Neah Als er auf mich zu trat, musste ich ja schon ganz ehrlich gestehen, dass ich am liebsten zwei Schritte nach hinten ausgewichen wäre. Immerhin war er gerade auch von Null auf Hundert einfach hochgefahren. Mehr als unerwartet und vollkommen, wirklich vollkommen abnormal. Unzurechenbar. Einfach gar nicht einzuschätzen. Ich strich mit langsam und mit leicht zitternden Händen durch die Haare, wobei ich mich auch gleich wieder etwas entspannte, als er doch in relativ normaler, neutraler und milderer Tonlage zu sprechen und zu erklären begann. Ja, begann. Enden tat es dann ja doch wieder sehr viel impulsiver, weswegen ich vor allem bei seinem lauten 'DAS' schon wieder kaum merklich zusammen zuckte. Um mich zu beruhigen atmete ich erst einmal tief durch, hob einen kurzen Moment die Schultern an, die ich damit auch wieder langsam absacken ließ und nickte dann ein klein wenig. So, er hatte also geplant mich ein paar Dutzend Häftlingen vorzustellen. Vermutlich welchen, die ich schon kannte - ansonsten würde es ja nichts bringen. Sicherlich lauter Häftlinge, die sich hätten an mir rächen wollen. Frage war nur, wieso er das tat, nur, weil ich auf einen Fall - bzw. mehrere Fälle - von ihm angesetzt worden war? Mal ganz ehrlich, reagierte er damit nicht über? Die hätten mich sicherlich absolut und ausnahmslos auseinander genommen und aufgegessen - wenn ich das mal so ausdrücken durfte. "Und was genau hätte dir das gebracht, mich diesen.. Kerlen zu übergeben? Was hättest du davon?" Ja, war schon interessant zu wissen, immerhin ging es hier ja irgendwo auch ganz definitiv und vollkommen um mich. Aber sowas von.
Richi Konnte sie bitte aufhören, so dämliche Fragen zu stellen? Es fiel mir momentan nämlich immer schwerer meine Wut und meine Verzweiflung in Zaum zu halten und wie gesagt, wollte ich das nicht an ihr auslassen, aber wenn sie so weiter machte, konnte ich für nichts, aber auch gar nicht garantieren.Vielleicht half es mir ja, wenn ich einfach so tat, als wären die Fragen das Selbstverständlichste... Ganz vielleicht machte es das besser. Oder aber schlimmer. Keine Ahnung, würde ich vermutlich nicht herausbekommen, wenn ich es nicht ausprobierte. "Geld", sagte ich knapp, zuckte mit den Schultern. "Wenn das geklappt hätte, hat es aber nicht, verdammt nochmal!", schnauzte ich sie an, raufte mir erneut die Haare. "Und weißt du, was das jetzt heißt?" Ich drehte mich wieder zu Neah um. "Das war mein Ende, bis hierhin hatte ich noch ein schönes Leben", fügte ich also hinzu, beantwortete meine Frage quasi selbst. Ja... wenn ich mich jetzt wieder zurück in 'meine Welt' wagte, dann wäre es vermutlich vorbei mit mir. Alles Geschichte, was ich mir bis dato aufgebaut hatte, wobei das nicht unbedingt viel war, aber gut... ich übertrieb jetzt wieder ein wenig, weil ich... zugegeben WIRKLICH Angst um mein Leben hatte.
Neah Dieses Mal machte ich doch ein, zwei Schritte nach hinten, um wieder ein wenig Abstand zwischen Richi und mich zu bringen, weil mir das alles hier mittlerweile einerseits echt nicht mehr geheuer war und andererseits, weil er wirklich ein Problem damit zu haben schien. Für mich bedeutete es nun aber erst mal einfach ein.. besseres Leben. Immerhin glaubte ich kaum, dass ich ein zusammentreffen mit ein paar alten Knackis, welche ich verdonnert hatte, überlebt hätte. Ganz ehrlich, die hatten eine Scheiß Wut auf mich, weil ich einfach echt.. herzlos war bei solchen Fällen, anders hatten sie das alle aber auch gar nicht verdient, immerhin hatten sie ihre Verbrechen begangen und ich.. ich hatte sie aufgedeckt, weil sie nicht sauber arbeiteten. Ich setzte ihnen also quasi ihre Fehler vor die Nase. Ich nahm ihnen die Freiheit ihr Leben zu leben, wie sie es wollten. Aber das alles hatten sie sich selbst zugeschrieben. Niemand wurde dazu gezwungen etwas kriminelles zu tun. Jeder Mensch hatte seinen eigenen Willen um selbst zu entscheiden. Exakt so sah es aus. "Und für.. wen arbeitest du, wenn du dafür Geld bekommst? - Du hättest es ja.. nicht tun müssen. Dann wäre ich zufrieden und du zufrieden. Illegales oder kriminelles bringt nie etwas." Das klang in meinen Ohren nicht einmal vorwurfsvoll, wobei er das natürlich in seiner Verfassung jetzt auch so auffassen konnte. Es war einfach eine kleine Belehrung, die ihn sicher an die Decke gehen ließ. Eine Schuld- und Fehlerzuweisung. Wer wollte das denn schon.
Richi Okay, nein, es machte definitiv nichts bessere. Ihre Antwort, beziehungsweise ihr zweites Paket an Fragen, reizte mich gerade wieder so sehr, das ich auf sie zuschnellte, sie mit einer Hand am Hals gegen die Wane drückte und meinen heißen Atem durch die Nase in ihre braune Mähne blies, die für einen wild durch die Luft geflattert war. "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir gewünscht habe, es nicht un zu müssen!", knurrte ich lautstark, ließ im nächsten Moment aber auch wieder von Neah ab. Sie konnte nichts dafür, sie hatte es sich ja nicht ausgesucht und mich mit rein geritten oder sowas. Nein, das war ganz alleine die Entscheidung meines Bosses gewesen. Weder sie konnte etwas dafür, noch ich. Aber da war die Wut gerade auch schon mit mir durchgegangen. So ein verdammter Scheißdreck. Ich entfernte mich zwei, drei Schritte wieder von ihr, tigerte erneut nervös durch die Halle, bis ich schließlich bis zur Tür vorging, einfach weil ich frische Luft brauchte. Mir wuchs das hier gerade wirklich über den Kopf. Was sollte ich denn jetzt machen, wie sollte ich das meinem Boss erklären? Würde ich das überhaupt überleben? Würde ich noch einmal einen Auftrag bekommen? Mit Sicherheit nicht, nein. Und überlegen war da bestimmt so eine Sache. Scheiße, verdammt, was sollte ich denn jetzt tun?!
Neah Mehr als einfach nur erschrocken keuchte Neah auf, als sie unsanft die Wand in ihrem Rücken spürte. Sie hatte zwar damit gerechnet, dass er sauer wurde, aber nicht so sauer.. Wenigstens war die ganze Sache relativ schnell wieder vorbei, wobei ihr auch die paar Sekunden wie eine gefühlte Ewigkeit vor kamen. Aber dann entfernte er sich auch wieder, wobei seine Worte gerade erst einmal nebensächlich waren.. gerade zählte es definitiv, dass er sie hier ernsthaft förmlich gewürgt hatte. Sie konnte seine kalten Finger noch an ihrer Kehle spüren, worüber sie nun ihre Hände einen Moment legte, mit den Fingern darüber rieb. Okay. Sie hielt jetzt definitiv ihre Klappe. Sie sagte gar nichts mehr, außer sie wurde dazu aufgefordert. Wie schon erwähnt hatte sie definitiv nicht vor zu sterben. Noch nicht jetzt. Das war absolut nicht würdevoll. Nicht von einem Wesen, welches angeblich nicht einmal existieren sollte. Sie wollte nicht entsorgt werden wie irgendeine dieser anderen, armen Frauen, die vollkommen Blutleer aufgefunden worden waren. Lediglich zwei Einstichwunden an ihrem Hals, das war es gewesen. Ansonsten hatte es von ihm gar nichts gegeben. Keine anderen Anzeichen, nichts. Nur diese zwei Löcher, die von seinen Zähnen stammten, die er ihr nun schon mehrere Male offenbart hatte. Ne, die wollte sie definitiv im Fleisch ihres Halses spüren. Darauf konnte sie liebend gerne verzichten. Jetzt lehnte sie immer noch ziemlich heftig atmend an der Wand, an die er sie gerade noch gedrückt hatte, die eine Hand immer noch recht erschrocken an ihrem Hals.
Richi Ich blieb eine gefühlte Ewigkeit an der frischen Luft stehen, ließ meinen Blick gedankenverloren über das Gelände schweifen. Scheiße! Scheiße. Scheiße. Scheiße. Man. Ich wusste gerade absolut gar nicht, was ich machen sollte. Mir war klar, dass Neah sterben würde, wenn ich mich jetzt aus dem Staub machen würde und ich... ebenso. Ja, da war ich mir - wie gesagt - ziemlich sicher. Nur was tun? Abhauen und sie einfach dem Schicksal überlassen, dafür aber den eigenen Arsch retten? Oder sie mitnehmen und riskieren, das sie zusammen mit mir in die Unterwelt fuhr? Letzteres klang amüsanter, nach mehr Spaß und hey, vermutlich hätte ich Gewissensbisse, würde ich es nicht tun, weil ich nun doch schon ziemlich schroff zu ihr gewesen war, auch wenn ich das gar nicht gewollt hatte. Nur ob das so gut wäre? Konnte ich nur herausfinden, wenn ich es ausprobierte, oder? Haha. Ja... und wenn es schiefgehen würde, könnten wir immer noch sterben. Genau. Guter Plan. "Neah?" Ich drehte mich zu ihr um, lehnte mich sachte in den Türrahmen. Würde ich mich eh gleich wieder von abstoßen. "Wir müssen hier weg." Ja, richtig, wir. Drauf geschissen ob es ihr jetzt passte oder nicht und drauf geschissen, ob das an meinem Ego kratzt. Sie konnte Null, absolut gar nichts, hier für und da musste ich eben mal über meine Arschlochseite springen. Nur den Moment, in dem ich so verzweifelt war und Angst um mein Leben hatte, ausnutzen. Danach hätte ich sie ohnehin an der Backe, wenn sie nicht wusste, wohin.
Neah Keine Ahnung wie lange er schwieg und wie lange ich mit mir selbst beschäftigt war. Echt keinerlei Ahnung, aber eins stand fest: Es war zu kurz. Es hätte von mir aus bis zum Ende meines Lebens so still zu gehen können. Aber ihn hatte ich mittlerweile mehr wie gefressen. Wir mussten hier weg? - Bitte? Er sollte sich einfach verpissen. Er war raus, sie fanden ihn ohnehin nicht, hatten es bis jetzt auch nicht getan. Selbst eine ganze Meute von Bullen konnte ihm nicht anhaben, wenn sie nicht wussten, mit was sie es zu tun hatten, und was etwas gegen diese.. dieses Monster brachte. Er sollte sich einfach verpissen! Oder aber.. oder ich kam mit und ich machte dem ganzen irgendwann ein Ende, bevor er mir erneut an den Hals sprang. Ich musste nur irgendwie an so einen beschissenen Holzpflock kommen und ehrlich? Ich würde keine Sekunde zögern ihm das Scheißteil in die Brust zu rammen. Ehrlich nicht. Er hatte mehrere Morde begangen, er hatte mich entführt, er hatte mich gerade körperlich angegriffen. Genau genommen hatte er mir auch schon am Arsch rum gegrabscht. Das einzig positive was dagegen stand, war die Tatsache, dass er mir einen Kaffee gemacht hatte, als ich darum gebeten hatte. Das war es dann aber auch schon wieder gewesen. Er hatte mich irgendwelchen Arschlöchern und ex Knackis ausliefern wollen. Ohja, ich würde mit kommen und ich würde dafür sorgen, dass er verdammt nochmal nicht weiter sein Unwesen treiben konnte! Ich schluckte schwer und stieß mich dann von der Wand ab, bevor ich den Vampir mit selbstsicheren - gespielt - Schritten ansteuerte. Entscheidung stand fest. Definitiv.
Richi ... würde schon schief gehen. Schlimmeres als den Tod gab es - wie ebenfalls schon einmal gesagt - nicht und ob wir jetzt zusammen untergehen würde oder jeder für sich, war doch ganz gleich, oder? Doch, so sah ich das zumindest. War außerdem viel angenehmer, in Begleitung einer hübschen jungen Dame zu sterben. Haha. Ja, ich hatte meine strikten Anweisungen gehabt, sie missachtet - wie man sah - und ließ es mir jetzt auch nicht mehr nehmen, zu offenbaren, was ich dachte. Sie sah nicht schlecht aus, war unglaublich Temperamentvoll und die Rundungen stimmten auch. Hatte ich ja schon einen Teil in die Finger bekommen. Wortwörtlich. Aber Schluss jetzt mit diesen Gedanken. Wirklich. Darüber konnte ich mir den Kopf zerbrechen, wenn wir irgendwo waren, wo wir uns erst mal Sicher wissen konnten, aber nicht hier, nicht jetzt, wo die Bullen oder der Boss kommen konnte. Als sie schließlich knapp vor mir stand, schnappte ich mir flux ihre Hand, dieses Mal, ohne so aggressiv zuzupacken. Ne ne, dieses Mal war es sogar beinahe liebevoll, wie ich sie hinter mir her zu meinem Auto zerrte. Wie gesagt, beschissene Situation ausnutzen und das beste für uns beide draus machen. "Du brauchst noch ein paar Sachen", stellte ich fest, ehe ich die Fahrertür öffnete und mich in das mittlerweile kalt gewordene Leder fallen ließ, darauf wartete, dass sie ebenfalls einstieg. Zu fragen, wo sie wohnte, brauchte ich nicht, wusste ich immerhin schon, also würde ich genau die Gegend auch gleich zielstrebig ansteuern.
Neah Es erstaunte sie ja beinahe, wie zaghaft er schon fast nach ihrer Hand griff, wobei das ganze jetzt ihre Meinung auch nicht mehr über den Haufen werfen konnte. Ne, ganz sicherlich nicht. Neah würde dabei bleiben und man müsste schon sicherlich Berge versetzen um sie davon abzubringen. Sie war wirklich ein nachtragender und vor allem auch ein sehr zielstrebiger Mensch, welcher sehr auf Gerechtigkeit plädierte. Und ja, auch gegen die Todesstrafe in gewissen Fällen hatte sie rein gar nichts einzuwenden. Und wie man sah legte sie auch mal selbst Hand an, wenn es denn unbedingt sein musste. Bereitwillig ließ sie sich von ihm zu seinem Wagen ziehen, wo sie sich wenig später auch schon auf den ledernen Sitz fallen ließ, bevor sie ihm einen kurzen Blick zu warf und leicht mit den Schultern zuckte. "Wo willst du hin? Und wer ist dein Boss?" - Ja, die Fragerei ging definitiv weiter, aber das hatte der Gute sich ganz alleine selbst zuzuschreiben. Außerdem interessierte es sie eben und als Agent lag es ihr nun mal im Blut Fragen zu stellen. Wobei diese auch wieder relativ direkt und unverholen kamen und auch klangen, was die Brünette wiederum ein wenig störte - war so eine Gewohnheit, aber es würde wohl besser sein sein Vertrauen zu erlangen, wenn sie sich mal etwas.. benahm, auch wenn ihr das mit Sicherheit schwer fallen würde. Naja. Erst mal überlegen, wie man an einen Holzpflock kommen würde - konnte ja aber wiederum nicht so schwer sein.. klappte sicherlich auch einfach mit einem spitzen Ast. Wieso auch nicht..
Richi Gott. Da saß man jetzt mal einen Moment ruhig im Auto und wurde wieder durchlöchert wie Schweizer Käse. Man vernahm einen tiefen, genervten Seufzer meinerseits, ehe ich einfach kopfschüttelnd den Wagen startete. Einfach nicht mehr drauf antworten, oder... zumindest nicht auf die zweite, letzte Frage. Die Erste war ja noch verständlich irgendwo. Sie wollte wissen, wo es hingeht, bitte, wenn sie mit der Antwort zurecht kam. "Wir müssen weg hier... ganz, ganz weit weg. Am besten weg von der Erde", klärte ich sie also auf, während ich das Auto zielstrebig in Richtung ihres Eigenheims lenkte. Ein paar Sachen einpacken und dann weg. Genau. Einfach so schnell wir möglich weg von hier.Sie hatte doch sicherlich nichts dagegen, oder? Haha. Während ich die Landstraße entlang fuhr, die wieder mitten in die Stadt lenkte, dachte ich nach, wo wir vorerst hinfahren könnten. Vielleicht... irgendwohin, wo es nichts außer Bäume gab? Konnte man uns da finden? Mal abgesehen davon, dass sich die Viecher aus der Unterwelt auf der Erde bewegten, als hätten sie integrierte Navis... hm. Nein. Nein, dann fand man uns da nicht. Aber wirklich leben konnte man da logischerweise auch nicht. Hmpf.
Neah Weg.. ganz weit weg.. am besten von der Erde? War der Kerl bescheuert? Vollkommen bekloppt? Ich schüttelte energisch den Kopf. "Ich gehe ganz sicher nicht weg von hier! Du kannst mich jetzt einfach bei mir zu Hause absetzen und dann verschwinden." und somit waren die Vorsätze auch erst einmal wieder über den Haufen geworfen, zumindest teilweise. Wenn er mich absetzte, konnte er von mir aus einfach weiter leben, wenn er mich mit nahm.. würde ich jede Möglichkeit nutzen ihm einen Holz-was auch immer durch das Herz zu stoßen. Da konnte er absolut Gift drauf nehmen.. und wenn ich dabei selbst drauf ging. Das war mir sowas von Scheißegal. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wandte ihm den Blick zu. "Vergiss es einfach, ich geh' sicherlich nicht von hier weg. Hier hab ich meine Familie, meine Freunde und meine Arbeit. Mach du einfach was du willst und halt mich aus deiner Scheiße raus." Ohja, das war das Beste. Er sollte einfach so tun, als hätte er mich niemals entführt, wäre niemals hier gewesen und ich.. ich ließ seinen Fall fallen. Aus dem einfachen Grund, das ich wusste, dass man ihm so oder so nicht folgen könnte, ihn so oder so nicht bekommen könnte. Nicht ohne jemanden an seiner Seite, der wie ein Klotz am Bein war, aber ich.. ne, ich wollte ehrlich nicht dieser Klotz sein. Sollte er sich jemand anderen suchen, den er entführen konnte. Nur mich bitte nicht. Ich hatte auch so schon genügend Probleme.
Richi Ja, es war mir von vorne herein klar gewesen, dass es ihr absolut gar nicht passte, wenn ich sie mitnehmen würde, aber es ging nun mal nicht anders. Beziehungsweise doch, gehen würde schon etwas anderes, aber davon hatte weder sie, noch ich was, weswegen ich gereizt aufs Lenkrad schlug, ehe ich meinen Kopf zu ihr drehte. "Pass mal auf, Neah, wenn ich dich jetzt Zuhause absetzte, kannst du Ade zu deinem Leben sagen und zwar ganz sicher, denn diese Kleinigkeit mit dem Handy würde meinem Nachfolger nicht passieren, weil du keines mehr hast, okay? Das heißt, auch er könnte dich dann in eine Lagerhalle oder was weiß ich bringen und dich den Häftlingen aussetzen, der Plan bleibt gleich. Mag sein, dass du dich dann mental drauf vorbereitet hast, aber die zerreißen dich in der Luft und jetzt", ich riss den Wagen ein Stück herum, weil ich mich beim Brüllen nicht wirklich aufs Fahren konzentriert hatte und ein wenig von der Straße abgekommen war, "... wäre ich dir sehr verbunden, wenn du einfach die Schnauze hältst, mich ein paar deiner Sachen holen lässt und wir dann weiter können, es sei denn, du möchtest natürlich, dass dein hübscher Arsch noch ein zweites Mal entführt wird." Hey, da kam auch schon wieder die Arschloch Seite, zwar war ich noch immer ein ganz klein wenig verzweifelt, aber die Wut darüber, dass sie nicht einmal - wirklich, nur ein einziges Mal - keine Widerworte gab... gut, hatte sie gerade an der Lagerhalle schon getan, aber... na ja, war halt irgendwo im übertragenen Sinne gemeint. Grml.
Neah Schon wieder zuckte ich zusammen, als er so auf das Lenkrad schlug, wobei ich leicht das Gesicht verzog und tiefer in den Sitz sank. Im Grunde war es doch nicht sein Problem, ob ich hier verreckte. Zumal er ja mit mir auch nichts anderes vor gehabt hatte. Was erhoffte dieser Vollpfosten sich also davon, mich mit zuschleppen? Ich fuhr mir langsam mit der rechten Hand durch die Haare und schloss für einen Moment die Augen. Schnauze halten. "Im Grunde ist das hier immer noch eine....." okay, nein. Sonst lenkte er den Wagen noch gegen den nächsten Baum und ich war nicht unverwundbar. Dann wurde er eben gekillt und ich ging wieder rein. Ich hielt jetzt - wie gewünscht - die Schnauze. Was auch immer sein Boss war, er schien.. noch beschissener, noch brutaler, noch stärker zu sein wie Richi. Ich wollte mir dem ehrlich nicht zusammen stoßen, wobei ich wie gesagt auch nicht weiter bei Richi bleiben wollte, aber gut. Eines von beiden Dingen musste ich mir wohl aussuchen. Und da war mir Richi dann wohl auch einfach.. lieber. Nein, nicht lieber, aber humaner. So, weil bei ihm wusste ich, was oder wer er war und wie ich ihn nicht weiter reizte - auch wenn es mir schwer fallen würde die Klappe zu halten. Ich konnte es ja zumindest mal versuchen. Und dann, wenn er mir ansatzweise vertraute, dann würde er sehen, was er von alle dem hier hatte.
Richi Es war mir ehrlich gesagt scheißegal, was sie jetzt hatte sagen wollen, ich war ohnehin schon wieder genervt, angepisst, hatte keine Lust mehr, aber wir mussten jetzt erst mal hier weg. Wie gesagt, nur eben Sachen holen und dann husch husch. Ich trat das letzte Stück bis zur Wohnung noch einmal ordentlich aufs Gaspedal, ehe ich am Bürgersteig hielt. "Kann ich ich mich darauf verlassen, dass, wenn ich dich jetzt alleine hochgehen lasse", du nicht Ewigkeiten brauchst und auch wirklich wieder runter kommst?", fragte ich mit leicht angehobener Augenbraue, seufzte ein wenig. "Oder muss ich mit hochgehen.. ich dachte jetzt, weil wegen Unterwäsche und ich weiß ja nicht, was du brauchst", fügte ich ein wenig gemurmelt hinzu, hatte meinen Blick nun aber wieder vor mich auf das Amaturenbrett geheftet, überlegte einen Moment. Na ja, sie würde doch jetzt nicht gleich die Biege machen, oder? Hoffte ich zumindest für sie, denn ich würde sie dennoch einsammeln, oder? Jetzt war ja das Arschloch wieder halbwegs anwesend, je weiter weg wir von der Lagerhalle waren, aber... ja, doch, vermutlich schon, verwunderlich, wie gesagt hatte ich damit gerechnet, dass ich ganz anders denken würde, wenn ich nicht mehr so eine krasse Angst um mein Leben hätte, aber na ja. Pustekuchen.
Neah Beängstigend zu wissen, dass er wusste, wo ich wohnte. Aber im Grunde hatte er mir das ja auch schon mitgeteilt. Er wusste angeblich alles über mich. War scheiße, aber ändern konnte ich es so oder so nicht. Wobei ich auf seine Worte hin nur verächtlich schnaubte, dann aber auch schon ausstieg und den Schlüssel aus meiner Jackentasche kramte. Den hatte ich immerhin noch. Von wegen ich würde wieder runter kommen. Ich hoffte einfach, dass er meine Tür nicht aufbekam, wenn ich sie abschloss. So einfach war das. Ja. Doch. Sollte funktionieren. Langsam schloss ich erst einmal die Haustür auf und sprintete dann auch schon förmlich die Treppen hinauf, bevor ich außer Atem im fünften Stock stehen blieb und meine Wohnung aufschloss, diese betrat und wieder hinter mir zuschloss. Einen Moment lehnte ich mich immer noch schwer atmend gegen die Türe und schloss die Augen, bevor ich dann mein Schlafzimmer ansteuerte, von welchem aus das Fenster zur Straße zeigte, ich würde also einen Blick auf ihn haben.. sogar ohne, dass er mich sehen konnte. Langsam sank ich auf mein Bett und drehte nervös den Schlüssel zwischen den Fingern, bevor ich aufstand, doch wieder in den Flur lief und mir das Fetnetztelefon nahm, um im Revier anzurufen und mitzuteilen, dass es mir gut ging. War wohl erst mal das wichtigste, dass sie nicht weiter suchten. Ja, doch.
Richi Ich blieb also vorerst im Auto sitzen, hatte ihr nur kurz schnaubend hinterher gesehen. Ein einfaches 'Ja' hätte es auch getan, ehrlich. Als sie nach knappen zehn Minuten allerdings noch nicht wieder hier aufgetaucht war, lehnte ich meinen Kopf einen Moment gegen das Lenkrad. Verdammt nochmal. Im nächsten Moment allerdings hatte ich mich dann auch schon wieder aufgerichtet, war ausgestiegen und sah dann an der Hausfassade nach oben, ließ mein Blick nur wenige Sekunden über die Fenster und das Dach gleiten. Grml. Da dachte man echt, man könnte sie alleine da rein schicken und sie würde wiederkommen... Pustekuchen. War wohl nichts, weswegen ich dann auch schon - flux wie ich war - vor ihrer Tür stand. Die Tür zum Treppenhaus war nur angelehnt gewesen. Aus dem Grund war ich in weniger als zehn Sekunden oben gewesen, entschied mich allerdings dafür, vorher doch noch anzuklopfen. "Neah... es empfiehlt sich, dass du jetzt raus kommst, ohne dass ich dich holen muss. Macht so langsam echt keinen Spaß mehr", grummelte ich leise durch die Tür, aber durchaus noch so laut, dass sie es auch ja verstand. Immerhin wollte ich eher weniger, dass sie Nachbarn mitbekamen, was denn hier vor sich ging. Aber wie gesagt, verarschen lassen wollte ich mich auch nicht.
Neah Naja, angerufen hatte ich also. War eigentlich dumm, immerhin stand er nach etwa 10 Minuten vor meiner Türe. War ja klar gewesen. Ziemlich zügig hatte ich das Telefon auch schon wieder in der Hand, wobei bis jetzt erst die Nummer eingetippt war, mehr noch nicht. "Hau ab Richi, ich ruf meine Kollegen an und dieses Mal sind sie definitiv schneller hier, wie du mit mir weg bist. Hau einfach ab." klang meine Stimme schließlich wenige Sekunden später - ich musste erst mal überlegen, was ich sagen sollte - meine Stimme vom ende des Flures in Richtung der Türe, die so etwa.. 10 Schritte entfernt von mir lag. Das Telefon immer noch in der Hand und wenn ich nur auf den grünen Hörer drückte, falls er rein kam.. was er einfach hoffentlich nicht tat, würden meine Nachbarn ja auch mit bekommen, wenn er die Tür aus den Angeln schlug.. unbemerkt kam er hier einfach nicht rein. Und wenn meine Kollegen nur mithören konnten. Hauptsache sie tauchten auf. Egal ob sie an Vampire glaubten oder nicht, Hauptsache sie vertrieben ihn. Ehrlich. Wieso um Himmels Willen musste sowas auch ausgerechnet mir passieren? Ich hätte doch die Ausbildung zur Krankenschwester machen sollen, wie meine Eltern das hatten wollen. War zwar absolut nicht mein Ding und im Grunde war ich auch echt zufrieden mit dem Platz bei den Agents, aber sowas.. ja, sowas brauchte ich wirklich gar nicht. War doch scheiße.
Richi Wollte sie mich eigentlich verarschen? Hatte sie nicht gesehen, wie schnell ich eigentlich war? Sehr lustig, ehrlich. Beinahe hätte ich gelacht. Gut, liebend gerne hätte ich jetzt die Tür aufgetreten, aber das wäre wohl ein wenig zu auffällig gewesen. Aber... fest stand, dass wir hier schnellst möglich weg mussten, ob mit oder ohne Wechselsachen für sie. Sollte mir dann auch egal sein. Nur wie reinkommen? Ich dachte einen Augenblick lang schweigend nach, ehe ich meine Hand an die Klinke legte, einfach so lange nach unten drückte, bis das Ding rausbrach und die Tür sich wie von alleine öffnete. War nicht allzu laut gewesen, dürfte keiner mitbekommen haben, hoffte ich einfach Mal. "Pass auf, Fräulein... ehrlich, ich habe keinen Bock mehr, mir ständig von dir auf der Nase herumtanzen zu lassen. Entweder du packst jetzt deine Sachen, oder wir gehen ohne, ist mir auch egal!", knurrte ich leise, während ich langsam durch den Flur auf sie zu trat. Die Klinke hatte ich einfach fallen gelassen, meine Augen leicht zusammengekniffen. "Und es bringt auch rein gar nichts, wenn du jetzt deine Kollegen anrufst. Was wollen die tun? Mich ebenso mit ihren Waffen kitzeln, wie du es getan hast?!"
Neah Als es still war, hatte ich ja wirklich schon die Hoffnung, dass er abgezogen war. Aber nichts da, wenig später krachte die Tür - leider viel zu leise - und er kam hinein, wobei ich rein aus Reflex schon den grünen Hörer auf dem Telefon drückte, bevor ich sachte mit den Schultern zuckte. "Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso du so darauf abfährst mich mit dir mit zu schleppen." grummelte ich leise, wobei ich auf seine Worte gar nicht einging. Alleine schon aus dem Grund, dass ich wusste, dass er recht hatte. Was wollten meine Kollegen schon gegen ihn anrichten? Aber ein Versuch war es doch zumindest wert. Ein Versuch sie in Gefahr zu bringen? Noch bevor ich weiter nachdachte, drückte ich wieder auf den roten Knopf. Das hier war ganz alleine mein Bier. Meine Sache. Ich musste es ausbaden und zu ende bringen ohne jemand anderen dabei weiter in Gefahr zu bringen. Er würde mich nicht gehen lassen und das musste ich wohl oder übel einfach akzeptieren. Etwas anderes blieb mir eigentlich gar nicht übrig. Mit einem resignierten Seufzen stieß ich mich von der Wand ab und lief direkt nach rechts in mein Schlafzimmer. "Ist ja schon gut, ich.. werd ja schon gehen und mein Zeug zusammen sammeln." grollte ich leise vor mich hin, zog eine kleinere Reisetasche - gut auch als Handgepäck nutzbar - aus meinem Schrank, in welche ich wahllos einfach Klamotten stopfte. Was auch sonst. Und wehe ich überlebte diesen Scheiß hier nicht, ehrlich!
Richi "Wäre es dir lieber, ich würde dich hier lassen, damit jemand anderes auf dich gehetzt wird, der vielleicht noch schlauer und geschickter ist wie ich?", fuhr ich sie an, versuchte aber einen Gang runter zu schalten, ihre Laune zu verstehen. Gut, irgendwo konnte ich es ja wirklich nachvollziehen, aber meine Fresse... ehrlich, dafür konnte ich doch echt nichts. Ich hatte nur das getan, was mir aufgetragen wurde und sie sollte sich glücklich schätzen, dass ich sie jetzt versuchte, hier heil aus der Sache hinaus zu bringen. Jetzt, wo für mich ohnehin schon alles im Arsch war. "Willst du noch zu deinen Kollegen gehen und sagen, dass du verreist, oder deine Eltern anrufen oder sowas?", bot ich ihr dann an, versuchte mich an einem ganz schwachen - was bei meiner Laune echt nur begrenzt möglich war - Lächeln, während ich sie beim Packen beobachtete. "Ehrlich, ich fahr dich noch irgendwo rum, wenn du dich verabschieden willst", versicherte ich Neah mit einem Nicken, trat dann neben sie ins Schlafzimmer, sah das Stück zu ihr runter. Es sei denn natürlich sie hatte eine bessere Idee, wie man dem Satan aus dem Weg ging...