Arya
Sie versuchte ihn nicht anzuschauen, ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Wand zu richten. Aber das Geräusch des Zimmerschlüssels, welchen er so feierlich neben dem Bett platzierte, liess ihren Blick sofort zu ihm schnellen. Obwohl sie das nicht wollte und sich Sekunden später wieder abwandte, als sie sein Grinsen sah. Sie sollte sich für den Gedanken allein schlagen - als ob sie aus diesem Zimmer kommen würde!
Er legte sich hin und es wurde still. Seine Augen waren geschlossen, was sie feststellte, als sie einen kurzen Blick in seine Richtung riskierte. Sie drehte sich vorsichtig weg, starrte nun die Wand an, gab keinen Laut von sich, um ihn nicht wieder zu wecken, auf dumme Ideen zu bringen. Es war ganz dunkel, seit Michael die letzte Kerze ausgemacht hatte. Der Mond schien nur schwach hinter den Wolken hervor. Sie hörte einzelne Regentropfen. Die entfernten Wachen am Tor. Ab und zu ein Tier auf dem Hof. Die Geräusche waren kaum hörbar hier im Zimmer, aber ihre überreizten Sinne, die Panik in ihrem Kopf, die schreienden Gedanken, alles wirkte wie eine Droge auf sie. Arya war hellwach, so übermüdet und doch konnte sie die Augen nicht zufallen lassen. Sie hatte Angst vor den Bildern, die sie sehen würde, vor den Gedanken, die kamen. Aber am meisten fürchtetet sie sich vor der Dunkelheit. Die Dunkelheit bedeutete, dass sie alleine war. Und die Einsamkeit schnürte ihr den Hals zu. Versetzte sie in Panik. Noch so viel mehr Panik... Als ob alles nicht schon lange schlimm genug war. Als ob sie bis hierher noch klargekommen wäre.
Sie versuchte durchzuatmen. Nichts zu denken und innerlich auf Zehn zu zählen. Seinen Atem zu ignorieren. Seine Gegenwart. Sie versuchte ihren eigenen Körper auf stumm zu schalten. Das Zittern zu stoppen. Ihre Nerven zu beruhigen. Sie durfte nicht schon an ihrem ersten Tag aufgeben... Musste versuchen, stark zu bleiben. Die Schmerzen und Wunden zu ignorieren. Irgendwie… Und dann packte er sie wieder. Arya schanppte nach Luft, schlug in einer plötzlichen Panik nach seinen Armen und versuchte, ihren unfolgsamen Körper aus dem Griff zu winden. „M-Michael, bitte! Ich geh nicht weg, ich versprechs! Lass mich bitte los, bitte!“, keuchte sie, riss immer wieder kraftlos an seinen Händen, während sie zappelte und nach Luft schnappte. Endgültig gefangen in der Panik, während der Alptraum immer mehr mit der Realität verschwamm und sie nicht mehr beurteilen konnte, was echt war und was nicht. Aber die Hände um ihre Kehle, sie fühlten sich echt an. Der untragbare Druck auf ihrer Brust, der ihre Lungen zerquetschte, er fühlte sich echt an. Die Hände auf ihrem Körper, die nie wieder weggehen würden, sie fühlten sich echt an. Seine Stimme an ihrem Ohr, die ihr die Ewigkeit androhte, sie fühlte sich echt an. Die heissen Tränen auf ihren Wangen, die zischend im Höllenfeuer verdampften, sie fühlten sich echt an. Die schwarzen Punkte auf der Decke, an der Wand, überall da, wo ihre Augen sich verfingen, sie kündigten die Freiheit an. Sie konnte nicht mehr, es war zu viel. Wie konnte er nicht merken, dass sie kaputt war?

Margret & Josefine
Nach einigen Stunden schauten sie zaghaft wieder nach Eleah. Doch diese schien tatsächlich zu schlafen. Jedenfalls lag sie in ihrem Bett und rührte sich kaum. Aber sie atmete, was die beiden Frauen insgeheim ein wenig beruhigte. Vielleicht musste sie sich nur erholen und dann war alles gut. Vielleicht war es auch irgendein Missverständnis gewesen, dass sie ausgerecht den Namen ihres Bruders genannt hatte. Sie hofften das einfach mal.
Immer wieder sahen die beiden Frauen nach ihr, aber Eleah lag nach einem halben Tag immer noch im Bett und langsam begann Margret sich Sorgen zu machen. Denn natürlich sah sie genauso schlecht aus wie die Stunden zuvor, wenn nicht sogar schlimmer. Als es dann aber auch schon auf vier Uhr nachmittags zuging, kam das vor allem der älteren Zofe langsam komisch vor und so trat sie in Eleahs Gemach und ging zu der kränklich aussehenden Brünetten hin. Eleah war blass wie eine Kalkwand und sah alles andere als gesund aus. Woraufhin Margret das erst beste tat, wenn man nun mal tat, wenn man jemanden so kränklich im Bett liegen sah. Sie legte ihre Hand auf Eleahs Stirn und gab einen undefinierbaren Laut von sich. In dem Moment schlug Eleah die Augen auf und sah der älteren Frau mit einem fiebrigen und abwesenden, glasigen Blick an, murmelte irgendwas unverständliches, ehe sich ihre Lider wieder flatternd schlossen.
"Sie hat Fieber...hohes Fieber, sie ist fast schon so heiß wie eine Herdplatte..", gab sie dann sorgenvoll an Josefine weiter. "Sie braucht einen Arzt.. sofort..", sie eilte zu ihrer jüngeren Kollegin und fragte sie hektisch ob sie wüsste wo Nathan sich gerade aufhielt. "Ich.. ich glaube er ist immer noch auf seinem Ausritt..", kam die unsichere Stimme der Blonden. "Okay, das ist gut, das ist sehr gut.. du rufst einen Arzt und ich hol ihren Vater her.." Sie sah Josefines zögerliche Gesicht, aber wollte es einfach übergehen. "Und Nathan?..", "den informieren wir wenn er zurück ist.. wir konnten ja nichts dafür, dass er unterwegs war und es war dringend." Damit nickte sie ihr zu und verließ eilig den Raum.

Nathan
Nachdem er mit seiner Schwester fertig geworden war, war er ziemlich direkt in seine eigenen Gemächer gewandert, um sich schlafen zu legen. War immerhin auch schon spät in der Nacht, das Ganze hatte gedauert. War es aber auch wert gewesen. Der dumme Crawford dürfte seine Lektion gelernt haben und sich von Eleah fernhalten. Und wenn Nathan Glück hatte, verreckte das Arschloch an den Folgen dieses Abends. Fände er ganz toll.
Aber genug des Wunschdenkens, denn so glücklich ihn den Ausgang dieses Abends gemacht hatte, so wütend war er trotzdem noch immer über alles davor. Dass seine kleine Schlampe von Schwester sich ausgerechnet ihren absoluten Erzfeind für irgendwelche unheiligen Bettgeschichten aussuchen musste. Das war so behindert, dass es noch in hundert Jahren keiner je begreifen würde. Nathan schüttelte schon wieder den Kopf, als seine Gedanken ungewollt erneut zu der Geschichte zurückglitten. Mittlerweile gings gegen den Abend des nächsten Tages zu und er kehrte gerade von einer erfolgreichen Jagd zurück. Fast hätte er dabei seinen besten Freund vermisst, der wohl anderweitig beschäftigt sein dürfte. Aber nur fast, denn der Preis, den Nathan mit Michaels Fehlen auf der heutigen Jagd für die Hochzeit bezahlte, war das alles noch lange wert. Hatte der nette Mann doch ganz beiläufig eines von Nathans pendenten Problemen für immer gelöst.
Auf dem Hof pfiff er erst einen Knecht und dann einen Stallburschen herbei, welche den jungen Hirsch vom Pferd luden und wegbrachten und anschliessend das Pferd abführten. Nathan schlenderte entspannt auf den Eingang des Haupthauses zu, verschwand in dessen Inneren, wo ganz deutlich etwas in der Luft lag, das seine Laune umgehend dämpfte. Er ging mit düsterem Blick durch die Gänge, brauchte auch nicht weit zu gehen, da fand er die Alte, die sich eigentlich um seine Schwestern kümmern und auch die restliche Zeit nicht unter seine Augen treten sollte. Stattdessen kam sie aber direkt auf ihn zu, mit ernster Miene und offensichtlich wenig erfreut, ihn überhaupt zu erblicken. Sein Blick sprühte nur so von Verachtung, als er sie abschätzig betrachtete. „Was ist los?“, wollte er schroff wissen, ohne Anrede. Er kannte ihren Namen sowieso nicht. War ihm auch sehr egal.
Nachdem die Alte die Situation kurzum geschildert hatte, war Nathan auch sehr kurz davor, ihr das ungesunde Selbstvertrauen auszuprügeln, welches sie sich offensichtlich angeeignet hatte, wenn sie sich jetzt schon dazu ermächtigt fühlte, ohne seine Erlaubnis einen Arzt zu seiner Schwester zu schicken! Als ob die gleich verreckt wäre in den paar Stunden, die er weg war! Mein Gott! Stattdessen stapfte er nur mit düsterem Blick an ihr vorbei in Richtung des Zimmers ihrer Schwester. Dumme dumme dumme Frau. Er würde schon dafür sorgen, dass sie diesen Ort kurzum mit Sack und Pack verlassen würde..! Zofen waren nicht so schwer zu ersetzen, da sollte sie sich keine Hoffnungen machen.

Puuh, also das mit dem jeden Tag schreiben ist echt nicht so leicht. Mein Zeitfenster ist einfach soo minimal klein ._.
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Michael
Und natürlich hatte sie zu dem Zimmerschlüssel geblickt. Hatte definitiv mitbekommen, dass dieser völlig offen auf dem Nachtschränkchen lag. Sogar in Sichtweite war. Und ja damit wollte er ihr nochmal weiß machen, dass selbst wenn sich eine Fluchtmöglichkeit in greifbare Nähe befand, sie es dennoch nie schaffen würde, diese zu nutzen. Machtlos. Ja das war ein schöner Begriff - sie war Machtlos. Und er war sich dessen so sicher, dass er den Schlüssel auch nicht wegstecken oder gar verstecken musste. Er wusste, dass egal was sie probieren würde, es würde ihr nicht gelingen den Schlüssel oder sonstiges in ihren Besitz zu bekommen. Konnte man ihr deswegen ja auch, nett wie er war, unter der Nase reiben. Deshalb thronte der Schlüssel gerade auch auf dem kleinen Schränkchen neben ihm.
Tja und dann zappelte sie wie ein Sack Raupen in seinen Armen, als er sie zu sich zog. Aber seine Arme blieben eisern und wahrscheinlich ziemlich schwer um sie gelegt. Michael ignorierte das Gezappel einfach, damit hatte er ja schließlich schon fast gerechnet. Sie war einfach unglaublich voraussehbar. Auch wenn sie seiner Meinung nach schon wieder etwas übertrieb mit ihrer Panik. Schließlich drückte er ja nicht seinen Schwanz an ihr oder massierte ihren Hintern. Also bitte. Das war gerade mal Stufe eins. Somit war auch seine einzige Antwort auf ihre hysterischen Worte: "Gute Nacht, meine Süße" und dabei blieb er genauso liegen wie zuvor. War ihm doch egal, wenn sie einen Kollaps bekam. Sie würde, beziehungsweise musste sich so oder so irgendwann dran gewöhnen. Also vergrub er sein Gesicht ein wenig in ihren Haaren und hielt sie weiterhin fest. Und dann dachte er langsam wirklich an Schlaf. Schließlich war es schon mitten in der Nacht. Es war spät und sie hatten beide einen aufregenden Tag hinter sich. Zeit sich endlich ein wenig auszuruhen. Denn morgen ging der ganze Spaß ja weiter.

Arya
Der Griff wurde nicht lockerer. Die Arme schlangen sich um ihren Oberkörper. Und sie bekam keine Luft. Immer wieder rollten schmerzhafte Schluchzer ihre Kehle hinauf, während die Bewegungen ihrer Arme schwächer und schwächer wurden. Nach fünf Minuten hielt sie still. So still wie zuvor, der Schatten eines gebrochenen Mädchens, das Tränen weinte, die keinen interessierten. Die Ohnmacht war schon wieder nicht gekommen, auch wenn sie sich so deutlich angekündigt hatte. Auch wenn sie ihr alle Kraft und Koordination aus den Adern gesaugt hatte, war sie dann doch wieder verschwunden, bevor Arya vom erlösenden Nichts empfangen worden wäre.
Sein Atem wurde irgendwann ruhiger, auch wenn er noch immer genauso auf ihrer Haut brannte wie zuvor. Auch wenn das Geräusch sich in ihre Erinnerungen frass wie Gift. Er musste irgendwann eingeschlafen sein. Doch Arya wagte sich selbst da nicht, sich wieder zu bewegen. Wenn sie ihn aufweckte, ging das alles von vorne los. Aber sie kam mit keiner weiteren Sekunde seiner Anwesenheit klar. Und so glitten ihre Gedanken weiter, wanderten durch die Nacht auf der Suche nach Licht. Streiften durch die Eiszeit, lechzten nach Wärme. Und sie fand den Funken, den sie suchte. Sie fand ihn, obwohl sie ihn den ganzen Tag über zu ersticken versucht hatte. Tristan... Sie wusste, dass sie ihn vergessen musste, sie wollte ihn wirklich gehen lassen. Aber er war das Einzige, was sie sehen konnte, der einzige Lichtblick, ein einsamer Leuchtturm in einem Meer voller bedrohlich schäumenden Wogen. Dabei war er eigentlich verloren. Oder sie. Auf einem Kanu ohne Padel, irgendwo auf hoher See. Wie konnte ein Leuchtturm da nicht wie ihre Rettung aussehen? Wie konnte sie gegen die naive Hoffnung einer Ertrinkenden kämpfen, ihn vor dem sicheren Tod doch noch zu erreichen? Wenn das stetige Leuchten das Letzte war, was ihre Seele vor der endgültigen Hölle bewahrte, dann wollte sie es nicht vergessen. Konnte sie es nicht vergessen.
Und so dachte sie an ihn. Lag auf dem Bett in den Armen des Mannes, der sie geheiratet hatte, der sie vergewaltigt hatte, der sie hassen musste, wen man sah, wie er sie behandelte. Je mehr sie sich an Tristan erinnerte, umso wärmer wurden die Scherben ihres Herzens. Sie wurde trauriger, ihre Seele tat unglaublich weh. Aber trotzdem beruhigte sich das Pochen in ihrer Brust. Trotzdem liessen die Erinnerungen sie wieder atmen. Wenn auch nur so lange, wie sie ihre Augen vor der Tatsache verschloss, dass es Erinnerungen waren und alles nie wieder so sein würde wie damals. Solange sie sich an die Vergangenheit klammerte, fühlte sie ihr Herz schlagen und ihre Lungen wieder atmen. Solange sie an die Vergangenheit dachte, lebte sie. Dachte sie an die Zukunft, legten sich wieder die eisigen Finger um ihren Hals, erdrückten ihre Lungen und zerquetschten ihr Herz. Sie würde ihn nie wieder sehen. Oder küssen. Berühren. Lieben. Und trotzdem bereute sie keine Sekunde mit ihm. War so dankbar für all die Momente, all die Liebe. Dafür, dass er ihr gezeigt hatte, wie es sein konnte. Dass es nicht so enden musste, wie es heute gewesen war.
Arya tat kein Auge zu, während sie Stunden damit verbrachte, sich an verlorene Erinnerungen zu klammern, um die Gegenwart zu vergessen. Anders liess sich Michaels Nähe nicht aushalten. Oder die Schmerzen. Die Verzweiflung. Irgendwann in den frühen Morgenstunden, fielen auch ihre Augen zu. Kein Wunder, nach diesem Tag und dieser Nacht und der Nacht davor, in der sie ebenfalls keine Stunde geschlafen hatte. Aber der Schlaf, der kam, war nicht erholsam sondern wieder von der gleichen Panik geprägt, die sie den Tag über begleitet hatte. Sie schlief, schreckte hoch, schlief wieder und riss die Augen ein weiteres Mal auf, stundenlang, während sie langsam den Verstand verlor. Stück für Stück...

Eleah
Ihr ging es wirklich schlecht. Sie lag in ihrem Bett und hatte heftige Fieberträume die sich größtenteils als besonders grausame Alpträume entpuppten. Die meiste Zeit war sie gar nicht richtig ansprechbar, da das Fieber mittlerweile schon zu einer bedenklichen Höhe angestiegen war. Die Brünette war ganz blass im Gesicht, ihre Haut bedeckte kalter Schweiß, sie fror und hatte die Bettdecke nahezu bis zur Nasenspitze hochgezogen. Nur das sich die Decke immer wieder verschob, weil sie sich unruhig hin und her wälzte. Sie murmelte unverständliche Dinge vor sich hin, wimmerte oder schluchzte zwischen durch und manchmal flatterten ihre Augenlider gefährlich.
So bekam sie nicht mit, dass sich Personen vor ihrer Zimmertür sammelten und dann auch irgendwann zwei Personen rein kamen.
Sowohl der Doktor als auch ihr Vater kamen in Eleahs Gemach und der Arzt stellte seinen Koffer neben dem Bett um sich dann seine Patientin anzusehen. Vater Beaumont blickte mit verschränkten Armen skeptisch, aber auch mit einer klitzekleinen Besorgnis zu seiner Tochter, die den Kopf hin und her wälzte und irgendwas murmelte, was sich wie 'Nein, Nein, Nein' anhörte.. Sogar ihm war ersichtlich, dass sie sehr schlecht aussah. Wirklich krank.

Nathan
Nach wenige Minuten fand er sich vor dem Zimmer seiner Schwester ein, mit dem Wissen, dass darin wahrscheinlich sowohl ein Arzt als auch mindestens eine Zofe warteten. Als ob er irgendeinen Nerv für solches Theater hätte. Die übertrieb sowas von masslos! Nathan klopfte tatsächlich an, bevor er eintrat, auch wenn er überhaupt keine Lust dazu hatte. Als er schliesslich eine halbe Sekunde später harsch die Tür aufstiess, stellte er aber rasch fest, dass das Anklopfen taktisch ziemlich wertvoll gewesen war. Denn sein Vater stand ebenfalls in dem Zimmer. Himmel, wen hatte diese schwachköpfige Schlampe einer Zofe denn nicht informiert?! Wollte sie vielleicht schon mal ihre eigene Beerdigung organisieren?! Spread the word, ich sterbe bald??? Verdammte Lästertante!
Nathan trat mit einem ziemlich stabilen Pokerface zu seinem Vater, den er mit einem knappen Nicken grüsste, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und den Arzt bei der Behandlung begutachtete. Eleah pennte. Sah zwar ungesund aus, aber sie schlief. Was war daran bitte so schlimm?? Sie hatte zwei, ZWEI Hiebe abbekommen (sofern ich das richtig nachgelesen habe). Sonst hatte sie sozusagen keine äusseren Verletzungen. Wollte sie jetzt daran sterben oder was? Was war sie, aus Zucker? Er hatte wirklich gerade null Nerv für diese Scheisse hier, das ganze unnötige Drama. Aber die Tatsache, dass sein Vater neben ihm stand, zwang ihn praktisch dazu, hier stehen zu bleiben und sich wohl gleich erstmal was anzuhören. Aber er hatte seine Gründe, seine Rechtfertigung, er war sich sicher, dass sein Vater ihr eine viel härtere Strafe hätte zuteil werden lassen, wenn er die Sache mit dem Crawford erfahren hätte. Ganz sicher nicht nur zwei Schläge.

Michael
Irgendwann war der Dunkelhaarige eingeschlafen und fiel in einen glücklichen und zufriedenen Traum. Denn wie konnte es auch anders sein? Schließlich lag er hier mit seiner wunderschönen Ehefrau in ihrem gemeinsamen Bett, eng aneinander gekuschelt. Alles hatte sich so gefügt wie er es gewollt hatte. Es war einfach perfekt. Und so träumte er wunderbare Träume von einem Leben mit Arya und ihren gemeinsamen Kindern, die ganz nach seinem Ebenbild sein würden. Es war wirklich perfekt.
Erst nach einigen Stunden, lockerte sich sein Griff um die Brünette und irgendwann war es sogar der Fall, dass er sich ein wenig von ihr weg drehte. Das passierte natürlich im Schlaf, aber sicher kam Arya das absolut gelegen. Dennoch hieß das nicht, dass er es überhören würde, wenn sich seine Ehefrau bewegen, irgendwas probieren oder gar aus dem Bett steigen würde. Denn das würde er dennoch mitbekommen, da die Aussage, dass er einen leichten Schlaf habe, auch tatsächlich der Wahrheit entsprach. Jedoch tat sich nichts, sie blieb liegen wo sie war. Und so schlief Michael selig weiter, bis langsam die Morgensonne durch die Fensterläden drang und einen fröhlichen und sonnigen Tag ankündigte.
Nur langsam begann sich der junge Mann zu regen und drehte sich vorsichtig und vollkommen geräuschlos wieder zu seiner Ehefrau um. Und tatsächlich schlief sie gerade in diesem Moment. Auch wenn man ihrem Gesicht ansah, dass sie keinen besonders erholsamen Schlaf hatte. Aber daran würde sich Arya auch schon irgendwann gewöhnen. Sich ein Bett mit ihm zu teilen. Lächelnd betrachtete Michael seine Frau und ließ seinen Blick ihrem Körper entlang wandern. Jedenfalls zu dem was er sehen konnte, denn der Rest war noch immer von der viel zu störenden Bettdecke verborgen. Er kam nicht ohnehin, ihr leicht über die braunen Haare zu fahren, die noch immer so weich wie in seinen Träumen waren. Ja, er hatte wirklich einen wunderbaren Fang gemacht.

Eleah
Der Arzt handelte recht schnell, als er sah, wie sie sich hin und her wälzte, Schmerzen hatte und augenscheinlich einen heftigen Fiebertraum, ihrem unverständlichem Murmeln nach, hatte. Er verabreichte ihr ein leichtes Beruhigungsmittel, welches auch das Fieber ein wenig senken sollte und teilte dies auch den anwesenden Personen mit, die sich gerade nebenbei um eine weitere männliche Person erweitert hatte. Allerdings musste er der Ursache des Fiebers auf den Grund gehen, um es richtig behandeln zu können. So war es nämlich nur eine Unterdrückung der Symptomatie, aber keine Heilung. Also schlug er vorsichtig die Bettdecke zu Seite und versuchte herauszufinden, was der Grund des starken Fiebers war. Er ging nämlich davon aus, dass eine Entzündung die Ursache war, jedoch fand er auf dem ersten Blick nichts ersichtliches. Erst als ein leise Stimme ihn auf ihren Rücken hinwies, drehte er die kochend heiße, total blasse Brünette ein wenig auf die Seite und entblößte so einen großen Verband an ihrem Rücken. Kurz darauf machte er sich daran diesen zu öffnen und legte so zwei große Wunden frei, die sich offensichtlich völlig entzündet haben. Kurz blickte er überrascht zu den beiden Männern, sagte aber nichts, wobei die Verletzungen definitiv nicht selbst zugefügt sein konnten. Im Gegenteil, sie sahen sehr spezifisch nach etwas sehr bekanntem aus. Nur dass sich diese beiden Striemen sich heftig entzündet hatten, da sie ... aufgescheuert wurden? Schwierig zu sagen. Jedenfalls sahen sie weitaus schlimmer aus, als normale Verletzungen durch einen Peitschenhieb. Dass es sowieso unüblich war, eine Frau mit solchen Verletzungen zu behandeln, erwähnte er aber nicht. Aber immerhin hatten sie nun die Ursache ihres starken Fiebers gefunden. Er kramte in seinem Arztkoffer und holte eine Salbe zu Tage, die er mit Handschuhen (sofern es damals schon sowas gab XD) auf die Wunden auftrug und anschließend korrekt und fachmännisch verband.
Eleahs Vater hatte bei der Offenbarung der Verletzungen mit gehobener Augenbraue und fragendem - aber zugleich auch ziemlich grimmigen Blick zu seinem Sohn gesehen. Er knirschte leicht, aber offensichtlich ziemlich wütend mit den Zähnen, während er zusah wie der Arzt Eleahs Rücken verband und ihnen dann mitteilte, dass die Salbe entzündungshemmend war. Er ließ auch noch ein Fläschchen mit Fiebersenkendem Mittel auf dem Nachtschränkchen stehen und verabschiedete sich dann mit einem stummen Nicken. Erst als der Arzt und dann sehr eilig die Zofe das Zimmer verließen, wandte sich der stämmige, ältere Herr seinem Sohn zu: "Ich hoffe für dich, dass du damit nichts zu tun hast!" Während er wütend eine Handbewegung Richtung Eleah machte.

Arya
Eigentlich war es unmöglich, hier zu schlafen. Neben ihm, in seinen Armen. Mit seinem warmen Atem, der in regelmässigen Zügen über ihre Haut strich und sie vor Anspannung und Kälte zittern liess, obwohl sie unter der dicken Decke lag. Doch ihr Körper war zu kaputt, zu erschöpft von den letzten Tagen, den Nächten, in denen sie kein Auge zugetan hatte und sich nur stundenlang hin und her gewälzt hatte. Das tat sie heute nicht. Sie lag regungslos da, wagte sich nicht, auch nur den Arm zu bewegen, weil sie fürchtete, ihn damit zu wecken. Und so schlief sie ein.
Als sie das erste Mal aufwachte, zog er gerade sein Bein von ihr runter. Das machte das zweite Mal Einschlafen schon fast etwas leichter, auch wenn es erneut mehr als eine halbe Stunde dauerte, bis ihr die Augen wieder zufielen. Freiwillig würde sie sie ja nicht schliessen – die Dunkelheit und die Alpträume waren ebenso hässlich und grausam wie die Gegenwart. Selbst in ihren Träumen zwang er sie zu all diesen schrecklichen Dingen. Und alles resultierte immer in dem ultimativen Alptraum: einem Kind von ihm.
Als sie das vierte Mal aufwachte, wich sein Atem endlich von ihr und er zog auch seinen Arm zurück. Sie war frei. So frei, wie sie je wieder sein würde, in dieser Ehe. Aber daran versuchte sie nicht zu denken, während sie ihre linke Hand anschaute, die Faust ballte und wieder öffnete. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft auf ihre Finger, damit sie den Rest vergas. Es war die einzige Bewegung, die sie sich erlaubte. Immer wieder. Bis sie erneut einschlief.
Sie wachte noch zahllose weitere Male auf und wiegte sich immer mit der gleichen Technik zurück in die Träume. Immerhin war auch ihr klar, dass sie schlafen sollte, wenn sie die Realität, die sie am Morgen wieder erwartete, überleben wollte. Also schlief sie immer wieder ein. Bis sie eine sachte Berührung spürte und schlagartig die Augen aufriss, wieder in voller Alarmbereitschaft war. Ihr Herz begann sofort unruhig zu hämmern und auch wenn sie sich noch keinen Millimeter bewegt hatte, wusste sie ganz genau, dass sie nicht mehr schlafen würde. Weil er wach war. Und er sah, dass sie es auch war, da sie die Augen geöffnet hatte. Arya legte in einer unglaublich vorsichtigen Bewegung die Finger um den Deckensaum, klammerte sich an dem Stoff fest und zog ihn ein winziges Bisschen weiter hoch. „Guten Morgen“, grüsste sie kaum hörbar ihren Ehemann. Weil sie trotz allem gut erzogen war. Spass, sie tat es nur, weil sie ihn nicht reizen wollte. Weil sie befürchtete, dass er wütend werden konnte, wenn sie aufwachte und ihn einfach nicht beachtete. Weil sie nicht riskieren konnte, dass er sie schon wieder anfasste, ihr schon wieder weh tat, sie schon wieder kaputt machte. Es war der klägliche Versuch, ihn zu besänftigen, bevor er wütend wurde. Bevor er ihr vorwarf, dass sie sich ihm nicht zuwandte. Sie konnte ihn nicht anschauen.

Nathan [kleines Powerplay vom Vati drin, sorry, aber sie musste halt aufwachen und Nathan schreit prinzipiell nicht rum.. xD]
Er betrachtete den Arzt argwöhnisch. Sah, wie dieser seine Schwester betrachtete, ihr irgendwas einflösste und nach langem Suchen von der dummen Nuss einer Zofe darauf hingewiesen wurde, dass das Problem am Rücken lag. Super. Ja, der Rücken sah wenig erfreulich aus. Ziemlich entzündet, das sah sogar er. Aber das wäre auch ohne Arzt wieder gut geworden, war ja nicht so, als hätten die Zofen hier überhaupt keine Ahnung von Wundbehandlungen… Aber gut – wenn man Drama wollte, fand man immer einen Weg, dies herbeizuführen. Nathan liess der Anblick mehr oder weniger kalt. Es nervte ihn, dass hier eine solche Szene veranstaltet wurde. Naja. Letztendlich war die Scheisse jetzt entzündet und der Arzt hatte es geheilt und so konnte er immerhin sichergehen, dass sein Schwesterchen ihm noch eine Weile erhalten blieb. Unter anderem um für den Ärger, den sie ihm hier bescherte, zu bezahlen. Dieser Gedanke wiederum besänftigte ihn soweit, dass er sich doch ziemlich entspannt geben konnte, als Arzt und Zofe sich endlich verpisst hatten. Sein Vater war da im Gegensatz wohl etwas unglücklicher, wie er gleich darauf kund tat.
Nathan atmete tief ein und aus, nickte leicht, während er bedächtig auf das Bett seiner Schwester zu ging, sie stetig betrachtete. „Nun, Vater, doch. Die Verletzung ist tatsächlich mein Verschulden“, bestätigte er zum Leidwesen des älteren Mannes, der ihn nur finster anblickte. Nathan beachtete ihn nicht weiter, wandte sich wieder dem fiebrigen Engel im Bett zu, strich ihr die verschwitzten Haare von der heissen Stirn, bevor er die Hand wieder zurückzog.
„Und wozu zur Hölle soll das gut gewesen sein?!“, dröhnte die wütende Stimme seines Vaters durch den Raum, woraufhin seine Tochter doch tatsächlich flatternd die Augen öffnete. Ganz zur Freude ihres Bruders.
„Hallo, Eleah. Du stösst im perfekten Augenblick wieder zu uns..“, säuselte er vollkommen freundlich in ihre Richtung, redete langsam und liess ihr dann absichtlich einen Moment Zeit, um hoffentlich irgendwie zu checken, was hier gerade passierte. Er ging sogar etwas in die Knie, damit sie ihn besser hörte. Oder so. Jedenfalls spürte er den mehr als erzürnten Blick seines Vaters auf seinem Rücken. So viel Dankbarkeit… Tsts. „Weisst du Vater, du kannst Eleah gerne selber fragen, warum ich das gemacht habe. Du kannst sie fragen und ich bin überzeugt, sie wird dir versichern, diese Strafe verdient zu haben“, redete er in die Richtung seiner Schwester, auch wenn er überzeugt war, dass sie gerade wenig verstand. Bevor sie aber wieder ins nächste Schläfchen abdriften konnte, richtete er sich nochmal direkt an sie.
„Eleah? Vater zweifelt daran, dass die zwei Striemen auf deinem Rücken verdient sind…“, begann er ganz langsam bei Null, in der Hoffnung, sie konnte ihm folgen. „Was denkst du denn? Ich kann ihn gerne fragen, was seine gerechte Strafe auf deine Sünde gewesen wäre… Willst du das? Willst du, dass ich Vater sage, was du getan hast?“, fragte er schliesslich, wartete gespannt die Reaktion des brünetten Engels ab. Vollkommen selbstbewusst. Weil er ganz genau wusste, dass Eleah in hundert Jahren nicht riskieren wollte, dass ihr Vater von ihrer Affäre mit dem Crawford erfuhr. Peinlich genug, was gestern auf der Hochzeit mit Tristan passiert war. Nathan war sich sicher, dass sein Vater deswegen fast geplatzt sein musste. Würde er wissen, dass auch die richtige Tochter Beaumont sich mit einem Crawford vergnügt hatte, dann würde er zweifellos durchdrehen.

Sodelle, dann guck isch mal, wo isch war^^
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Michael
Zack - da riss sie die Augen auf. Scheinbar war er nicht der einzige der einen leichten Schlaf besaß. Auch seine wunderschöne Arya wachte sofort auf, als seine Hand nur ganz sachte durch die Haare glitt. Aber scheinbar hatte diese leichte Berührung schon gereicht um sie aus dem Land der Träume zu holen.
Er lächelte die junge Frau munter an, als diese ihm doch tatsächlich, von sich aus, einen guten Morgen wünschte. Wie schön. Sofort wurde sein Lächeln noch ein Spur strahlender und man konnte durchaus meinen, dass Michael ein wenig in sie verknallt.. oder verliebt, wie man es nun nennen wollte, war. Nur das sich das bei ihm vielleicht etwas anders äußerte als die Ehefrau zu vergöttern, sie auf den Händen zu tragen und ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Er empfand etwas für sie, das stand außer Frage. Sonst hätte er nicht den ganzen Ärger mit Tristan auf sich genommen nur um diese Schönheit zu bekommen. Sie an sich zu binden. Und natürlich hatte er es geschafft. Wie hätte es auch anders sein können?
Also lag er jetzt hier mir ihr in ihrem schönen großen Ehebett und konnte eine gerade aufgewachte Arya anlächeln. "Guten Morgen, Liebes", säuselte er ihr zu und beugte sich näher zu ihr hin um ihr einen kleinen Kuss auf die Wange zu hauchen. "Das ist unser erster Morgen als Ehepaar, ist das nicht schön?", sprach er dann glückselig weiter. Und er hatte tatsächlich nicht vor, ihr den Morgen schon sofort zu versauen. Auch er wollte langsam und entspannt in den Tag starten, ohne erneutem Kampf oder Zickereien. Somit wandte er sich wieder von ihr ab, schlug die Bettdecke zu Seite und stand auf. Natürlich musste er sich im Stehen erst mal strecken, ehe er die Fensterläden öffnete und kurz hinaus sah. Dann drehte er sich nochmal zu seiner Brünetten Schönheit im Bett um, um sie ausgiebig zu betrachten und suchte anschließend seine Klamotten zusammen. So schön eine Heirat auch war, trotzdem rief die alltägliche Arbeit. [Ob es im Mittelalter schon Flitterwochen gab? XD] Nachdem er sich angezogen hatte, blickte er prüfend zu Arya. "Ich muss dir leider eine Auszeit von mir gönnen, die Arbeit macht sich nicht von selbst. Das heißt allerdings nicht, dass du dir irgendeinen Blödsinn erlauben solltest. Ich bin immer noch im Haus und das solltest du auch bleiben, wenn wir keinen Ärger miteinander haben wollen." Damit verließ er den Raum und ließ die arme, arme Arya endlich allein.

Eleah
Sie hatte Schmerzen und es ging ihr wirklich wirklich nicht gut. Sie wusste gar nicht wo sie war, was passierte, als ein lautes Geräusch sie zurück in die Welt der Tatsachen beförderte. Mit flatternden Lidern öffnete sie die blaue Augen und sah direkt - nachdem sich ihr Blick einigermaßen geschärft hatte, in das Gesicht ihres Bruders. Natürlich. Ein schmerzerfülltes Stöhnen kam ihr über die Lippen. Und sie war sofort im Begriff die fiebrig glänzenden Augen wieder zu schließen. Nicht Nathan. Jeder, aber nicht Nathan. Wenn sich ihr Körper nicht so taub angefühlt hätte, wäre sie vor siedendem Schmerz zusammen gezuckt. So aber schüttelte sie nur benommen und völlig resigniert den Kopf. Nein, sie konnte nicht mehr, bitte. Ihr Verstand war vernebelt und dennoch reichte nur der Anblick ihres Bruders aus um sie in vollkommener Alarmbereitschaft zu versetzen. Irgendwas passierte, irgendwem passierte etwas. Und es konnte nur etwas unfassbar schlimmes sein. Denn es war immer etwas ganz grausames wenn Nathan in der Nähe war. Und auch jetzt sprudelten schon wieder ganz viele Wörter aus seinem Mund. Dinge die sie nicht verstand. Wörter, Sätze die zu lang und zu schnell waren. Ihre Lider sanken wieder hinab, aber dann hörte sie ihren Namen, ihr Bruder sprach sie explizit an. Und bevor erneut irgendetwas schlimmes passieren konnte.. zwang sie sich mit aller Willenskraft die Augen zu öffnen.
Abermals hörte sie ganz viele Worte. Sie hatte Mühe überhaupt irgendwas zu verstehen, herauszufinden, was er ihr sagen wollte. Und so dauerte es einige Sekunden, bis das was Nathan gesagt hatte zu ihr durchdrang.. Eleah riss erschrocken die Augen auf und schüttelte vehement den Kopf. Nein! Auf gar keinen Fall sollte er ihrem Vater die ganze Geschichte erzählen. Und deshalb tat sie genau das was ihr Bruder wollte, was er zum x-mal vorhergesagt hatte. Sie bat um Stillschweigen. Wieder einmal. Und das obwohl er ihr schon so viel Leid angetan hatte, behielt sie alles für sich. Würde weiterhin seine Spielfigur sein.

[Soll ich auch nochmal den Vater schreiben oder willst du ihn bei dir reinpacken?]

Arya
Sie lag steif in dem Bett, starrte die Wand an und versuchte zu ignorieren, dass er sie ganz offensichtlich in aller Ruhe betrachtete. Erst als er sich zu ihr beugte, um ihr ein Küsschen auf die Wange zu drücken, konnte sie eine minimale Reaktion nicht mehr vermeiden. Arya drückte sich tiefer ins Kissen, weiterhin von ihm abgewandt, brachte absolut kein Wort zur Erwiderung auf seine glückliche Aussage zustande. Aber das musste sie tatsächlich für einmal auch nicht. Michael wandte sich ab, erhob sich, um sich ohne weitere Zwischenfälle anzuziehen. Eine letzte Warnung und er war weg. Einfach so. Und Arya stiess endlich die unbewusst angehaltene Luft aus, zog die Decke höher über ihre Schultern und starrte weiter vor sich hin. Wie zur Hölle sollte sie hier leben...? In diesem Haus, bei diesem Mann, bis in die Ewigkeit...

Zwei Wochen waren seit der Heirat vergangen. Zwei Wochen, in denen sich das selbe grausame Spiel immer und immer wieder abgespielt hatte. Ihre Arme und besonders ihre Handgelenke erstrahlten mittlerweile in allen erdenklichen Grün- und Blautönen, zeugten von den unzähligen Malen, die Michael sie davon abgehalten hatte, zu gehen oder schlicht überhaupt irgendwas zu tun. Ihren rechten Zeigefinger hatte Michael am zweiten Tag gebrochen. Den linken Mittelfinger einen Tag später. Und das waren nur kleine Zeichen der unberechenbaren Wutausbrüche, die der junge Mann immer wieder wie Stürme über sie niederbrechen liess. Arya sass jedes Mal auf Nadeln, wenn sie wusste, dass er in der Nähe war. Und sie konnte kaum anständig gehen, weil er sie noch immer fickte, bis sie blutete. Bis jetzt hatte sie jedes Mal geweint. Und sie fürchtete sich vor dem Tag, an dem es nicht mehr wehtun würde... Ihre Schwester hatte sie in den zwei Wochen nie gesehen. Überhaupt war sie wenn, dann nur mit Michael draussen gewesen und auch das nur drei Mal - zweimal davon Sonntags zur Kirche. Sie wusste, dass er das extra machte und es nicht für immer so bleiben konnte. Nur so lange wie es dauerte, bis sie zu dem geworden war, was er haben wollte. Aber was genau das eigentlich war, wusste Arya nicht.
Nun war er seit gestern weg. Er hatte es nicht angekündigt, hatte sie aber kurz vor seinem Verschwinden in allen Formen davor gewarnt, irgendwas Dummes anzustellen während seiner Abwesenheit. Einem Gespräch zwischen zwei Angestellten hatte sie entnommen, dass Michael für mindestens drei Tage wegbleiben würde. Eine Erleichterung, wie sie sie nicht mehr verspürt hatte, seit er sie zum ersten Mal hier eingesperrt hatte... Aber Arya hatte viel nachgedacht in den letzten zwei Wochen. Und egal wie sehr sie es versuchte, da waren noch immer so viele Gedanken, die sie nicht aus ihrem Kopf scheuchen konnte. Gedanken an Tristan, an Eleah, an die Vergangenheit und eine Zukunft, die niemals sein würde...

Arya rannte über den Innenhof des Anwesens, ins Haupthaus der Crawfords, durch die vielen Gänge, in Angst, dass irgendjemand sie trotz des dunklen Schleiers vor ihrem Gesicht erkennen würde. Aber sie erntete nichts ausser ein paar schrägen Blicken, bis sie die Tür erreicht hatte, die sie suchte. Es war Abend, draussen war es dunkel. Sie wusste, wo sein Gemach war, und wie gut sie das wusste.. und Tristan hatte alle Gründe, dort zu sein... hoffentlich. Denn sie konnte nicht nach ihm rufen und sie konnte nicht um seine Audienz bitten. Sie konnte sich nur zu ihm hin schleichen und hoffen, dass er sie empfangen würde und nicht fortschickte. So wie sie sich von ihrem 'Zuhause' - es graute ihr noch immer davor, das Anwesen der Wrights ihr Zuhause nennen zu müssen - weggeschlichen hatte. Auf einem Pferd. Es klang unmöglich, aber mit der Verkleidung einer Magd und dem Tuch, welches sie sorgsam um ihr Gesicht gewickelt hatte, war der Plan letztendlich doch aufgegangen. Sie war raus gekommen und hatte den Ritt innert kürzester Zeit geschafft, obwohl die Schmerzen sie bei jedem Schritt gestochen hatten und sie langsam um den Verstand brachten. Das Pferd hatte sie im Wald angebunden und sich anschliessend dem Anwesen der Crawfords zu Fuss genähert. Es gab einen Hintereingang zum Stall, den Tristan ihr gezeigt hatte. Er war immer unbewacht und meistens nicht abgeschlossen - und die Welt meinte es ausnahmsweise gut mit Arya, denn sie fand auch diesmal hier den Weg hinein.
Bei der Tür angekommen, die ihr endgültiges Ziel für heute darstellte, lauschte sie kurz, doch alles was sie hörte, war das niemals endende Ticken der uralten Standuhr in seinem Zimmer. Die Brünette griff nach der Türklinke, drückte sie runter und atmete erleichtert aus, als sie tatsächlich aufging. Aber der Raum, Tristans Zimmer, war dunkel und niemand da. Niemand, ausser seinem Geist, dem Geruch, welcher der jungen Brünette sofort Tränen in die Augen trieb. Was auch immer sie hier tat, es war dumm, aber sie konnte nicht mehr. Sie vermisste ihn mit allem, was sie hatte, was sie ausmachte. Jede Faser ihres Körpers und jeder Gedanke streckte sich nach ihm und nur nach ihm aus. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als hierher zu kommen... Oder noch einmal auf die schmerzhafteste Art und Weise ganz und für immer zu zerbrechen. Aber das konnte sie nicht, nicht schon wieder...
Arya streifte den Mantel ab, auch wenn ihr ohne diesen etwas kühl war. Ein letztes Mal richtete sie ihren prüfenden Blick auf den Spiegel, strich sich die Träne aus dem Gesicht. Sie zündete mehr Kerzen an, so viele sie finden konnte, bis der ganze Raum in zartem, flatternden Licht erstrahlte. Gespenstische Schatten zogen über die Wände und Arya setzte sich zaghaft aufs Bett, starrte die Tür an. Unruhig. Sie sprang wieder auf, zog sich zurück in die hinterste Ecke des Zimmers, wo sie in ihrem dunkelgrünen Kleid und dem noch immer vorhandenen, schwarzen Schleier vor dem Gesicht beinahe mit dem Hintergrund verschmolz, in der Dunkelheit unterging, die in dieser Ecke vom Schein der Kerzen kaum erreicht wurde. Was sollte sie ihm sagen? Was würde er ihr sagen? Sie sollte doch niemals hier sein...

Nathan
Und wieder einmal drehte sich alles in genau die Richtung, die Nathan sich gewünscht hatte. Es dauerte einen guten Moment, aber Eleah begriff. Sie begriff, was er gesagt hatte und sie antwortete genau so, wie er es hatte hören wollen. Mit einem vehementen Nein. Natürlich. Denn was hätte die junge Dame für ein Interesse daran, ihre Geschichte mit ihrem Vater zu teilen? Er würde sie umbringen, wenn er davon wüsste. Er würde sie verstossen. Er würde sie verstossen und dann umbringen. Naja, jedenfalls würde sie das nicht überleben und es würde ihr danach noch weitaus schlimmer gehen als jetzt, wo er sie noch so nett verschonte, in ihrem Bett liegen und bald wieder schlafen liess.
Nathan richtete sich zufrieden wieder auf, wandte sich seinem Vater zu. "Siehst du, Vater... Sie weiss selber, dass es eine verdiente Strafe war. Ich war eher noch weitaus zu milde. Aber keine Angst, Eleah hat ihre Lektion gelernt, dessen bin ich mir sehr sicher. Und wir sollten jetzt aufhören, uns von all den Fehlern unserer Vergangenheit unterdrücken zu lassen. Wo heute doch so ein guter Tag dafür ist, neu anzufangen, in ein besseres Leben zu starten", redete der Dunkelhaarige entspannt vor sich hin.
Vielleicht ein Bisschen zu entspannt, denn Vater Crawford starrte alles andere als beeindruckt zurück. Eher kühl, kalkulierend. Und was genau hinter dem grauen Haar auf seinem Kopf vor sich ging, liess er nur Sekunden später die ganze, versammelte Familie - also Nathan, Eleah und sich selber - wissen. "Nun, offenbar braucht Eleah dringend jemanden, der richtig auf sie aufpasst, damit eine solche Sache nicht wieder passiert", zog er langsam seine Schlüsse, hielt dabei aber nicht sein müdes Töchterchen, sondern dauerhaft seinen Sohn im Blick, dessen Gedanken sich hinter einem dunklen Pokerface verbargen. "Glücklicherweise habe ich mich gestern ordentlich inspirieren lassen, wie man solche Probleme auf simple Art und Weise löst...", fuhr er fort, trat langsam auf das Bett und somit auf die beiden Geschwister zu. "Du hast zwei Monate (? ka, was wir abgemacht haben haha xD) Zeit, Nathan. Zwei Monate und sie ist verheiratet. Wenn nicht, übernehme ich das. Es sollte doch nicht so schwierig sein, ein solches Weib unter die Haube zu bringen", schloss er, liess gar niemanden überhaupt erst zu Wort kommen, bevor er zum Ausgang spazierte und rauschend das Zimmer verliess, die Tür hinter sich ordentlich in die Falle knallen liess.
Nathan hatte gar nicht so schnell hören können, wie sein Vater ihm seinen neuesten Plan auftischte. Natürlich protestierte er nicht, denn es sprach absolut nichts gegen eine zweite, möglichst baldige Hochzeit in dieser Familie. Nichts Rationales, jedenfalls. Aber als sein Vater die Tür hinter sich hatte zufallen lassen, schlug die geballte Faust des jungen Mannes wütend gegen die Wand. "Verdammte Schlampe..! Das hast du jetzt davon!", zischte er in Richtung seiner Schwester, ehe er sich zu ihr runter beugte. Sie fasziniert betrachtete, ehe seine Hand fast schon sanft über ihre Wange strich, die verschwitzten Haare ins Kissen schob. "Aber keine Angst... mich wirst du trotzdem nie wieder missen müssen, das verspreche ich dir", hauchte Nathan in ihr Ohr, welches er beinahe mit seinen Lippen streifte, ehe er auch schon selber zur Tür stapfte, um sie alleine ihrem Schicksal zu überlassen. Verdammte Schlampe. Er hatte nicht vor, sie mit einem zweiten Schwanz zu teilen.

Tristan
Ihm ging es nicht gut. Wahrlich extrem schlecht. Wie sollte es nach allem was passiert war, auch anders sein? Er konnte es noch immer nicht fassen und seine Gedanken wirbelten auch nach Wochen noch in einem schwindelerregenden Karussell umher. Er wusste nicht wo oben oder unten war. Was er tun und lassen sollte. Wie sollte man mit so einer Situation auch umgehen? Er hatte Arya erneut entführen wollen, sobald er wieder einigermaßen fit auf den Beinen war, aber dann brachte man Caleb mit lebensbedrohlichen Verletzungen zurück. Und er konnte seinen Bruder nicht alleine lassen. Aber es zerriss ihn innerlich. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, was Michael Arya alles antat, denn es brachte ihn wortwörtlich um. Tristan war nicht mehr er selbst. Er war ein ganz anderer Mensch in dieser Zeit geworden. Seine Ruhe war verschwunden, die Sanftheit .. alles was ihn ausgemacht hatte. Er war aggressiv und impulsiv. Konnte sich kaum mehr richtig zusammenhalten. Dauernd zerstörte er irgendwas, musste immer wieder Gegenstände kaputt machen und dennoch konnte er die Wut und den ganzen Schmerz nicht abschütteln. Er hatte sich im Wald schon alles aus Leibeskräften heraus geschrien und trotzdem war er unruhig, fahrig und zum Teil sogar wirklich unfreundlich. Nicht mehr der Tristan den man kannte. Der Fels in der Brandung. Nein, das auf gar keinen Fall mehr. Er wusste ja nicht mal mehr wo ihm der Kopf stand. Dauernd ging ihm nur der eine Gedanke durch den Kopf Arya da irgendwie herauszuholen. Und dann mit ihr zu verschwinden. Auf nimmer wieder sehen. Anders konnte er nicht weiterleben. Nicht so. Mit dem Wissen, dass sein liebster Mensch solche Albträume durchleben musste und er es nicht verhindern konnte. Nein, das konnte er einfach nicht.
Doch wieder ging ein Tag zu Ende, ohne das er hatte irgendwas unternehmen können und deshalb war es auch nicht überraschend, dass der Abend wieder mal mit blutigen Fäusten für ihn endete. Dieses Mal hatte er aber nichts kaputt gemacht, weil die Backsteinmauer doch stärker und härter gewesen war als er selbst. Sodass er dann weinend aufgegeben hatte. Und ja er weinte ziemlich oft, aus Wut und Schmerz. Den ganzen unfassbarem Schmerz heraus. So hatte er sicher eine Stunde an der Mauer gelehnt gestanden und versucht irgendwie wieder atmen zu können. Klar zu kommen. Doch es war unmöglich. Irgendwann am späten Abend hatte er sich dann wieder auf den Weg nachhause in sein Gemach gemacht. Ohne sich aber überhaupt erst die Mühe gemacht zu haben, irgendwo das Blut abzuwischen. Denn es war egal. Wie so vieles mittlerweile. Zuhause angekommen ging er, der Schatten der er war, die Treppen hinauf und öffnete seine Zimmertür. Und brauchte einen Moment um zu realisieren, dass hier jemand Lichter angemacht hatte. Noch in der offene Tür stehend, strich er sich mit der Hand fahrig paar Tränen weg und natürlich war das erste was er hoffte, was er schmerzlich hoffte, war, dass es Arya war. Ja, alles in seiner schmerzhaft pochende Seele schrie förmlich danach. "Arya..?", hauchte dann seine vollkommen erstickte Stimme. Und er glaubte zusammenbrechen zu müssen, falls sie es - sehr wahrscheinlich doch nicht war.

Eleah
Sie blinzelte immer wieder mühsam. Versuchte Schritt zu halten bei allem was passierte. Zu verstehen, was da vor sich ging. Doch noch immer hatte sie hohes Fieber, der ihren Verstand aufs Neue vernebelte und so dauerte es einige Sekunden, bis alles was gesagt wurde in ihrem Kopf ankam. Irgendwas mit Heirat. Sie? Und dann krachte auch schon die Tür ins Schloss und sie fuhr heftig zusammen. Ob es der Tür oder Nathans Fausthieb gegen die Wand geschuldet war, ließ sich dabei nicht feststellen. Ihre Hände krallten sich unter der Bettdecke ins Laken. Denn das einzige was ihr gerade nur durch den Kopf ging war, dass sie jetzt alleine mit Nathan in diesem Raum war. Ob ihr in den Sinn kam, dass eine Heirat bedeuten könnte, endlich von ihrem Bruder erlöst zu werden? Nein so schnell konnte ihr fiebriger Verstand noch gar nicht arbeiten.
Ihr Bruder beleidigte sie und war dann wieder direkt neben ihrem Gesicht, ihrem Ohr.. Sie wandte den Brünetten Haarschopf - so gut es ging, von ihm ab. Und kniff die Augen zusammen, während er ihr über den Kopf streichelte und ihr ein drohendes, schmerzliches Versprechen gab. Eines, welches sie ihm sofort glaubte. Nathan war zu allem fähig. Irgendwie würde er es immer schaffen, ihr Leben und jedem der ihr lieb und teuer war zu zerstören. Sie schluckte schwer und konnte ein ganz leises Schluchzen nicht unterdrücken. Einfach weil es ihr so unglaublich schlecht ging und er ihr wieder so nah war. Weil sie vollkommen und unausweichlich am Ende war.

Trotz dessen, dass sie fiebersenkende Medikamente bekam und sich rund um die Uhr jemand um ihren Verband kümmerte, dauerte es sehr, sehr lange bis das Fieber einigermaßen runter ging. Sie war in einer unheimlich schlechten körperlichen Verfassung. Von der psychischen Seite mal ganz abzusehen. Sie bestand eigentlich nur noch aus Schmerz. Einem Schmerz den man greifen konnte, den man am eigenen Leib spürte, nur wenn man den Raum betrat. Nicht nur, dass es sie um den Verstand brachte, ob Caleb überhaupt noch lebte. So gab sie sich auch noch die Schuld daran, dass Arya jetzt in einem der schlimmsten Albträume gefangen war. Und all das war ihre Schuld.
Sie war ein gebrochener Mensch. Aber ob das Nathan an irgendwas hinderte? Nein natürlich nicht. Obwohl man das doch hätte meinen können. Schließlich war sie keine Herausforderung mehr, ein Spielzeug was man sich erst erkämpfen musste. Sie konnte sich, obwohl ihre Verletzungen verheilt waren, kaum auf den Beinen halten. Was mitunter auch dem geschuldet war, dass sie jegliches Essen verweigerte. Was Nathan wiederum zu Weißglut trieb. Und trotzdem schaffte er es irgendwie, sie sogar zum Essen zu zwingen. Auch wenn er keine Macht darüber besaß, ob sie es intus behielt. Aber umso schlimmer waren dann die Bestrafungen, wenn dies nicht der Fall war. Und so verlief Tag für Tag. Ihr Bruder nutzte die psychische Macht um sie zum Essen zu zwingen, wobei er sehr schnell festgestellt hatte, dass dabei die effektivste Möglichkeit war, ihr damit zu drohen, dass er Michael die Anweisung gab, noch brutaler zu seiner Frau zu sein. Und dann verprügelte er sie ab und an, wenn sie doch mal wieder etwas von sich gab. Wobei hierbei natürlich nicht sehr viel nötig war um sie an die Grenze der Bewusstlosigkeit zu befördern. Einfach weil sie mittlerweile unfassbar schwach war. Da reichte nur ein leichter Schlag ins Gesicht oder wenn er seine Hände leicht um ihren Hals legte.. schon knickte sie wie ein Porzellanpüppchen ein. Zerbrechlich. Ja das war das Wort, mit dem man sie beschreiben konnte. So zerbrechlich, dass ihr Bruder schon gar nicht mehr versuchte, sie zu irgendwelchen Pflichtveranstaltungen zu nötigen. Einerseits erleichternd, andererseits schlecht, weil sie nicht mal mehr Sonntag in der Kirche sah wie es Arya ging. Ihr Bruder und ihr Vater gingen allein und dann musste sie sich Horrorgeschichten anhören, die nicht unbedingt zu ihrer geistigen Stabilität beitrugen. So verlor sich Eleah immer weiter in sich selbst. Und es wäre ein Wunder, wenn sie nicht irgendwann daran sterben würde. Und wenn dies nicht möglich war, dann an Nathans Worten und Taten. Wie oft hatte er ihr in den letzten Tagen versprochen, dass sie ihn nie wieder loswerden würde, auch wenn sie sich so schwach gab, auch wenn sie verheiratet war? Sie konnte es schon gar nicht mehr zählen. Aber eins war sicher, Nathan würde sein Versprechen nie brechen. Und so besaß sie nicht mal die Hoffnung, dass eine Heirat irgendwas ändern würde. Aber es war nur fair. Schließlich litt Arya nur wegen ihr. Und Caleb auch. Oh Gott wie sehr sie sich selbst für all das hasste..

[Ohjee... so viel Schmerz und Drama nur in zwei Posts O.o]

Bisschen heulen, Bisschen trauern, Bisschen leiden.. Das Übliche halt. x'D
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Arya
Es dauerte wirklich lange, bis sie im Flur Schritte hörte. Sie hätte fast aufgehört, daran zu glauben, dass er heute überhaupt noch nach Hause kam. Und das wiederum hatte die Sorge um ihn in ihr wachsen lassen. Was, wenn ihm etwas zugestossen war? Was hatten sie ihm nach der Hochzeit getan, als sie ihn nach draussen und von ihr weg gezerrt hatten? Was, wenn er krank war, verletzt? Wenn er weggelaufen war?
Ihre Augen hatten das Zimmer nach Zeichen dafür abgesucht, dass er erst kürzlich da gewesen war. Aber weil sie sich nicht wagte, sich nochmal aus ihrer Ecke zu bewegen, hatte sie nichts erkennen können. Bis endlich, endlich das erlösende Geräusch einer Hand an der Tür sie ganz plötzlich alles vergessen liess. Denn noch bevor sie sich Sorgen darum machen konnte, ob auch wirklich Tristan eintrat, stand er schon im Zimmer. Arya legte sofort eine Hand vor ihren Mund, um nicht zu schreien oder zu schluchzen, als sie ihn erblickte Sie schaute ihn einfach nur an, sah, wie er sich über die Augen strich, erkannte die dunklen Flecken auf seinen Händen, hörte die leise, verbotene Hoffnung in seiner Stimme, als er ihren Namen nannte. Einfach so. Er hatte sie noch nicht mal gesehen und wusste schon, dass sie hier war. Und weil sie sich keine Sekunde länger still gegen diese Wände drücken konnte, löste sie sich umgehend aus dem Schatten, eilte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Obwohl es genau das gewesen war, was sie nicht hatte tun wollen. Sie klammerte ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, während ein Schluchzen ihren ausgemergelten Körper schüttelte. „Es tut mir leid… ich konnte nicht anders", nuschelte sie ein paar leise, zögerlich gehauchte Worte gegen den Stoff seiner Kleidung, deren Geruch sie tief einatmete. Sie wusste doch, dass sie alles nur noch schlimmer für ihn machte, indem sie jetzt hier war. Aber es war, wie sie es gesagt hatte. Sie konnte nicht anders. Sie hatte langsam den Verstand verloren. Michael hatte ihr die Fähigkeit, zu denken, aus dem Gehirn geprügelt. Und so hatte sie sich immer nur an diesen einen Gedanken geklammert, an Tristan, an die Möglichkeit, die es nicht gab: Die Möglichkeit, bei ihm zu sein. Und jetzt war sie da. Und sie klammerte sich so dicht an ihn, wie nur irgend möglich, weil sie nicht wollte, dass er sie abwies. Weil sie Angst vor dem hatte, was er in ihre sehen würde, wenn er sie anschauen würde. Die Ehefrau seines Feindes. Eine Verräterin. Die dreckige Schlampe, die Michael immer in ihr erkannte. Sie fürchtete sich viel zu sehr vor dem Ausdruck seiner Augen, die sie so sehr liebte. Aber er war ja auch nicht verheiratet. Natürlich konnte sie ihn lieben. Da war keine Frau, die ihn beanspruchte, keine Frau, mit der er Nacht für Nacht das Bett teilte. Keine Frau, deren Geruch an ihm klebte, keine Frau, die ihre Spuren so deutlich auf ihm hinterlassen hatte. Er war sauber, sich selbst und nichts hatte sich daran geändert. Zumindest nichts, wovon sie wüsste. Und sie liebte ihn noch immer, vermisste ihn so viel mehr als je zuvor. Obwohl er für sie unerreichbarer geworden war, als je zuvor.


Caleb
Als ob er schlafen könnte, seit sie weg war. Als ob er denken könnte. Als ob er Atmen könnte. Als ob er sich eine Frau suchen könnte, wie sein Vater es ihm geboten hatte. Sein Leben lag in Scherben und das nur wegen diesem Monster, das ihm die eine Frau genommen hatte, die er sich mehr als alles andere gewünscht hatte. Die er mit seinem ganzen Herzen liebte, für die er verdammt nochmal sterben würde!
Die ersten Tage nach den fatalen, alles zerstörenden Ereignissen im Keller nach der Hochzeit hatte er die ganze Welt verflucht. Er hatte sich nicht bewegen können, ohne, dass dabei eine Wunde aufriss. Er hatte nicht schlafen können, ohne die Alpträume in seinem Kopf. Er hatte nicht atmen können, ohne an sie zu denken und er hatte nicht ruhen können, ohne zu wissen, dass er aufgegeben hatte. Eine ganze Woche lang, war er flachgelegen. So gut wie gar nicht aufgestanden. Hatte sich nur von Suppe und Brot ernährt, weil ihm jeglicher Appetit fehlte. Einzig seinen Bruder hatte er, abgesehen von dem Arzt, überhaupt in seine Nähe gelassen. Denn Tristan würde eine Abweisung seitens Caleb zweifellos nicht auch noch verkraften - war er doch mindestens genauso am Ende wie der Blonde selber. Aus demselben verdammten Grund. Weil ihre Vorfahren sich gezickt hatten, mit einer Familie, mit der es sich nicht zu streiten lohnte. Wieso musste ausgerechnet diese Familie genau die zwei Töchter hervorbringen, deren Bann sich die beiden Crawford-Brüder niemals entziehen konnten? Das war die unfairste Sache der Welt, zerstörte mindestens vier Menschen komplett. Und Caleb würde alles daran geben, seine Eleah nicht zu diesen vier Menschen zählen zu müssen. Sie von diesem Schrecken zu befreien. Sie von ihrem Bruder loszureissen und ihn nie wieder in ihre Nähe zu lassen. Ihn ganz einfach zu töten, denn das war alles, was diese Teufelsgeburt verdiente.
Zwei Wochen und keinen Tag länger hielt er es aus. Sein Rücken hatte sich einigermassen erholt - aber Caleb hätte sich auch dann auf den Rücken seines Pferdes geschwungen, wenn es nicht so wäre. Er musste ganz einfach zu ihr, es gab keine andere Wahl. Nathan war weggeritten, das hatte er von seinen Boten vernommen. Wahrscheinlich nur für einen Tag, aber das musste reichen - er war weg. Und an seiner Stelle schlich sich schon sehr bald ein blonder Crawford durch die Gänge des Anwesens der Beaumont, das so viel Trauer und Leid ausstrahlte, dass die blosse Atmosphäre des einst frohen Hauses ihn zu erdrücken drohte. Überall schien der Schrecken zu weilen, steckte in jeder Ritze und verkroch sich hinter jeder Mauer dieser Festung. Aber Caleb ging weiter, bis zu dem Zimmer, das er als ihres in Erinnerung hatte. Es musste einfach ihres sein. Er hatte keine zwei Chancen. Eigentlich nichtmal diese eine - aber die hatte er sich nun doch gemacht. Langsam, vollkommen lautlos schob er die Tür auf. Schlüpfte hinein. Schloss die Tür. Und hoffte bei Gott, dass sie da war, wenn er sich umdrehte. Sie und keiner sonst.

Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie total übertreiben und viel zu viel Drama schieben, aber dann denk ich mir auch wieder: Fuck deren Leben läuft doch mehr als nur scheiße, die haben schon etwas Recht dazu, so durchzudrehen^^ XD
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Tristan
Sie war es. Tatsächlich. Plötzlich löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit und fiel ihm in die Arme. Und er konnte es einfach nicht fassen. All seine Träume, seine Wünsche, die schmerzhaften Hoffnungen hatten sich endlich, endlich erfüllt. Oder war es wieder ein Traum? Einer der Träume, die er tagtäglich träumte, nur unterbrochen von schrecklichen Horrorszenarien die aber auch ihre sowie Michaels Person beinhalteten? Stand wirklich Arya hier vor ihm? Seine Arya?! Tristans Augen wurden groß und er zog sie fest in seine Arme. Es war Arya. Es war wirklich Arya! Und das haute ihn vollkommen um. Er konnte es überhaupt nicht fassen. Nach all dem was war, was passiert war, was er nicht ungeschehen machen konnte, nicht hatte verhindern können, stand sie urplötzlich einfach mitten im Raum. So als wäre sie schon immer hier gewesen. Und es war auch ihr Platz. Aber sie hatte so lange und schmerzhaft gefehlt.
Die ganze Sehnsucht, die Sorge, die Angst und vor allem die Liebe brach aus ihm heraus und er war nahezu im Begriff die zierliche Brünetten zu erdrücken. "Oh Arya..", murmelte der Blonde immer und immer wieder in ihr Haar. So als müsste er sich selbst erst davon überzeugen, dass dies alles nicht wieder nur ein Traum war. Er hatte sie so schrecklich vermisst, war vor Sorge und Angst schon mehrere Tode gestorben. Und nun war sie hier. Endlich wieder in seinen Armen. Und genau deshalb sickerten einzelne unentdeckte Tränen in ihr Haar. Gott, wie er sie liebte!
Allerdings hörte er eine leise Entschuldigung über ihre Lippen kommen, woraufhin er heftig den Kopf schüttelte. Auf gar keinen Fall musste sie sich entschuldigen! Wusste sie denn nicht, wie groß seine Sehnsucht gewesen war, wie sehr er an den Gedanken gelitten hatte, dass Michael sie nach Lust und Laune quälen konnte? Es war mehr als ein Segen Gottes, mehr als ein Wunder, dass sie nun tatsächlich hier bei ihm war. Und irgendwie konnte er es noch immer kaum glauben. Auch wenn ihr Duft ihn einhüllte und er ihren kleinen, zierlichen Körper an seinem spürte. Er konnte gar nicht in Worte fassen und beschreiben, welche Gefühle ihn gerade trugen. Es war einfach unglaublich. Liebe, Glück und Erleichterung. So vieles gleichzeitig. So dauerte es bestimmt an die zwei Minuten bis er Arya endlich ein wenig loslassen konnte, aber auch nur um sie einige Zentimeter von sich zu schieben und sie anzublicken. In Sorge, dass ihre Anwesenheit doch wieder in einer Traumblase zerplatzen konnte. Also sah er sie absolut fassungslos an, aber auch voller Liebe und ebenso großer Sorge. Wie ging es ihr? Wollte er das überhaupt fragen? Er strich ihr die Haare nach hinten und nahm ihr wunderschönes Gesicht in seinen Händen, nur um ihr über die Wangen zu streichen, um absolut sicher zu sein, dass sie wirklich hier war. "Bist du wirklich hier bei mir, Arya?", hauchte er unfassbar leise, als er dann seine Stirn an ihre legte.

Also ich kann dankend auf den Grossteil ihrer Leben verzichten...
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Arya
Sie hatte nicht direkt mit einer Abweisung gerechnet. Aber auch nicht wirklich mit dieser Umarmung. Natürlich war ihr klar gewesen, dass er sie ebenfalls vermisst hatte – aber sie war mittlerweile verheiratet. Und Tristan tat hier so, als würde es ihn nicht stören, als hätte es seine Liebe kein Bisschen getrübt. Dass sie etliche Male mit Michael geschlafen hatte, dass ihr ganzer Körper so deutliche Spuren eines anderen Mannes auf sich trug, er ignorierte es einfach… Zumindest in diesem Moment. Sie hatte ihr Gesicht ebenfalls an seiner Schulter vergraben, sog den Duft und seine Nähe in sich auf, als würde sie nie wieder die Chance haben, dies zu tun. Was sehr gut möglich sein konnte, je nachdem wie geschickt sie sich später mit der Rückkehr anstellte. Wenn es wieder in einem solchen Desaster endete wie damals, als sie vor einer gefühlten Ewigkeit zu Tristan geschlichen und zu spät zurückgekommen war, dann dürfte das heute ihr letzter Ausflug gewesen sein. Aber daran wollte sie nicht denken. Nicht in diesem Moment, in dem sie ihn endlich wieder für sich hatte. Auch in ihren Augen hatten sich die Tränen gesammelt, die ihr nun eine um die andere die Wangen hinab schlichen. Gott wie hatte sie ihn vermisst! Keine Worte dieser Welt konnten den Schmerz und die Liebe in ihrem Herzen beschreiben, die sie erfüllten und kaum mehr atmen liessen. Sie hatte ihn immer geliebt, immer vermisst, aber jetzt, wo sie bei ihm war, kamen die Emotionen noch so viel stärker hoch, weil ihr einmal mehr bewusst wurde, was hätte sein können, wenn Michael nie seine grausamen Finger ins Spiel gelegt hätte. „Ich habe dich so vermisst“, keuchte sie erstickt an den Stoff seiner Jacke, klammerte sich genauso eng um ihn wie er sich um sie.
Sie machte keinen einzigen Schritt rückwärts, als er sie ein paar Zentimeter von sich wegschob, um sie anschauen zu können. Und in ihren Augen strahlte die pure Liebe – wenn die Unsicherheit und Sorge, der Schmerz und die Trauer doch auch ihren Platz hielten. Er sah nicht aus, als würde es ihm gut gehen. Was natürlich nicht erstaunlich war - wie sollte es ihm auch gut gehen, nach allem, was passiert war? Sie hatte ihn bisher ja noch nicht mal gefragt, was sie mit ihm gemacht hatten am Tag der Hochzeit. Was er da schon hatte über sich ergehen lassen, nur weil sie nicht schnell genug gelaufen war. „Ich bin hier… und… und… ich liebe dich“, flüsterte sie einen unkoordinierten Satz gegen seine Lippen, hatte ihre Hände an seinen Kopf gelegt und strich mit den Daumen über seine Wangen. Sie liebte ihn so sehr. So unendlich fest – und sie wünschte, für immer hier bei ihm zu bleiben. Aber das brauchte sie nicht auszusprechen, denn das wusste Tristan längst. Er wusste, dass sie ihn liebte, dass sie alles geben würde, um nicht mehr von ihm weggerissen zu werden. Aber sie konnte nicht, weil die Strafe dafür niemals nur sie selber betreffen würde. Es würde immer auf Eleah zurückfallen. Auf Tristan. Auf all die Leute, deren Schuld es nicht war. Die schon selber genug litten, ohne, dass Arya ihr Leid noch bestärkte. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was ihre Schwester die letzten Wochen über durchgemacht hatte. Hätte sie so liebend gerne ebenfalls besucht heute, um zu wissen, ob sie noch lebte, ihr zu sagen, dass sie sie liebte, einmal wieder mit ihr zu sprechen. Aber die Chancen, dabei auf Nathan zu treffen, waren schlicht viel zu unberechenbar. Ganz abgesehen davon, dass sie keine Zeit hatte. Denn sie war bei Tristan und hier wollte sie auch bleiben, bis sie wieder zurück in ihre Hölle musste. Es sei denn, er hatte andere Pläne, aber bis jetzt fehlte davon jede Spur. Sie hatte mittlerweile vorsichtig nach seiner Hand gegriffen, die Stirn noch immer an seine gelehnt, als sie die Unebenheiten auf seinem Handrücken spürte. Sofort löste sie sich minimal von ihm, um voller Sorge seine Hand in ihren Fingern zu betrachten. Arya strich über die roten Stellen, an denen frisches und eingetrocknetes Blut klebte, ohne ihn wirklich zu berühren, blickte wieder zu ihm hoch in seine wunderschönen Augen, aus denen sie so gerne all den Schmerz wischen würde, der da niemals sein sollte. „Was ist passiert, Tristan..?“, hauchte sie leise, wobei die Angst davor, dass er sich geprügelt hatte, jemand ihn angegriffen hatte, so deutlich aus ihrer Stimme zu hören war. Hatte er sich Feinde gemacht? Wer sollte ihn denn schlagen wollen und warum??

Ja, das sowieso^^
Okay also irgendwie müssen Caleb und Eleah miteinander schlafen, so absurd es in der ganzen Situation auch ist, aber sonst passt die Planung nicht, dass das Baby doch von ihm ist und nicht von wem anders.. Also im Endeffekt, wird es gleich ziemlich wirr^^ Zuerst wird sie erleichtert und glücklich sein, ihn zu sehen. Dann panisch weil er nicht hier sein sollte und gehen muss. Und dann muss er ihr irgendwie versprechen, wirklich zu gehen und versuchen glücklich zu werden - mit der Bedingung, dass sie jetzt aber erst mal den Moment für sich haben.
Also kurz gesagt: Ganz Schwierig ._.
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Eleah
Sie lag in ihrem Bett - wie sollte es auch anders sein. Sie hatte schließlich in letzter Zeit nicht besonders häufig das Zimmer oder gar das Haus verlassen. Letzteres war schon eine längere Zeit her, dann natürlich war ihr dies nicht gestattet, stand sie doch unter strengen Beobachtung. Also verkroch sie sich in ihrem Zimmer und versuchte irgendwie sich beisammen zu halten, was mehr schlecht als recht gelang. Auch nach zwei Wochen verweigerte sie noch immer das Essen, weshalb sie schon nahezu an der Grenze des Untergewichts war. Es ging ihr einfach sehr sehr schlecht. Das einzige was sie heute geschafft hatte, war das Aufstehen und das Baden. Aber danach hatte sie sich wieder ins Bett gelegt. Mehr war einfach nicht drin. Die Lebensfreude war schon lange verschwunden, am liebsten würde sie wirklich einfach nicht mehr sein. Von dem ursprünglichen Glauben sie wäre eine starke Persönlichkeit war gar nichts mehr über. Denn wenn sie es wirklich wäre, hätte sie nicht den Kopf in den Sand gesteckt und aufgegeben, aber genau das tat sie. Weil sie keine Kraft mehr hatte. Und man ihr unmissverständlich klar gemacht hatte, dass es immer schlimmer werden konnte. Auch wenn man schon glaubte, das Leben sei die pure Hölle.
So schlief Eleah unglaublich viel. Das lag mitunter daran, da nur die Hälfte ihres Schlafes erholsam war. Und da sowohl Schlaf als auch Wach sein unheimlich erschöpfend war, versuchte sie umso häufiger zu schlafen. Da hier immerhin eine 50% / 50% Chance Bestand, dass sie in einen traumlosen, schmerzfreien Schlaf glitt. Dies war dann ihre einzige Möglichkeit alle Vorwürfe die sie sich machte zu vergessen. All den Schmerz, die Trauer und Verzweiflung für eine kurze Zeit zu entgehen. Und deshalb schlief die Brünette auch in dem Moment, als Caleb ihr Zimmer betrat. Sie hatte sich die Haare zu einem lockere Dutt hochgebunden und schlief ihren erschöpften Schlaf. Aber auch wenn sie gerade keinen ihrer tausenden Albträume hatte, sah man an ihre blasse Haut, die hervorstehenden Schlüsselbeine und dem leichten violettem Schimmer an ihrer Wange, dass sie weit weg von Wohlergehen war.

Tristan
"Ich habe dich auch vermisst.. so sehr..", hauchte er in ihre Haare, als er ihre erstickte Stimme vernahm. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sehr er sie wirklich vermisst hatte. Wie sehr er gelitten hatte und auch noch immer litt. Er würde alles dafür tun, nur um sie aus Michaels Fängen zu befreien. Er würde sein Leben für ihres geben. Damit sie ein wunderschön, erfülltes Leben hat. Und selbst wenn es mit einem anderen Mann gewesen wäre - solange sie diesen liebte. All dies hätte er wie selbstverständlich in Kauf genommen, für ihre Freiheit, damit sie endlich glücklich war. Doch es stand nicht in seiner Macht. Und das war eins der schlimmsten Dinge. Wenn er sie doch einfach nur von ihm befreien konnte..
Er nickte schwach, als könnte er es noch immer nicht glauben, dass die Frau seiner Träume hier vor ihm stand. Doch Tristan spürte ihre weiche Haut unter seinen Fingern, die Konturen ihres Gesichtes, dass er in den Händen hielt. Also konnte es nur seine Arya sein. Die Frau der er seine ganze Liebe geschenkt hatte. Die Frau, nach der sich jede Faser seines Körpers sehnte. Sie war hier bei ihm und er konnte sein Glück, seine Empfindungen nicht mal ansatzweise in Worte fassen. Denn das alles hier war zu unbeschreiblich. Alles wonach er sich die letzten Tage so sehr gesehnt hatte, stand urplötzlich vor ihm. Alles was er ihr noch hatte sagen wollen, war wie weggeblasen. Und er konnte nichts anderes tun, als diesen Moment einfach nur in sich einzusaugen und auszukosten. Und immer wieder zu murmeln: "Ich liebe dich auch.. über alles.. ich liebe dich, Arya.."
Erst als die zierliche Brünette über die frischen Verletzungen über seinen Fingerknöcheln strich, kam eine neue Regung. Er zuckte ganz leicht zusammen, auch wenn sein Blick weiterhin auf ihr Gesicht, auf ihre wunderschönen Augen gerichtet war. Als sie dann natürlich nachfragte, schüttelte er nur schwach lächelnd den Kopf. Es spielte keine Rolle, es war nicht wichtig. Er würde die kostbare Zeit hier mit ihr nicht damit verschwenden, von seinen Problemen zu berichten. Zumal seine Schwierigkeiten nichts im Vergleich zu ihren war. Aber ehrlich gesagt, wollte er auch davon nicht sprechen. Wollte nicht wahrhaben, dass Michael ihr alles antun konnte, was er wollte. Auch wenn er es wissen musste. Doch jetzt - jetzt musste er sie erstmal küssen. Bevor diese Möglichkeit verstrich, denn sie wussten nie, wie lange so eine Chance blieb. Die letzten Tage hatte er nämlich von nichts anderem mehr geträumt als davon, sie endlich wieder im Arm halten zu können und sie zu küssen. Und genau das tat er jetzt auch. Zaghaft und ganz vorsichtig, aber mit so einer unbändigen Sehnsucht, die überall schmerzte. Er wollte doch nur Arya. Nichts weiter.

Ja, wir wir das hier lösen, weiss ich auch nicht so genau... Er denkt immerhin gerade auch an so ziemlich alles ausser ans Vögeln und wird sie sicher nicht dazu drängen, mit ihm zu schlafen, wo er genau weiss, was ihr Bruder tut... Naja. Mal sehen, wie wirs zurechtrücken können... :3
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Caleb
Es war nicht so, als hätte er eine freudige Begrüssung erwartet. Oder eine glückliche Brünette. Denn wenn er gewusst hätte, dass sie ohne ihn glücklich war, dann hätte er vielleicht das Risiko nicht auf sich genommen, ins Anwesen der Beaumonts einzudringen. Zu gross war die Gefahr, dass Vater oder Sohn der Adelsfamilie ihn sahen. Beides würde sehr sehr hässlich enden, dessen war er sich sicher. Aber die Sorge war nach ihrem letzten Zusammentreffen grösser gewachsen als die Sehnsucht, er konnte ganz einfach nicht mehr zu Hause liegen, zu Hause warten. E musste sie sehen oder sein Herz würde irgendwann untergehen. Er musste sehen, dass es ihr gut ging – auch wenn er doch ganz genau wusste, dass das nicht der Fall war. Dass sie genauso litt wie er. Und trotzdem war er jetzt hier. Huschte durch das Haus wie ein Geist, bis zu ihrem Zimmer, wo er die Tür vorsichtig aufstiess. Lautlos schlüpfte Caleb ins Zimmer, blickte sich erstmal um. Und da lag sie. In ihrem Bett. Und schlief… Caleb stellte sachte einen Stuhl unter die Falle der Zimmertür, damit diese behelfsmässig versperrt blieb, keiner ihn jetzt störte. Ein Schlüssel war natürlich nicht zur Stelle, weshalb anständiges Abschliessen schlicht unmöglich war. Aber davon liess sich der junge Mann nicht weiter beirren. Er ging aufs Bett zu, trat auf die andere Seite, damit er sie besser sehen konnte. Selbst in dem erlösenden Schlaf wirkte sie gebrochen. Müde. Kaputt. Offenbar hatte jemand sie geschlagen – anders war die Färbung ihrer Wange kaum zu erklären. Und warum schlief sie überhaupt..? Es war früher Nachmittag, keine gesunde Frau ihres Standes und ihres Alters lag zu dieser Zeit im Bett und schlief. Nur war sie nicht gesund und jeder konnte das sehen… Caleb blieb einige Minuten stehen, betrachtete sie voller Sorge, voller Trauer und trotz allem auch voller Liebe. Seine Frau sollte sie sein… war sie aber nicht… Weil ihr Bruder sie immer wieder wegriss. Weil ihr Bruder ein Mörder war, ein schrecklicher Mensch.
Caleb ging neben dem Bett in die Knie, schaute ihr weitere stille Minuten beim Schlafen zu. Bis er einfach nicht mehr konnte und die Hand ausstreckte, um ihr die Haare aus dem fahlen Gesicht zu streichen. Doch noch bevor seine Finger ihre Haut berührten, hielt er inne, zog den Arm wieder zurück. Er würde sie erschrecken… Was wusste er, wer sie alles schon berührt hatte, auf diese Weise geweckt. Er wollte den Gedanken nicht haben, aber es war nun mal eine Tatsache. Nathans Finger klebten viel zu oft auf ihrer Haut, er wusste es, ohne es je so genau gesehen zu haben. Bis auf die Situation im Keller, halt...
„Aufwachen mein Vögelchen…“, raunte er ihr sanft, voller Liebe zu. Er wollte sie eigentlich nicht in die Hässlichkeit dieser Welt zurückreissen, der sie mit Schlafen für einmal entkam. Aber er war nicht hergekommen, um ihr beim Schlafen zuzusehen… Zumindest nicht nur. Er musste mit ihr Sprechen. Sie fühlen. Ihre Anwesenheit und ihre Nähe… Irgendwas.

Ja dann muss er sich halt gleich in ihr Bett kuscheln oder so^^
Also wie gesagt, die wird nach der Freude ihn zu sehen, in Panik verfallen und Angst um ihn haben, will nicht das er hier ist und dann muss er sie beruhigen. Und das halt mit im-Arm-nehmen und Kuscheln.. und dann passierts halt mehr oder weniger einfach. Schließlich begehrt er sie ja (hoffentlich^^) immer noch^^ Und wenn sie ihm 400x zusichert, dass es in Ordnung ist.. keine Ahnung, kriegen wir schon hin. Baby machen yeaaaaah.. XD Alles ganz schräg hier^^
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Eleah
Ehrlich gesagt, wurde sie sehr schnell wach. Einfach weil ihr Körper mittlerweile gewisse Sensoren entwickelt hatte, die ihr sofort mitteilten, dass noch jemand anderes mit ihr im Raum war. Selbst im Schlaf fühlte sie sich dann sofort beobachtet und natürlich kroch auch sofort die Angst wieder in ihr hoch. Denn wer konnte es auch anderes sein, als Nathan? Der sie mal wieder beim Schlafen begutachtete? Also begann sie sofort, als sie Geräusche vernahm, zu blinzeln. Zögerlich, einfach weil sie nicht schon wieder in das grässliche Gesicht ihres Bruders blicken wollte. Sie ertrug es einfach nicht mehr. Aber dennoch konnte sie auch nicht einfach so tun, als wäre nichts und sich weiter schlafend stellen. Diese Kraft besaß sie nicht mehr. Und wenn Nathan sie wach machen wollte, würde er das mit Leichtigkeit schaffen. Schließlich wussten sie alle, dass er eine sehr kreative Persönlichkeit war.
Aber ja natürlich hörte sie unterbewusst sofort, dass die Stimme einer anderen Person gehörte als ihrem Bruder. Allerdings wurde sie gerade erst wach und die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Stimme - die sie überall und zu jeder Zeit wiedererkennen würde, aus ihrem Traum kam, lag nahezu bei 100%. Sie träumte viel von Caleb. Diese Träume fingen zunächst immer wunderschön an, änderten sich aber rasant, durch allem was in dem Keller passiert war. Da sie sich aber gerade im Aufwachprozess befand, war sie noch bei ihrem anfänglichen schönen Traum. Sofern sie denn einen gehabt hatte. Aber deswegen ging sie selbstverständlich davon aus, dass sie die Stimme mit ihren Worten nur geträumt hatte. Oder irgendwas verwechselt hatte, ihr ihr Kopf einen Streich spielte. Wie so oft in letzter Zeit.
Eleah öffnete die frühermals strahlend blauen Augen, die mittlerweile nur noch matt glänzten und sah geradewegs in Calebs Gesicht. Verstand aber nicht was sie sah. Weshalb die Brünette verwirrt blinzelte, nur um kurz darauf leise und traurig ein erschöpftes "..Caleb..", zu hauchen. Es war noch immer ein guter Traum. Ein schwaches aber unglaublich trauriges Lächeln zierte ihre Lippen, als sie ganz leicht die rechte Hand von der Bettdecke hob und im Begriff war, sein Gesicht zu berühren. Allerdings ließ sie sie sofort wieder sinken, zu schrecklich war die Erinnerung an den Schmerz der Erkenntnis, dass er nicht wirklich hier war. Wieder und wieder hatte sich genau diese Szene schon so abgespielt. Wie oft in den letzten Tagen, hatte sie gedacht, dass er hier bei ihr wäre? Es sich so sehr vom ganzen Herzen gewünscht? Aber alles hatte sich als Wunschdenken entpuppt. Er war nicht hier, konnte es gar nicht sein, wenn er überhaupt noch lebte... Wieder pumpte tiefgreifender Schmerz durch ihre Venen, als sie langsam die Lider schloss, aber nicht ohne dass sich eine einzelne Träne den Weg über ihre Wange suchte und im Kopfkissen versickerte. Was würde sie nur dafür tun, um ihn noch einmal berühren zu können? Bei ihm sein zu können?! Sie wusste ja nicht mal, ob er noch lebte!