem waren die Sprüche bezüglich meiner angeblich nicht vorhandenen Intelligenz auch nicht mehr die neuesten, hatten wir schon ein oder zwei Mal durchgekaut. Beim ersten Mal hatte mich das ja doch noch wirklich richtig aufgeregt, aber mittlerweile ging das wohl einfach zum einen oder rein und zum anderen wieder raus. Das 'süße' Grinsen in Riccardas Gesichtszügen sollte mich nun auch nicht weiter stören, kratzte mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Hätte sie vorhin, als ich noch auf 180 gewesen war, sowas ins Gesicht gesagt, wäre ich ihr wahrscheinlich trotz guter Vorsätze mal wieder an den Hals gesprungen... aber Gott sei Dank hatte sie doch ein funktionstüchtiges Taktgefühl, also brauchte ich mir in der Hinsicht wohl keine Gedanken machen. Zu vermeiden, dass ich noch ein weiteres Mal auf sie losging, lag ja sicherlich auch in ihrem Interesse und so bewegte sich das momentan eigentlich alles im grünen Bereich. Trotzdem war ich froh, nicht mehr weiterhin allein mit ihr in der Waldhütte meine Zeit verbringen zu müssen. Ne, brauchte ich wirklich nicht. "Jaja, mach dich nur weiter lustig... wird das nich langsam langweilig?" sagte ich also ungerührt, zuckte ein klein wenig mit den breiten Schultern. Als ich dann wieder einen Seitenblick zu ihr rüber warf, fielen mir abermals die blonden Locken auf. Hmpf, warum gab es keine brünetten Engel? Blond war eigentlich genau das, worauf ich mit am wenigstens stand. Wäre Riccardas Körper nicht so ansehnlich, wäre das echt 'n riesiger Kritikpunkt. Aber färben war wohl nicht drin... schließlich liefen alle Engel mit blonder Mähne durch die Gegend. Vielleicht auch ein Mitgrund dafür, wieso ich blond nicht leiden konnte... naja, ließ sich wohl nicht ändern. Solange sie mir nicht damit ankamen, dass ich mir die Haare in schwules Blond umfärben sollte, würde ich das weiter tolerieren. Wenigstens waren Riccardas Haare aber Naturblond und nicht auch noch gefärbt. Woher ich das wusste? Haarfärbemittel roch meistens extrem und man konnte es auch noch Wochen nach dem Färbetag riechen, wenn man nahe genug an der Person dran war... an dem Engel hier neben mir war ich definitiv nahe genug dran gewesen, um zu wissen, dass sie naturblonde Haare hatte.
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Riccarda Ann „Nein, eigentlich nicht. Macht nach wie vor Spaß, aber ich lass es dich wissen, wenn es seinen Reiz verloren hatte“ versicherte ich ihm und sah dann einmal an ihm vorbei aus dem Fenster. Es herrschte mittlerweile die dunkle Nacht und man konnte draußen nichts erkennen, da man gerade einmal die Spiegelbilder sehen konnte. Lag wohl an dem Licht drinnen, aber im Moment war ich eh nicht so scharf drauf nach draußen sehen zu können. Im Grunde wollte ich ja nur wissen, wie finster es bereits war, damit ich daran die Uhrzeit abschätzen konnte, aber dunkel blieb nun mal dunkel. Da konnte es elf Uhr in der Nacht sein oder gleich drei Uhr morgens sein. Machte in der Hinsicht keinen großen Unterschied, weshalb ich mich nach meinem Handy umsah. Vorerst blieb es bei einem einfachen Tasten, aber selbst da hatte ich das praktische Teil nicht gefunden, sodass mich relativ schnell der Verdacht beschlich, dass ich mal wieder drauf liegen könnte, oder Isaac diesmal Bock auf Verstecken hatte. Na unbedingt… nicht! Ich rutschte dann mal kurz auf die Seite, eben ein wenig zu dem Werwolf hin, damit ich mich so auf die Seite drehen konnte, dass ich auf den Platz sah, wo ich vorhin noch gelegen war. Siehe da: ich hatte mein schwarzes Handy gefunden, dass da ganz brav lag und nur darauf wartete, dass ich auf die Digitaluhr schaute. Glücklich nahm ich es wieder und rutschte an meinen alten Platz, obwohl ich jetzt nicht schwören konnte, dass ich genauso dalag wie vorhin auch. Eben, so wie es am gemütlichsten war. Haha, welch Überraschung. Ich rutschte dann doch noch ein bisschen hin und her und hielt das Handy so über mich, dass es mir jederzeit ins Gesicht klatschen konnte, wenn meine Finger nachgaben oder was auch immer passierte. Möglicherweise machte sich die Schwerkraft auf einmal schwerer, sodass ich das kleine Ding nicht länger halten konnte und so weiter und so weiter halt. Vorerst interessierte mich echt nur die Uhrzeit – es war übrigens knapp vor halb zehn am Abend, was ich eigentlich wegen dem kürzlich vergangenen Abendessen hätte wissen können – aber dann sah ich doch dieses kleine Briefchen an der oberen Ecke des Displays und fragte mich ehrlich, wer heutzutage noch eine normale SMS schrieb. Tja, meine Mutter. Sie fragte mich wie es uns ging. UNS? Ich sah ein wenig entgeistert auf die paar Buchstaben und schenkte Isaac einen kurzen Seitenblick „Wie geht’s dir denn?“ dabei musste ich dann doch noch grinsen und tippte schon mal im Vorhinein, dass es uns gut ging. Was anderes würde ich wohl schwer schreiben können. Noch immer belustigt schickte ich es auch ab und hoffte mal, dass mir meine Mam jetzt eine Ruhe geben würde und wahrscheinlich schon schlief, aber so genau konnte man das bei besorgten Eltern ja nie wissen, obwohl es mich noch immer leicht irritierte, dass sie auch nach Isaac gefragt hatte, denn jemand anderes hätte sie mit uns nicht meinen können.
Isaac Nein, war also noch nicht langweilig... pff. Aber war ja sehr sozial von ihr, dass sie mir sofort Bescheid geben wollte, wenn sich das ändern sollte und sie es als langweilig empfinden würde, sich auf Kosten meiner Intelligenz lustig zu machen. Naja, wie gesagt, ich für meinen Teil war davon inzwischen recht unberührt und kümmerte mich nicht weiter darum, wieso sollte ich auch. War ja eh nur Riccarda, haha. Ihr folgende Frage verwirrte mich aber doch so ein wenig. Ich bezweifelte, dass sie das von sich aus fragen würde. Es würde sie wohl auch nur wenig bis gar nicht interessieren, wie es mir ging... eher gar nicht, weshalb ich es für ziemlich unmöglich hielt, dass sie mich das einfach so aus dem nichts fragte. Zuvor sah sie allerdings aufs Display ihres Handys - konnte man also ganz einfach draus schlussfolgern, dass irgendwer anders gefragt hatte und sie die Frage nur mehr oder minder auch an mich weiter leitete. Dann allerdings war wiederum fragwürdig, wer den Engel kannte und gleichzeitig auch mich... und sich außerdem auch noch für mein Wohlergehen interessierte. Naja, war mir im Grunde genommen dann aber auch egal, weil sie dann schon zu tippen anfing. War wohl nicht weiter wichtig, was ich ihr eigentlich zur Antwort geben würde, aber ich war mal so höflich und erwiderte trotzdem noch etwas auf ihre Frage. "Naja... im Endeffekt hackt fast die ganze Familie auf mir rum, der Streit mit meinem Vater wird auch immer schlimmer hier... und mir fehlt ganz eindeutig der Sex. Also war wirklich schonmal besser." sagte ich ein wenig ironisch, ehe ich mal für einen Moment die Augen schloss und einfach versuchte, mich noch ein wenig zu entspannen. Jetzt grade im Moment ging es mir zwar schon wieder wesentlich besser als noch vorhin bei dem Streit, aber letzterer war ja ohnehin mittlerweile fast allgegenwärtig, kam jeden Tag auf und schien sich auch in nächster Zeit nicht mildern zu wollen. Auch, wenn ich das nach außen hin natürlich nicht zeigte, immer die eisenharte Miene beibehielt, wenn ich mich gegen meinen Vater stellte, machte es mir doch schon so ein wenig zu schaffen, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Aber inzwischen hatte ich gelernt damit umzugehen, war also erträglich und leider unvermeidbar. __
is jetz nich so lang, sorry :/
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Riccarda Ann Ich sah ihn ein wenig missmutig von der Seite an und war froh, dass ich auf seine Antwort nicht gewartet hatte, denn das konnte ich unmöglich meiner Mutter so schreiben. Die würde mit einem Rettungstrupp anmarschiert kommen, weil sie glauben würde, dass es ihrer einzigen Tochter demnach auch scheiße gehen musste. Nein, war aber nicht der Fall, denn mir ging es anscheinend sogar besser als dem Werwolf im eigenen trauten Heim. Tja, Pech konnte man haben und mal ganz im Ernst, da zeigte ich keinerlei sondern eröffnete ihm nur, was ich meiner Mam dann zurück geschrieben habe „Ich hab gesagt, dass es uns gut geht, denn ich dachte mal, dass ich direkt mein Versprechen halten sollte und meiner Mam nicht sage, dass du ernsthafte Probleme mit deinem Vater hast“ Sie würde direkt denken, das sich da auch irgendwie mit drinnen steckte, da ich ja so ein feines Näschen dafür hatte, wann man zur falschen Zeit am falschen Ort sein konnte, um genau in den Streit hineinzugeraten. Hatte ich schon immer geschafft, dass ich bei den größten Diskussionen auf einmal reingeschneit kam, weil ich jemandem mein selbstgemaltes Bild oder sonst was zeigen wollte. Demnach kannten auch meine Eltern dieses unnötige Talent und würden vielleicht sogar glauben, dass ich ein möglicher Auslöser dafür war… pfff, genau… okay, ein bisschen war ich das auch, wegen dem bescheuerten Fleisch, das ich nicht essen wollte, aber warum machten hier alle aus einer Mücke einen Elefanten? „Wegen dem Sex, da bist du ganz alleine schuld“ ließ ich ihn kühl wissen und grinste dann doch noch ein wenig, als ich das Handy versperrt neben mich rutschen ließ und dann nicht weiter beachtete. Ich konnte es ja nicht riechen, wenn er auf einmal wieder Bock drauf hatte und angekrochen kam ich ganz bestimmt nicht. Zugeben wollte ich es ja nicht, aber vielleicht juckte es mich selber schon wieder voll in den Fingerspitzen, aber selber konnte ich mich da besser unter Kontrolle halten, sodass man mir diese Ungeduld nicht ansehen würde, obwohl ich jetzt schon wieder seit den Flitterwochen ziemlich am Trockenen saß und da ich wusste, dass Isaac es sofort als Sieg ansehen würde, wenn ich anfing, musste ich einfach schauen, dass er den ersten Schritt machte und zu mir kam. War aber nie der Fall, weil meine Gegenwart anscheinend noch immer so mega unerträglich war – deshalb lag er ja auch jetzt gerade neben mir – dass er nicht vorbeischauen konnte. Ha, ich formulierte es gerade wie ein süßes Kaffeekränzchen, aber bei dieser Zwangsehe war eben alles ein wenig anders.
Isaac Ihre Mutter? ... oh, haha. Ne, der sollte sie das so wohl besser nicht sagen, sonst würde hier am Ende noch das Engelskommando auf der Matte stehen. Entweder weil sie dachten, ich konnte meine männlichen Triebe beherrschen und würde gar in sexueller Hinsicht mit allen Mitteln über ihre Tochter herfallen, oder aber weil sie unter sich die Köpfe einschlagenden Wölfen untergehen würde... beides amüsante Vorstellung, zumindest für mich. Aber nein, würde wohl keines von beidem passieren. Wäre dennoch interessant gewesen zu schauen, was passiert wäre, wenn Riccarda meine Antwort tatsächlich so an ihre Mutter abgeschickt hätte. War aber wohl dennoch besser, wenn wir das vorerst nicht austesteten und meine Ehefrau meine Schwiegereltern in dem Glauben ließ, dass es uns beiden hier gut ging. Zwar die wesentlich langweiligere Variante, aber okay, ließen wir das einfach mal so stehen. But, wait... war das jetzt wieder diese niemals endende Diskussion, wer von uns beiden an der Ehe schuld war? Lästiges Thema. "Gehts jetz wieder darum, dass ich derjenige war, der die Zwangsehe hier zu verschulden hat? Glaube, das Thema hatten wir mittlerweile auch oft genug." sagte ich und schüttelte ein wenig den Kopf, nachdem ich die Augen wieder geöffnet hatte, wobei ich aber doch so ein klein wenig vor mich hin grinste, einfach wegen meiner vorherigen Gedanken bezüglich Riccardas Mutter und so weiter. Die Engelsgöre hier neben mir war jedenfalls an unserer Ehe nicht weniger schuld als ich, das konnte sie mir nicht erzählen. Hätte sie mich nicht weiter provoziert, hätte ich sie nämlich nicht angegriffen... hätte sie mir nicht auf dem Ball die Tour mit dieser hübschen Brünette vermasselt, wäre es überhaupt nie zu dem allem gekommen. Also wie gesagt, nein, nicht meine Schuld, echt nicht. Und naja, was den Sex mit Riccarda anging... ich war mir nicht sicher, inwiefern ich unversehrt davon kommen würde, solange sie nicht betrunken war. Wenn sie das dann nicht wollte, hätte ich schnell wieder irgendwo eine Verbrennung und das war ich doch schon ziemlich leid, weil es unangenehmer war als alle anderen Verletzungen. Es tat nicht mehr weh, aber weil es eben 'Engelszeug' war, löste es noch Stunden nach der völligen Verheilung ein unangenehmes Gefühl an betroffener Stelle aus. War also echt der letzte Mist, den sie da immer aus ihren Fingerspitzen zauberte und ich war mir nicht sicher, wie weit ich mein schönes Gesicht - und auch den Rest meines Körpers - aufs Spiel setzen wollte, in Hinsicht auf Schmerzen eben. Ich könnte sie ja auch einfach ein klein wenig manipulieren, bei Kräften war ich schließlich und auf so kurze Distanz war das selbst bei einem Engel verhältnismäßig leicht, aber... kam mir nicht richtig vor, da nachzuhelfen.
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Riccarda Ann Resigniert drehte ich mich ganz zu ihm, damit er sehen konnte, wie ich meine Augen verdrehte und ihm einen etwas genervten Blick zukommen ließ „Nein, das mein ich nicht. Das langweilt mich nämlich wirklich, weil ich es leid bin, das Thema jedes Mal mit demselben Ende durchdiskutieren zu müssen.“ Nur dachte ich irgendwie, dass er es auch direkt beim ersten Mal verstehen würde und ich es nicht genauer erklären musste. So viel also zu seiner Intelligenz, die man anscheinend sogar bei recht attraktiven Menschen finden sollte. War bei meinem tollen Ehemann ja nicht o der Fall, aber damit konnte ich mich langsam, aber doch abfinden, sodass ich mich gar nicht mehr lange darüber zu wundern begann, sondern meine vorherigen Gedanken noch einmal ein wenig anders beschrieb und dieses Mal sollte sogar er es dann verstanden haben. „Ich meinte damit eigentlich, dass du einfach netter sein könntest, dann könnte ich dich womöglich eher akzeptieren und du würdest eher zum Zug kommen, als wenn du mir auf dieser mega anstrengenden Tour kommst“ erklärte ich Isaac also noch mal und war da dann noch immer so zu ihm hingedreht, damit er ja jedes einzelne noch so kleine Wort aufnehmen konnte und in seinem Hirn – ich war überzeugt, dass er eines hatte, aber um die Größe machte ich mir doch ein paar Sorgen – abgespeichert wurden. Als ich mir sicher sein konnte, dass er es verstanden hatte, drehte ich mich zufrieden weg und ließ die Stille wieder zurückkehren und das Zimmer füllen, denn so war es vielleicht auch ganz angenehm, wenn er einfach die Luft anhalten würde und sich jetzt nicht aufpudelte, denn dann wurde das mit dem Sex nur noch weniger und er schien doch ziemlich geladen zu sein. Natürlich hatten Kerle da eher den Drang… zumindest hatte ich das mal wo gelesen und ich glaubte mich zu erinnern, dass das sogar ein anerkanntes Biologiebuch war, weshalb ich mir meiner Quelle relativ sicher sein konnte. Resigniert strich ich mir eine blonde Strähne zurück, sodass meine Halsbeuge eigentlich komplett frei war, aber es war nur eine nebensächliche Wahrnehmung von mir, denn mein Blick haftete dann doch noch einen Moment auf dem Wolf neben mir, wie er mit der Ansage zurecht kam oder ob ich gerade einen erneuten Streit losgetreten hatte. Wie gesagt: er schien doch recht aufgebracht und aufgeladen zu sein, wegen dem Streit und dem enthaltsamen Leben und so weiter eben. Was auch immer, ich konnte ja nicht in seine Gedanken hineinschauen und mal so eben durchstöbern, was ihn gerade so beschäftigte und oder Sorgen bereitete. Wobei die Familienprobleme bei einem Tier doch immer ziemlich hohe Prioritäten hatten und ich daher mal aufging, dass das noch schlimmer als der Entzug sein könnte. Wobei dann erinnerte ich mich an sein großzügiges Leben mit den verschiedensten Weibern vor der Ehe und ich war mir gleich weniger sicher, was meine Vermutungen anging. War wirklich scheiße, wenn man auf einmal jemanden hatte, auf den man doch irgendwie angewiesen war, denn die Bevölkerung hatte es anscheinend noch immer nicht ganz verarbeitet, dass wir nun ein Paar waren oder zumindest den Anschein machten und wollten uns weiterhin überall zusammen sehen und schauten direkt kritisch, wenn wir nicht breit lächelnd durch die Gegend wanderten oder uns mal länger nicht blicken ließen. Da flammten die neuesten Gerüchte auf und die Klatschtanten liefen ganz heiß, weil sie sich so viele Lügengeschichten zu erzählen hatten, dass wir bereits unsere erste Krise hatten, wobei wir dieses Problemchen schon die ganze Zeit über durchzustehen hatten… danke Mam, danke Dad und danke Familie Werwolf.
Isaac Also nein, meinte sie nicht. Was sie eigentlich meinte, hatte ich mir ja gerade eben schon mehr oder minder durch den Kopf gehen lassen. Dass mit dem Nett sein schien sie sich ja wirklich schön leicht vorzustellen. Sie steckte hier nicht in meinem Körper, hatte nicht meine - fürs Böse veranlagte - Gene in sich und war nunmal ein - eigentlich - friedvoll dahin hüpfender Engel, ich war das komplette Gegenteil. Ich konnte nicht oft genug sagen, dass man Feuer nunmal einfach nicht mit Wasser mischen sollte... und wie gesagt, ich für meinen Teil bezweifelte, dass es in naher Zukunft gegenseitige Akzeptanz bei uns geben würde. Schon allein deswegen, weil ich das mit der Nettigkeit keineswegs einhalten konnte und ich fragte mich, ob Riccarda das bewusst war. Wahrscheinlich nicht, sonst hätte sie das eben wohl kaum gesagt, wäre ja sonst ziemlich unsinnig, meiner Meinung nach zumindest. 'Mega anstrengende Tour' beruhte aber glaube ich vollkommen auf Gegenseitigkeit - sie ging mir nämlich ganz bestimmt nicht weniger auf den Sack, als ich ihr auf die Eierstöcke. Schön wars, war aber nicht so. Es hatte bisher wohl nur wenige Stunden gegeben, in denen wir uns richtig gut verstanden hatten... und das war an dem Tag gewesen, der auf die Bettgeschichte gefolgt war. Hm-hm. Konnte man daraus ziehen, dass wir uns womöglich alles in allem besser verstehen würden, wenn wir einfach mehr miteinander schliefen? Klang nicht gerade abwegig, wo man doch von Menschen immer sagte, dass eine Freundschaft+ nicht funktionieren konnte, weil irgendwer immer Gefühle entwickelte... man kam sich wohl zweifelsohne näher, wenn auch vielleicht anfangs nur auf körperlicher Ebene. Zwar bezweifelte ich nach wie vor, auch mal irgendwann ernsthafte Gefühle für das Engelsgör hier neben mir entwickeln zu können, aber nunja. "Ich hab keine Ahnung, ob dir das nach wie vor bewusst ist, aber ich bin immernoch ein Werwolf... Nett sein ist definitiv was, das nicht in meinen Genen verankert ist." sagte ich, den Blick einen Moment lang wieder Richtung Decke gerichtet. Sie wusste doch selber gut genug, dass Werwölfe nicht grade zur Nettigkeit tendierte. "Ich mein, hey, schau dir meinen Vater an." fügte ich recht sarkastisch noch hinzu. Er war das beste Beispiel für einen kaltblütigen, egoistischen und absolut alles andere als netten Werwolf. "Außerdem hast du's - mir gegenüber - selber nicht so mit Nettigkeit... also erwarte nicht, dass ich dein bester Freund werde." Ja, da ließ der Sarkasmus dann wieder grüßen. Oh und sie sollte mir jetzt bloß nicht damit kommen, dass das ja alles nur an mir liegen würde und sie sich einfach nur nach mir richtete, was das anging. Dann würde ich ihr zeigen, wie 'nett' ich sein konnte. Inzwischen sah ich wieder zu ihr rüber, wobei mein Blick wohl eher neutral geworden war.
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