April Was es mit dem geknickten Blick auf sich hatte, konnte ich gerade nicht ganz nachvollziehen, aber seine traurigen Augen lagen nur für einen kurzen Moment, da schenkte er der dominanteren Persönlichkeit in dem Raum seine Aufmerksamkeit, was vielleicht gar nicht so schlecht war, denn dadurch konzentrierte ich mich ebenfalls mehr auf die Frau. Schon nach den ersten paar Worten wurden mir ganz anders, selbst wenn ich ihr noch zustimmte. Ich war ein Mensch. Ich gehörte nicht hierher auf diese Insel. Da hörten sich die Übereinstimmungen unserer Meinungen aber schon auf, denn der nächste Satz ließ mich leicht nach Luft schnappen. Was bedeutete denn hier früher oder später seine Frau sein? Da hatte ich doch eigentlich als angehendeVerlobte, oder wie auch immer sie es darstellen wollten, genauso gut ein nicht unwichtiges Wörtchen mitzusprechen. In welchem Jahrhundert waren die hier denn erst, dass die Mädchen einfach so verheiratet wurden? Und noch mehr verschreckte es mich eigentlich, dass Viktor gar nichts dagegen sagte, sondern weiterhin an dem Thema zu rütteln versuchte, dass ich auf der Insel bleiben sollte, was für mich schon mal gar nicht in Frage kam, aber immerhin hatte ich in dem einen Punkt die Zustimmung der aufgebrachten Lady. Boah ne… das mit der zukünftigen Frau wollte mir noch immer nicht ganz in den Schädel rein, aber gerade eben hatte ich auch nicht die Zeit mich großartig darüber aufzuregen, denn da schien es schon wieder weiter zu gehen. Naja, es war doch nicht so schwer das Festland anzufunken, falls die hier sowas besaßen oder mich einfach in ein Boot zu setzen und dann in die richtige Richtung zu schicken, wobei ich zugeben musste, dass die zweite Idee eher mein Untergang sein würde. Okay, dann sollte ich mir wohl eher einen anderen konstruktiven Plan einfallen lassen, der mich dann nicht vollkommen allein am weiten Meer herumtreiben ließ. Das war dann schon einmal der erste Punkt, folgte dann also nur mehr, warum es ihm nicht recht war, dass ich wieder einfach so verschwand, jeder sein Leben wie bisher weiter lebte und warum er denn dann totunglücklich war. Klar… sowas ließ sich ja auch mega einfach beantworten, kein Problem. Auf einmal kam wieder ein wenig Bewegung in den jungen Mann und er wandte sich halb von der älteren Frau ab, was sie alles andere als gut sprach, aber nur erzürnt die Augen verengte, noch hielt sie sich zurück, anscheinend wollte sie zuerst einmal sehen, was Viktor weiter vorhatte oder sie musste ihre Wut runterschlucken, um ihn nicht in Stücke zu reißen. Konnte ich mir beides bei ihr gut vorstellen, so gerissen wie sie aussah. Dennoch schwenkte mein Blick auf den Gestaltwandler vor mir, als er mich erneut mit diesem traurigen Blick anschaute, der mich doch ein wenig ins Grübeln brachte. Was wollte er denn von mir? Warum war es ihm auf einmal so wichtig, dass ich hier bei ihm blieb? „Nein, wahrscheinlich verstehe ich es wirklich nicht, aber trotz allem kann ich nicht bei dir bleiben, schließlich habe ich genauso eine Familie und Freunde, die sich Sorgen um mich machen und ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, wenn sie weiterhin nicht wissen, was mit mir los ist“ versuchte ich ihm vorsichtig zu erklären, weil ich nicht wollte, dass er auf einmal wütend wurde und dann alles vorbei war, denn im Moment schien er ein wenig mit sich reden zu lassen, wobei ich nicht genau einschätzen konnte, inwiefern er schon auf seiner Meinung festgefahren war. Dass ich eigentlich gar nicht auf der Insel bleiben wollte, ließ ich mal schön außen vor.
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Viktor Wie schön, dass sich jetzt wohl mehr oder weniger meine beiden liebsten Frauen zusammengeschlossen und sich gegen mich gestellt hatten. Ich grummelte, weil mir gerade einfach nichts weiter zu dem Thema einfiel, war ich ja ganz ehrlich. Ich hatte keine triftigen Grund, den ich April liefern konnte, damit sie doch hier blieb und was meine Mutter anging... was hatte ich ihr schon entgegen zu bringen? Sie kannte mich, seit ich auf der Welt war und noch länger, sie wusste, wie ich tickte, konnte mir, wenn wollte, jedes mal den Wind aus den Segeln nehmen. Und das war gerade echt ätzend. Ich stand ein wenig hilflos mitten im Raum, sah zwischen den beiden Damen hin und her und wischte mir dann über das Gesicht. Ich hätte weiter kämpfen sollen, das war mir klar, aber mit was für Argumenten sollte ich denn nun um die Ecke kommen? Ich hatte echt keine Ahnung, was es hier so auf der Insel gab, was April eventuell hier halten könnte, mal ganz abgesehen davon, dass sie mit ihrer Aussage ja doch auch recht hatte. Daheim hatte sie Freunde und Familie, wobei sie bei letzteren nicht mal wusste, ob diese überhaupt noch bestand. Zwar hatte ich vorhin gesagt, dass sie es sicher in ein Rettungsboot geschafft hatten, aber musste ja nicht immer alles stimmen, was ich so sagte, haha. Ja ne, das hätte ich ihr jetzt sicherlich an den Kopf knallen können, aber damit hätte ich sie wohl auch verletzt, als fiel das schon mal weg und viel hatte ich dann auch nicht mehr. Seufzend wandte ich mich von den beiden ab, konnte gerade weder die eine, noch die andere ansehen, merkte, wie mein Herz jetzt schon schwer wurde. Und das alleine bei dem Gedanken, dass April wohl alsbald die Insel verlassen würde, insofern irgendwann ein Schiff hier auftauchen würde. Wobei das ja auch nicht zwangsläufig so sein musste, immerhin lag die Insel hier wirklich sehr, sehr weit abgelegen vom Festland und ich wusste ja nicht, wo ihr eigentliches Schiff gesunken war. Gab es da nicht immer einen Radius, den sie dann absuchten? Vielleicht - und das auch nur, wenn ich wirklich Glück hatte - lag die Insel ja schon außerhalb und würde deshalb nicht mehr abgesucht werden. Das wäre natürlich eins A. Für mich, versteht sich. Nach wie vor aber keinen Plan habend, starrte ich in Richtung der Tür, hatte gerade eigentlich das Bedürfnis, einfach rauszugehen und... was weiß ich, Bäume umzuschmeißen oder sowas.
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April Na gut, dann bekam ich auf meine Worte hin halt keine Antwort mehr, was mir doch ein wenig gegen den Strich ging, aber sich wohl nicht so schnell ändern ließ, denn ich fühlte mich nach wie vor nicht im Recht, hier groß Bedingungen oder gar Anforderungen zu stellen. Ich blieb weiterhin das eingeschüchterte, kleine Menschlein, das von den Wesen hier wahrscheinlich durch einen bösen Blick allein schon tot umfallen würde. Ja, ich schätze meine Chancen nicht gerade hoch ein, aus diesem Dilemma heil heraus zu kommen, aber noch besaß ich die naive Hoffnung, irgendwie mit einem gehörigen Schreck aber dennoch am Leben aus der Sache zu kommen. Den nordlustigen Blick der Lady ignorierte ich dabei einmal, fokussierte Viktor abwartend, da ich gerade nicht so gut einschätzen konnte, warum er sich weggedreht hatte. Sah er ein, dass ich unmöglich hier bleiben konnte und wollte es nur nicht offen zeigen, dass er es eben eingesehen hatte oder wollte er selber vor dem boshaften Blick der Frau fliehen, deren Beziehung ich zueinander noch immer nicht ganz mitbekommen hatte, obwohl ich einmal stark auf die Familie tippte. Egal. War im Moment meine kleinere Sorge. Es beschäftigte mich, wieso ein junger Mann von jetzt auf gleich so geknickt und trübsinnig zugleich aus der Wäsche schauen konnte. Ehrlich gesagt löste es auch eine gewisse Neugier in mir aus, die dem Ganzen auf den Grund gehen wollte. Wahrscheinlich stachelte mich genau dieser Wunsch dazu an, einen zögernden Schritt auf Viktor zuzugehen, der mir noch immer den Rücken halb zugewandt hatte und wohl eher seine Ruhe haben konnte, aber dadurch ließ ich mich kaum aufhalten. Eingeschüchtert war ich zwar noch immer, aber im Augenblick hatte ich mir in den Kopf gesetzt ein bisschen Klarheit in die Verwirrtheit zu bringen beziehungsweise die wild tobenden Gedanken und Fragen in meinen Gedanken zu sortieren oder eben wenn nötig zu klären. Da konnte ich auch einmal die nach wie vor dezent vorhandene Angst hinunter zu schlucken und hob dann die Hand soweit, dass ich sie auf seine Schulter legen konnte und ihn mit wenig Druck zu mir umdrehte. Er war halt ein ganzes Stück größer als ich, aber das überging ich einfach mal, als ich zu ihm nach oben schauen musste. „Bitte erkläre mir, wieso mein Aufenthalt für dich so wichtig ist“ bat ich ihn und versuchte dabei vollste Überzeugung in meinen Blick zu legen. Ebenso wie das Versprechen, nicht gleich wieder in eine zitternde Panikattacke zu fallen, wobei ich dafür kaum etwas garantieren konnte. Als ich Viktor um eine Erklärung bat, spürte ich gleichzeitig einen vernichtenden Blick an der Seite, der nur von der Frau stammen konnte und ich ihn aber dennoch versuchte zu ignorieren, um mich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ich wollte nun endlich wissen, was hier abgezogen wurde, wenn ich schon bereit war, mich auf diese unmöglich geglaubte Geschichte einzulassen. Am meisten verstörte mich aber noch immer, dass die Tatsache, dass ich nicht hierbleiben würde, einen jungen Mann so neben die Spur brachte, wo ich doch eigentlich immer davon ausgegangen war, dass das männliche Geschlecht besonders selbstbewusst und stolz war, sich sowas also keineswegs ansehen lassen würde – nach dem Motto nur über meine Leiche. Natürlich hatte ich dabei auch das Bild eines ganz bestimmten Jungen vor meinem geistigen Auge, das ich aber entschieden verdrängte, denn im Moment brauchte ich meine Konzentration an einer anderen Stelle.
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Viktor Nein, raus rennen war jetzt definitiv nicht die Lösung für mein Problem, würde das Ganze eventuell nur noch schlimmer machen, wenn ich meine Mutter mit April hier allein ließ. Wer wusste schon, was Echidna in dieser Situation so alles anstellen würde, um sie los zu werden. Nein, das konnte ich auf gar keinen Fall zulassen. Nicht in Hunderten von Jahren. Da blieb ich doch lieber hier und überlegte im Stillen, was ich tun würde. Auch wenn das gar nicht so einfach war. Es herrschte einen Augenblick lang betretendes Schweigen, bevor sich meine geliebte zu Wort meldete und ich kurz darauf außerdem ihre Hand auf meiner Schulter spürte. Als ich mich ein kleines bisschen in ihre Richtung gedreht hatte, sah ich zu ihr runter, lauschte ihre Frage, die ich ehrlich gesagt gar nicht so gerne beantworten wollte. Ich zuckte schwach mit den Schultern, wandte mein Blick ab, weil ich wie gesagt nicht wirklich erpicht darauf war, ihr brühwarm zu erzählen, was jetzt Sache war. Für heute hatte sie, denke ich, genug erfahren. Leider sah das eine andere Person, die ebenfalls hier im Raum anwesend war, wohl eher weniger zu und erhob sich zornig von ihrem Sitzplatz, marschierte auf uns beide zu. Ich sah es zwar nicht, hörte es aber glitschig rutschen. Oh oh, jetzt schien es richtig ärger zu geben, wenn sich Muttern sogar schon während dem Aufstehen verwandelte. Neben mir hielt die erzürnte Schlangenfrau an, zog mich am Ohr, was mich leise grummeln ließ. "Der Junge hier, der scheinbar nicht weiß, wie man die Tradition behütet. Scheinbar hast du das Kapitel im Buch vorhin schlichtweg überflogen oder gar nicht erst gelesen. Wieso er dich auf der Insel behalten will, liegt klar auf der Hand, er brauch es nicht mal laut aussprechen: Er hat sich auf dich geprägt. In der der Menschenwelt würde man wohl von Liebe auf den ersten Blick sprechen, nur, dass das bei uns eine ganze Ecke anders ist. Hat sich ein Wesen erst mal geprägt, liebt er das Objekt seiner Begierde bis an sein Lebensende. Außerdem möchte er dich beschützen und dich glücklich machen, bla bla bla... Nur, dass er jetzt den Fehler begangen hat, sich auf einen Menschen zu prägen, der sowas überhaupt nicht erwidern kann, weil er nicht mal merkt, dass er Ziel einer Prägung geworden ist, wie man sieht!" Böse funkelte mich meine Mutter an, ließ er wenige Sekunden nach ihrer Rede von mir ab, schlich dann aufgebracht hin und her. So konnte man das Ganze natürlich auch auf den Punkt bringen. Natürlich merkte ich, dass Muttern gar nicht begeistert davon war, aber musste sie gleich so fies werden? Ich rieb mir das geschundene Ohr mit der Hand, vermied es aber weiterhin, April anzusehen. Gerade, nach dieser Auflösung, konnte ich das erst recht nicht.
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April Okay. Das war mal eine klare Botschaft gewesen. Entweder wusste der junge Mann nicht, wie er es mir erklären sollte oder die andere Möglichkeit war, dass er es mir schlichtweg nicht verraten wollte, was denn nun genau los war. Womöglich war es ihm peinlich? Man… ich hatte doch auch keine Ahnung, was in seinem Kopf vorging, aber das schwache Zucken mit den Schultern war alles andere als aussagekräftig für mich. Auch, dass er meinem Blick auswich, sprach nicht gerade für die Situation, wenn ich es mir recht überlegte. War denn etwas so Schlimmes passiert, dass er auf einmal den Mund nicht mehr aufbekam? Vorhin hatte mir Viktor doch genauso alles in Ruhe erklären und bis zum Schluss überzeugen wollen, dass er recht hatte und ich mich dem Neuen nicht zu verschließen brauchte. Ihm glaubte ich ja auch, dass er mir nichts tun wollte, zumindest hatte ich etwas mehr Zuversicht in seine Vertraulichkeit gelegt und weniger in die Tatsache, dass die zornentbrannte Lady ebenso friedliche Absichten vertrat. Das bewies sich auch recht schnell, als ich eine Bewegung an der Seite bemerkte, zu langsam nachdachte und mich danach umdrehte, nur um dann entsetzt zusammen zu zucken. Ach du Scheiße! Da schlängelte sich auf einmal der Körper einer Schlange, doch statt dem Kopf war der Oberkörper der Frau dran gemacht… verdammt. Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, den Blick abzuwenden, was aber gar nicht so leicht war, als sie mit Missachtung in der Stimme zu sprechen begann und ihre Worte zuerst an ihren Sohn richtete, dann aber doch ganz gezielt gegen mich wendete. Na hallo… die Frau brauchte mich jetzt gar nicht so anzufauchen, immerhin hatte ich genau eine Seite des Buches gesehen und da stand nur etwas über den Vertrag drinnen. Das war eh schon mehr, als ich eigentlich für einen Tag verkraften konnte, aber ja, in dem Fall war ich selber schuld, immerhin wollte ich aus eigenem Antrieb heraus mehr erfahren und nun hatte ich den Schlamassel beisammen. Natürlich würde ich mich nie trauen, das laut zu sagen, dass sie mich nicht so ansteigen brauchte, weil ich echt nichts für die Situation konnte. Aber kratzt mal den Mut zusammen, um das einer zornigen Schlangenfrau ins Gesicht zu sagen! Ne, echt nicht. Da war man bei mir an der falschen Adresse. Auf mich geprägt. Bedeutete das nun sowas, wie bei Konrad Lorenz und seinen kleinen Küken oder hatte das hier eine andere Bedeutung, also in der Welt der Monster und Mythen? Die Erklärung kam aber sogleich hinten nach geschossen, die mir erst einmal viel Stoff zum Nachdenken verabreichte und mich nur stumm vor den Kopf geschlagen nicken ließ. Er… auf mich… geprägt? Verliebt? Oh Gott, das wurde schon wieder alles ein Stück zu viel für mich und ich musste mich echt zusammen reißen, um die Fassade zu bewahren und nicht in vollkommen aufgelöst zu wirken. Irgendwie hatte ich nur das Bedürfnis Viktor zu verteidigen, schließlich hatte er es sich sicherlich nicht ausgesucht, auf mich… geprägt zu werden, also warum sprach sie dann die ganze Zeit davon, dass er hier der Schuldige war? Sobald sie mit ihrer kleinen Ansprache fertig war und darin direkt einmal eine Standpauke verwebte, glitt mein Blick wieder zu Viktor. Und was sagte er zu der Sache? Die Atmosphäre war deutlich unangenehm geworden. Verständlich… ich musste mich nach wie vor stark am Riemen reißen, dass ich nicht versuchte die Flucht zu ergreifen und vor diesem Albtraum davon zu laufen. ICH war hier gerade als Objekt der Begierde eines Gestaltwandlers beschrieben worden! Welcher normale Mensch würde da schon ruhig und gelassen bleiben können!
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Viktor Das hatte Muttern klasse hinbekommen. Ehrlich, ich war super begeistert... nicht. Ich hatte weiterhin nicht wirklich Lust, zu dem Thema jetzt noch groß was zu sagen, aber was sollte ich sonst anderes machen? Schließlich wollte April sicherlich auch von mir etwas dazu hören. Ich seufzte also schwer, schüttelte leicht den Kopf und hob dann meinen Blick endlich ein wenig an, um meiner Liebsten in die Augen zu sehen. Ratlos zuckte ich mit den Schultern. "Was soll ich dazu noch groß sagen, meine Mutter hat alles gesagt. Das ist der Grund, warum ich nicht will, dass du gehst...", stellte ich murmelnd fest. Liebend gerne hätte ich den Blick jetzt wieder abgewendet, aber ich konnte mich noch unterstehen und hielt ihn aufrecht, wenn auch nach wie vor etwas mitgenommen. "Ich will dir ja keine Vorwürfe machen oder so, aber nur damit du halt Bescheid weißt: Wenn du gehst, werde ich mich nicht anderweitig verlieben können", klärte ich sie letztlich noch auf und sah dann zu Echidna, die nach wie vor sauer umherstreifte. Ich verstand an der ganzen Sache nur nicht, wieso meine Mutter nun so am ausrasten war, immerhin war das ja wohl meine Sache, ich hatte damit zu kämpfen und nicht sie. Klar, wenn April ging würde es bei mir mit dem Nachwuchs nichts werden, aber ich hatte zahlreiche Brüder und Schwestern, die ihr Enkelkinder schenken konnten, da würde ich nun echt nicht auffallen. Aber gut, scheinbar hatte sie ihre Gründe und die würde ich jetzt in dem Moment nicht infrage stellen. Auch versuchte ich nicht, sie zu beruhigen. Aus Erfahrungen wusste ich, dass das schwer bis gar nicht zu schaffen war. Da ich mich also recht nutzlos fühle momentan, drehte ich mich doch in Richtung Tür, nahm Aprils Hand und verschwand einfach aus dem Haus. Ich schloss die Tür hinter mir, noch ehe Muttern bemerkte, dass wir verschwunden waren, trottete dann mit meiner Geliebten in Richtung des Strandes, an dem ich sie vorhin aufgesammelt hatte, wandte mein Wort dann wieder an sie: "Ich kann verstehen, wenn du wieder nach Hause willst, so ist das nicht... aber ich kann leider nichts an der Sache ändern, was passiert ist."
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April Ich stimmte ihm voll und ganz zu. Viel gab es dazu nun eh nicht mehr zu sagen, denn die wirklich wichtigen Fakten waren hiermit offen dargelegt worden. Es wäre bestimmt auf eine schonendere Art und Weise ebenso gegangen, aber ich wollte der Frau nun keine Vorwürfe machen, sondern bemühte mich weiterhin darum einen klaren Kopf zu bewahren und nicht verrückt zu werden, was an der Stelle aber erwähnt werden musste: dieser Vorsatz war alles andere als leicht einzuhalten. Gestern dachte ich noch, dass meine einzige Sorge darin lag, wie ich den heißen Typen aus der Klasse über mir auf mich aufmerksam machte und heute sollte dann auf einmal ein zugegeben ebenso gut aussehender junger Mann auf mich geprägt worden sein. Konnte man sowas denn nicht irgendwie ungeschehen machen? Mir war in derselben Sekunde klar, dass das eine sinnlose Frage war, denn wenn es so wäre, würde die Schlangenlady sicherlich nicht so am Rad drehen und er so am Boden zerstört sein. An der Stelle musste ich auch anmerken, dass es bestimmt ein harter Schicksalsschlag war, aber dennoch hätte es ihn bedeutend schlimmer treffen können. Was wäre denn, wenn er sich gezwungener Maßen in eine alte Schachtel verknallte, die dann wegen dem ganzen Schock wegstarb… was würde er denn da machen?! Wahrscheinlich dachte er an so etwas nicht – würde ich an seiner Stelle auch nicht – und verschwendete darauf keine weiteren Gedanken, aber mich beschäftigte das auf einmal schon bis zu einem gewissen Maße. Eigentlich nur, um mich von dem eigentlichen Problem abzulenken, musste ich mir eingestehen. Schon klar. Er wollte mir keine Vorwürfe machen. Tat er auch nicht. Er machte mir viel eher ein schlechtes Gewissen, als er das auf einmal so betrübt sagte und anscheinend weiterhin nicht sonderlich glücklich mit der Situation war – hatte ich mir wieder nicht erwartet, aber um es noch einmal aufzugreifen: es sollte echt nicht eingebildet klingen, aber es hätte ihn weitaus schlimmer treffen können. Man dachte nur an die alte Schachtel! „Das tut mir leid…“ entschuldigte ich mich leise, denn ich fühlte mich schon schuldig, selbst wenn ich gleichzeitig genau wusste, dass ich für das Ganze nichts konnte. Es war eine Reihe von unglücklichen Zufällen, dass ich hier gelandet war, denn auf das Schicksal wollte ich mich auf einmal doch nicht mehr rausreden. Das schien mir nämlich ein ordentliches Schnippchen geschlagen zu haben. Demnach war ich auch sehr glücklich, dass ich nicht mehr von der umher tigernden Schlangenfrau abgelenkt und weiter eingeschüchtert wurde, denn ihr Auftreten war alles andere als angenehm zu empfinden und folgte Viktor ohne einen Mucks aus dem Haus hinaus, wehrte mich auch ausnahmsweise nicht gegen seine Berührung, als er meine Hand genommen hatte und anscheinend zum Strand wollte. Ohne es hervorgerufen zu haben, hegte ich automatisch die Hoffnung, dass da bereits ein Rettungsboot auf mich wartete und mich abholen würde. Bevor ich den Gedanken weiter spinnen konnte, durchbrach seine Stimme die Gedankengänge und ließ mich kurz zu ihm aufschauen. „Das ist also etwas Endgültiges, oder?“ Ich kannte die Antwort, aber wollte es lieber bestätigt bekommen, keinen Versuch ungenutzt lassen.
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Viktor Nachdem ich meine Rede beendet hatte, wandte ich meinem Blick ab. Ich sah in Richtung des Meeres und der langsam untergehenden Sonne, seufzte noch einmal leise. Erst, als April ihr Wort wieder an mich richtete, drehte ich mich zurück, legte den Kopf ein wenig schief. Etwas endgültiges? Ja, könnte man wohl so sagen. Beziehungsweise... ja, doch, es war so. Auf ihre Frage nickte ich also nur leicht, unterstrich meine Geste mit einem schlichten "Jop" und drehte mich dann wieder zum Meer hin. So, wie es aussah, würde sie vermutlich wenigstens die Nacht über hierbleiben, ein kleines bisschen mehr Zeit für mich, die ich mit April verbringen konnte, insofern sie nicht auf die Idee kam, irgendwo anders auf der Insel zu nächtigen. Aber das bezweifelte ich doch wirklich stark, also... yeah, wenigstens ein bisschen, was mir noch blieb. Resigniert versuchte ich, passende Worte für die Situation zu finden, aber mein Kopf war gerade zum zerbersten leer, ich wollte nichts weiter, als diese Frau an meiner Seite zu haben. Heute wollte ich das und auch noch in hundert Jahren. Nur war das dann auch so eine Sache. Immerhin war sie menschlich und ich nun mal eben... nicht. Und irgendwann würde das Schicksal schlichtweg zuschlagen und sie mir nehmen. Prinzipiell würde ich also in vielleicht achtzig Jahren genau an der Stelle stehen, an der ich jetzt auch stand. Aber ich hätte wenigstens eine lange Zeit mit ihr gehabt und könnte das eventuell ein kleines bisschen besser verarbeiten, auch wenn ich trotzdem am Boden zerstört sein würde. Ach man, das war doch jetzt wirklich alles scheiße. Ich berief mich für den Moment auf jeden Fall erst mal darauf, sie dazu zu bringen, die Nacht über zu bleiben, was wohl nicht allzu schwierig sein sollte. Ich meine, irgendwann musste auch sie mal schlafen und sie kannte hier weiter niemanden, also war das wohl schon mal ein Leichtes. "Ich denke, es wäre besser, wenn du die Nacht wenigstens hierbleibst... also, ich meine, na ja, du wirst doch bestimmt müde sein und... ach man, ich kann rumdrucksen, so viel ich will.. ich will dich einfach noch so lange es geht bei mir haben, bevor du gehst - wenn ein Schiff hier landen sollte", gestand ich leise, griff nochmals vorsichtig nach ihrer Hand. Dieses mal aber nicht, um sie irgendwo hin zu zerren, sondern einfach, um ihr jetzt in diesem Moment ein Stück näher zu sein. Das war doch absurd, oder? Ich kannte sie einen Tag lang und trauerte um ihren vermutlich baldigen Verlust, als wären wir Jahre zusammen gewesen. Aber so war das nun mal. Da konnte ich einfach nichts dran rütteln. Aber eins konnte ich sagen: Diese Welle an Gefühlen, die über einem zusammenbrach mit dieser Prägung, war einfach unglaublich anstrengend am Anfang.
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April Damit hatte sich dann diese Option ebenfalls in Luft aufgelöst, denn etwas Endgültiges konnte man – vor allem ein einfaches Menschlein – in den seltensten Fällen noch einmal ändern oder gar ungeschehen machen. Schien also nicht gerade der beste Tag für uns beide zu sein. Ich erwachte auf einer fremden Insel voller Monster und er, ein auf eben jener Insel wohnender Gestaltwandler, prägte sich auf einen angeschwemmten Menschen. Es konnte wirklich im Leben eines jeden besser laufen. Kurz sah ich noch einmal zu ihm hinauf, als so viel Resignation in seiner Stimme mitschwang und mich unsicher werden ließ. War Viktor nun auf mich sauer, weil das Ganze passiert war oder versuchte er so nur mit der Situation klar zu kommen, denn sich damit anzufreunden war wohl noch ein bisschen sehr früh. Genau. Als konnte man sich jemals daran gewöhnen gezwungen zu werden, sich in eine dahergekommene Unbekannte zu verlieben. Dennoch wollte ich nicht, dass ich auf einmal die Schuldige in dem Spektakel war oder besser gesagt: ich fühlte mich nur ungern als die Böse. Die Schlangenfrau hatte mich vorhin ja zirka so hingestellt, als wäre ich mutwillig und voller Überzeugung in ihre Heimat gekommen und hätte mir ihren Sohn – schon langsam war ich mir ziemlich sicher, dass es der erste Verwandtschaftsgrad sein musste – gekrallt. Genau. In welcher Welt lebte die denn? Für mich war es ebenso belastend, weil ich überhaupt keinen Plan hatte, wie ich damit umgehen sollte. Merkte man mir vielleicht an, als ich ziemlich hilflos neben ihm stand und die Stille wieder begrüßte, die sich erneut zwischen uns breit machte. Eigentlich dachte ich in dem Augenblick an gar nichts, auch wenn mir der Kopf bereits zu platzen drohte… ich konnte mich dennoch auf keinen einzigen Gedanken soweit konzentrieren, dass es zu einem klaren Schluss geführt hätte, weshalb ich es genauso gut lassen konnte. Erst als seine Stimme wieder an mein Ohr drang, war ich wieder komplett in der Realität angekommen und blinzelte ein paar Mal mit den Augenlidern. „Naja…“ war das Erste, das mir dazu einfiel, aber er druckste dann auch schon weiter herum und rückte schussendlich ganz mit der Sprache heraus, was mich ein wenig lächeln ließ. „Wenn es der Schlangenlady auch recht ist, ich möchte nicht, dass du noch mehr Ärger bekommst“ schob ich ein und spürte in mir aber schon die Erleichterung aufkommen, als ich checkte, dass ich also doch gute Chancen hatte, nicht unter der Brücke schlafen zu müssen. Selbst wenn mir ebenso bewusst war, dass seine Mutter, falls sie das denn wirklich war, Einwände haben würde, aber Viktor machte nicht den Eindruck, als würde er sich da noch groß umstimmen lassen. Dennoch fühlte ich mich gezwungen das zu sagen, denn es kam echt seltsam rüber, wenn ich sofort erleichtert zustimmen würde, dass ich die Nacht noch bei ihm bliebe. Nein. Das kam wirklich nicht gut rüber und so naiv war ich nun auch wieder nicht.
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Viktor Sanft streichelte ich über die weiche Haut ihrer Hand, hielt meinen Blick wieder einen Augenblick lang gesenkt. Irgendwo schämte ich mich doch ein kleines bisschen für mein Verhalten, aber wie sollte ich mich denn sonst verhalten? Den Frust einfach in mich reinfressen, sie einfach darüber im Dunkeln lassen und schweigend vor mich hinleiden, wenn sie dann wieder von der Insel war? Ne, definitiv nicht. Immerhin bestand so die Möglichkeit, dass sie sich das vielleicht noch mal durch den Kopf gehen ließ, wenn es auch ein wenig dauern mochte. Schließlich konnte ich mir gut vorstellen, dass das für sie auch nicht leicht war und sie darüber erst mal hinweg kommen musste, bevor sie Entschlüsse fasste. Aber diese Möglichkeit war dann ja wohl auch gestrichen, denn wenn sie gerettet werden würde, dann wohl in den nächsten Tagen und dann war sie mit dem Verarbeiten sicherlich noch nicht fertig. Und wenn sie dann erst einmal von der Insel war, war es schwer bis unmöglich, hier wieder her zu kommen... Und... scheiße, verdammt, das konnte doch alles nicht wahr sein. Dauerte dann gar nicht mehr so lange, da gab April mir dann auch schon eine Antwort, löste den Knoten der Gedanken in meinem Kopf, ließ mich wieder in die Realität zurück kommen. Ihre Erwiderung brachte mich zum Schmunzeln. "Ob die Schlangenlady etwas dagegen hat, oder nicht. Sie muss meine Prägung nun mal akzeptieren!", stellte ich schulterzuckend fest "Und ... na ja, ich muss nur wissen, ob du dann noch etwas Essen willst? Ich denke, dass du, auch wenn du nicht so den Hunger hast, ein wenig was zu dir nimmst. Einfach nur, damit du nicht weg klappst...", murmelte ich anschließend besorgt, hob meine freie Hand an ihre Wange, um dort mit dem Zeigefinger schwache Muster zu zeichnen. ___
nach wie vor echt unkreativ. D:
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April Natürlich entging mir nicht, wie er vorsichtig über meine Hand streichelte, die von seiner gleichzeitig festgehalten wurde und er eigentlich mehr in Gedanken war, aus denen ich ihn nur ungern hinaus reißen wollte. Nie im Leben hatte ich vorgehabt, so viel Wind in das Leben eines anderen Menschen zu bringen, von dem ich eigentlich noch nie etwas gehört hatte und den ich eigentlich auch nie angetroffen hätte, wenn ich nicht bei dem Schiff über Bord gegangen wäre. Die Sorge um meine Eltern war nach wie vor da, aber im Moment tummelten sich so viele verschiedene Sorgen, dass ich gar nicht genau wusste, auf welche ich mich mehr konzentrieren sollte und welche dadurch in der Priorität nach unten geschoben werden sollte. Schlecht kam ich mir bei jeder vor, wenn ich sie vorerst einmal ignorieren wollte, aber schlussendlich siegte die Tatsache, dass ich meinen Eltern so oder so nicht helfen konnte, wenn sie gerade irgendwo am Festland waren und ich mich hier auf Saint Helena befand, wo Monster die Insel bevölkerten. Da galt nun doch dem Wesen vor mir meine Aufmerksamkeit und somit erübrigte sich die Frage, mit was ich mich am meisten beschäftigen sollte. Zweifelnd schaute ich ihn von unten herab an, denn so wütend wie die Frau vorhin reagiert hatte, glaubte ich kaum daran, dass sie sich jemals damit abfinden konnte, dass Viktor sich auf mich, einen kleinen Menschen, geprägt hatte. Wie sollte es auch anders sein? Ich erwartete bestimmt nicht, dass sie mich auf einmal wie ihre eigene Tochter in die Arme nehmen würde, aber sie tat ja gar so, als würde ich das mit Absicht getan haben. Kurz gesagt: mir fehlte die Sympathie jetzt schon für diese Schlangenlady und demnach behagte es mir nicht so, zurück in ihr Haus zu müssen, aber unter freiem Himmel wollte ich auch nicht bleiben, wo jederzeit ein anderes Monster über mich stolpern oder eher auf mich drauf treten konnte. „Ich hab echt noch immer keinen Hunger. Das Ganze hier“ ich machte mit meiner freien Hand eine umschweifende Bewegung „drückt mir ziemlich auf den Magen, da bekomm ich echt nichts runter“ versuchte ich den jungen Mann noch einmal davon zu überzeugen, dass er mir im Moment echt nichts zu essen aufzwingen brauchte. Im schlimmsten Fall konnte ich es wegen dem Hoch und Tief eh nicht lange bei mir halten. Seufzend schaute ich an, als er mit seiner zweiten Hand auf meiner Wange zu zeichnen begann und drückte seine Hand dann leicht weg. „Mach es dir bitte nicht selber noch schwerer, als es nicht eh schon ist“ bat ich ihn leise, als ich seine Finger von meinem Gesicht sacht wegnahm.
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Viktor Gut, okay, wenn sie das wirklich so meinte... Zwar gefiel es mir ganz und gar nicht, dass sie scheinbar nicht vor hatte, irgendwas zu essen, aber ich konnte sie ja schlecht dazu zwingen. Ich seufzte nur - wie heute schon viel zu viele Male - und besah dann die Hand, die meine von der Wange nahm. Bestimmt aber nicht grob. Wenige Augenblicke später sah ich dann wieder dem Mädchen vor mir in die Augen, merkte, wie meine leicht glasig wurden. Das Ganze hier war sowieso schon schwerer als es sein sollte, da machte das Bisschen dann wohl auch keinen großen Unterschied, aber gut. Bevor ich hier noch in Tränen ausbrach - das wollte ich jetzt nun wirklich nicht -, drehte ich mich weg, ließ auch ihre andere Hand los und schlug dann den Weg in Richtung meines Zuhauses ein. Heute lief ich wohl ziemlich gerne zwischen Daheim und Strand hin und her. War nicht unbedingt ein gutes Zeichen, aber was soll's Das April sich Sorgen um die Reaktion meiner Mutter machte, konnte ich gut nachvollziehen, immerhin konnte man den Hass Echidnas ihr gegenüber förmlich riechen und wenn sie die werte Lady nicht noch mehr reizen wollte, dann dachte man schon mal darüber nach, ob es sinnvoll war, ihr noch einmal unter die Augen zu treten. Die Tatsache, dass sie aber für die Nacht mit Sicherheit keinen oder einen sehr unsicheren Schlafplatz gehabt hätte, stimmte die meisten dann aber doch um und versuchte wenigsten, nicht so lange mit besagter Person - oder besagtem Wesen - in einem Raum zu hocken. Aber das musste sie in dem Fall ja auch nicht. Immerhin hatte ich mein eigenes Zimmer, in das man sich verkriechen konnte. Dieses besaß allerdings nur ein Bett und das war dann wieder so etwas, wo zumindest April wohl wieder etwas dagegen haben würde. Mich würde das mit Sicherheit auf gar keinen Fall stören. Schließlich war es so, dass ich ausschließlich ihre Nähe wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Aber sie vermutlich nicht...
April Ich konnte in diesem Augenblick nicht einmal genau sagen, ob ich mich schlecht fühlte oder einfach nur erleichtert, weil sich Viktor nicht aufdringlich verhielt, sondern meiner vorsichtigen Geste augenblicklich nachkam und keine erneuten Versuche veranstaltete, um mich anzufassen. War mir nur sehr recht, selbst wenn ich die Niedergeschlagenheit in seinen Augen zu deutlich wahrnehmen konnte. Schließlich hatte ich Augen im Kopf und war nicht dumm, sodass ich dieses Verhalten sehr wohl interpretieren konnte. Mir tat es wirklich leid, dass ich den jungen Mann in solch ein Gefühlschaos stürzte, aber er musste mir einfach glauben, dass ich das niemals beabsichtigt hatte. Seufzend schaute ich ihm dann nach, als er den Weg zurück zu seinem Haus anstrebte und mich einfach mal mitten am Strand mit der sanften Meeresbrise stehen ließ. Gerade war ich mir nicht sicher, ob ich lieber alleine war und mir das Ganze erneut durch den Kopf gehen lassen konnte oder viel zu viel Panik hatte, dass mich hier irgendwelche viel schrecklicheren Kreaturen fanden, die mir wohl kaum so freundlich gesinnt waren, wie Viktor. Nach einem kurzen Blick auf die Weiten des Meeres, wandte ich mich wieder ab und stiefelte dem jungen Mann nach, bevor ich den Anschluss noch verlor und erneut alleine auf der Insel herumgeistern musste beziehungsweise auf mich selbst gestellt war, was auf einer Monsterinsel nur schief gehen konnte. Meine Gedanken zog es in alle erdenklichen Richtungen, aber am meisten beschäftigte es mich, dass ich in dem Moment nicht einschätzen konnte, wie ich mich selbst fühlte. Verwirrung und Verzweiflung waren dabei, denn ich wusste nicht, wie ich aus dieser beschissenen Situation raus kommen sollte. Überforderung, da mein bisherigen Erwartungen von einer Welt ohne jeglicher Art von übernatürlichen Wesen über den Haufen geworfen worden war und ich mich damit abfinden musste, dass sich nun eines dieser Monster auf mich fixiert hatte – oder eben geprägt, wie sie es nannten. Dann war da aber auch noch diese unbändige Angst vor den Kreaturen und insbesondere der Schlangenlady, die mich am liebsten tot sehen wollte, wenn man der Abneigung in ihrer Stimme glauben durfte. Es war eben alles ein ziemliches… Durcheinander. Endlich hatte ich ihn wieder eingeholt und versuchte mit seinen langen Schritten so gut wie möglich mitzuhalten, was dann auch recht gut klappte. Vielleicht hatte er sich auch einfach an meine kürzeren Beine angepasst, wer wusste das schon. Die Frage, wie es denn nun weiter ging, brannte mir auf der Zunge, aber ich traute mich nicht, sie zu stellen, denn ich fürchtete mich ein wenig vor den Reaktionen, die ich damit auslösen konnte.
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Viktor Ich war nicht lange alleine, April hatte schnell aufgeholt und lief nun zu meiner linken. Auch, wenn ich sie liebend gerne weiter betrachtet hätte, weil sie einfach eine wirklich hübsche junge Frau war, hielt ich den Blick gesenkt, hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben. Irgendwie brach gerade wieder eine riesige Gedankenwelle über mir zusammen, die ich erst wieder beiseite schieben konnte, als mein Haus in Sichtweite kam. Ich hob den Kopf, blickte wirklich nur ganz kurz zu meiner Geliebten rüber, bevor ich mich wenige Minuten später dem Türschloss zu schaffen machte. Im Haus hatte sich meine Mutter in die Küche verzogen, bekam wohl kaum mit, dass wir wieder zurück waren oder aber es störte sie nicht groß. Vielleicht wusste sie auch einfach nicht, wie sie reagieren sollte und schwieg deshalb einfach. War mir aber auch egal, wirklich. Sie sollte mich jetzt mit ihren Vorwürfen verschonen, wenigstens für heute. April und auch ich durften mir heute wirklich viel geben und ich freute mich ja irgendwo schon so ziemlich auf mein Bett... Nicht nur, weil die Ruhe jetzt echt himmlisch wäre, ne, wie bereits erwähnt, erwartete ich auch irgendwo die Nähe meines neuen Lebens - haha. Je nach dem, ob sie sich denn dazu herablassen würde, sich mit mir ein Bett zu teilen, oder ob sie nicht doch lieber auf dem Boden schlief. Hofften wir hier einfach mal das Beste, oder? Mehr konnte ich auch nicht wirklich tun. Wortlos, weil ich keine Lust auf irgendeine Art von Konversation hatte, schlich ich mich einfach an der Küche vorbei in mein Zimmer, wo ich nur noch auf April wartete, um dann die Tür hinter ihr anzulehnen. Hatte ich doch den letzten Rest des gesunden Verstandes zusammen gekratzt und war drauf gekommen, dass sie sich vielleicht ein wenig wohler fühlte, wenn sie wusste, dass sie jederzeit gerne gehen konnte, ich sie nicht einsperren wollte, auch wenn ich definitiv dafür war, dass sie weiterhin hier blieb. Aber konnte ich ja auch nicht viel gegen tun, nur hoffen. War wohl wirklich das einzige, was mir so übrig blieb... Auf dem Weg zum Bett zog ich mir bereits mein Shirt über den Kopf, knüpfte mir die Hose auf. Von Schlafanzügen hielt ich nicht viel, wie so ziemlich keiner der Kerle, die ich kannte. Ich schlief immer so und wenn April damit ein Problem hatte... na dann hatte sie eben noch ein Problem mehr mit mir.
April Obwohl es noch nicht spät am Abend war, zerrte die Müdigkeit an mir und am liebsten würde ich mich irgendwo hinlegen, was aber auch nicht so direkt möglich war, denn über kurz oder lang würde mich sicherlich ein Monster finden und verschleppen oder eben auffressen. Zwischen den beiden Dingen switchte ich noch gerne herum, unfähig mich zu entscheiden, welche mir die liebere Option wäre. Sterben wollte ich echt nicht, aber in ewiger Gefangenschaft eines mythologischen Wesens wollte ich genauso wenig leben. Da blieb mir also nur die Möglichkeit, beide Situationen zu meiden und den Anschluss nicht zu verlieren… in dem Fall Viktor nicht zu verlieren. Wenn das mit der Prägung aber wirklich kein Scherz war und ich mich darauf verlassen konnte, dass die so zirka ablief, wie bei den Gänseküken, dann konnte ich wohl auch hoffen, dass der junge Mann auf mich aufpassen würde und nicht zuließ, dass ich einfach so verschleppt wurde. Dennoch machte er im Moment den Eindruck, als würde die Welt noch so schnell an ihm vorbeiziehen und er würde trotzdem nicht aus seiner betrübten Laune erwachen. Der Gestaltwandler begann schon wieder mein schlechtes Gewissen zu wecken, sodass ich mich von nun an nur mehr auf den Boden vor meinen Füßen konzentrierte. Das hielt ich sogar so lange durch, bis wir das Haus der Schlangenlady erreicht hatten und ich wieder aufschauen musste. Auf leisen Sohlen schlich ich hinter Viktor her und atmete erst in seinem Zimmer wieder auf, als er die Tür anlehnte, aber nicht verschloss. Sicherer fühlte ich mich dadurch nicht, aber wenigstens verspürte ich auch kein beängstigendes Gefühl der Enge, das mich jederzeit überkommen könnte. Unbeeindruckt, dass ich mich im selben Raum aufhielt, begann er sich auszuziehen und ich musste durch ein leises Räuspern die Aufmerksamkeit wieder auf mich lenken, wie ich da so ziemlich verloren mitten im Zimmer stand. „würdest du mir ein T-Shirt von dir borgen?“ fragte ich einfach mal gerade heraus und schaute ihn mit einem schiefen Lächeln an, denn selber hatte ich keine große Lust, weiterhin in dem salzigen Top und der kurzen Hose herumzusitzen. Abwartend musterte ich ihn, ignorierte dabei aber das Gefühl, das das schmale Bett in mir auslöste. Vielleicht sollte ich mich doch auf den Boden legen? Den Gedanken wimmelte ich dann aber schnell wieder an, weil ich genau wusste, dass ich dort kein Auge zu machen würde und noch dazu hatte sich die Einsamkeit in meiner Brust festgesetzt, die mir das Atmen schwer machte. Ich fühlte mich einfach nicht gut und irgendwie fürchtete ich mich bereits vor der Nacht, wohlwissend, dass mich dort finstere Albträume erwarten konnten. In dem Fall würde mich vielleicht ausnahmsweise ein bisschen Nähe nicht umbringen... vielleicht.
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Viktor Gerade, als ich mich auf das Bett hatte fallen lassen wollen, hörte ich hinter mir meine wohl künftige Lieblingsstimme, die mich inne halten ließ. Ich drehte mich langsam, mit schief gelegtem Kopf um, sah sie an, als sie nach einem T-Shirt fragte. Ich brauchte einen Moment, bis ich meinen Kleiderschrank ansteuerte, ein schlicht schwarzes, für April wohl ziemlich großes Shirt rauszusuchen, welches ich ihr schließlich überreichte. "Ich denke, das dürfte für die Nacht erst mal reichen und ehm...", ich drehte mich noch mal kurz um, eine Boxershorts raussuchen, die ich ihr auch noch in die Hand drückte. "Vielleicht willst du dich generell halt ein wenig umziehen... Dürfte ja alles ziemlich durchnässt gewesen sein", murmelte ich so ein wenig vor mich hin, versuchte mich an einem Lächeln. "Das Bad.. also wenn du dich nicht hier umziehen willst, ist direkt nebenan... die Tür links", beschrieb ich ihr den Weg, falls sie sich hier zu unwohl fühlte, um sich umzuziehen. Ihr durfte ja sicherlich bewusst sein, dass ich meine Blicke vermutlich nicht bei mir behalten konnte, wenn ich ja schon so ziemlich am Rad drehte, wegen ihr. Tat mir ja wirklich Leid irgendwo, dass ich ihr hier und da vielleicht mit meinem Verhalten ein schlechtes Gewissen bereitete oder so, aber ich konnte da ja auch nichts zu, hatte ich ja nun auch schon einmal öfters erwähnt. Aber ich hatte nun einfach keine andere Wahl, als irgendwie mit meinen Gefühlen, dem starken Verliebtsein umzugehen. Hatte ich doch sowas noch nie erlebt, sonst würde ich mich vermutlich ja anders verhalten, aber so... so ging das nun mal eben nicht so gut. Nachdem ich der jungen Frau die Klamotten überreicht hatte, drehte ich mich lächelnd wieder um, legte mich langsam ins Bett, sank mit einem mürben Seufzen in der Matratze ein und kuschelte mich schließlich in die Decke und das Kissen. Aus dieser Position sah ich zu April hoch, wartete darauf, dass sie sich abwandte, um sich umziehen zu gehen und dann konnte es echt spannend werden. Ich wusste nämlich nach wie vor nicht, ob sie sich dazu überreden ließ, bei mir im Bett mit zu schlafen oder... eben nicht. Aber dazu musste sie dann erst mal aus dem Bad wieder zurück kommen, beziehungsweise sich schlichtweg einfach umgezogen haben.
April Der junge Mann schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ich mich noch einmal zu Wort meldete, denn als er sich zu mir umdrehte, brauchte er eine Weile, bis er meine Frage verarbeitet zu haben schien und zu seinem Schrank geschlendert war, wo er ein großes Shirt raus zog und noch eine Boxershorts dazu legte, was ich dann wieder ein bisschen übertrieben fand, denn das Oberteil würde mir wahrscheinlich eh bis zu den Knien gehen, aber dennoch nahm ich es mit einem leisen Dank an, blieb dennoch wie angewurzelt stehen und schaute ihn fragend an. Hier würde ich mich nur sehr ungern umziehen, da ich mir ziemlich sicher war, dass er mich beobachten würde, selbst wenn ich ihm auftrug wegzuschauen und mich selber wegdrehte. Welcher Kerl hielt sich denn an solche Dinge? Keiner und jeder, der das Gegenteil behaupten würde, war schlichtweg ein feiger Lügner, der nicht die Eier hatte, um das Spannern zuzugeben. Manche Mädchen nahmen das ja als Kompliment auf… zu denen gehörte ich nicht wirklich, außer es war jemand Spezielles. Kurz angebunden nickte ich und verschwand dann schon aus dem Zimmer, froh, dem erwartungsvollen Blick von Viktor zu entgehen, mit dem er mich angeschaut hatte, nachdem er sich ins Bett gelegt hatte. Meine Überzeugung, vielleicht ebenfalls auf dieser Matratze zu schlafen, wurde wieder verschwinden klein und ich fragte mich selbst, ob die Sehnsucht nach Nähe wirklich so stark war, um mich zu einem fremden Kerl ins Bett zu legen. Körperkontakt ließe sich da auf Dauer wahrscheinlich auch nicht vermeiden und… ja, mir jagte das durchaus eine Gänsehaut den Rücken nach oben bis in den Nacken und über die Arme wieder nach unten. Das Gewand fest vor die Brust gedrückt lehnte ich mich im Bad gegen die verschlossene Tür und musste mich erst wieder sammeln. Die Unterwäsche ließ ich definitiv an, die konnte noch so vom Salz getränkt sein, niemand brachte mich aus der heraus. Hastig schlüpfte ich aus dem anliegenden Oberteil raus und ersetzte es durch das schlabbernde Shirt, das wie erwartete nicht ganz bis zu den Knien reichte, aber dennoch locker bis über den Hintern reichte. Schnell war auch die Boxershort statt meiner Hotpan angezogen, sodass ich mein Gewand flüchtig zusammen legen konnte und in diesem Aufzug wieder in seinem Schlafzimmer erschien. Ein bisschen dämlich kam ich mir schon vor, aber es hielt sich in Grenzen, da ich noch immer mit der Frage beschäftigt war, ob ich mich wirklich neben ihn traute – noch dazu, wo er kaum noch was anhatte
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Viktor Wie zu erwarten, verließ April wenig später das Zimmer, um sich im Badezimmer ihrer alten Klamotten zu entledigen, die sie schließlich auch wieder mit ins Zimmer brachte, als sie zurück kam. Ich hatte mich doch noch mal dazu aufgerafft, eine sitzende Position einzunehmen, bat sie leise, ihre Sachen einfach irgendwo abzulegen, wo Platz war. Und der war hier eigentlich... reichlich vorhanden. "Ich weiß nicht... also, ich hab halt nur das Bett, ich hoffe, das macht dir nicht allzu dolle was aus?", fragte ich räuspernd nach, achtete darauf, meinen Blick stets gesenkt zu halten. Einfach weil ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich damit jetzt umzugehen hatte, immerhin wusste ich ja, das April nicht gerade begeistert davon war und aufzwingen wollte ich ihr das natürlich auch nicht, aber auf dem Boden schlafen war doch genau so scheiße... also anbieten konnte ich es ihr, mit im Bett zu schlafen, ob sie das wollte, musste sie ganz alleine entscheiden. Ich entschloss mich jedenfalls erst mal dazu, mich dann doch wieder unter die Decke zu schieben, noch genug Platz zu lassen, sollte sie noch her kommen. Zwar würde es mir sicherlich schwer fallen, meine Hände ganz bei mir zu lassen, aber es war nicht so, dass ich jetzt gleich über sie herfallen würde oder so. Ne, also da beherrschte ich mich wirklich mit Leichtigkeit. Aber ich hätte eben gerne jemanden, der mir den Bauch oder den Kopf kraulte [! xD] oder jemanden, den ich im Schlaf beschützen konnte. Und da war die Nähe einfach unvermeidlich, wenn ich ihr mit dem Mal meine Arme um den zierlichen Körper schlang. Weil die Gedanken für den Moment wirklich sehr unpassend zu sein schienen, schloss ich für ein paar Sekunden die Augen, versuchte das Bild aus meinem Kopf zu verdrängen. Erfolgreich - für den Moment zumindest. Wer wüsste, wie es war, wenn ich die weiche Haut ihres Arms spürte...
April Ich war ja richtig begeistert davon, als Viktor nicht einmal zu starren begann, sondern den Blick eher gesenkt hielt und sich unter der Decke zu vergraben schien. Ich wollte nicht so genau wissen, an was er da gerade so dachte, als er so herum druckste, aber ich hatte auch keine Lust, mir darüber nun groß Gedanken zu machen, die mich dann schlussendlich doch noch auf den Boden trieben, denn gerade hatte ich die Einstellung bekommen, dass er mir schon nichts Böses wollen würde und sich sicherlich unter Kontrolle hielt. Wenn er mir nämlich wirklich aufdringlich zu nahe kam, würde ich wahrscheinlich wegen der Hilflosigkeit und ganzen Panik zu heulen beginnen, was Viktor sicherlich genauso gerne vermeiden würde, wie ich selbst auch. Ich nutzte den kleinen Zeitpuffer, den ich herausschlagen konnte, indem ich mir einen geeigneten Platz für meine Kleidung suchte, die ich dann einfach mal dort ablegte, wo es mir erschien, dass ich sie sicherlich nicht übersehen beziehungsweise vergessen konnte – naja… vergessen würde ich die sicherlich nicht, wenn ich bedachte, dass ich in fremden Klamotten herum lief, die zugegeben verdammt gut rochen, aber gut… das musste ich einmal außen vor lassen. In der gewonnen Zeit musste ich die Vor –und Nachteile erneut abwägen, aber das Verlangen, irgendjemanden bei mir zu haben, der mich den ganzen Schrecken der Situation abnahm, ließ mich dann doch einen zögernden Schritt in seine Richtung gehen, als Viktor auf die Seite rutschte und mir sozusagen Platz zu machen begann. Er schob sich ziemlich weit nach auf die Seite, dass ich sicherlich bequem liegen könnte, aber dennoch sprang ich nicht voller Begeisterung zu ihm auf die Matratze, sondern musste mir erst einen Schups geben, um mich auf das Bett sinken zu lassen, wo er kurzerhand die Augen geschlossen hatte und… ja keine Ahnung, was er gerade machte. Fragend schaute ich ihn an, weil mir das gerade doch ein bisschen unangenehm wurde, um nicht direkt zu sagen, dass es mir vielleicht sogar peinlich war. Immerhin ließ ich mich tatsächlich dazu hinreißen, in einem Bett mit einem jungen Mann zu schlafen, den ich gerade erst kennen gelernt hatte. Gut. Er war nun an mich gebunden, aber das änderte noch immer nichts an der Tatsache, dass ich so leichtsinnig war und weiterhin voll und ganz auf seine Gutmütigkeit hoffte.
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Viktor Es dauerte nicht lange bis ich dir Augen wieder öffnete, merkte, dass neben mir die Matratze ebenfalls ein wenig einsank. Nicht so weit, wie sie es bei mir getan hatte, aber man merkte es doch schon ein wenig. Vorsichtig blickte ich zu April, die sich zögerlich neben mir nieder gelassen hatte, lächelte sie schwach an, was in meiner Situation gerade gar nicht so einfach war. Jetzt fing das nämlich schon an, mit der Sehnsucht nach ihrer Nähe und wenn sie jetzt schon so neben mir lag... Ich hob kurz die Decke an, nur um sie über ihr wieder nach unten zu lassen, räusperte mich dann kurz. "Also... na ja, schieb mich bitte einfach zur Seite, wenn ich dich in irgendeiner Art bedrängen sollte", bat ich sie und rückte dann noch ein Stück näher an die Wand. Es gar nicht erst dazu kommen lassen, dass ich sie berührte. Auf kurz oder lang wäre das wohl ein wenig schwierig, aber für das Einschlafen sollte es erst einmal genügen. Das hoffte ich zumindest. In Richtung der Wand gedreht, zog ich mir meinen Teil der Decke bis unter die Nase, schloss daraufhin auch schon die Augen und ließ die Bilder, die ich gerade so erfolgreich verdrängt hatte, auf mich einprasseln. War schon irgendwie schlimm mit der Liebsten im Bett zu legen, aber sich einfach hart zurück halten zu müssen. War auch gar nicht so leicht, wie viele Männer immer sagten, aber die hatten wohl auch nicht das Problem, dass sie ein Leben lang an eine Frau gebunden waren und diese abgöttisch liebten. Würde man das einem männlichen Menschen erzählen, würde der wohl lachend die nächsten drei Weiber knallen, die ihm in der Disco über den Weg liefen, aber hier auf der Insel, war die Prägung ein ganz normaler Ablauf des Lebens... Na ja, zumindest sollte sie das sein. Gerade fühlte sie sich schon irgendwie ziemlich falsch an, wenn man es oberflächlich mal ein wenig genauer betrachtete.