Aimee Okay, vielleicht war es doch nicht richtig an der Brücke. Aber zu spät, ich hatte es ihm jetzt so gesagt und ändern konnte ich es auch nicht mehr. Ich legte das Handy auf dem Küchentisch ab, trank noch kurz mein Glas aus. Das Glas stellte ich einfach in die Spüle, es würde nachher schon noch die Putzfrau kommen und das Haus soweit aufräumen wie sie es eben machte. Mein Blick blieb kurz auf dem Handy liegen, aber ich wandte mich ab und ging nach oben ins Badezimmer, wo ich anfing meine Haare zu föhnen. Eine Viertelstunde später waren sie trocken. Ich legte meine ganzen Haare auf die Seite und fing an einen einfachen Zopf zumachen, ich hatte nicht sonderlich Lust auf offene Haare, die würde mich nur stören, da sie immer in mein Gesicht fielen. Vor allem eine Strähne nervte mich besonders. Ich wusste nämlich nie auf welche Seite ich sie tun sollte, Sasha hatte sie mir dann immer aus dem Gesicht gestrichen. Aber er hatte auch sonst so viel gemacht, also wollte ich daran gar nicht erst denken. Auch an unserem Halbjährigen waren wir dort gewesen, diesen Abend würde ich nie vergessen, es war so perfekt gewesen und ich hatte eine ganz andere Seite an ihm entdeckt. Aber da ich jetzt meine Klamotten raussuchen musste, vertrieb ich mal meine Gedanken. Nach einem kurzen Blick nach draussen, wusste ich das es nur ein paar wenige Wolken hatte, für meine Laune war viel zu gutes Wetter. Nach kurzem überlegen zog ich eine weinrote Jeans aus dem Schrank, dazu würden meine schwarzen geschnürten Stiefel gut passen, und dann noch einen lockeren Pullover, welcher eine Schulter freiliegen las. Aber mich störte das nicht sonderlich, da fiel jetzt nämlich mein Zopf drüber und ausserdem zog ich noch meine Jeansjacke darüber an. Der Pullover war beige und einfach ganz schlicht, weshalb ich dann noch den passenden Schal zur Hose und eine lange Halskette aussuchte. So war mein Outfit dann auch komplett, da ich jetzt einen Pullover anhatte, konnte ich auf die Handschuhe verzichten. Zum Glück, denn ich hasste Handschuhe.
Sasha Ich stieg also schließlich hinters Steuer meines Sportwagens, meines Audi R8's. Er war mattschwarz, die Felgen etwas ganz besonderes und außerdem weiß. Ich fuhr den Wagen aus der Garage und schlug dann damit den Weg zum Park ein... es war zwar gar nicht mal weit, aber ich war einfach zu faul zum laufen. Und ihc prahlte sehr gerne mit meinem Wagen, ich bekam immer Blicke dafür zugeworfen... war eben kein 0-8-15 Auto, dass man überall rumfahren sah, gerade hier in den USA nicht. Ich hielt den Wagen schließlich auf einem Parkplatz in der Nähe des Stadtparks an, wobei ich aber nicht gleich ausstieg sondern noch einen Augenblick lang hinterm Steuer sitzen blieb. Einfach, weil ich mental nochmal darauf vorbereiten musste, auf Aimee zu treffen... inzwischen war ich noch weniger begeistert davon, ihr wieder ins Gesicht sehen zu müssen, ihr gegenüber zu treten. Schon jetzt wo ich aus dem Auto ausstieg, den Wagen abgeschlossen hatte und in den Park ging. Die Brücke war noch nicht mal in Siht, aber ich fühlte mich schon jetzt in alte Zeiten zurück gezogen, es kam alles wieder hoch... ich war schon so oft über diesen Kies gelaufen und das Knirschen unter den Schuhen war so vertraut... schrecklich vertraut. Schließlich ging ich auf die Brücke, von Aimee war noch nichts zu sehen. So blieb mir wenigstens Zeit, noch einmal gaaanz tief durchzuatmen.
Aimee Ich zog mir die Kleider dann auch über und ging nochmals in Badezimmer, legte ein wenig Make-up auf, damit ich nicht ganz so blass wirkte. Denn ich stand immernoch ein wenig unter Schock von den Ereignissen in der Nacht, auch wenn ich mir das nachher nicht anmerken lassen wollte. Ich schnappte noch mein Handy und steckte es in die Jackentasche, bevor ich das Haus verlies. Dabei nahm ich natürlich noch die Hausschlüssel mit, steckte sie ebenfalls in meine Jackentasche. Ich würde etwas 10 Minuten bis zum Park brauchen, dann noch ein paar wenige bis ich dann auch bei der Brücke war. ich wusste nicht genau was mich dort erwartete, nur das Sasha dastand. Also, eigentlich das schlimmste denn ich war mir sicher das die ganzen Gefühle hochkommen würden, die hatte ich ja eigentlich nur verdrängt um endlich wieder für die Schule und für meine Eltern da sein konnte. Ja, für meine Eltern die ich jetzt nicht mehr sah, das war irgendwie ironisch. Ich hatte Sasha verloren und dann zwei Jahre später meine Eltern. Vielleicht würde ich ja Sasha jetzt wieder besser kennenlernen. Ihn ein wenig zurückgewinnen. Ja, das würde ich toll finden, denn bei ihm konnte ich mich einfach fallen lassen und ich sein. Aber ich kam dann auch beim Park an und lief über den Kies, sah mich ein wenig um. Bald kam dann auch die Brücke in Sicht, und mit ihr Sasha. Okay, ja, jetzt war ich doch ein wenig nervös. Was ich mir aber nicht anmerken liess. "Hey.." sagte ich dann als ich bei ihm ankommen war und musterte ihn kurz. Oh Gott, weshalb tat ich das nochmals?
Sasha Ich war zu früh da gewesen, dennoch wartete ich keine 10 Mintuen auf Aimee. Als sie dann kam, tat ich mir schon allein damit schwer genug, sie nur anzusehen, als sie auf die Brücke - also auch auf mich - zu kam. Ich hatte mich leicht gegen das Geländer der Brücke gelehnt, stieß mich jetzt ab und schob die Hände stattdessen fast schon ein wenig unsichr in die Hosentaschen... wahrscheinlich,w eil ich einfach nicht wusste, was ich sonst mit den Händen anstellen sollte. Sonst hatte ich sie immer entweder um ihren schlanken Körper geschlungen oder ihr mit einer Hand über die Wange gestrichen, als ich sie zur Begrüßung geküsst hatte... ach man. Hier hingen echt viel zu viele Erinnerungen fest und es war mir alles andere als recht, dass die mich gerade alle einholten... ich hatte sie doch einfach nur vergessen wollen, aber das schien mir jetzt ziemlich unmöglich zu sein. "Hi..." begrüßte ich sie schließlich, als sie bei mir ankam und musterte sie nur einen Augenblick lang sehr unauffällig, ehe ich noch ein paar Worte mehr hinterher schob. "Um was gehts denn?" Sie hatte ja am Telefon gesagt, dass sie mit mir reden wollte. Ich konnte mir eigentlich auch sehr gut denken worum es ging, aber nunja... fragen schadete ja nicht, denke ich.
Aimee Schon alleine diese wenigen Worten schafften es mich ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Jetzt erst wurde mir bewusst das ich doch noch sehr an ihm hing und sich das auch sehr wahrscheinlich in nächster Zeit nicht ändern würde. Denn ich hatte ebenfalls nicht vor, das er es schaffte sich von mir fern zuhalten, ich brauchte einfach jemanden der mich in und auswendig kannte. Und hier war das Sasha, was vielleicht ein wenig ungeschickt war. Ich wusste nicht recht mit was ich auf seine Frage antworten sollte, denn eigentlich wollte ich mit ihm über alles reden. Über alles was wir voneinander verpasst hatten und was ich von gestern Nacht halten sollte, ob ich zur Polizei gehen sollte, denn eigentlich bewiesen meine Handgelenke ja das es wahr war. "Das...über irgendwie alles...Halt über uns. Und ja, ich hab schon das Gefühl das du das nicht möchtest.." sagte ich dann ein wenig verunsichert und zog mir die Ärmel von meinem Pullover ein wenig über die Hände, ja, das tat ich immer wenn ich mich ein wenig unwohl fühlte. Ich sah ihn immernoch an, bevor ich meinen Blick dann ein wenig abwandte und konzentriert auf den Fluss schaute, denn sonst hätte ich ihn ein wenig angestarrt. Ich hoffte das er hierbleiben würde und wir vielleicht ein Stück laufen konnten, bis er sicher wieder gehen würde. Ausser er würde gleich gehen. Aber Sasha war doch nicht so, das er sich einfach wieder verduften würde, wenn wir uns gerade getroffen hatten. Nein, das würde Sasha nicht tun, schliesslich konnte er sich noch benehmen. Dachte ich zumindest.
Sasha Über alles... ich meine, wirklich über alles? Mir wäre keine Sekunde lang wohl dabei, schätze ich... und außerdem hatte ich doch nicht umsonst versucht, sie die letzten zwei Jahre über zu vergessen, notfalls einfach aus meinem Kopf zu verdrängen. Der Abschied und die Einsamkeit waren für mich anfänglich so unglaublich schwer gewesen, da wollte sie jetzt auf einmal über alles reden? Ehrlich, ich hatte absolut keine Lust dazu und ich denke mal, dass das auch nachvollziehbar und verständlich war. Schließlich hatte sie mich damals am Jahrestag quasi einfach sitzen lassen... ein ganzes Jahr lang waren wir zusammen gewesen und dann sowas. Ich konnte inzwischen nicht mehr sagen, ob in dem Moment, als sie mir gesagt hatte dass Schluss war, eher wütend oder traurig gewesen war.. beides auf jeden Fall, ich wusste nur nicht mehr, was damals überwiegte. Dennoch nickte ich nach einigen Sekunden Bedenkzeit schließlich und sah sie noch einen Moment lang direkt an. "Nagut, dann... fang an." sagte ich ein wenig knapp, weil ich mich sichtlich scheiße in meiner Situation fühlte. Aber sie hatte ja selbst gesagt, dass sie das Gefühl hatte, dass ich das nicht wollte... da lag sie goldrichtig, also sollte sie sich auch nicht wundern, wenn ich mich nicht sonderlich gut ins Gespräch einbringen würde.
Aimee Genau, lass mich wieder reden und halt die Klappe, darauf verschwindest du dann einfach, dachte ich ein wenig gekränkt, liess mir das aber nicht anmerken. Jetzt sollte er sich aber auch nicht so aufführen, schliesslich hatte er nicht um mich gekämpft, natürlich schon an dem Abend noch, aber bis zu dem Tag an dem ich gefahren war, hatte er nichts getan. Er hätte mit meinen Eltern reden können, wieder mit mir, hätte er das vielleicht wirklich gemacht, wäre ich auch geblieben. Das glaubte ich zumindest. Ich nahm ihn dann kurz am Unterarm und bewegte ihn dazu das er ging, denn im stehen konnte ich nicht reden. Ausserdem wollte ich von dieser Brücke weg, das war überhaupt kein guter Ort gewesen um ihn zu treffen. Als wir dann neben einander her gingen, natürlich mit Abstand zwischen uns, fing ich langsam an zu sprechen. ich würde ihm das natürlich nicht vorwerfen, wahrscheinlich hätte ich genauso reagiert wie er. "Ich weiss eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll. Bei meinen Fehlern, bei meinen Eltern oder einfach was ich hätte tun müssen. Glaub mir, mir ist das klar geworden, und war schon lange. Ich erzähl dir jetzt lieber nicht wie es mir im ersten Jahr nach unsere trennung gegangen ist, das...würde dir vielleicht Angst machen oder ich weiss nicht...Sag mir doch wo ich anfangen soll, ich weiss es nämlich nicht." stellte ich leise fest und sah dann während dem gehen zu ihm.
Sasha Mir war ihre Berührung unangenehm... zwar fasste sie mich nicht lange am Arm, sondern nur, um mir zu zeigen, dass sie lieber im Laufen reden würde, aber dennoch. Es war einfach nur... ungewohnt, dass sie mich wieder berührte und sie sollte es nicht. Einfach weil ich nicht wollte, dass noch mehr Gefühle und Erinnerungen wieder hoch kamen, als es ohnehin schon der Fall war... ich würde das nicht mehr lange so ertragen, nicht wenn es noch mehr wurde. Ich litt ja jetzt schon unter ihrer Rückkehr in ihre - unsere! - Heimatstadt. "Wie wärs, wenn du damit anfängst, wieso du jetzt wieder Kontakt willst, wo du es doch vor zwei Jahren doch so leicht beenden konntest..." sagte ich wieder recht abgehackt und verstaute meine Hände in den Hosentaschen. Ja, ich war noch immer sauer deswegen und ich konnte es nicht einfach abschalten oder zurückhalten, ich wollte einfach nur wissen, weshalb sie jetzt wieder meine Nähe suchte... immerhin hatte sie extra meine Eltern aufgesucht, um meine neue Nummer herauszufinden... was das anging hatte ich inzwischen nämlich bei meinen Eltern nachgehakt und sie hatten es mir bestätigt. Und ich verstand einfach nicht, warum sie jetzt auf einmal wieder meinen Kontakt für scheinbar wichtig empfand. Einerseits fand ich esschrecklich, aber andererseits... ich hätte wohl nicht leugnen können, dass ich noch immer Gefühle für sie hatte, auch wenn ich ach wie vor recht gekränkt war.
Aimee Ich hatte ihn wirklich nur kurz berührt um ihm das zu zeigen, wie ich es früher immer gemacht hatte. Aber es war eben nicht früher, es war 3 Jahre später und das Verhältnis zwischen uns war auch total anders, was natürlich auch meine Schuld war, ja, ich nahm die Schuld auf mich, seine war es ja nun wirklich nicht. Leicht, so hatte es für ihn ausgesehen. Das ich mich leicht von ihm trennen konnte, das auch die Zeit danach total einfach für mich war. In welcher Traumwelt lebte er eigentlich? Mir war überhaupt nichts an der Trennung leicht gefallen und die Zeit danach war einfach nur die Hölle gewesen. Das ich einen grossen Teil von meinem Gewicht abgenommen hatte, da ich einfach keinen Appetit hatte und mich meine Eltern schon in die Therapie oder sonst was schicken wollte, würde ich ihm nur im äussersten Notfall erzählen. Denn das war mein Geheimnis, zumindest gegenüber Fremden. Es gab auch jetzt noch Tage an denen ich fast nichts ass, weshalb ich auch noch nicht mein altes Gewicht wieder hatte, sondern immernoch ein wenig dünner war. "Weil ich jemanden brauche. Jemanden der mich kennt und weiss wie man mit mir umgeht. Ausserdem konnte ich es nicht leicht beenden, es hat mich eine Ewigkeit gequält das ich dir so wehgetan habe und mir auch..." erklärte ich es ihm so gut es ging und steuerte auf den kleinen Wald in der Mitte vom Park zu. Mein Blick richtete ich nun auf meine Schuhe und den Boden von mir, da ich sonst nicht wusste wo ich hinschauen sollte. Alles kam mir falsch vor.
Sasha Schön... wenigstens hatte sie genauso gelitten wie ich, oder zumindest sagte sie das. Klar, ich sollte mich darüber wahrscheinlich nicht freuen, weil sie mir ja doch noch sehr wichtig war - wenn man mal in jemanden verliebt war, verschwanden die gefühl auch nie... -, aber ein wenig Schadenfreude, weil sie mir damals mit der Trennung so weh getan hatte, war eben trotzdem da. Das konnte ich auch nicht ändern, war eben so... ich konnte nicht von jetzt auf gleich so tun, als wär der ganze Scheiß nciht passiert. Und es nahm mich scheinbar ja immernoch mit, obwohl ich schon so viel Zeit damit verbracht hatte, mich damit auseinander zu setzen. "Ach, jetzt auf einmal..." nuschelte ich kaum hörbar vor mich hin bezüglich des 'Sie brauchte jemanden'... ich hätte sie die letzten Jahre über auch brauchen können und da gewesen war sie trotzdem nicht. "...und wenn ich das gar nicht mehr kann, Aimee? Es hat sich viel verändert die letzten Jahre." sagte ich und sah kurz zu ihr rüber. Sie hatte sich verändert, ich hatte mich verändert... alles hatte sich verändert. Woher sollte ich also jetzt noch wissen, wie ich mit ihr umgehen sollte? Gerade auch weil jetzt so eine gewisse Distanz zwischen uns war, würde mir das schwer fallen...
Aimee Ja, er hatte recht. In den meisten Punkten, nur in einem nicht. Hätte sich Sasha mal aufgerafft, wäre mir nachgefahren, hätte versucht den Kontakt zu mir zu halten, trotz allem, wäre ich zu ihm gegangen. Da bestand kein Zweifel mehr daran, zumindest glaubte ich das. Ich wusste es gar nicht mehr, die Zeit nach der Trennung hatte ich nicht richtig gelebt, einfach für mich in meinem Kopf. Aber nicht nach aussen hin. "Ich weiss, natürlich, aber wenigstens schreist du mich gerade nicht an, wegen all dem Mist den ich gebaut habe und das ich wieder verschwinden sollte." sagte ich und musste bei diesem Gedanken ein wenig schmunzeln, stimmt, wieso schrie er mich nicht an? Ich hätte es verdient, aber vielleicht lag es auch daran das wir draussen waren und wie an Menschen vorbeigingen. Und es war nicht auf einmal, ich brauchte schon länger jemanden, nur der Vorfall in der Nacht hatte das noch mehr verstärkt. Ich hatte mich schon früher in der Dunkelheit nicht wohlgefühlt, egal wo, egal wann, ob es mitten in der Nacht war oder im Winter um 5 Uhr. Ich vergrub meine Hände in den Ärmel von meinem Pullover und legte die arme um meinen schlanken Körper, überlegte kurz ob ich heute noch irgendwas machen musste. Mir fiel aber nichts mehr ein, nur morgen hatte ich ein Konzert. Und vorher kam Ian noch zu mir um die Arbeit zu besprechen. Darauf hatte ich ja eigentlich überhaupt keine Lust.
Sasha Ja, richtig... ic hschrie sie nicht an, wobei ich wohl durchaus einen Grund dazu hatte. Ich hatte so sehr gelitten nach der Trennnung... sie hatte nicht mal versucht, ihre Eltern umzustimmen und mich einfach so hier zurück gelassen, nicht ohne gebrochenes Herz... aber gut, vielleicht sollte ich mir auch mal an die eigene Nase fassen. Immerhin hatte ich bis auf mit ein paar Worten auch nicht versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen... also hatten wir wahrscheinlich beide einfach zu wenig getan, so sah es aus. Dennoch war sie überhaupt der Auslöser gewesen, beziehungsweise ihre Eltern. Und ich hätte nicht leugnen können, dass diesbezüglich noch immer ein wenig Wut in mir kochte... aber nein, ich würde sie nicht anschreien, vor allem nicht hier. Zu viele Menschen, die es mitkriegen könnten. Und außerdem... könnte ich sie auch ohne Prublikum wohl gar nicht so richtig anschreien, dazu war sie mir immernoch zu wichtig. Immerhin würde sie das verletzen... psychisch gesehen. "Ich... kann dich auch gar nicht wirklich anschreien. Nur weil du die letzten Jahre nicht da warst, heißt das nicht, dass du mir egal geworden bist..." sagte ich eher ein wenig gemurmelt, die Hände noch immer in den Hosentaschen verstaut und den Blick nicht auf Aimee gerichtet, sondern abwechselnd auf die Umgebung und den Kies zu meinen Füßen.
Aimee Sehr gut, das war schon mal etwas, ich war ihm nicht egal. War das jetzt gut oder nicht? Ich wusste es nicht genau, auch wenn ich wusste das er mir ebenso nicht egal geworden war. Wie könnte er auch, schliesslich war er mein erster Freund gewesen, der erste mit dem ich soviel getan hatte. Der erste der mir soviel bedeutet hatte, aber ab meisten wahrscheinlich der erste den ich geliebt hatte. Und ich wusste das diese Gefühle nie verschwinden würden, dazu konnte ich sie auch nicht verdrängen. "Du mir auch nicht Sasha..." sagte ich dann leise und mein Blick flog nach oben in den Himmel, an dem ich Regenwolken entdeckte. Würde es jetzt wirklich noch anfangen zu regnen? und wo waren diese Wolken so schnell hergekommen? Ich wollte gerade meinen Zopf aufmachen, den Wind meine Haare durchwühlen lassen. Inzwischen war nämlich auch noch ein frischer Wind aufgekommen, weshalb ich mich fragte ob Sasha nicht kalt hatte, schliesslich hatte er nur ein einfaches Shirt an. Ich hatte ja zum Glück einen Pullover und noch meine Jeansjacke angezogen, um den Hals auch noch einen warmen Schal damit mein Hals nicht freilag. Ich war nämlich schon immer leicht krank geworden und das konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Ich hoffte jetzt einfach mal, das es nicht anfangen würde zu regnen, dann würde ich nämlich augenblicklich nicht mehr wissen was ich tun sollte. Und das wollte ich vor Sasha nicht, zumindest nicht vor diesem distanzierten Sasha.
Sasha Hmm... war mir fast klar gewesen. Immerhin wäre sie sonst jetzt wohl kaum mit mir hier, wenn ich ihr inzwischen gänzlich egal geworden wäre. Hätte sich dann auch genauso gut an ihren Tischgenossen aus dem Restaurant wenden können... grml. Machte mich ja doch immernoch fuchsig, dass sie da mit einem anderen Kerl gewesen war, obwohl es nicht mal heißen muste, dass sie mit dem was am Laufen hatte. Ach, was weiß denn ich. Vielleicht kam ich nur deshalb nicht damit klar, weil ich schon immer der eifersüchtige Typ Kerl gewesen war. Nicht zu extrem, aber eben doch schon etwas mehr... wobei ich jetzt keinen Grund dazu hatte, wir waren seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr zusammen, also war das auch fehl am Platz. Ach man ey... Und dann war da jetzt auch noch so 'netter' Wind. Grml. Fehlte mir jetzt noch, echt. Ich fror nur selten, richtig selten. Aber dieser Wetterumschwung brachte mich dazu, die Arme etwas enger an den Körper zu legen und eine leicht verkrampfte Körperhaltung einzunehmen. "Können wir irgendwo... rein gehn? Oder zumindest kurz zu meinem Auto? Da müsste noch ne Jacke sein.." murmelte ich leise grummelnd vor mich hin und sah dann ein paar Sekunden lang zu ihr rüber, während ich ihre Antwort abwartete.
Aimee Sicher, ich fragte mich immernoch ein wenig weshalb Sasha so schnell verschwunden war. Eben an dem Tag, wo wir uns im Restaurant gesehen hatten, er mich hatte bedienen müssen. Das musste ja auch ein beschissenes Gefühl gewesen sein, wenn er mich mit Ian gesehen haben muss. Aber, es gab drei Punkte weshalb ich nie etwas mit dem anfangen würde. Erstens, er war mein Arbeitskollege, so etwas fand ich einfach nur falsch. Zweitens, war er überhaupt nicht mein Typ und drittens, er war schwul. Also kam er deshalb erst recht nicht in frage, dazu war er noch 28 Jahre alt, das war dann doch ein wenig alt für mich. Zwar war mir bewusst das man ihm das Alter nicht ansah, weshalb Sasha vielleicht insgeheim ein wenig eifersüchtig war, natürlich hatte ich seine Eifersucht in unserer Beziehung mitbekommen, aber wie gesagt, Ian war nichts für mich. Ich sah dann eben zu ihm und sah ihm an das er ein wenig kalt hatte, meinen Körper schützte ja noch ien wenig die Jeansjacke. "Sicher, dann geh einfach in die Richtung." sagte ich und lächelte ihn schwach an, ging weiter neben ihm her. Sollte ich ihn wegen dem Restaurant fragen, eigentlich wäre es ja noch interessant zu wissen. Aber vielleicht würde ihm die Frage nicht gefallen, also liess ich das lieber, stattdessen fragte ich, eine für mich, harmlose Frage. "Was machst du jetzt eigentlich? Arbeitest du nur in dem Restaurant?" fragte ich und sah eben zu ihm rüber, bevor ich meinen Blick wieder auf den Weg vor mich richtete.
Sasha Oke, gut... dann kontne ich mir wenigstens meine Jacke holen gehn. Allerdings war mir ihre folgende Frage nicht wirklich recht... sie hakte ja ganz genau in dem Bereich nach, der sie nichts anging und das war meine 'Arbeit'. Natürlich würde ich lügen, so wie sonst auch immer. Viel was anderes blieb mir gar nicht übrig, aber hey, meine Eltern kauften mir ja auch allerhand Lügen ab, dann würde das bei Aimee auch nicht allzu schwer werden. Ich war sowieso ein exzellenter Lügner. Ich schlug also den Weg zurück zu meinem Auto ein, als ich anfing zu reden. "Nein... das mach ich nur nebenbei, um mir noch ein bisschen mehr Geld zu verdienen. Eigentlich arbeite ich in 'nem Autohaus am Stadtrand. Autos verkaufen.." meinte ich also und sah kurz zu ihr rüber, mein Blick genauso ruhig wie immer. Das mit dem Autohaus erklärte auch meist am simpelsten, wieso ich so einen schicken Wagen fuhr. Immerhin konnte man als Arbeitnehmer ja mal ein paar Vorteile kriegen, nicht? - Ja, konnte man. Ganz definitiv. Wir kamen wenig später dann am Rand des Parks an und ich steuerte den Parkplatz an, auf dem mehrer Autos standen. Hauptsächlich durchschnittliche Autos. Mal ein Combi, mal ein Kleinwagen, mal ein Geländewagen... normale Autos eben, da stach der schicke Audi schon ziemlich krass raus. Ich zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche und drückte kurz auf den Knopf der Zentralverriegelung, damit sich die Schlösser sämtlicher Türen öffneten. War nur ein Zweisitzer, deshalb ging ich zur Beifahrerseite um meine Jacke rauszuholen - war so eine Art schwarzer Parker, Mantel... whatever, jedenfalls wärmer als eine Lederjacke oder dergleichen.
Aimee Das seine Antwort nicht stimmte, konnte ich ja nicht wissen. Ich folgte ihm dann zu dem Wagen und dachte darüber nach was wir jetzt noch reden sollten, was ich ihn noch fragen sollte. Natürlich fielen mir gleich hunderte Fragen ein die ich ihm stellen könnte, schliesslich hatte ich ihn drei Jahre nicht gesehen, was wohl die Erklärung dafür war. Als wir dann an dem Parkplatz ankamen überlegte ich welcher Wagen seiner war. Diese Frage klärte ich dann als er zu dem Audi ging. Ich zog kurz eine Augenbraue hoch und überlegte ob man sich mit so einem Job, so einen Wagen kaufen konnte. Vielleicht war es ja gar nicht sein Wagen sondern nur gemietet um anzugeben. Mir war bewusst das Sasha eher ein kleiner Angeber war, aber ob er dafür extra einen Wagen mieten würde. Unwahrscheinlich, also schloss ich daraus das es seiner war. "Hübscher Wagen." sagte ich leicht lächelnd und sah dann wieder zu ihm, bevor ich zu meiner Hand schaute, die ich ein vorsichtig auf die Motorhaube legte. Ich strich leicht über den Lack und passte auf das ich den Lack nicht mit meinen Nägeln verkratzte. Mein Blick blieb an meinen Nägeln hängen, welche ich gestern neu rot lackiert hatte. Im Moment hatte ich rote Nägel gerne, weil ich auch meist rote Sachen trug. Ich nahm meine Hand dann aber wieder zu mir zurück und sah zu Sasha. "Und jetzt?" fragte ich ihn dann, denn ich wusste nicht was wir jetzt tun sollten. Vielleicht sollten wir irgendwo hineingehen, denn der Wind störte mich ein wenig.
Sasha Ich nickte leicht. Ja, war in der Tat ein sehr schickes Auto, aber darauf lag mein Augenmerk jetzt gerade ganz sicherlich nicht. Ich war es schließlich gewohnt, in diesem Wagen unterwegs zu sein und das war für mich kein Luxus, sondern schlichter Alltag. Als dann allerdings die Frage folgte, was wir jetzt wohl anstellen würden, musste ich einen Moment lang nachdenken. Hier draußen war es schon wirklich recht frisch, war unangenehm. Zumindest für Aimee, denke ich. Jetzt, wo ich die Jacke anhatte, fror ich kein Stück mehr. Schließlich war die Jacke zuvor auch noch so schön im vorher aufgeheizten Auto gelegen... nunja, wie auch immer. Jedenfalls bahnten sich in meinem Kopf exakt zwei Möglichkeiten an... wobei das natürlich bei weitem nicht die einzigen waren, schließlich waren wir hier immernoch in der Stadt. "Nachdem's hier draußen jetzt langsam ungemütlich wird, würde ich sagen... entweder zum Kaffee um die Ecke oder... zu mir nach Hause." mit dem zweiten Vorschlag zögerte ich dann doch ziemlich, rückte dann aber dennoch damit raus. Wenn ich gewusst hätte, dass sie meine Adresse ohnehin bereits hatte, wäre es mir gleich gewesen, aber so hieß das natürlich, sie wieder ein Stück weit in mein Leben zu lassen... obwohl ich sie hatte außen vor lassen wollen.
Aimee Ich sah ihn überrascht an, er wollte mich doch nicht bei sich zuhause haben. Und ich wollte ihm auch nicht irgendetwas aufdrängen, also würde ich mit ihm ins Kaffee gehen. Aber vielleicht könnten wir da nicht richtig reden, also vielleicht war bei ihm doch besser. Ich wusste im Moment einfach überhaupt nichts mehr, vermutlich da ich zu kalt hatte. "Entscheide du." brachte ich dann nur leise heraus und sah kurz zu ihm, bevor ich einen älteren Herren im Park hinten beobachtete, der eine hand auf seinen Gehstock gestützt hatte und mit der anderen Enten fütterte. Das brachte mir ein kleines lächeln aufs Gesicht, genau das hatte mein Grossvater auch immer gemacht, genauso hatte er immer am See gesessen und Enten gefüttert. Aber ich wandte mich dann ab und sah zu Sasha, wartete ein wenig ungeduldig seine Antwort ab. Nicht weil ich irgendwie Angst davor hatte oder neugierig war, aber ich hatte einfach nur kalt und wollte so schnell wie möglich ins warme. Wie konnte dieses blöde Wetter so schnell umschlagen, heute Morgen war noch keine einzige Wolke am Himmel gewesen, echt schlimm. Mein Blick fiel wieder auf seinen Wagen und auf seine dickere Jacke, er hatte jetzt sicher schön war in der. Vielleicht würde er mir das ja auch gönnen, das es mir so schlecht ging wie möglich. Aber nein, falsch. Wenn ich ihm immernoch etwas bedeutete, dachte er nicht so, das war nicht Sasha. Wahrscheinlich würde er's mir doch schon ein wenig gönnen, da ich ihm weh getan hatte, aber er hatte mich noch nie lange, frieren, weinen oder sonst irgendwas gesehen, eben wenn es mir nicht so gut ging.
Sasha Na toll, jetzt durfte ich wieder entscheiden... ich hasste sowas, eigentlich müsste sie das noch wissen. Aber gut, dann würdei ch eben die Entscheidung fällen, wenn ihr das lieber war... aber wehe, sie würde sich anschließend beschweren. Eigentlich mied ich einen Großteil der Gesellschaft, wenn ich irgendwo draußen unterwegs war, dann nur mit Freunden. Wenn man in mitten einer Gruppe unterwegs war, dann erregte man allgemein zwar mehr Aufmerksamkeit, aber wenn man nur einer von vielen einer Gruppe war, dann lag das Hauptaugenmerk nicht auf einem... war besser für mich, für meinen Beruf. "Dann... gehn' wir zu mir." sagte ih und zuckte leicht die Schultern. Weil meine Wohnung aber eben ein ganzes Stück entfernt lag, würden wir wohl oder übel das Auto nehmen müssen, weshalb ich dann doch zur Fahrerseite ging, um einzusteigen... nein, ich war heute nciht Gentleman, hielt ihr nicht die Tür auf. Wieso auch... sah ich keinen Grund dafür, sie hatte zwei gesunde Arme, mit denen sie sich die Tür selbst aufmachen konnte. Und ich hegte trotz meiner noch immer durchaus positiven Gefühle für sie dennoch ein wenig... Wut, Groll. Aber dennoch war es mir lieber, mich so wenig wie möglich in der unmittelbaren Öffentlichkeit aufzuhalten.