I thought of angels, choking on their halos, get them drunk on rose water. See how dirty I can get them, pulling out their fragile teeth and clip their tiny wings. #FallOutBoy #JustOneYesterday
Ihre Reaktion verletzte ihn ein wenig. Er verstand, dass sie es nicht wollte, dass er unangemeldet in ihrer Wohnung auftauchte, er würde das auch in Zukunft berücksichtigen, doch ihr so unfreundliches Verhalten missfiel ihm sehr. So schenkte er ihr nur einen leeren Blick und sagte: "Ich wünsche noch einen guten Tag", und lief die Stufen eilig hinab. Vor dem Wohnblock machte er Halt und blicke hinauf zu dem Fenster, wo ihre Wohnung sein sollte. ~Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns heute nicht mehr sehen.~ Er ging die eisige Strasse entlang, die ebenfalls mit Schnee bedeckt war und überlegte, was er heute unternehmen würde. Ursprünglich hatte er einige Termine mit Kunden gehabt, welche er vielleicht zu vorschnell abgesagt hatte, da er davon ausgegangen war, dass Leslie und er den Tag gemeinsam verbringen würden. Das gute Gefühl, dass er am vorherigen Abend empfunden hatte, war bloss so intensiv gewesen, dass er sich gewünscht hatte, es heute ebenfalls zu spüren. Er atmete schwer durch die Nase aus und setzte seinen Weg zum Central Park fort.
Leonora (Mensch) Küche
Sie hatte das Gespräch zwischen Leslie und Dante nur halb gehört, doch selbst ein Tauber hätte allein anhand der Atmosphäre bemerkt, dass es nicht positiv verlaufen war. Neugierig stand sie auf und lugte in den Flur, in welchem Leslie immer noch stand. Leonora huschte an ihr vorbei in ihr Zimmer und stellte fest, dass das Drama momentan nicht in ihrem sondern in Leslies Leben sich austobte. Vorsichtig schloss sie ihre Zimmertür und betrachtete die vielen Klamotten, die verstreut in dem Raum herumlagen. Sie könnte jetzt aufräumen, doch ihr Gefühl sagte, dass sie gleich noch etwas hören würde, dass sehr interessant sein würde.
Sobald er draussen war, schloss sie die Tür und machte sich wieder auf den Weg ins Bett. Ihrer Meinung nach fehlte es Dante schlicht und einfach an menschlichem Einfühlungsvermögen. Würde er sich in ihre Lage versetzen und miteinbeziehen, dass sie offenbar ein Morgenmuffel war, dann war ihre Reaktion nicht einmal mehr so unbegründet. Zwar immer noch unfreundlicher als nötig, aber doch nachvollziehbar. Wie auch immer. Nur weil sie gestern Abend Freundschaft geschlossen hatten, hiess das nicht, dass er sich gleich so benehmen durfte. Dankbar, dass er weg war, aber auch mit etwas getrübter Laune, liess sie sich wieder ins Bett sinken. Und hätte Mike nicht einfach hier im Bett bleiben können? Sie hatte doch gesagt, sie würde gleich wieder zurück sein. Leslie unterdrückte ein Stöhnen bei dem Gedanken daran, dass er sie gleich möglicherweise mit Fragen löchern würde. Blieb zu hoffen, dass er dafür zu müde war und sie einfach noch etwas neben ihm dösen konnte.
Endlich kam Leslie wieder zurück ins Bett, er hatte schon zu frieren begonnen. Er schlug die Decke zurück und klopfte mit einem verschlafenem Lächeln auf das Bett. Eigentlich hatte Mike nicht vorgehabt, sie jetzt zu fragen, wer das war und wieso er so früh auftauchte. Natürlich konnte er nicht anders. Er zählte eins und eins zusammen und schlussfolgerte, dass es eigentlich nur wenige Varianten gab. Entweder war dies gerade eben Dante gewesen oder der neue Mitbewohner. Er räusperte sich, da sein Hals sich sehr trocken anfühlte. Ein Glas Wasser wäre wohl besser gewesen, doch dafür war er gerade zu faul. "Sag mal... Wer genau war das denn jetzt?", fragte Mike schliesslich und schaute Leslie fragend an. Unruhig wälzte er sich auf seine Seite und schaute sie an. Er hatte noch nicht auf sein Handy geschaut, denn er war sich sicher, dass ihn dort neue Nachrichten von Raphael erwarten würden. Er musste sowieso bald los und sich darum kümmern, diesen Dante ausfindig zu machen bzw. dessen Wohnung. Mike sollte eine Akte ausfindig machen und sie in die Fabrik zurückbringen. Raphael hatte ihm zu verstehen gegeben, dass wenn er diese anschauen würde, er das nicht überleben würde. Oder nur glimpflich davonkommen würde. Wenn er noch weitere interessante Dinge in der Wohnung sehen würde, könnte er jene ruhig mitbringen. Manchmal wünschte Mike sich nicht sowas wie die rechte Hand des Anführers der Gang zu sein. Er streckte seine Beine aus und versuchte sich von seinen Gedanken loszureissen.
Sie hätte wissen sollen, dass sie ihre Energie nur verschwendete, wenn sie hoffte, Mike würde nicht fragen. Ein Seufzen entwich ihr nun doch, und sie schloss die Augen, sobald sie unter der Decke lag. Den stechenden Blick ihres Freundes spürte sie auch so noch. Wenn sie ihm sagte, dass es Dante war, dann würde Mike sich vermutlich nicht einmal anziehen, sondern gerade so wie er war aus der Wohnung rennen, um jenen einzuholen. Da sie nicht lügen wollte, wiederholte sie Dantes eigene Aussage: "Ein Bekannter von Leonora und mir. Wollte uns was ausrichten." Genau genommen, nur ihr was ausrichten. Und noch genauer genommen, war es eine Drohung gewesen. "Nichts ernstes. Ein Wichtigtuer", spielte sie die Situation herunter und wünschte sich, dass Mike nun Ruhe geben würde. Auf einen weiteren Streit konnte sie ganz gut verzichten. Es nahm sie wunder, bis wann Raphael von Mike die Informationen über Dantes Aufenthalt haben wollte, aber sie fragte nicht nach, da sie nicht auf Dante zu sprechen kommen wollte, solange er es nicht tat. "Wie hast du geschlafen?", murmelte sie, schon wieder schläfrig und im Versuch, vom Thema abzulenken.
Die Antwort genügte ihm nicht. Ganz und gar nicht. Kritisch schaute er Leslie an und öffnete den Mund, um weitere Fragen zu stellen, doch dann schloss er ihn wieder. Er würde ihr später diese Fragen stellen. Nun war er hellwach und konnte nicht mehr schlafen. Mike stand auf und streckte sich, hörte es in seinen Armen knacken. "Ich habe gut geschlafen. Und du?", antwortete er, während er sich wieder anzog. "Frühstück?", fragte er sie, als er fertig bekleidet war. Er musste los , die Arbeit rief. Er hatte nicht wirklich Lust drauf, viel lieber hätte er weiter geschlafen, doch es ging nicht. ~Je schneller ich den Auftrag erledige, desto mehr Zeit werde ich wieder für sie haben.~ Er betrachtete Leslie, sie sah sehr müde aus, doch der Tag hatte nun einmal begonnen und mit ihm kehrten die Pflichten zurück. Er ging zu dem Fenster und schaute hinaus, sah nur sehr viel Schnee und vereiste Strassen. An den Laternen hingen Eiszapfen, er hatte das Bedürfnis einen abzubrechen und mit diesem wie mit einem Stift in den Schnee Zeichen zu malen, wie er es als kleiner Junge so oft getan hatte. Er hatte das einmal bei seinem Bruder gesehen und es ihm nachgeahmt. Mike dachte nur noch selten an seinen Bruder. Er kannte ihn nicht mehr, wusste nicht einmal, ob er noch am Leben war. Er war weder traurig noch froh darüber. Er richtete seinen Blick auf den Himmel, musste sich dafür etwas verrenken, um diesen sehen zu können. ~Trüb. Bewölkt. Ich mag dieses Licht nicht. Davon wird man nicht richtig wach.~ Er mochte den Winter nicht wirklich.
Als sie hörte, wie er die Arme knacken liess, öffnete sie die Augen wieder. Weshalb steckte er auf einmal voller Energie? Konnten sie nicht einfach noch etwas liegen bleiben? "Hm-h", gab sie nur von sich und sah zu, wie er sich anzog. Eigentlich hatte sie nicht besonders Lust zu frühstücken. Da Mike jedoch bestimmt bald aufbrechen würde, wie sie ihn kannte, wollte sie die übrige Zeit, die er noch da war, gerne mit ihm verbringen. ~Selbst wenn die Stimmung harmonischer sein könnte.~ Sie hatte nämlich ganz genau gemerkt, wie unzufrieden er mit ihrer knappen Antwort war. Vermutlich würde er später noch darauf zurückkommen. Nachdem sie sich aufgesetzt und ebenfalls einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte, entschied sie, sich nicht weiter anzuziehen, sondern so zu bleiben, wie sie war. "Ja, wieso nicht." Sie stieg aus dem Bett und machte sich auf den Weg in die Küche. Ob sie Leonora einladen sollte, mit ihnen zu frühstücken? ~Wobei sie nicht gerade zur Harmonie beiträgt. Und bestimmt hat sie schon gefrühstückt, weil sie früher aufgestanden ist.~ Sie holte Geschirr aus dem Schrank und starrte dann die Kaffeemaschine an. ~Ich weiss nicht einmal, ob er Kaffee trinkt.~
Er kam in die Küche geschlendert und machte den Kühlschrank auf. "Wir können die restlichen Pfannkuchen aufessen", schlug er vor und holte diese einfach mal raus. Auf Rührei hatte er nicht wirklich Lust, vielleicht aber Leslie? Hatten sie überhaupt Eier? Er lugte noch einmal in den Kühlschrank und sah, dass dieser fast leer war. ~Stimmt, die Eier haben wirr für die Pfannkuchen aufgebraucht.~ Also schloss er resigniert die Tür und pustete sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, was nicht wirklich viel brachte, da sie wieder zurückfiel und er etwas genervt sie dann wegwischte. "Was genau wollte er denn, euer Bekannter?", fragte er, während er in den Küchenschränken nach Tassen suchte. Er war noch nicht oft da gewesen und er konnte sich solche Dinge nicht gut merken. "Du willst bestimmt einen Tee oder?", sagte Mike und suchte nun nach Tee. Es nagte an ihm, dass Leslie ihm keine konkrete Antwort bezüglich des Mannes gab. Wer war er? Immer mehr begann er zu denken, dass es sich um Dante handelte, die Beschreibungen von Raphael trafen zu. ~Gross, schlank, Brite.~ Sein Herz begann etwas schneller zu pochen. Hatte er etwa DIE Gelegenheit verpasst? Seine Augen schauten hektisch umher, während er versuchte sich zu erklären, ob das wirklich Dante Lockwood gewesen war.
Sie deckte den Tisch und nahm ihm die Tassen ab, um sie ebenfalls hinzustellen. Auf seine Frage hin, ob sie Tee wolle, nickte sie und setzte schon einmal Wasser auf. "Du? Kaffee oder Tee?", fragte sie und überging seine andere Frage vorerst. Sie legte einen Teebeutel in ihre Tasse und lehnte sich dann gegen die Theke, da der Wasserkocher wohl noch etwas brauchte. "Er wollte uns über die Panthers informieren, aber wusste nicht wirklich etwas Neues. Ausserdem..." Sie hielt einen Moment inne, um das nun heisse Wasser in ihre Tasse zu giessen. ~Notlügen sind erlaubt, ich will ihn ja nur beruhigen~, dachte sie, als sie seine hektischen Blicke auffing. "...wollte er Bescheid geben, dass er vermutlich nächste Woche einzieht." Die Lügen gingen ihr mühelos über die Lippen, aber das erstaunte sie nicht weiter. Allerdings schaute sie dabei aus dem Fenster, denn in die Augen sehen konnte sie Mike dabei nicht. Es sah kalt aus, richtig kalt, aber sie freute sich darüber, dass der Schnee liegen geblieben war. Vielleicht würde sie später spazieren gehen.
"Das war David?", fragte er entsetzt. Er drehte sich zu Leslie um und schaute sie entgeistert an. "Der... Mit dem wirst du zusammenwohnen?" Er vertraute Leslie. Aber nicht diesem Typen. "Der wird sich bestimmt an dich ranmachen", zeterte er weiter. Er geriet immer mehr in Rage. Seine Haut begann plötzlich zu jucken. Mike schaute seine Arme an, die eine merkwürdige Farbe angenommen hatten. Er versuchte seine Verwandlung zu kontrollieren, doch er würde das nicht lange unterdrücken können. "Weisst du was, ich habe doch keinen Hunger", sagte er nur und ging in den Flur, um sich seine Schuhe anzuziehen. Er kam gerade nicht mit der Situation zurecht und überreagierte deswegen. Er zog seine Jacke vom Kleiderhaken, etwas zu stürmisch, er hörte etwas leicht reissen. Leise fluchte er vor sich hin und sagte noch: "Ich muss jetzt los, die Arbeit ruft." Er würde unterwegs sich etwas zu essen holen. Mike zog seinen linken Jackenärmel hoch und sah schon, wie sich ein gelber Flaum bildete mit schwarzen Pünktchen. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, er musste so schnell wie möglich sich eine Ort suchen, wo er sich ungestört verwandeln konnte. Also die Fabrik. Er würde sich in Raphaels Zimmer verstecken und dort liegen bleiben, bis er seinen Körper wieder unter seiner Gewalt hatte. Nur Raphael kannte sein Problem und dieser sagte ihm, dass er nicht der einzige mit diesem Problem sei. Seine Gedanken überschlugen sich und er wollte nur noch rausrennen.
Sie bereute es sofort, gelogen zu haben. Weshalb musste er auch so eifersüchtig reagieren? Er hatte nicht einmal so stark reagiert, als sie ihm erzählt hatte, bei Dante übernachtet zu haben. Bei Dante, den er für so gefährlich hielt! "Nein, nein... Hör zu -", sagte sie rasch, während sie nach Worten rang, um die Situation noch irgendwie retten zu können. Allerdings machte sich Mike bereits aus dem Staub, und sie folgte ihm eilig in den Flur. "Du reagierst total über. Bleib hier, bei mir." Zum zweiten Mal in Folge endete sein Besuch damit, dass er übereilt aus der Wohnung stürzen und gehen wollte, während sie ihn anbettelte zu bleiben. ~Hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit~, doch der Gedanke war bereits ziemlich resigniert. In dem Moment klingelte es an der Tür, und sie zuckte zusammen, weil das unerwartet kam. ~Wer mag das sein? Ausgerechnet jetzt, typisch.~ Da sie die Person draussen auch nicht warten lassen konnte, bis sie und Mike das geklärt hatten, drückte sie kurzerhand die Klinke runter und öffnete die Tür.
David (Mensch) Manhattan
Nach dem seltsamen Abend gestern war er einfach nur froh, die Wohnung gefunden zu haben. Er war müde und hoffte, sich ein wenig hinlegen zu können. Leonora hatte bestimmt nichts dagegen, die Formalitäten wegen der Wohnung erst später zu besprechen. Hoffentlich war sie da, er wollte sie auch noch wegen der neuen Gang fragen. Er bezweifelte nämlich stark, dass die Informationen der Kleinen richtig waren. Ihren Namen wusste er im übrigen nicht mehr, allerdings versuchte er auch nicht weiter, sich daran zu erinnern, da es ihm egal war. Nun klingelte er an der Tür und stellte sein Gepäck ab. Sein Kram hatte in eine kleine Reisetasche gepasst, viel war es ja nicht. Die Tür schwang auf, und er sah sich einem Mann in seinem Alter sowie einer jungen Frau gegenüber. ~Soweit ich mich erinnere, hat Leonora von einem zweiten Mädchen gesprochen. Das ist dann wohl sie. Und er?~ Er räusperte sich und lächelte ein kleines, höfliches Lächeln. "Hallo, ich bin David. Der andere Mitbewohner. Du musst Leslie sein, und du bist...? ", fragte er und sah zwischen ihr und Mike hin und her.
"Woher sollte ich denn wissen, dass der aussieht wie... wie... keine Ahnung! Und auch noch Brite! Die tun auf fein und spannen einem dann die Freundin aus!", entgegnete er nur aufgebracht und zuckte beim Klingeln zusammen. Leslie griff an ihm vorbei, um die Türklinke zu öffnen. Vor ihm stand ein junger Mann. ~Noch einer!? Wie viele Männer sollen denn heute noch vorbeikommen?~ Er hoffte einfach nur, dass dies nicht noch ein weiterer Bekannter von Leslie war. Und dann stellte er sich vor. David. Mike stand reglos vor der Tür und musterte diesen Mann. Das war eindeutig nicht der von vorhin. Er wandte sich abrupt von der Tür ab und starrte Leslie wütend an. Wobei diese Beschreibung ziemlich harmlos noch ist. "Leslie. Willst du mich eigentlich verarschen?", fuhr er sie an. Er konnte seinen Zorn kaum noch bändigen. Er hörte, wie eine Tür leise geöffnet wurde, wahrscheinlich war es Leonora, die neugierig aus ihrem Zimmer lugte und den Streit mitbekommen wollte. Er würde ihr eine Show darbieten, an die sie sich noch Jahre erinnern würde. "Du lügst mir einfach so ins Gesicht? Dabei wollten wir uns doch ehrlich gegenübertreten. Was stimmt eigentlich nicht mit dir!", sagte Mike mit erhobener Stimme. Er deutete auf David, der immer noch im Türrahmen stand und schrie beinahe schon: "Das ist eindeutig David!" Es tat ihm Leid, dass dieser Kerl da jetzt mit reingezogen wurde. Er war ganz einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. ~Das bedeutet der Typ vorhin am Tisch...~ Plötzlich stürmte Mike die Treppenstufen hinab und rannte aus dem Hochhaus hinaus. Er hoffte, dass Leslie ihn nicht verfolgen würde. Er rannte die verschneite Strasse entlang. ~Wo kann er nur hingegangen sein?~ Er begann zu keuchen und wusste, dass er sich eigentlich in die Lüfte schwingen müsste, um Dante ausfindig zu machen.
Wenn sie sich nicht irrte, lautete die Definition vom feinen Briten anders. Aber vermutlich war es besser, wenn sie ihn nicht korrigierte. Ausserdem durfte sie sich gleich noch mehr anhören, und bei Mikes Tonfall zuckte sie wieder zusammen. ~Autsch.~ Warum sagten ihr in letzter Zeit ständig Leute schmerzhafte Dinge ins Gesicht, die sie ohnehin schon wusste? Erst Dante, jetzt Mike. Ihr war ja auch klar, dass sie gesagt hatten, sie würden ehrlich zueinander sein. "Du wärest ihm doch gleich hinterher gerannt!", protestierte sie. Und genau das schien Mike nun wieder durch den Kopf zu gehen, denn in der nächsten Sekunde stürzte er an ihr vorbei und rannte los. ~Verdammt!~ Gestresst blickte Leslie zu David, der die ganze Szene etwas irritiert beobachtet hatte, sich jedoch klugerweise nicht eingemischt hatte. "Leonora ist drinnen", stiess sie hervor und drängte sich dann ebenfalls an ihm vorbei, schlüpfte nur in ihre Schuhe, um Mike hinterher zu rennen. Erst draussen in der eisigen Kälte fiel ihr auf, dass sie nicht einmal eine Hose trug. ~Vielleicht wirkt das ja mitleiderregend auf Mike, und er lässt den Unsinn sein~, dachte sie bitter. "Mike! Bleib stehen!" Solange sie ihn sehen konnte, bestand die winzige Möglichkeit, dass sie ihn einholen würde. "Denk doch nach, du holst ihn sowieso nicht ein!" Atmen, atmen nicht vergessen. Ihr Herz raste. "Ich... helf dir, aber bleib stehen!" Vielleicht tat sie das ja wirklich. Sie war ihm nach ihren Lügen etwas schuldig.
David (Mensch) Wohnung
Seinen Gesichtsausdruck konnte man durchaus als verstört beschreiben, nachdem er Leslie und Mike einen Moment hinterher geschaut hatte. Verwirrt schüttelte er den Kopf, betrat die Wohnung und zog die Tür hinter ihm ins Schloss. Seine Tasche liess er neben den Schuhen stehen und er sah sich um. Am Ende des Flurs entdeckte er Leonora, die den Kopf aus der Tür steckte. Erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen, rief er ein "Hallo!" und zog die Schuhe aus. "Zeigst du mir mein Zimmer?", fragte er und deutete auf sein Gepäck. ~Ich frage mich ja, ob es hier immer so zu und her geht. Ich hatte eigentlich auf einen ruhigen Rückzugsort gehofft...~
Er hörte hinter sich jemanden Laufen und vernahm dann Leslies Stimme. Er beschleunigte seinen Gang und blieb erst stehen, als sie ihm ach so liebliche und süsse Worte zurief. Sie würde ihm helfen. Er drehte sich zu ihr um und schaute sie immer noch kritisch an. "Sicher, dass du mich nicht anlügen wirst?", sagte er boshaft, wusste aber, dass jetzt genug war. Seine Wut auf Leslie verrauchte schon langsam, war jedoch immer noch vorhanden. "Sag mir, wo er wohnt. Zeig es mir. Wenn er jetzt unterwegs ist, gibt es keine bessere Gelegenheit. Das ist meine Chance." Mike sagte das mit einer solchen Dringlichkeit in seiner Stimme, dass er hoffte, dass Leslie verstand, wie wichtig das für ihn war. Er würde nicht nur seinen Auftrag erfolgreich beenden und somit Raphael um einiges helfen, sondern auch wieder Zeit für sie haben. Oder eher gesagt für das "Uns". ~Warum muss sie sich auch eine so einflussreiche Person als Freund aussuchen. Ausgerechnet Dante!~ Erst jetzt bemerkte er, dass Leslie so gut wie gar nichts anhatte. Entsetzt zog er seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. "Du wirst noch krank", murmelte er, beinahe zu sich selbst. Die Leute, die an ihnen vorbeiliefen, schauten nur neugierig oder perplex.
Leonora (Mensch) Wohnung
Sie beobachtete das Spektakel und sah, wie Leslie eindeutig von ihrem Freund gekränkt wurde. Kein Wunder, das waren auch harte Worte. Nun stürmten beide aus der Wohnung und Leonora schaute ein wenig begeistert aber auch mitleidig hinterher. "Die scheinen ja wirklich das Drama zu lieben", sagte sie nur und lächelte dann David an. "Guten Morgen!", trällerte sie und lief voraus. Sie öffnete ein Zimmer, welches noch kahle Wände hatte und komplett leer, aber sauber war. "Ich wusste nicht, ob du Tapeten oder deine Wand anstreichen willst. Deswegen habe ich es einfach mal so gelassen." Sie schaute sich um. Das Zimmer sah exakt so aus wie ihres oder das von Leslie. Alle drei Zimmer hatten identische Masse, ausser das Wohnzimmer, das war ein klein wenig grösser. "Wenn Mike hier nicht ist, ist es ruhiger", sagte sie nur, weil sie das Gefühl hatte, dass sie das erwähnen musste.
Wenn sie an Mikes Stelle wäre, hätte sie damit aufgehört, so verletzend zu sein. Es grenzte nämlich sowieso an ein Wunder, dass sie noch nicht ausgerastet war, und wenn er so weitermachte, durfte er sich bald auch so einiges anhören dürfen. Allerdings schien er seine Chance zu wittern und beruhigte sich genug, um sie gleich wegen Dante mit Fragen zu löchern. ~Wusste ich's doch, dass ich ihn damit kriege.~ "Wenn wir zuerst noch einmal nach Hause gehen und ich mir was anziehen kann", sagte sie trotzig und weil sie ihren Willen durchsetzen wollte. Mike war ja auf ihre Hilfe angewiesen, also würde er gefälligst tun, was sie wollte. Als sie sich für die Jacke bedankte, klang sie jedoch auch schon wieder etwas sanfter.
David (Mensch) Wohnung
Er schnappte sich seine Tasche und folgte Leonora in sein zukünftiges Zimmer. Mit Bedauern stellte er fest, dass es keine Einrichtung gab. Kein Bett also, in dem er sich ausruhen konnte. Vielleicht durfte er sich ein wenig auf dem Sofa ausruhen, ehe er sich um andere Dinge kümmerte. Davor wollte er sich allerdings noch mit ihr unterhalten. "Danke", erwiderte er und stellte die Tasche ab. Er konnte jetzt schon sagen, dass das Zimmer auch eingerichtet nicht viel anders aussehen würde, da ihm eine Schlafunterlage und ein Schrank wirklich reichten. Ihre Bemerkung nahm er zur Kenntnis, sagte aber nichts weiter dazu. ~Mike heisst er. Ich schliesse mal daraus, dass das vermutlich Leslies Freund ist.~ Mehr wollte er nicht darüber nachdenken, da er sich von Leslie erst ein eigenes Bild machen wollte; jedenfalls, wenn er sie öfters sehen würde. "Ich hab da so ein paar Gerüchte gehört, über die ich Klarheit will. Du weisst bestimmt mehr. Hättest du vielleicht etwas Zeit für mich übrig oder musst du gerade los?", fragte er höflich.
Ihm gefiel das nicht, dass er wieder zu ihrer Wohnung zurückkehren sollte, doch er verstand auch, dass es notwendig war, schliesslich war sie spärlich bekleidet. Er grummelte leise eine Zustimmung und legte schützend seinen Arm um seine Freundin und machte sich mit ihr wieder auf den Heimweg. Er blieb angespannt, denn er wollte nicht, dass Leslie auch nur versuchte, ihn zu beruhigen. Denn wenn sie dies schaffen würde, würde er bestimmt nicht mehr nach Dante suchen, jedenfalls nicht in diesem Eifer, der ihn gerade gepackt hatte. Mike betrachtete von der Seite aus Leslie. Sie wusste, wo Dante wohnte. Wenn sie es ihm verriet, würde sie sich nur in Gefahr bringen. Plötzlich bekam er ein schlechtes Gewissen. Sollte er sie wirklich solch einer Gefahr aussetzen? Vor Dante war sie nicht sicher, er würde sie aufspüren, wenn er nur wollte. Ihm wurde flau im Magen und es tat ihm Leid, dass er so einen Druck auf sie ausgeübt hatte. Würde Dante sie umbringen, wenn sie es ihm erzählen würde? Sie kamen vor der Eingangstür an und er sagte etwas nervös und auch ängstlich: "Vielleicht solltest du mir doch nicht helfen. Ich weiss, dass ich die ganze Zeit etwas anderes behauptet habe, aber wenn ich es mir so Recht überlege, ich das vielleicht gar nicht mal so klug." Er fühlte sich wie der letzte Idiot. Nicht nur, dass er die ganze Zeit sie angefleht hatte, ihm zu sagen, wo Dante wohnt, sondern auch, dass er die Konsequenzen nicht früher hatte daraus schliessen können. Er war so auf seinen Auftrag fokussiert gewesen, dass er an das Wichtigste nicht gedacht hatte. Nämlich Leslie. Er schämte sich.
Leonora (Mensch) Wohnung
Sie ging zur Fensterbank und stützte sich an dieser ab. "Klar, leg los. Meine Schicht beginnt erst heute Abend." Sie fragte sich, um welche Gerüchte es sich wohl handelte. War etwas in der Gang passiert? Sie würde ihm da nicht weiterhelfen können. Sie erinnerte sich an den vorherigen Abend und wäre wahrscheinlich errötet, wenn sie nicht so viel Wert auf ihren Auftritt legen würde. Es war ihr nun einmal extrem wichtig, wie sie sich repräsentierte. Leonora band sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und schaute David erwartungsvoll an.
Sie wollte seinen Arm eigentlich gerade nicht um sich spüren, konnte ihn aber schlecht zurückweisen. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass das sein Ego wieder kränken würde. Als sie wieder vor der Wohnung standen, überraschte Mike sie aufs Neue. Der Blick, den sie ihm zuwarf, konnte fast schon als genervt bezeichnet werden. "Ach was?", grummelte sie nur und stiess die Tür auf. Sie wusste auch nicht, was sie davon halten sollte. Wer sagte, dass er es sich nicht wieder anders überlegt hatte, bis sie sich angezogen hatte? Ohne weiteren Kommentar zog sie die Schuhe aus und verschwand in ihr Zimmer. Nachdem sie schnell ein paar Klamotten übergeworfen und sich die Haare gekämmt und dann wieder zusammengebunden hatte, setzte sie sich auf die Kante ihres Bettes. ~Und was nun?~ Sie würde Dante bestimmt nicht verraten, nachdem Mike eben entschieden hatte, dass das vielleicht nicht nötig war. Andererseits konnte sie beinahe mit Sicherheit sagen, dass er sie wieder dazu drängen würde - wenn nicht jetzt, dann spätestens in ein paar Tagen. Unschlüssig starrte sie auf den Boden und nahm erst da die durch die Wand gedämpften Stimmen Leonoras und Davids wahr.
David (Mensch) Wohnung
Seine Hoffnung, sich vielleicht bereits auf das Sofa setzen zu können, wurden vernichtet, als sie sich auf die Fensterbank stützte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich an die Wand zu lehnen und zu hoffen, dass das Gespräch nicht allzu lange dauern würde. "Ich habe von einer neuen Gang gehört, allerdings von einer sehr schlechten Quelle, wie ich vermute. Deshalb dachte ich, du könntest mich aufklären. Angeblich spielt ein Dante Lockwood eine Rolle", berichtete David das wenige, was er wusste. Nachdenklich sah er zu Leonora und wartete mit gemischten Gefühlen auf ihre Antwort, da er nicht wusste, was ihn erwarten würde und er doch bis zu einem gewissen Grad mit schlechten Nachrichten rechnete.