Arya Sie hatte eine halbe Ewigkeit auf dem Boden gesessen und stumm geweint. Irgendwann nicht mal mehr nur wegen Tristan Viel mehr wegen allem, was in ihrem Leben jemals schief gelaufen war, angefangen mit dem Nicht-Vorhandensein ihres Vaters und dem relativ frühen Verlust einer Mutter. Und sie fühlte sich unglaublich einsam in dem grossen Zimmer, in dem grossen Kleid, unter dem kühlen Fenster. Als sie sich dann tatsächlich wieder auf die steifen Beine erhoben hatte und mühevoll selber die Schnürung geöffnet hatte, die eindeutig nicht dafür gemacht wurde, dass sie sie selber öffnete, ging sie, nachdem sie sich Umgezogen hatte, doch noch zu Bett. Nur um dann doch nicht zu schlafen und sich stattdessen auf dem riesigen Bettlacken hin und her zu wälzen. Am nächsten Morgen wachte die Brünette spät auf, viel zu spät, was sie feststellte, als sie aus einem Traum, der sie durch die unschöne Nacht geplagt hatte, aufschreckte und sich verwirrt in dem Zimmer umsah. Es war schon sehr hell und als sie sich rasch aus dem Bett schälte und zum Fenster tapste, stellte sie auch fest, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand. Wie hatte das passieren können?? Sie schlief doch sonst nie so lange... Rasch machte sie sich daran, ihre langen Haare zu kämmen und zu flechten, in ein schlichtes Kleid zu steigen - eines ihrer Eigenen eben - ehe ihr Blick wieder auf das Ballkleid von gestern Abend fiel. Sofort wurde ihr Herz schwer und sie strich gedankenvoll über den sanften Stoff, an dem nun so viele Erinnerungen hingen. Und sie konnte nicht mal sagen, ob es eine gute Idee gewesen war, hier hin zu kommen... Schnell verwarf sie den Gedanken wieder, schlüpfte in ihre Schuhe und verliess dann auch schon das Zimmer. Auf dem Flur blickte sie sich kurz prüfend um, ehe sie zur angrenzenden Tür ging und klopfte. Irgendwie würde es sie nicht verwundern, wenn Eleah noch schlief. Auch wenn es schon so spät war. Wer wusste schon, wie lange die junge Frau gestern noch auf gewesen war... Vielleicht ja auch so lange, aus ganz anderen Gründen...
Eleah In weiter Ferne hörte sie ein Klopfgeräusch in ihr Bewusstsein drängen. "Hmmpf...mhmm..", gab sie ziemlich schlaftrunken von sich und drehte sich einfach auf die andere Seite. Sie war gerade eben eingeschlafen, es konnte noch gar nicht Morgen sein. Also sollte hier mal nicht so ein Lärm gemacht werden. Denn sowas konnte die Brünette gar nicht leiden, Krach, wenn man schlafen will. Also blieb sie einfach konsequent liegen und war der felsenfesten Überzeugung, dass es noch viel zu früh zum Aufstehen war. ______ Keine Ahnung, was ich dem noch anfügen soll. Also mal kurz und knackig ;P
Caleb Es dauerte nicht lange und da lief er auch schon einem bekannten Gesicht über den Weg. Allerdings nicht Tristan. Auch nicht Eleah. Auch nicht seiner gelben Tante. Und auch nicht einem seiner wohl ziemlich verkaterten Freunden, die er gestern Nacht noch auf dem Boden im Saal hatte schlafen sehen. Nein, ausgerechnet Nathan Beaumont kreuzte seine Pfade und Caleb brauchte alle Nervenstärke die er irgendwie aufbringen konnte, um ihn nicht anzufauchen, nicht zu töten und nicht mit seinen Blicken zu grillen. Stattdessen grinste er ihn nur übertrieben an, da der Beaumont ihn für einmal nicht böse anschaute sondern lieber voller Arroganz ignorierte und mit einem Kinn höher als die Turmspitzen des Palastes an ihm vorbeistolzierte. Pisser. Caleb war sich ziemlich sicher, dass Beaumont sein Grinsen gesehen hatte. Und die Absichten dahinter hoffentlich gespürt hatte. Und daran verrecken würde. Phew, da musste wohl jemand lernen, seine Emotionen etwas zu kontrollieren. Und für einmal war es nicht mal Nathan an erster Stelle. Wenig später nachdem Caleb glaubte, das Schloss schon fast durchgesucht zu haben, fand er Tristan dann doch noch, wie er scheinbar ziemlich in Gedanken versunken durch die Flure wanderte. In die völlig falsche Richtung. Ohje, war da noch wer verwirrt?? "Guten Morgen kleine Schwester", meinte Caleb sarkastisch und wuschelte seinem Bruder durch die Haare. Worüber dieser sich bestimmt freuen würde. "Wir können gehen, die Kutsche steht bereit", fügte er ohne Umschweife an, wobei man seine Pissigkeit wohl zehn Meilen gegen den Wind riechen könnte. Mit etwas Glück würde Tristan aber einfach denken, dass das an dem Kack Ball lag, den Caleb von Anfang an nicht gemocht hatte.
Ich muss dann mal schlafööön... Sonst hasse ich mich morgen, also, hier das Letzte für heute & gute Nacht :3 ________
Arya Den Geräuschen oder eben der Stille zufolge lag Arya mit ihrer Vermutung wohl richtig und ihre Freundin war noch nicht sonderlich wach. Oder aber sie war gar nicht da. Würde sie gleich herausfinden, da sie langsam die Tür aufstiess und dann rasch hindurchschlüpfte und sie hinter sich wieder verschloss. "Guten Morgen, Eleah", grüsste sie leise, als sie zum Bett heran trat und sich etwas verhalten auf den Rand setzte. "Es ist wohl schon fast gegen Mittag zu, ich wollte nur fragen, wann wir wieder nach Hause gehen?", fragte sie dann auch gleich leise, versuchte aber, nicht zu viele Worte zu benutzen, da Eleah eher nicht zugetextet werden wollte. Ausserdem war es Arya auch nicht unbedingt nach viel Reden zu Mute. Eher nach unter den Kissen verkriechen und die Welt aussperren.
Tristan Er fuhr genervt herum, als die Stimme seines Bruders erklang und er ihm durch die Haare wuschelte. Er funkelte den Blonden ziemlich gereizt an und erwiderte nur ein knappes "gut" auf Calebs Informationsweitergabe. Heute war er wirklich nicht gut auf die Späße seines Bruders angelegt, was er ihm auch deutlich zeigte. Da er selten schlecht drauf, sollte das hoffentlich abschreckend genug auf ihn wirken, sodass er ihn nicht noch zusätzlich reizte. Dank seines Bruders hatte er wirklich Nerven wie Drahtseile, aber manchmal reichte auch ihm es. Doch auch Tristan hatte kurz aufgehorcht. Ah, hörte er da etwa einen ebenso pissigen Caleb, wie er schlecht drauf war? So, dann waren sie wenigstens auf einer Wellenlänge. "Ich war schon kurz davor eine Suche für den ehrenwerten Caleb aufzustellen, nachdem er sich gestern Abend mal wieder einmal verdrückt hat", merkte er an und ging Richtung Ausgang. Der Koffer hatte vorhin schon ein Bediensteter mitgenommen. Sodass einer schnellen Abreise nichts mehr im Weg stand. Eigentlich hätte er deswegen wieder an Arya denken müssen, aber da Caleb hier war, der seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, gingen alle seine Gedanken an seinen Bruder. Da dachte er wenigstens nicht die ganze Zeit an die hübsche junge Frau von gestern Abend. Also etwas positives hat das Auftauchen und Nerven seines Bruders doch noch, wie schön.
Eleah Uhm. Es war Arya. Also musste sie aufstehen. Doch sie konnte nicht anders und blieb noch einen Moment liegen, da sie das Gefühl hatte einen Rausch ausschlafen zu müssen. Einen Caleb-Crawford-Rausch. Oh man, nun war es wohl wirklich vorbei mit schlafen. Sie hob den Kopf und sah ziemlich verschlafen zu ihrer Freundin, die auf der Bettkante saß. Da ihre Haare ein Eigenleben - wie immer - entwickelt hatten, sah sie bestimmt ziemlich wild aus, wie sie da halb von der Decke zudeckt, in einer komischen Position und mit grässlicher 'Frisur' da lag. Uff. Mittag? Sie pustete sich einige Haare aus dem Gesicht und ließ sich wieder zurück ins Kissen fallen. Sie verengte die blauen Augen leicht und versuchte sich an das viel zu helle Licht zu gewöhnen. "Mittag?", nuschelte sie ziemlich verwirrt. Quatsch, es war noch gar nicht Mittag. Arya scherzte sicher. Soo lang hatte sie ganz sicher nicht geschlafen. Doch als sich der Blick der jungen Frau schärfte sah sie, dass Arya ganz sicher nicht scherzte. "Oh verdammt..", sie setzte sich ruckartig auf. Sie strich sie mit den Händen die Haare nach hinten und blickte zum Fenster und dann wieder zu ihrer Freundin. "Du siehst so aus, wie ich mich fühle", merkte sie an und seufzte laut. "Was ein Abend..", murmelte sie, als sie stolpernd aus dem Bett kam. Nun stand sie und kratzte sich erst mal am Hals. Sie war wirklich kein hektischer Mensch, selbst wenn Eleah spät dran war, war sie trotzdem total entspannt. Und jetzt musste sie sich erst mal orientieren. Sie ließ den Blick durch den Raum wandern und fand sobald eine Schüssel Wasser, worin sie sich ihr Gesicht waschen konnte. Das sorgte dann wenigstens dafür, dass sie wach war. Und den Beweis dafür erhielt, dass sie wirklich eine total chaotische Persönlichkeit war. Das Kleidung von gestern lag irgendwo rum und sie wäre fast darüber gestolpert, wenn sie nicht aufgepasst hatte. "So ein verfluchter, Scheiß..", sie schnappte sich das Kleid und die Schuhe und schmiss sie in den Koffer. Suchend zog sie ein anderes Kleid raus und blickte dann zu Arya, als sie das Nachtkleid auszog um das andere anzuziehen. "Hast du gestern zu viel Rum getrunken?", fragte sie halb scherzend, halb ernst. Das sie gerade komplett nackt vor ihrer Freundin stand, war ihr egal. Sie genierte sich kein bisschen. Außerdem war sie neben ihrer Freundin, auch ihre 'Kammerzofe', wie man so nett sagte, deshalb war es nicht ungewöhnliches, wenn sie sie nackt sah. Schließlich half sie bei den meisten Kleidern, die Eleah sonst niemals alleine anziehen konnte, wenn sie je so ein Kleid mal trug. Sie waren unter Frauen, da war es sowieso kein großes Thema. "Du siehst echt fertig aus."
Caleb Na ganz toll, waren sie heute mal wieder in der gleichen Stimmungslage. Wobei Caleb sich ziemlich sicher war, dass seine Laune berechtigter war als die seines Bruders. Der konnte immerhin sicherlich nicht damit angeben, sich leider Gottes so ziemlich sicher in eine Frau verliebt zu haben, die er niemals haben könnte, ohne, dass sie vorher geköpft und er mit einer anderen verheiratet wurde. Allein der Gedanke machte ihn wieder wahnsinnig, weshalb er rasch den Kopf schüttelte, um ihn zu vertreiben. "Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich mich vor meinem Verschwinden nicht bei dir persönlich abgemeldet habe? Dann kann ich dir auch gleich sagen, dass du mich eh nicht bemerkt hättest, weil du zu beschäftigt damit warst, eine fremde Frau anzuschmachten. Ich wollte nicht stören", erklärte Caleb ironiegeladen und verdrehte etwas die Augen. Offenbar war Tristans Abend aber auch nicht so planmässig verlaufen, wie es damals noch ausgesehen hatte, so pissig wie der kleine Bruder gerade war. Oder er hatte sich später noch gottlos besoffen und hatte jetzt nen Kater. Haha. Ja. Tristan. Probably not. Sie gingen dann also zur Kutsche und Caleb stieg auch ohne sich noch einmal umzuschauen ein. Er wusste, dass Eleah nicht hier war und ausserdem wollte er sie nicht sehen. Nicht hier. Nicht in der Nähe ihres behinderten Bruders, den er hier noch immer hasste.
Tristan Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Er warf seinem Bruder nur einen vernichtenden Blick zu und hoffte, dass er es nicht weiter darauf anlegte ihn zur Weißglut zu treiben. Heute war er wirklich nicht in Stimmung für Calebs Neckereien und das machte er ihm auch deutlich. Er schwieg und sah keinen Grund darin, noch irgendwas zu sagen. Denn selbst wenn er einen guter Konter parat hätte, fand Caleb trotzdem noch was Neues, womit er ihn aufziehen konnte. Selbst wenn es schon Jahre zurück lag. Darin war sein älterer Bruder ein Experte. Irgendwas zu finden, womit er andere aufziehen konnte. Tristan stieg ebenfalls in die Kutsche und ließ die Tür laut zu fallen, ehe er sich auf eine der Banke fallen ließ. Er hätte nichts gegen, wenn sie den Heimweg über schwiegen und er hoffte, dass sein Bruder das auch so sah. Sie waren beide schlecht drauf und wenn man den Mund hielt, verhinderte man wenigstens eine noch größere Auseinandersetzung. In der Kutsche angekommen, sah der Blonde also einfach aus dem Fenster hinaus und hielt ganz nebenbei Ausschau nach einer ganz bestimmten Kutsche, mit einem ganz bestimmten Wappen.
Arya Ein schwaches Lächeln lichtete für einen kurzen Moment die Sorgen in den Augen der jungen Frau, als Eleah ihren wohl ziemlich fertigen Gesichtsausdruck kommentierte. Ja… Konnte sie sich vorstellen. Auch wenn sie nicht wusste, wieso dass es Eleah nicht gut ging. Würde sie wohl gleich mal fragen. Erstmal blieb sie aber gedankenverloren auf dem Bett sitzen und schaute Eleah dabei zu, wie sie sich das Gesicht wusch. Also eigentlich schaute sie eher durch ihre Freundin hindurch, da sie kein Bisschen konzentriert war, gedanklich die ganze Zeit abschweifte. Irgendwann fand ihr Blick dann auch wieder ihre eigenen Füsse, wo er erneut eine Weile hängen blieb, bis sie Eleahs Frage vernahm. "Neeein...", seufzte Arya langgezogen und fuhr sich träge mit den Händen übers Gesicht. „Ich hab… nur zu viel gelogen, viel zu viel... Das war anstrengend...", meinte sie und ihre Stirn wurde von langen Falten überzogen, bis sie etwas den Kopf schüttelte. „Und was war bei dir das Problem? Will dich einer heiraten?“, fragte sie schliesslich ziemlich offen um von sich selber abzulenken und weil es sie wirklich interessierte. Eleah wirkte immerhin auch nicht allzu fit und glücklich. Aber es gab viele Gründe, weshalb das so sein könnte. Wobei der Ball sie offenbar doch irgendwie beschäftigt hatte, sonst wäre sie wohl nicht so spät zu Bett gegangen, dass sie jetzt so lange geschlafen hatte.
Caleb Ach du scheisse… Auf so viel Tief hatte er seinen Bruder echt schon lange nicht mehr erlebt. Das letzte Mal wahrscheinlich, als er ohne zu fragen seine Angelrute ausgeliehen und dann leider nicht mehr nach Hause gebracht hatte, weil der Fisch - oder wohl Hai - sie in die Tiefen des Sees entführt hatte. Und das war echt schon lange her, immerhin hatte Caleb mittlerweile seine Eigenen ( und viel besseren) Ruten. der junge Mann schwieg also eine Weile tatsächlich, was schon erstaunlich genug war, da er darin echt kein Talent hatte, während er immer mal wieder nach draussen blickte und dann wieder zu seinem Bruder. Der im Übrigen ziemlich konzentriert nach draussen zu schauen schien. Als würde er etwas suchen. Oder jemanden. Seufz. „Okay, und jetzt? Hast du vor, mir niemals zu sagen, was dein Problem ist? Wirst du es deinem Vater erzählen? Denn du weisst genau, welche Fragen zu Hause gestellt werden“, brach der Blonde irgendwann, als ihm das einfach zu dumm und vor allem zu depressiv wurde hier drin, das Schweigen. Er wollte nicht an die schöne Beaumont denken, also sollte sein Bruder ihn bitteschön mit einer besseren Geschichte ablenken. Auch wenn Caleb selber sich ja keine bessere Geschichte ausdenken konnte… Aber Tristan bestimmt, der tat sowas ja fast schon beruflich. „Hab ich was getan? War deine Tante dich wieder besuchen? Hast du getrunken? Streit gehabt? Oder liegt es doch tatsächlich an einer Frau, mit der alles nicht so geendet hat, wie du es dir vorgestellt hast?“, forschte er weiter, während sein unruhiger Blick noch immer suchend auf seinem Bruder lag.
Eleah Die junge Frau schlüpfte in ihr Kleid und betrachtete Arya kurz. Sie schien wirklich total fertig zu sein. "Dann hast du einen guten Einblick der hohen Gesellschaft bekommen. Lügen stehen an der Tagesordnung, Arya. Hier ist keiner ehrlich. Man muss nur lernen, wie man damit umgeht", erwiderte sie ruhig, ging auf sie zu und legte ihr einen Arm um die Schulter. Eleah fand es gar nicht so schlecht, über Aryas Probleme zu reden. Dadurch vergaß sie ganz gut ihre eigenen. Nicht das sie sowieso schon eine wunderbare Schauspielleistung 24/7 ablieferte, aber das erleichterte doch einiges. Sie war gut darin Dinge zu verdrängen und trotzdem fröhlich rumzuhopsen als wäre nichts. Und normalerweise fiel es niemanden auf, wenn sie anders tat als sie fühlte. Deshalb lachte sie auch auf, als ihre Freundin auf ihr Thema zu sprechen kam. "Du weißt doch. Jeeeeder.. will mich heiraten", erwiderte sie grinsend und machte eine abfällige Handbewegung. Ja, sie ging anders mit gewissen Dingen um. Und das war nun mal ihre Art. Ignoration und Verdrängung, oft ganz effektiv. Es täte einfach zu sehr weh, über die Dinge nachzudenken, die sie belasteten. Also hängte sie eine fröhliche Maske auf und alles war gut. Sie klatschte euphorisch in die Hände, "wir sollten wirklich langsam los, sonst sind wir die letzten die noch hier sind", erwiderte sie, als sie wieder aufstand und den Diener reinholte, der schon ungeduldig vor der Tür wartete. Dieser nahm den Koffer und sie folgten ihm hinunter zu den Kutschen.
Tristan Natürlich. Als ob ihn sein Bruder verschonen würde. Taktgefühl war noch nie eine seiner Stärken gewesen. Genervt seufzte er auf und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, ehe er Caleb einen kühlen Blick zu warf. "Kannst du mich bitte, einmal, wirklich nur einmal vor deinen anstrengenden Fragen und dem ewig lange Gequatsche bewahren?", erwiderte er fast schon verzweifelt. Er hatte nämlich nicht vor, Calebs Neugierde zu stillen, indem er ihm eine Geschichte erzählte, die er wieder ins lächerliche umwandeln und irgendwann wieder gegen ihn verwenden würde. Einfach weil er es lustig fand, seinen jüngeren Bruder zu ärgern. "Ich frage dich auch nicht über deinen Abend aus, weil ich weiß, dass du keine Lust hast davon zu erzählen. Es wäre nett, wenn du einmal genauso viel Taktgefühl hättest", murmelte er weiter. Und ja, er sah seinem Bruder an, dass sein Abend ziemlich enttäuschend für ihn gewesen war. Sonst würde er nicht krampfhaft versuchen ein Gesprächsthema zu finden, von ihm abzulenken und gierig auf eine Story von Tristan zu hoffen. Hm, okay, letzteres wahrscheinlich schon. Aber im Allgemeinen war es so. Caleb wollte nicht erzählen und er wollte auch nicht erzählen. Also konnten sie doch dabei bleiben, oder nicht? Was war daran so schwer, einfach mal zu schweigen?
Arya Sie zuckte leicht verloren mit den Schultern. „Tja, dann bin ich wohl wie erwartet einfach nicht für diese Gesellschaft gemacht, denke ich“, meinte sie fast etwas gleichgültig und seufzte, ehe sie sich auch endlich vom Bett erhob und ihr Kleid dabei gedankenverloren glatt strich. Tatsächlich lächelte sie aber erneut, als Eleah so überzeugt meinte, dass jeder sie heiraten wollte. „Ich weiss ja nicht, Eleah. Ich weiss ja nicht“, meinte sie und hob eine Augenbraue, ehe sie das Zimmer verliessen und zu den Kutschen gingen. Arya warf einen letzten Blick zurück in den Raum, der jetzt wohl von einer wie ihr geputzt werden dürfte, ehe sie auch schon durch die langen Flure nach draussen gingen. Ihr Koffer war offenbar schon eingepackt, wie der Diener ihr versicherte und so machte sie sich darüber keine Gedanken mehr. Viel mehr dachte sie über Eleahs Verhalten nach, denn Arya war sich ziemlich sicher, dass die Brünette ihr mal wieder was vorspielte. Das war immerhin nicht ungewöhnlich, denn ihre Freundin hatte ein ganz besonderes Flair dafür, alles zu verdrängen, was sie belasten könnte und stattdessen einfach fröhlich herumzuhüpfen. Bloss, dass Arya sie mittlerweile doch schon sehr lange kannte und gewissermassen einen sechsten Sinn für dieses Verhalten entwickelt hatte. Sie erkannte fast immer, wenn ihre beste Freundin spielte und jetzt war sie sich gerade zu 95% sicher. Trotzdem wartete die Brünette, bis sie die Kutsche erreicht hatten, mit fragen, vertrieb sich den Weg bis dort lieber damit, sich nach Tristan umzuschauen, den sie sowieso nicht mehr sehen würde… Dabei hatten die Gärten in der Nacht im Mondlicht mit ihm so viel schöner ausgeschaut..
Caleb Aaach du Kackeee… Das war ja echt nicht mehr gut hier. Und irgendwie machte Tristan ihn mit allem, was er sagte, nur noch neugieriger. Beziehungsweise eben tatsächlich neugierig, nicht mehr nur so pseudo-interessiert, um von sich abzulenken. Aber gleichzeitig hatte Caleb das ziemlich deutliche Gefühl, dass sein Bruder nicht erzählen würde, auch wenn er noch zwei Jahre lang fragte. Dazu war er einfach zu schlecht gelaunt. Ausser, es gäbe eben einen Kompromiss. Und den würde er ja gerne finden, immerhin war Tristan sein Bruder und auch wenn sie sich die ganze Zeit in die Haare kriegten und sich unterschieden wie Feuer und Eis, so möchte er doch gerne wissen, was ihn so sehr bedrückte. So startete er auch einen letzten Versuch, nach dem er die Aussicht auf Antworten wohl wirklich vorerst aufgeben würde. „Ich erzähle dir schon von meinem Abend. Wenn du mir im Gegenzug von deinem erzählt und mir darüber hinaus versprichst, nie irgendwas davon unserem Vater zu erzählen“, meinte Caleb und blickte nun seinerseits aus dem Fenster in die Ferne. Vielleicht war das eine sehr dumm Idee. Ja, wahrscheinlich. Aber genauso wahrscheinlich sagte Tristan eh nein, weil er nicht reden wollte, also halb so schlimm..
Eleah Sie hatte ihre Worte noch gehört, jedoch erwiderte sie nichts mehr darauf. Sie mochte die Kreise der höheren Gesellschaft selber nicht, weshalb es wenig überraschend war, dass Arya sich auch nicht sonderlich wohl gefühlt hatte. Egal ob hinein geboren oder nicht, keiner der beiden passte da hinein. Also war es nur gut, dass sie endlich nachhause kamen und diesen verwirrenden Abend einfach vergaßen. Bei den Kutschen angekommen, sah sie sich kurz flüchtig um, ehe sie in ihre einstieg. Nur noch nachhause. Eigentlich würde sie sich sogar fast schon drauf freuen, wenn dort nicht das nächste Problem auf sie warten würde. Nathaniel. Der ihr noch etwas versprochen hatte und es auch ganz sicher einlösen würde. Kurz schwirrte ihr ein neuer Gedanke im Kopf, den sie aber sobald verwarf. Vielleicht hätten sie auf dem Nachhauseweg noch einen Abstecher machen können? Zum Meer? Von hier war es nicht so weit und sicher täten es beiden Frauen ganz gut, noch ein schönes Erlebnis mit nachhause zu nehmen. Allerdings behielt die junge Frau tatsächlich Nathaniels Drohung im Kopf, weshalb sie ihre Idee erst gar nicht laut äußerte. Aber war es jetzt nicht auch schon egal, wenn sie sich noch was leistete? Ihr Bruder war eh sauer. Im Kopf wog sie das für und wider ab. Jedoch schüttelte sie den Kopf. Es brachte nichts irgendwo anders hin zu reisen, nur um die Unannehmlichkeit ihrem Bruder gegenüber zu treten, weiter vor sich her zu schieben. Sie musste da so oder so durch. Also würden sie wohl nachhause reisen, damit sie die Geschichte schnell hinter sich brachte.
Tristan Er blickte auf, als Caleb endlich was sinnvolles sagte. Soso, ein Deal? Es musste ihn scheinbar wirklich brennend interessieren, was Tristan beschäftigte, wenn er sogar über seinen Abend sprechen wollte. Nicht ohne ihm ein Versprechen abzuringen, dass er den Mund gegenüber Vater halten sollte. Das ließ ihn aufhorchen. Normalerweise machte seinen Bruder keinen Hehl daraus, wenn er irgendwas verbrochen hatte, was Vater missmutig stimmen würde. Er erzählte es immer fröhlich herum, ohne einen Furz darauf zu geben, ob es Vater erfuhr oder nicht. Aber wenn er ihn schon darum bat, den Mund zu halten, dann konnte es nur ein riesen Bockmist sein, den Caleb wieder verbrochen hatte. Und zwar so einen riesen Bockmist, dass er sich sogar nicht mal traute, es auf der leichte Schulter zu nehmen. Und das beruhigte Tristan zunehmend. Er verengte seine Augen und musterte seinen Bruder misstrauisch. "Was hast du wieder angestellt?", da behielt er ihn einmal nicht im Blick und Caleb verstrickte sich wieder in Scheiße. Wahrscheinlich wollte der junge Mann gar nicht wissen, was sein Bruder wieder getan hatte.
Arya Sie schwieg wie geplant, bis sie bei der Kutsche angekommen waren, die schon bereit zur Abfahrt stand. Gut. Je schneller sie hier weg kamen, umso besser. Oder auch nicht, denn dann würde sie immerhin nicht nur den traurigen Abschied und ihre Lügen hinter sich lassen, sondern auch das Märchen, dass sie den Rest des Abends durch gelebt hatte. Aber hatte sie nicht beschlossen, erstmal nichtmehr daran zu denken? Das war ein ziemlich dummer Gedanke, gab sie sich hier gerade selber zu. Wirklich. Arya stieg wortlos nach Eleah in die Kutsche und setzte sich auf die freie Bank, wartete darauf, dass die Reise gleich daran mit einem Ruckeln los ging. Dann fiel ihr Blick auf die andere Brünette, die ebenfalls ziemlich nachdenklich wirkte und sie fragte sich sofort wieder, was sie wohl um den Schlaf gebracht hatte. Und da sie sich ziemlich sicher war, dass Eleah ihr die Antwort einfach verschweigen würde, wenn sie wirklich nicht darüber reden wollte, beschloss Arya, einfach zu fragen. Eine noch relativ harmlose und indirekte Frage, die mehr auf das Kopfschütteln jetzt gerade als auf gestern Abend bezogen war. „Woran denkst du gerade?“, fragte die Brünette leise und blickte Eleah aufmerksam aus ihren grossen, doch eigentlich so treuen Augen an.
Caleb Ups, der Fisch schien gebissen zu haben, scheisse. Dabei hatte er jetzt, wo er drüber nachdachte, fast noch gehofft, Tristan würde die Sache einfach gleich wieder vergessen. So wichtig war die Ablenkung und das Wissen darüber, was seinem Bruder über die Leber gelaufen war, jetzt auch nicht… Zudem musste er jetzt scheisse gut aufpassen, was er erzählte, wenn er seinen Bruder nicht auch noch gegen sich aufwiegeln wollte. Well well well… Er war einfach zu intelligent, hatte er mit dieser Kurzschlusshandlung wohl mal wieder bewiesen. Sein Mund war viel zu schnell und sein Denken zu langsam. „Pff, so geht das nicht, Bruder… Ich möchte zuerst ein Versprechen hören. Und zwar eines, dass du niemals brechen wirst“, forderte er anstelle einer Antwort gleich schonmal erneut und mit deutlichem Nachdruck. Und was, wenn nicht sein Vater das grosse Problem sein würde sondern Tristan selber? Er wusste immerhin, dass sein Bruder eine tiefe Abscheu gegenüber Eleah Beaumont verspürte - wieso auch immer. Er verzog jedes Mal das Gesicht, wenn er sie sah. Verstand Caleb ja nicht, aber das brauchte er wohl auch nicht zu erwähnen. Sonst hätte er sie wohl kaum so bereitwillig geküsst. Zwei Mal. Auf irgendeinem dämmrigen Flur im Schloss des Königs. Er schüttelte etwas den Kopf. Er war verrückt.
Eleah "An etwas dummes, was wir wirklich nicht tun sollen, das mir aber in den Fingern juckt", beantwortete sie Aryas Frage ziemlich direkt. Ja, es war eine dumme Idee die Reiseroute zu ändern. "Ich hätte Lust ans Meer zu fahren, aber dann wären das Problem Nathan noch größer als sowieso schon", sie zog eine Grimasse und rieb sich die Schläfe. Irgendwie hatte die junge Frau aber das komische Gefühl, dass ihre Freundin nicht unbedingt sowas mit ihrer Frage gemeint hatte. Sie hob den Blick und sah betrachtete kurz die Brünette vor sich. Ja, sie hatte wohl Recht. Wahrscheinlich war sie viel mehr daran interessiert, wie ihr Abend gewesen war. Doch ehrlich gesagt hatte sie keine Lust darüber zu reden. Auch wenn Arya ihre Freundin war und sie sicher nicht zu den Tratschtanten der Bediensteten am Hof gehörte, so behielt sie ihre Geheimnisse immer lieber für sich. Vor allem solche die ihr Leben in eine große Hölle verwandeln würde. Das Gute wiederum war, Arya würde das Thema sofort fallen lassen, wenn sie merkte das Eleah nicht bereit war, darüber zu sprechen. Denn das tat sie gewöhnlich nicht. Ernste oder gar persönliche Themen, wurden nicht geteilt. Nicht weil Eleah ihr nicht vertraute, sondern weil sie selber ungerne daran dachte und es für sich selbst nicht mal thematisierte. Sie wäre viel zu schwach und angreifbar, wenn sie all ihre traurigen Kindheitsemotionen überkochen lassen würde. Also tat sie so wie immer, lächelte alles einfach weg.
Tristan Und schwups, seine Probleme waren wie weg geflogen. Er rieb sich die Schläfen und musterte seinen Bruder ganz genau. "Caleb, ich mein es ernst. Was hast du wieder getan?", erwiderte er finster und schon ziemlich angesäuert. Nichts da, Versprechen. Nicht wenn er nicht wusste, was sein größerer Bruder für eine Scheiße am dampfen hatte. "Ich werde ganz sicher nicht irgendwas versprechen, nur um dir und deiner oft ziemlich offenkundigen Dummheit mit dem Talent zum üblen Blödsinn, zu helfen. Erst will ich wissen, was du angestellt hast." Als wäre er schon nicht gereizt genug, musste Caleb auch wieder irgendwas verbockt haben. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein! Was hatte er nur wieder angestellt? Den König bestohlen? Privates Eigentum zerstört? Krieg mit einem der Häuser angezettelt? Es konnte alles sein, denn sein Bruder war sich für nichts zu schade. Allein die Tatsache das er als jüngerer Bruder auf ihn aufpassen musste..sagte schon alles aus. Er musste sich doch endlich mal zusammen reißen!