Camaro Zugegeben kam der sanfte Kuss auf die Stirn jetzt ein wenig unerwartet, auch wenn sie mit Sicherheit nichts dagegen einzuwenden hatte, konnte sie nur gut heißen, sollte sie genießen, diese paar Minuten, die sie gerade beinahe in Ruhe geredet, sich so halbwegs ausgesprochen hatten und heute gingen sie augenscheinlich mal im Guten auseinander. Nicht, dass sowas nicht schon einmal vorgefallen war, aber es war doch relativ selten gewesen und Camaro sagte nun auch nichts weiter, damit der Moment der Ruhe noch einen Moment genossen werden konnte, würden sie sich doch morgen oder allerspätestens in einer Woche wieder an die Gurgel gehen; da war das Gespräch hier vermutlich schon wieder vergessen. Also... Schweigen und genießen. Die junge Frau trat hinter Danny aus dem Zimmer, ging noch bis zur Treppe mit ihm mit und lächelte dann von neuem schwach. Das von eben war aufgrund der vielen Gedanken an die besagte Woche verschwunden gewesen. Mit dem Mal war sich Camaro nämlich wieder total unsicher, ob sie denn nun bei der Arbeit aufkreuzen sollte, oder eben nicht, er... hoffte es, hatte er zumindest gerade behauptet. Ob das wirklich so war... na ja, sei mal dahingestellt, aber er hatte es gesagt und würde sie nicht hingehen, dann würde da wieder dieses doofe Gewissen anfangen, zu beißen, was sie doch die Jahre über versucht hatte, schon klein zu halten, sich nicht wegen jeder Kleinigkeit einzuschalten. Aber offenbar war das jetzt auch ein Stück weit mit an die Oberfläche getragen, freigesetzt worden von der Mauer aus Egoismus und Selbstsucht. Schönen Dank auch, grr! Eigentlich sollte Camaro ihn ja aus Prinzip schon dafür hassen, aber das brachte sie irgendwie nicht fertig. Nicht ganz zumindest und das, was sie da auf die Kette brachte... na ja, was sollte man dazu schon sagen? War beinahe nicht der Rede wert gewesen, brauchte ihn nicht jucken, er würde sie ja doch immer wieder rumkriegen und wenn er dafür Gentleman spielen musste, Camaro konnte ja doch nicht Nein sagen, egal bei was.
Danny Ich saß hinterm Steuer meines Lykans, wobei ich aber lange nicht so gechillt durch die Straßen cruiste, wie es sonst oft der Fall war, wenn ich einfach eine kleine nette Spazierfahrt aus Langeweile machte. Ne, aus Langeweile fuhr ich jetzt nun wirklich nicht quer durch die Stadt, ich war auf dem Weg zu Camaro, um ihr von dem eher unschönen Vorfall zu erzählen und sie wenn nötig eigenhändig hier raus zu schleppen. Ich hatte ja eigentlich gehofft gehabt, dass die Bullen die Sache inzwischen aufgegeben hatten, war ja doch schon einige Zeit seitdem vergangen, aber scheinbar war dem nicht so. Wenigstens hatten sich meine 'Kampfkünste' und das regelmäßige Training mal ausgezahlt, hatte ich doch beide einfach glatt an der Haustür erledigt. Basti und Alex waren weniger begeistert davon gewesen, dass ich ihnen die Aufgabe hinterlassen hatte, beide zu beseitigen, während ich meine Sachen am packen war. Ich hatte mich beeilt, eben nur die Hälfte meines Kleiderschranks eingepackt und den Laptop noch mitgehen lassen, dann war ich nach einer kurzen Erklärung an eine verwirrt blinzelnde Megan auch schon verschwunden. Ne, ich hatte nichts von der Aktion mit der Lagerhalle erzählt, wieso sollte ich auch? War meine Sache und wir waren ja nicht erwischt worden... leider hatten wir aber unsere Fingerabdrücke zu Genüge hinterlassen und der Eigentümer der Halle schien das nicht einfach so hinnehmen zu wollen. Grml. Die Firma würde ich also vorerst nicht mehr höchstpersönlich leiten, Dennis hatte von mir vorübergehend mittels eines kurzen Anrufs die Aufsicht erteilt bekommen. Er arbeitete am längsten mit mir zusammen, er wusste, was er zu tun hatte und dass ich ihm sowas von in den Arsch treten würde, wenn er den Papierkram nicht sorgfältig erledigte. Was das anging war also vorerst alles safe, brauchte ich mir nur wenig bis gar keine Sorgen drum machen. Ich hielt den weißen Sportwagen dann auch schon am Straßenrand vor Camaros Haus, verschwendete nicht unnötig Zeit sondern sprang beinahe vom Fahrersitz, ehe ich auch schon die Haustür ansteuerte. Seit der Aussprache von drei Wochen war alles ein wenig besser geworden, wenn auch alles andere als makellos. Wir hatten einfach nicht jedem Streit aus dem Weg gehen können und richtiges Vertrauen war wohl immernoch nicht vorhanden, aber es war trotzdem merklich besser als vorher. Die Sache mit den Gefühlen war zwar nicht mehr zur Sprache gekommen, weil das wohl einfach uns beiden unangenehm war, also war das eben einfach außen vorgelassen. Jetzt jedenfalls klingelte ich - nein, eingebrochen war ich seitdem auch nicht mehr, hatte immer brav die Klingeln geläutet. Merklich angespannt wartete ich jetzt darauf, dass jemand die Tür aufmachte, weil ich doch wirklich zügig von hier weg wollte - wenn zwei Polizisten mal eben spurlos verschwanden war das wohl nicht so unauffällig, wenn sie auch noch auf dem Weg gewesen waren, jemanden zu verhaften. Also bloß weg hier.
Camaro Da hatte man sich gerade aus der Dusche gequält und sich eine Runde bei einem gemütlichen und vor allem ruhigen Fernsehsender in die Decke auf die Couch gekuschelt, weil der Tag einen doch ziemlich gefordert hatte, da klingelte es auch schon wieder an der Tür. Mehr als nur ein bisschen genervt - ich hatte die Nacht nicht sonderlich viel geschlafen und wie gesagt war der Tag definitiv anstrengend gewesen - stellte ich den Tee, den ich mir neben der Kuscheldecke noch gegönnt hatte, auf dem Wohnzimmertisch ab, erhob mich müde von dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer und schlich dann förmlich den Flur entlang, die müden Augen reibend, die Decke über die Schultern gelegt. Alles in allem sah ich ohnehin nicht sonderlich fit aus. Nach dem Duschen hatte ich mich einfach schnell in eine Jogginghose geschmissen, Stoppersocken an - natürlich flauschige -, Top und eine dünne Jacke drüber, die Haare waren zu einem Sonntagsdutt zusammen gebunden und eigentlich graute es mir ja, so die Tür zu öffnen, aber notfalls würde eben die Decke vorne zugemacht werden, konnte ja nicht ahnen, dass Danny wegen der Sache von vor Wochen nun vor meiner Tür stand um mich einzusacken und abzuhauen... Doch, ja, eventuell - haha, natürlich nicht nur eventuell - hätte ich dann schon mal eine Tasche mit den nötigsten Sachen an die Tür gestellt und mir ein vielleicht etwas weniger assihaftes zum Anziehen rausgesucht, aber na ja, whatever. Konnte ich nicht ahnen, dementsprechend wurden keine Maßnahmen ergriffen. Seufzend legte ich die Hand auf die Klinke, als ich die Haustür erreicht hatte, hatte meinen Mund bereits geöffnet, um loszuzicken, als ich Danny erblickte, ihn einen Moment verwirrt anblinzelte, weil er ja doch ziemlich aufgebracht aussah. Nicht aufgebracht im Sinne von wütend oder so etwas, sondern eher in Richtung nervös, hibbelig, aufgekratzt. "Was ist denn mit dir los?", fragte ich wenig später also nach, lehnte mich leicht gegen die Tür. "Willst du eventuell reinkommen? Ich hab nämlich gerade geheizt", fügte ich hinzu und zog die Decke nun so schon ein wenig enger zu, als ein frischer Windzug in den Flur strömte. Hmpf, dabei kam ich doch gerade aus der warmen Dusche und wollte nur noch den Abend genießen. Seufz.
Danny Dauerte zum Glück nicht allzu lange, bis die Tür dann auch schon aufgemacht wurde und ich auch in Camaros Gesicht sah. Ich musterte sie einen Augenblick, allerdings nicht lange und nicht besonders genau, weil ihr Aussehen nun grade nicht wirklich eine Bedeutung hatte. Ich hatte schlichtweg nicht vor, sie ins offene Messer laufen zu lassen. Ne, ich hatte sie wirklich wesentlich lieber in meiner Nähe als in irgendeiner Zelle sitzen. Kam gar nicht in Frage, sie einfach so den Bullen auszuliefern. Demnach nickte ich erstmal auch bloß knapp und schneite dann gleich in den Flur rein, wollte nicht länger wie nötig draußen stehen. War hier drinnen einfach wärmer grade und ich hatte die Lederjacke vorhin nur schnell auf den Beifahrersitz geschmissen. Camaro würde es wohl so ganz und gar nicht freuen, dass ich ihr jetzt den Abend mit solch unerfreulichen Nachrichten verderben würde, aber ließ sich einfach nicht vermeiden. Da hatte sie es sich scheinbar schön bequem machen wollen... musste sie verschieben, mit gemütlich den Abend ausklingen lassen war jetzt nicht mehr. Hätte ihr zwar sicherlich gut getan - sie wirkte recht müde, nicht besonders auf der Höhe -, aber das musste sie noch um ein paar Stunden verschieben. "Die Bullen standen grad bei mir vor der Haustür.." fing ich an und raufte mir kurz die Haare. Also wenn ich was nicht leiden konnte, dann war es eingesperrt zu sein und das war nur ein Grund mehr für mich, jetzt so nervös zu sein. Im Knast würde ich es wahrscheinlich nicht mal schaffen, Selbstmord zu begehen, also war flüchten angesagt. "..wegen der Sache mit der Lagerhalle. Ich hab die zwar aus dem Weg geräumt aber ich glaub nich, dass die lange brauchen werden, um noch ein paar hinterher zu schicken.. also würde ich vorschlagen, dass du besser schleunigst deine Sachen packst, damit wir hier abhaun können." fuhr ich fort und hörte mich dann kurt um, ob ihr Bruder auch im Haus war. Hören konnte ich nichts. Musste zwar nichts heißen, konnte ja auch ganz gemütlich in seinem Zimmer fernsehen or whatever, aber war jedenfalls bis auf den Fernseher im angrenzenden Wohnzimmer ruhig im Haus, weshalb mein Blick dann auch gleich wieder recht unruhig zu Camaro wanderte.
Camaro Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Ich hatte gerne ein wenig ausspannen wollen, mich von den lästigen Tagen an meinem freien Abend in die Decke zu kuscheln, so wie ich es getan hatte und jetzt kam er hier allen ernstes damit an? Ich meine, ja, okay, ich sollte wohl froh sein, dass er mir überhaupt Bescheid gab - war ich ja auch - aber es war schlicht und ergreifend ein beschissener Zeitpunkt, mir jetzt weiß machen zu wollen, dass er mich hier jetzt so schnell es ging raushaben wollte, nur um dann abhauen zu können. Und ja, zugegeben war ich wohl ein wenig überfordert mit der Situation gewesen. Was Stress anging war Danny ja bis jetzt immer relativ ruhig gewesen, eben wenn es ans Streiten ging wohl nicht mehr, aber halt so vom gesamten Auftreten her wirkte er normalerweise immer entspannt, was jetzt aber absolut gar nicht der Fall war, so unruhig wie er sich hier umsah. Wusste der Geier, ob er was suchte, oder einfach nur sehen wollte, ob hier bereits irgendwelche Bullen standen, wie auch immer. Jedenfalls wurde auch ich jetzt ein wenig nervöser, weil ich das einfach so gar nicht gewohnt war, drehte mich dann noch einmal mit einem sehnsüchtigen Blick in Richtung Wohnzimmer. Musste ich wohl alles ein 'bisschen' verschieben. Seufz. Aber gut, unumgänglich, wenn ich nicht in den Bau wandern wollte. ne, also das war echt das Letzte, was ich hier noch gebrauchen konnte, aber was sollte ich Emanuel sagen? Der Gute war doch vor ein, zwei Stunden erst wieder gekommen, mal wieder von einer Geschäftsreise, hatte sich aufgrund des Jetlags ein wenig hingelegt und ich sollte jetzt einfach so abhauen. "Und mein Bruder?"; fragte ich deswegen, nun auch schon merklich verunsichert, während ich leise die Treppen nach oben stolperte, nur um da zielstrebig das Zimmer anzusteuern. Super, nicht mal Zeit zum umziehen würde ich haben, wurde ja immer besser, ehrlich. Aber gut, wurde ja jetzt langsam dunkel, da sah man das nicht mehr so sehr, wie wenn es mitten am Tag war. Grml, wurde in letzter Zeit doch alles ein bisschen besser, wieder annehmbarer und nun kam sowas. Die Bullen... Ja, wie hatte ich die vergessen können? Sicherlich hatten die nicht einfach aufgegeben, merkte man ja jetzt. So eine Scheiße. Aber darüber fluchen und sich beschweren brachte jetzt wohl auch kaum bis gar nichts, weswegen ich im Zimmer angekommen, ohne auf eine Antwort auf meine Frage zu warten, meine Sachen in die Tasche zu stopfen, welche ich unter dem Bett hervor gezogen hatte. Das, was reinpasste, nahm ich mit, wenn sie mir zu schwer wurde, dann konnte Danny sie ja tragen, genau so sah es nämlich aus, konnte er mal seinen inneren Gentleman unter Beweis stellen, wenn er doch noch immer vorhatte zu versuchen, sich zu ändern. Das Gespräch von vor Wochen hatte ich nämlich nicht vergessen, hatte mich immer wieder genaustens dran erinnert, um hin und wieder mal ein Stücken runter zu kommen. Vorzugsweise ließ ich die Stelle laufen, wo er mir den sanften Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. War irgendwo so mein Favorit gewesen. But, whatever, zurück zum Geschehen. Die Tasche war wenig später relativ prall gefüllt mit allem möglichen Kram, wer wusste schon, wie lange er vorhatte, mit mir hier zu verschwinden und vor allem wohin. Dauerte dann auch gar nicht mehr lange, bis ich ein wenig ungeschickt den Treppen wieder nach unten lief und am Ende quasi in seine Arme fiel. Ein wenig zu viel Schwung gehabt. "Da meine Sachen, ehm... halt einfach mal kurz", murmelte ich ihm wirsch entgegen, ehe die Tasche vor seine Füße wanderte, damit ich noch einmal im Wohnzimmer verschwinden konnte, Schlüssel und Handy holen, für den Notfall und so. Haha.
Danny Na, ihr Bruder würde wohl auch kaum wollen, dass sie jetzt von den Bullen in den Knast gesteckt wurde, der würde das schon nachvollziehen können. Zwar war er sicherlich noch immer nicht über die kleine Zerstörungsaktion von Camaro informiert worden, aber gut, war ja bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht nötig gewesen. Jedenfalls würde ich jetzt mal zu bezweifeln wagen, dass Emanuel irgendwas gegen unser Verschwinden hatte, wäre auch irgendwo dämlich. Ich hatte zwar in letzter Zeit durchaus mitbekommen, dass Camaro sich jetzt nicht unbedingt selten mit ihm stritt, aber es waren im Gegensatz zu unseren wirklich... naja, recht milde Streits, mal so ausgedrückt. Kannten sich einfach viel länger die beiden und da war logisch, dass man sich besser kannte und auch besser verstand, ganz klar. Ich hatte ihr keine Antwort gegeben, aber die junge Blondine verschwand jetzt trotzdem zügig die Treppen nach oben und ging wohl ihre Sachen packen. Ich folgte ihr gar nicht erst in ihr Zimmer, sah lieber hier vom Flur aus aus dem Fenster, um eben zu checken, ob die Bullen schon angerollt kamen. Müssten ja dann auch wieder eliminiert werden und mir persönlich reichte es schon, dass ich die beiden vorhin hatte ausknocken müssen. Zwar war ein schlechtes Gewissen diesbezüglich nicht wirklich vorhanden, aber man musste sich ja nun nicht mehr zu Schulden kommen lassen, als nötig war. Camaro kam kurze Zeit später auch schon wieder die Treppen runter gerauscht, mit etwas zu viel Schwung vielleicht, aber war ja nicht so, als wäre sie ein 120Kilo-Walross, war also nicht weiter schlimm, wurde leicht von meinem Körper abgefangen. 'Halt mal kurz'... naja, normalerweise ließ ich mir wohl wirklich nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen hatte, aber das hier war eben doch nochmal eine ganz andere Sache, für den Moment also in Ordnung und deshalb hob ich ihre Tasche dann auch schon vom Boden auf. Hatte sie scheinbar einiges reingestopft, war nicht unbedingt leicht, aber für mich natürlich tragbar - ein paar Muskeln mehr waren ab und an wirklich von Nutzen, sei es nun um Polizisten außer Gefecht zu setzen, oder das Gepäck einer Frau zu tragen. Camaro schien noch irgendwas aus dem Wohnzimmer zu holen, was ich ungeduldig abwartete, ehe sie dann aber auch schon wieder zurück kam. "Dann los.." sagte ich ein wenig gehetzt und warf noch einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, ehe ich die Haustür aufzog und auch schon wieder nach draußen huschte, um ihre Sachen im Wagen zu verstauen. Viel Platz war in einem solchen Wagen zwar nicht, aber war genug für zwei Personen.
Camaro Und da war er auch schon wie der Wind verschwunden gewesen, hatte die Tür nach einem kurzen Blick aus dem Fenster aufgezogen und war dann auch schon in Richtung Auto gestürmt. Sollte mir nur Recht sein, mehr als das, denn vielleicht kam er endlich ein wenig zur Ruhe, wenn wir im Auto saßen und uns sicher sein konnten, dass sie uns so schnell nicht einholen konnten. So langsam aber sicher machte es mich nämlich richtig wahnsinnig, wenn er so hetzte. War man von ihm einfach nicht gewohnt und demnach... na ja, war es eben teilweise echt beängstigend. Kannte man schlicht und ergreifend nicht und man konnte ja nun nicht behaupten, dass ich ihn erst seit gestern kannte, nicht wusste, wie er normalerweise tickte. Also ja, war wohl ein schlechtes Zeichen, dass er jetzt so komisch drauf war. Gut, wenn ich zwei Bullen ausgeschaltet hätte - so wie er es gesagt hatte - wären meine Nerven vermutlich auch bis zum zerreißen gespannt, mit dem Unterschied dazu, dass ich absolut nicht vorgehabt hätte, ihn noch zu informieren. Nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht konnte, dafür einfach viel zu verwirrt gewesen wäre über meine Reaktion, über mich selbst. Aber nun ging es ja nicht um mich, also nicht direkt, sondern eher um Danny, der sich tatsächlich doch noch die Mühe gemacht hatte, mich mit einzusammeln, bevor er hier die Biege machte und ja, ich rechnete ihm das wohl auch hoch an, immerhin hatte ich nicht vor, in so jungen Jahren schon in den Bau zu wandern, mit einem Becher an den Stangen zu sitzen und so lange Randale zu schieben, bis man mich mal beachtete. Ne, also das nun wirklich nicht. Wie gesagt, war also recht froh, dass er sich nicht alleine aus dem Staub gemacht hatte. Ein Anruf oder Ähnliches hätte es auch getan, aber man floh doch lieber zu zweit und mein Bruder... na ja, hatten wir ja schon mal gehabt das Thema, der würde mich den Bullen wohl noch vorsetzen, wo er mich doch so liebte. Bla bla bla, alles nur dummes Gerede, meiner Meinung nach. Aber egal jetzt, alles egal... schlimm genug, dass wir hier in so einer beschissenen Situation steckten, da musste ich mir nicht noch 'Was wäre wenn' - Gedanken machen, also ehrlich nicht. Also schob ich sie ein wenig mühevoll beiseite, während ich leise die Tür hinter mir zu zog, ihm seufzend den Weg zum Auto folgte, nur um kurz darauf auch schon auf der Beifahrerseite einzusteigen. Fühlte man sich doch gleich ein wenig besser, hatte ich ja gesagt. Taschen hatte Danny brav verstaut gehabt, konnte also losgehen, wobei ich ja echt immer noch nicht so ganz realisiert hatte, was gerade passiert war.
Danny Glücklicherweise legte Camaro auch ein ordentliches Tempo an und so dauerte es nicht lange, bis sie im Wagen saß. Ich schloss noch den Kofferraum des Wagens und ging dann auf die Fahrerseite, um mich hinters Steuer fallen zu lassen. Also normalerweise fuhr ich ja wirklich, wirklich gerne Auto... aber grade wäre es mir lieber, wenn ich weiter Zuhause vor mich hin chillen konnte, ich hatte heute schon mehr als genug Stress gehabt. In der Firma hatte es viel zu tun gegeben und es war einfach ein nicht grade wenig anstrengender Tag gewesen, also hätte ich mir das alles hier gerne erspart. War doch einfach alles Mist. Da sollte man meinen, die Bullen hatten einen zu den unwichtigen Fällen bei Seite geschoben und dann standen sie ja doch plötzlich vor deiner Haustür, um dir Handschellen anzulegen. Spätestens da hatte ich dann aber Veto einlegen wollen und ein paar Schläge ausgeteilt. Zugegeben - in Filmen sah es immer so aus, als hätte der, der die Schläge austeilte, keine Schmerzen... alles erstunken und erlogen, die Fingerknochen taten nach einem richtigen Schlag mit viel Wucht sogar verdammt weh, aber wenn man das mehr oder minder regelmäßig machte, gewöhnte man sich schnell dran und so spürte ich die Schmerzen wohl inzwischen auch nicht mehr ganz so arg. Ich ließ den Motor des Lykans wieder an und fuhr auch sogleich auf die Straße zurück, ordnete mich in den hier eher ruhigen Verkehr ein. Ich warf einen kurzen Seitenblick zu Camaro, ehe auch schon eine Frage meinerseits folgte. "Irgendwelche Urlaubwünsche innerhalb des Landes?" fragte ich mit einem Hauch von Sarkasmus, seufzte kurz darauf allerdings auch schon wieder. Ne, eigentlich war mir nicht nach Spaßen zu Mute und das war doch auch wirklich alles grade ziemlich scheiße hier, kotzte mich an. Aber gut, ließ sich jetzt nicht ändern und man sollte wohl irgendwie versuchen, das Beste daraus zu machen.
Camaro Mir war ja nun echt nicht klar, wieso er jetzt noch zu scherzen versuchte, war gerade einfach unangebracht, meiner Meinung nach, aber gut, er sah ja auch selber schnell ein, dass es wirklich nichts brachte, zu versuchen, die Sache hier schön zu reden, ging einfach nicht, weil es 'ne absolut scheiß Situation war, nicht mehr, nicht minder. Ich ging also gleich ein wenig ernster an die Sache heran, lies die Ironie und den Sarkasmus einfach weg, starrte stur nach vorne, während ich ihm antwortete. "Ein warmes Bett in irgendeinem warmen Raum mit einer Decke, meinem Tee und einem Kerl, der zum kuscheln aufgelegt ist, würde mir schon reichen und das egal wo... fahr' einfach, bis der Tank leer ist, oder so. Auf gut Glück eben", murmelte ich ihm mit einem schwachen Schulterzucken zu, versuchte, mich ein wenig zu entspannen, runter zu kommen, als er anfuhr, aber das war leider leichter gesagt, als getan. "Wie stellst du dir das denn jetzt vor, wie lange bleiben wir weg? Ich muss das wissen, sonst haben wir nicht nur die Bullen auf den Fersen, sondern auch meinen Bruder!", fügte ich kurz darauf hinzu, sah ihn jetzt auch einmal an, sichtlich unwohl und verunsichert. Ich hoffte, dass es so schnell aufhörte, wie es angefangen hatte, ehrlich, in den Bau wollte ich nicht, aber auf der Flucht sein war auch nicht das Wahre.
Danny ...und ein Kerl, der zum Kuscheln aufgelegt ist. Hm. Also nunja, sagen wirs mal so - ich war jetzt nicht unbedingt der Typ Kerl, der gerne stundenlang mit einer Frau nur am Kuscheln war, ohne das da noch was lief. Ausgenommen sie hatte ihre Tage, versteht sich, aber selbst dann könnte ja wenigstens noch ein Blowjob drin sein, meiner Meinung nach. Aber gut, bevor sie sich da irgendwen anderes aufgabelte, würde ich mich wohl geistig selbst zu diesem Kuschelzeugs überreden. Hatte ich ja noch Zeit, ich wollte nämlich nicht grade unbedingt irgendwo um die Ecke und Halt machen sondern erstmal so einige Kilometer von dieser Stadt hier weg. Bis der Tank leer war würde ich wahrscheinlich nicht fahren, war nämlich vorhin noch schön voll getankt worden. Aber ich wollte wie gesagt schon ein ganzes Stück von hier wegkommen. "Ich weiß es nicht, Camaro.." sagte ich und versuchte, innerlich ein bisschen runter zu kommen, weil man einfach nicht nervös Auto fahren sollte. Brachte nur Probleme mit sich für gewöhnlich und deshalb atmete ich einmal ein wenig tiefer durch, was auch schon Wirkung zeigte. Wieso sollten die Cops hier jetzt auch hinter jede Ecke auf uns lauern? Ne, war nun wirklich sehr unwahrscheinlich, waren schließlich keine Mörder sondern Sachbeschädiger.. die zwar flohen, aber das jetzt mal bei Seite genommen, weniger wichtig. "Aber ich denke mal dass dein Bruder wohl ein paar Tage ohne dich klar kommt. Ist ja auch nicht so, als könntest du mittlerweile nicht auf dich selbst aufpassen." murmelte ich eher ziemlich beiläufig vor mich hin, weil meine Aufmerksamkeit mehr dem Straßenverkehr auf dem Highway galt, auf den ich gerade einbog.
Camaro Ja, ein paar Tage vielleicht, aber so lange er mir keine gescheite Antwort geben konnte, ging ich sowieso erst einmal von Wochen aus, war einfach schon immer so gewesen, keine Antwort war für mich meistens das Schlimmste, zum Beispiel in Situationen, wie diesen hier. "Ja, schon, aber wenn wir länger weg bleiben, meine ich...", korrigierte ich mich also so halbwegs, legte den Kopf schief. "Ich meine, ein paar Tage ist ja nicht schlimm, stimmt schon, aber so lange es länger wie 'ne Woche ist... da macht der noch Terz, ehrlich. Vor allem, da ich ihm ja gesagt habe, ich mache mir einen ruhigen Abend... der Fernseher läuft auch nicht", stellte ich ein wenig nachdenklich fest. Wäre wohl ein bisschen zu viel des Guten für meinen Bruder, immerhin sah alles mehr oder minder nach einer überstürzten Flucht aus, zwar hatte ich Handy und Schlüssel mitgenommen, aber dennoch... in meinem Zimmer lagen ein paar Sachen auf dem Boden, die heruntergefallen waren beim Einpacken, der Fernseher lief, die Decke lag im Flur, der Tee dampfte munter vor sich hin... nein, da würde er sicherlich sofort alarmiert sein, würde er heute noch einmal aufstehen. Seufzend wandte ich mich ja doch wieder ab, machte es nicht gerade besser, einen ebenso aufgebrachten Kerl zu sehen, wie man es selbst war. Also kein Kerl, aber eben aufgebracht, nervös, wie auch immer. Jedenfalls wollte ich einfach nicht so recht zur Ruhe kommen, erst, als wir auf den Highway fuhren, schien sich die Anspannung zu legen, wenn auch nur minimal, immerhin... so langsam taten nämlich auch meine Schultern weh, die ich doch ganz schön hochgezogen, anspannt hatte, war aber, denke ich, auch ziemlich verständlich gewesen. Zwar war es im Grunde genommen nur Sachbeschädigung, aber man musste nun mal nicht noch einmal erwähnen, dass wir beide keine kleine Strafakte hatten, zumindest ging ich davon jetzt einfach mal nicht aus, ich für meinen Teil hatte schon die ein oder anderen Eintragungen wegen ein paar Kavaliersdelikten, aber durchaus auch schon wegen Körperverletzung, Fahren ohne Fahrerlaubnis... eben das, was man als Teenie für gewöhnlich in seiner Freizeit tat.
Danny Nein, ein paar Tage würden wohl wirklich nicht ausreichen. Schließlich hatten die Bullen jetzt nach geschlagenen sechs Wochen noch an unserem Fall gearbeitet und uns noch aufgabeln wollen, da würde jetzt nach einer erneuten Flucht und zwei verschwundenen Cops sicherlich nicht nach ein paar wenigen Tagen Ruhe sein. Konnte man doch echt schon wieder völlig wahnsinnig werden, war so gar nicht das, was ich mir für die kommenden Wochen gewünscht hatte. Viel mehr hatte ich mich darauf gefreut, den einen oder anderen freien Nachmittag genießen zu können. Inzwischen schien die Sonne auch öfters wieder und die Highways waren die meiste zeit trocken, einfach ideal zum über die Piste heizen. Aber daraus sollte jetzt wohl nichts werden. Zwar konnte ich jetzt erstmal ordentlich Gas geben, aber nicht, weil ich aus Spaß irgendwo lang fuhr, sondern weil ich eben auf der Flucht war und das war ein ganz gehöriger Unterschied, meiner Meinung nach. Und ja, ihr - beziehungsweise unser - Aufbruch war wohl wirklich ziemlich überstürzt gewesen und ihr Bruder würde das nicht einfach so ohne Nachforschungen hinnehmen... sollte er zumindest nicht, sonst wäre er eine ziemliche Niete als Beschützer, was auch immer. Er würde also ganz sicherlich misstrauisch werden, musste ich ihr schon recht geben... aber wenn er wusste, was Sache war, würde er das alles doch mit Sicherheit verstehen, oder nicht? Meiner Meinung nach sollte sie also einfach mit der Sprache rausrücken und dann wäre die Sache erledigt. Er wusste, dass sie nicht allein unterwegs war, alles in Ordnung war und sie nicht von irgendwem gekidnappt wurde or whatever. "Dann ruf ihn doch einfach Morgen früh an? Ich denk mal er wird zwar nicht davon begeistert sein, wenn du ihm erzählst, dass du mit mir eine Lagerhalle in Schutt und Asche legen wolltest.. aber es sollte ihm lieber sein, dass du vor den Cops abhaust, als dass du hinter Gittern landest." sagte ich also und zuckte ein wenig die Schultern, schaltete kurz darauf einen Gang höher und zischte an ein paar Autos vorbei. Zu allem übel war es jetzt auch noch ziemlich bewölkt. Zwar war die Sonne sowieso grade dabei, unterzugehen, aber bei Nacht mit Regen fahren war einfach... richtig scheiße.
Camaro Auch das war mal eben leichter gesagt, als getan gewesen, denn wie zur Hölle sollte ich Emanuel erklären, wieso die Bullen hinter uns er sind? Klar, es war eigentlich nur Sachbeschädigung gewesen, aber ich war mir sicher, ich dürfte mir den Einlauf meines Lebens abholen, sollte ich je wieder nach Hause zurück kommen. "Der macht mich fertig, wenn ich jemals wieder zurück komme", stellte ich also kurz trocken fest, schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß wie er ist, dann wird er erst Recht nach mir suchen kommen und mich vermutlich noch den Bullen vorsetzen, nur damit ich endlich mal lerne, dass er mich nicht ständig aus der Scheiße ziehen kann." Ich verdrehte leicht die Augen, weil ich einfach alles andere als begeistert davon war. Ich würde ihm ja auch liebend gerne die Wahrheit sagen, auch das mit dem Lamborghini, aber es ging einfach nicht, das wäre reiner Selbstmord. Gut, ja, er mochte mich vielleicht nicht schlagen, tat er bei Familie einfach nicht, aber er würde mich so sehr anschreien, dass mit vermutlich noch eine Woche danach die Ohren klingelten und eigentlich konnte ich darauf wirklich mehr als gut verzichten. Musste ich mir also noch mal Gedanken drüber machen, notfalls irgendeine Lüge auftischen, die einen so schnellen Abgang erforderte, wie ich ihn an den Tag gelegt hatte, sollte Danny sich da lieber mal auf das Auto konzentrieren, nicht dass er hier auf dem Highway noch einen Unfall baute... das wäre alles andere als hilfreich, echt. Seufzend tat ich also eine wegwerfende Handbewegung. "Ist schon gut, konzentrier' du dich lieber auf die Straße, ich versuche mir ein wenig was zu überlegen." Und das war gar nicht so einfach, wenn man den Kopf schlicht und ergreifend einfach nicht frei hatte. Schwebten einfach zu viele, unnötige Gedanken rum, die auf Dauer wohl auch ziemlich müde machen würden, aber ich konnte ja - im Gegensatz zu Danny - schon mal im Auto ein wenig die Augen zumachen. Wie gesagt war der Tag heute ziemlich anstrengend gewesen und ich wünschte mir echt nichts sehnlicher, als die Couch, die ich bis vor kurzen noch unter meinem süßen Arsch gehabt hatte. Und eventuell noch die Decke.
Danny Ich hatte getan, wie mir 'befohlen' und die Sache vorerst mit einem Nicken Camaro überlassen. Naja, sie würde ihren Bruder schließlich am besten kennen, wissen, wie er auf was reagieren würde. Sollte sie sich eben was anderes einfallen lassen, war mir auch recht, solange ich dafür keine Gedanken verschwenden musste. Würde zwar wohl nicht schaden, wenn ich mir auch Gedanken darüber machte, aber sie hatte schon recht damit, dass es wahrscheinlich sinnvoller war, wenn ich die Augen einfach auf der Straße behielt und mich aufs fahren konzentrierte. Danach hatte auch größtenteils die Fahrt über ein Schweigen geherrscht, was ich aber als gar nicht so unangenehm empfunden hatte, weil mich der Verkehr doch recht gut davon abgelenkt hatte. Außerdem war Camaro ab und an immer mal wieder weggedöst, weshalb es so oder so nicht möglich gewesen wäre, mit ihr zu reden, beziehungsweise einfach netter gewesen war, dass ich sie nicht weckte, sondern sich weiter ausruhen ließ. Sie hatte ja vorhin schon nicht wirklich fit ausgesehen, also würde ihr das bisschen Schlafen wohl auch ganz gut tun. Und wenn wir uns dann Morgen überlegen würden, wie es weiter gehen sollte, war es auch besser, wenn sie halbwegs ausgeschlafen war und einen klaren Kopf hatte, definitiv. Ein paar Stunden später waren wir jedenfalls im Bundesstaat Colorado angelangt. Ich hielt Ausschau nach einem Hotel, das annehmbar aussah. Ich brauchte für diese Nacht jetzt ja nicht unbedingt Luxus, aber man sollte meinen, dass Boulder doch wohl irgendwas vernünftiges zu bieten hatte. Die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit nahm noch ein paar weitere Minuten in Anspruch, aber ich hielt den Lykan schließlich auf einem Parkplatz nahe eines Hotels - 'nur' drei Sterne, aber das sollte völlig ausreichen. Inzwischen war es mitten in der Nacht und die Fahrt war für mich auch ein Stück weit anstrengend gewesen, weshalb ich mich jetzt einfach nur noch ins Bett pflanzen wollte, um ehrlich zu sein. Morgen früh würde ich sicherlich wieder rummotzen, weil es nicht den selben komfortablen Stand wie meine Matratze Zuhause bot, aber für jetzt war das vollkommen okay. Nachdem ich den Motor abgestellt und den Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen hatte, legte ich meine rechte Hand kurz auf Camaros Schulter und ließ ihr noch die Worte "Wir sind da." zukommen, ehe meine Hand auch schon wieder von ihrer Schulter rutschte und ich ausstieg. Dann streckte ich mich erstmal, nachdem ich die Fahrertür wieder hinter mir geschlossen hatte. War eben doch alles so ein wenig verspannt nach der langen Fahrt und eine Massage würde sicherlich gut tun... konnte ich Camaro ja dann morgen mal drum bitten, haha.
Camaro Die Fahrt über hatte ich wohl oder übel ein paar Minuten über immer wieder gepennt. War ja schon beim losfahren langsam dunkel geworden und auch ansonsten hatte es nichts gegeben, was mich noch wach gehalten hätte. Danny hatte geschwiegen, ich hatte es ebenfalls getan, also war auch keinerlei Unterhaltung vorhanden gewesen, das Schnurren des Motor und die angenehme Wärme hatten schließlich dafür gesorgt, dass ich zum Ende hin in einen doch etwas tieferen Schlaf - eben kein Dösezustand mehr - gefallen war, meinen Kopf gegen die vibrierende Fensterscheibe gelehnt hatte und erst wieder aufwachte, als mein momentaner Chauffeur eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken zuckte ich zusammen, hatte damit einfach nicht gerechnet und war gerade so in einer Phase gewesen, in der man in Richtung Schlaraffenland abrutschte und da war es doch ein wenig unangenehm, wenn man dann so geweckt wurde, wobei es an sich ja überhaupt nichts Schlimmes gewesen war. Aus dem Grund hatte ich auch nicht vor, ihn deswegen jetzt anzuschreien, wäre einfach vollkommen doof, schließlich verkündete er mir ja mehr oder minder, dass wir da waren, erst einmal weit genug weg von unserem Zuhause. Nachdem ich erst einmal ausgiebig gegähnt hatte, nickte ich leicht und stieß dann auch schon die Tür auf, der Wagen stand ja bereits. Anschließend stieg ich aus und tat es Danny nach, streckte meine Arme einen Augenblick lang über den Kopf, nur um sie mit einem müden Seufzen wieder sinken zu lassen. Mein Blick, der bis eben noch recht ziellos über das Autodach gewandert war, erkundete jetzt die Umgebung, analysierten in etwa, wo wir hier waren, aber identifizieren konnte ich die Gegend nicht, war mir unbekannt, was mich ein wenig verunsicherte. "Wo sind wir hier?", fragte ich deswegen, nachdem ich auch das Umsehen wieder eingestellt und mich neben meinen Begleiter gesellt hatte. Sah hier ja alles nicht wirklich schlimm aus, aber interessieren tat es mich dennoch... einfach so... reine Neugier.
Danny Ja, eine durchaus berechtigte Frage, die sie mir da stellte. Konnte sie schließlich nicht wissen, sie würde keines von den Schildern an der Straße wirklich wahrgenommen haben, als sie geschlafen oder gedöst hatte, wie auch immer. Jetzt jedenfalls ließ ich noch einmal kurz die Schultern kreisen, ehe ich langsam nach hinten zum Kofferraum ging, um unsere Sachen rauszuholen. "Boulder... Colorado." sagte ich relativ ruhig, vielleicht sogar so ein bisschen müde, als ich meine Tasche neben ihrer auf dem Boden abstellte und machte den Kofferraum dann wieder zu, ehe ich den Wagen abschloss. Zwar war ich mir eigentlich sicher, dass Camaro wusste, in welchem Bundesstaat sich Boulder befand, war auch immerhin nur ein paar hundert Kilometer weiter von unserer Heimatstadt entfernt, aber ich hatte es eben einfach mal so noch zur Sicherheit angehängt. Dass sie nicht dumm oder ungebildet war, wusste ich inzwischen nur zu gut. War ja nicht selten, dass sie mir schlagkräftige Argumente und Konter vor den Latz knallte. But, whatever, war jetzt auch nicht weiter wichtig. Deshalb hob ich jetzt auch die beiden Taschen mit unseren Sachen an, konnte ihre ja mit tragen, war nicht weiter der Rede wert. "Für heute muss das reichen..." sagte ich und nickte leicht in Richtung des Hotels, welches aber doch alles in allem recht einladend wirkte. Kein Luxus pur, aber man konnte sich darin wohlfühlen und das war mir grade auch ein Stück weit wichtiger, weil ich heute echt nicht noch mehr Stress oder Unruhe gebrauchen konnte. Ich sah Camaro noch ein paar Sekunden an, ehe ich mich dann auch schon langsam in Bewegung setzte. Wie gesagt war auch ich müde, also rein da. Dahin, wo es warm war und vor allem nicht schon wieder zu nieseln anfing. Schlimm genug, dass ich das Tempo beim Fahren zwischendurch so hatte drosseln müssen, da wollte ich jetzt nicht auch noch duschen, echt nicht. Dauerte auch nicht allzu lange, da setzte ich auch schon einen Fuß in die Lobby. Groß, sehr geräumig und eben doch noch eher gemütlich, wenn auch modern eingerichtet. Doch, würde mir hier vorerst ganz gut gefallen, denke ich.
Camaro Hm, okay... Colorado... war nun wirklich nicht allzu weit weg von Wyoming, wenn auch schon ein ordentlichen Stück. Gefahren waren sie ja auch mehrere Stunden, sonst wäre ich wohl nicht immer wieder weggenickt, also ja, musste schon so seine Zeit vergangen sein, mittlerweile war es ja auch schon spät in der Nacht gewesen, wenn ich mich nicht täuschte. War aber auch relativ Latte, um ehrlich zu sein. Ich würde mich jetzt einfach über ein Bett freuen, was halbwegs bequem war und wo man nicht die Federn im Rücken spürte. Von einem Hotel konnte man schließlich kein Wasserbett wie meines erwarten, aber ich hoffte doch sehr, dass es wenigstens insofern bequem war, dass es morgen, beziehungsweise nachher nicht mit Rücken- und/oder Nackenschmerzen aufstand. Wäre doch sehr unschön. Ich nickte Danny nur leicht zu, beobachtete ihn dabei, wie er die Taschen aus dem Wagen nahm. Einen Moment lang überlegte ich ja, meine eigene Tasche nicht wieder selbst zu nehmen, aber... neee, überließ ich dann doch lieber dem jungen Mann, ich hatte keine Lust, mich heute noch groß herrlich anzustrengen. Ich war müde, wollte Schlafen, nicht erst noch Sachen schleppen und schon gar nicht, wenn wir hier nur eine Nacht blieben... Statt also irgendwas in Richtung der Taschen zu erwähnen, nickte ich auf seine Auskunft hin nur schwach und trottete dann neben ihm her in Richtung Hoteleingang, betrat hinter ihm die Lobby und ließ auch hier den Blick kurz schweifen, nicht sonderlich lange, weil es mich, wie gesagt, nicht wirklich interessierte, wie es hier aussah. Auf den ersten Blick war alles sauer, zwar nicht vergleichbar mit einem 5-Sterne-Hotel, aber für die Nacht würde ich es überleben, es würde ausreichen und demnach wollte ich jetzt einfach nur noch ins Zimmer. Ob wir uns eins teilten, oder zwei Einzelzimmer nahmen war mir dabei herzlich egal, ich würde mir ja nicht zum ersten Mal ein Bett mit Danny teilen. Wäre nicht das Problem, insofern er sich nicht so breit machen würde, davon ging ich jetzt aber einfach mal nicht aus... Müde schleppte ich mich bis zur Rezeption hinter ihm her, lächelte den Rezeptionistin freundlich an, während ich mich gegen die Theke lehnte, mit einem leisen Seufzen darauf wartete, dass Danny unsere 'Bestellung' in Auftrag gab.
Danny Hm, war jetzt natürlich die Frage gewesen, wie wir das mit dem Zimmer, beziehungsweise eben den Zimmern machen würden. Zwar war ich wie gesagt nicht der softe Kuscheltyp von Kerl, aber zu zweit schlief es sich wirklich einfach eine ganze Ecke besser. Naja, jedenfalls wenn man die Person, mit der man im Bett lag, nicht grade unbedingt hasste. Aber das war ja hier nicht der Fall... manchmal mochte das vielleicht den Anschein haben, wenn wir uns mal wieder am streiten waren, aber ich hasste Camaro nicht. Nein, wäre dem so, hätte ich sie ins offene Messer laufen lassen und einfach den Bullen ausgeliefert. Hatte ich ja ganz offensichtlich nicht gemacht, sondern war sogar noch gemeinsam mit ihr abgehauen, obwohl sie genauso gut selbst hätte in ihrem Camaro wegfahren können, ohne mich im Schlepptau. Also nein, von Hass konnte nun wirklich absolut keine Rede sein, ich mochte sie ja... sonst würde mir wohl kaum etwas daran liegen, dass ich versuchte, mich zukünftig einfach ein wenig zu ändern und mich besser zu verhalten, ganz besonders Camaro gegenüber. Zwar würde ich mir das nicht mal selbst oder gar jemand anderem eingestehen, aber sie war mir inzwischen wohl wichtiger, als ich das eigentlich wollte. Ich war immer vollkommen unabhängig gewesen, war also einfach ungewohnt, wenn man ab und an auch an jemand anderes als nur sich selbst dachte. Ich warf noch einen kurzen Blick zu der Blondine, dann bat ich den Typen hinter der Rezeption um einen Zimmerschlüssel, für ein Doppelzimmer versteht sich. Gezahlt wurde bei Abreise, wie er mir erklärte, als ich den Schlüssel entgegen gereicht bekam. Mit Kreditkarte würde ich vorerst aber nicht mehr zahlen, sondern nur noch mit Bargeld - sicher war sicher, nicht, dass die Bullen noch meine Kreditkartenabrechnungen verfolgten. Wäre wirklich ungeschickt, würde ich ihnen mit Abbuchungen eine Spur legen. Jedenfalls dankte ich dem Rezeptionisten noch kurz, ehe ich Camaro den Schlüssel mit der Nummer 21 in die Hand drückte und anschließend das Gepäck wieder hoch nahm - na dann mal ab in den ersten Stock. Ohne große Umschweife steuerte ich dann also die Treppe an, um mit der jungen Frau nach oben zu gehen. Einfach nur noch schlafen... morgen früh dann vielleicht eine Dusche, um richtig wach zu werden, anschließend noch ein Frühstück und währenddessen konnten wir uns dann auch schonmal überlegen, ob wir vorerst hier in der Stadt blieben oder prompt weiter zogen. Heute würde ich mir da aber ganz sicherlich keine Gedanken mehr drüber machen, ne.
Camaro Schweigend war ich daneben gestanden, hatte das kurze Gespräch zwischen den beiden nur so halb mitgeschnitten. Wie gesagt war ich gerade einfach nicht mehr wirklich aufnahmefähig. Das Dösen im Auto hatte wohl auch ein ganzes Stück dazu beigetragen, dass ich jetzt nun mal mehr oder minder so gar nichts mehr mitbekam, sich die Müdigkeit einfach nur noch verstärkt hatte. Demnach war ich also ganz froh, dass wir relativ schnell ein Zimmer bekamen, ein Doppelzimmer, das hatte ich noch so halbwegs verstanden, haha. Jedenfalls hatte mir Danny kurz darauf auch schon einen Schlüssel, den für das Zimmer, in die Hand gedrückt. Ich nickte nur kurz, ehe ich mich von der Theke abstieß, ohne ein weiteres Wort zu sagen neben ihm her lief und schließlich vor ihm die Treppen nach oben. War ziemlich anstrengend, wenn man so gar keine Energie mehr hatte. Oben angekommen war ich einen kurzen Blick auf die Gravierung des Schlüssels. Zimmer 21. Okay, okay. Ich hielt also, nachdem ich den Blick wieder gehoben hatte, Aussah nach dem Schildchen an der Tür, mit der Nummer einundzwanzig, welches ein Stück weiter hinten lag. Am 25 ging es dann nämlich noch ein Stockwerk nach oben und ja, ich war wohl echt froh, dass wir da nicht rauf mussten, weil ich schlicht und ergreifend nichts sehnlicher als ins Bett wollte - nun auch schon zig mal erklärt. Dauerte aber auch gar nicht mehr lange, bis wir die Tür gefunden hatten und ich den Schlüssel ins Schlüsselloch steckte, um ihn kurz darauf herum zu drehen und die Tür, die mit einem leisen Knacken aufsprang aufzustoßen. Auch hier ließ ich den Blick schweifen, allerdings ein wenig abschätzender. War natürlich nicht damit zu vergleichen, wo Emanuel und ich immer eincheckten, wenn wir mal verreisten, aber das war ja auch unter ganz anderes Umständen gewesen, als hier. Jedenfalls sah es relativ sauber aus und das war wohl erst einmal die Hauptsache... dass hier keine toten - oder noch lebendigen - Viecher herumlagen oder liefen und, dass das Bett sauber und halbwegs bequem zum Schlafen war. Wie vorhin schon gesagt war es ohnehin erst einmal nur für eine Nacht, wir würden ja dann hoffentlich auch bald weiter reisen, also morgen, heute wurde wohl keiner von uns beiden so richtig alt.
Danny Sollte auch nicht allzu lange dauern, bis wir dann vor der Zimmertür angelangt waren und Camaro besagte Tür aufschloss. Ich trat hinter ihr durch den Türrahmen und sah mich dann erstmal flüchtig um. Doch, war annehmbar. Nicht das, was ich gewohnt war, aber für heute wirklich in Ordnung. Immerhin hatte ich nicht vor, länger hier zu bleiben, als es nötig war. Folglich würde also nur diese Nacht in dem Raum verbracht werden und danach konnten wir uns eben darüber unterhalten, wo es hingehen sollte. Jetzt jedenfalls stellte ich die Taschen am Fußende des Betts am Boden ab, ehe ich dann noch die Tür hinter uns schloss. Hier würden wir vorerst unsere Ruhe haben und so hinderte mich auch rein gar nichts daran, auch gleich mal mein Shirt loszuwerden. Ich war einfach müde, die Fahrt hatte sich sehr in die Länge gezogen und so brauchte ich jetzt schlicht und ergreifend einige Stunden Schlaf, weil sonst morgen absolut nichts mit mir anzufangen wäre. Mochte sein, dass ein wenig Kaffee oder Energydrinks mir zwar auch ohne Schlaf weiter helfen würde, aber das war alles andere als gesund und auch nicht von unbegrenzter Dauer. Also tat die Jeans es meinem Shirt gleich und landete auf meiner noch verschlossenen Tasche. Die Schuhe standen daneben, die Lederjacke hing an einem Kleiderhaken neben der Tür. Alles halbwegs aufgeräumt, weshalb ich mich jetzt auch einfach mit dem Bauch voran und einem müden Seufzen auf die Matratze fallen ließ. Doch, war durchaus bequem. Nicht mit der Matratze bei mir Zuhause vergleichbar, aber durchaus bequem, für eine Nacht schon wirklich ausreichend. Ich blieb noch kurz so liegen, ehe ich mich dazu aufraffen konnte, mich auf den Rücken zu drehen - anders bekam man einfach ziemlich schlecht Luft. Ich zog mir dann auch langsam die Decke über den Körper, könnte wohl auf der Stelle weg pennen.