Ethan Es tat ihm irgendwo tief in ihm drinnen unfassbar weh, zu sehen, wie der Ausdruck in Serenas Augen sich veränderte, kaum hatte er die Lüge, die ihr sagte, alles sei eine Lüge gewesen, ausgesprochen. Der Rausch, dem er sich momentan jedoch annäherte, erstickte die meisten dieser aufkommenden Gefühle im Keim und half ihm, eine kühle Maske aufzubehalten. Es war nichts außergewöhnliches an dieser Situation. Er würde einen Engel töten, so wie er es schon zig Mal getan hatte. Irgendwelche Gefühle spielten dabei keine Rolle mehr, denn ihr Tod musste dem Großen Ganzen dienen. "Es macht keinen Sinn jetzt noch auf deine Unabhängigkeit zu bestehen, Serena", kam es mit tiefer Stimme von Ethan, der sie mit einem müden Gesichtsausdruck ansah. "Du bist schwach, und du wirst sterben. Du musst sterben, es war immer vorher geplant, dass du so sterben wirst", raunte der schöne junge Mann düster, während er nun eine Hand in Liliths Richtung ausstreckte, damit sie ihm das Messer reichte, mit dem er Serenas Kehle aufschneiden würde. Er wusste, er würde das Ritual vollziehen, weil es sein musste. Auch wenn da ein leiser Teil in ihm war, der schrie und an die Oberfläche wollte, ihn aufhalten wollte. Serena war es, die jenen Teil in ihm überhaupt erst geweckt hatte und sie hätte mit Sicherheit die Macht ihn an die Oberfläche zu holen, aber so wie die Dinge momentan aussahen, wurde Ethan von der Macht des Rituals dominiert. Es gab nichts anderes, was er sah, auch wenn das vermutlich komplett anders aussehen würde, sobald er dieses Mädchen getötet hatte. Er würde sich selbst und sein gesamtes Dasein nämlich abgrundtief hassen, weil er gezwungen gewesen war, sich sein Ein und Alles eigenhändig zu nehmen.
Holly Sie konnte nicht fassen, was hier gerade vor sich ging. Damiens Worte kamen einerseits bei ihr an, schienen andererseits aber von unglaublich weit her zu kommen und ergaben in ihrem Kopf keinen Sinn. Er hatte sie nie geliebt?! Holly spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen und ihre Kehle sich zuschnürte. Alles, was zwischen ihnen gewesen war, war also eine große Lüge gewesen. Sie liebte eine Lüge. Sie konnte nicht sagen, wie erbärmlich sie sich in diesem Moment fühlte. Verletzlich, entblößt, dumm, zerbrochen. "Wie... wie konntest du mir das so vorspielen?", flüsterte die schöne Blondine mit zittriger Stimme, wobei sie Damien aus ihren traurigen himmelblauen Augen ansah. Dieser begann nun jedoch bereits sie zu umrunden und legte ihr von hinten die Hände um die Hüften, während er sich nahe an sie lehnte. Die Berührung fühlte sich für Holly gleichzeitig vertraut und unglaublich fremd an. Es war schwer zu erklären, aber Damien selbst war nun eine andere Person. Er legte seine Hand an ihren Hals und drückte leicht zu, woraufhin Holly erstarrte. Er würde sie töten?! Die Engelstochter wollte schreien, ihre Angst wollte die Überhand gewinnen, aber sie riss sich mit allerhand zusammen und versuchte zumindest einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwie die Zeit hinauszuzögern. "Was ich in der Fabrikhalle gesehen habe war echt, stimmts? Ich habe mir nichts eingebildet", flüsterte sie tonlos in seine Richtung. Es fügte sich langsam eins mit dem anderen zusammen, auch wenn nach wie vor alles rätselhaft erschien. Aber eins war klar, Damien spielte nicht auf der guten Seite und es waren dämonische Mächte im Spiel.
Serena "Du bist schwach, und du wirst sterben. Du musst sterben, es war immer vorher geplant, dass du so sterben wirst" Seine Worte klangen andächtig, beinahe poetisch. Und ich verstand nicht, wie dieser wunderschöne Mann, der mir immer nur Gutes entgegen gebracht hatte, jetzt so schreckliche Dinge zu mir sagen konnte. Ich spürte, wie Tränen über mein Gesicht flossen während seine Worte sich in mein Gehirn einbrannten, in meinem Kopf wieder und wieder hallten und dabei immer lauter wurden; so laut, dass sie jeden anderen Gedanken übertönten. Meine Fassungs- und Hilflosigkeit übermannte mich so sehr, dass ich nichts mehr tun konnte, außer ungläubig den Kopf zu schütteln. Das konnte er nicht so meinen, das alles konnte nur ein grausamer Scherz sein... Erst vor ein paar Stunden war meine Welt doch noch vollkommen in Ordnung gewesen. Alles nur eine Illusion, die er jetzt so geschickt zu zerschlagen verstand? Als nächstes nahm ich nur noch die Klinge wahr, die silbern vor meinen Augen blitzte und im Licht der Kerzen beinahe zu glitzern schien und ich konnte nicht anders als mir selbst einzugestehen, dass es wunderschön aussah. Mein Blick fand wieder die kalten Augen des Dunkelhaarigen, der mich immernoch in seinen Armen hielt, die mir immer so viel Halt gegeben hatten, wenn ich ihn gebraucht hatte. "Bitte... Ethan.." Meine Stimme war kaum mehr als ein raues Flüstern und seinen Namen bekam ich nicht einmal mehr ganz über die Lippen, ohne erneut in Tränen auszubrechen.
Damien Unter meinen Händen spürte ich, wie Hollys Körper immer mehr zu zittern begann. Ihr Furcht und Enttäuschung trieben meinen Rausch nur noch weiter vorran und ich war fast versucht, ihr einfach für einige Momente die Luft etwas mehr abzudrücken. Etwa 10 Sekunden, bis sie bewusstlos wäre. Nicht viel länger, um sie zu töten. Noch während diese Gedanken durch meinen Kopf strömten, lockerte ich meinen Griff und ließ schließlich ganz von dem Mädchen ab, um mir von Lilith ein Messer reichen zu lassen. Es war ein und dasselbe, das ich auch jedes Mal benutzte. Schwer zu sagen, wieviele Engel ich damit wohl schon getötet hatte. Nachdenklich wiegte ich es in meinen Händen und beantwortete die Frage der Blondine eher nebenbei mit einem knappen: "Ach, man lernt ganz gut, Dinge vorzuspielen, wenn man über tausend Jahre Zeit zum üben hat. Und es ist ja auch nicht so, als würde ich das hier zum ersten Mal machen." Ich drehte das Messer nachdenklich zwischen meinen Finger, drehte die Spitze am Zeigefinger meiner linken Hand und beobachtete fasziniert, wie ein einzelner Tropfen Blut hervor quoll, bevor sich die Wunde wieder verschloss. An schwarzer Magie würde ich mich wohl nie satt sehen können. Allerdings hatte ich jetzt wirklich wichtigeres zu erledigen. "Nein mein Schatz, du hast dir nichts eingebildet." Sie würde sowieso bald sterben, wozu sollte man ihr die Wahrheit noch verheimlichen. "Aber kommen wir jetzt zum unschönen Teil des Abends..." ich zog das Mädchen wieder an mich heran und legte ihr mit den Worten: "Es tut mir leid, mein Engel." die Klinge an die Kehle. Jetzt kam der beste Teil. Meinem Opfer in die Augen zu sehen und dabei zu zuschauen, wie langsam das Leben aus ihnen wich. Ich richtete also meinen Blick auf die Augen des Mädchens vor mir, die so blau waren wie der Himmel, aus dem sie entstiegen war. Ein kurzer Gedanke huschte durch meinen Kopf, ein altes Bild; fast schon verblasst, obwohl ich diesen Moment wohl doch nie vergessen würde. Holly. Als ich sie das allererste Mal gesehen hatte. Damals, in diesem schäbigem Club hatte sie sich sofort von der Menge abgehoben. Weil sie etwas besonderes war, weil sie Lebensfreude in alle Richtungen versprühte. Vor meinen Augen tanzte sie genau wie an diesem Abend, in ihrem goldenen Gliterkleid, nicht ahnend, wofür sie auserwählt war und welche Macht sie besaß. Es fühlte sich an, als würde die Zeit verlangsamt fließen, als ich aus meinen Gedanken wieder in die Gegenwart gerissen wurde, wo diese wunderschönen blauen Augen mich jetzt nur ängstlich fixierten. Kein einziger Muskel in meinem Körper schien mir mehr zu gehorchen und mein Kopf war wie leer gefegt, weil ich gefangen war im Blick dieser Augen des Mädchen, dass mir viel mehr bedeutet, als ich es jemals hätte zulassen dürfen. "Ich kann das nicht." die Worte kamen fast tonlos über meine Lippen und doch war ich mir sicher, dass jeder im Raum sie gehört hatte. Dabei waren sie wohl eher an mich selbst gerichtet. Eine Tatsache, die ich mir nach so langer Zeit, in der ich mir nur selbst etwas vorgespielt hatte, endlich eingestand. Das Geräusch des Messers, dass auf dem Boden aufkam, hallte laut und hell von den Wänden wieder, während ich meine Hände von Holly nahm und immeroch wie benommen einige Schritte zurück trat.
Ethan Er hielt den kalten Griff des Messers fest umschlossen, als würde er versuchen sich damit selbst seine angebliche Entschlossenheit einzureden. Alles was Ethan momentan tun musste, war die Klinge an Serenas Kehle zu führen - mit einer einfachen, schnellen Bewegung wäre es getan. Aber etwas hielt ihn noch zurück, machte es für ihn unglaublich schwer vor Augen zu behalten, was seine Aufgabe war. Er starrte die schöne, aber ziemlich schlimm zugerichtete Brünette in seinen Armen beinahe abwesend an, blickte drein, als würde er sich momentan in einem ganz anderen Universum befinden. Und so war es auch. Seine Gedanken kreisten hin und her. Von der Berufung, die ihm mit seiner Geburt aufgebürdet worden war, zu den Erinnerungen der letzten Monate, die auftauchten, wenn er dieses Mädchen anschaute, und weiter zu dem gegenwärtigen Moment. Er sollte sie einfach töten? Jegliches Leben aus ihren tiefgründigen Augen verjagen und letztendlich ihren schlaffen Körper in den Armen halten? Ethan hatte genau das bereits unzählige Male getan. So oft, dass er aufgehört hatte, zu zählen, aber dieses Mal war es anders. Er konnte es nicht. In dem Moment, als es ihm auffiel, sprach auch Damien die Worte aus und Ethan hob ruckartig den Kopf - beinahe als würde er aus einer Trance erwachen. Er sah vollkommen verstört auf die Brünette hinab, ließ kurzerhand das Messer fallen und stieß es mit dem Fuß weg, als müsste es so weit wie möglich aus Serenas Nähe verschwinden. Er war überfordert mit ihr in seinen Armen, es fühlte sich an als wäre sie aus Porzellan - und er fühlte sich nicht, als dürfte er sie weiter halten, nachdem, was er gerade getan hatte. "Ich... es tut mir leid, es gibt keine Worte hier für. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", flüsterte er immernoch absolut schockiert und mit einem verzweifelten Unterton. Er legte Serena unfassbar vorsichtig auf ihrem Bett ab, wo sie seiner Meinung nach besser aufgehoben war und konnte seinen Blick dennoch nicht von ihr lösen. Was hatte er getan?! Er liebte diese Frau und er hatte sie soeben beinahe getötet, nachdem er ihr absichtlich das Herz gebrochen hatte.
Holly Sie hatte sich nichts eingebildet?! Es war tatsächlich eine Art Magie gewesen, die Damien damals angewendet hatte, um sie zu retten. Diese Tatsache überraschte sie weniger, als sie es eigentlich tun sollte, aber momentan gab es andere Dinge, über die Holly sich Sorgen machen musste. Damien umrundete sie, spielte mit ihrer Angst, drückte ihr ganz leicht die tötliche Klinge an den Hals, nur um ihre Angst noch einmal ganz deutlich zu spüren und dann sagte er Es tut mir leid, mein Engel . Musste er sie nun tatsächlich noch so erniedrigen, indem er diesen Kosenamen gebrauchte, von dem sie gedacht hatte, er würde ihn verwenden, weil er sie liebte?! Holly atmete tief durch, bevor sie wütend die Lippen aufeinanderpresste und wütend zischte: "Wag es noch ein Mal, mich so zu nennen!" Sie wusste, dass er sie sowieso vollkommen in seiner Gewalt hatte, aber jetzt nachdem sie wusste, dass er sie verarscht hatte, wollte sie nicht, dass er die Genugtuung verspürte, sie in ihren letzten Momenten bloß traurig und vor Ängstlichkeit erstarrt zu sehen. Die Blondine schloss zitternd die Augen und spürte wie eine heiße Träne ihre Wange hinabrann, während sie darauf hoffte, dass es schnell vorbei sein würde. Dass sie nicht allzu lange leiden würde. Doch was dann kam, war entgegen all ihrer Erwartungen. Sie hörte das Klirren, als das Messer auf den Boden fiel, spürte wie Damien zurücktrat und hörte seine Worte. Er konnte es nicht?! Gerade hatte er doch noch gewirkt wie ein kaltblütiger Mörder, dem sie nichts bedeutete! Hollys Augen waren nun voller Panik, Abwehr, Gehetztheit, als sie zurückstolperte und sich atemlos in dem kleinen Zimmer umsah. "Lasst uns gehen! Bitte, Damien!", ihre Stimme wurde immer lauter und endete gleichzeitig in einem Schluchzen, weil sie ihre aufkommenden Gefühle nun hoffnungslos übermannten. Sie wusste einfach nicht, wie sie aus diesem schrecklichen Alptraum wieder erwachen sollte.
Serena Meine Augen war auf die Klinge in Ethan's Hand gerichtet, aber schon nach wenigen Sekundenbruchteilen wandte ich den Blick ab und schloss meine Augen. Ich wollte nicht hinsehen, wenn der Mann, den ich so sehr liebte wie ich nie geglaubt hatte, jemanden lieben zu können, mir mit einem Messer die Kehle aufschlitzte. Ich konnte nicht mehr in seine funkelnden schwarzen Augen sehen, denen ich jede Lüge abgekauft hatte. Wie hatte ich nur so naiv sein können. Wie leichtsinnig ich einfach mein Herz an ihn verschenkt hatte und nicht einmal in diesen, meinen letzten Momenten, gelang es mir, ihn zu hassen. Eine einzelne letzte Träne rann über meine Wange während ich fest die Augen zukniff und nichts anderes tun konnte, als auf den Tod zu warten. Das Klirren des auf dem Boden aufschlagendem Messers brachte mich schliesslich dazu, die Augen wieder zu öffnen. Mein Blick fand Ethans und ich sah nur blankes Entsetzen darin aufflackern, bevor meine Sicht immer verschwommener wurde und sich meine Lieder schliesslich wieder schlossen. Ich hatte nicht mehr die Energie, meine Augen länger offen zu halten und kämpfte damit, nicht wieder zurück in die Ohnmacht zu rutschen. Ich spürte, wie Ethan aufstand und bei jeder Bewegung, die mein geschundener Körper mitmachen musste, brachte ich nicht mehr als ein Wimmern hervor. Ich hörte die Stimme des jungen Mannes, aber seine Worte erreichten mich nicht mehr. "Holly" war das einzige Wort dass noch tonlos über meine Lippen kam, während Ethan mit mir aus dem Pentagram trat und mich wieder auf meinem Bett ablegte. Ohne die Magie, die mich wach hielt war es noch schwerer, nicht wieder in der Dunkelheit zu versinken und alles was ich fühlte, war Verzweiflung und Einsamkeit.
Damien Wie hatte ich es nur jemals so weit kommen lassen dürfen?! Fassungslos starrte ich auf meine Hände, die gerade eben noch das Messer gehalten hatten. "Holly..." ich sah zu ihr, wie sie vor mir zurück wich, ihr Blick voller Angst. Wie hatte ich auch nur eine Sekunde daran denken können, sie zu verletzen?! Das hier würde ich nie wieder gut machen können. Sie würde mir nicht mehr glauben, wenn ich ihr sagte, dass ich sie liebte. Obwohl es die Wahrheit war. Die einzige Sache, bei der ich mir absolut sicher war. Dass ich dieses Mädchen hier liebte. Dass ich wollte, dass sie glücklich war und dass ich sie mit meinem Leben beschützen würde. "Ich... ich kann das alles erklären. Bitte glaub mir, das war ein riesiger Fehler. Ich hab es nur viel zu spät erkannt..." versuchte ich verzweifelt, das zu retten, was längst verloren war. Aber es war hoffnungslos. Und momentan war es wohl wichtiger, uns alle in Sicherheit zu bringen, bevor der Teufel von dieser Sache Wind bekam und sich persönlich darum kümmern würde. "Du hast Recht, wir müssen gehen, bevor wir alle Lucifers Rache zu spüren bekommen. Zu fliehen, ist unsere einzige Option" Ich sah hinüber zu meinem Bruder um sicher zu gehen, dass er das selbe dachte, als Lilith sich von der anderen Seite des Raumes zu Wort meldete. Ohne überhaupt darüber nach zu denken, stellte ich mich schützend vor Holly und sah meiner Schwester fest in die Augen. Wenn sie ihr etwas antun wollte, würde das wohl nur über meine Leiche passieren.
Lilith "Das könnt ihr nicht machen!" meine Stimme war leise, fassungslos. Wir waren so nah dran, fast am Ziel unserer Mission. Und die beiden wollten alles weg werfen, wofür wir jahrhundertelang gearbeitet hatten? Für was? Sterbliche. Wobei der Begriff für die beiden Halbengel wohl eher falsch gewählt war. Aber das waren sie in meinen Augen. Menschlich, verweichlicht und des Lebens auf dieser Erde unwürdig. "Ihr könnt nicht einfach abhauen. DAS hier ist unsere Mission. DAS ist, wofür wir geboren wurden" meine Stimme war jetzt laut, selbstsicher, eindringlich und meine Hand wies auf all die Kerzen, das Pentagram aus Asche, die Messer auf dem Boden. "Wir sind so nah dran, diese Welt zu unterwerfen und all die unwürdigen Menschen, die in ihr Leben. Wir werden herrschen. Seite an Seite. Mit unserem Vater. Er wird endlich die Rache bekommen, nach der er sich tausende von Jahren gesehnt hat. Wir alle werden unseren rechtmässigen Platz einnehmen" Ich sah den beiden abwechselnd fest in die Augen, während die Worte meinen Mund verliessen. "Und ihr wollt all das weg werfen? FÜR WAS?!" Die Verzweiflung in meiner Stimme war zu hören, die Wut und auch die Eifersucht. Ich war es leid, bei meinen Brüdern nicht mehr an erster Stelle zu stehen "Das hier ist nicht leicht. Das war es nie und das wird es auch nie sein. Der Weg an die Macht ist immer steinig. Ich habe gemordet. Ich habe Menschen getötet, die mir ans Herz gewachsen sind. Und warum?" Ich ging auf Ethan zu, legte eine Hand an seine Wange und richtete meinen eindringlichen Blick auf seine Augen, bevor er zu Damien weiter schweifte. "Für unsere Familie" meine Stimme war jetzt leiser und sanft. "Wir drei, wir hatten immer nur einander. Und es war genug, es IST genug. Und das werdet ihr auch wieder sehen können, wenn wir erst einmal diese Sache hinter uns gelassen haben." Ich griff jetzt nach den Händen meiner Brüder, drückte sie vorsichtig. "Ihr dürft diese Familie nicht kaputt machen. Ihr dürft mich nicht verlassen. Keiner von uns könnte es ertragen, wenn wir auf verschiedenen Seiten stehen, bei dem Krieg, der auf uns zukommt. Wenn sich die Hölle endlich erhebt und der Himmel nieder brennen wird. Dann müssen wir Seite an Seite stehen. Um unser Werk zu bewundern, denn es wird einzig und allein unser Verdienst sein" Ich konnte meine Brüder nicht verlieren, das würde mir das Herz brechen und das letzte Stück Menschlichkeit zerstören, das in mir geblieben war. Dass ich mit ihnen kommen würde stand ausser Frage. Mein Stolz war das einzige, das ich nicht aufgeben würde. Für nichts und niemanden in der Welt würde ich meine Würde in den Dreck werfen, um weiter im Schatten der Frauen zu leben, die die Liebe meiner Brüder nicht im geringsten verdient hatten.
Holly Er konnte es erklären?! Das konnte sie sich nur schwer vorstellen, denn dafür, dass er sie soeben hatte ermorden wollen, gab es Hollys Meinung nach absolut keine plausible Erklärung. "Bleib bloß weg von mir!", stieß die Blondine nur vollkommen traumatisiert hervor, wobei sie abermals ein paar Schritte rückwärts stolperte, um Abstand zwischen sich selbst und Damien zu bringen. Er redete irgendetwas von der Rache Lucifers - wer auch immer das gerade sein sollte - und davon, dass sie fliehen müssten. Ohne sie. Und ohne Serena. Sie beide mussten einfach so schnell wie möglich weg von diesen Verrückten. Holly vernahm, wie ihre Schwester ihren Namen flüsterte. Schwach, nur ganz leise... sie war immerhin schwer verletzt. "Wir gehen nirgendwo mit euch hin! Lasst uns gehen, wir erzählen niemandem von euch, bitte lasst uns gehen!", bettelte die hübsche Engelstochter atemlos, während sie nun verzweifelt Serenas Krankenbett in Richtung Tür zu ziehen begann. Es war wirklich beinahe lachhaft... sie würde nie im Leben mit einer bewegungslosen Patentin im Krankenbett aus dem Keller vor drei kräftigen, schnellen und anscheinend ziemlich kranken Personen entkommen. Und Lilith hatte anscheinend auch einen weitaus größeren Hass auf sie als Holly ursprünglich angenommen hatte. Sie wollte auf sie losgehen, oder was auch immer sie vorhatte, aber Damien stellte sich vor sie. Was war denn nur in ihn gefahren?! Erst wollte er sie töten und jetzt wollte er es doch nicht... "Damien", meldete Holly sich jetzt aufgelöst zu Wort - wobei sie nicht glauben konnte, dass sie tatsächlich seinen Namen in den Mund nahm. "Wenn irgendwas von dem, was zwischen uns passiert ist echt war, dann bitte... bitte lass uns gehen", murmelte sie tonlos, nervös, ängstlich. Es war ihr absolut egal, was er ernst gemeint hatte und was nicht. Momentan hatte sie einfach nur eine Heidenangst und wollte mit jeder Zelle ihres Körpers in Sicherheit flüchten. Ihr gebrochenes Herz würde später erst seine wahren Ausmaße entfalten können.
Ethan Serena schien gar nicht richtig bei Bewusstsein zu sein, als alles weitere seinen Lauf nahm. Sobald er mit ihr außer Reichweite des Pentagramms war, fielen ihre Augenlider auch schon zu und sie lag völlig apathisch und mit geschlossenen Augen in ihrem Krankenbett. Ethan konnte nicht verhindern, dass sich in ihm die leise Hoffnung regte, dass sie sich vielleicht nicht völlig an diese schreckliche Tat von ihm erinnern würde, weil sie in diesem Zustand nicht alles hatte realisieren können und es für einen Traum hielt, aber selbst dann würde Holly sie darüber aufklären. Also konnte er diese naive Hoffnung begraben. Ethan wandte seinen Blick schwerfällig von Serena ab und schaute stattdessen zu Lilith herüber, die jetzt auf ihn zukam. Natürlich war sie vollkommen fassungslos... wer konnte es ihr verdenken. Es war ihr anerzogen worden, dass sie diesen Mord an einer lieb gewonnen Person zu begehen hatten. Immer und immer wieder, solange bis ein Ende in Sicht war. Sie hatten es nicht geduldet, dass Lilith jemals kniff und nun taten sie es selbst. Was war er bloß für ein großer Bruder? Was war er für ein heuchlerisches Vorbild? Ethan sah seine kleine Schwester aus seinen tiefschwarzen Augen müde an, als sie nun direkt vor ihm stand und versuchte, ihn daran zu erinnern, wofür sie lebten. Wofür sie das alles taten... "Lilith... es tut uns leid, hörst du? Ich weiß, das rechtfertigt es nicht. Wir haben unsere Bestimmung verfehlt - Damien und ich. Aber ich liebe Serena, ich habe noch nie eine Frau geliebt, wie ich es dieses Mal tue. Wenn ich sie töte, kann ich nicht weiter machen. Das würde ich mir nicht verzeihen - niemals." Er holte tief Luft, schüttelte hoffnungslos den Kopf. "Wir werden dich niemals verlassen. Aber bitte, versteh uns und komm mit uns. Ich verspreche dir, es gibt ein besseres Gefühl als Rachsucht und Triumph... und du verdienst es auch die wahre Liebe zu finden, egal wie verdammt schnulzig das jetzt klingen mag. Du weißt, dass ich eigentlich nicht so bin. Unsere Familie wird für immer zusammengehören, bitte komm mit uns!"
Damien Nichts wollte ich grade lieber, als Holly die ganze Sache in ruhe zu erklären, damit sie mein Handeln verstehen könnte. Aber dafür hatten wir leider wirklich nie die Zeit. Und überhaupt würde sie es wohl niemals auch nur ansatzweise nachvollziehen können. Immerhin war sie nicht mit dem Wissen aufgewachsen, nur für die Erfüllung eines Racheplans geboren zu sein. Die Verzweiflung in ihrer Stimme war kaum zu ertragen und ich würde wohl alles tun, damit sie mir wieder vertrauen würde. Mit einem letzten Blick auf Ethan, der die Sache mit Lilith wohl schon noch regeln würde, packte ich Holly an der Hüfte und setzte sie an Serenas Seite auf das Krankenbett, bevor ich selbiges eilig aus dem Raum und den Flur hinunter Richtung aufzug schob. Mein Bruder würde uns noch folgen, daran hatte ich gar keine Zweifel. "Mach dir keine Sorgen um Serena, sie wird das schon packen, sie ist stark." Ich war mir da zwar selbst noch nicht so sicher und schätze Serena's Überlebenschancen als eher gering ein, aber andererseit war dieses Krankenhaus - im Gegensatz zu allen anderen, die ich bisher gesehen hatte - auf einem Ort gebaut, an dem sich zwei dämonische Linien kreuzten. Nur irgendein hirnrissiger Idiot konnte auf so eine Idee kommen. Dass die Leute hier nicht in Massen starben konnte man wohl auch nur als ein Wunder bezeichnen. Eventuell würde sich Serenas Zustand also bessern, wenn wir uns von hier weg und auf englische Ley-Linien zu bewegten. "Hör zu, das ganze ist eine wirklich komplizierte Sache und ich erkläre dir das alles später in Ruhe, aber erstmal müssen wir unbemerkt zum Auto und dann von hier weg kommen. Und das so schnell wie möglich." Das ganze würde sich wahrscheinlich ohnehin schon schwierig gestalten. Ich bezweifelte, dass es dem Personal gefallen würde, wenn ich einfach eine ihrer bewusstlosen Patientinnen entführen würde, aber meinem Bruder würde sicher irgendeine Lösung für dieses Problem einfallen Hoffentlich konnte er Lilith davon überzeugen, mit uns zu kommen. Ansonsten hätten wir bald wohl ein noch viel größeres Problem
Lilith Ethan's Worte verletzten mich. Mehr als ich jemals zeigen oder zugeben würde, aber er kannte mich und er wusste, wie wichtig er und Damien mir waren. Meine Familie, unsere Familie, war das einzige gewesen, an dem ich immer festhalten konnte, wir waren ein unerschütterliches Team gewesen. Und jetzt? Jetzt würden sie mich einfach verlassen. Aber war das überhaupt überraschend? Lucifer hatte Gott am meisten von allen Engeln geliebt und trotzdem wurde er verstoßen, weil Gott die Menschen als wichtiger erachtet hatte. Die Leute logen wohl nicht, wenn sie sagten, dass Geschichten sich immer wieder wiederholten. Das himmlische Blut schickte mich ins verderben und nahm mir alles, was mir etwas bedeutete, genau wie meinem Vater vor mir. Trotzdem, niemals hätte ich geglaubt, dass einer meiner großen Brüder mich jemals so verraten, so im Stich lassen würde. Nach all den Jahren, in denen wir Seite an Seite das selbe Ziel verfolgt hatten. Eine Welle der Fassungslosigkeit übermannte mich, zusammen mit Wut, Trauer, Verzweiflung und Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so einsam gefühlt wie in diesem Moment, als ich begriff, dass meine Brüder und ich auf verschiedenen Seiten standen. Ich wollte Ethan anschreien, auf ihn einschlagen, meine ganze Wut an ihm auslassen, aber statt dessen blickte ich ein letztes Mal in seine tiefschwarzen Augen. Und genau das war der exakte moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich ihn umbringen würde, ihn und Damien. Nicht heute, nicht hier. Das könnte ich nicht übers Herz bringen. Ich würde wohl einige Zeit benötigen, um mich darauf einzustellen. Aber früher oder später würde es passieren, ich würde gar keine andere Wahl haben. Sie hatten selbst dieses Schicksal gewählt und sie wussten, dass der Teufel höchstpersönlich mich auf die Jagd nach ihnen schicken würde. Immerhin war es ja nicht das erste Mal, dass ich Personen umbringen würde, die mir am Herzen lagen. Das war die Aufgabe, auf die ich mich mein ganzes Leben lang vorbereitet hatte. Es brauchte keine Wortze zwischen uns, denn Ethan kannte mich gut genug, um zu Wissen, dass ich niemals die Mission aufgeben würde. Nicht einmal für Damien, nicht einmal für ihn. Mein Blick glitt zu Damien, der zusammen mit Holly Serena's Krankenbett aus dem Raum schob und dann um die Ecke verschwand. Er hatte sich nicht einmal nach mir umgedreht. Ich spürte, wie mir eine einzelne Träne über die Wange rann und hasste mich dafür, so viel Schwäche zu zeigen. Man konnte spüren, wie die dämonische Energie im Raum langsam abebbte, ich sollte wohl den letzten Rest nutzen, um von hier zu verschwinden. Ein letztes Mal sah ich zu meinem großen Bruder. "Ich hoffe, dass du glücklich wirst." meine Stimme war voller Spott, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich es auch irgendwie ernst meinte. Dann brauchte es nur noch ein kurzes Fingerschnippen, ehe die Flammen der zahllosen Kerzen, deren Licht den Raum erfüllte, erloschen und von mir nur noch ein wenig schwarzer Rauch übrig blieb. Ich hätte meinen Brüdern gerne noch gesagt, dass sie gefälligst zur Hölle fahren sollten, aber zufälligerweise war ich gerade selbst auf dem Weg dorthin.
Holly Sie wusste immernoch nicht wirklich, wie sie das, was geschehen war jemals verarbeiten sollte. Der Schock saß Holly immernoch tief in den Knochen und sie traute absolut niemandem. Damien versuchte andauernd mit ihr zu sprechen, ihr irgendetwas zu erklären, aber sie wollte ihm nicht zuhören. Stattdessen schickte sie ihn immer wieder weg - wollte ihn nicht sehen. Sie hatte einfach Angst vor ihm. Er war nicht normal, da war irgendetwas magisches an ihm, so wie sie das jetzt verstanden hatte und er hatte sie umbringen wollen. Die Blondine wollte nur weg von hier, sie wollte nicht in dieser Wohnung sein, wo sie und ihre Schwester sich mit diesen gefährlichen Männern verstecken mussten. Wenn Serena imstande wäre aufzustehen und nicht so unglaublich schwach wäre, dann wären sie längst auf und davon, das war sicher. Holly hatte schon desöfteren versucht mit ihrer Schwester zu entkommen... jedes Mal vergeblich. Aber heute war wieder so ein Tag, an dem sie es schlicht nicht mehr aushielt. Die Blondine hatte sich nun mitten in der Nacht ins Wohnzimmer geschlichen und wollte den Rollstuhl der dort stand in Serenas Zimmer rollen, damit sie endlich von hier weg konnten. Das einzige Problem war, dass das Ding so unglaublich laut quietschte, weil es ziemlich alt war. Holly konnte einfach nur beten, dass Damien und Ethan sie nicht hörten, denn dann würden sie sie gewiss wieder aufhalten. Die Engelstochter verstand prinzipiell absolut nicht, warum sie immernoch hier sein musste. Sie waren direkt nach den traumatisierenden Ereignissen gezwungen worden mit den Jungs in den Norden des Landes zu fliehen. Lilith war zurückgeblieben und das Einzige, was Holly in ihrer schweigsamen abwesenden Haltung aufgefallen war, war dass andauernd der Name 'Lucifer' fiel. Wer auch immer das war und was er von ihnen wollte...
Ethan Die Geschehnisse hatten sich einfach überschlagen und Ethan wusste bei Gott nicht, wo ihm der Kopf stand. Sie hatten das Ritual abgebrochen - ein fataler Entschluss -, dann waren sie geflohen und ihre Schwester hatte ihnen doch tatsächlich indirekt den Krieg erklärt. Die Tatsache, dass Lilith nicht mehr bei ihnen war, bedrückte den Ältesten der drei Geschwister zutiefst, denn soweit hätte es niemals kommen dürfen. Sie waren eine Familie und er hatte es als seine Aufgabe angesehen, die Familie zusammen zu halten. Und jetzt war sie weg... verachtete ihre eigenen Brüder und würde zusammen mit Lucifer gegen sie ankämpfen. Ethan seufzte leise auf und warf einen Blick auf Serena, die momentan friedlich in ihrem Bett schlief. Er saß oft hier neben ihr, meistens ging er aber, bevor sie aufwachte. Reingekommen war er heute auch in unsichtbarem Zustand, weil er nicht gewollt hatte, dass Holly ihn sah und aus dem Zimmer verbannte. Sie war ständig unter Strom, wechselte kein Wort mit Damien und ihm, wenn es nicht unbedingt sein musste und schien einfach nur ganz dringend weg zu wollen. Was natürlich nicht so einfach ging, weil Serena sich in einem gesundheitlich schlechten Zustand befand. Der Dunkelhaarige betrachtete die schöne Frau aus seinen traurigen dunklen Augen, aus denen jegliches Feuer gewichen war. Sie würde doch nie wieder mit ihm reden... Sie hatte mit Sicherheit Angst vor ihm, hasste ihn, verachtete ihn. Es sei denn sie erinnerte sich nicht komplett, aber Holly hatte sie mit Sicherheit auch schon aufgeklärt. Ethan blieb also weiterhin auf dem Stuhl sitzen und betrachtete einfach schweigend die Frau, die er so sehr liebte und die ihm wohl nie verzeihen würde, dass er sie beinahe getötet hätte. Was auch definitiv unverzeihlich war...
Damien Seit 5 Tagen waren erst in dieser Wohnung, irgendwo im Norden des Landes. In diesen Teil der Stadt hätte ich mich freiwillig nie länger als einen Tag gewagt, zu stark war die engelische Energie hier. Ich konnte förmlich spüren, wie sie alle Kraft und Energie aus mir sog. Aber immerhin würde weder Lucifer noch Lilith uns hier so schnell finden. Dass meine kleine Schwester von einem Tag auf den anderen zu unserem größten Feind geworden war, konnte ich immernoch nicht ganz begreifen und ich vermisste sie wirklich. Fast jeden einzelnen Tag meines Lebens hatte ich mit meinen Geschwistern verbrachte und unser Bündnis einfach so brechen zu sehen, machte mich wirklich fertig. Nichtsdestotrotz konnten wir auch hier nicht mehr lange bleiben. Maximal ein paar Tage noch, damit Serena vielleicht wieder in der Lage war, eine längere Reise zu machen. Aber auch der himmlische Schutz dieses Ortes würde nicht lange halten und wir mussten weiter ziehen. Mir graute es vor diesem Leben. Immer auf der Flucht. An keinem Ort länger als ein paar Wochen verweilen. ständig in Sorge leben, gefunden zu werden. Auf einmal die Gejagten zu sein statt die Jäger. Da mussten Ethan uns ich uns wirklich noch etwas einfallen lassen! All das würde mir leichter fallen, wenn Holly nicht gefühlt alle 2 Stunden einen völlig absurden Fluchtversuch startete. Gut, ich konnte verstehen, dass sie nicht besonders gut auf mich zu sprechen war und ihre Ängst waren durchaus begründet, nach dem, was sie durchmachen musste. Allerdings hatte der letzte ihrer Ausbrüche dazu geführt, dass Ethan und ich stundenlang den angrenzenden Wald nach den beiden durchsuchen mussten und Serena mit Schüttelfrost im Bett gelandet war. Ich konnte Holly wirklich nicht garantieren, dass ihre Schwester den nächsten Versuch, von hier weg zu kommen, heil überstehen würde. Die Angst meines Engels schien allerdings zu überwiegen, denn sie schien nichtmal zu bemerken, dass ich auf der Couch geschlafen hatte, als sie - nicht gerade subtil oder leise - den Rollstuhl aus dem Zimmer schieben wollte. "Holly." brummte ich, immerhin war das laute Quitschen nicht gerade der schönste Weg, um aus dem Schlaf gerissen zu werden. "Was soll das denn schon wieder werden? Serena wird sich nie erholen, wenn du sie dauernd aus dem Bett entführst." Ich setzte mich auf, rieb mir mit beiden Händen übers Gesicht und warf ihr einen müden Blick zu. Was sollte ich bloß noch tun? Ich würde ihr Vertrauen wohl nie wieder gewinnen, bis jetzt lehnte sie einfach jeden meiner Erklärungsversuche wehement ab. "Holly bitte..." setzte ich trotzdem wieder an. "Wenn es Serena wieder gut geht und wir uns sicher sind, dass ihr in Sicherheit seid, könnt ihr gehen wohin auch immer ihr wollt, in Ordnung? Aber bitte... bitte Holly, lass mich das doch endlich erklären. Bitte hör mir doch einfach zu." ich flehte sie beinahe an, aber ich wusste mir einfach nicht mehr anders zu helfen. Ich wollte mein Mädchen endlich wieder. Zu sehen, dass sie Angst vor mir hatte, brach mir jedes Mal aufs neue das Herz. Wie hatte ich es überhaupt jemals so weit kommen lassen können?!
Serena Es war mein eigenes, keuchendes Husten, dass mich aus meinen Albträumen riss. Muhsam drehte ich mich zur Seite und hielt mir die Hand vor den Mund, bis der Hustenanfall vorüber war. Als ich sie fort nahm, klebte etwas blut daran. Seufzend streckte ich mich nach der Packung mit Taschentüchern, die auf dem Fensterbrett neben dem Bett stand und wischte es weg. Das war nicht das erste mal, dass ich Blut hustete. Seit gestern Nachmittag fühlte ich mich wieder miserabel, nachdem es die letzten Tage aufwärts gegangen war. Jede Bewegung war wahnsinnig anstrengend für mich und tat noch dazu weh. Jede einzelne Stelle meines Körpers schien geprellt zu sein und ein ganzes Meer aus blauen, lilanen und gelben Flecken zierte meinen Körper. Als ich das erste Mal außerhalb des Krankenhauses aufgewacht war, war ich überzeugt davon gewesen, dass ich sterben würde und auch jetzt konnte ich nicht glauben, dass man mir jegliche Medizinische Hilfe verweigerte. Nach dem, was Holly erzählte, waren wir aber ohnehin bei zwei Psychopathen gelandet, aber ich verstand das ganze noch nicht ganz. Wie hatten wir uns nur so in den beiden Männern täuschen können? Meine Schwester hatte erzählt, dass sie Sadisten oder so waren und uns beide anscheinend in irgendeinem kranken Ritual umbringen wollten. Was sie daran gehindert hatte, konnte keine von uns beiden nachvollziehen, doch ich hatte generell wenige Erinnerungen an den Abend. Der ganze Raum war von Kerzen erhellt gewesen. Ihre flackernden Flammen waren ein Detail, an das ich mich erinnerte. Und Ethans Augen, seine wunderschönen Augen, die mich sonst so liebevoll angesehen hatten, schauten hart und kalt auf mich herab. Zuerst hatte ich mich gefreut, ihn zu sehen, aber dann Schlug das Gefühl in, erst in ein Unwohlsein, dann in Panik & Todesangst. Das alles ließ sich nicht wirklich greifen und mein eigenes Unterbewusstsein zwang mich, diesen Moment jede Nacht immer und immer wieder in meinen Träumen durchleben zu müssen. Schöne Erinnerungen mit Ethan wurden unterbrochen von seinen eiskalten Augen und Worten, die ich nicht verstand und dann hatte ich das Gefühl zu fallen und mein ganzer Körper wurde von Schmerz durchströmt. Dann wachte ich auf. Und das schlimmste an meiner Situation? Ich sehnte mich nach Ethan. Ein großer Teil von mir, hatte Angst vor ihm und wich sofort instinktiv zurück in den seltenen Augenblicken, wenn er das Zimmer betrat. Aber der andere Teil wollte, dass er mich in seine starken Arme schloss und neben mir lag und die Albträume fortjagte, für die doch eigentlich nur er selbst verantwortlich war. Das alles war einfach nur wahnsinnig verwirrend und wenn die Jungs wirklich solche Psychos waren, würde wohl weder Holly noch ich hier lebend raus kommen. Obwohl meine Schwester immer wieder versuchte, uns beide hier raus zu holen. Oft genug hatte ich ihr schon gesagt, dass ihre einzige Chance auf eine erfolgreiche Flucht darin lag, mich hier zurück zu lassen und Hilfe zu holen, aber davon wollte sie natürlich nichts hören. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie ausweglos unsere Situation war und wie so oft in den letzten Nächten begann ich, zu weinen. Ich hasste es, das zu tun, aber es überkam mich einfach immer wieder. Meine Albträume machten mir auch dann noch zu schaffen, wenn ich wach war, mir tat jeder einzelne Knochen weh, mein Gesundheitszustand verschlechterte sich wieder und meine Schwester würde meinetwegen sterben. Hoffentlich würden die Folgen dieses Unfalls mich möglichst schnell umbringen, damit Holly noch rechtzeitig alleine fliehen konnte!
Holly Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie Damiens tiefe Stimme hörte, der ein leicht genervter Unterton anhaftete. Ja, das war in der Tat nicht der erste Fluchtversuch, den sie unternahm und die Jungs hatten es nicht leicht dabei, sie und ihre Schwester hier in Sicherheit zu halten. Wobei 'Sicherheit' auch relativ zu verstehen war, immerhin wusste man ja nie, wann die zwei plötzlich wieder die Lust verspürten, ihnen ein Messer an die Kehle zu drücken. Die Blondine atmete tief durch und umklammerte die Griffe des Rollstuhls noch etwas fester, während sie versuchte, Damien während seiner Ansprache möglichst nicht anzuschauen. Sie glaubte ihm kein Wort. Dass sie sie laufen lassen würden und sonst was... Sie hielten sie hier sicherlich nur fest, weil sie auf den richtigen Moment warteten, in dem sie sie dann bei irgendeinem dämonischen Opferritual ermorden konnten. Als der junge Mann endete und Holly inständig darum bat, dass sie ihm doch eine Chance geben sollte, alles zu erklären, sah sie ihn wie erstarrt an, abgesehen davon, dass ihre Lippen vor Aufregung leicht zu beben schienen. "Erklären? Du denkst wirklich, ich würde dir auch nur ein Wort glauben, das du sagst?!", fragte sie stockend, erst leise, wobei ihre Stimme dann aber ein wenig lauter wurde. "Ich will keine Erklärung von dir hören, ich will nicht zuhören und auch nicht im selben Raum mit dir sein. Am liebsten wäre es mir, wenn ich dich nie wieder sehen müsste. Wenn ich dich nie getroffen hätte und jetzt nicht ständig Angst haben müsste, dass ich mich nochmal in einen Mann verliebe, der mich eines Tages plötzlich umbringen möchte!", gab sie verzweifelt von sich, wobei sie für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, dass sie jede Sekunde anfangen würde zu weinen. Aber diese Genugtuung wollte sie Damien nicht gönnen, sie konnte es sich in keinem Fall erlauben, schwach vor ihm auszusehen. Dementsprechend setzte sie nun also einen Gesichtsausdruck auf, der so kalt war, dass er überhaupt nicht zu dem warmherzigen Engelsmädchen passte, das Damien normalerweise ausschließlich liebevoll aus ihren Augen angeschaut hatte. "Ich hasse dich, Damien. Ich habe Angst vor dir und ich hasse dich, also lass mich endlich in Ruhe", schleuderte sie ihm völlig emotionskalt entgegen. Ihr oberstes Ziel war es gerade, ihn zu verletzen, falls er vielleicht doch irgendwelche Gefühle für sie hatte, damit er aufgab. Denn wenn er sich auch von dieser eiskalten, hasserfüllten Holly nicht abschrecken ließ, dann würde sie ihm womöglich noch eines Tages zuhören und seine Lügen ein weiteres Mal glauben... und das durfte nicht passieren.
Ethan Es brachte ihn um, seine Freundin - die jetzt wohl nicht mehr seine Freundin war - in diesem Zustand zu sehen. Es ging ihr eindeutig schlecht und sie konnten ihr eindach nicht die medizinische Pflege bieten, die sie verdiente, weil es nirgendswo sicher war. Er hatte bereits darüber nachgedacht, ob er ihrer Heilung auf magische Weise nachhelfen könnte, aber in dieser Region des Landes waren er und Damien schwächer, da die engelische Energie hier vorherrschte. Zudem bedienten sie wegen ihrer Herkunft eher die schwarze Magie, wozu man Heilkräfte definitiv nicht zählen konnte. Eine Möglichkeit, die er aber noch nicht mal angesprochen hatte, weil Holly dann wahrscheinlich komplett durchdrehte, war höchstens, dass sie ihre Engelkräfte aktivierten... und dass sie versuchte ihrer Schwester zu helfen. Aber dafür müsste Damien zu der Blondine durchdringen und ihr erstmal alles erklären, da konnte Ethan sich nicht einmischen. Allzu lange würde er sich das hier jedoch nicht mehr anschauen. Wenn Damien nicht mit Holly redete, würde er es tun. Auf eine nicht besonders schonende Art, denn Serenas Wohl hatte für ihn oberste Priorität. Der Dunkelhaarige sah direkt auf, als er ein leises Schluchzen von Serena hörte. Sie hatte ihn wohl nicht bemerkt, obwohl er die Unsichtbarkeit längst abgelegt hatte, aber das war bei ihrem Zustand auch nicht verwunderlich. Sein Mädchen weinen zu hören, brach Ethan allerdings sprichwörtlich das Herz... er wollte ihr beistehen. Irgendwie gut machen, was er alles zerstört hatte, aber das war beinahe unmöglich. Dennoch hatte sie vermutlich nicht die selben Erinnerungen an den Abend, wie ihre Schwester. Vielleicht konnte sie den Berichten nicht glauben, wollte es nicht wahrhaben und würde ihm zuhören. Der junge Mann konnte sich einfach nicht zurückhalten und rutschte auf seinem Stuhl etwas nach vorne, um dann nach Serenas Hand zu greifen und sie sachte mit seiner viel größeren zu umschließen. "Baby, es wird alles gut... ich weiß, du willst mich nicht bei dir haben, aber ich kann dich so einfach nicht sehen. Ich verspreche dir, es wird dir wieder gut gehen und alles wird wieder normal", flüsterte er verzweifelt mit seiner tiefen, angenehm rauen Stimme, wobei er kurz seufzend die Augen schloss. Er rechnete damit, dass sie ihn wegstoßen würde. Aber natürlich hoffte er dennoch das Gegenteil.
Serena Erschrocken wich ich zurück, als Ethan nach meiner Hand griff und ich seine tiefe, beruhigende Stimme hören konnte. Wann war er hier rein gekommen? Saß er schon länger hier? Ich hatte die Türe nicht gehört? War er gekommen, um mich zu töten? Meine Augen suchten nervös seinen Blick und ich versuchte, herauszufinden, was er von mir wollte. Warum hatte er mich in dieser Nacht nicht umgebracht? Was hatte ihn davon abgehalten? Fand er Spaß an diesem Spiel, mich in Angst und Terror leben zu lassen? Seine Stimme klang wie immer, er sah aus wie immer, er sah aus, als würde er die Wahrheit sagen. Aber so hatte er früher schon ausgesehen und alles, was er gesagt hatte, war eine einzige große Lüge gewesen. Warum sollte er jetzt nicht Lügen? Warum sollte er seine Meinung geändert haben? All diese Fragen schwirrten viel zu schnell durch meinen Kopf, verdrehten und verhedderten sich und ich tat mir schwer damit, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen, denn seine kleine Berührung warf mich völlig aus der Bahn. Wie immer schien meine Haut zu kribbeln, dort, wo seine Hand auf meine traf und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Fast ein wenig, als würde er brennen, aber das lag wohl daran, dass ich einfach schon seit Tagen im Fieber lag und selber wohl eiskalt war. Instinktiv schlossen meine Finger sich um seine und versuchten, so viel von seiner Hitze abzustauben, wie möglich. Ich wusste, dass ich meine Hand weg ziehen sollte, aber ich schaffte es einfach nicht. Mein Blick war immernoch auf seine Augen gerichtet, die vor Schmerz und Schuldgefühlen glänzten. Konnte er so etwas vortäuschen? Ja, er konnte es wohl, aber ich war zu schwach, um seinen Lügen zu wiederstehen. Ich würde das alles hier sowieso nicht mehr lange durchstehen. Aber Holly brauchte eine Chance, um hier raus zu kommen. "Bitte töte mich." meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als ich begann, den jungen Mann anzuflehen. "Ethan, bitte. Wenn auch nur ein einziger Funken Gnade in dir steckt. Wenn dir..." wenn dir auch nur irgendetwas an mir liegt wollte ich sagen, aber diese Tatsache stand ja wohl außer Frage. Ein Fakt, an den ich mich wohl nur schwer gewöhnen würde. "Beende es einfach. Töte mich. Bitte" Ich wollte nicht länger teil seines sadistischen Spiels sein, ich wollte, dass all dieser seelische und körperliche Schmerz endlich auffhörte und vor allem wollte ich hoffen können, dass meine Schwester es hier heraus und in eine fröhliche Zukunft schaffen würde.
Damien Ihre Worte trafen mich mehr, als ich es jemals erwartet hätte. Vielleicht war genau das mein Fehler gewesen. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass Holly so nah an mich heran treten konnte; dass ich mich ihr gegenüber so verletzlich machte; dass das, was sie sagte, für mich auch nur irgendetwas bedeutete. So hätte ich früher gedacht. So würde Lilith denken und Lucifer und alle Dämonen der Hölle. Weil sie alle nie geliebt worden waren. Weil sie alle nie wirklich geliebt hatten. Denn das war es, was Liebe mit den Menschen machte. Sie zerstörte sie auf jede nur erdenkliche Weise, sie machte sie angreifbar und verletzlich. Aber sie brachte auch Stärke mit sich und Hoffnung und Mut. In den letzten Wochen hatte mein Leben sich so sehr auf den Kopf gestellt und nichts war mehr so, wie früher. Es gab nur noch diese einzige Sache, bei der ich mir absolut sicher war: Holly war das Beste, das mir jemals passiert war. Und das Beste, das mir jemals passieren würde. Und ich durfte sie auf keinen Fall, unter gar keinen Umständen, einfach so gehen lassen. Nicht den Mut verlieren und aufhören zu versuchen, zu ihr durch zu dringen. Selbst wenn ich jeden weiteren Tag meines unendlichen Lebens dafür kämpfen musste, dann war es doch das einzig Richtige. Und irgendwann würde sie mir zuhören, selbst wenn es hunderte Jahre dauern würde. Ich durfte nur nicht aufgeben. [Sorry für den Kitsch grade. Es überkam mich irgendwie :D] "Ich weiß, dass du sauer bist. Ich weiß, dass du mich im Moment hassen willst, du hast jedes Recht und jeden Grund dazu." pflichtete ich ihr bei. "Und ich verstehe, dass du Angst hast und dass du das alles nicht verstehst. Diese Sache ist viel größer als alles, was du dir vorstellen kannst und ich kann nachvollziehen, dass ich die letzte Person bin, der du zuhören möchtest. Und dass du mir keinen Glauben mehr schenken kannst, weil ich dich so oft angelogen habe. Ich bereue das alles, mehr, als du es dir jemals vorstellen kannst. Aber sonst ist niemand da, der es dir erklären könnte. Also wenn du bereit bist, mir zuzuhören, dann weisst du, wo du mich findest. Denk einfach nochmal drüber nach, nimm dir Zeit." ich stand auf, nahm ihr den Rollstuhl ab und schob das Ding zurück an seinen Platz. "Du könntest deiner Schwester helfen, du bist vielleicht die einzige Chance, die sie noch hat." Ich warf der Schönheit vor mir einen eindringlichen Blick zu, ich wollte auf sie zugehen, aber das würde die Sache hier nicht besser oder einfach machen, also hielt ich abstand. "Ich liebe ich, okay? Das war niemals gelogen." Besser, ich zog mich jetzt erstmal zurück, damit sie nochmal in Ruhe über die ganze Sache nachdenken konnte.
Ach alles gut, ein bisschen Kitsch schadet nicht. xDD ______
Holly Trotz ihrer Aussage, dass sie ihm nicht zuhören wollte, begann er zu reden. Respektierte er sie denn überhaupt in irgendeiner vorstellbaren Art und Weise? Er hielt sie hier gefangen und nahm sich nun erneut das Recht auf sie einzureden, wobei aus seinem Mund mit Sicherheit nichts als süßes Gift kam. Er wollte sie nur um den Finger wickeln, sie glaubte ihm kein Wort, sie wollte einfach nicht. Und können tat sie es auch nicht - Damien kam ihr im Moment einfach vor wie ein fremder Mensch. Weil alles, was er je zu ihr gesagt hatte eine einzige große Lüge gewesen war. Die schöne Blondie presste ihre vollen Lippen aufeinander, als der junge Mann ihr erzählte, wie sehr er doch alles bereute, was er ihr angetan hatte und dass sie ihm nun so sehr misstraute und Angst vor ihm hatte. Tja, das hätte er sich vorher überlegen sollen, denn Holly wusste beim besten Willen nicht, wie sie diese Angst wieder verlieren, geschweige denn Damien je wieder vertrauen sollte. Und sie glaubte ihm sowieso nicht. Auch nicht, als er sagte, dass er sie wirklich liebte und was das anging, immer die Wahrheit gesagt hatte. Man versuchte aber nicht, jemanden umzubringen, den man liebte, deshalb ging Holly auf diese erneute Lüge gar nicht erst ein und kam stattdessen auf den einzigen Teil zurück, der ihr Interesse ansatzweise geweckt hatte. "Wie kann ich Serena helfen?", wollte die junge Engelstochter mit einem distanzierten Ausdruck in den Augen wissen. Sie wollte einfach nur, dass ihre Schwester schnell gesund wurde, damit sie von hier weg konnten. Und sie machte sich Sorgen, denn Serenas Zustand wurde zunehmend eher schlechter als besser. Also sollte Damien ihr bitte sagen, was sie seiner Meinung nach tun konnte. Auch wenn es ihr nicht so vorkam, als würde es in ihrer Macht liegen, etwas gegen Serenas Verletzungen auszurichten. Dafür bräuchte es einfach mal ein Krankenhaus, das die richtigen Medikamente und Behandlungsmethoden beinhaltete, aber diesen 'Luxus' verwehrten Damien und Ethan ihnen ja. Sie setzten Serenas Leben aufs Spiel. Ein weiterer Grund, warum Holly glaubte, dass Damien schon wieder log und nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete, sie zu töten.
Ethan Er hatte fest damit gerechnet, dass Serena ihm ihre Hand entreißen würde, sobald sie ihn registrierte, aber sie tat es nicht. Erst schob er es darauf, dass sie einfach zu schwach war und ihm stattdessen befehlen würde, sie loszulassen, aber ganz im Gegensatz dazu, schloss die Brünette ihre eiskalten Finger noch viel enger um die seinen. Der junge Mann war einen Moment lang vollkommen überrascht und zudem schockiert darüber, wie kalt sich seine Geliebte anfühlte. Er machte sich unglaubliche Sorgen um ihren Gesundheitszustand, aber das war ja bereits bekannt. Am liebsten würde er Serena packen und sie in das nächstgelegene Krankenhaus schaffen, aber das ging nicht. Er behielt sie hier, weil das immerhin sicherer war, als in der Öffentlichkeit darauf zu warten, dass Liliths und Lucifers Leute sie fanden und seinem Mädchen maßgeblich schadeten. Beziehungsweise sie direkt umbrachten. Ethan sah die schöne junge Frau aus seinen tieftraurigen, dunklen Augen an und spürte, wie ihm der Atem stockte, als sie ihn nun darum bat, sie zu töten. Es war das schlimmste, was er sich aus ihrem Mund hätte vorstellen können, was ihm da zu Ohren kam und für einen Moment schienen seine Augen verdächtig zu glitzern, bevor er sich zusammenriss und den Kloß in seinem Hals hinunterschluckte. Es fehlte ja nurnoch, dass er jetzt auch noch anfing vor einer Frau zu weinen. Was zum Teufel war eigentlich aus ihm geworden?! Aber anstatt sich diese Frage konsequenter zu stellen, hatte Ethan bloß Augen für die kranke Engelstochter vor ihm, die ihn mit Leibeskräften darum anflehte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. "Serena, stop!", kam es irgendwann vollkommen verzweifelt und atemlos von dem Dunkelhaarigen. "Ich... ich kann nicht glauben, dass du das sagst", fuhr er mit zittriger Stimme fort. "Ich weiß, wie das alles aussehen muss. Ich hätte dich töten müssen, aber ich konnte es nicht. Ich werde es niemals können, ich liebe dich", redete er vollkommen ausgelaugt auf sie ein, ehe er matt den Kopf hängen ließ. Seine dunklen Locken fielen ihm vor die ebenso dunklen Augen, als er den Blick leicht hob und Serena schmerzerfüllt ansah: "Es ist alles so verdammt unrealistisch, ich weiß nicht, ob du die Geschichte hören willst", seufzte er schließlich leise auf. So hatte jedenfalls noch nie eine Frau den jungen Mann gesehen.
Damien Es tat verdammt weh, zu wissen, dass sie meine Worte zwar hörte, aber diese in keinster Weise zu ihr durchdrangen. Ich wünschte mir in diesem Moment nichts mehr, als die Zeit zurück drehen zu können, um all die schrecklichen Fehler, die ich begangen hatte, wieder gut zu machen. Aber das war mir jetzt unmöglich und es würde wohl sehr lange dauern, bis Holly mir wieder auch nur ansatzweise vertraute. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich in ihr dieses Bild von mir geweckt hatte, in dem mich nichts mehr war als ein herzloser Lügner und Mörder. Und wie hätte sie es auch verstehen können, wenn sie nichtein mal wirklich wusste, wer sie selbst war und welche Macht in ihr schlummerte? Auf meine Worte ging sie gar nicht wirklich ein, wehrte diese nicht einmal ab oder schrie mich an oder bezeichnete sie als Lügen. Ihre Reaktionslosigkeit war wohl noch schlimmer als alles andere. Es wäre mir lieber gewesen, sie wäre weiterhin wütend, laut und schrill und würde mir alles mögliche an den Kopf werfen. Denn das würde zeigen, dass es sie wenigstens nocht interessierte. Dass sie immernoch irgendetwas für mich empfand, und wenn es im Moment reiner Hass war. Ihre einzige Frage lautete, wie sie ihrer Schwester helfen konnte. Wahrscheinlich würde ich nicht anders reagieren, das wohl meiner Geschwister lag mir immer am Herzen. Trotzdem wusste ich noch nicht wirklich, wie ich diese ganze Sache geschickt angehen sollte. "Das hier wird etwas länger dauern, es ist also vielleicht besser, wenn wir uns setzen." meinte ich vorsichtig und ließ mich wieder auf das Sofa sinken. "Erzähl mir von deinen Eltern? Wer sind sie?" Besser, ich erfuhr erst ihre Wahrheit, bevor ich ihr von meiner erzählte.
Serena Bis Ethan überhaupt Zeit hatte, mich zu unterbrechen, war mein Weinen längst ausgeartet. Die Tränen flossen über mein Gesicht und ein lautes, kehliges Schluchtzen brach aus mir hervor. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich jemals so ausweglos, so verloren und so hilflos fühlen würde. Aber nein, natürlich würde er mich nicht töten. Warum sollte er mir diese Gnade auch erweisen? Oder tat es ihm am Ende sogar wirklich leid? Ich versuchte verzweifelt, seine Lügen von der Wahrheit zu trennen und doch gelang es mir nicht, die Grenzen verschwammen immer mehr und ich wusste einfach nicht, was ich noch glauben sollte und was nicht. Es fühlte sich an wie Stunden, in denen mein Heulkrampfso schlimm war, dass ich das Gefühl hatte, bald ersticken zu müssen und ich hasste es, vor Ethan weinen zu müssen. Und doch war ich einfach zu schwach, um mich irgendwie zusammen zur reißen. "Warum hast du mich angelogen? Warum hast du mich nicht direkt getötet, damals, als wir uns begegnet sind? Was bringt dir mein Schmerz und meine Verzweiflung?" meine Stimme war leise, fast ausdruckslos und ich hatte auch beinahe aufgehört zu weinen. Ich hielt immernoch seine Hand, die er mittlerweile auf dem Bett abgelegt hatte, mittlerweile mit beiden Händen, weil seine Wärme einfach viel zu verlockend war. Mein Anfall grade hatte nicht gerade dazu beigetragen, meine Stärke zu sammeln, also zog ich die Decke ein wenig enger um mich, um zu verbergen, dass ich immernoch leicht zitterte vor Kälte und Müdigkeit und Erschöpfung. Am liebsten hätte ich mich in Ethans Arme geschmiegt, um nur für wenige Minuten alles zu vergessen, und ein wenig Erholung zu finden, aber noch besaß ich die Selbstbeherrschung, mich wenigstens davon abzuhalten.
Holly Ihre Augen waren von Misstrauen erfüllt, während sie Damien beobachtete, der sich ganz offensichtlich wünschte, sie wäre mehr auf seine vorherigen Worte eingegangen. Aber wieso sollte sie das tun? Er war ein Lügner und ein potenzieller Mörder und er hielt sie hier fest. Dass sie ihn vor nicht all zu langer Zeit abgöttisch geliebt hatte, hatte Holly in die hinterste Ecke ihres Herzens gestoßen. Es war kein Platz mehr für solche Gefühle und sie könnte sie sowieso nicht mehr zu lassen, nach allem, was passiert war. Deshalb fiel es ihr auch ausgesprochen leicht ihre distanzierte Haltung und die kalte Ausstrahlung beizubehalten, egal, was Damien sagte. Er setzte sich nun auf das Sofa und forderte sie dazu auf, dasselbe zu tun, weil es hier wohl etwas länger dauern könne. Alles in der hübschen Blondine widerstrebte sich, den Platz neben dem jungen Mann einzunehmen, aber letztendlich tat sie es dann doch. Weil es eben um ihre Schwester ging, die ihr der wichtigste Mensch auf dieser Erde war. Holly hatte nun eine Sekunde, in der sie unbewusst eine knappe Musterung bei Damien durchführte. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto unverwunderlicher war es, dass sie sich in diesen betörend schönen Mann verliebt hatte. Der muskulöse Körperbau, der einer Frau versprach, dass sie sich neben ihm nie fürchten müsse, die dunklen Augen, die einen geradezu in ihren Bann sogen und Holly das Gefühl gegeben hatten, sie wären speziell für sie das Fenster zu Damiens Seele. Hinzu kamen seine ganze Art und wie er mit ihr umgegangen war, und ebenso, dass er ihr das Gefühl gegeben hatte, er würde sie wirklich lieben. Aber all das war nur ein einziger Trick gewesen. Er persönlich war eine Falle, und sie war sich sicher, dass sie auf nichts an ihm je wieder hereinfallen würde. Als er sie nun nach ihren Eltern fragte, spannte Holly leicht gereizt ihre Kiefermuskeln an. "Ich wüsste nicht, was dich meine Eltern angehen. Rück doch einfach mit der Sprache raus, Damien", erwiderte sie ungehalten und zog leicht die Augenbrauen zusammen. Sie wollte ihm keine noch so kleine Information über ihre Person mehr geben.
Ethan Sie weinte und weinte und weinte und sein Herz, das vor kurzer Zeit noch so kalt gewesen war, schien mit einem Mal so schwer zu sein. Er kannte solche Gefühle nicht, er hatte sich nie um das Wohl eines anderen Menschen gesorgt, wenn man seine Geschwister als Ausnahme gelten ließ, und nun schien sich seine Welt plötzlich nurnoch um sie zu drehen. Das konnte doch nicht gesund sein. "Serena...", murmelte er unbeholfen mit seiner tiefen Stimme, in der Hoffnung sie irgendwie beruhigen zu können. Er wollte nicht, dass sie weinte. Es musste doch irgendetwas geben, das er tun konnte, um ihren Schmerz zu lindern. Den er zu verantworten hatte... und körperlich ging es ihr zudem auch noch komplett scheiße. Der junge Teufelssohn schluckte schwer, während er nun auf ihre ineinander verschlungenen Hände hinabblickte, die Serena dicht an ihre Brust gezogen hatte. Sie schien absolut zwiegespalten, denn einerseits wollte sie ihm wohl nah sein und andererseits wusste sie, dass sie ihn hassen musste. Und sie war so kalt... Ethan legte auch seine zweite Hand auf die von Serena, um sie irgendwie zu wärmen und sah sie aus seinen großen dunklen Augen sorgenvoll an. Als er ihre Fragen vernahm, blitzte unverkennbarer Schmerz in ihnen auf und er räusperte sich leise: "Dein Schmerz und deine Verzweiflung tun mir mehr weh, als mir in all den dunklen Jahren irgendetwas weh getan hat. Genau genommen hat mir nie etwas wirklich weh getan, wenn es um andere Menschen ging. Ich war kein besonders guter... 'Mensch', weißt du. Wahrscheinlich bin ich es immernoch nicht. Aber was ich weiß ist, dass du mich zu einer viel besseren Version meiner selbst gemacht hast, nur ist mir das leider nicht gegönnt, Serena. Ich musste dich anlügen und eigentlich hätte ich dich töten müssen. Ich wurde dazu geboren... Mädchen wie dich zu töten. Nur habe ich mich noch nie in eines verliebt und mich damit gegen alles gewandt, wozu ich alleine durch meinen Geburtsnamen bestimmt bin." All diese Worte müssten nun eine enorme Verwirrung in der hübschen Brünette auslösen, aber sie hatte es wissen wollen. Und schlimmer konnte es nun sowieso nicht mehr werden, deshalb war die Wahrheit das einzig Richtige.
Es hat grade ernsthaft meinen ganzen Post gelöscht, als ich fast fertig war -.- ____ Zweimal!!! Dieses Mal hatte ich HOlly zum Glück abgespeichert. _____
Damien All das Misstrauen zu sehen, das Holly mir gegenüber zeigte, war schwer. Und zwar genau deswegen, weil ich wusste, dass ich es verdient hatte. Wie hatte ich jemals auch nur eine Sekunde glauben können, dass das mit uns funktionieren könnte. Sie war ein Geschenk des Himmels. Auf die Erde geschickt, um die Welt besser zu machen. Dazu bestimmt, großartige Dinge zu vollbringen. Und ich? Ich war eine Ausgeburt der Hölle. Nichts weiter als ein Handlanger des Teufels. Verflucht, geknechtet, verdammt dazu, alles Gute auf dieser Erde auszulöschen. Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass Holly meine Rettung sein würde aus diesem Leben, das ich schon so lange nicht mehr führen wollte. Statt dessen hatte ich sie jetzt ins Verderben gestürzt. Ich hätte sie getötet, wie die unzähligen Engel, deren Leben ich schon genommen hatte. Die Last meiner Taten ruhte mit einem Mal schwer auf meinen Schultern und schien mich beinahe zu erdrücken. Umso mehr verstand ich Hollys Gründe, mir nicht noch mehr Einblicke in ihr Leben zu geben und so beantwortete sie natürlich auch nicht meine Frage. "Deine Eltern... Mindestens einen von ihnen kennst du wahrscheinlich nicht, oder? Vielleicht auch beide, vielleicht hat man dir erzählt, dass sie tot sind. Und Serena. Ist sie deine Halbschwester? Wart ihr schon immer zusammen? Ihr habt keine Familie, die sich um euch kümmert. Niemand, der euch aufnehmen konnte, als eure Wohnung geflutet wurde. Ihr schlagt euch alleine durch, dabei seid ihr nichtmal volljährig. Holly, ich kann dir Dinge über dich erzählen, die du dir selbst nichtmal erträumen würdest, aber dafür muss ich erst deine Vergangenheit verstehen. Nur so kannst du Serena helfen, das ist vielleicht ihre einzige Chance." Die Sache mit Serena würde bei ihr ziehen. Da war ich mir absolut sicher. Ich fühlte mich mies dabei, diese Karte auszuspielen, aber das war meine einzige Chance, die Blondine dazu zu bringen, sich mir zu öffnen.
Serana Als Ethan jetzt auch noch seine zweite Hand auf meine legte, war es fast, als würde ich aus einer Art Trance erwachen. Ich entzog ihm meine Hände und rutschte auf dem Bett weg von ihm. Alles in mir schrie nach der Nähe des Mannes, der meinen Tod wollte. So sehr hatte er mich schon in seine Psychospielchen verwickelt. Und auch jetzt hörte er nicht damit auf, erzählte mir davon, wie "anders" ich doch war als alle anderen, die er jemals in seinem Leben gehabt hatte. Wie sehr ich ihn doch verändert hatte. Mir entfuhr ein verächtliches Schnauben. Das war ja wohl die älteste Masche der Welt. "Wenn die bessere Version von dir, zu der ich dich angeblich gemacht habe, ein Lügner, Mörder und Verräter ist, dann will ich gar nicht wissen, was du vorher warst. Du bist ein Monster und das wirst du auch immer bleiben. Menschen wie du verändern sich nicht." Ich wusste nicht, woher ich die plötzliche Stärke nahm, ihm diese Dinge an den Kopf zu werfen, aber es fühlte sich gut an. Trotzdem schaffte ich es nicht, ihn weiter anzusehen, weiter in diese Augen zu schauen, in denen ich so oft Trost und Sicherheit gefunden hatte. Mein Blick blieb starr an die Wand gerichtet, während ich mir weiter seine Worte anhörte, deren Sinn ich ja doch nicht nachvollziehen konnte. Was wollte er mir damit sagen. Was für Mädchen, die wie ich waren? Und was zur Hölle hatte das mit seinem Geburstnamen zu tun. Ich kannte ja nichtmal seinen Nachnamen, wie sollte ich also verstehen, was er mir zu sagen versuchte? "Du redest zusammenhanglosen Unsinn. Ich weiß, dass du versuchst, mich zu verwirren, aber das funktioniert nicht. Ich werde nicht nochmal auf deine Tricks hereinfallen." Immernoch sah ich ihn nicht an, aus Angst, doch wieder schwach zu werden.
Holly Sie vermied es Damien anzusehen und verzog möglichst keine Miene, während er Vermutungen über ihre Vergangenheit anstellte, die erschreckenderweise größtenteils der Wahrheit entsprachen. Wieso wusste er diese Dinge? Und wieso meinte er, dass er mehr über sie wusste als sie selbst es tat? Andererseits... nachdem, was Holly damals in der Lagerhalle gesehen hatte könnte sie jetzt wohl überraschter sein. Die hübsche Blondine biss sich eine Sekunde lang nachdenklich auf die Unterlippe, ehe sie ihren intensiven prüfenden Blick direkt auf den jungen Mann vor sich richtete. "Ja, na schön. Wir kannten unsere Mutter nicht, zu unserem Vater hatten wir laut Waisenhaus nur in den ersten Jahren ein wenig Kontakt. Serena und ich sind zweieiige Zwillinge, also ja, wir waren schon immer zusammen. Wir haben in Pflegefamilien gewohnt, meistens zusammen, ein paar mal aber auch getrennt." Sie hielt ihre Erzählung so kurz wie möglich, am liebsten hätte sie sie ganz für sich behalten, aber das konnte sie nicht tun, da sie das Beste für ihre Schwester wollte und Damien ihr eventuell sagen würde, wie sie ihr helfen konnte. Da der junge Mann momentan aber offensichtlich auf solch einem ehrlichen Trip war, konnte sie wohl auch gleich ein Thema ansprechen, bei dem eher er sich erklären musste. "Du hast magische Kräfte, Damien. Du wolltest mir weis machen, ich hätte mir das damals eingebildet, dabei hatte ich die ganze Zeit über recht. Was bist du?", wollte sie mit fester Stimme von ihm wissen, wobei sie ihn unverwandt aus ihren blauen Augen ansah.
Ethan Er bereute es, auch seine zweite Hand auf die ihren gelegt zu haben, als sie sich ihm so abrupt entzog. Gezwungenermaßen zog Ethan sich wieder zurück und sah Serena dann schweigend an, als sie begann zu sprechen. Ihre Worte präsentierten perfekt, was sie von ihm hielt und wie sie ihn sah und mit jedem ausgesprochenen Satz schien das Herz des jungen Mannes immer mehr zu erstarren und wieder so steinern zu werden, wie es bereits immer gewesen war. Die Brünette endete schließlich, doch Ethan erwiderte nichts. Er schaute absolut tonlos zu Boden, die Ellbogen hatte er auf die Oberschenkel gestützt und die Hände leicht ineinander gefaltet. Ein Satz war besonders bei ihm hängen geblieben. "Menschen wie du ändern sich nicht." Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte sich die ganze Zeit über etwas vorgemacht. Wie hatte er annehmen können, sie würde ihn verändern? Wie hatte er glauben können, sie würde ihm ermöglichen ein besserer 'Mensch' zu werden? Wie hatte er hoffen können, sie würde ihn immernoch lieben, nachdem sie erfahren hatte, wozu er wirklich im Stande war? Ethan fuhr sich mit einer Hand durch seine dunklen Locken und als er endlich aufblickte waren seine beinahe schwarzen Augen absolut ausdruckslos. "Du hast Recht. Ich bin schlecht. Ich bin schlecht und kann nur schlecht sein. Das ist, was ich bin und es war dumm mir etwas vorzumachen", murmelte er mit seiner rauchigen Stimme vor sich hin. Und das sagte er nicht, um irgendetwas zu dramatisieren oder sie dazu zu bringen das Gegenteil zu sagen, er meinte es genau so. Seine Seifenblase, oder was auch immer das gewesen war, was er seit Serena erlebt hatte, war mit einem Mal zerplatzt und er kam sich absolut irrsinnig vor. Er hatte sie nicht mal verdient. Sie sollte besser so schnell wie möglich von hier verschwinden und glücklich werden mit einem Mann, der nicht so dunkel und ausgebrannt war wie er.
Damien Der innere Kampf, den Holly gerade gegen sich selbst führte, war nicht zu übersehen. Einerseits wollte sie nichts mehr mit mir zu tun haben, andererseits war ich die einzige Chance, ihrer Schwester zu Heilung zu verhelfen. Und genau wie ich für meine Geschwister würde Holly für Serena durch die Hölle gehen. Die Erinnerung an Lilith flammte in mir auf, an den Verrat, den ich an ihr Vergangen hatte, aber ich schob diese Gedanken beiseite, weil sie mir das Herz brachen und mir doch nicht weiter helfen würden. Ich hatte mich für Holly entschieden, also musste ich mich jetzt auch voll und ganz auf sie konzentrieren. Dass man sie als Kinder in den Pflegefamilien von ihrer Schwester getrennt hatte, fand ich nicht fair. Aber ich kannte mich mit dem System auch nicht wirklich aus. Und so wie es klang, waren Serena und Holly durch viele Pflegefamilien gewandert. Wie musste es wohl sein, immer einfach weiter gereicht zu werden und nirgendwo wirklich anzukommen? Beovr ich überhaupt überlegen konnte, wie ich ihr jetzt ihre eigene Engelskraft erklären sollte, fragte Holly mich schließlich nach meinen eigenen Fähigkeiten. "Magische Kräfte..." wiederholte ich ihre Worte leise und musste schmunzeln. Als magisch würde ich ihre Gabe bezeichnen, aber nicht meine. Ich konnte nur Verderben und Zerstörung bringen, aber wo sie war, da war Licht, da war Hoffnung. Und das, obwohl sie noch nichtmal wusste, wozu sie fähig war. Ich wollte ihr sagen, wer und was ich war, aber nicht hier und nicht heute. Wie sollte sie wieder Vertrauen in mich fassen, wenn sie wusste, dass ich buchstäblich eine Ausgeburt der Hölle war? "Nein, du hast dir das nicht eingebildet. Darüber wollte ich mit dir reden. Diese Kräfte, diese Energie... du kannst sie nutzen, um deine Schwester zu heilen." ich sah in ihre blauen Augen, die wie der Himmel aussahen, in den sie eigentlich gehörte. "Das klingt jetzt verrückt, Holly. Und ich glaube kaum, dass du mir glauben wirst, aber ich will, dass du mir zuhörst und dann über meine Worte nachdenkst." erklärte ich ernst und widerstand dem Drang, nach ihren Händen zu greifen. "Es gibt Engel, Holly, im Himmel. Nicht so wie du dir vorstellst mit Heiligenschen und weißen Flügeln. Sie bestehen aus Licht und purer Energie, aber sie können durchaus eine menschliche Form annehmen. Sie sind wahnsinnig schön, so schön, dass man für sie sterben würde, ohne übehraupt ein Wort mit ihnen gesprochen zu haben. Und es passiert nicht selten, dass sie Ausflüge auf die Erde unternehmen und.. naja... sagen wir, ihren Spaß mit den Menschen haben..." ich vergewissterte mich, dass sie mir bis hierhin folgen konnte, obwohl meine Worte für sie wohl wie ein Ammenmärchen klingen mussten. "Und du und Serena, ihr seid quasi das Ergebnis eines solchen Ausflugs. Durch eure Adern fließt Engelsblut und das verleiht euch unglaublich viel Macht, die ihr nur zu Nutzen lernen müsst..."
Serena Ich hatte meine Worte bewusst gewählt, weil sie genau das ausdrückten, was ich im Moment empfand. All die Wut, die ich auf Ethan hatte, die Enttäuschung, die ich fühlte, die Angst, die Verwirrtheit. Ich wünschte mir, es wäre auch Hass dabei. Doch so sehr ich es auch versuchte, es gelang mir im Moment noch nicht, Ethan zu hassen, nichtmal ein kleines bisschen. Aber ich würde es weiter versuchen, denn das war der einzige Weg, wie ich mich endlich aus seinen Fängen befreien konnte, aus dem Netz aus Lügen, dass er so eng um mich gesponnen hatte. Und obwohl ich ihn mit dem, was ich sagte, verletzen wollte, so sehr es nur irgendwie ging, tat es weh, zu hören, dass er mir anscheinend glaubte. Er wiederholte nur die Anschuldigungen, die ich ihm gerade an den Kopf geworfen hatte und die tiefe Überzeugung, mit der er dabei sprach, traf mich wie ein Stich in der Brust. Wann genau war alles in meinem Leben so schrecklich geworden? Und so verwirrend? Ein Teil von mir wollte Ethan widersprechen und alle meine Worte zurück nehmen, aber ich hielt mich davon ab. Ich musste stark bleiben, sonst würde ich an der ganzen Sache hier zerbrechen. "Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst." meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und ich schaffte es gerade so, dass sie nicht brach. Er durfte nicht sehen, wie nah ich den Tränen schon wieder war. Noch vor wenigen Momenten hatte die Wut Überhand über mich gehabt, davor die Verzweiflung, jetzt waren es Trauer und Selbstmitleid. Ich schob dieses Gefühlschaos auf meinen Gesundheitszustand und auf die Tatsache, dass man vor kurzem versucht hatte, mich umzubringen und ich jetzt mit meinem potentiellen Mörder in einem Haus eingesperrt war. Ich hatte jedes recht, emotional labil zu sein.
Holly Was redete er da gerade eigentlich? Die kleine Blondine hätte normalerweile wohl amüsiert angefangen zu lachen, wenn ihr jemand eine solch ausgefallene Geschichte erzählt hätte. Momentan war ihr allerdings erstens nicht nach Lachen zumute und zweitens hatte sie bereits einmal erlebt, wie Damien etwas Übernatürliches getan hatte, weshalb sie seine Erzählung nicht einfach verwerfen konnte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloß ihn dann direkt wieder, weil ihr die Worte fehlten. Stattdessen sah sie den großen geheimnisvollen Mann, den sie mal ihren Freund genannt hatte, ratlos und verwirrt an. "Ich... ich weiß nicht, was du da redest, Damien. Das klingt alles andere als realistisch!", brachte sie irgendwann stirnrunzelnd hervor. "Woher willst gerade du sowas überhaupt wissen?! Und wieso denkst du, du würdest es über mich wissen? Ich bin ganz... normal", beteuerte sie, wobei ihre Stimme einen Durchlauf von aufgebracht zu verzweifelt machte. Holly sah auf ihre zierlichen Finger hinab, als würde sie plötzlich etwas an ihnen entdecken, was ihr die letzten 18 Jahre ihres Lebens nicht aufgefallen war. Und sie sollte Serena nun mit irgendwelchen 'Engelskräften' helfen? Sie würde selbstverständlich zwar alles versuchen, um ihrer Schwester das Leben zu retten, aber das mit den Engeln kam ihr gerade schon ein wenig lächerlich vor.
Ethan Sie forderte ihn auf zu gehen. Wenn das ihr Wunsch war, sollte er ihm wohl nachkommen und das Zimmer verlassen. Immerhin passierten hier bereits genügend Dinge gegen den Willen der Brünette, also könnte er ihr zumindest diesen einen Gefallen tun. „Wie du wünscht“, erwiderte Ethan mit kühler Stimme und erhob sich damit von seinem Sitzplatz neben dem Bett. Er warf einen letzten Blick auf die schöne Frau, die momentan jedoch einen ziemlich ausgelaugten Anblick abgab. Sorge keimte in ihm hoch, aber er versuchte es runterzuschlucken, denn zu verweichlichen war das Letzte, was er jetzt wollte. Er musste einfach wieder werden, wie er mal gewesen war… hartherzig und eiskalt. Ethan verließ das Zimmer und machte die Tür leise zu, ehe er sich an Holly und Damien wandte, die gerade ein ernstes Gespräch zu führen schienen. „Hast du es ihr jetzt endlich gesagt?!“, fuhr er seinen Bruder völlig unvermittelt an, wobei seine dunklen Augen ungeduldig blitzten. Er hatte keinen Nerv mehr, um feinfühlig oder gut überlegt zu handeln. Es wurde Zeit, dass Blondie ihre Schwester heilte, damit sie dann schauen konnten, wie sie weitermachen würden und die Sorge um Serena endlich ein Ende hatte.