Ciel Zufriedener Weise hörte ich hinter mir Schritte, die wohl darauf hindeuteten, dass mit der junge Mann auch brav folgte. Ging doch, wieso nicht gleich so. Musste ich nun wirklich erst mal meine Ansprüche ganz runter schrauben, damit ich auch nur ansatzweise an ihn heran kam, hieß also, ich musste ganz von unten, bei Null, anfangen. Gut, wenn es nicht anders ging. Gefiel mir nicht, war ganz klar, aber der Weltuntergang wäre es auch nicht, insofern ich bald ein paar nennenswerte Fortschritte erreicht hatte und mit bald meinte ich innerhalb der nächsten sechs Monate. Das würde ja wohl genug Zeit sein, um mich irgendwie ein klein wenig mit ihm anzufreunden.. oder sowas zumindest. Auch wenn er sichtlich genervt von mir schien und es gewiss nicht erwarten konnte, mich von den Fersen zu haben, so war ich mir doch fast ganz sicher, dass es ihn gar nicht mal so störte, wenn sich jemand um ihn kümmerte, immerhin schien er ja niemanden zu haben, wenn ich in seine Reaktion von vorhin so etwas reininterpretieren durfte. Und selbst wenn nicht, wer mochte es denn nicht, wenn sich jemand um einen sorgte und ihm seine Hilfe anbot? Ich persönlich kannte da nur sehr wenige, die vom anderen Schlag waren, denen es wirklich und absolut scheißegal war, wer sich da Sorgen machte, wer helfen wollte und so. Aber bevor ich diese Gedankengänge weiter fortsetzte und hier vor mich hin philosophierte, erreichten wir auch schon das Haus meiner Eltern, meinen Geschwistern und mir. Es waren ein paar wenige gerade Wege und ein, zwei Ecken gewesen um die wir gegangen waren, nun standen wir vor dem Neubau, welches perfekt in den Rest der Häuserreihe passte. Es war nicht sonderlich groß gewesen, immerhin beherbergte es ja auch nur fünf Personen, aber für mich war sowas noch nie wichtig gewesen. Diesen materiellen Besitz.. mit ein bisschen Anstrengungen konnte das jeder haben, um ehrlich zu sein. Was viel wertvoller und schwieriger zu bekommen war, war das Vertrauen eines Menschen und das fühlte sich wesentlich besser an, als alles Geld der Welt. Natürlich hatte auch ich einige Lebensstandards, die ich aber bereit war, abzulegen. Würde zwar verdammt schwierig werden die erste Zeit, allerdings war ich mir sicher, dass ich genug gute Freunde hatte, die mich auf so einem Weg begleiten würden, falls es nötig war. Und wenn nicht... dann stand ich da auch alleine irgendwie drüber. Würde halt die erste Zeit echt hart werden, ging dann irgendwann aber auch wieder vorbei. Genau so wie alles andere. Ging alles vorbei, nichts blieb für Ewig, nicht mal Vertrauen. Man schoss ja doch mal einen Bock und das Vertrauen, welches über Jahre hinweg aufgebaut worden war, bröckelte zu einem Haufen Kleinteile und bis man die wieder zusammen gesetzt hatte, verging auch eine gute Ewigkeit. But whatever, war ich doch wieder ein wenig in Gedanken versunken, als ich vor der Haustür zum stehen kam. Mit einem leisen Seufzen kramte ich in meiner Jackentasche nach dem Haustürschlüssel, den ich kurz darauf ins Schlüsselloch schob, um ihn herum zu drehen und die Tür aufzustoßen. Erneut zierte ein schwaches Lächeln meine Lippen, während ich einen Schritt zur Seite machte, um meinen Begleiter in den Flur treten zu lassen. "Komm rein", bat ich ihn schließlich wörtlich und deutete dann auf den Treppenabsatz am Ende des Flures. "Da die Treppe hoch, mein Zimmer ist oben, ich bin noch kurz im Bad, die nötigen Sachen holen", fügte ich hinzu und schloss hinter ihm die Tür, nur um mich kurz darauf auch schon in Richtung Bad zu verkrümeln. Ich ging mal davon aus, dass er schlau genug war, den Weg nach oben zu finden und ebenso ging ich nicht davon aus, dass er hier irgendwas mitgehen ließ, dazu war es doch ein wenig zu riskant in einem fünf Personen Haushalt. Mal abgesehen davon, dass er nicht mal mehr wusste, er hier alles so herumschwirrte, der ihn erwischen könnte, also ne... nein, glaubte ich einfach nicht dran und deswegen ging ich auch ruhigen Gewissens in unser Badezimmer, wo ich mich nach dem Erste-Hilfe-Koffer und einigen Medikamenten umsah.
Keith Das Lächeln konnte sie sich sparen, sich von mir aus gerne sonst irgendwohin schieben, ich brauchte es nicht. Sie könnte wohl noch so nett und freundlich zu mir sein, ich würde nie wirklich dankbar für ihre Hilfe sein. Schön und gut, vielleicht war sie wirklich einfach nur Jemand, der anderen gerne half... aber mir ging sie einfach nur auf die Nerven mit ihrer Helferaktion - oder wie auch immer man das jetzt betitel wollte - und ich war dann nachher echt froh, wenn ich hier wieder weg war und sie nicht mehr am Arsch kleben hatte. Sie würde doch wohl hoffentlich nicht allzu lange brauchen, um mir die Wunde zu versorgen. Es gab wie gesagt wesentlich Schlimmeres bei solchen Kämpfen, da war das hier - verhältnismäßig - echt nur ein Kratzer und ich hätte es auch ganz eindeutig ohne ihre Hilfe überlebt... es hätte sich schon nicht entzündet, notfalls mit Alkohol desinfizieren, irgendwas fand sich da doch immer. Und wenn sichs eben doch entzündet hätte, hätte ich die Schmerzen auch irgendwie überlebt. Solangs keine Blutvergiftung war zumindest, sowas wie ein Krankenhaus kam ja gar nicht in Frage. War sowieso nicht versichert, überflüssig sowas. "Okay." sagte ich nur, wobei ich mich darum bemühte, sie nicht anzuschnauzen, sondern halbwegs neutral zu klingen. Das gelang zwar nur mäßig, aber ich wollte dennoch nicht irgendwie großartig auffallen hier... hatte ja keinen Plan, ob sonst noch wer Zuhause war und je weniger mich hier zu Gesicht bekamen, desto besser war es meiner Meinung nach. Also sah ich ihr nur einen kurzen Augenblick, wohl nicht mal eine Sekunde lang nach, bevor ich den Weg zur Treppe antrat und dann langsam die Stufen nach oben ging - dabei war ich aber dauerhaft hellhörig, konnte ja sein, dass man irgendwen hörte und demjenigen dementsprechend vielleicht irgendwie ausweichen konnte. Aber war sonst niemand zu hören... das einzige, was ich vernahm, waren ein oder zwei Blutstropfen, die ich auf der Treppe verlor. Konnte die junge Dame dann aber auch selber wegmachen, schließlich hatte sie mich ja erst hier hin geschleppt, war also nicht mein Bier. Die Stufen nach oben zu gehen war angesichts der Wunde an meiner Seite wieder recht unangenehm, weil sie sich bei jedem Schritt ein wenig auseinander zog, aber da stand ich nach wie vor drüber. Froh war ich trotzdem, als ich oben im Flur ankam und mich - mit der unverletzten Seite, ich musste ja nicht auf der weißen Wand meine blutige Anwesenheit verewigen - leicht gegen die Wand lehnen konnte. Der Blutverlust machte mir, beziehungsweise meinem Kreislauf nun wohl doch ein wenig zu schaffen und ich stöhnte leise, ein wenig gequält auf. Es waren hier mehrere Türen vorhanden, aber alle geschlossen. Ich wollte hier niemandem ungewollt einen Besuch abstatten, weshalb ich einfach auf die kleine Blondine wartete, aber inzwischen mit bewusst emotionslosem Gesichtsausdruck an der Wand lehnte. Ich hatte sehr wohl Schmerzen, ich stand nur einfach drüber und es sollte mir niemand ansehen, ganz einfach.
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Ciel Gut, er fand alleine den Weg nach oben, hatte ich mir ja bereits gedacht. Ich jedenfalls stand kurze Zeit später im Badezimmer, um nach unserem Erste-Hilfe-Kasten Ausschau zu halten. Dauerte nicht allzu lange, da hatte ich ihn aus dem Schrank unter dem Waschbecken gezogen und war mit dem selben schwachen Lächeln von gerade eben wieder auf den Flur gegangen. Der Typ schien bereits oben zu sein, was mich doch ein wenig wunderte, immerhin war er meiner Ansicht nach schwer verletzt und ich würde vermutlich sogar noch jemanden brauchen, der mich die Treppen hoch zerrte, aber gut, okay, war ja eigentlich auch egal. Umso besser, wenn er bereits oben war. Ich setzte mich also in Bewegung, um ihn zu folgen, trat dabei aus Versehen in einen der Blutflecken, die den Boden zierten. Kurz verzog ich das Gesicht, schüttelte dann aber den Kopf und ging einfach weiter, den Blick nun aber auf den Boden gerichtet. War wohl einfach nicht auszuschließen, dass Blut aus der Wunde auf den Boden sickerte, außerdem hatte ich nach wie vor Schuhe an, war also alles halb so wild. Da ich die Treppen jeweils zweistufig nahm, war ich binnen weniger Sekunden oben gewesen und stand hinter meinem neuen Schützling, der wohl ein wenig unsicher war, welches Zimmer denn nun das Richtige sei. Sonst würde er ja wohl nicht gegen die Wand gelehnt dastehen, sondern sich erst einmal setzen oder sowas. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass ihn das gänzlich kalt ließ. Da konnte er noch so hart sein, irgendwie würde sein Körper ihm schon signalisieren, dass etwas nicht stimmte. Genau. Gerade, als ich den Mund geöffnet hatte, um ihm zu sagen, in welches Zimmer er gehen musste, hörte ich ein leises Räuspern am Ende des Ganges, der momentan durch den verletzen Körper meines Besuchers für mich uneinsichtig geworden war. Verwirrt streckte ich mein Hals, um an Keith vorbei zu sehen. Mein Blick traf augenblicklich den meines großen Bruders, der die Augen meiner kleinen Schwester zu hielt. Ich schenkte ihm ein schiefes Grinsen, er jedoch schüttelte nur seufzend den Kopf. "Irgendwann zieht dich einer von diesen Typen mit auf die Straße", grummelte er mich bloß an, was mir zum ersten Mal heute ein deutlich genervtes Schnauben entlockte. Ja ja, fing er wieder an, den Moralapostel zu spielen, ging ja wirklich wieder gut los hier. Dabei wusste er doch ganz genau, wie viel mir daran lag und das ich doch relativ deutlich noch unterscheiden konnte, was gut und was schlecht für mich war. Er sollte sich also nicht so anstellen, verdammt. Wortlos drängelte ich mich an meinem besucher vorbei um die Tür zu meinem Zimmer zu öffnen. "Setz dich einfach aufs Bett", murmelte ich ihm zu, warf nur noch einen letzten, drohenden Blick in Richtung meines Bruders, ehe ich ebenfalls das Zimmer betrat, darauf wartete, dass ich die Tür schließen konnte.
Keith Sollte gar nicht allzu lange dauern, bis die Kleine dann auch nach oben getappt kam... wohl aber ein wenig flotter und schwungvoller als ich. Wie gesagt hatte ich inzwischen gelernt den Schmerz sehr gut ausblenden, aber Blutverlust machte sich beim Kreislauf dann eben doch ziemlich bemerkbar. Nicht, als würde ich jetzt jeden Moment umkippen, aber mir entging nicht, dass ich doch schon ein wenig geschwächt war. Würde ich mir jetzt eine Verfolgungsjagd antun müssen - mit mir als Gejagten - würde ich früher oder später definitiv den Kürzeren ziehen. War aber ja jetzt nicht der Fall, also wie auch immer. Ich sollte wohl gerade neue 'Anweisungen' von der kleinen Blondine bekommen, als dann aber ein Räuspern hinter mir zu hören war. Einen flüchtigen Blick warf ich über meine Schulter, nahm den Typen aber nur spärlich ins Visier und drehte den Kopf kurz darauf einfach wieder nach vorne, stieß mich dann langsam und eher vorsichtig von der Wand ab. Den Kommentar hatte ich nebenbei aber mitbekommen. Jedoch brauchte sich der Typ - ich nehme mal an ein Bruder von Ciel, so vom Alter her eben geschätzt - wohl nun keine Sorgen machen, was mich anging. Ich wollte die junge Frau keineswegs mit in meine Angelegenheiten reinziehn, sondern viel mehr davon fernhalten und nach der Verarztung hier schnellstmöglich verschwinden, um sie loszuwerden. Und was das kleine Mädel anging, dass da bei Ciels Bruder stand - dem schenkte ich gar nicht erst Beachtung. Lieber wäre es mir zwar gewesen, wenn mich hier keiner gesehen hätte, aber dagegen machen konnte ich eh nichts und hey - war doch eher unwahrscheinlich, dass die Kleine mich an die Bullen auslieferte, haha. Whatever. Jedenfalls folgte ich dann Ciels... nennen wirs mal 'Bitte' und folgte ihr ins Zimmer, wo ich meinen Blick schweifen ließ noch während ich auf das Bett zuging. "Hast wohl 'n Faible für Blut, was?" sagte ich ziemlich sarkastisch und wohl auch ein wenig spöttisch, als ich mich auf der Bettkante niederließ. Würde sich nicht vermeiden lassen, dass sie hier Blut aufs die Bettwäsche oder gar auf die Matratze bekam, weil ja nicht nur die Wunde selbst mit Blut beschmiert war, sondern logischerweise auch die Klamotten. Und hey, wer weiß, vielleicht machte es sie ja wirklich an, wenn hier ein bisschen Blut floss und verteilt war, haha. So wie es schien war ich ja auch nicht der erste Verletzte, den sie mit nach Hause brachte.
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Ciel Kurz nachdem der junge Mann mein Zimmer betreten hatte, stieß ich schwungvoll die Tür zu, musste mir ein weiteres Grummeln wirklich verkneifen. Ja, es kotzte mich an, wenn sich mein Bruder solche Sorgen um mich machte und dann mit solch unqualifizierten Kommentaren um die Ecke kam - auch wenn ich ihn teilweise verstehen konnte. Aber wie gesagt, ich war nicht der Typ Mensch, der sich schnell zu irgendwas hinreißen ließ und schon gar nicht, wenn es dabei um meine Familie oder meinen eigenen Stolz ging. Den würde man auf der Straße nämlich früher oder später verlieren, um sich alleine durchschlagen zu können und gerade bei Frauen war das so 'ne Sache. Mal abgesehen davon, dass ich ja strikt gegen diese ganzen Kämpfe und das Leben alleine auf offener Straße, ohne festen Wohnsitz und regelmäßiges Einkommen, war und genau aus dem Grund tat ich ja auch das alles hier. Hatte ich aber auch schon ein oder zwei Mal erklärt gehabt, konnte ich also an dem Punkt hier Schluss machen und mich wieder meinem Patienten widmen. Bruderherz und Schwesterlein - die ich ohnehin nicht wirklich mitbekommen hatte - einfach ignorieren, die Tür hatte ich gerade auch schließen hören, also war das dann soweit abgehakt. Würde ich noch mal mit ihm drüber reden, wenn wir wieder unter uns waren, der Gute hier verschwunden war, wobei ich natürlich auch nichts dagegen gehabt hätte, wenn er bleiben würde. So hätte ich nämlich gut ein Auge auf ihn werfen können, aber ich bezweifelte stark, dass er dazu sonderlich große Lust hatte, eben weil er auch schon so genervt und sichtlich widerwillig mit hierher gekommen war. Nun gut, aber konnte sich ja noch ändern. Vielleicht. Jetzt jedenfalls trat ich erst mal die paar Schritte auf mein Bett zu, lauschte seinen Worten, auf welche ich nur kurz mit den Schultern zuckte, mich wieder an einem Lächeln versuchte. Immer schön freundlich bleiben, er war hier nicht das Problem gewesen. Auf gar keinsten. "Wie man es nimmt", antwortete ich erst mal knapp und ließ mich neben ihm auf dem Bett nieder, bedeutete ihn mit einer knappen Handbewegung, dass er bitte sein Shirt ausziehen oder zumindest hochziehen sollte. Durch den Stoff ließ es sich nämlich schlecht desinfizieren und verarzten - haha. "Ich helfe eben gerne Leuten und meistens bluten sie eben.. es ist nicht so, dass ich es sonderlich mag oder sowas, aber na ja", klärte ich ihn anschließend wahrheitsgemäß auf. Um ehrlich zu sein, hasste ich Blut. War einfach ein Signal dafür, dass jemand verletzt war, wenn man jetzt mal die Menstruation der Frauen außen vor ließ - wobei ich mir da ja manchmal nicht ganz sicher war, ob es denen dann noch gut ging, so launisch wie sich manche anstellten -, aber ansonsten waren es doch fast immer negative, äußerliche Einflüsse gewesen, die dafür sorgten, dass der Körper sich wehrte und das war eben etwas, was ich nicht so wirklich toll fand. Aber das konnte ich so ja jetzt nicht einfach sagen, mit Sicherheit hielt er mich ohnehin schon für verkorkst genug, da brauchte ich mich selbst nicht noch weiter in den Dreck ziehen. Echt nicht.
Keith Ja, dass sie Leuten offenbar öfters mal und auch recht gerne half, das hatte ich ja schon zu Genüge mitbekommen. Würde ihr das Helfen nicht am Herzen liegen und würde sie daran nichts finden, wäre sie bei der Überzeugung meiner Wenigkeit sicherlich nicht so hartnäckig gewesen, hätte früher nachgegeben und mich einfach meinen Heimweg weiter fortführen lassen, ohne mich weiter zu belästigen... eher das Gegenteil war ja der Fall gewesen, sonst würde ich jetzt nicht hier sitzen. Schließlich hatte ich von vornherein abgelehnt, hatte mir nicht von ihr helfen lassen wollen. Aber damit ich sie - wenn auch erst in ein paar Minuten - wieder los hatte, war ich letztendlich ja doch eingeknickt und war mit ihr mitgekommen, ganz offensichtlich. Aber zu diesem Zeitpunkt bereute ich das gar nicht mehr unbedingt. Zuhause - falls man die Bruchbude denn überhaupt so nennen konnte - waren die Vorräte an medizinischen Mitteln doch schon ziemlich geschrumpft und da ich ja ohnehin an allen Ecken und Enden sparte, kam es nicht in Frage mal eben in eine Apotheke zu gehen. Und wenn doch, dann nur, um etwas zu klauen. Bezahlen stand da nicht zur Debatte, Arzneimittel waren ohnehin oft teuer. Wie auch immer - ich konnte mich hier für lau und ohne Krankenversicherungskarte versorgen lassen, war doch gar nicht so schlecht in diesem Sinne. Jetzt wollte ich aber doch erstmal ihrer Aufforderung nachkommen und löste das schon wieder in der Wunde klebende Shirt langsam von der Verletzung, bevor ich es schließlich dann auszog - wieder ganz darauf bedacht, keine Miene zu verziehen und den harten Gesichtsausdruck beizubehalten. War einfacher es auszuziehen, als es ständig hochhalten zu müssen und gerade sparte ich doch gerne ein bisschen was an Energie eine, wollte lieber auf Sparflamme schalten, auch wenn ich den einen Arm trotzdem hochhalten musste, damit die junge Frau überhaupt richtig an die Wunde heran kam. Wäre ich jetzt fett hätte ich vielleicht Komplexe, mein Shirt auszuziehen, aber dem war ja nun auch nicht so. Wenn man sich - auf meine Art und Weise - durchschlagen wollte, waren Muskeln unabdingbar, eine Grundvoraussetzung für Erfolg. Wie ein Bodybuilder lief ich hier zwar auch nicht rum, aber es war zu sehen, dass ich mein Training regelmäßig durchzog - tat ich natürlich auch, wenn ich verletzt war. Klar wurden dann jetzt auch einige Narben sichtbar, aber waren ganz sicherlich auch nicht die ersten, die sie zu Gesicht bekam. Störte mich also ebenso wenig, wenn Ciel Blicke darauf erhaschen würde. Das Shirt sank also auf den Boden und ich sah die junge Frau für einen Moment direkt an, was bisher ja nun auch erst eher selten vorgekommen war. "Is ja nich so, als könntest du deinem Hilfedrang nicht auch in anderen, weniger blutigen Stadtbezirken nachgehen.." sagte ich schließlich, wobei das fast mehr an mich selbst als an Ciel gerichtet war.
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Ciel In weniger blutigen Stadtbezirken? Kurz hob ich eine Augenbraue, bevor ich einen Blick auf die Wunde warf. Das T-Shirt war ja vor wenigen Sekunden auf den Boden gewandert und somit lag die Stichverletzung und auch einige anderen Narben - die ich aber lediglich mit einem gedanklichen Seufzen 'kommentierte' - frei. Ich begutachtete die Wunde einen Augenblick, um abschätzen zu können, was ich an Sachen zum verarzten brauchte. Auf jeden Fall ein Verband und Schmerz- sowie Desinfektionsmittel, das war schon mal ganz klar. Während ich also im Köfferchen, den ich nebenbei mit einer Hand geöffnet hatte, zu allererst nach dem Desinfektionsmittel und ein paar von diesen seltsamen Wattetupfern, um mich damit dann vorzubeugen und mich der Wunde anzunehmen. Es hieß ja erstmal säubern. "Dann gäbe es für mich ja kaum bis gar nichts zutun", stellte ich fast ein wenig resigniert fest. "Und die Leute am anderen Ende der Stadt lassen sich so leicht überreden und sind an nichts größerem als Einbrüchen oder Überfällen beteiligt. Natürlich gab es da auch schon einige mit Stich oder Schussverletzungen, aber sowas ist ja schnell zusammen geflickt", murmelte ich weiter, während die Hand mit dem, von Desinfektionsmittel nassen Wattebausch um die Wunde herum arbeitete, um die Stoffpartikel vom Shirt und das Blut zu entfernen. Und ja, sowas wie das hier, was ich eben tat, war leicht zusammen zu flicken, aber es war ja auch nicht unbedingt nur die Verletzung gewesen, dich mich darauf gebracht hatte, ihm helfen zu wollen. Dachte er das wirklich? Nur wegen der Verletzung und weil ich ihm angeblich auf die nerven gehen wollte? Wohl eher weniger, also da kannte er mich schlecht, bis gar nicht - haha. Na ja, wie dem auch sei. Jedenfalls hatte ich nicht wirklich vor, meinen Stadtbezirk zu wechseln, bis ich auch von außen sichtbare Verbesserungen vorgenommen hatte. Das wären zwar ziemlich hohe Ziele, aber man durfte ja bekanntlich träumen und sowas. _
Keith Dann sollte sie sich eben nebenbei noch ehrenamtlich engagieren oder sowas.. bei einer Tafel Essen ausgeben oder was weiß ich, da würde sich ganz bestimmt noch irgendwas finden lassen, wenn sie denn unbedingt den lieben langen Tag damit verbringen wollte, irgendwem zu helfen. Apropos den ganzen Tag mit irgendwas verbringen - ich fragte mich gewissermaßen gerade doch, wie alt sie war. Ob sie noch zur Schule ging oder schon Arbeiten war? Wenn sie so viel Zeit damit verbrachte, irgendwem - heute eben mir - zu helfen, dann musste sie ja doch gewissermaßen eher locker eingebunden sein, was Schule oder Arbeit anging... denke ich jedenfalls. Sie würde wohl auf jeden Fall jünger sein als ich, das sah man ihr an. Aber gut, so gesehen war ich ja nun auch nicht mehr der Jüngste, haha. Zwar kein alter Knacker, aber durch meinen Lebensstil wirkte ich teilweise wohl schon ziemlich abgebrüht und verbraucht, um es mal plump auszudrücken. Ab und an konnte man mir den Schlafmangel auch deutlich ansehen, weil sich dann tiefe Augenringe unter meinen Augen bildeten, aber das war jetzt momentan Gott sei Dank nicht der Fall. Am Ende würde sie mich noch überreden wollen, hier eine Nacht in einem vernünftigen Bett zu schlafen, damit ich mal wieder richtig zur Ruhe kam... würde ich ihr auf jeden Fall zutrauen. "Wenns so schnell zusammen geflickt ist, hätte du mich den Kratzer hier auch selbst verarzten lassen können." meinte ich und sah sie prüfend an. "Der Typ mit dem Messerstich im Bauch hätte deine Hilfe sicherlich mehr gebraucht als ich." Aber wie dem auch sei - ich sah nicht zur Wunde runter, als sie anfing, sie zu säubern. Es ließ sich nicht gänzlich vermeiden, dass ich ab und an das Gesicht verzog. Es war eben doch nochmal was anderes, wenn jemand an der Wunde selbst oder in unmittelbarer Nähe davon rum tatschte, als wenn man sie nur mit sich herum tragen musste. Aber das würde ich hier jetzt noch eben durchstehen, damit ich anschließend die Biege machen konnte und sie mich in Ruhe ließ. Das war ja im Grunde genommen mein einziges Ziel gewesen, dass sie mir eben nicht noch weiter auf die Nerven ging.
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Ciel Fing er schon wieder dabei an. Das war alles, aber kein einfacher Kratzer. Der sollte es bloß nicht wagen, mir aus meinen Worten einen Strick drehen zu wollen, das konnte er nämlich getrost vergessen, das das klappen würde! Ich hatte lediglich gesagt, dass es leicht zu verarzten sei, nicht, dass es harmlos oder dergleichen war. Sollte er mal besser zuhören oder den Unterschied zwischen harmlos und leicht lernen. Da lagen teilweise nämlich ganze Welten zwischen! Aber gut. Ich schüttelte nur schwach den Kopf, als er auch schon weiter sprach. Ja, mit Sicherheit, aber erstens, war ich wählerisch, was meine Patienten anging und zweitens, würde schon irgendjemand einen Krankenwagen gerufen haben und es waren mehr als genug Leute da gewesen, die erste Hilfe leisten konnten. Keith hingegen war einfach gegangen, er käme ja auch so klar, wenn man seinen Worten Glauben schenken durfte. Tat ich nicht, soviel dazu. Jedenfalls beschloss ich in dem Moment, erst einmal den Mund zu halten, bis die Wunde so gut es eben ging vollständig gereinigt war, ehe ich mich wieder aufrecht hinsetzte, im Köfferchen rumkramte und über eine Antwort nachdachte. Erst mal Salbe, dann das kleine Kissen aus Waffe drauf und dann der Verband drum, dann konnte er gehen.. wenn er wollte. Vorerst. So, nun aber. "So große Wunden kann ich nicht verarzten, außerdem wird sicherlich irgendjemand einen Krankenwagen gerufen haben", sprach ich meine Gedanken aus und schnitt gerade mit der Schere am Verband herum, um diesen zu kürzen. Sonst würde ich vermutlich morgen noch hier sitzen und seine Wunde verbinden. Das Stück, was ich kurz darauf in den Händen hielt, reichte schon vollkommen aus. Flux legte ich bereits erwähntes Kissen auf die Wunde, drückte leicht, damit es vorerst von selbst hielt um mich dann wieder vorzubeugen und den Verband zu binden, damit es dann endgültig hielt. "Wenn ich fertig bin, warte noch kurz hier, ich hole dir was zu trinken und ein frisches Shirt", fügte ich einige Sekunden später hinzu, den Blick aber stetig auf meine Finger gerichtet.
Keith Jaja, Ausreden hier... konnte sie bestimmt, zumindest eben erste Hilfe. Dass sie keine chirurgischen Eingriffe machen konnte, was die beschädigten Organe anging - welche auch immer ich da vorhin getroffen hatte, war mir ehrlich gesagt auch völlig schnuppe gewesen -, war mir selber auch klar gewesen. Aber allein die Blutung ein klein wenig zu lindern hätte eventuell über Leben und Tod entscheiden können. Wobei es mir persönlich ja egal war, ob der Typ da nun abkratzte oder eben nicht, es ging gerade nur darum, dass ich Ciel ganz deutlich klar hatte machen wollen, dass ich sie nunmal nicht brauchte und sie mir doch bitte einfach meine Ruhe lassen sollte. Die brauchte ich jetzt erst recht, wo ich diese blöde Schnittwunde hatte. Schließlich schränkte mich das schon ziemlich ein und ich würde wohl auch keine Kämpfe machen... die nächsten ein oder zwei Tage nicht. Danach würde ich mir wohl einfach Schmerzmittel ohne Ende einschmeißen und dann wie gewohnt meine Straßenkämpfe machen. Würde ich zu lange pausieren kamen nur blöde Gerüchte auf und mich gegen die auch noch verteidigen zu müssen... ne, hatte ich einfach keinen Bock drauf. Ciel drückte dann einmal auf die Wunde und dafür hätte ich beinahe reflexartig ausgeholt und ihr einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst. Alles und Jeder, was mir Schmerzen zufügte, musste einfach dafür büßen... es wurde nur eine Ausnahme gemacht, weil Ciel ja eigentlich - wie oft genug erwähnt - nur helfen wollte. Sie machte dann auch recht sorgfältig den Verband zu Ende und dann sagte sie aber was, was mir so gar nicht passte. "Ich brauch weder was zu trinken, noch ein anderes Shirt... ich bräuchte ja nicht mal das hier." letzteres war auf ihre Verarztung bezogen. "Also mach das hier fertig und ich bin weg." stellte ich sie vor vollendete Tatsachen, hatte nicht vor, mich auch dieses Mal wieder weich klopfen zu lassen. Ja, mein Gott, dann war das Shirt eben in Blut getränkt... wäre nicht das erste Mal, dass ich so durch die Straßen lief. Blöd war nur, dass das Blut auch nicht mehr rausgehen würde und da ich ohnehin nicht viel hatte, wars jetzt auch noch ein Shirt weniger.
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Ciel "Weißt du, im Grunde genommen ist es mir scheißegal, was du willst", stellte ich ruhig, allerdings mit einem leicht bissigen Unterton und noch immer relativ freundlich fest. Kurz nachdem ich den Verband so befestigt hatte, dass er auch nicht mehr allzu sehr rutschte, lächelte ich ihn an, was wohl ein wenig verwirrend sein musste bei den Worten, die anschließend folgten. "Anstatt einfach dankbar dafür zu sein, dass dir auch nur einer in deinem armseligen Leben helfen will, tust du so, als wäre es der Weltuntergang schlechthin." Nachdem ich diesen Satz beendet hatte, stand ich auf, schüttelte von Neuem kurz den Kopf und trat dann auf die Tür zu. "Wenn du auch nur einen Gedanken daran verschwendest, jetzt die Biege zu machen, dann werde ich dich finden und dir gehörig in den Arsch treten. Wie ich das anstelle, weiß ich noch nicht, aber du kannst dich drauf verlassen!", waren meine letzten Worte gewesen, während ich geschmeidige Schritte in Richtung Tür getan hatte, die kurz darauf auch schon schwungvoll aufgezogen wurde. Mit beinahe übermäßig viel guter Laune, weil ich meinen Frust auf eine freundliche und verwirrende Art und Weise freien Lauf gelassen hatte, steuerte ich erst einmal das Zimmer meines Bruders an. Ich bezweifelte nämlich stark, dass er in Blusen oder generell Frauenklamotten reinpassen würde, also musste ich eben meinen großen Bruder davon überzeugen, mal eins locker zu machen. War ja nicht so, als würden wir uns keine neuen leisten können, mal abgesehen davon, dass der gute Herr schon fein arbeiten ging. Anders als ich. Ich vertrödelte den lieben langen Tag damit, verkorkste und ziemlich labile Typen von der Straße zu verarzten, gab mir Tag ein Tag aus das selbe Geplänkel. Irgendwo sollte ich wohl besser mal über meine eigenen Worte nachdenken, anstatt sie einfach nur geistig hell irgendwem anders an den Kopf zu werfen, aber wie auch immer. Es dauerte gar nicht allzu lange, bis mein werter Herr von Bruder dann seine Tore öffnete und mich aus nachdenklichen und zeitgleich musternden und interessierten Augen ansah. "Ich brauche ein Shirt von dir", brachte ich es gleich auf den Punkt, verzichtete auf die freundliche Art des Nachfragens. Er war Familie, er müsste wissen, wie ich es meinte, was ich wollte und er sollte sich nicht so anstellen.
Keith Warte... was? Hatte sie da gerade eben wirklich armselig gesagt? Mein Leben war vieles, aber nicht armselig... meiner Meinung nach zumindest. Sie war wohl nicht die Einzige, die meine Lebensweise als nicht grade ruhmreich bezeichnete, aber ich lebte nunmal einfach gerne so. Ich brauchte das. Das Adrenalin, den Kick bei de Straßenkämpfen. Klar konnte man sich auch anders Adrenalinstöße verpassen, aber es ging bei solchen Kämpfen nunmal nicht selten um Leben und Tod und genau das war es wohl, was mich so magisch anzog. War wie meine ganze persönliche Droge, von der ich inzwischen abhängig war, nach der ich schon süchtig war. So schnell würde ich davon also ganz sicher nicht ablassen und mich weiter auf diese Art über die Runden bringen. Um aber mal auf ihre Worte zurück zu kommen - nein, ich war eigentlich kein Stück dankbar. Sicherlich alles andere als höflich, aber in meinen Augen pfuschte sie mir einfach nur auf nervige Weise in mein Leben und mein Vorhaben hinein. Klar, ich hatte in den Jahren schon Erfahrung darin gesammelt, mich selber zu verarzten, aber sie hatte das wohl dennoch besser hinbekommen, als ich es getan hätte... war aber nicht Grund genug für mich, ihr dankbar zu sein. Sie mischte sich in mein Leben ein und das konnte ich verflixt nochmal einfach nicht ab. Das könnte unter anderem der Grund dafür sein, dass ich nicht mehr wirklich sowas wie Freunde hatte... aber hey, wer brauchte sowas schon? Ich kam auch gut ohne klar, bisher jedenfalls. Als sie aus dem Zimmer war, machte ich Anstalten vom Bett aufzustehn. Ich hatte nicht vor, mir von ihr irgendwas sagen oder gar vorschreiben zu lassen. Sollte sie doch kommen, ich würde gewappnet sein. So stand ich jetzt dann wieder auf den Beinen und durfte erstmal bemerken, wie mir schlecht wurde. War mir bisher auch nur selten passiert, dass mir vom Blutverlust übel wurde... vor allem, weil ich doch schon deutlich Schlimmeres einkassiert hatte. Aber schien so, als wollte mein Körper heute partout nicht so wie ich und mein doch ziemlich stark angeknackster Kreislauf sorgte dafür, dass ich unbeholfen wieder zurück aufs Bett sackte. Ich hätte wahrscheinlich mal was essen sollen... aber wenn ich keinen Hunger hatte, dann aß ich nunmal auch nicht. Gab einfach so Tage, wo kein Appetit vorhanden war und heute war so einer gewesen. Ein paar Schlucke Wasser hatte ich zu mir genommen, bevor ich zum Kampf aufgebrochen war, aber mehr auch nicht. Mit vollem Magen kämpfte es sich nunmal nicht gut... aber jetzt wurde mir das alles ziemlich zum Verhängnis, wo ich doch eigentlich endlich hier weg wollte. Mit einem genervten Seufzen ließ ich mich nach hinten auf die Matratze sinken, schloss einen Moment lang die Augen, weil sich alles ein klein wenig drehte. Ach, zum Teufel... ich kam hier nicht weg - zumindest nicht allein -, bis ich nicht wieder halbwegs bei Kräften war. Sonst würde ich am Ende noch vor ein Auto 'laufen' und deshalb verrecken... ne, das wollte ich nun wirklich nicht.
Sometimes I don't wanna be better. Sometimes I can't be put back together. Sometimes I find it hard to believe there's someone else who could be just as messed up as me. - Skillet ♥
Ciel Auf den ersten Blick schien es, als würde er hier wieder mit mir diskutieren wollen, allerdings ermahnte ich ihn mit einem garstigen Blick und das einzige, was nun noch zu hören gewesen war, war ein leises Seufzen seinerseits. Dennoch wandte er sich einen Moment später um, ging auf seinen Schrank zu. Ich folgte ihm und warf schließlich einen Blick auf meine Schwester, die mit großen Augen vor dem Fernseher saß. Ja ja, so leicht konnte man die Kleine beschäftigen, wie schön es doch wäre, noch mal so klein zu sein. So sorglos durchs Leben zu stolpern. Konnte man ja in meinem Alter komplett knicken, wenn man nicht richtig auf die Fresse fallen wollte und das wollte ich ja nicht, hatte ich ja gerade eben noch gesagt, als mein Bruder - Eleon hieß der Gute - der Meinung gewesen war, dass ich so leicht abrutschen würde. Na ja, aber gut, war ja jetzt auch egal, ich konnte ihn ja, wie ebenfalls schon erwähnt, ja irgendwie verstehen. Dauerte dann auch gar nicht lange, bis ich ein sauberes, unbedrucktes, also sehr schlichtes, Shirt in den Händen hielt. Sogar schwarz. Da würde man künftige Blutflecken nicht so schnell drauf erkennen, haha. Als Danke schenkte ich ihm nur ein schwaches Nicken, ehe ich mich auch schon wieder umdrehte, den Weg in die Küche einschlug. Das T-Shirt hatte ich jetzt schon mal, fehlte nur noch etwas Wasser, welches schön gekühlt aus dem Kühlschrank kam. Keine zehn Minuten später stand ich auch schon wieder im Türrahmen zu meinem Zimmer, beäugte Keith ein klein wenig misstrauisch. Er war also nicht abgehauen? Da hatten meine Worte ja doch einmal Wunder gewirkt, war ja nicht zu fassen! Gut, vielleicht konnte er sich auch einfach nicht bewegen, aber ließen wir die Sache doch einfach mal außen vor. Er war eben noch hier und das war gut so, ich sollte mich lieber freuen, als so eine Fresse zu ziehen. Genau. "Und wieder da", kündigte ich mich an, setzte wieder das schwache Lächeln auf, als ich auf das Bett zuging. Wasserflasche und Shirt legte ich neben ihm ab, um kurz darauf zu ihm herunter zu sehen. "So viel zum Thema, dir geht es gut, hm?" Tadelnd schüttelte ich den Kopf. Dass es ihm gut ging, konnte er seiner Oma erzählen oder sonst wem, der einen so ein Scheiß abkaufte, mir jedenfalls nicht.
Keith Die Minuten, in denen Ciel nicht da war, verbrachte ich - was blieb mir auch anderes übrig - einfach damit, gedanklich vor mich hin zu philosophieren. Ich machte mir Gedanken über Gott und die Welt, aber noch immer überwiegend eben über die junge Blondine, die sich hier so passioniert ins Zeug legte, um auch ja dafür zu sorgen, dass es mir - den Umständen entsprechend - halbwegs gut ging. Genervt ließ ich die Augen einfach geschlossen, bis ich sie wieder kommen hörte. Ich überlegte kurz, mich schnell aufzurichten, damit ich eben einfach nicht so schwach wirkte. Ich mochte es nicht, wenn ich wohl oder übel Schwäche zeigen musste... war einfach ein Zeichen dafür, dass ich nunmal auch nicht aus Stein war und genau das wollte ich aber. Einfach, dass mir niemand ansah, wenn ich mal einknickte und nicht der eisenharte Kerl war. Zwar sah man mir jetzt sicherlich an, dass es mir nicht erste Sahne ging, weshalb ich mich ja wenigstens wieder aufrichten wollte, aber das ließ ich dann doch recht schnell wieder bleiben. Schon die kurze Anspannung im Oberkörper verursachte sehr unangenehme Schmerzen und deshalb wurde mein Versuch, wenigstens nicht ganz so verwundbar wirken zu wollen, dadurch schon im Keim erstickt. So blieb ich ja doch auf der Matratze liegen und sah nur flüchtig zu ihr hin, als sie wieder in den Raum kam. Ihre folgende Bemerkung hätte sie sich auch echt sparen und sonst wohin stecken können. Brauchte ich nicht, wollte ich nicht hören. "Es geht mir auch gar nicht so schlecht... ich hab schätzungsweise einfach nicht genug gegessen." räumte ich also missmutig vor mich hin grummelnd ein, warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Dann versuchte ich ja doch, mich langsam aufzurichten... sehr langsam und auch recht vorsichtig. Schmerzte jetzt doch mehr, als mir recht war. Vorhin war der Schmerz durch das Adrenalin ziemlich unterdrückt gewesen, aber letzteres war inzwischen wohl gänzlich verflogen und so spürte ich das Brennen und Ziehen an der Seite doch sehr viel deutlicher. Dennoch richtete ich mich dann wieder zum Sitzen auf - wenn auch leider mit missglückt neutraler Miene - und griff nach der Wasserflasche. Wenn sie schon Dienstmädchen spielte, konnte man ja wenigstens auch Gebrauch davon machen. So schraubte ich die Flasche auf und trank erstmal ein bisschen was.
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Ciel Ja ja, es ging ihm ja gar nicht so schlecht, er sah auch nur ziemlich blass aus und wirkte ein wenig geschwächt, aber ja, er war ja Top fit, konnte einen Marathon laufen, wenn es denn sein musste. Hmhm, schon klar. Seufz. Manchmal fragte ich mich, in welch einer Dummheits-Liga von eins bis RTL manche Leute spielten. Hielt er mich echt für so dämlich, dass ich nicht sah, wie schlecht es ihm eigentlich ging? Ich sollte mich ja irgendwo beleidigt fühlen, aber nein, stattdessen saß ich einfach nur schweigend neben ihm, beobachtete ihn dabei, wie er brav das Wasser schlürfte und hoffte einfach darauf, dass der Blutverlust so schnell wie es nur ging wieder aufgehoben war. Da sprach er allerdings noch weiter.. Er habe schätzungsweise nicht genug gegessen. Okay. Liebend gerne hätte ich ihm ja jetzt irgendwo Vorwürfe gemacht, aber mir war wirklich bewusst, dass es wohl alles andere als leicht war, an Essen zu kommen, wenn man schlicht und ergreifend einfach nichts hatte, wobei Keith ja gesagt hatte, dass er nach Hause gehen würde. Schlussfolgernd müsste er also eine Wohnung haben? Oder lebte er unter der Brücke? Bei einer Familie? Hm, nein, letzteres schied wohl schon mal aus - meiner Meinung nach. Zwar war da etwas in Richtung es hat dich nicht zu interessieren gekommen, aber alleine das verriet mir schon genug. Ja, doch. Ach na ja, wie auch immer. War ja auch egal. Ich machte mir schon wieder zu viele unnötige Gedanken, genau so sah das nämlich aus. Ich versuchte mir hier wieder Sachen zurecht zu biegen, nur um ein paar gute Argumente zu haben, um ihn hierbehalten zu können, was wohl aber nicht ewig klappen würde. Jedoch für den Moment war mir erneut eine Ausrede eingefallen. Wenn er noch nichts gegessen hatte, war er bestimmt hungrig und auch, wenn mir Kochen nicht besonders lag, bekam ich ein paar einfache Gerichte sicher hin und zur Not fragte ich eben Eleon. Zu zweit würden wir das meistern können. Gut. Stand der Plan also schon mal. "Wenn du noch nichts, beziehungsweise wenig gegessen hast, solltest du das nachholen", stellte ich nachdenklich fest und sah ihn auch genau so nachdenklich an. Den Kopf ein klein wenig schief gelegt, den Blick stets auf ihn gerichtet. "Ich bin zwar keine sonderlich gute Köchin, aber ich denke, ich würde da schon etwas hinbekommen", äußerste ich meine Gedanken erneut und folgen tat ein schwaches Schulterzucken. War einfach so eine doofe Macke von mir, Dinge, die mir durch den Kopf gingen, dann auch mal zur Sprache zu bringen und wenn es auf einer einseitigen Konversation beruhte, war es mir eigentlich ziemlich egal, nur ich fühlte mich schlichtweg unwohl, wenn ich sowas vor demjenigen verbarg, den es auch nur so halbwegs betraf.
Keith ...ich musste ziemlich bescheuert sein, ihr noch einen weiteren Grund zu geben, mich hier zu behalten und mir helfen zu lassen. Aber gut, man sagte ja, dass man hinterher immer schlauer war und das schien auch jetzt der Fall zu sein. Wie hatte ich auch erwarten können, dass sie mich jetzt noch ein paar Minuten hier so liegen ließ und einfach abwartete, bis ich wieder auf den Beinen war, anstatt mir jetzt auch noch was zu Essen andrehen zu wollen. Nicht, als hätte ich keinen Hunger - weiß Gott den hatte ich, sowas von! -, aber ich wollte ihr diese Genugtuung wirklich nicht geben. Ich hatte gesagt, dass ich ihre Hilfe nicht brauchte und so war es auch jetzt, ich war auf diese Mahlzeit hier nicht angewiesen und würde mir sicherlich auch wieder auf eigene Faust etwas zu essen besorgen können. Der Kühlschrank Zuhause war wie so oft nämlich schätzungsweise leer, wenn ich mich recht erinnerte... war die letzten beiden Tage unterwegs und nicht in der kleinen Einzimmmerwohnung gewesen. Viel Platz hatte ich da nunmal wirklich nicht und deshalb bekam ich immer wieder solche... Phasen, in denen ich da einfach mal raus musste und mich über ein paar Nächte hinweg woanders herum trieb. Meist schlief ich dann auch nicht allzu viel, weil die Gefahr überfallen und/oder ausgeraubt zu werden in den Vierteln, in denen ich mich aufhielt, eben doch schon sehr hoch waren, aber für die letzte Nacht hatte ich ein 'nettes Plätzchen' in einer alten Lagerhalle gefunden... ich hatte mehr als 9 Stunden geschlafen, was vollkommen ausreichen sollte. Tat es auch, müde war ich ja nicht. Nur eben erschöpft und... hungrig. Der Durst war ja gerade eben schon gestillt worden. "Ich hab nicht wirklich eine Wahl, oder?" fragte ich mit reichlich Sarkasmus in der Stimme und seufzte leicht, schraubte gleichzeitig die Wasserflasche wieder zu und ließ diese dann wieder aufs Bett sinken, bevor mein Blick zu Ciel wanderte. Mir blieb wohl nicht wirklich was anderes übrig, als mir von ihr was zu Essen auftischen zu lassen, mit 'weglaufen' war ja nicht. Blieb zu hoffen übrig, dass ihre Kochkünste an ihre Beschreibung davon ran kamen oder besser waren. Wobei... eigentlich konnte das Essen nur besser sein als der Großteil an Nahrung, den ich sonst so zu mir nahm.
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Ciel Sehr schön, er schien, als hätte er sich zumindest so halbwegs mit seinem Schicksal abgefunden, was mich ja ein klein wenig zum Strahlen brachte. Nicht übermäßig viel, aber doch, man konnte sagen, dass ich zufrieden war. "Nein, hast du nicht", beantwortete ich seine Frage mit einem belustigten Augenverdreher, bevor ich mich von ihm abwandte und auch alsbald wieder auf beiden Beinen stand. "Bleib du einfach hier und ruh dich aus, ich werde zusehen, was ich zusammengewürfelt bekomme!", klärte ich ihn auf, setzte eine eher nachdenkliche Miene auf. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung, was wir überhaupt noch da hatten und ich wusste ebenso wenig, was ich überhaupt konnte. Klar, ich hatte damals zwangsläufig den Hauswirtschaftskurs besuchen müssen, aber viel gelernt hatte ich da nicht und meine Benotung war auch immer vier gewesen, warum auch immer. Entweder war das Essen zu salzig, nicht nach Rezept gekocht oder schlicht und ergreifend scheußlich gewesen... Na ja, würde schon schiefgehen, da war ich mir sicher. Seit damals hatte ich immerhin mal ein wenig öfter gekocht, wenn auch mit meinem Bruder und meiner kleinen Schwester zusammen, aber.. Ich würde wohl einen einfachen Salat mit Putenbruststreifen hinkriegen, insofern wir die benötigten Zutaten dafür hatten. Genau! Ha, wenigsten der Plan stand schon mal. Musste nur noch in die Tat umgesetzt werden. War dann auch keine fünf Minuten später der Fall, weil ich relativ hurtig in die Küche geflitzt war. Zwar hatten wir nicht sonderlich viel für den Salat, aber eben das nötigste. Würde schon ausreichen. Wovor ich mich ja dann aber doch ein wenig gruselte, war die Salatsoße und die Putenstreifen. Dazu brauchte ich Öl und Gewürze und Gewürze... war nicht gut bei mir, ehrlich nicht. Aber bevor ich mir dessen wirklich bewusst geworden war, hatte ich schon einiges geschnitten und in eine Schüssel getan, sowie die Pfanne auf den Herz gestellt. Ich kam also wohl nicht mehr drum herum und griff somit zögerlich in unser Gewürzregal. Aufgeräumt wie immer und dennoch wusste ich nicht, was wo stand, wie dieses Gewürz hieß oder wie es schmeckte. Es war also eine ziemliche Zumutung, was ich Keith da auftischen würde, aber gut, ich musste es ja nicht essen... haha.
Keith Ja, ich hatte wohl schon so eine Art von Antwort erwartet, was anderes hatte ja gar nicht kommen können. Wäre dann zumindest mehr als nur ein bisschen merkwürdig gewesen. Mir gefiel zwar das Augenverdrehen irgendwie nicht so ganz, weil ich das beinahe immer als eine Art von zu wenig Respekt einstufte, aber gerade war mir das wohl relativ egal, jedenfalls im Vergleich zu sonst. Wenn mir ein Typ mit einem Augenverdrehen ankam, dann folgte darauf meist ein 'Suchst du Streit?' und zack flossen auch schon Blut und Schweiß. Naja,mit körperlicher Gewalt würde ich wohl heute nichts mehr am Hut haben und so machte ich mir da jetzt nicht weiter Gedanken drüber, sondern nickte bloß stumm, wenn wohl auch nicht sonderlich zufrieden wirkend. Mir blieb ja nichts anderes übrig, als es jetzt so hinzunehmen und so trank ich nur noch einmal kurz, nachdem sie aus dem Raum verschwunden war, bevor ich mich wieder nach hinten sinken ließ. Liegen war auf jeden Fall weniger anstrengend als sitzen und sie würde sicherlich ein paar Minuten brauchen, weshalb ich mich so schnell auch nicht mehr aufrichten müssen würde. Ich ließ - mehr oder weniger, so gut wie es eben in meiner jetzigen Position ging - den Blick ein wenig durch den Raum schweifen. Es gab durchaus die eine oder andere Sache, die ich gerne mitgehen lassen würde. Da ich aber außer meinen Hosentaschen jetzt auch nichts hatte, wo ich die Sachen hätte verschwinden lassen können, kam mir das doch ziemlich unklug vor. Ciel war vielleicht nervig, aber dumm schien sie nicht. So wie sie den einen oder anderen Satz formuliert hatte, war ich ja auch nicht der erste Kerl 'meiner Sorte', den sie hier mit nach Hause nahm und so würde sie wohl erst recht prüfen, ob ich irgendwas mitgehen lassen wollte. Es wäre zumindest sehr naiv zu glauben, dass ich daran keine Gedanken verschwendete.
I miss the misery, miss the bad things, the way you hate me. I miss the screaming and the way that you blame me. --- Halestorm - I miss the Misery ---
Ciel Es dauerte dann auch gar nicht mehr so lange, bis ich das Fleisch angebraten und die Salatsoße aus irgendwelchen Gewürzen, Essig und Öl zusammen gemischt hatte. Anschließend war lediglich das Fleisch noch drunter gemischt worden und ich schob die Gabel an der Seite unter den Salat. Nachdem ich noch mal überprüft hatte, ob der Herd auch wirklich aus war - man konnte es ja mal vergessen, hüstelchen - begab ich mich langsam wieder auf den Weg nach oben, bemerkte dabei von Neuem die Bluttropfen auf dem Fußboden. Ach ja, stimmt ja.. die gingen ja nicht mal eben so von selbst weg. Seufz. Wäre aber auch zu schön gewesen, musste ich das dann auch noch machen, bevor es dann gar nicht mehr weg ging. Dann. Nachher also... würde ich schon noch früh genug tun, jetzt wollte ich aber erst einmal das Essen hochbringen, bevor ich irgendwas anderes tat. Geschah dann auch so, wie ich es mir vorstellte und wenig später schwang die Tür meines Zimmers dann auch elegant wieder auf, ohne direkt gegen die Wand zu schmettern. "Ich will nicht sagen, dass es scheußlich schmeckt, ich hab's nicht probiert, aber.. pass besser auf", murmelte ich ein klein wenig rot geworden. Genau, Hauptsache die übelsten Straftäter bemuttern, aber nicht einmal kochen können, das waren doch die richtigen, haha, aber ich konnte nun mal nicht alles, wäre ja irgendwo echt zu schön. Aber nein.. meine fachspezifischen Kenntnisse lagen eher in der Medizin und der Psychologie, insoweit ich mich selbst beurteilen konnte zumindest. Aber es gab bestimmt auch noch andere Leute, die das genau so sahen, wie ich. Zwar brauchte ich dafür jetzt nicht unbedingt Bestätigung, aber war doch immer schön zu wissen, wenn es Leute gab, die einem für seine Talente dankbar waren. Ich zumindest kannte niemanden, den es nicht freuen würde, so etwas zu hören... Mit einem leisen Seufzen ging ich wieder auf mein Bett zu. Schien ihm ja augenscheinlich ganz gut zu gefallen. Ich stellte die Schüssel auf meinem Nachttisch ab, ließ mich dann wieder am Fußende aufs Bett fallen. "Willst du mir - wenn du sonst keine Fragen meinerseits beantwortest - wenigstens verraten, wie du heißt?", fragte ich im Nachhinein und legte wieder einmal den Kopf schief. Wenigstens mit Vornamen wollte ich ihn ansprechen können.
Keith Gerade als ich anfing mich richtig an die angenehme Stille und den Raum hier zu gewöhnen, kam die junge Frau dann auch schon wieder zurück. Hätte ruhig noch ein wenig länger wegbleiben können, die paar hungrigen Minuten mehr oder weniger machten den Kohl nun wirklich nicht fett. Und ich hätte sie einfach noch ein wenig länger los gehabt... es war nur eine Frage der Zeit, bis eben wieder irgendwelche Sätze und Fragen zu mir oder meinem Leben kamen. Nichts davon wollte ich hören... wenn sie vor hatte, mich zu 'bekehren', dann musste sie sich definitiv auch mehr einfallen lassen, als nur ein bisschen mit mir zu reden. Worte prallten meistens einfach von mir ab und sie interessierten mich schlicht un ergreifend nicht, drangen gar nicht erst bis zu mir durch, sondern machten schon wieder die Fliege, bevor sie überhaupt hätten Wirkung zeigen können. Nunja, jedenfalls schien sie der Ansicht zu sein, dass bei dem Salat, den sie mir hier auftischen wollte, durchaus ein wenig Vorsicht beim ersten Bissen angebracht war. Hmhm. Naja, ich war wie gesagt was Essen anging nicht sonderlich empfindlich, hatte mir nach einer Notlösung schon ein oder zwei Mal eine Lebensmittelvergiftung eingehandelt. Sollte also kein Problem sein, es runterzukriegen, nur drinnen bleiben musste es dann anschließend auch. Ich zuckte bloß ein klein wenig die Schultern, inzwischen mit an die Decke gerichtetem Blick. "Ich werd' schon nicht dran verrecken." murmelte ich nur ironisch vor mich hin, wieder mehr an mich selbst als an Ciel gerichtet. Erst, als sie mir dann eine Frage stellte, wanderten meine Augen wieder zu ihren, um sie direkt anzusehen. Sie hatte Recht, ich würde ihr keine Fragen beantworten.. nur mit meinem Vornamen allein konnte sie doch auch nicht allzu viel anfangen, oder? Würde einige Typen hier in der Stadt geben, die den selben trugen. Mein Nachname war für sie aber ebenso tabu wie alles andere aus meinem Leben. "Keith." gab ich ihr nach einigen Sekunden knapp zur Antwort, als ich mich wieder langsam aufsetzte. Ich erwartete von ihr gar nicht, dass sie sich ebenfalls vorstellte. Normale Menschen würden das als höflich oder gar selbstverständlich ansehen, mir ging es aber einfach am Allerwertesten vorbei, interessierte mich nicht. Ich ging ja ohnehin davon aus, dass wir nach dem heutigen Tag nichts mehr miteinander zu tun haben würden. So sah ich sie nur noch einen kurzen Augenblick an, bevor ich mich leicht Richtung Nachttisch beugte - nicht ohne Schmerzen, versteht sich -, um mir die Schüssel zu angeln. Ich wartete nicht auf eine Erlaubnis oder sonst irgendwas, sondern fing einfach an zu Essen. Doch, war definitiv genießbar und so nickte ich kaum merklich mir selbst zu. Ich weiß ja, dass schnell essen ungesund war... aber ich hatte inzwischen einfach einen mords Hunger und außerdem leeren Magen, weshalb ich das Essen doch recht gierig in mich hinein schlang.
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