Das hiess also, jetzt. Aber Leslie war das nur recht, denn sie brauchte Ablenkung, um sich nicht alleine mit ihren Gedanken wiederzufinden. Und der Green-Flea-Market tönte wie etwas, das man gesehen haben musste. Es würde hoffentlich kaum eine langweilige Sammlung von denselben langweiligen Gegenständen sein, die man überall fand. Da vertraute sie auf Leonoras guten Geschmack, den sie in den meisten Lebensbereichen bewies. Vielleicht fanden sie sogar etwas Hübsches, um die Wohnung aufzupeppen, die bisher ja doch relativ schlicht eingerichtet war. Sie zog ihren Mantel an, steckte ihre Geldbörse in eine der grossen Manteltaschen und streifte Handschuhe sowie einen Schal über. Gestern hatte immerhin ein halber Schneesturm getobt. Die beiden jungen Frauen verliessen die Wohnung und machten sich auf den Weg in Richtung des Central Parks. Tatsächlich war es, wie Leonora schon erwähnt hatte, recht kalt, und es tanzten feine, kleine Schneeflocken durch die Luft. Mal schauen, was der Tag mit sich bringen würde. An Dante oder vor allem Mike würde sie jedenfalls keine weiteren Gedanken verschwenden.
Sie lief bedacht, setzte extra ihre gesamte Schusohle auf den Schnee, um es Knirschen zu hören. Ein dumpfes und für sie beruhigendes Knirschen. Sie schaute Leslie von der Seite aus an und setzte dann doch zu einem vielleicht provokanten Satz an: "Warum bist du eigentlich noch mit Mike zusammen? Das ist doch eine dieser on-off Beziehungen oder? Vielleicht wäre es gar nicht mal so Übel weiterzuziehen. Verstehst du, was ich meine? Du könntest bestimmt etwas besseres als ihn finden." Leonora, die sich noch nie wirklich ernst mit jemanden gebunden hatte war da vielleicht nicht gerade qualifiziert in solchen Ratschlägen, doch immerhin war sie eine Außenstehende, die noch einigermaßen neutral über die Beziehung dachte, da sie nicht sonderlich viel mitbekommen hatte von den Gedanken der beiden. Als die Wolken über die Sonne gezogen waren, scheinte auf einmal alles grell und kurz schloss Leonora ihre Augen, öffnete sie dann einen Spalt breit und war entzückt von dem bunten Glitzern im Schnee. Nicht, dass sie das jemals zugeben würde. Irritiert schaute sie nach rechts, als sie von dort ein wildes Fauchen hörte. Sie erblickte einen Fuchs, der sich auf eine schmale schwarze Katze stürzte und immer wieder versuchte, seine Fänge in diese hineinzubohren. Doch sie wehrte sich und biss und kratzte, was das Zeug hielt. Sie griff Leslie kurz am Arm, um sie zum Stehen zu bringen. Irgendwas menschliches ging von diesen beiden Tieren aus. "Denkst du, dass wir...?" Die Katzte machte einen Satz zurück und rannte direkt auf Leonora und Leslie zu. Der Fuchs hinterher. "Ach du scheiße...", entfuhr es Leonora. Als der Fuchs doch tatsächlich immer näher kam, wartete sie auf den richtigen Moment und verpasste diesem einen Tritt in den Bauch, der dazu führte, dass der rote Fellhaufen winselte und ein paar Mete weiter gekrümmt zu Boden ging. Er schien jedoch nicht so schnell aufgeben zu wollen, denn mühsam erhob sich dieser wieder und funkelte die beiden Frauen wütend an.
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Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Leonoras Aussage einfach zu überhören. Dann überlegte sie, ihr einfach etwas hinzuwerfen, damit sie die Klappe hielt, oder aber eine kryptische Antwort zu geben. Da keine der beiden Optionen vermutlich dazu führen würden, ihr Ziel zu erreichen, liess sie es einfach ganz sein und stellte eine Gegenfrage. "Warum versuchst du nicht, jemanden für dich zu finden, der länger als eine Nacht bleibt?" Ihr Ton war so höflich, dass es beinahe schon wieder irritierte und bockig klang. Glücklicherweise liess sich Leonora in dem Moment von einem Fauchen ablenken, und Leslie folgte ihrem Blick. ~...dass wir eingreifen sollten? Nein.~ Ihr lag nichts an der Katze und auch nichts am Fuchs. Les mochte zwar ein emotionaler und impulsiv gesteuerter Mensch sein, aber auch ein wenig narzisstisch. Das Wohl der Katze war ihr egal, zumal es der Lauf der Natur war, dass ein jeder irgendwann ins Gras biss. Oder in diesem Fall, zu Tode gebissen zu werden. ~Ha.~ Leslie merkte an ihren kalten, zynischen Gedanken, wie Leonoras unbedachter Kommentar von vorhin schon wieder ihre Laune verschlechtert hatte. Der Grund, weshalb sie trotzdem nicht weiterging, war, dass die Situation unnatürlich wurde und in dem Sinn interessant, als die Tiere auf sie zu rannten und der Fuchs mit einem Tritt durch die Luft befördert wurde. Nun betrachtete Leslie das Tier mit wachsender Neugier.
Zu ihren Füßen fauchte die Katze und versteckte sich hinter den beiden Frauen, peitschte aufgeregt mit dem Schwanz. Der Fuchs schien abzuwägen, ob er auf sie lossprinten sollte oder nicht. Leonora schaute selbstbewusst auf das Raubtier vor sich. "Komm doch", sagte sie und machte sich für den nächsten Tritt bereit. Eine Hand hielt sie jedoch schon an ihrem Messergürtel bereit, falls dies wirklich blutiger enden sollte. Der Fuchs schlich geduckt auf die beiden zu und Leonora war drauf und dran, ein Messer zu werfen, als ein Knurren sie innehalten ließ. Ein schwarzer Wolf stieß zu dem Fuchs herbei. Leonora blickte entsetzt den Rüden an, nicht, weil es ein Wolf war, sondern ihr Bruder. Dieser bellte einmal laut und knurrte dann weiter. ~Dacht ich's mir doch. Die ColdKillers.~ Sie wagte es nicht, einen Blick auf den kleinen Kater zu werfen. Wer das wohl sein mochte? Ein Spion? Oder einer, der gegen die Regeln der Gang verstoßen hatte und nun bestraft wurde? Der Wolf stellte sich auf seine Hinterläufe und verwandelte sich langsam zu einen Menschen, eher gesagt zu Raphael. Dieser musterte, als die Verwandlung vollbracht war, erst Leonora dann Leslie. Bei ihr lächelte er kurz. "Leslie. Lang nicht mehr gesehen." Leonora ließ immer noch nicht von ihrem Gürtel ab. "Was willst du?", fragte sie störrisch.
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Als das Knurren Raphaels erklang - der in dem Moment noch von einem Wolf verkörpert wurde - zuckte Leslie zusammen. ~Gott, bin ich schreckhaft.~ Und unaufmerksam. In ihrem Innern schalt sie sich dafür. Äusserlich machte sie ihren Ärger darüber und über die Frage, weshalb sie nicht einfach weitergegangen waren, durch ein genervtes Seufzen bemerkbar. Dann stand Leonoras Bruder in voller Grösse vor ihnen. "Hallo, Raphael", erwiderte sie. Sie hasste es, hier zu stehen und nicht die Möglichkeit zu haben, einfach wie ein normaler Mensch durch New York zu spazieren, ohne in irgendetwas verwickelt zu werden, das mehr oder minder direkt mit den Gangs in Verbindung stand. "Von uns will er kaum etwas", machte sie Leonora auf die eigentlich offensichtliche Tatsache aufmerksam. Hätte sich die Katze nicht hinter ihnen beiden versteckt, wäre es zu keinem Zusammentreffen gekommen. Folglich gab es nichts Dringendes, was Raphael ihnen mitteilen wollen würde. Oder? "Wir wollten euch nicht aufhalten. Lass uns weitergehen." Nach Leslies Auffassung waren ja eigentlich sie aufgehalten worden, aber vermutlich wollte davon gerade niemand etwas hören.
Sie gab innerlich Leslie Recht. Am besten wäre es, wenn sie jetzt einfach gehen würden. "Ihr könnt den Kater haben, schließlich seid ihr uns in die Quere gekommen. Ich wollte mich bloß verteidigen." Raphael verschränkte seine Arme. Obwohl es Winter war, stand er im Shirt vor ihnen, hatte nicht einmal eine Gänsehaut von der Kälte, was Leonora ein komisches Gefühl in der Magengegend einbrachte. Sie machte Anstalten loszulaufen, doch der Fuchs knurrte. "Ihr könnt nicht einfach ein Mitglied der Gang treten und erwarten, dass ich nichts dagegen unternehmen werde. Außerdem scheint der Kater sehr an euch zu hängen." Wortwörtlich, denn als sie nach hinten zum Kater sehen wollte, kletterte dieser gerade an Leslies Beinen hoch. ~Der wird nen Schlag von ihr bekommen...~ "Nehmt das Vieh und lasst uns gehen!", antwortete sie nun sichtlich genervt. Alles, was sie wollte, war es zum Flohmarkt zu gehen. Raphael schien zu überlegen, ob er die beiden wirklich einfach gehen ließ. Bald konnte man Langeweile auf seinem Gesicht sehen und er zuckte mit den Schultern. "Los, gebt schon her." Der Fuchs neben ihm jaulte kurz empört auf, doch Raphael unterband dieses, indem er dem Fuchs eine auf die Schnauze verpasste. Jener gab dann Ruhe und stand geduckt neben ihm, schaute gepeinigt zu Boden. Leonora hatte gehört, dass durch die Hochzeit viele in der Gang an Raphael gezweifelt hatten, ob er denn noch fähig sei, eine Gang zu leiten. Die Furcht, dass er zu weicht geworden war, brachte ihn nur dazu, brutaler denn je durchzugreifen und sich wieder Respekt zu verschaffen. Er leitete seine Gang weiter wie ein Rudel und zeigte, dass er es würdig war, an oberster Spitze zu sein.
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Wenn es etwas gebracht hätte, sich zu streiten, dann hätte sie eingeworfen, dass sie sich zum Zeitpunkt, als Leonora den Fuchs getreten hatte, noche nicht bewusst gewesen waren, dass es sich dabei um ein Gangmitglied handelte. Aber zu streiten würde nichts nützen, vor allem nicht mit Raphael. ~Oh, allseits geliebter Raphael.~ Während sich die Geschwister in, wie sie vermutete, üblicher Manier zankten, bemerkte Leslie ein Ziehen am Stoff ihrer Hose. Verwundert schaute sie hinab und bemerkte den Kater. ~Herrgott nochmal!~ Sie packte das schmächtige Tier im Fell seines Nackens, zog die Krallen aus ihrer Jeans und hob es vor ihr Gesicht. Nachdenklich starrte sie in die Augen der Katze und versuchte zu ergründen, wer es war. Sie musste eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte. "Was wollt ihr mit ihm tun?", fragte sie, nun sichtlich neugierig geworden, und nahm den Kater auf die Arme, damit er nicht mehr so bedeppert in der Luft hing. Nicht, dass Les das Recht hatte, Raphael irgendetwas vorzuenthalten; im Gegenteil schuldete sie ihm eher etwas, aber bis jetzt schien er nicht darauf zurückzukommen. Na, darauf hinweisen würde sie ihn bestimmt nicht. Und eigentlich wollte sie ebenfalls nur zum Flohmarkt, doch da ihr die ColdKillers einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten, kam es auf die paar Minuten auch nicht mehr drauf an. Und nun witterte sie Drama, wie ein Jagdhund Blut leckte.
Sie stellte sich neben Leslie und bedachte den schwarzen Kater. Einen Augenblick lang dachte sie, dass er schadenfreudig zu dem Fuchs schauen würde, doch im nächsten Moment war dieser Gedanke verflogen. Verwirrt fragte sich Leonora, wie sie vorhin etwas menschliches in dem Tier hatte sehen können. ~Er wirkt wir eine ganz normale Katze.~ Diese schnurrte sachte in Leslies Armen und schien es sich gemütlich zu machen. "Das geht euch herzlich wenig an, was wir..." Er wurde unterbrochen, als sein Handy klingelte. Raphael ging ran: "Was gibt's?" Sein Gesichtsausdruck wurde skeptisch. "Sicher? Denn eigentlich sollte ich ihn vor mir haben..." Er warf verstohlen einen Blick auf das kleine Bündel, dass nun genüßlich die Augen geschlossen hatte. Plötzlich heiterte sich sein Gesicht auf. "Wirklich? Wartet auf mich, geht nicht eher rein!" Er legte auf und schaute den Fuchs böse an, der wohl schon bemerkte, dass er gleich in Schwierigkeiten stecken würde. "Du bist zu nichts zu gebrauchen", murmelte Raphael erbost und trat dem Fuchs leicht gegen die Flanke. Der Fuchs wankte zur Seite, ließ es aber über sich ergehen. Leonora verstand nicht, wie man sich sowas nur gefallen lassen konnte. ~Wahrscheinlich Masochist...~ "Ihr könnt das Flohbündel behalten", sagte ihr Bruder nur, drehte sich um und lief hastig weg, der Fuchs folgte ihm. Leonora begriff noch nicht so Recht, was geschehen war. Was sie jedoch verstand, war, dass die Situation sich eredigt hatte. Sie kraulte den Kater hinter den Ohren. "Da hast du aber noch einmal Glück gehabt", sagte sie belustigt und fragte ich, ob er womöglich wirklich Flöhe hatte.
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Leslie (Mensch) Central Park . Natürlich würde sich das Drama, wenn es mal nicht in ihrem Leben stattfand, hinter für sie geschlossenen Türen abspielen. Der Anführer der Gang verschwand und mit ihm sein Gefolge. Sie sah den beiden immer noch etwas perplex hinterher und liess dann den Kater auf den Boden. ~Schade, dass du doch ein ganz normaler Streuner zu sein scheinst.~ Kurz fragte sie sich, ob es nicht doch irgendwie möglich war, dass Raphael und der andere in dem Moment hereingelegt wurden von dem kleinen Tier, aber das war natürlich Blödsinn. "Lass uns weitergehen", sagte sie nun zum zweiten Mal, "wir haben genug Zeit verplempert." Wenigstens hatte es in der Zwischenzeit zu schneien aufgehört. Das Aufklären des Himmels hatte aber auch zur Folge, dass es noch ein wenig kälter wurde. Da war es nur gut, wenn sie sich wieder in Bewegung setzten. "Ist es noch weit?", fragte sie und hoffte, dass Leonora ihr zuvor begonnenes Gespräch vergessen hatte und ihr stattdessen ausführlich über irgendwas erzählen würde, wie sie eben gerne vor sich hin plapperte.
Sie begann ein wenig zu frösteln und lief dann weiter. "Ein wenig wird wohl noch dauern, aber im Notfall können wir auch ein Taxi nehmen." Ihr fiel wieder die Bemerkung von vorhin ein, beschloss jedoch, nicht darauf zu antworten. Oder vielleicht doch? "Ich bin einfach nicht der Typ für etwas festes...", sagte sie nur. Das einzige, wass sich nie an ihr veränderte, war ihre Eitelkeit. Sie hörte es hinter sich miauen. Immer wieder. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah den Kater Leslie hinterhertrippeln. "Den wirst du nicht so leicht los, wie es aussieht", sagte sie schmunzelnd. ~Dabei habe ich es vor dem Fuchs gerettet... Mistvieh.~ Sie beschleunigte ihren Gang, wollte einfach nur so schnell wie möglich zum Flohmarkt. Doch je schneller sie liefen desto lauter und empörter miaute der Kater. Irgendwann begann es sie zu nerven und sie wünschte, sie könnte ihn genauso wegkicken wie den Fuchs vorher, doch nun waren zu viele Menschen um sie herum. Bestimmt würde eine Frau aus dem Tierschutz sie dann anblaffen und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Eigentlich hatte sie nichts gegen Katzen, aber dieses Exemplar trieb sie langsam zur Weißglut.
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"Nein, das passt schon. Vielleicht für den Rückweg." Sie mochte es, durch den winterlichen Central Park zu spazieren. Es lag nicht viel Schnee, aber genug, um Spuren hinterlassen zu können. Es sah so lebendig aus. Raphael war, wie man so schön sagte, längst aus den Augen - aus dem Sinn Leslies, die ihr heimliches Vergnügen über den Spaziergang in vollen Zügen auskostete. Erst auf Leonoras Worte hin fiel ihr auf, wie der Kater sie verfolgte. ~Blödes Tier. Was hat es denn auch?~ Mit dem lauter werdenden Miauen wünschte sie sich, das Wesen zuvor einfach seinem Schicksal überlassen zu haben. Oder es mit genügend Gewalt zu Boden befördert zu haben, bevor es in diesen wenigen Sekunden die Zuneigung aufbauen konnte, die es offenbar getan hatte. "Spätestens beim Flohmarkt wird es zu viele Leute für ihn haben. Und wenn er uns dann weiterfolgt, nun..." Ein Schulterzucken begleitete ihre nächsten Worte. "Ich hab nicht vor, ihn vor dem zu Tode getreten werden zu beschützen." War ja nicht ihr Problem, wenn sich der Kater darauf einliess. Es wäre natürlich ironisch, dem Tod durch einen Fuchs zu entkommen, um dann von ein paar Menschen zertreten zu werden, aber naja. Wie gesagt, der Lauf der Natur.
"Ich würde ihn am liebsten umlegen...", sagte sie nur und hoffte, dass Leslie recht hatte und der Kater es aufgeben würde, sobald sie den Flohmarkt erreichen würden. Bis zu diesem miaute er jedoch erbarmungslos weiter. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit nun beim Flohmarkt bei der Upperside befanden, bog der Kater tatsächlich ab und tapste in eine Seitengasse. "Wirklich?!", sagte sie etwas entnervt, aber wenigstens war er jetzt weg. "Ich würde gerne nach ein paar Dekostücken für unsere Wohnung Ausschau halten. Sie ist ja noch recht kahl." Natürlich würde sie gefühlt auch bei jedem zweiten Kleiderstand anhalten, vielleicht gab es dort wahre Schnäppchen. Schon gleich an einem der ersten Stände erblickte sie einen großen Metallpfau, der ihr bis zu den Knien ging. "Was hälst du davon? Sieht doch sher schmuck aus oder nicht?" Sie konnte sich schon vorstellen, wie dieser im Flur in der Ecke stehen würde. Was für ein Empfang!
Raphael (Mensch) Wohnung
Der Aufzug öffnete sich und er trat eilig aus diesem heraus. Er sah schon, wie im Flur eine Ballung von Menschen begonnen hatte. An der Tür angelehnt stand Mike, der sehr zerschunden aussah. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte Raphael neugierig, doch Mike zuckte nur mit den Schultern und grinste. "Die Hauptsache ist doch, dass ich sie gefunden habe", sagte sein treuester Freund und Raphael klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Mikes Augen zuckten kurz zu der Hand, offensichtlich hatte ihm diese Berührung weh getan, doch das kümmerte Raphael gerade nicht viel. "Dafür wirst du entlohnt, Mike. Undzwar mit ganz viel Geld. Geh Urlaub machen oder so. Siehst so aus, als ob du den brauchen könntest." Mike trat beiseite und ieß Raphael die Hand auf den Türgriff legen. "Wir haben sie schon geknackt, du musst sie nur noch öffnen." Spannung lag in der Luft. Endlich. Sie hatten Dantes Wohnung gefunden, der Mann an der Rezeption hatte sogar gesagt, dass sich der "Hausherr" auch in dieser gerade befinden würde. "Haltet eure Waffen bereit", sagte Raphael und öffnete die Tür schnell. Er machte eine Rolle nach vorne und verszeckte sich hinter dem ersten Möbelstück, dass er erkannte. Doch nichts geschah. ~Merkwürdig.~ Er lugte vorsichtig hinter dem schwarzen Sessel hervor. ~Scheißt der Geld oder warum kann er sich so teuren Kram leisten?~ Er winkte seinen Gangmitgliedern, sie sollten die anderen Räume durchsuchen nach seiner Anwesenheit. "Nichts!", erschien es aus den Räumen in unterschiedlichen Zeitabständen. Raphael stand auf. "Den Typ unten knöpfen wir uns noch vor." Er schaute sich um. Nichts verdächtiges. "Sucht den Safe!", befahl er und machte sich ebenfalls auf die Suche. Er kam an einem Bücherregal vorbei, schaute sich die abgewetzten Buchrücken an. "Boss! Hier!", hörte er einen rufen. Sofort lief er zu diesem hin so wie der ganze Rest. Die Kommode neben seinem Bett war der Safe. ~Nicht gerade originell, Dante.~ "Zahlenkombination", sagte der junge Mann, der den Safe gefunden hatte. Das war der Knackpunkt. Sie mussten sich beeilen, durften jedoch auch nichts falsches eingeben. Mike lehnte sich leicht nach vorne. "Leute... Der ist offen..." Raphael schaute ihn etwas verwirrt an. "Was?" "Die Safetür. Sie ist schon offen. Er hat sie nicht mit dem Code abgesperrt." Alle Blicke von Mike richteten sich wieder auf den Safe. "Irgendwas stimmt hier doch nicht. Los, vier von euch gehen zur Tür, schließt sie ab und bewacht sie. Ich werde das Gefühl nicht los, dass gleich ein Einsatzkommando einmaschiert." Raphael knirschte mit den Zähnen. ~Bestimmt hat er sich mit der Informationen schon aus dem Staub gemacht, dieser...~ "Los, öffnet ihn." Vorsichtig wurde der Safe geöffnet. Er hörte ein schnelles Piepen, wurde im nächsten Moment von Mike zu Boden gerissen und hörte dann gar nichts mehr. Hitze, die ihn verbrannte.
Dante (Kater) Flohmarkt
Er hatte keine andere Wahl gehabt. Sie hatten ihn gefunden. Wie lange er untertauchen musste, wusste er nicht. Doch vorerst würde er sich da aufhalten, wo es am sichersten war. Bei Leslie.
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Ein erfreutes Lächeln erschien für einen Moment auf ihrem Gesicht, als sie dem Flohmarkt gegenüberstanden. Und glücklicherweise hatte sich der Kater aus dem Staub gemacht und würde nicht den Tod durch Zertrampeln finden. "Ja, diese Idee hatte ich auch." Besonders weit kamen sie nicht, da sich beide ausreichend Zeit nahmen, die einzelnen Stände zu begutachten. Leonoras Vorschlag, der metallene Pfau, versetzte Leslie in Gelächter. Es erstaunte sie nicht, dass sich ihre Begleiterin von solchen pompösen Gegenständen beeindrucken liess. "Das überspannt den Bogen etwas, denkst du nicht auch?", schmunzelte sie. "Lass uns doch mit etwas schlichterem beginnen. Einem hübschen Spiegel vielleicht." Bei diesen Worten deutete sie auf die Spiegel des Nachbarstandes, die in verschiedenen Grössen und Formen ausgestellt waren. Sie war sich nämlich ziemlich sicher, dass Leonoras Verständnis von 'schlichtem Spiegel' sich auch schon stark von ihrem unterscheiden würde, aber so konnten sie einen Kompromiss eingehen. "Was hältst du von diesem?", sagte sie und zeigte auf ein ovales Exemplar, das am Rand entlang dünne, Ranken-ähnliche Verzierungen aufwies. Etwas kitschig, aber sie mochte ihn. Überhaupt gefiel ihr der Markt, denn sie wurde endlich von etwas in Anspruch genommen, das nichts mit Mike oder einer Gang oder irgendwelchen Problemen zu tun hatte.
Etwas enttäuscht darüber, dass sie den Pfau wohl nicht mit nach Hause nehmen würden, wendete sie sich zu den Spiegeln. Sofort fiel ihr Blick auf einen großen Rechteckigen, der mit wuchernden Rosenranken am Rahmen verziert war. Sie wollte schon auf diesen zeigen, als Leslie ihr einen kleineren und schlichteren anbot. Sie öffnete den Mund zum Protest, schloss ihn aber wieder und trat näher an den ovalen Spiegel heran. Nun sah Leonora auch, dass dieser sehr schön war, schon älter, aber das machte den Charme aus. Sie strich über den Rahmen, der sich kallt und glatt anfühlte. "Gut. Damit bin ich einverstanden. Du hast ein gutes Auge", gab sie zu und schenkte Leslie ein kleines Lächeln. Als sie auf den Preis schaute, war sie verwundert, sie hatte gedacht, dass er mehr kosten würde. "Nur 125. Das ist ein Schnäppchen." Und was für eines! Sie hatte mit einem 300er Bereich gerechnet. Ob David der auch gefiel? Naja, momentan kümmerte sie das recht wenig. Sie steckte ihre Hände wieder in die Manteltaschen, bevor sie noch blau vor Kälte wurden. "Hälfte, Hälfte?", fragte sie ihre Mitbewohnerin.
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Es freute sie, dass Leonora der Spiegel auch gefiel. Sie würden ihn dann im Flur aufhängen, stellte sie sich vor. Oh, wie gemütlich die Wohnung werden würde, wenn sie erst ein paar Sachen zusammenhatten! Diesen gemütlichen Mädchen-Ausflug genoss sie wirklich. "125?", wiederholte sie. Der Preis war tatsächlich gut, doch das hiess nicht, dass er nicht noch besser sein konnte. Aber sie war einverstanden damit, halb halb zu machen, und quittierte das mit einem zustimmenden Nicken. "Nein. 80 Dollar", sagte sie dann an die Verkäuferin gewendet und begann mit ihr den Preis zu verhandeln. Sie einigten sich auf 100 Dollar, und Leslie wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln zu Leonora. "Wollen wir ihn gleich mitnehmen oder auf dem Rückweg holen?" Schliesslich war so ein Spiegel nicht besonders handlich und zum Herumtragen gedacht.
Sie hatte gar nicht daran gedacht, zu verhandeln. Sie hätte ihn einfach eingepackt und mitgenommen. "Lieber nehmen wir ihn erst später mit, wollen uns ja noch ein wenig umschauen." Die Frau am Stand verpackte den Spiegel ein wenig und stellte ihn dann beiseite. Leonora schlenderte weiter und schaute sich einen Stand an, der kleine Schatullen verkaufte. "Es soll eine Explosion in einem Loft gegeben haben!", hörte sie jemanden neben sich sagen. Sie hörte gespannt mit. "Echt? Wann denn?", fragte der Mann die Frau. "Vor ein paar Minuten! Meine Nachrichten-App hat mir gerade eine Eilmeldung geschickt." Leonora verlor ihr Interesse an den verzierten Kästchen und schaute nun die beiden an. "Vier Tote und drei Verletzte, einer davon befindet sich in Lebensgefahr. Sollen alles Einbrecher gewesen sein", sagte die Frau mit einem Schulterzucken. "Das arme Loft. Der Besitzer muss ziemlich wahnsinnig gewesen sein", sagte der Mann und beide lachten, schlenderten weiter. Leonora fand das äußerst merkwürdig und wurde das ungute Gefühl nicht los, dass es mit den gangs zusammenhing. Wie sollte sie das herausfinden? Gedankenversunken nahm sie ein Holzkästchen in die Hand und musterte es.
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Die Überraschung in der Stimme der Frau neben ihnen machte auch Leslie auf das Gespräch aufmerksam. Sie neigte den Kopf ein wenig in die Richtung des Paares, um zuzuhören. Fetzen von dem, das Raphael gesagt hatte, kamen ihr in den Sinn. ~"...geht nicht eher rein... Eigentlich sollte ich ihn vor mir haben..."~ "Die ColdKillers", murmelte Leslie leise zu sich selbst. Und dann hatte sie die Verbindung hergestellt. ~Dante!~ "Muss weg", rief sie Leonora über die Schulter zu, als sie sich schon in Bewegung gesetzt hatte und losrannte, in die nächste Seitengasse, wo sie sich verwandeln konnte. Dann schwang sie sich auch schon als Falke in die Luft. Da sie wusste, wo Dante wohnte, flog sie zielstrebig los. Sie machte sich Sorgen um ihn und gleichzeitig Selbstvorwürfe. War ihm etwas zugestossen? Wenn es sich wirklich um sein Loft handelte - hätte sie es verhindern können, wenn sie Mike geholfen hätte? Panisch schlug sie stärker mit den Flügeln, um in die Luftströmung weiter oben zu gelangen, die sie schneller in die gewünschte Richtung befördern würde. ~Was, wenn Dante etwas passiert ist, und ich war heute Morgen so unfreundlich zu ihm? Wenn er tot ist?! Ich hasse Raphael... Nein, ich kenne seine Gründe nicht, ich weiss nicht, was zwischen ihnen vorgefallen ist... Aber er ist mein Freund, es war so schön, ihn wiederzufinden...~ Dann war sie da. Sie landete auf der Laterne auf der gegenüberliegenden Strassenseite des Hauses. Ein Loch klaffte an der Stelle, wo mal Dantes Loft gewesen war. Leslie rutschte das Herz in die Hose.
Sie schaute nur irritiert zu Leslie und verstand im ersten Moment gar nicht, was jene ihr sagte. Als sie auch noch im nächsten Moment davonstürmte, schaute Leonora erst recht dumm aus der Wäsche. ~Was ist denn in sie gefahren?~ Sie richtete ihren Blick auf das Kästchen in ihrer Hand, betrachtete die Kratzer auf diesem, die ihr verrieten, dass es gebraucht war und eine Geschichte besaß. Die junge Frau schaute noch einmal in die Richtung in die Leslie gerannt war. ~Ob sie ebenfalls die Verbindung der Explosion auf die Gang gezogen hat?~ Das würde ihren plötzlichen Aufbruch erklären. Bestimmt sorgte sie sich darum, dass jemanden etwas zugestoßen war, den sie gern hatte. Dabei dachte Leonora gar nicht an erster Stelle an Mike. Sie hatte ja mitbekommen, dass es zwischen den beiden etwas holprig in letzter Zeit lief. Sie hob kurz ihre Augenbrauen an, als ihr bewust wurde, dass ihr Bruder sich ebenfalls unter den Toten befinden könnte. ~Dann muss ich es nicht irgendwann tun.~ Nun runzelte sie verärgert ihre Stirn. Wie sollte sie denn jetzt den Spiegel alleine transportieren?
Dante (Kater) Flohmarkt
Mit Verwunderung sah er, wie Leslie plötzlich durch den Flohmarkt rannte und offensichtlich nicht vorhatte, weiterhin auf diesem zu verweilen. Etwas in ihm sagte, dass sie womöglich gerade die Information zuteil bekommen hatte, die ihr verriet, dass in seinem Loft eine Explosion stattgefunden hatte. Er machte sich jedoch nicht die Mühe, sie zu verfolgen. Er wusste, wo sie wohnte und konnte im Notfall sich immer noch an ihre Mitbewohnerin heften und mit ihr in die Wohnung hineinschlüpfen.
Mike (Mensch) Krankenwagen
Von dem folgenden bekam Mike nicht viel mit, da er sich in einer tiefen Ohnmacht befand, in der er mit seinem Leben rang. Um Raphael zu schützen, hatte er sich auf diesen geworfen, nachdem er ihn zu Boden geschubst hatte, weg von dem Safe. So bekam auch er das Meiste von dem Feuer, der Hitze und den herumfliegenden Teilen ab. Die Sanitäter taten ihr Bestes, um nicht noch einen fünften Toten zu haben. Ständig verschwand sein Herzschlag und selbstständig atmen konnte er natürlich auch nicht. Mit Blaulicht und lauter Sirene befand sich der Krankenwagen auf dem Weg in das nächstgelegene Krankenhaus, wo sie ihn weiter behandeln würden. Seine Verbrennungen waren gravierend.
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Da die Frau die Eilmeldung von irgendwo bekommen haben musste, war es selbstverständlich, dass die Polizei und der Krankenwagen bereits da waren. Besser gesagt, Plural, was die Krankenwagen betraf. Hinter dem ersten setzte sich ein zweiter in Bewegung, aber weder beim einen noch beim anderen hatte sie einen Blick auf die Insassen werfen können. Leslie warf einen weiteren Blick zur Wohnung. Es gab nichts, was sie hier tun konnte. Mit einigen kräftigen Flügelschlägen befand sie sich wieder in der Luft, drehte eine Runde über dem Loft und folgte dann den Krankenwagen. Da sie die Luftlinie nahm, war sie schneller beim Krankenhaus als der Wagen, allerdings nicht wesentlich. Die Sirene schien sogar in New York noch zu nützen. Sie suchte sich einen Ort, wo sie sich verwandeln konnte, und dann hiess es warten. Warten, bis die Krankenwagen eintrafen, und dann noch einmal warten, bis ein normaler Mensch seinen Weg zum Krankenhaus gemacht haben könnte - selbst in ihrer Sorge und Verwirrung war ihr klar, dass es Fragen aufwerfen würde, wenn sie aus dem Nichts auftauchte, kaum, dass die Verletzen eingeliefert wurden. Nach einer angemessenen Zeit konnte sie endlich auf den Empfang zu stürmen. Die Bestürzung und Angst musste sie nicht spielen. "Wurde ein Dante eingeliefert? Dante Lockwood?" Sie war keine Angehörige, als machte sie sich zu einer. "Ich bin seine Freundin! Bitte, können Sie mir helfen?", wandte sie sich verzweifelt an die Dame am Empfang. Leslie dachte nicht an die anderen Mitglieder der Gang, nicht mal an Mike, alle waren aus ihren Gedanken verschwunden, ihr Kopf war wie leer gefegt. Die Sorge nach Dante erfüllte sie vollständig.
~Was für ein Chaos...~ Sie war zwar vorbereitet darauf gewesen, dass es hier drunter und drüber gehen würde, wenn die Patienten von der Explosion entreffen würden, aber so sehr? Nein, das hätte sie niemals erwartet! Auch wenn es sehr morbide klang, doch sie hatte nicht gedacht, dass drei Überlebende so viel Trubel verursachen würden. Anscheinend war das doch eine sehr schlimme Explosion gewesen. Sie hatte es noch nicht gewagt, sich die Nachrichten anzuschauen, hörte nur dem Nachrichtensprecher zu, traute sich aber nicht, aufzublicken. Das war sehr kindisch von ihr, das wusste sie auch, schließlich sah sie hier manchmal ziemlich schlimme Verletzte durchlaufen, aber irgendwie war dieses Ereignis so unerwartet und plötzlich da... Natürlich wieder ein dummer Gedanke, aber sie hatte nun einmal ein gutes und zartes Herz. Als eine junge Dame an ihren Arbeitsplatz, den Empfang, angerannt kam, schaute sie sie kurz etwas erschrocken an. "Dante Lockwood? Einen Moment..." Sie betrachtete die neuen Blätter, die sie bekommen hatte, wo die Namen der Eingelieferten standen. Sie hatten alle identifiziert werden können, auch die Toten. Mit einem Lächeln schaute sie die zierliche Person vor sich an und sagte: "Nein, es wurde kein Dante Lockwood unter den Verletzten identifiziert." Sie konnte sich vorstellen, wie erleichtert das junge Ding vor ihr nun sein musste und teilte ein wenig ihre Freude.
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