Riccarda Ann Eigentlich disskutierte ich schon gerne, solange es sich dabei auch um sinnvolle Themen handelte und nicht, ob ich nun als Vegetarierin hier sitzen wollte oder mich mit Fleisch zufutterte. Es konnte noch immer meine Sache sein, ob ich jetzt viel essen wollte oder wenig oder vielleicht auch gar nichts. Es war meine Sache ganz alleine und ich verstand wirklich nicht, warum sich auf einmal alle so mega aufzuregen begannen. Da war dann nur eine logische Folge, dass ich mich ebenfalls immer weiter provozieren ließ und irgendwann das Ventil platzte. Keine Sekunde zu früh kam dann auch mein ach so toller Ehemann hereinspaziert und beteiligte sich augenblicklich bei dem Streitgespräch. Jay, hatte mir gerade noch gefehlt, dass noch ein Werwolf anwesend war und meine Lebensweise runter machte. Ich hasste es schon langsam wirklich, dass ich mich wenigen jedem noch so kleinen Dings rechtfertigen musste, mich hin und her schupsen lassen musste, nur weil diese Leute zu stolz waren auch mal über den Tellerrrand zu schauen. Obwohl es echt schwer sein könnte, wäre es doch echt eine nette Geste, dass sie es einmal versuchen würden. Schließlich war es deren ihre Idee mit der beschissenen Hochzeit und nicht unsere, weshalb sie genauso damit leben mussten und nicht nur uns mal dort hin schickten und dann wieder umsiedeln ließen - es drehte sich ja eh alles nur um ihre Politik und die Wirtschaft. Gerade in dem Augenblick, als ich erneut dazu ansetzte, etwas ziemlich Taktloses zu sagen, schaltete sich Isaac auf einmal ein und ich machte den Mund schon auf, um ihn ebenfalls eine reinzuwürgen. Dabei war ich auf einmal total perplex, als er nicht mal auf mich losging, sondern oha. Es hörte sich sogar beinae unparteiisch an, obwohl sein Vater sofort auf ihm herumzustacheln begann. Na mal schauen, wie lang sich der rebellische Sohn das noch gefallen ließ und das eigentliche Thema unter den Tisch gekehrt wurde. Hier stritt man sich ja weitaus öfter als bei mir daheim und der Vergleich mit Himmel und Höhle kam mir immer logischer vor. "Er richtet sich nach keinem Engel, sonst hätten wir nicht in den 'Flitterwochen' wegen jeder Kleinigkeit gestritten. Er ist nur so klug, dass er mir einfach meinen Willen diese eine einzige Mal lässt, weil er anscheinend als einziger kapiert hat, dass ich KEIN Fleisch essen werde." ich widerholte mich nun schon sicher zum tausendsten Mal, aber die wollten es nach wie vor nicht in ihren Kopf lassen. Es nervte mich tierisch, dass ich nicht mal in Ruhe mit Frau Werwolf sprechen konnte, ohne dass man mich kurz darauf anging. Sein Vater war aber wirklich mit Abstand der schlimmste Teil der Familie und mit ihm würde ich mich wohl nie verstehen, denn auch jetzt ließ er es nicht einfach dabei, sondern baute sich zu seiner vollen Größe auf und starrte mich vernichtend an. Klar, ich konnte ihn auch nicht leiden, aber es war nach wie vor seine Idee gewesen, dass ein Engelchen bei ihm dabei sein sollte. Genau das hatte er mit der Heirat nämlich geschafft. Jetzt war es aber er, der glaubte mir ebenfalls seinen Willen aufzwingen zu können "Es ist eine Beleidigung, wenn du dir zu gut für unser Essen rüber kommst. Du verwöhntes Engelspack hast hier überhaupt nichts zu melden und sollst dich gefälligst unterordnen, wenn man es von dir verlangt." Blablabla, mehr als einen finsteren Blick bekam er nicht von mir, denn es kam eh nur auf das immer Gleiche raus: wir mochten uns nicht und dabei blieb es!
Isaac Gott, wie konnte man so wahnsinnig engstirnig sein... nicht, als wäre ich eine Person, die man leicht von ihren Vorstellungen und Vorhaben abbringen konnte, aber wenn es um solche wirklich unwichtigen, irrelevanten Dinge ging, dann konnte ich meinen Vater wirklich einfach nicht verstehen. Manchmal war es schlichtweg klüger, wenn man sich eine Diskussion ersparte und es auf sich beruhen ließ, den anderen seine Meinung vertreten ließ. Man konnte diese ja trotzdem als falsch betrachten, aber manchmal war die Klappe halten einfach besser. So schwer mir das auch selbst in vielen Situationen fiel - gerade eben hätte ich es am liebsten, wenn sämtliche Personen im Raum die Fresse halten und mir einen Augenblick Ruhe gönnen würden. Ich handelte hier ganz bestimmt nicht so, weil ich Riccarda Ärger und Stress ersparen wollte. Was mit ihr war, war mir gerade wieder ziemlich egal, so wie eben immer. Aber ich wollte grade verdammt nochmal ein paar entspannte Minuten haben nach dem ganzen Training, welches einfach anstrengend gewesen war. Dass das hier aber auch absolut niemand verstehen wollte ehy.. kaum hatte das Engelsgör jetzt wieder den Mund geschlossen, wetterte mein verbitterter Vater gleich wieder los. War wirklich kaum auszuhalten hier und innerlich stand es mir schon wieder bis ganz oben, wobei ich das nach außen hin nicht ganz so offensichtlich zeigte. Ich ballte einen Moment lang in den Hosentaschen die Fäuste, atmete dann aber recht tief durch und besann mir zur Ruhe - halbwegs jedenfalls. "Als ob das irgendwas damit zu tun hat.." sagte ich bloß kopfschüttelnd zu meinem Vater, nahm die Hände aus den Hosentaschen und rieb mir kurz die Schläfen. Aus welchen Gründen auch immer setzten gerade leichte Kopfschmerzen ein und ich glaube, dass das Gekeife hier es nicht grade besser machte. "Wenn sie kein Fleisch isst, dann isst sie keins. Willst du's ihr höchstpersönlich mit der Gabel in den Mund schieben oder was?" fügte ich angepisst noch hinzu, wobei ich keine lange Pause einlegte, bevor ich weiter redete. "Du hast diese bescheuerte Hochzeit vorgeschlagen, nicht wir. Dir hätte vorher klar sein müssen, dass das hier Zuhause mehr Probleme bereitet, als es in der Öffentlichkeit bei Seite räumt. Würde sagen du kommst langsam in die Jahre... vielleicht sollte jemand anders deinen Posten einnehmen, wenn du's nicht mehr auf die Reihe kriegst, erst zu denken und dann zu handeln." provozierte ich weiter und was dann im Blick meines Vaters lag war nicht mehr einfach nur Kälte oder Hass... er fühlte sich persönlich angegriffen und das war wohl nichts, was man herausfordern sollte. Ein paar der anderen warfen sich Blicke zu, glaubten wohl auch nicht so recht, was ich da gerade eben gesagt hatte. Aber Gott, mir wäre nichts lieber, als das mein Alter von seinem viel zu hohen Ross geschmissen und in der Rangordnung nach unten verdrängt wurde. Seine Tyrannei ging mir mächtig gegen den Strich... und ich glaube, dass nicht nur ich das so sah. Es traute sich nur sonst niemand, mal die Klappe aufzumachen und genau das konnte ich nicht leiden - hinterrücks tuscheln, aber sonst nicht den Mund aufkriegen, sondern den Schwanz einziehen. Grässlich, einfach erbärmlich sowas. "Na warte du.." setzte er an und machte einen Schritt auf mich zu. Es war nur minimal, aber ich konnte sehen, wie er die rechte Hand ein wenig anhob. Er fühlte sich mal wieder in seiner Machtposition 'bedroht' und wollte sämtlichen Aufstand konsequent im Keim ersticken... aber nicht heute. Meine Mutter war aufgestanden und hielt ihn leicht am Arm fest. "George, nicht..." murmelte sie bloß, sah über seine schulter hinweg zu ihm hoch. Mein Vater harrte in seiner Position aus, schien ein wenig zu zögern und im Raum war es dann inzwischen ziemlich still geworden, um nicht zu sagen totenstill. Aber sollte er doch, nur zu... ich spürte den Schmerz schon lange nicht mehr. Es würde schon noch der Tag kommen, an dem er das alles von mir zurück bekam... aber dieser Zeitpunkt befand sich noch in einiger Ferne. Es herrschte einige Sekunden Stille, in denen ich ein stures Blickduell mit meinem Vater veranstaltete, bis ich schließlich meinen Cousin neben mir schlucken hörte. Erst dann sah ich einen Augenblick zu ihm rüber, versuchte mich wieder ein wenig zu entspannen... aber das fiel in Anwesenheit meines Vaters grundsätzlich verdammt schwer. Inzwischen war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich ihn weiterhin meinen Vater nennen konnte. Früher war er anders gewesen... ich meine, ja, klar hatte er da auch schon diese herrschaftliche Ader gehabt, aber seit ich das erste Mal einen Schlag hatte einstecken müssen... ich weiß nicht, seitdem war alles anders und zwar nicht im positiven Sinn.
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Riccarda Ann Upps. Der Haussegen musste ja wirklich schrecklich schief hängen, wenn der nicht schon lange am Boden zersprungen war. Hier war es ja sogar noch schlimmer, als sich meine Familie gedacht hatte und wir waren da eigentlich schon ziemlich tief gegriffen gewesen. Dass es bei einem Wolfsrudel schon mal drunter und drüber gehen musste, war ja keine Neuigkeit, aber dass die Fetzen dann direkt so fallen konnten, das warf mich doch ein wenig aus den Wolken. Selber hatte ich mich dann gut in den Hintergrund schieben können. War wieder auf die gut gepolsterte Couch gesunken und hatte den Blick zwischen den Streitenden hin und her wandern lassen. Das Thema hatte sich wohl schlagartig geändert, denn nun war nicht mehr ich das Problem, sondern ganz eindeutig Isaac. Ha, also ging er nicht nur mir mächtig auf den Zeiger, sondern wirkte auch in der Familie eher als Dorn im Auge. Vor allem sein Vater schien ein persönliches Duell mit seinem Sohn ausführen zu wollen. Als Alpha würde ich mir da wohl auch ziemlich bedroht vorkommen, selbst wenn ich wusste, dass es nur mein eigen Fleisch und Blut war. Zwar hatte ich den älteren Werwolf noch nie in Action gesehen, aber ich dachte schon noch, dass der ziemlich was am Kasten haben musste, sonst würde er sich nicht immer wieder aufs Neue gegen den Rebellen in seinem Rudel behaupten können. Mehr Respekt empfand ich dennoch nicht für dieses absolut primitive Verhalten und verspürte die Dankbarkeit durch mich hindurchfließen, dass ich in solch einer gesitteten Gesellschaft auswachsen durfte. Zwar verspürte ich keinen Funken Mitleid mit Isaac, aber mit ihm tauschen wollte ich trotzdem nicht. Erstaunt klappte mir dann kurz der Mund auf, als sich die beiden direkt zum Kampf aufricheten... nein, das war falsch gesagt. Sein Vater machte sich groß, trat einen Schritt auf ihn zu und hob die Hand nur ganz leicht. Aber selbst diese minimale Geste reichte, um die komplette Atmosphäre von aufgebrachtem Zorn in eine absolute Stille zu stürzen. Man würde eine Stecknadel auf den Boden fallen hören und das hieß hier bestimmt etwas. Wahrscheinlich ging es mir als einzige so, dass mein Herz ein paar Takte schneller zu schlagen begann, denn ich war diese Auseinandersetzungen wirklich nicht gewohnt. Um so verwunderte war ich dann auch, als seine Mutter so mutig war und sich sozusagen dazwischen stellte. Dabei reichte sie nicht einmal ansatzweise zu der Höhe und Breite des dominanten Wolfes und hatte auch so sicherlich keine Chance gegen den wütenden Vater, der sich nach wie vor nicht beruhigen wollte. Einerseits war es wirklich spannend zuzusehen, wie sich die Mienen veränderten und man alle möglichen negativen Emotionen über das doch etwas faltige Gesicht laufen sah. Beinahe konnte man es aus den Ohren rauchen sehen und im Hirn rattern, aber schließlich wollte er doch auf seine menschliche Frau hören. Dafür hatte sie jetzt meinen Respekt, aber welche Mutter würde sich denn nicht in für ihren Sohn einsetzten? Erst als die Hand wieder gesunken war, lehnte ich mich ein wenig zurück, aber so langsam, dass ich sicherlich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen konnte. Boah, also was sagen traute ich mich bestimmt nicht mehr! Ich würde bestimmt eine fangen, sobald ich mich irgendwie melden würde und machte mich daher doch kleiner, als ich eigentlich war. Nein, das reichte mir jetzt locker für drei Monate an Zoff in einer Familie und ich freut emich direkt, wenn ich aus dieser Hölle wieder entfliehen konnte. Am liebsten wäre es mir überhaupt, wenn ich einfach gehen konnte, aber irgendwie wollte ich auch nichts von der Diskussion verpassen wollte. Mir war schleierhaft auf was das hier noch hinauslaufen konnte. Sein Vater war mir schon immer mehr als nur unsympathisch gewesen und allein sein beschränkter Einfall mit der Heirat war schlimm genug für mich gewesen, sodass er sich echt nichts von uns erwarten musste. Seine Entscheidung hinterfragte ich mindestens genauso stark wie die meines eigenen Vaters, dem ich überigens noch immer wütend und aufbrausend entgegentrat. Selber Schuld, dass sie jetzt noch mehr Probleme am Hals hatten, da zeigte ich gewiss kein Verständnis und hoffte irgendwie, dass Isaac meinen Eltern das Leben schwer machte.
Isaac Eigentlich hätte ich ihm das jetzt gerne nochmal unter die Nase gerieben... dass er mit seiner körperlichen Gewalt nichts ausrichtete, es eher schlimmer machte und meinen Hass ihm gegenüber nur immer weiter in die Höhe stapelte, ausweitete. Aber er würde das wahrscheinlich ohnehin nicht wahrhaben wollen, nehme ich an, also konnte ich mir das im Grunde genommen auch sparen und außerdem wäre es wohl nicht gut, gleich das komplette Familiendrama vor Riccarda auszuwälzen... sicher, früher oder später würde sie darüber ohnehin in vollem Ausmaß Bescheid wissen, aber ich wollte nicht, dass das jetzt schon der Fall war. Reichte schon, dass ich mich jetzt gerade wieder nur wenig unter Kontrolle hatte - ebenso wie mein Vater - und man sah ja ganz deutlich, wo das jedes Mal aufs Neue hinführte. Ich hatte schon lange keine Lust mehr aus das tägliche Gezanke und ich glaube, dass sich das auch ziemlich negativ auf meinen Gemütszustand und mein allgemeines Verhalten auswirkte. Wenn man Zuhause kaum was anderes als diese ewigen Streits hatte, dann verkümmerte jegliche positiven Gefühle wohl zunehmend schneller. Ich konnte nicht mal sagen, wann ich zuletzt mal so wirklich glücklich gewesen war - also ich meine, ohne vorher Sex gehabt zu haben. Der befreite zwar oft ganz gut, aber auf Dauer schob man damit die Probleme auch nicht bei Seite... sie ließen sich nur besser verdrängen. Aber nicht nur mit Bettgeschichten, sondern auch mit der Jagd ging das recht gut - vorausgesetzt man konnte ungehindert den Sadismus und Blutdurst ausleben und niemand hinderte einen daran... HUST. Ich sah zu meiner Mutter, die mit besorgten und zugleich wehleidigem Gesichtsausdruck neben meinem Vater stand, ihn daran hinderte, mal wieder ungehindert auf seinen Sohn loszugehn. Ich glaube zwar nicht, dass das jemals passieren würde - und ich hoffte es auch inständig -, aber sollte er jemals meiner Mutter gegenüber die Hand heben... ne, dann war wirklich Schluss und er würde sehen, was er davon hatte. Familie war nicht da um zu streiten und körperliche Gewalt auszuteilen. Ich glaubte manchmal wirklich beinahe, er schob ein paar der wölfischen Instinkte und Grundsätze gekonnt bei Seite. "Ich weiß nicht, wie's mit euch ist... aber ich hab Hunger." schnaubte ich, um aufs eigentliche Thema zurück zu kommen. Wir waren ja doch ziemlich weit abgeschweift... oder viel mehr ich, einfach weil ich mal hatte loswerden müssen, was mir ständig im Kopf herum schwirrte. Es stand noch immer einigen hier das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, aber das quittierte ich bloß mit einem leichten Kopfschütteln, bevor ich ein paar Sekunden lang zu dem einzigen Engel im Raum blickte. Wollte ich wissen, was sie gerade dachte? Ich war mir nicht sicher. "Diskutiert ihr ruhig weiter übers Fleisch, ich geh schonmal..." meinte ich noch, bevor ich mich bereits auf dem Absatz umdrehte und den Weg zum Speisesaal antrat. "Isaac, warte gefälligst bis.." setzte mein Vater wütend an, brach seinen Satz aber freiwillig ab, als er den Mittelfinger sah, den ich ihm über meine Schulter hinweg noch zukommen ließ. Nein, also Respekt hatte ich vor ihm schon ziemlich lange nicht mehr, ganz offensichtlich. Ich konnte noch ein wütendes Knurren und Toben hören, dann blendete ich alles komplett aus. Der Rest meiner Familie durfte jetzt gerne noch stundenlang über das Fleischproblem bezüglich Riccarda diskutieren, ich würde mir nur noch den Bauch voll schlagen und mich dann in mein Zimmer verziehn, die Tür hinter mir abschließend. Einfach noch die Kopfhörer aufsetzen und ein bisschen Musik hörn, vielleicht auch spontan mal wieder aus dem Fenster springen und noch einen kurzen Nachtspaziergang machen - es war Vollmond, da war das verlockender als sonst und man konnte leichter auf Schlaf verzichten, weil wir da - ganz getreu dem Mythos - meist besonders energiegeladen und stark waren.
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Riccarda Mir reichte eigentlich schon was ich gerade gesehen hatte und wollte nicht noch mehr hören. Ich war nach wie vor ein Wesen, das Frieden und Hoffnung symbolisierte und nichts mir Streit anfangen konnte. Irgendwie hatte ich dann auf einmal doch Mitleid mit Isaac, denn der schien am meisten unter dem Zorn des Vaters leiden zu müssen, obwohl er es ja auch selber herausforderte, wofür ich im Grunde rein gar nichts konnte. Ja schon klar, dass ich den Streit angezettelt hatte, aber wenn man mir meinen Willen einfach lassen würde, dann wäre die Situation einfach nicht in diese Richtung eskaliert und ich hätte niemals solch einen Einblick auf die derzeitige Familiensubstanz haben können. Dabei wollte ich das doch im Grunde gar nicht sehen, mich interessierte das einen feuchten Dreck, inwiefern sie sich die Köfpe einschlagen wollten, aber mein Vater würde mir die Füße küssen, wenn ich ihm erzählen würde, wie zerstritten die beiden Werwölfe denn in Wirklichkeit waren. Schlimm nur, dass ich böses Kind ihm nichts davon erzählen wollte, denn er hätte hoffentlich die ganze Zeit über mit einem aufmüpfigen Wolf in seinem Reich zu kämpfen. Er sollte einmal sehen, was für ein Glück er mit seiner Engelsfamilie hat und ich erkannte mal wieder die Unterschiede, die deutlicher nicht sein könnten. Meine Freude und Erleichterung über eine normale Familie brauchte ich wahrscheinlich nicht zu oft wiederholen, denn die Stimmung hier konnte nicht gedrückter sein und so etwas gab es bei mir im Wohnzimmer eigentlich nie. Nach einem Streit knallten mal alle Türen, die am Weg lagen, aber am nächsten Tag sprach man zusammen und die Sache war wieder erledigt, weil niemand lange diese unwohle Atmosphäre im Haus haben wollte. Konnte ich jetzt zum ersten Mal wirklich verstehen, denn die Luft hier war auf einmal ziemlich dick. Seine Mutter stand noch immer mit der zarten Hand auf der breiten Schulter des Alphas. Alle anderen bewegten sich auch kein Stückchen und die Blicke klebten entweder auf dem bebenden Familienvater oder dem aufmüpfigen Sohn, der sich noch einmal frech zu sehen gab und dann von der Bildfläche verschwand. Kaum dass sich Isaac drei Sekunden aus dem Raum entfernt hatte, explodierte der betagtere Mann und musste sich wohl stark beherrschen, dass er seinem Kind nicht nachstürmte und das Hirn rausprügelte. Naja, welches Hirn? Aber Spaß bei Seite, denn ich wusste nicht mal mehr, wie ich jetzt aus dem Raum kommen sollte, ohne dass ich die Blicke auch auf mich zog. Der einzige Trost war, dass sich sonst auch niemand zu rühren traute und erst einmal die Lage abwarteten. Der eine Cousin ging dann ebenfalls in das Esszimmer und langsam löste sich die erstarrte Gesellschaft. Selber blieb ich noch einen Moment länger und schob mich dann ebenfalls aus dem Wohnzimmer, wo der Vater noch immer mit wildem Blick und bebenden Schultern stand. Nein, die Ehefrau wolle ich jetzt nicht sein.
Isaac Es war ungewohnt, den etwas größeren Saal ganz alleine und nicht in Gesellschaft vom Rest der Familie zu betreten. Das Essen war nunmal eine ziemlich wichtige Sache bei uns Wölfen, wo wir doch einen beinahe schon magischen Stoffwechsel besaßen und unsere eigene Heizung waren. Es würde sich wohl so ziemlich jeder Sterbliche wünschen, so problemlos die perfekte Figur halten zu können, wie das bei uns Wölfen der Fall war. Aber gut, das war mir nun gerade doch eher nebensächlich... noch immer allein im Raum stehend sah ich zu dem Stuhl, auf dem mein Vater immer saß - er unterschied sich vom Aussehen nicht im geringsten von den anderen Stühlen am Tisch, aber darum gings ja auch nicht. Ich hätte mich jetzt echt liebend gern aus Trotz mal drauf gesetzt und gemütlich gegessen, bis der Rest der Familie kam. Dann hätte ich meinem Vater kauend zur Provokation entgegen gelächelt und scheinheilig so getan, als wäre alles bestens. Aber so schön die Versuchung auch war, ich ließ es bleiben... wäre ja schade um das gute Essen, wenn wir uns dann hier im Speisesaal gegenseitig an den Hals sprangen, haha. Naja, wie dem auch sei - ich ließ mich auf meinem Platz nieder, der sich schräg gegenüber meines Vaters befand... Gott, hoffentlich war er noch lange damit beschäftigt, sich wieder einzukriegen, damit ich hier noch in Ruhe essen konnte. Der Rest der Familie durfte von mir aus gerne mit mir zusammen essen, auch Riccarda würde ich wohl dabei ertragen, aber meinen Vater? Das gab nur wieder drohende Blickwechsel, während wir innerlich dabei waren, vor uns hinzukochen. Es dauerte doch noch ein wenig, bis dann die ersten Familienmitglieder hier im Raum eintrudelten - inzwischen hatte ich mich wieder halbwegs zur Ruhe besinnen können und es wunderte mich doch ziemlich, dass sich keiner bewusst von mir abwenden zu schien, um meinem Vater zu zeigen, dass sie ganz deutlich hinter ihm und nicht hinter ihm standen. Würde ich dem ein oder anderem hier jedenfalls zutrauen, unter anderem meinem Bruder... ich weiß nicht, früher war das zwischen uns auch anders gewesen. Inzwischen war er eben einfach der Geschäftsmann und ich... naja, war der Skandale suchende Sohn ohne Erfolg, konnte man so sagen. Aber hey, wenigstens sah ich besser aus, das war kein schlechter Trost in meinen Augen. But whatever - icb bekam auch jetzt noch den einen oder anderen Blick zugeworfen, aber es sagte niemand was, sondern es ließen sich nach und nach alle auf ihre Plätze sinken... der Unterschied würde nur sein, dass Riccarda während ihrer Aufenthaltszeit hier rechts neben mir sitzen würde, an Stelle meines Cousins. Der saß ganz einfach woanders am Tisch, damit sich nicht alles verschob. Jedenfalls betrat meine Ehefrau dann auch den Raum, wobei ich ihr nur einen flüchtigen Blick zukommen ließ und mich sonst weiter wortlos meines Essen widmete. Es herrschte auch ansonsten noch ein eher Unruhe einbringendes Schweigen, während sich dann auch der Rest der Familie am Essen zu bedienen anfing. Ich selber störte mich aber jetzt nur wenig daran, konzentrierte mich auf mein Essen und versuchte einfach kurz abzuschalten, denn mein Vater würde jetzt auch nicht ewig auf sich warten lassen.
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Riccarda Ann Allein mit dem blonden Haarschopf fiel ich so extrem auf und auch die blass eHaut brachte mir oft noch immer feindselige Blicke ein, aber irgendwie konnte ich mich dann doch daran gewöhnen und dachte immer daran, dass es Isaac demnächst nicht anders ergehen würde und ich dann meine Ruhe haben würde. Damit lenkte ich mich normalerweise ab, aber dieses Mal funktionierte es nicht so recht, denn die Stimmung war entweder aufgeheizt oder gedrückt, sodass ich mich nicht entscheiden konnte, wie ich auftreten sollte. Joah, ich entschied mich dann doch zu dem unscheinbaren Engelchen, das am liebsten ein kleiner Windhauch war und nicht weiter mit Aufmerksamkeit beschenkt wurde, obwohl ich die eigentlich sehr gerne hatte. Ich war schon jemand, der gerne im Mittelpunkt stand, weshalb sich der Wolf und ich nur selten einer Meinung waren und die Konezntration auf den anderen lenken wollte. Ich vermied es bewusst irgendwem hier in die Augen zu schauen und ließ sie mal alle einen auf dominant machen. Am nächsten Tag sah sie Lage hoffentlich wieder anders aus und dann würde ich mich nicht mehr so einfach unterkriegen lassen - es war auch unfair, dass mich niemand vorgewarnt hatte, aber wer rechnete denn auch damit? Nachdem ich mich aber unauffällig hingesetzt hatte, sofern das eben ging, wenn ich direkt neben Isaac sitzen musste und der weiterhin mit teilweise sehr gehässigen Blicken konfrontiert wurde, sah ich mich selber einmal kurz um und bemerkte da erst, dass mehr Männer am Tisch saßen als Frauen. Überhaupt schien es in diesem Geschlecht nur wenige weibliche Werwölfe zu geben, wasm ich ein wenig beunruhigte, aber es war auch nichts Neues. Seine Mutter kam dann auch mit ein wenig geröteten Wangen und ließ sich auf ihr Sesselchen rechts neben ihrem Mann nieder. Ihr Blick ruhte sogar auf mir, obwohl ich aus ihren Augen nichts herauslesen konnte und mir daher auch nicht viel darauf einbildete. Naja, ich tat mir ja selber ein wenig leid, da würde ich das Mitleid von anderen nicht auch noch sehen wollen - ich wusste eh, dass ich hier die Außenseiterin mit Abstand war. Aber wie Isaac so ruhig bleiben konnte war mir ein Rätsel. War der Hunger oder eher das Bedürfnis nach Nahrung echt so groß, dass er hier seelenruhig blieb und weiter vor sich herfutterte. Der hatte mal Nerven und ich würde unter den anderen Blicken nurunruhig am Platz herumrutschen können. War echt nicht zum Aushalten und mit dem Gedanken im Hinterkopf versuchte ich das Essen möglichst schnell hinter mich zu bekommen. Natürlich blieb ich beim Vegetarischen, weil ich hier einfach kein Fleisch esse wollte. Wahrscheinlich war es ein wenig der Trotz, dass ich mich nicht an ihre Gewohnheiten anpassen wollte, aber es war sicherlich auch ein großer Teil mitschuldig, weil ich nicht wissen konnte, woher sie die geschlachteten Tiere hatten. Daheim war ich bereit Pute und sowas zu essen, aber da wusste ich, dass es vorher glückliche Tiere waren und sie professionell umgebracht wurde. Hier war ich mir nicht so sicher was ich da gerade essen würde und ob es nicht bei einer Jagd mal so mitgenommen wurde. Da grauste es mir einfach nur davor, dass hier womöglich fein säuberlich ein zerfetztes Tier zubereitet war. Schwierige Sache und so blieb ich brav bei meinen Beilagen, die aus Karotten und anderem Gemüse bestand.
Isaac Weiterhin Schweigen. Mittlerweile ging mir das mehr auf die Nerven, als die Blicke meines Vaters, dem man beinahe schon ansehen konnte, dass er seinen Frust und seine Wut am Essen ausließ. Naja, lieber an dem als an mir, fand ich. Dennoch gingen mir seine Blicke auf den Zeiger.. er wusste ganz genau, dass die bei mir nichts brachten und er damit auch nicht wirklich was erreichen würde, aber hierbei ging es ums Prinzip. Wer zuerst den Blick abwandte, der ordnete sich unter. Das war quasi so die Grundregel und deshalb war ich mehr oder minder gezwungen, dem Blick meines Vaters stand zu halten, während so ziemlich der ganze Raum - schweigend - seine Aufmerksamkeit auf uns beide richtete. Zumm Glück hatte ich früher mit dem Essen begonnen als der ganze Rest hier und würde dementsprechend schneller verschwinden können. Und nein, es tat mir nicht wirklich leid für Riccarda, wenn sie hier dann ausschließlich mit Wölfen am Tisch saß... da war ich selber jetzt nun wirklich wichtiger, wie so oft. Der Egoist in mir war geblieben und würde sich wohl so schnell nicht vertreiben lassen, ganz gleich wie sich das alles hier in Zukunft entwickeln würde. Diese gewisse Einstellung, bei der ich immer mich selbst bevorzugt, anstatt mal an die anderen zu denken, war einfach tief in mir verankert, wobei ich das ohnehin als gut ansah. So verletzte ich vielleicht andere, aber immerhin war ich dann mit meinen Entscheidungen meistens zufrieden. Es war ja grade auch viel mehr etwas, oder besser gesagt jemand, anderes Schuld für meine Laune, die inzwischen wieder im Keller angekommen zu sein schien. Wäre ich vorhin nicht trainieren gewesen, würde das alles hier noch weniger entspannt ablaufen, als es das ohnehin schon tat. Die Luft war nahezu elektrisiert von der Anspannung im Raum und als ich meinen Teller dann leer hatte, der Rest hier noch am Futtern war, legte ich das Besteck - nach wie vor schweigend - auf meinem Teller ab und widmete mich noch ein wenig dem harten Blick meines Vaters. Ich hatte das Gefühl, wirklich bei jedem Handgriff, jedem Atemzug unter Beobachtung der gesamten Familie hier zu stehen.. wahrscheinlich zu Recht, das war vorhin eine ziemliche Szene gewesen, aber dennoch. Das war mir beinahe schon wieder ein Ticken zu viel Aufmerksamkeit, ein bisschen zu viel Mittelpunkt. "Würdet ihr mir den Gefallen tun und irgendeinen anderen Punkt im Raum anstarren? Danke." murmelte ich nur ein wenig grummelnd vor mich hin, wobei das jeder hier hören können würde. Waren ja beinahe alle mit dem Übernatürlichen Gehör ausgestattet und meine Mutter saß ja nur unweit entfernt von mir. Der Großteil folgte meiner eher unfreundlichen 'Bitte', andere wiederum sahen mich daraufhin erst recht an.. ach, zum Teufel, allesamt. "Tu doch nicht so, als ob du sowas nicht gewohnt wärst, Isaac. Wenn du wie so oft Mist an öffentlichen Plätzen baust, dann interessieren dich Blicke doch auch nicht." sagte mein Vater trocken, bevor er sich noch eine Gabel in den Mund schob. War doch jetzt nicht sein Ernst, oder? "Ja, genau, hack' weiter auf mir rum, das macht unser Verhältnis ganz sicher besser." sagte ich und der Sarkasmus war nicht zu überhören. Ich hatte mich noch während meiner Worte langsam vom Stuhl erhoben, hatte keine Lust, mir das alles jetzt noch anzutun. Ich hatte ja ohnehin schon fertig gegessen.
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Riccarda Ann Die Stimmung hier war weit unter dem Gefrierpunkt anzusiedeln und ich wusste wirklich nicht, was ich machen sollte. Wahrscheinlich konnte ich auch rein gar nichts machen, damit sich die Situation wenigstens für eine Person, nämlich mich selbst, ein wenig besserte. Aber so einfach ließ sich hier anscheiend niemand vom Thema bringen, denn die Blicke wurden weiterhin intensiv auf das schwarze Schaf der Familie gerichtet und nicht einmal das gut riechende Essen schien sie ablenken zu könnne. Ja, ich geb ja zu, dass alles nett ausschaute und ich auch Fleisch essen würde, aber nein, dann lieder doch nicht. Wenn ich nur vielleicht nicht von Anfang an gesagt hatte, dass ich auf vegetarisch unterwegs war, dann würde der Streit auch nicht vom Zaun gebrochen sein und alles wäre noch ansatzweise normal. Sollte ich mich jetzt selber ärgern oder es einfach in Kauf nehmen, denn mir schien hier eh niemand die Schuld zuschieben zu wollem. Am ehesten würde ich das eh noch von meinem aufgeblasenen Ehemann erwarten, der aber zum Glück ziemlich mit sich selbst beschäftigt schien. Welch Wunder, hmh. War mir aber eh lieber so, dass er vor lauter Wut nicht klar dachte, denn sonst würde ihm noch sonst was einfallen und auf das war ich echt nicht scharf. Konnte mir bestimmt demnsächt irgendwann mal was anhören, dnen ohne es zu wollen, musste ich hier ziemlich viel Zeit mit dem ganzen Rudel verbringen, was nicht immer ein Nachteil war, aber sicherlich für alle eine sehr neue Situation. Hin und wieder stoppten die Gespräche noch, wenn ich ganz zufällig mal um die Ecke gebogen kam, aber mit der Zeit waren sie sogar schon so weit, dass sie mich einfach gefließentlich ignorierten, als würde ich nicht da sein. Konnte mir nur recht sein, denn dadurch bekam ich ein wenig von dem Tratsch und Klatsch mit und musste mir nicht so abgeschottet vorkommen. Jetzt war ich wieder einmal nur der blasse Geist am Tisch und schien entweder wirklich nicht wahrgenommen zu werden oder einfach nur nicht beteiligt zu sein. Auch seine Mutter wurde niemals mit einem Blick konfrontiert, sondern nur der danebensitzende Vater. Eine weitere Frage schlich sich dann beinahe gleichzeitig in meinem Kopf hin und her: Sollte es mir nicht auch ein wenig peinlich sein, dass sich Isaac so aufführte und ich genau an den schrecklichsten der Werwölfe gebunden war? Klar war es bei allen scheiße, aber bei dem Typen war es mit Abstand am katastrophalsten, denn ich befürchtete nur, dass er einen schlechtem Einfluss indirekt auf mich ausüben konnte und ich dann auch noch so auffällig im Verhalten wurde. Jetzt störte es mich nicht, dass ich an den impulsiven Wolf gekettet war, aber daheim, wenn man die wirklich komplette Verwandtschaft da war und er sich nicht zusammenreißen konnte, würde ich bestimmt die Nerven mal fallen lassen und in der Öffentlichkeit konnte er sich auch in mehr als genügend verschiedenen Situationen zum Affen machen. Eigentlich sollte ich an der Stelle aufhören zu überlegen, denn das machte mir nur selber fertig und hier durfte ich mir im Grunde keine Schwäche ansehen lassen.
Isaac Irgendwie fiel mir gerade auf, dass mein Zuhause her einer der wenigen Orte war, wo ich nicht so gerne im Mittelpunkt stand. Hier kannten mich einfach alle Leute und in der Öffentlichkeit... naja, eben nicht. Da wusste man wie ich aussah, aber nicht, was sich hier hinter den Kulissen immer alles abspielte und wie ich wirklich war. Da konnte es mir einfach egal sein, was die Leute von mir dachten, weil sie mir absolut nichts bedeuteten. Aber hier innerhalb der Familie... ich konnte einfach nicht von allen hier behaupten, dass sie mir egal waren. Sicher, es gab hier ein paar Leute, mit denen ich nun nicht so viel zu tun hatte wie beispielsweise mit meinem Cousin, mit dem ich fast ununterbrochen abhing. Er war wahrscheinlich der Einzige hier, den ich auch wirklich als Freund bezeichnen konnte. Und er wusste ganz genau, wie ich zu meinem Vater stand und wie ich über ihn dachte, besser als jeder andere hier... und ich wusste gut genug, dass er mir in einigen Dingen auch recht gab, nur würde er das vor den anderen natürlich nie sagen, schon gar nicht vor meinem Vater. Nicht aus Respekt und Höflichkeit, sondern eher aus Angst. Würde ich zumindest so sagen, denn was mein Vater hier verbreitete konnte man teilweise schon nicht mehr nur als Respekt bezeichnen. "Isaac, bitte... bleib sitzen. Könnt ihr nicht wenigstens während dem Essen mal so tun, als ob alles in Ordnung wäre?" seufzte meine Mutter und man hörte ihr deutlich an, wie sehr ihr das alles zu schaffen machte. Dass sie es nicht besonders gut verkraftete, wie Vater und Sohn sich immer wieder angingen. Ich glaube, dass sie sich oft eine ganz normale Familie wünschte. Mit Sicherheit sagen konnte ich das zwar nicht, aber man sah es einfach in ihrem Blick. Sie kam nicht auf Dauer mit all dem hier klar und irgendwann würde das ein Ende haben müssen, wenn sie nicht daran zerbrechen sollte... fragt sich nur wann und was genau für ein Ende. Ich jedenfalls war jetzt hin und her gerissen, ob ich mich wieder auf den Stuhl sinken lassen oder gehen sollte. Einerseits wollte ich meiner Mum ja wirklich gerne den Gefallen tun, aber andererseits ertrug ich einfach die Anwesenheit meines Vaters gerade absolut überhaupt nicht. Man sollte uns besser nie gemeinsam in ein und denselben Raum stecken, es lief ja doch zumeist auf das selbe hinaus. Ich schüttelte nur den Kopf und ging um den Stuhl herum, um diesen - Höflichkeit musste sein, haha - noch an den Tisch zu schieben und mich mit einem "Euch noch 'n gute Appetit." zu verabschieden, wobei da wieder so ein Hauch von Ironie mitschwang. Wieder schweifte mein Blick nochmal einen kurzen Moment zu meiner Ehefrau, aber nein, es interessierte mich immernoch nicht wirklich, wie sie zu der ganzen Sache hier stand, was sie dachte, was sie wollte. Für den Augenblick konnte sie von mir aus gerne hier bleiben, ich brauchte meine Ruhe. Deshalb steuerte ich vor mich hin fluchend mein Zimmer an, weil das hier wirklich der einzige Raum war, über den ich ganz allein die 'Herrschaft' besaß und da kam wirklich nur rein, wen ich dort auch akzeptierte und haben wollte. Dauerte nicht lange, bis ich die Tür dann ein wenig lauter hinter mir zuschlug.
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Riccarda Ann Noch gedrückter konnte die Stimmung ja gar nicht mehr sein. Die Anwesenden, die vorher die gehässigen Blicke durch den Raum geschickt hatten, schaufelten nun das Essen nur so in sich hinein. Typisches Verhalten für Frustesser, aber gesund konnte das auf Dauer nicht sein, falls solche Zwischenfälle öfter passierte. Die, die vorher shcon unangenehm durch die Gegend geschaut hatte und jeglichen Blickkontakt vermeiden wollten, schoben nun auch die zerstückelten Fleischteile von einem Tellerrand zum nächsten. Niemand konnte sich entscheiden, auf welche Seite er sich stellen wollte, obwohl kein sterbens Wörtchen fiel. Es reichte wohl, wenn man diese Stille bis zur Unerträglichkeit ausbaute und dann auch noch nichts dagegen unternehmen wollte. Isaac wollte es sich nicht weiter antun und das konnte ich ebenfalls nachvollziehen, nur seine Mutter hätte lieber ein wenig heile Familie. Man konnte ihr förmlich ansehen, dass sie kurz vorm Rande der Verzweiflung stand und nicht mehr aus wusste. Wie war es wohl, wenn man mit solch einer dominanten Bestie verheiratet war? Ach ja genau... konnte ich selber auch beantworten... es war beschissen und ich konnte mir noch immer nicht vorstellen, dass das von der menschlichen Frau eine ganz freiwillige Entscheidung war. Niemand suchte sich solch einen groben Mann aus, denn ich würde Isaac als aller letzten Kerl aus der ganzen Stadt als Ehemann nehmen. Nicht einmal, wenn er der einzige Attraktive im Umkreis von hunderten Kilometern wäre. Nein, einfach nein. Die Spannung wollte aber selbst mit dem Verschwinden von dem jungen Rebellen nicht weniger werden und so blieb die Stimmung weiterhin getrübt. Niemand wollte etwas in die Stille hineinsagen und diese ungute Ruhe damit stören. Ich sah zwar ein paar Blicke hin und her gleiten, wissende Blicke, die zeigten, dass sie nichts anderes erwartet hatten. Ich selber kannte mich zu wenig aus, als dass ich hier groß eine taugliche Analyse abgeben könnte, aber korrekt lief es nicht ab. Seine Mutter stocherte ebenfalls nur auf dem Fleisch herum und legte das Besteck ebenfalls weg. Erst jetzt sah sein Vater etwas besorgt auf und konfrntierte sie mit einem fragenden Blick, aber es kam außer einem leichten Kopfschütteln nichts. Sie tat mir einfach nur leid und ich konnte nur hoffen, dass ich niemals so enden würde. Gefangen neben einem aggressiven Werwolf, der seinen eigenen Sohn schlagen würde. Jede Mutter würde da doch innerlich zerbrechen, da konnte man noch so stark nach außen hin wirken. Die Frau blieb zwar am Tisch sitzen, aber rührte sonst nichts mehr an, was auch vielen die Freikarte gab mit dem Essen aufzuhören und sich ihrem Tischnachbarn zu widmen. Langsam aber doch kamen die Gespräche wieder in Schwung und man konnte sagen, dass es etwas angenehmer wurde. Dennoch reichte es mir für heute und ich konnte ja nur froh sein, dass es bereist am Abend war, eben nicht direkt nach dem Aufstehen. Nachdem ich fertig gegessen hatte, entschudligte ich mich ebenfalls höflich und wurde ohne Kommentar entlassen - gehörte ja nicht zu Familie und musste deshalb nicht warten, bis alle fertig waren, was mir schon ziemlich früh erklärt worden war.
Isaac Im Gegensatz zu meiner Mutter wollte ich ja nicht einmal eine normale Familie... nie würde ich freiwillig mein Dasein als Werwolf und das damit verbundene, andere Leben gegen ein normal sterbliches Eintauschen wollen. Nichts, wirklich absolut gar nichts würde mich dazu bringen können. Aber was ich genauso wenig wollte, wie meine Mutter, war das Verhalten meines Vaters, der Streit zwischen uns. Sicher, es war vorherzusehen, dass in einer Familie - falls man das noch so bezeichnen konnte - aus Werwölfen nicht immer alles glatt lief und es Reibereien gab... aber mittlerweile schlug es dem fass einfach den Boden aus, lange würde das nicht mehr gut gehen. Vielleicht war die blöde Regelung, dass Riccarda und ich uns abwechselten, was eben das Wohnen anging, ganz gut... so kam ich hier in ein paar Wochen raus. Es war zwar fragwürdig, ob ich mich bei all den moralisch korrekten und scheinheiligen Engeln wohler fühlen würde als hier, aber immerhin musste ich dort dann nicht meinen Dreckskerl von Vater ertragen. Noch vor zwei oder drei Jahren, ja, da hatte ich einfach versucht meinem Alten aus dem Weg zu gehen und somit auch Streit und Konfrontation zu vermeiden. Inzwischen war es eher so, dass ich es aus Prinzip immer wieder aufs Neue provozieren musste, gar nicht anders konnte... jetzt, wo ich das Fenster öffnete und mich anschließend aufs Fensterbrett setzte - die Beine aus dem Fenster hängend -, war ich wohl wirklich langsam an dem Punkt angekommen, dass ich behaupten konnte, für meinen Vater nichts mehr übrig zu haben. Außer Hass, versteht sich, im familiären Sinne. Ein richtiger Vater war er für mich schon lange nicht mehr, aber mittlerweile schien einfach auch das letzte bisschen väterliche Bindung von Wut und Hass aufgefressen worden zu sein. Ein Alpha sollte dafür sorgen, dass das Rudel zusammen hielt und immer an einem Strang zog - mein Vater sorgte viel mehr dafür, dass sich die Meinungen immer weiter spalteten und niemand so recht wusste, was er nun denken und tun sollte. Ganz genau das war ein Schwachpunkt, ein nicht gerade kleiner. Zusammenhalt war wichtig, wenn ein Rudel als Ganzes funktionieren sollte... dieses hier schien - wenn auch nur langsam und mit der Zeit - immer ein Stück weiter auseinander zu brechen. Aus Feigheit gaben sie noch immer alle vor, felsenfest hinter ihm zu stehen, aber ich wusste ganz genau, dass dem nicht so war. Ich war nicht der Einzige hier im Schloss, der die Tyrannei meines Vaters satt hatte und früher oder später würde das auch ans Licht kommen... notfalls würde ich da auch nachhelfen, den Hass meines Vaters hatte ich ja ohnehin schon komplett auf mich gezogen, auf das bisschen mehr oder weniger kams dann jetzt auch nicht mehr an. Jedenfalls saß ich jetzt einfach da, atmete die kühle Abendluft ein und ließ mir mir den leichten Wind entgegen wehen. Gedanklich regte ich mich noch immer weiter auf, aber zumindest körperlich hatte ich mich wieder ein Stück weit beruhigt und meine wölfischen Instinkte fuhren wieder auf Sparflamme runter. Als ich meinem Vater vorhin gegenüber gestanden hatte, war aus der jetzt nur züngelnden Flamme ein loderndes Feuer geworden - hätte er wieder zugeschlagen, wie so oft, dann wäre meiner Verwandlung nicht mehr viel im Wege gestanden. Eher gar nichts.
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Riccarda Ann Mittlerweile sollte ich mich ja doch an das raue Klima gewöhnt haben, das sofort einschlug, wenn der betagte Alpha mit dem mürrischen Blick den Raum betrat. Da konnte es vorher noch so freundlich und lustig zugehen, spätestens nach einem grummeligen Wort wäre ide ganze gute Laune verflogen und betretene Stille ersetzte die Freude. Mit solchen Menschen konnte ich einfach nichts anfangen, die betraten ein Zimmer und sofort kam es mir persönlich so vor, als würde ich irgendwo im Norden stehen und mich aber nicht vom Fleck bewegen können, sodass ich gar keine andere Möglichkeit hatte, als dem eisigen Wetter standzuhalten. Wenn es mir aber alleine nach so kurzer Zeit schon erging, dann musste ich mich doch ernsthaft einmal fragen, wie es dem Rest der Familie ergehen musste mit solch einem herrischen Führer an der Spitze. Selber hätte ich bereits mit dem Gedanken gespielt ihm einfach aus dem Weg zu gehen nur konnte es sich nicht so leicht vermeiden lassen, wenn der alte Werwolf die Eigenschaft hatte, jedes Mal ganz plötzlich um die Ecke zu kommen und einem mit diesem vernichtenden Blick anzusehen. Vielleicht lag es an meiner Herkunft, dass er so einen Hass gegen mich hatte, aber zu spüren bekam ich es erst richtig, wenn Isaac nicht im selben Raum war, damit er die Wut abfangen konnte. Schläge gab es bei mir daheim einfach nicht, einerseits wegen dem Eid, dass wir keinem Lebewesen etwas antun durften und andererseits waren meine Eltern und Verwandten so weit, dass sie wussten, was Schläge wirklich anrichteten und daher von dieser Erziehungsmethode schon lange weggekommen sind. Natürlich... hin und wieder würde mein Vater gerne gegen meine Brüder die Hand erheben, aber es lag einfach nicht in unserer Natur so brutal und feindlich miteinander umzugehen. Ich war wirklich gespannt, wie mein zwangsbeglückter Ehemann auf solch eine familiäre Atmosphäre reagieren würde und konnte jetzt schon leicht grinsen, weil es wohl eine komplett andere Welt sein musste. Ich freute mich mehr als sonst darauf, endlich wieder daheim zu sein, eben nicht an jeder Ecke einen Wolf sehen zu müssen und die Außenseiterin zu sein. In Gedanken versunken schlenderte ich ein wenig durch das Schloss und machte einen Umweg zu meinem Gästezimmer, denn wir waren uns ganz schnell einig gewesen, dass wir bestimmt nicht in demselben Zimmer oder gar Bett schlafen würden. Nein, so weit ging diese Ehe sicherlich noch nicht und ich war mir auch sicher, dass es so bald nicht dazu kommen würde. Kopfschüttelnd, aber noch immer mit einem leichten Lächeln spazierte ich durch einen verlassenen Gang und sah mir die verschiedenen Bilder an. Irgendwie hatte jedes Schloss die Angewohnheit oder eher Eigenschaft, dass alte Familienportraits an den Wänden hingen, bei denen man glaubte, dass einem die Augen folgten. Meine Neugierde wurde dann aber erst durch ein bestimmtes geweckt, man sah das jetzige Rudel komplett abgebildet und ich überlegte, ob ich Isaac da wohl als kleines Kerlchen irgendwo entdecken konnte.
Isaac Ja, jetzt saß ich da. Immer wieder dockte meine Ferse leicht an der äußeren Hauswand an, weil ich mich irgendwie beschäftigen musste. Ich war einfach nicht der Typ Kerl, der minuten- oder gar stundenlang still sitzen und einfach nichts tun konnte. Sicherlich spielten da auch meine Gene mit rein, aber bei mir war das auch wesentlich ausgeprägter, als beim Rest der Familie. Ich war wohl schlicht und ergreifend einfach schon immer ein Problemkind, haha. Genau so würde mich mein Vater wohl bezeichnen... wobei, nein, er hatte auch schon wesentlich schlimmere Worte benutzt, um mich zu beschreiben, wenn er mich gerade mal wieder nicht ausstehen konnte. Inzwischen war das ja eigentlich durchgehend der Fall und so wurde die Umschreibung meines Vaters im Bezug auf mich wohl nicht unbedingt positiver, wenn er mal mit jemandem über mich redete... vor allem wenn es der Presse gegenüber war, hatte ich schon einige Male beobachten können, wie sehr er sich zusammen reißen musste - natürlich aber für die Außenwelt nicht sichtbar, es waren dann nur so kaum merkliche Anspannungen seinerseits. Eben Anzeichen, die nur jemand von übernatürlicher Sorte wahrnehmen und erkennen konnte. Aber wie auch immer... ich brauchte noch irgendeine Beschäftigung, am besten irgendwas, was mich auch gleichzeitig noch ein wenig weiter runterfahren ließ. Zwar verspürte ich gerade nicht mehr den drang dazu, mich zu verwandeln und meinen Vater in Stücke zu reißen, aber man konnte ja schon jetzt mal dafür sorgen, dass dieses Verlangen nicht in ein paar Minuten wieder zurück kam. So zog ich die Beine also wieder nach drinnen und stand von der Fensterbank auf, um zu meinem Schreibtisch rüber zu gehn und eine der beiden Schubladen aufzuziehen. Ich nahm mir eine Zigarette und das Feuerzeug heraus. Letzteres ließ ich einfach wieder zurück in die Schublade fallen, nachdem ich mir die Kippe angezündet hatte. Ich war ja nun wirklich kein Kettenraucher - schaden würde es mir zwar nicht, Lungenkrebs kriegen konnte ich schließlich nicht, aber ich brauchte es halt einfach nicht -, sondern rauchte nur gelegentlich mal eine... eben wenn mir gerade danach war und so ein Moment war wohl grade. War aber leider die letzte Zigarette aus der Schachtel gewesen und so würde ich mir bald wieder Nachschub holen müssen. Einfach nur, damit zu jeder Gelegenheit was vorhanden war. Der nächste Zigarettenautomat war ohnehin auch nicht weit entfernt, vielleicht einen guten Kilometer und mehr nicht. War für jemanden wie mich ja nun wirklich ein Katzensprung. Dennoch ließ ich mich erst nochmal einen Moment auf der Fensterbank nieder, damit anschließend nicht mein ganzes Zimmer nach Rauch roch. Ich würde das sonst noch tagelang hier drinnen riechen können und das wäre eher unschön. Als die Zigarette dann beinahe zu Ende geraucht war warf ich noch einen kurzen Blick über meine Schulter Richtung Zimmertür, bevor ich einfach von der Fensterbank rutschte und einen Stock in die Tiefe fiel, dann aber sicher auf den Beinen landete. Zwar war das sehr unangenehm, weil es die Knochen und Gelenke zusammen stauchte bei so viel... nennen wirs mal Schwung, aber passieren konnte dabei nichts. Hatte ich schon etliche Male gemacht und so ging auch dieses Mal gut. Dunkel war es hier draußen noch nicht, aber es dämmerte. Die Temperatur war angenehm, gut auszuhalten, während ich langsam um das große Gebäude herum schlenderte und schließlich den Kiesweg der Einfahrt nach unten lief. Die Kippe ließ ich zwischendurch einfach fallen, trat noch im Vorübergehen einmal drauf, bevor ich beide Hände in die Hosentaschen schob. Doch, das bisschen rauchen hatte gut getan und die frische Abendluft tat das gerade ebenso.
I miss the misery, miss the bad things, the way you hate me. I miss the screaming and the way that you blame me. --- Halestorm - I miss the Misery ---
Riccarda Ann Irgenetwas hielt mich weiterhin an diesem Bild, aber ich konnte vorerst einfach nicht sagen, was es war. Dafür war ich mir absolut sicher, dass es nur der Kern der Familie sein musste, da nur vier Personen aus dem Portrait hinausschauten. Die Frau war jung, wirklich eine Augenweide und man konnte sich glücklich schätzen sie an seiner Seite zu haben. Für mich lag es ganz klar auf der Hand, dass das seine Mutter sein musste, aber sie hatte sich schon ein wenig verändert. Immerhin war dieses Familienmitglied ein Mensch und die Zeit konnte ihr allerdings etwas anhaben. Ihre Haare hatten ein wenig von dem Glanz verloren und auch die ausdrucksstarken Augen wirken müder, abgekämpfter, so als würde eine geballte Last auf den schmalen Schultern der zierlichen Frau liegen. Ich fragte mich nur, wie dominant die Werwolfsgene sein mussten, damit aus Isaac nicht irgendein Mischwesen enstanden war. Es würde mich gerade echt interessieren, aber wen sollte ich schon groß fragen... damit musste ich wohl auf meinen Lehrer in meinem Zuhause warten, denn der hatte sich bestimmt schon mal damit beschäftigt, damit er mir eine gute Antwort liefern konnte. Da stellte sich die große Frage, wie sie die Geburt überhaupt überleben konnte und wie sie zu so einem strengen Kerl kommen konnte, den sie anscheinend wirklich mochte, denn sonst würde sich doch kein Mensch schwängern lassen. War von mir nur so eine Überlegung, aber auf dem Bild sah selbst der Vater nicht so schrecklich aus, wie er in Wirklichkeit war. Abgebildet wirkte er streng, diszipliniert, aber dennoch klug genug, um zu wissen, wann Schluss war und wie er seine Familie zu leiten hatte. Davon konnte ich heute nur wenig erkennen und mir ging erneut der mörderische Blick des Alphas durch den Kopf, wie er seinen Sohn da musterte. Der Familienvater thronte auf einem gepolsterten Sessel in der Mitte und hatte schräg hinter sich seine Ehefrau sitzen und im Vordergrund war auf jeder Seite ein Sohn zu sehen. Wie in alten Herrscherhäusern eben. In einem unserer Gänge würde man bestimmt auch so ein Foto sehen, im Gegsatz zu hier würden auf meinem familienbild nur glückliche Gesichter zu sehen sein, die lächelten und nicht nur stur aus der Wäsche schauten. Zwischen den beiden Jungs konnte man beinahe keinen Unterschied erkennen, aber dann fand ich ja doch eine Unebenheit. Der rechte Junge stand ein Stückchen weiter draußen und hatte die Hand von der Mutter auf der Schulter liegen, der auf den zweiten Blick etwas schmächtiger wirkende Bursche hatte die Hand des Vaters auf der eigenen kleinen Hand liegen. Die Parteien waren also schon recht früh entstanden und daraus schloss ich auch irgendwie, dass der Rechte Isaac sein musste und sein Bruder der linke Sohn. Aber es war nur eine Vermutung, denn die beiden Kinder sahen sich da noch wirklich ähnlich. Von dem war heute rein gar nichts mehr zu erkennen. Interessant war es schon, dass ich mir die Bilder hier so ansehen konnte, aber eine Langzeitbeschäftigung würde es wohl auch nicht werden, denn irgendwie reizte es mich schon gar nicht mehr so stark wie anfangs. Als ich den Blick von dem Bild löste, schaute ich mich noch einmal um, aber da waren dann nur noch die verschiedensten Konstellationen abgebildet, von denen ich eh die meisten Gesichter keinem Namen zuordnen konnte oder mir überhaupt komplett fremde Wölfe anschaute. Eine zierliche Menschenfrau fand ich trotzdem nirgends, zumindest glaubte ich das. So schlimm war der herrische alpha dann wohl nicht immer, denn sonst konnte der einfach keine so freundliche Frau finden... das würde ich einfach nicht verstehen können! Aber naja, es war nicht mein Familiendrama, weshalb ich mich endgültig von dem Gang abwandte und den Weg zurück in mein Zimmer fand, wo ich dann relativ schnell ohne unangenehmen Zwischenfall landete. Hier war der einzige Raum, in dem ich mich wirklich sicher fühlte, obwohl man meine Nähe nie direkt suchte. Hier kam ich mir unbeobachtet vor und wusste, dass ich mit niemanden rechnen musste, der da auf einmal stand und mich groß ansah.
Isaac Hier draußen hatten meine Ohren wenigstens auch ein bisschen was zu tun. Irgendwas gab es draußen ja immer zu hören und in diesem Moment war das so einiges. Zum einen waren da natürlich Motorengeräusche von fahrenden Autos und Lastkraftwagen in einiger Entfernung zu hören, was meinen sensiblen Ohren aber keinesfalls entging. Ich war ohnehin froh, dass unser Gelände ein Stück weit außerhalb der Stadt lag... ich wollte wenigstens Zuhause meine Ruhe haben können. Zum anderen konnte ich auch ganz deutlich das Rauschen der Baumkronen hören, schließlich grenzte der Wald unmittelbar an unser Schloss an und weit war ich davon jetzt ja nun noch nicht entfernt - wobei ich ja auch auf Distanz gut hörte, so wars ja nicht. Außerdem konnte ich noch ein paar Vögel singen hören, die wohl fröhlich den Tag ausklingen ließen... meiner war ja eher weniger gut verlaufen. Ursprünglich hatte ich mich wirklich darauf gefreut zu meinem Chaotenhaufen zurück zu kommen und mich wieder in der Nähe des Rudels aufhalten zu können, aber mit Familienfreuden genießen war wohl heute nicht. Besser gesagt eigentlich nie, das glückliche Familienleben lag schon ein paar Jahre zurück. Da wollte ich jetzt aber nicht wirklich weiter drüber nachdenken, meine Stimmung war ohnehin nur schwer wieder über den Gefrierpunkt gekrochen. Also einfach mal Kopf abschalten und versuchen, weiterhin ein wenig zu entspannen, auch wenn das einem Hitzkopf wie mir natürlich ganz besonders schwer fiel. Hatte ein paar Minuten gedauert, bis ich jetzt an dem Zigarettenautomaten ankam und mir eine neue Schachtel besorgte. Ich war am Stadtrand angelangt und wieder einmal fiel mir das eher arme Viertel in dieser Region auf... hauptsächlich wahrscheinlich deswegen, weil direkt daneben eines der Reichenviertel war - schließlich würden wir unseren Wohnsitz wohl kaum direkt neben der Gosse haben wollen - und der Kontrast wirklich deutlich genug zu sehen war. Eigentlich sollte man meinen, dass es mich einen Scheißdreck kümmerte, das hier im Winter Leute in der Kälte abkratzten und womöglich auch ein paar ihren Krankheiten unterlagen, Tag für Tag wirklich mit allen Mitteln um ihr Überleben rangen, weil sie kein oder nur wenig Geld hatten... aber dem war gar nicht so. Auf irgendeine schräge Art und Weise taten mir die Leute hier um die Ecke sogar beinahe richtig leid. Ich lebte wie die Made im Speck, bekam alles was ich wollte und sie hatten damit zu tun, überhaupt auch nur annäherungsweise genug zu essen zu kriegen. Hätte man beinahe richtig tiefsinnig drüber nachdenken können, aber da hatte ich auch schon wieder umgedreht und war auf dem Heimweg, kümmerte mich um meinen eigenen Kram. Als ich ein wenig später dann wieder die Einfahrt zum Anwesen meiner Familien entlang ging, schweiften meine Gedanken zu Riccarda. Ich war froh drüber, dass ich mir nicht das bett mit ihr teilen musste. Hätte mir dann wohl noch den Rest für heute gegeben, nehme ich an. Aber mich interessierte dennoch, was sie jetzt dachte. Wegen der Szene vorhin, meine ich... wahrscheinlich hielt sich mich jetzt für noch gestörter als vorher, wobei das wohl auch auf meine ganze Familie zutraf. Schließlich hielten wir Wölfe die Engel auch für völlig bescheuert, um es mal noch mild auszudrücken. Es war einfach eine Abneigung von Grund auf vorhanden, schon seit ich denken konnte. Ich beschloss aber, ihr noch etwas zu sagen, bevor ich mich für den Rest des Tages in mein Zimmer verziehen würde. Weil mir der direkte Weg durch die Flure des Hauses aber zu langweilig und eintönig erschien, stand ich schließlich eine Hausecke von meinem Zimmer weiter auf dem Rasen, mehr oder weniger vor Riccardas Fenster... oder eher darunter. Ich suchte mit den Augen nach irgendwas zum Werfen, fand aber nichts. Also zog ich kurzerhand die Kippenschachtel wieder aus meiner Hosentasche und warf sie gezielt gegen die Scheibe, bevor ich sie geschickt wieder auffing, als sie fiel. Und ja, ich würde die verdammte Hauswand nach oben klettern. Hier handelte es sich schließlich nicht um eine hochmodern gebaute Villa mit durchwegs glatter Fassade, sondern um ein Schloss anderen Zeitalters mit Ecken und Kanten, wo man sich festhalten konnte. Nur brauchte ich erstmal ein offenes Fenster, sonst hing ich nachher ziemlich blöd davor herum.
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Riccarda Ann Ich ließ mich mit dem Rücken auf die weiche Matratze fallen und bettete den Kopf so auf den Polster, damit ich trotzdem in das komplette Zimmer sehen konnte. Ich wagte es zu bezweifeln, aber es sah sogar ein wenig danach aus, als würden ein paar der Wölfe – oder eher der einzige Mensch mit Rechten in dem Schuppen hier – doch wollen, dass ich es nicht wie einen einzigen Albtraum in Erinnerung behielt, wo ich doch in nächster Zeit immer öfter hier sein musste. Diese Abmachung konnte wahrscheinlich nicht mehr abgeändert werden, nur weil die blonde Engelsgöre auf einmal keine Lust mehr hatte inmitten wütender Wölfe zu sitzen und sich in ihrem Zimmerchen einzusperren. Wenigstens war der Raum groß und hatte ebenfalls relativ große Glasfenster, die für die damalige Zeit bestimmt etwas Außergewöhnliches waren. Natürlich sah dieses Schloss auch gut aus, aber es kam mir mehr wie ein altes Gefängnis vor, wohin damals die ganz schlimmen Verbrecher hingeschickt wurden und dort am besten auch gleich vergessen wurden. So ganz klischeehaft eben. Im Gegensatz zu hier war unsere Fassade hell und man konnte keinen dunklen Fleck sehen. Wir hatten ja nicht einmal dunklen Giftefeu an den teilweise bröckelnden Wänden der Außenwand, sondern bunte Blumen je nach Jahreszeit an den Kanten des Hauses entlang gepflanzt. Es wurde also immer gut darauf geachtet, dass ja keine Gemeinsamkeiten entstehen konnten und man sich so irgendwie ähnlich sehen könnte oder es vielleicht Verwechslungen beim Schloss geben würde. Menschen hatten nicht so ein Auge für Details, zumindest nur sehr wenige, weshalb man immer gut darauf achten muss, dass kein Grund für Fettnäpfchen geboten wurde. In der Hinsicht reagierten nämlich beide Familien nicht gerade erfreut. Seufzend sah ich an die hohe Decke und konnte dort aber nichts weiter erkennen, als die neutrale Farbe, in der auch der restliche Raum gestrichen war. Es kam mir nicht gerade wie ein Gefängnis vor, weil ich mich ja frei bewegen konnte, aber am sichersten war ich schon hier drinnen, weshalb man es einem Zufluchtsort gleichtun konnte und so etwas war schlussendlich einfach einmal ein Versteck, aus dem man nicht raus wollte, weil irgendwelche Gefahren lauerten. Frustrierend, aber irgendwann sollte ich mich mit dem Gedanken angefreundet haben. Auf einmal hörte ich einen dumpfen Schlag am mittleren Fenster und setzte mich etwas verwundert auf. Ich bezweifelte ja mal stark, dass die Vögel so tief flogen, dass sie ein Fenster übersahen und da dagegen knallten. Leicht irritiert stand ich auf und sah mal zu der Glasscheibe hinüber, aber man konnte nur die Dunkelheit des Abends erkennen und sonst nichts. Einbildung war das aber ganz bestimmt nicht, weshalb ich doch neugierig wurde und alle damit verbundene Gedanken über Bord warf. Ich bezweifelte ja schon, dass da auf einmal jemand eine Bombe reinwarf und mich aus dem Leben wischen wollte. Auf ein Attentat war wahrscheinlich niemand aus, denn hier bei den Wölfen war ich doch eh völlig ausgeliefert und man konnte nicht erwarten, dass sie ihre eigenen Räumlichkeiten zerstören wollten, um mich so unprofessionell aus dem Weg zu räumen. So eine Aktion würde ich, wenn schon, nur bei mir daheim erwarten. Daher hatte ich keine Bedenken und öffnete das Fenster, wodurch mir die angenehm kühle Nachtluft direkt entgegen blies und die Haare hinter die Schulter wehte. Dann erst wanderte mein Blick nach unten in die Tiefe, obwohl es jetzt nicht so unbeschreiblich weit nach unten ging. Vielleicht ein paar Meter, aber wegen der Dunkelheit konnte ich nur die Umrisse einer Gestalt erkennen. Mhm, kein Plan, was man so von mir wollte.
Isaac Dauerte doch so ein paar Sekunden, bis sich da was am Fenster tat. Ich hatte ernsthaft darüber nachgedacht, noch ein zweites Mal zu werfen und hätte es wohl auch beinahe getan. Ausgeholt hatte ich schon, sah dann aber glücklicherweise noch, wie Riccarda ans Fenster trat und ansetzte dieses zu öffnen... vielleicht hätte ich trotzdem werfen sollen. Es wäre lustig gewesen zu sehen, wie sie die Zigarettenschachtel ins Gesicht bekam, haha. Aber nein, nein... ich hatte mir eigentlich vorgenommen, den Engel nicht mehr zu provozieren, als meiner Meinung nach nötig war. Ich musste ja mit ihr auskommen und ihr eine Schachtel voll Kippen ins Gesicht zu klatschen gehörte wohl nicht in die Sparte der Beziehungsaufbesserung. Aber lustig wärs trotzdem gewesen, wobei ich wohl der einzige gewesen wäre, der gelacht hätte. Zwar hassten wir uns nicht mehr ganz so arg wie noch zu Anfang der Ehe, aber sie würde wohl trotzdem nicht mit mir zusammen über sich selbst lachen können. Shit happens, whatever. Ohne irgendwas zu sagen nahm ich kurz ein klein wenig Anlauf, damit ich abspringen und mit den Händen nach der ersten Kante greifen, mich festhalten konnte. Soweit so gut, war nicht weiter schwer gewesen. Zwar waren meine Arme wohl ein wenig matt vom Training heute Nachmittag, aber den Kraftaufwand hier packte ich dann doch noch recht easy, mit abrutschen oder gar runterfallen war hier nicht. Ich hielt Ausschau nach der nächsthöheren Gelegenheit mich festzuhalten und mein Blick fiel auf einen kleinen Spalt in der Fassade des Hauses... mal ehrlich, wir sollten renovieren. Nicht, als würden wir in einer Bruchbude leben, das nun wirklich nicht, aber die eine oder andere Verbesserung würde auch nicht schaden. Würde ich so einen Vorschlag aber meinen Vater unterbreiten, wäre ich ja nur wieder der Böse und so weiter und so fort - hmpf. Dauerte jedenfalls keine halbe Minute bis ich am Fenster ankam, die Hände aufs Fensterbrett legte und mich mit den Armen nach oben stemmte, schließlich nach drinnen kletterte und mehr oder weniger direkt vor Riccarda stand. Ich rieb kurz die Hände aneinander, um den Staub und das bisschen Dreck von der Hauswand loszuwerden. War nunmal ein verhältnismäßig altes Haus. "Und, gefällt das Zimmer?" fragte ich smalltalkmäßig und da war wohl ein Hauch von Sarkasmus in meiner Stimme, wenn auch wirklich nur kaum merklich. Aber nein, dass war nicht das, was ich eigentlich zu ihr hatte sagen wollen, ich wollte nur einfach irgendwie anders das Gespräch beginnen, wäre sonst komisch... ein bisschen zumindest.
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Riccarda Ann Ich wusste wirklich nicht, was ich da gerade erwartet hatte, aber ich konnte gut sagen, was ich NICHT erwartet hatte. Irgendwie lag es zwar auf der Hand, dass um diese Uhrzeit nur ein ganz bestimmter Wolf ganz altmodisch mit irgendetwas auf mein Fensterchen werfen konnte und ich danach auch noch, blöd wie ich nun mal war, das besagte Fenster aufmachte. Dass mich jemand anderes besuchen kommen würde, wagte ich ja zu bezweifeln, weil sich auch niemand von meinen Brüdern auf diesen Grund hier wagen würde. Verstand ich eh, denn als sich das letzte Mal jemand von der jeweils anderen Familie auf das andere Grundstück getraut hatte, war danach eine Zwangsheirat beantragt worden und das wollte wohl niemand sonst machen, denn niemand wollte von meinen Geschwistern schwul werden, damit sie mit einem Werwolf eine Ehe eingehen konnten. Dazu war hoffentlich auch keiner der Väter bereit, aber was in deren ihren Köpfen manchmal vorging, war so oder so sehr umstritten, weshalb ich ihnen alles zutraute. Meine Erwartungen wurden bald bestätigt und doch überraschte es mich ein wenig, dass Isaac nicht einfach durch die Tür kam, so wie jeder ansatzweise normale Bürger in dieser Stadt. Normal war hier zwar ein sehr breitgefächertes Wort, aber für unsere übernatürlichen Umstände halt normal. Gespannt sah ich zu, wie sich zuerst nur die Arme auf der Fensterbank zu sehen gaben und dann nach und nach immer mehr von dem großen Körper über dem Fensterbrett erschien, bis der ganze Wolf in menschlicher Gestalt vor mir stand. „Ich kann dir gerne die Funktion einer Tür nochmal erklären“ kommentierte ich seine Turnleistung an der Hauswand mit belustigtem Unterton und sah einmal zu der verschlossenen Tür am anderen Ende des Raumes. Naja, er stand sich’s wohl nicht so auf Durchschnitt und den einfachen Weg, weshalb er mal eben so den kürzesten Weg die Fassade hinauf nahm. War ja nichts weiter dabei…. Genau. Als er dann auch noch einmal von selbst auf das Zimmer zu sprechen kam, sah ich mich einmal um und trat dabei einen Schritt von ihm weg, weil ich seine Nähe noch immer nicht so mir nichts dir nichts ertragen konnte und da gerne ein wenig Distanz dazwischen brachte. „Eigentlich hatte ich erwartet, dass du mich direkt ins Verlies schmeißt, also kann ich mich nicht beklagen“ antwortete ich sarkastisch und drehte mich dann wieder zu ihm um. Da ich es persönlich nicht leiden konnte, wenn man dumm in einem Raum herumstand, ließ ich mich wieder auf das Bett fallen und saß da dann eigentlich recht bequem, während mein Blick noch immer auf ihm liegen blieb. „Wegen dem Zimmer bist du aber ganz bestimmt nicht hier“ sprach ich meine Gedanken laut aus und sah ihn fragend an. Als würde er sich wirklich dafür interessieren, wie es mir hier gefiel.
Isaac Haha, ja, ins Verließ... wohin auch sonst. War an sich zwar ein schöner, ganz netter Gedanke, weil sie dann nciht ihren Engelsgeruch im ganzen Schloss verbreiten würde, aber nein, musste nicht sein. Sie war immernoch meine Ehefrau, auch wenn ich sie nicht liebte. Früher oder später sollten wir das Kriegsbeil wohl begraben und uns wie halbwegs normale Menschen miteinander unterhalten. Und auch öfter miteinander schlafen... würde sonst zur Tortur für mich werden. Jedenfalls schien sie das Zimmer soweit aber okay zu finden. War mir im Grunde egal, wie es ihr hier nun gefiel, aber Smalltalk eben. Wenigstens hatte sie dann diesbezüglich keine Gründe, irgendwie zu meckern. Hatte ja auch ein eigenes Badezimmer hier, war im Prinzip nicht anders als in einem Hotel. Sollte also nichts oder zumindest nicht viel zu bemängeln geben, denke ich... but whatever - wie gesagt, nicht unbedingt von Bedeutung für mich. Sie lag dann ja auch goldrichtig mit dem, was sie sagte - dass ich nicht hier war, um sie zu fragen, ob denn mit dem Zimmer alles in Ordnung war. Riccarda war nunmal keine der dummen Blondinen, die ich mir ab und an ins Bett geholt hatte, wenn ich zu faul war mich für eine Bettgeschichte richtig ins Zeug zu legen. Zwar war das Engelsgör hier auch blond, aber alles andere als dumm. Hatte ich auch schon mehrmals feststellen dürfen, ich unterschätzte sie oft. "Ja, richtig." stimmte ich ihr erstmal zu, nickte auch leicht. Dann lehnte ich mich erstmal ein wenig nach hinten gegen die Fensterbank, stützte mich auch mit den Armen darauf ab. Wie bestellt und nicht abgeholt dastehen war... einfach irgendwie nicht so cool, fast ein bisschen merkwürdig. "Ich wollte noch was loswerden, wegen der Szene vorhin im Wohnzimmer." fing ich dann an zu reden, überlegte dann aber noch einen Moment wie ich es am besten formulierte, ohne dass sie das irgendwas Falsches rein interpretierte oder so. "Ich will nicht, dass du in der Hinsicht irgendwas gegenüber deiner Familie erwähnst... ich meine klar, die halten mich wahrscheinlich eh schon alle für einen Psychopathen, wegen dem, was ich mir alles geleistet habe, aber ich will nicht auch noch als psychisch labil wegen meinem Vater dastehen oder was auch immer in der Richtung." Die Worte hinter dem letzten Komma wurden wohl ein klein wenig leiser als alles, was vorher aus meinem Mund gekommen war. Dennoch sah ich sie direkt an, wich ihrem Blick nicht aus. Es ging mir überwiegend wohl wirklich um mein Image. Ich wollte auch nicht, dass mich eventuell von den Engeln irgendwer darauf ansprach, dass ich so große Probleme mit meinem Vater hatte. Es würden nur blöde Fragen aufkommen, die ich nicht beantworten wollte. Schön und gut, diese soziale Helferader, die sie wohl alle besaßen, aber mir sollten sie bloß weg damit bleiben. Und wenn Riccarda nichts davon erzählte, würde wohl auch niemand von den anderen Engeln etwas darüber erfahren.
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