Unschlüssig wartete er erst im Flur, doch als Leslie länger brauchte, streifte er die Schuhe von seinen Füssen ab und ging in ihr Zimmer, sah sie auf ihrem Bett sitzen. Dieser Morgen beinhaltete zu viel Trubel für seinen Geschmack. Mike wagte es nicht wirklich, sich neben sie zu setzen und so blieb er stehen. Er fühlte sich unwohl, wusste nicht, wie er sich hinstellen sollte, oder sollte er sich doch lieber irgendwo anlehnen? Er wusste nicht, wo hin mit sich. "Was nun?", fragte Mike und war wirklich unschlüssig, was als nächstes passieren sollte. Vielleicht sollte er einfach weiter auf eigene Faust Dante suchen. Früher oder später würde er ihn doch finden und ihm dann zu seiner Wohnung folgen. ~Was beauftragt mich auch Raphael mit so einer beschissenen Sache. Warum kann er das nicht selber machen?~ Mike fiel auf, dass er sich in letzter Zeit sehr egoistisch verhielt. ~Wie unangenehm...~ Er schob das einfach mal auf den Stress.
Leonora (Mensch) Wohnung
Sie runzelte die Stirn und versuchte sich dran zu erinnern, was Dante genau gesagt hatte. Als sie es halbwegs auf die Reihe bekommen hatte, antwortete sie: "Soweit ich weiss, gibt es eine neue Gang, die sich "The Panthers" nennt. Sie soll zwei Anführer haben. Wieso sie sich so nennen, weiss ich aber noch nicht so genau... Oder es weiss niemand so genau. Die Informationen habe ich von Dante Lockwood, der ja praktisch alles mitbekommt, wieso auch immer..." Leonora fiel noch etwas ein, was sie fragen wollte: "Von wem hast du denn die Neuigkeiten?" Sie war zwar nicht müde, streckte sich aber dennoch so, als ob sie es wäre und gähnte leise. Wahrscheinlich würde sie sich nach dem Gespräch wieder hinlegen.
Sie blickte auf, als Mike das Zimmer betrat. Er wirkte ziemlich unschlüssig, aber sie tat auch nichts, um ihm die Unsicherheit zu nehmen, wie etwa anzubieten, er könne sich neben sie setzen. Sein Verhalten hatte sie ihm nämlich noch nicht verziehen, denn er hatte sich ziemlich daneben benommen, wie sie fand. "Ich hätte nicht lügen sollen, aber ich wollte nicht, dass du ihn gleich verfolgst. Tut mir leid", sagte sie. Im Prinzip war es ja egal, da er es im Endeffekt doch noch getan hatte, aber sie hatte das Gefühl, eine Entschuldigung loswerden zu müssen. ~Und du, mein Lieber, entschuldigst dich lieber auch. Du warst alles andere als verständnisvoll.~ Sie wusste auch nicht, was nun. Von ihr aus würde sie nicht mit Informationen über Dante rausrücken, und wenn Mike das alleine hinbekam, wäre das eigentlich am Besten. "Ich nehm's dir nicht übel, wenn du gehen willst und deine Arbeit erledigen." Leslie klang resigniert. Dann hätte sie jedoch immerhin, wie sie es Dante gesagt hatte, nicht dazu beigetragen und sich einfach rausgehalten. Wobei letzteres schon passiert war, doch das konnte sie auch nicht mehr rückgängig machen.
David (Mensch) Wohnung
Er hörte ihr gespannt zu und zog die Brauen nachdenklich zusammen, als er ihre Informationen mit denen der Kleinen in Verbindung zu bringen versuchte. Wenigstens deckten sich einige wenige Dinge... Allerdings musste er noch einmal nachfragen, da etwas nicht ganz passte: "Dieser Dante ist also nicht der Anführer der Gang?" Es hörte sich zwar nicht so an, aber er wollte sich vergewissern, nichts Falsches aufgeschnappt zu haben. Auf ihre Frage hin legte er den Kopf schief und versuchte sich Leonora zuliebe an den Namen zu erinnern. ~Ein Männername... Tommy? Johnny?...~ "Tony", sagte er und klang erleichtert, als es ihm wieder in den Sinn kam. "Wie weiter, weiss ich nicht. Sie ist auch Mitglied der Stealers. Wirkt noch recht unerfahren." Was eine nette Umschreibung für 'nicht die Hellste' war, wie er fand.
Als sie sich entschuldigte, fühlte er sich noch schlechter. Er räusperte sich und sagte halblaut: "Mir tut es auch Leid. Also, wie ich mich verhalten habe. Ich war nicht gerade nett." Er hoffte, dass Leslie nichts mehr dazu sagen würde, sonst würde es nur noch mehr Streit geben. Als sie ihm vorschlug zu gehen und seine Arbeit zu verrichten, fühlte er sich ein klein wenig erleichtert. Er nickte langsam und nahm dann seine Jacke von ihrem Bett. "Gut. Dann bis dann." Unsicher schaute er sie an und wusste nicht so recht, ob er sie küssen sollte. Wahrscheinlich war ihr nach dieser riesigen Diskussion nicht wirklich danach. Also drehte er sich bloss um und verliess ihr Zimmer und die Wohnung. Wieder draussen angekommen überlegte er, wie er Dante noch aufholen konnte. ~Meine Chancen sind so gering... Er könnte mittlerweile überall sein.~ Er joggte los und suchte ein Plätzchen, wo er sich verwandeln konnte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, doch als er einen etwas verborgenen Hintereingang entdeckte, wo sich auch keine Menschen aufhielten, verwandelte er sich hinter einem Müllcontainer in einen Raben und flog hoch in die Luft. Aufmerksam hielt er nach einem grossen Briten ausschau. Wie sollte er ihn nur finden? Er sah Pärchen spazieren gehen, geschäftig wirkende Menschen, die so schnell es eben auf vereisten Strassen ging, rannten, wahrscheinlich, um den nächsten Zug zu erwischen oder pünktlich bei einem Meeting aufzutauchen. Kinder sah er so gut wie keine, diese befanden sich noch in den Schulen. Ab und zu lief er auf dem Boden, stakste zwischen den Menschen herum und versuchte nicht allzu interessant zu sein, damit die Passanten ihm keine Aufmerksamkeit schenkten. Er stakste gerade weiter, als er plötzlich spürte, wie er mit einem Tritt in eine Gasse befördert wurde. Er krächzte erschrocken auf und spürte, wie sein ganzer kleiner Körper zu schmerzen begann. Er verwandelte sich zurück, was ziemlich unachtsam und unvorsichtig war. Wenn ihn jemand sah, musste er diese Person unweigerlich aus der Bahn ziehen. Mike lehnte sich an die Wand und wollte gerade aufschauen, als er einen Tritt ins Gesicht abbekam. Sofort sackte er auf de Boden zusammen und hielt sich seine blutende Nase. Weitere Tritte folgten, diesmal gegen seine Rippen. Er konnte sich nicht wehren, der Schmerz raubte ihm den Atem. Unsanft wurde er an den Haaren gepackt und an diesen hochgezogen, so, dass er am Ende gegen die Wand gelehnt da sass. Er schaute angestrengt auf und sah ein blasses Gesicht, dass ihn ausdruckslos anschaute. Der Mann ging in die Hocke und fasste Mike wieder bei den Haaren. Mike ächzte und spürte, wie das Blut über seine Lippen floss. Ihm wurde ein wenig übel. Erst jetzt realisierte er , dass es Dante war. "Wirst du aufhören, mich zu suchen?", sagte dieser mit einer so samtigen Stimme, die überhaupt nicht zu der Situation passte. Mike schüttelte leicht den Kopf und grinste dreckig. Natürlich würde er ihn weiter suchen, als ob ein paar mickrige Schläge ihn davon abhalten könnten. Er wagte es sogar leise zu lachen. Kurzerhand schlug Dante ihm mit der Faust ins Gesicht. Mike sah für viele Sekunden nichts ausser verschwommene Farben und Ameisen, die über seine Augen krabbelten. Ein weiterer Schlag, diesmal in den Bauch. Sein Magen bedankte sich bei Mike dafür, dass er nicht gefrühstückt hatte. Dante hielt Mike bei der linken Schulter fest, damit jener nicht umfel, sondern aufrecht sitzen blieb. "Lass es sein, Mike. Du weisst, dass ich dir überlegen bin." Er spürte, wie Dante ihm etwas in die Hand drückte, sich dann aufrichtete und aus der Gasse lief. Mike schaute unter grösster Anstrengung auf den Gegenstand, der sich in seiner Hand befand. Es war eine Packung Taschentücher. ~Ich hasse ihn.~, dachte er, während er langsam ein Taschentuch herauszog und das Blut von seinem Gesicht abzuwischen begann.
Leonora (Mensch) Wohnung
Sie konnte nicht anders und musste auflachen. "Nein, Dante gehört keiner Gang an. Er ist glaube ich sehr mit sich selbst zufrieden." ~Das Mädchen muss ihn ja vollkommen falsch unterrichtet haben.~ Der Name sagte ihr nicht wirklich viel. Sie schaute sich in dem Zimmer um und sagte dann: "Sieht so aus, als müsstest du vorerst auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Hast du schon ein Bett organisiert oder soll ich dir dabei helfen?" Sie konnte David ganz gut leiden. Wenn er sie verurteilte, dafür, wie sie nun einmal war, dann zeigte er das nicht und behielt diese Gedanken für sich. Sie war zu wenigen Personen wirklich aufrichtig nett, doch bei ihm fiel ihr das leicht.
Er überlegte kurz, was das genau über Dante aussagen sollte. Da er aber bisher nichts mit ihm zu tun gehabt hatte und das vermutlich vorerst auch nicht tun würde, brauchte er sich deswegen nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. "Nein", antwortete er kopfschüttelnd, "hab ich noch nicht. Wie du willst." Ihm war das relativ gleichgültig. Ein Bett oder eine Matratze zu kaufen war schliesslich keine grosse Sache, aber wenn sie ihm dabei helfen wollte, war ihm das auch recht. "Gibt's noch was, das ich beachten sollte, wenn ich mit euch zusammenlebe?" David hatte nicht sonderlich Lust darauf, in irgendwelche peinlichen Situationen zu kommen oder in Fettnäpfchen zu treten, weil er von irgendeiner Angewohnheit Leslies oder Leonoras nicht wusste. ~Na gut, von Leonora weiss ich, dass ich nicht ohne zu Klopfen in ihr Zimmer platzen sollte.~ Bei der Erinnerung daran musste er ein Schmunzeln unterdrücken.
Leslie (Mensch) Wohnung
Sie war beinahe froh darüber, als Mike die Wohnung verliess, und fühlte sich dann wiederum schlecht, weil sie diese Erleichterung verspürte. "Wir sehen uns", erwiderte sie zur Verabschiedung und blieb noch einen Moment sitzen, bis sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Ihr kam seine Frage von der letzten Nacht in den Sinn, und sie wünschte sich, dass es wirklich so einfach sein konnte und sie eines Tages in Ruhe gemeinsam leben konnte. ~Schöner Traum.~ Sie erhob sich und beschloss, den Stimmen von Leonora und David zu folgen, den sie nicht einmal richtig begrüsst hatte. Die Tür zu seinem Zimmer war offen, und sie fand die beiden auch darin stehend, etwas seltsam weit entfernt und durch den halben Raum getrennt. ~Hoffentlich störe ich nicht.~ Leslie blieb ein wenig verunsichert im Türrahmen stehen und wendete sich an David. "Tut mir leid wegen vorhin... Ich bin Leslie", stellte sie sich noch einmal vor und versuchte es mit einem Lächeln.
Sie überlegte kurz und sagte dann: "Bei mir gibt es eigentlich nichts besonderes zu wissen. Außer, dass ich manchmal Besuch über Nacht habe." Dem letzten Satz schenkte sie ein Augenzwinkern. Was Leslie anbetraf, nunja, das konnte er sie selber fragen, denn sie betrat gerade eben Davids Zimmer und stellte sich ihm vor. Leonora lächelte ihrer Mitbewohnerin zu und bemerkte, dass sie eigentlich eine recht nette WG darstellten, solange wie Leslie und Mike nicht stritten, war es auch relativ ruhig. Sie schaute abwechselnd David und Leslie an und fand, dass er zu müde aussah, wohingegen Leslie zurechtgemacht war, jedenfalls ein wenig. Ihr kam ein Gedanke und so fragte sie: "Sag mal, willst du heute wieder etwas unternehmen?" Es war zwar kalt, aber wenn man sich nur dick genug anzog, konnte man auch länger draußen bleiben. Ansonsten könnten sie in Dantes Café hineinschneien. Wer weiß, vielleicht würden sie sich anfreunden. Wobei, wahrscheinlich eher nicht. Vielleicht würden sie gut miteinander auskommen. Das war realistischer. Es war jetzt nicht so, als wollte sie Leslies Vergangenheit erfahren und an allen Geheimnissen teilhaben. Leonora fragte sich, ob man mit Leslie abenteuerliche Sachen erleben konnte. Die hatte gestern Blut geleckt und durch Blake bemerkt, dass sie zu jung war, um jetzt schon ein gemütliches Leben anzusteuern.
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Jane war nun schon eine ganze Weile einfach verschwunden und so langsam hatte er das Suchen nach ihr aufgegeben. Sie war nicht schon wieder entführt worden, da war er sich zu 100% sicher. Dieses Mal war sie freiwillig gegangen. Nachvollziehen konnte er das nicht, es machte ihm fertig, raunte ihm den letzten Nerv, verletzte ihn... Doch so langsam hatte er dieses Gefühl unterdrückt und war stattdessen sauer auf sie. Er, Blake, ein durchaus begehrenswerter Mann entwickelte einmal in seinem Leben Gefühle und dann wurde er sitzengelassen. Niemand ließ ihn doch einfach sitzen! Knurrend schmiss er die Tür hinter sich zu und flatterte keine zehn Minuten später als Fledermaus über die Dächer New Yorks. Er flog solange, bis der Wind ihm Tränen in die Augen trieb. Etwas ausgelaugt ließ er sich auf einem Fenstersims nieder, zog die dünnen Flügel an sich und sah über die riesige Stadt hinweg.
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Er lief langsam und kläglich durch die Stadt. Sein Ziel war die Fabrik und nicht Leslies Wohnung. Zugegeben dieser Dante hatte ihn eingeschüchtert. Sehr. Mike hatte nichts gegen ein paar ruhige Stunden, bevor er sich wieder auf die Suche nach dessen Wohnung machen würde. ~Ein paar Tage wären eigentlich besser...~ Die Leute, die ihn anschauten, sahen meist erschrocken oder angewidert zu ihm hin. Selten wurde er gefragt, ob er Hilfe bräuchte, doch er winkte immer ab und setzte seinen Weg fort. Er war sich unsicher darüber, ob seine Nase gebrochen war oder nicht. Er musste wohl oder übel zum Arzt. Ein paar Prellungen hatte er auch auf den Rippen abbekommen. Zudem War er sich sicher, dass sein linkes Auge, auf welches Dante geschlagen hatte, als er hatte lachen müssen, im schönsten Lila strahlte. Er zog seine Nase hoch, obwohl kein Blut mehr aus dieser floss. Trotzdem roch und schmeckte es überall danach. Er war froh darüber, dass er sich noch nicht deswegen hatte übergeben müssen. Während er so lief, hätte er sich gerne einfach zu den Obdachlosen auf den Bürgersteig gesetzt, doch er ging weiter. Mike atmete schwer aus und konnte nun doch nicht anders. Er setzte sich hin, lehnte sich gegen die Hauswand hinter sich. Zum Glück war es hier in der Straße nicht ganz so voll.
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Er nickte bloss, als Leonora ihm zuzwinkerte. Das wusste er ja schon, und darüber brauchte er nicht zu urteilen. Es war ihr Leben, und solange sein Schlaf dadurch nicht gestört wurde, würde er sich nicht beklagen. Dann betrat Leslie das Zimmer, und er drehte den Kopf in ihre Richtung, anerkannte ihre Begrüssung wieder mit einem Nicken. ~Ich kann praktisch spüren, dass sie sich nicht nur für eben entschuldigt, sondern auch die zukünftigen Male, die ich miterleben werde.~ Bei diesem Gedanken bekam er ein wenig Mitleid mit ihr und war gleichzeitig ganz froh, selbst keinen Freund zu haben. Manchmal wünschte er sich dies, aber in anderen Momenten - Momenten wie diesen - wusste er sein Einzelgänger-Leben sehr zu schätzen. Da er keine Anstalten machte, etwas zu antworten, lächelte er immerhin zurück. Man konnte sehen, wie sich Leslies Haltung etwas entspannte. Interessiert beobachtete er sie und versuchte, sich ein Bild von ihr zu machen. Das würde ohnehin noch ein wenig dauern, aber heute war ein guter Anfang. ~Und ein gutes Ende. Ich bin echt fertig.~
Leslie (Mensch) Wohnung
Ihre Unsicherheit verschwand erst, als David ihre Worte mit einer Reaktion quittierte. Sie wandte sich Leonora zu. "Ja", sagte sie, "ich denke schon." Warum auch nicht? Mike war weg und würde vorerst nicht wiederkommen, was ihr gut in den Kram passte; Dante, mit dem sie alleine aus Protest etwas unternommen hätte, hatte sie hingegen mit ihrer miesen Laune verscheucht. Folglich hatte sie kein Programm für den Tag, und wenn sie etwas nicht mochte, war es unbeschäftigt rumzusitzen. "An was hast du gedacht?", fragte sie Leonora und legte nun deutlich mehr Enthusiasmus in ihre Stimme. "Willst du auch mitkommen?", lud sie David ein, aber der schüttelte sogleich den Kopf. ~Na, besonders gesprächig scheint er nicht zu sein. Trotzdem macht er einen netten Eindruck.~ "Ich werd mich etwas hinlegen", teilte er mit. Sie nahm an, dass er vermutlich erleichtert sein würde, wenn die beiden Frauen aus der Wohnung verschwanden, da es bestimmt ruhiger sein würde. In dem Sinne würden alle bekommen, was sie wollten.
Obwohl sie sich gerade eben noch gefragt hatte, ob Leslie abenteuerlustig sein könnte, hatte sie gerade nicht das Bedürfnis nach Action. Sie würde noch genug Zeit haben, dies herauszufinden. "Weißt du, was ich ja echt gerne mache? Auf Flohmärkte gehen. Aber nicht die, wo nur Kleider sind, sondern auch alte Möbel und Gegenstände." Sie würden schnell einen finden, dafür würden sie nur einen kurzen Blick ins Internet machen müssen. Leonora erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie mit ihrer Mutter immer sonntags über solche Flohmärkte gefangen war, egal, wie schlecht das Wetter auch war. Zwar ging sie nicht mehr jeden Sonntag, doch sie bemühte sich drum, doch ab und zu mal einen aufzusuchen. Außerdem fand man manchmal echte Schätze. Falls Leslie diese Idee nicht gefallen sollte, konnte sie ja selber etwas vorschlagen. Ihr fiel ein, dass sie eigentlich noch Leslie fragen wollte, wo sie denn jetzt arbeiten würde oder wie sie sonst es schaffte, sich die Wohnung zu finanzieren. Dann wiederum fragte Leonora sich, ob das denn so wichtig sei. Die Hauptsache war, dass die Miete bezahlt wurde. Sie schaute auf ihre nackten Füßen, die Zehennägel waren schwarz lackiert wie ihre Fingernägel.
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Nach einer guten Viertelstunde des stillen Daseinfristens erhob die schwarze Fledermaus sich wieder in die Lüfte und segelte routiniert hinab zum Boden. Erst als Blake sich sicher war, unbeobachtet zu sein, verwandelte er sich zurück in seine menschliche Figur und klopfte sich kurz etwas Staub von Shirt und Jeans. Es wäre unklug, wenn einer der normalen Menschen seine Verwandlung sehen würde, erstens käme dann das Geheimnis seiner Spezies ans Tageslicht und zweitens hatte er als Gangführer in einer Großstadt wie New York genügend Feinde. Der junge Mann sah sich ein weiteres Mal flüchtig um, schlenderte dann ziellos durch die Straßen. Es tat gut, draußen zu sein, mal einen freien Kopf zu bekommen. Nur leider gab es diese Momente nicht allzu häufig.
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Chris und sie liefen nicht ziellos durch die Straßen. Sie hatten einen ganz genauen Plan. Nach monatelangen zusammentragen von Informationen und vielen Überlegungen, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich keiner Gang anschließen wollten, sondern ganz einfach selber eine gründen und die Stadt unter ihren Einfluss bringen würden. Die Anführer hatten sie ausfindig gemacht und sie ein Weilchen beobachtet. Noch hatte deren Gang keine Mitglieder, doch das würde sich schnell ändern, da war sich Kate sicher. Mehrere Meter vor ihnen lief Blake, der Anführer der Stealers. Sie würden ihn mitschleppen, nach Brooklyn, wo sie momentan in einem verlassenen Pub wohnten. Außerdem hatte dieser einen guten Keller, wo man noch so viel schreien konnte, wie man wollte, man würde nichts hören. Sie würden ihn zuerst ganz höflich fragen, ob er nicht seine Gang ihrer anschließen wolle. Wenn er dies verweigerte und das war ja mehr als offensichtlich, dann mussten sie halt weiterplaudern. The Panthers hatte mehr Potential, als die drei noch bestehenden Gangs, was daran lag, dass sie nicht einen faulen und unkoordinierten Haufen gründen wollten, sondern eine feste Struktur aufbauten. Blake würde bald an einer Gasse vorbeilaufen. Kate schaute zu Chris und hob fragend die Augenbrauen an. Sollten Sie ihn dort reinziehen und betäuben?
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Chris Seelenruhig lief er neben Kate her, auf seinen Lippen hatte sich ein spitzbübisches Lächeln gebildet. Er sah alles in allem ein wenig...psychopathisch aus, wie er so hinter dem paar Jahre älteren Mann herlief, dessen Name wohl Blake war. Kein unbeschriebenes Blatt, der Typ, und in der Szene definitiv bekannt. Umso besser, dass ausgerechnet Kate und Chris, die beiden unbekanntesten Gestalten dieser Stadt nun den bekannten Gangführer gleich für sich haben würden. Leicht würde es unter keinen Umständen werden, Blake hatte einfach viel mehr Erfahrung, hatte seine Leute, war keine Schwäche Persönlichkeit - aber Chris war sich sicher, dass alles seinen Lauf nehmen würde. Sie hatten sich nicht umsonst eine perfekte Taktik überlegt. Als die junge Frau neben ihm ihn ansah, musterte sie aus den Augenwinkeln, noch immer lächelnd. Dann beschleunigte er seinen Schritt, schloss zu Blake auf und schubste diesen, bevor er ernsthaft realisieren konnte was geschah, in die nächste Gasse hinein.
--- Blake schreib ich nachher :D
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Es war wohl die wirren Gedanken in seinem Kopf, die es möglich machten, dass Blake einen Fehler machte. Es war wohl die geistige Ablenkung, die ihn dazu brachte, für einen Moment unaufmerksam zu sein. Unaufmerksam genug, um Opfer von zwei Fremden zu werden. Blake war weiß Gott kein schwacher Mann, sowohl körperlich als auch geistig war er so gut wie jedem überlegen, hatte ein dickes Fell und Erfahrung in dem, was er tat. Aber in diesem Fall war es eine Entscheidung von Sekunden, in denen er keine Chance mehr hatte. Wütend verwandelte er sich in einen Löwen, doch es gelang ihm nicht mehr, denn wenig später spürte er einen Stich und sofortige Müdigkeit auf sich einwirken. Er kämpfte dagegen an, besah sich den jungen Mann und die unschuldig wirkende Frau daneben, wollte sie beschimpfen und böse Dinge mit ihnen tun, doch er war wie gelähmt. Sein Brustkorb hob und senkte sich flach, er kämpfte weiter gegen das Mittel in ihm an, doch als er einen zweiten Stich nahe seinem Schlüsselbein spürte, musste er aufgeben. Er war sofort eingeschlafen mit Ungewissheit, wo er und ob er aufwachen würde.
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Sie lächelte leicht, als schließlich Blake einschlief. Kate stellte sich neben Chris und strich ihm kurz über den Arm. "Bringen wir ihn zum Pub." Sie betrachtete den schlafenden Mann auf dem Boden und war froh drüber, dass sie ihn hatten überraschen können. Sie ging aus der Gasse hinaus und lief gemächlich zu der nächst belebten Straße, wo sie den Taxis zuwinkte. Als eines anhielt, setzte sie sich rein und lächelte unschuldig. "Erst einmal gleich rechts einbiegen. Unser Freund ist zusammengebrochen und wir bringen ihn nach Hause." Sie nannte dem Fahrer die Adresse, natürlich nicht die vom Pub, sondern von einem Gebäude in der Nähe, von wo aus die ihn dann den Rest tragen könnten. Der Taxifahrer nickte verständnisvoll und fuhr bei der nächsten Seitenstraße rein, blieb auf ihr Geheiß stehen. Kate stieg aus und lief auf Chris zu, der mittlerweile Blake geschultert hatte. "Ich habe uns ein Auto organisiert", sagte sie strahlend und nahm ihren Freund bei der Hand.
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Er schwieg während der Taxifahrt, sein Blick huschte nur immer wieder zu Blake. Er war stolz auf Kate und sich und war voller Tatendrang, aber irgendwie war ihm nicht ganz wohl bei der Sache. Im Moment hatten sie Blake in ihrer Gewalt und somit Macht, aber was passierte, wenn irgendetwas schief ging? Ach, es würde schon alles klappen! Als das Taxi sie zur genannten Adresse gebracht hatte, stiegen sie aus und Chris schulterte den Jungen, bewusstlosen Mann. Dieser war zwar alles andere als dick, aber trotzdem verdammt schwer. Er biss die Zähne zusammen und nickte Kate auf ihre Aussage hin dankend zu. Ein Auto, welch Segen. Schleppen würde er den Gangführer gewiss keinen Kilometer. Bei besagtem Wagen in einer Seitenstraße angekommen, bugsierte er Blake auf die Rückbank und zog dann kurz Kate an sich. "Jetzt ist fast alles geschafft..." Er grinste leicht und küsste sie kurz.
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Sie fühlte sich elektrisiert, warte ein wenig aufgeregt, aber auch nur, weil das Adrenalin durch ihre Adern gepumpt wurde wie sonst was. Sie hatten in der alten Kneipe alles vorbereitet, sie hoffte nur, dass Blake noch lang genug bewusstlos blieb, damit sie alles herrichten konnten. Sie lächelte Chris an und erwiderte seinen kurzen Kuss. Wer hätte je gedacht, dass sie einmal in New York wohnen würden und eine Gang aufbauen? Doch sie hatten nun einmal genug gehabt von der ständigen Verfolgung. Manchmal fragte sie sich, wie es wohl Luke und Brooke ging und ob sie immer noch nur Freunde waren. Wirklich zusammen waren sie ja nie gewesen, obwohl es jeder nur erwartet hatte. Sie setzte sich hinter's Steuer und musste den Sitz ein wenig nach vorne rücken, da sie sehr klein war. Was sie immer noch ein wenig verwirrte, war, dass die meisten Autos hier automatic waren. Sie wartete, bis Chris sich zu ihr nach vorne gesetzt hatte und fuhr dann los. Sie würden binnen wenigen Minuten da sein.
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"Wir sollten uns beeilen..", murmelte er mit etwas flauem Gefühl im Magen. Er und Blake hatten wohl kaum etwas gemeinsam. Chriz war zwar auch schlau, mutig, jedoch bei weitem nicht so ausgefuchst, taktisch denkend und risikobereit wie der junge Mann auf der Rückbank. Deswegen war es für ihn ein Anliegen, so schnell wie möglich zur alten Bar zu gelangen und Blake dort zu fesseln, damit endgültig keine Gefahr mehr von ihm ausging. Wenig später waren sie da. Chriz stieg schweigend aus und erst nachdem er sich aufmerksam umgeblickt hatte, hob er dem benommenen Gangführer von der Rückbank, schulterte ihn und brachte ihn in die verlassene, staubige Bar. Jetzt aber schnell, der Gute wurde nämlich langsam wach. Bevor er die Chance hatte, sich verwandeln zu können, musste er ihn schnell fesseln. Da er nichts besseres fand als einen Stuhl, fesselte Chris den jungen Mann dann darauf, band Handgelenke und Knöchel zusammen und sah dann ein wenig erleichtert mit schiefem Grinsen zu Kate.
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So. Da saß er nun. Sie schaute etwas skeptisch zu Chris, doch als sie sein schiefes Grinsen sah, musste sie auch lächeln. Sie hatten es schon so weit geschafft. Sie wusste, dass wenn Blake aufwachen würde, sie knallhart sein musste. ~Nichts leichter als das.~ Da Kate nicht sonderlich Lust drauf hatte, zu warten, bis Blake bei vollem Bewusstsein sein würde, ging sie zu einem Wasserhahn hinter der Theke, schnappte sich gleich einen Bierkrug und füllte diesen auf. Mir sicheren Schritten Sägewerke sie sich dann auf deren Opfer zu und positionierte sich vor diesem. Sie atmete tief durch und warf Chris von der Seite aus einen Blick zu. "Bereit?", fragte sie leise. Und im nächsten Moment schüttete sie dem Anführer das Wasser ins Gesicht.
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Ein Flohmarkt? Das tönte interessant. In all der Zeit, in der sie nun in New York lebte, hatte sie nicht einmal einen Flohmarkt besucht. Oder sonst irgendetwas getan, wobei man mit Leuten in Kontakt kam, die gemeinhin als 'normal' bezeichnet wurden. Durch Mike, Leonora und vermutlich auch David war sie in gewisser Weise immer noch an die Gangs gebunden, da sie doch die einzigen Menschen darstellten, die sich wie Leslie verwandeln konnten. Auch mit den normalen Menschen würde sie sich nie vollends identifizieren können. Sie erkannte gerade, dass sie sich nun in einer blöden Zwischen-Position befand, und das gefiel ihr nicht. ~Ich drifte ab.~ Leslies Blick fokussierte sich wieder, und sie hoffte, Leonora nicht zu lange auf eine Antwort warten gelassen hatte. "Bin dabei", teilte sie mit. "Ich hab seit Jahren keinen Flohmarkt mehr besucht, das wäre wirklich schön." Und wer wusste, worauf man da so stossen konnte? "Wann wollen wir aufbrechen?", fragte sie. David war mittlerweile aus seinem Zimmer verschwunden - da er kein Bett hatte und es sich ohnehin auf dem Sofa bequem machen würde, sah er auch keinen Sinn darin, die Frauen hinauszuscheuchen.
Während Leslie kurz nachdachte, ob sie wohl mit ihr auf einen Flohmarkt gehen wollen würde, strich sich Leonora durch ihr langes, gewelltes Haar. Sie schaute sich die Spitzen an und stellte zufrieden fest, dass diese kerngesund waren. Als ihre Mitbewohnerin antwortete, Flippers sie ihre schwarze Haarpracht nach hinten auf ihren Rücken und hätte für diese gekonnte Handbewegung bestimmt einen Preis gewonnen, würde es so etwas geben. Sie war sich sicher, dass sie den ersten Platz belegt hätte. "Super! Dann lass mich mal kurz nachschauen, wo heute einer stattfindet." Falls sie keinen im Internet finden würde, was sie ziemlich bezweifelte, könnten diebisch einfach zu sein paar Hinterhöfen hingehen, in denen immer was los war. Da es aber Sonntag war, wusste sie schon, wo sie hingehen mussten. "Der Green-Flea-Market! Dort ist es zwar rappevoll, aber er findet immer statt. Vielleicht kommen heute auch nicht ganz so viele, weil es ihnen zu kalt ist. Los komm!" Leonora ging in den Flur und zog sich ihren Mantel an, ging nochmal kurz in ihr Zimmer und nahm eine kleine Handtasche mit. Dieser Flohmarkt würde perfekt sein. Dort gab es alles, von Trödelmarkt bis Erträge einer Ernte. Also wenn dieser Markt Leslie nicht beeindrucken würde, dann wüsste sie auch nicht weiter. Sie überlegte noch einen Kommentar bezüglich Mike zu machen, ließ es aber dann doch lieber sein. Sie wollte nicht unbedingt jetzt schon mit zanken anfangen.
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